Glücksspielsucht => Angehörige => Thema gestartet von: Mausilausi am 16 September 2023, 15:48:54

Titel: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 16 September 2023, 15:48:54
Hallo Leute,

ich bin sehr dankbar für diese Foren und immer wieder überrascht was für exzellente Beiträge man hier findet, so viele so gut geschriebene Einblicke ins Innenleben anderer, die man sonst niemals hätte erfahren können. Sich hier immer wieder in anderen Beiträgen wiederzufinden ist für mich die größte Hilfe.

Zu mir: Ich habe mich die letzten Wochen endlich mal wieder um meinen Körper und meinen Geist kümmern können, endlich mal wieder einfach Dinge sortiert die liegen geblieben sind und mal wieder Sachen aus Muse getan und Lust gehabt mich um Freundschaften zu kümmern. Kurz: ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem suchtkranken Partner getrennt. Neben dem riesigen Trennungsschmerz und großer Zukunftsangst ist aber buchstäblich in mir wieder das Leben aufgeblüht. Ich rieche wieder die Herbstluft, ich sehe wieder Dinge die um mich herum passieren. Kurzum, ich habe meinen taumelnden realitätsfernen Beziehungsrausch durch diese Trennung beendet. Und das ist der Teil über den ich gerne meine Gedanken mitteilen würde.

Es wurde ja schon zu Vielem Vieles geschrieben, aber was mir im Rahmen der Trennung so bewusst geworden ist, lässt sich am besten in einem Bild ausdrücken:

Der Suchkranke rennt in einer Abwärtsspirale seinem Suchtmittel hinterher und der Angehörige rennt in der selben Abwärtsspirale dem Suchtkranken hinterher.

Man ist als Angehöriger selbst süchtig geworden. Und dabei gleichen sich die Erkrankungen so sehr. Mindestens so schwierig und langwierig wie es für die Angehörigen ist sich zu lösen ist es auch für den Suchtkranken. Und ich muss mir eingestehen, auch ich habe die Realität in gleichem Maße verloren wie mein Partner. Wenn ich mir die Angstzustände ansehe, die mich täglich plagten, die Bauchschmerzen, das Unwohlsein, der andauernde Stress, der sich immer tiefer in mein Gesicht geschrieben hat müsste ich bei Lichte betrachtet ganz genau wissen, was zu tun ist. Weggehen. Aber so wie der Spieler dem verlorenen Geld noch mehr Geld hinterherwirft habe ich meiner Enttäuschung noch mehr Hoffnung hinterhergeworfen. Die Währung war schon lange ohne Deckung. Und auch ich habe ein verzerrtes Weltbild entwickelt. Meine Handlungen werden schon lange nicht mehr an dem orientiert, was ist sondern an dem, was ich mir gewünscht hätte, das doch eigentlich sein sollte und ich in meiner Verbitterung nach wie vor doch zumindest als Trostpflaster noch bekommen möchte. Nur wenn ich den Entzug selbst schaffe kann ich mir im Ansatz darüber klar werden, wie schwer das Unterfangen für meinen ehemaligen Partner sein wird. Und ich bin es ihm und mir selbst schuldig wieder in die Realität zurückzukehren.

Ich will noch kurz ein paar Worte darüber verlieren, was hier bei uns so abgegangen ist, wie ich die Situation vollkommen unterschätzt habe und welche Gedanken mir gerade dabei helfen zu gehen. Also mein Partner war in vielerlei Hinsicht süchtig. Am Anfang habe ich vor allem den Alkohol mitbekommen. Da habe ich dann irgendwie auch die Reißleine ziehen können (Alkoholgeruch macht mich so fertig, dass mir das leichter fiel) und er hat daraufhin nach einem zähen, ermüdenden und schädigenden Prozess in dem ich viel zu oft zur Projektionsfläche von Agressionen wurde mit dem Trinken aufgehört. Ich dachte, wow ein Erfolg auf voller Linie. Nur, dass die ganze Sucht nun ins Spielen verlegt wurde, von dem ich damals noch gar keine Ahnung hatte. Die Ausmaße sind einfach nur krass. Aber ich will mehr darüber erzählen wie das Leben dann aussah. Namentlich haben sich immer tageweise unterschiedliche Phasen bei ihm abgelöst. Was im Hintergrund gezockt wurde oder nicht habe ich irgendwann gar nicht mehr gewusst, weil ich meine Energie nicht länger in Überwachungstätigkeit stecken wollte. Aber was bei mir ankam war:

