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Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten

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Hallo, bin seit heute neu hier im Forum und hoffe, dass ihr bzw. ich selbst einiges in diesem Forum beitragen kann.

Meine Frage lautet wie folgt:

Wie geht ihr mit den hohen Spielverlusten um, wie verkraftet ihr es auf psychische Weise gesehen, wenn man weiß, dass man hohe Spielschulden :-[ hat? Es gibt keinen Morgen an dem ich aufwache, wo sich nicht der erste Gedanke um meine immensen Spielschulden dreht. Wie waren bzw. sind eure Erfahrungen, wenn ihr am nächsten Morgen nach dem Zocken aufwacht und realisiert, dass ihr wieder Mal euer ganzes Geld verspielt habt? Wie kann man diese Situation für sich selbst bagatellisieren, ohne das der ganze Tagesverlauf und unter anderem seine Mitmenschen darunter leiden müssen? Hat jemand von euch schon über private Insolvenz nachgedacht? (aus Verzweiflung  :'() Hattet ihr oft schon Monatsanfang keinen müden Cent mehr in der Tasche um Lebensmittel / Zigaretten, etc. zu kaufen? Mir ist das leider schon sehr oft passiert, trotz der Tatsache, dass ich schon ziemlich weit unten war und auch eine 10-wöchige Therapie bei mir nichts bewirkt hat. :'(

Wäre über eure Erfahrungen zu diesem Thema sehr dankbar!

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freitagessen

Re: Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten
« Antwort #1 am: 10 Dezember 2012, 17:00:15 »


hallo Robsn

da du schon eine therapie absolviert hast, bin ich mir ganz sicher das du deine fragen auch selber gut beantworten könntest !

FRAGE

kannst du mir helfen wenn ich alles verspielt habe....nachts nicht mehr schlafen kann....ein schlechtes gewissen habe...aber auch mit alle sonstigen folgen die das spielen hinterlassen hat ?  was meinst du wer mir helfen kann ? also mit sicherheit nicht die märchenfee...und mit sicherheit auch du nicht !
 
ich verate dir mal etwas 

DU bist das problem, aber DU bist auch die lösung............

PACK ES ENDLICH AN

Rainer (spielsüchtiger a.d.)

 


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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten
« Antwort #2 am: 10 Dezember 2012, 17:29:56 »
Hallo Robsn,
Willkommen in unserem Forum. Geldmanagement und der Umgang mit Schulden sind ganz zentrale Themen in der Therapie der Glücksspielsucht. Wer sich darum nicht ausreichend kümmert, läuft Gefahr rasch rückfällig zu werden. Sollte dies in deiner Therapie versäumt worden sein -wofür nach deinem Beitrag einiges spricht- würde ich an deiner Stelle ganz rasch zwei Termine machen. Einen bei einer Suchtberatungsstelke und einen bei einer Schuldnerberatungsstelle.
Alles Gute und liebe Grüße

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Olli

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Re: Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten
« Antwort #3 am: 10 Dezember 2012, 19:56:00 »
Hi Robsen!

Erst einmal herzlich willkommen!

Zitat
trotz der Tatsache, dass ich schon ziemlich weit unten war und auch eine 10-wöchige Therapie bei mir nichts bewirkt hat.

Deine Gedanken scheinen mir sehr auf vordergründige Ereignisse fokussiert zu sein.

Bei Dir hat die Therapie nichts bewirkt - dieser Satz steht im Passiv.
Meinst Du nicht, er sollte im Aktiv stehen?
"Ich habe die Therapie nicht angenommen"
"Ich konnte die Werkzeuge nicht nutzen, die ich dort erlernt habe"

Kommt dies nicht den Tatsachen um Meilen näher?

Wieso schreibst Du nichts über Dich? Damit wir Dich kennenlernen dürfen?

Deine Geldnöte sind mir vollauf verständlich.
Ich habe auch mehr als einmal mein gesamtes Gehalt am Monatsanfang verspielt.
Nun, ich wurde von meiner Familie aufgefangen - ein Segen und gleichzeitig ein Fluch.