ein Wechsel aus Euphorie (die sich aber immer zu gut angefühlt hat, um wahr zu sein), dann wieder Gönntertum mir gegenüber (wohl meistens, wenn es grad gut lief, dann ist auch immer Geld zu mir geflossen, vielleicht auch aus schlechtem Gewissen, neben den vielen Einsätzen auch mir mal was zuzustecken, da war immer ein Geschmäckle dabei) danach gabs manchmal Phasen der Initiative, mal wieder was mit mir zu unternehmen (wir haben kaum schöne Dinge mit anderen Menschen gemacht, weil er wohl auch aufgrund seines Doppellebens massive Angstzustände hatte in Gesellschaft, unsere Unternehmungen waren aber auch immer an der aller untersten Aufwandsgrenze, mal Schwimmbad mal wandern, nie wirklich viel Energieeinsatz oder persönliche Einbringung..das kam immer von meiner Seite) und danach folgte die Distanzphase (mein Partner war abwesend auf Nachfragen wurde er aggressiv und unterstellte mir meine Nachfragen wären für sein Befinden verantwortlich) meistens kam dann irgendwann der Breakdown, weil aufgrund der Lügen schon noch kaum Nähe zwischen uns möglich war musste er irgendwann damit rausrücken, dass er wieder sein ganzes Gehalt verzockt hatte, dann kam meistens eine kurze Erleuchtungs- und Bekenntnisphase (Beteuerung, sich Hilfe zu suchen, Entschuldigung etc.) nach dieser Phase war dann kurz mal einfach alles normal...wow. Ruhe nach dem Sturm. Dann hat aber meist eine Agressive Phase eingesetzt. Wahrscheinlich wegen der ganzen negativen Gefühle, für die war ich dann verantwortlich, denn ohne mich könnte er sich ja einfach wohl fühlen in seiner Haut. Man hat sich dann wieder irgendwie arrangiert. Aber wegen der aus seiner Sicht berechtigten Verärgerung über mich hat er sich dann wieder ausbedungen spielen zu dürfen und der ganze Zirkus ging von vorne los. Insgesamt ein Wechselbad der Gefühle ohne sonder gleichen.

Jetzt nach der Trennung ist jeder Tag irgendwie ruhig und gleich wie ein klarer Gebirgssee.

Aber ich muss sagen das Verlangen/Craving kommt auch bei mir immer wieder. Wenn ich ein schönes Schmuckstück sehe, das mir von ihm geschenkt wurde oder schon allein und sehr oft beim Gedanken an die vielen schönen Ideen die wir hatten und von denen ich geträumt habe, dass wir sie umsetzen. Und auch einfach wegen der Charakterzüge, die ich an ihm mag. Die Kleinigkeiten. Aber unterm Strich habe ich mich mit Kleinigkeiten und einer riesigen Hoffnungs-illusionsblase in meinem Kopf in einem Teich aus Müll über Wasser gehalten. Und leider hat mein Hirn scheinbar keinen Unterschied gemacht zwischen den nicht realen schönen Vorstellungen und Hoffnungen und der hässlichen Realität. Sodass krankerweise alles wie ein Nullsummenspiel aussah obwohl es der letzte Raubbau an meinen Ressourcen war und ich eigentlich nur selten fröhlich war. Mit andern Leuten war ich viel fröhlicher...ich war ja auch nicht in ständigem Stress, dass eine unnormale Verhaltensänderung kommt, die Leute haben sich gleichbleibend verhalten. Ich hatte keinen ständigen Anpassungsdruck und Duldungsdruck (okay, was ist jetzt schon wieder passiert, wie kann ich mich jetzt verhalten, soll ich meine Meinung dazu sagen oder um des lieben Frieden willens einfach alles inakzeptable über mich ergehen lassen).

Daher versuche ich so wenig wie möglich in die Ambivalenz einzutauchen, zwischen dem was gut war und was schlecht war mit ihm. Denn diese Rechnung kriegt mein Kopf nie richtig hin. Ich habe nach 3 Jahren mit so viel Traurigkeit, Runterschlucken, Beleidigtwerden, Vergessenwerden und so vielen Powerplays, nach Jahren der Lügen in denen er sein Geld aber viel wichtiger auch seine ganze Lebensenergie (!) immer in eine Parallelwelt gesteckt hat an dem Tag, an dem er wieder nicht zum Blauen Kreuz gegangen ist beschlossen, dass ich nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Ich habe wirklich meine Hände vor ihm in die Luft gehoben und gesagt ich kann nicht mehr... ich gebe auf ich gehe den Weg nicht weiter. Und zwar ohne Bedingungen einfach nur für mich. Denn wenn er irgendwann ernsthaft gesund werden wollen würde und könnte würde ichs mitbekommen. Dann kann man an meiner Tür klingeln. Und ich würde nicht mehr die Verantwortung übernehmen müssen und ich würds gleich spüren, dass die Sache sauber ist. Denn wenn man ehrlich in sich reinhört spürt mans.

Und dieser Entschluss aufzuhören (aus dem Spiel auszusteigen, das es ja ist) ist für einen Angehörigen genauso hart wie für jeden anderen Junckie. Und man muss wirklich ertragen, dass man dann einen geliebten Menschen verliert und auch verliert geliebt zu werden (denn das tun die Süchtigen ja auch tatsächlich). Und dabei hilft mir als Fels in der Brandung nur dieses Blaue Kreuz vor mir zu sehen und zu sagen "ich will nicht mehr und ich kann auch nicht mehr". Es ist keine Frage von Liebe sondern eine Frage in welches Spiel ich mich investieren will und solange der andere krank ist geht die meiste eigene Energie ja gar nicht in Ihn sondern wird von seiner Sucht verschluckt, die wie ein Parasit an ihm dranhängt. Sobald ich in andere Überlegungen einsteige, von "ja vielleicht macht ers ja jetzt", "ja aber das war doch schön oder dieses so besonders" reißt es mich wieder rein. Wahrscheinlich wie jeden anderen Süchtigen, der über die positiven Seiten der Sucht oder den großen Gewinn nachdenkt. Und da schließt sich der Kreis, nur wenn mans dann selbst schafft zu gehen, kann man abschätzen, durch welche Mauer der Suchtkranke da eigentlich rennen muss wenn er loskommen will. Und das alles habe ich die ganze Zeit total unterschätzt.

Was ich noch erwähnen wollte. Ich selbst war auch oft bei CoDA und habe viele Bücher gelesen... "Women who love to much", "Verstrickt in die Probleme anderer" und "Sex and Love addicts anonoymous". Richtig gut fand ich auch : anne wilson schaef "im zeitalter der sucht" und alle anderen Bücher der Autorin. Es tut echt weh da rauszukommen. Weil man leider nicht weiterkommt mit Schuldzuweisungen und solchen Dingen sondern leider  sich dem ganzen Schicksalhaften am Leben einfach stellen muss und auch der eigenen Geschichte, wie man da hinkam wo man jetzt steht, und ob man sich eigentlich selbst genug liebt oder immer andere braucht und und und....

Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...bei mir war die Trennung dann nichts so extremes mehr weil ich auch stückweise mein Interesse am Partner verloren habe. In dem Bild von oben gedacht: ich bin nicht mehr so wild hinter ihm her gerannt, sondern einfach mal langsam gelaufen...er ist dann mehr und mehr aus meinem Blickfeld rausgerannt. Und ich hab mehr drüber nachdenken können, ob ich die Spirale nicht lieber wieder rauflaufen mag, zum Tageslicht.

Naja ich wünsch Euch und mir weiterhin viel Glück.

Danke Euch
Titel: Re: Meine Erkenntnisse aus Trennung vom Spieler
Beitrag von: Roy1234 am 16 September 2023, 16:20:27
Hallo Mausilausi,

ich denke nicht dass Du hier Stammgast sein wirst... verständlicherweise.
Ich finde Du hast den 'Gegenpart' des Suchtkranken sehr gut und deutlich beschrieben und ich kann jede(n) verstehen der nach langem Kampf die Reißleine zieht.
Vielleicht ist das auch für den Partner mittelfristig der richtige Weg wenn er doch merkt was er verloren hat.

Viel Glück für Dich
Roy
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 16 September 2023, 16:48:13
Danke Roy, das macht Mut :) Ich hoffe, dass ich es weiter schaffe stark zu bleiben....vielleicht bin ich auch schon lange genug wenn auch stiller  :-X Stammgast in diesem Forum und in Alkoholikerforen gewesen und habe meine Lektionen gelernt   8)
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Olli am 16 September 2023, 16:55:14
Hi!