Hast Du Familie? Hast Du noch Kontakt? Siehst Du eine Chance auf erneuten Kontakt?
Was bist du bereit dafür zu opfern?

Ich lese nichts davon, dass Du spielfrei werden möchtest.
Hast Du Dich in Dein Schicksal ergeben?

Du willst Deine Schulden abbauen - gut!
Doch das klappt nicht, wenn Du weiter spielst.
Wenn Du Dir einen Schuldenberater organisierst, wird der sehr schnell die Frage stellen, wo das Geld am Monatsanfang hingeht.
Du wirst ihm die Wahrheit sagen müssen.
Dadurch hat zunächst deine geplante Privatinsolvenz wenig Chancen auf Erfolg.
Wie willst Du die 7 Jahre weiterspielen, ohne neue Schulden machen zu müssen?

Dein Fokus MUSS auf Deiner Spielfreiheit liegen - alles Andere regelt sich (fast) von selbst.

Wer bist Du?
Was möchtest Du?
Was bist Du bereit zu tun um deine Ziele zu erreichen?

Was ist denn Dein Resumé aus der ersten Therapie?
Bist Du bereit eine Neue anzustreben?

Aus welchem Grund benutzt Du das Wort "zocken"?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten
« Antwort #4 am: 10 Dezember 2012, 20:40:00 »
Hallo ihr lieben!

Vielen Dank für eure Antworten!

Ich weiß nicht genau wo ich anfangen soll, mein Name ist Robert, komme aus der Steiermark und jedoch bin seit meinem 18.LJ Spieler. Nun werde ich 29 Jahre und es hat sich an der Situation nichts geändert. Ich habe eine tolle Ausbildung hinter mir und auch einen sehr angenehmen und guten Beruf, der es mir eigentlich ermöglichen müsste, sehr gut (auch finanziell) über die Runden zu kommen. Der Hauptgrund als ich zu Spielen begann war eigentlich eine Kombination aus Langeweile, Liebeskummer und Gier. Aufgrund eurer Reaktionen auf meine Anfrage möchte ich folgendes klarstellen:

Ich bin leider noch immer Spielsüchtig. Traurig aber wahr.
Ich habe die damalige Therapie vor 2 Jahren tatsächlich nicht so ernst genommen, war der Ansicht, dass 2 Monate ohne Glücksspiel ausreichen würden, um dieser Sucht zu entkommen. Ich konnte auch mit diesen Beschäftigungstherapien (zb Malen, Basteln, Töpfern, Körbe flechten, Musiktherapien) nichts anfangen. Ich konnte mich dafür nicht begeistern. Wollte damals schon die Therapien mehrmals abbrechen. Mein 2. Fehler war auch, dass ich für meine Finanzen nie selbst wirklich die Verantwortung übernommen habe. Ich bekam sehr viele Hilfestellungen von meiner Familie und Freunden und meiner damaligen Freundin, jedoch bemerkten diese sehr bald, dass mir diese Hilfestellungen in Form von Bargeld noch tiefer in die Scheiße getrieben haben. Ich habe mich einfach zu lange darauf verlassen, dass mir in letzter Sekunde noch jemand aus der Patsche hilft. Das Hauptproblem meiner Meinung nach ist zudem, dass ich mir sehr oft Sachen vornehme (zB nie mehr ein Wettcafe zu betreten), ich aber selbst so willensschwach bin, dass oft ein bis 2 Glas Bier ausreichend sind und ich diese positiven Vorsätze dann wieder breche - Mal davon abgesehen, dass das Thema Alkohol auch sehr zu meinem Spielproblem beiträgt. Habe mich in sämtlichen Spiellokalen sperren lassen, bis auf ein Lokal - dort wurde mir auf lächerliche Art und Weise von der Geschäftsführerin gesagt, sie können mich nicht sperren, da ich ein Erwachsener Mensch bin und ich für mich selbst verantwortlich bin und Sie nicht meine Mutter ist, die mir was vorschreibt.