Nur eine Intention von mir:
Ich denke, dass Du Dir mit der Zeit auch selbst vergeben kannst.
Genieße, was Du Dir jetzt aufgebaut hast! Das macht es leichter.

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 16 September 2023, 21:53:34
Danke lieber Olli! Das ist wine sehr schöne Intention. Jetzt wo ich den Text geschrieben habe merke ich auch dass ich mich odt echt schuldig fühle den anderen jetzt "im Stich" zu lassen... auch wenn der Gedanke ja auch total absurd ist... ich versuche mir das auch gleich mal mit zuvergeben. :)
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Olli am 16 September 2023, 22:17:46
Hi!

Das kommt hinzu ... aber das meinte ich nicht!
Du bist gerade berauscht/begeistert davon, dass Du den Schritt gewagt hast und auch Erfolg damit hattest. Sicherlich ist die Wut auf den Ex auch im Text enthalten. Doch die Wut auf Dich, die Du doch hättest früher den Schlussstrich ziehen können - die Wut auf Dich, die Du das alles so lange ertragen hast, die meine ich auch in Deinem Text zu lesen.
Weder wir Spieler, noch Du als Angehörige kannst in der Zeit zurückreisen und Dir selbst in den Hintern treten.
Mache Dir bewusst, dass Du auch weiter als Co bei ihm hättest bleiben können. Doch das tatest Du nicht. Du bist aktiv geworden und hast Dich auch trotz heftiger Herzschmerzen FÜR DICH entschieden!

Ich danke Dir für diesen Beitrag, der hoffentlich die anderen Angehörigen hier, die sich bisher noch nicht getraut haben, motiviert auch aktiv zu werden.

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Rubbel am 16 September 2023, 22:43:11
Hallo !!
- und herzlich willkommen!

Ich möchte Dich nicht mit dem von Dir gewählten Nickname ansprechen, weil er so gar nicht passt zu Dir. Du bist nämlich nicht 'klein'.
Das ist wohl das 1. Mal, dass ich einen Text einer Angehörigen lese, der so reflektiert ist,
und deshalb hab ich ihn richtig gerne gelesen!
(Ich finde, er könnte ganz oben im Angehörigen-Thread angepinnt werden. Ich möchte das hiermit vorschlagen(,lieber Olli).
Cool, sich selbst so hinterfragt und beobachtet zu haben. Sehr gut!
Bleib dabei. Und siehe: Es geht auch alleine, ganz gut sogar. Und frau muss sich auch nicht wieder auf's gleiche Muster einlassen.
Ich wünsche Dir eine ausgesprochen schöne, gute  Zeit!

Viele Grüße
Rubbel
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: andreasg am 16 September 2023, 23:00:21
Hallo Mausilausi,

ich bin gerade csehr dankbar für Deinen langen Beitrag und die Einsicht in Deine Gefühle. Das Wesentliche für mich ist, daß Du Dich selbst reflektierst, und nicht mehr im Glauben verweist, Dein Partner müsse sich ändern, damit Du glücklich bist.

Der Satz , den ich jeder Angehörigen aufdrücke: "Angehörige müssen mehr und härter an sich arbeiten, als betroffene Spielsüchtige", ja, den hast Du relativiert, und was mich besonders freut, ihn auf Augenhöhe korregiert.
Ich selber bin Spieler und süchtig, ich stamme aus einer dyfunktionalen Familie, und ich war Angehöriger einer psychitisch kranken Frau. Das lässt mich bis Heute nicht los, denn die Sucht - Erkrankung zieht sich immer wieder durch.

Ich bin bis vor Corona in vielen verschiedenen Meetings gewesen. Innerhalb der Pandemie verschlechterte sich meine Gesundheit, ohne eine Infektion erlitten zu haben. Ich bin viel in Zoom - Meetings etc. unterwegs, und eigentlich nur noch im Spieler - Meeting in Präsenz. CoDA habe ich vor 15 Jahren in der Klinik in Oberstorf kennen gelernt.

Da das Schreiben für mich ein wichtiges Werkzeug ist, schreibe ich manchmal. Gerade wenn ich mich selber nicht mehr verstehe schreibe ich in diesem Forum in mein Tagebuch. Das Bewußtsein, ich bin nicht mehr isoliert, nicht mehr einsam dabei, da ist es, was hilft, nicht meine überzogenen Erwartungen auf Beifall und Aufwertung.

Bitte entschuldige, wenZustimmung zu bauen, sondern ehrliche Antworten zu erhalten. Heute habe ich gelesen," daß radikale Ehrlichkeit ein Muß ist, wenn wir genesen wollen" - unsere Losung "erfordert rigorose Ehrlichkeit"

Wenn ich Deinen Tread zugeschrieben habe, dann entschuldie es bitte, ich hätte ja einfach nur "Danke" schreiben können, es ist so, ich brauche Menschen.

Danke für das Teilen
Andreas
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 17 September 2023, 12:51:47
Danke lieber Olli,

jetzt verstehe ich es noch besser. Bei mir ist es immer ganz krass ich fühle mich immer sehr schnell schuldig. So gehts vielleicht auch vielen anderen Angehörigen. Wenn also jemand sagt ich "könne mir vergeben". Ist mein erster Gedanke auch wenn dus ja so nicht gemeint hast: "shit was hab ich jemand anders angetan" und dann fühl ich schnell die Schuld eben nicht bis zum Ende helfen haben zu können. Diese emotionale Lage muss ich dann erst wieder mit rationalen Gedanken konterkarrieren bis das Bild wieder passt und ich keinen falschen Handlungsimpuls bekomme. Also den Raum zwischen Reiz und Reaktion ausdehnen :) Zum Glück hab ich in meinem Leben schon so viel Scheiße durch, dass ich allein aus der Tatsache, dass eine Scheiße rum ist sehr viel Freude ziehen kann. Ich glaub wenn ich nicht diese Eigenschaft hätte...wäre ich schon längst verzweifelt. Danke für das Lob...tatsächlich kann ich mich selbst nicht gut dafür loben, weil - und das spürst du scheinbar mehr aus meinem Text heraus als ich es mir selbst eingestehen kann- ich mich schäme, dass es mir passiert ist auf der anderen Seite und mich schäme, dass ich die Situation nicht mit ihm auflösen konnte. Aber zum Glück habe ich gelernt diese Emotionen die immer als erstes kommen dann auch beiseitestellen zu können. Ich habe mich sehr viel mit Psychologie beschäftigt und sich von seinen eigenen Emotionen distanzierne zu können ist irgendwie der Key. Danke für Deine beiden Nachrichten die haben mich total motiviert. Ich merke auch dass ich echt sehr froh bin über den Schritt die Trennung mit Euch zusammen zu gehen und das mit Euch zu teilen :) Und du hast absolut Recht mit der Verzeihung und Vergebung. Das sagt ja auch Victor Frankl in seiner Logotherapie positiv gemünzt. Egal wie schlimm das ist was einem passiert ist, wenn man es annehmen kann und einen Sinn darin sehen kann, dass es einem passiert ist hat man bessere Chancen für die Zukunft. 
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 17 September 2023, 13:02:31
Liebe Rubbel,

danke für die Nachricht und das Kompliment :). Was den Namen angeht hast Du den Finger ziemlich in die Wunde gelegt. Auch mein Ex (der schon eine sehr gute Intuition hatte und einen starken Gerechtigkeitssinn) hat es immer abgelehnt, wie ich von meiner Mutter klein gemacht wurde. Den Namen hat nämlich sie mir gegeben. Sicherlich wars auch ein Kosename und es war auch liebevoll aber du hast da was Wahres angesprochen. Leider musste ich mich mein Leben lang klein machen und schwächer zeigen als ich bin, weil ich sonst keinen Platz an der Seite meiner Mutter gefunden hätte. Den ich dann aber leider eh nicht -trotz aller Bemühungen- bekommen habe  :D Um so froher bin ich, dass manche sehen, dass eigentlich jemand anders hinter der Maus, Mäusschen, Mausi oder wie auch immer steckt. Danke Dir!
Ja es stimmt es geht auch alleine, die Schallmauer muss man dann immer wieder durchbrechen, weil von der anderen Seite her denkt man oft es geht nicht mehr ohne... Ich bin mal echt gespannt wie meine Partnerwahl weitergeht. Denn es fängt ja schon bei der Auswahl an (und ich habe mir zumeist irgendwelche "Patienten" gesucht). Ich hoffe, dass ich da auch meine Muster durchbrechen kann.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende noch
Mausilausi   ::)
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 17 September 2023, 13:36:05
Hallo AndreasG,

danke für Deine Antwort. Fühl Dich nie schlecht dafür, wie viel oder wenig Du schreibst. Ich wollte auch erst unter meinen Text so was schreiben wie "Sorry Leute, dass es so lang geworden ist"... aber ist doch scheissegal, ich hab einfach alles geschrieben was ich schreiben wollte und das ist doch das schöne an so einem Forum, ich weiß gar nicht ob dieser Kasten hier eine Zeichenbegrenzung hat  ;D