Ich will aufhören zu spielen, unbedingt, sofort auf der Stelle, wenn dies so einfach wäre  - ich schaffe es auch immer wieder einige Tage, manchmal auch über Wochen hinweg,auch wenn es vorher nicht so rübergekommen ist. Aber immer wenn es wieder Geld gibt, kommt dieses Gefühl der Euphorie, der Allmächtigkeit über mich und ich begebe mich in das nächste Casino. In meinem Kopf sitzt der Spielteufel tief fest. Ich kann oft nicht einmal 100,- eingesteckt haben - sogleich mach ich mich schon auf den Weg in das nächste Lokal. Habe jedes Monat am 2. Tag kein Geld mehr, weil ich es nicht schaffe, mir mein Behebungslimit bei der Bank zu senken oder die Bankomatkarte abzugeben, weil ich mich dafür schämen würde. Zumindest habe ich mir schon angewöhnt, wenigstens das Geld für Strom und Miete auf dem Konto zu belassen. Ich bin ehrlich gesagt auch zu feig, dass ich zu meiner Hausbank gehe und denen sage, sie sollen mir pro Woche nur mehr einen bestimmten Geldbetrag auszahlen aus Angst, dass man mich dann in Zukunft wie ein kleines Kind bevormundet. Was auch noch mitspielt ist, dass ich in einer Branche arbeite, wo ich täglich mit sehr viel Geld zu tun habe - darum will ich meine Sucht anderen gegenüber (zumindest denen, welche ich aus meinem privaten und beruflichen Umfeld kenne)nichts über meine Sucht berichten, weil dies evt. auch meinen Beruf gefährden kann.Naja, Wenn ich dann kein Geld mehr habe, fange ich stets an mir von anderen Personen (meistens Spieler) Geld auszuborgen, danach traue ich mich Monatelang nicht mehr in dieses Spiellokal, weil ich demjenigen das Geld nicht mehr retourgeben kann. - Ich habe sogar schon Hypnosetherapien gemacht, Akupunktur, Autogenes Training, - auch eine kurzfristige Beziehung von 3 Monaten hielt mich von meiner Sucht nicht ab. Beratungsstellen habe ich auch unzählige aufgesucht. Ich war bei einer privaten Psychologin - nach jeder Sitzung hatte ich wieder den Drang zu spielen, einfach nur deswegen, weil wir über die Spielerei geredet haben, das hat ausgereicht um wieder rückfällig zu werden.

Bezüglich der Frage warum ich von "Zocken" spreche - ganz einfach, das sagt man bei uns Umgangssprachlich zu jenen Personen, die sprichwörtlich alles auf eine Karte setzen (zB) um sehr hohe Beträge spielen. Wollte niemanden damit provuzieren.


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Offline Olli

  • *****
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Re: Persönlicher Umgang mit den Spielschulden & Spielverlusten
« Antwort #5 am: 11 Dezember 2012, 07:21:51 »
Hi Robert!

Vielen vielen Dank für den Einblick in deine Gedanken.

Nein, es ging mir nicht um Provokation bei der Frage nach "zocken".
Es beschreibt ja tatsächlich das Spielen um Geld.
Es ging mir hier rein um Deinen persönlichen Bezug zu diesem Begriff.

Ich habe einen riesigen Bekanntenkreis - und bei einem Teil davon war es damals einfach "in" sich als Zocker zu betiteln.
Es gab mir das Gefühl von Zugehörigkeit - denn echte Freunde hatte ich damals nicht.
Später hat sich für mich das Wort ins Negative gewandelt.
Es beinhaltete Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und Resignation.
Ich wollte kein Zocker mehr sein - und konnte doch nicht anders.

Zitat
Ich bin leider noch immer Spielsüchtig. Traurig aber wahr.

Duuuuuu ... ich bin spielsüchtig ... es ist wahr ... es ist nicht traurig ... es ist eine Krankheit, der ich mich nicht zu schämen brauche ...
Wäre ich nicht spielsüchtig, dann hätte ich mich niemals auf die Suche gemacht um zu erforschen, wer ich bin.
Ich hätte nie in ein solches Forum geschaut und ich hätte niemals Deine Gedanken gelesen ... ;-)
Spielsüchtig zu sein ist ein Anfang ... der Beginn einer Reise ins Ich.

Da ich therapieunerfahren bin, bin ich irritiert ...
Die Beschäftigungstherapien haben Dir also nicht gefallen ... gut, kann ja durchaus vorkommen.
Aber hast Du dies in den Einzel- und Gruppengesprächen angesprochen?
Sie sollen Dir doch eine Anleitung liefern, wie du Dich mit dir selbst beschäftigen kannst.
Hast Du versucht, Dir ein Hobby zu suchen, welches Dir gefällt?
Oder hälst DU DICH generell nicht aus?

Also, seien wir mal ehrlich ... Du machst eine Therapie ... lernst dort Geldmanagement und ignorierst alles, indem Du Dir Hilfestellung in Form von Bargeld geben lässt?
Ganz schön clever, um die Suchtausübung aufrecht zu erhalten ... ;-)

Und wo wir gerade dabei sind ... der Alkohol ist eine wunderbare Ausrede - nicht wahr?

Nein, das ist er nicht, mein Freund.
Wenn Du ausgehst und "zu viel" Geld in der Tasche hast - dann hast Du noch gar keinen Alkohol getrunken.
Wenn Du die Karte dabei hast, beim Verlassen der Wohnung - dann hast Du 0,00000 Promille intus.

Nein, Robert - Du planst das Wetten. Wahrscheinlich oft schon weit weit voraus.

Aber genau da sehe ich bei dir den Ansatz, spielfrei zu werden.
Du hast ja schließlich schon einiges ausprobiert dafür.
Dich stört es zu spielen - es nervt Dich - es belastet Dich - und Du kannst nicht anders ...
Aber doch nur, weil Du "halbherzig" agierst.
Es ist der Unterschied zwischen dem Willen/Wunsch spielfrei zu werden und dem "aufrechten Willen".

Du musst/darfst anfangen, dir gegenüber "aufrecht" zu werden.

Jedem Spielen gehen tausende kleine Entscheidungen voraus, die Du triffst, um zu spielen.
Diese Entscheidungen KANNST DU mit Leichtigkeit beeinflussen!

Du musst/darfst anfangen, Deiner Familie gegenüber "aufrecht" zu werden.

Gehe zu ihnen - bitte um die Hilfe bei einem Geldmanagement.
Damit nimmst Du Dir viele der genannten Entscheidungen ab - die Fragen dazu tauchen erst gar nicht auf - der Suchtdruck taucht erst gar nicht auf.

Zitat
oder die Bankomatkarte abzugeben, weil ich mich dafür schämen würde

Betrachte es doch mal nicht von der negativen Seite.
D.h. doch, Du gibst zu, Dein Leben nicht meistern zu können.
Du siehst dies ein und du bist Dir nicht zu schade, dies zuzugeben.
Indem Du um Hilfe bittest, bist Du bereit, Deine Situation aktiv zu verändern.
Hey - das ist doch ein Grund stolz zu sein!

Du hast das Gefühl, dass Du mit 29 Jahren bemuttert wirst? Kontrolliert wie ein kleines Kind?
Falsch!
Du hast durch deine Sucht schlich den Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel verloren.
Über ein gemeinsames Geldmanagement wird Dir die Hilfe zuteil, dies neu zu erlernen!

Du wirst den Wert des Geldes wieder zu schätzen lernen - und auch dieses Mosaiksteinchen wird Dich vom Spielen abhalten können!

Zitat
Ich war bei einer privaten Psychologin - nach jeder Sitzung hatte ich wieder den Drang zu spielen, einfach nur deswegen, weil wir über die Spielerei geredet haben, das hat ausgereicht um wieder rückfällig zu werden.

Nein, das glaube ich Dir nicht. Für mich ist das ein typischer Selbstbetrug.
Deine Gedanken drehen sich immer wieder ums Spielen - wahrscheinlich mehrmals tagtäglich.
Das Spielen nimmt Deine Gedankenwelt ein - unabhängig von der Psychologin.

Weisst Du ... ich sehe immer nur Gründe UM zu spielen.
Gibt es für Dich auch Gründe NICHT mehr zu spielen? (außer der finanziellen Situation)

Hast Du schon mal eine Inventur des Inneren gemacht?


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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