Naja zu deinem Text: Ich habe natürlich auch immer zunächst gedacht der andere müsse sich verändern (oder ich müsse den anderen verändern) und dann wäre alles gut. Erstens musste ich dann erkennen, dass ein Leben lang alle an meinem suchtkranken Ex gezogen haben und er daher unter anderem auch total den Faden verloren hat wer er selber ist und was er will. Dann habe ich auch festgestellt, dass Erkenntnis in ihn hereinpressen zu wollen 10x so anstrengend ist wie abzuwarten dass eigene Erkenntnis kommt. Und das hat er auch immer betont. Er will den Weg selber gehn, sonst ist es nicht seiner. Natürlich wars dann hart erkennen zu müssen, dass er ihn halt jetzt nicht geht. Aber da hat mir immer eine Erkenntnis aus der  Psychologie weitergeholfen, nämlich dass man sich darauf verlassen kann, dass alle psychologischen Prozesse (und das ist ja auch der Weg zur Suchtfreiheit) immer zum frühest möglichen Zeitpunkt ablaufen, zu dem sie ablaufen können. Es ist also irgendwie wie mit Wasser, es sucht sich immer den kürzesten Weg. Und solange jemand noch nicht bereit ist (warum auch immer), loszulegen ist das der lebendige Beweis, dass er eben noch nicht bereit ist und auch nicht kann.  Wenn es ihm schon möglich wäre würde er es tun. Denn unterm Strich ist ja auch Sucht ein Selbstrettungsversuch der Seele... es ist eben alles auch ein natürliches Feld. Und solange die Waagschale der Sucht überwiegt und die vermeintlichen Vorteile überwiegen oder was auch immer...es geht dann halt nicht. Man kann ja auch einen Blinden nicht sehend machen. Und süchtige haben ja so krasse kognitive Verzerrungen, dass sie teils fast wie blind sind. So viel zum Aspekt er müsse sich ändern ... er kann halt grad nicht.

Und außerdem hat mal ein anderer Ex zu mir gesagt, es gehören immer zwei dazu. Und diese Lebensweisheit ist mir immer im Kopf hängen geblieben. Und ich habe dann schon voll die Bauchschmerzen nur beim Gedanken dran bekommen, dass ich auch an dieser Situation mit meinem suchtkranken Freund einen Anteil habe. (Sicherlich keinen Anteil an seiner Sucht, denn die war schon vor mir da) Ich dachte dann immer ja, aber bei einem Suchtpartner stimmt diese Lebensweisheit nicht. Aber am Ende konnte ich das nieee ganz deutlich hinargumnetieren. Also musste ich es aufgeben und bin bei der These geblieben dass ich 50 % zur Situation beisteuere. Das fanden viele Leute krass und meinten ich bin ja gesund. Und ich habe immer gesagt, nein ich bin genauso krank sonst hätte ich so einen Partner gar nicht angezogen und es ist offenbar die Lektion an der ich mich abarbeite. Ich habe meinen eigenen Grund warum ich das erlebe und meinen eigenen Anteil, warum ich so jemanden "brauche"...vielleicht weil ich mich nur wertvoll fühle, wenn ich jemanden "rette" und ich mich bei einem gesunden Menschen nicht wohlfühle, weil ich es nicht kenne ?! ..und in diese Richtung geht ja auch insgesamt CoDa, dass wir aufgeben müssen zwanghaft zu denken, Macht über andere zu haben und sie verändern zu wollen. Warum suchen wir uns selbst Situationen, die uns unterm Stich fertig machen und nicht befriedigen?! In meinem Fall: weil ich mich unwohl fühle wenns mir gut geht und ich stark bin, weil ich Liebe damit verwechsele zusammen zu leiden...

So viel nur zu dem ersten Teil Deiner Nachricht. Es tut mir sehr Leid zu lesen, dass es Dir offenbar oft nicht so gut geht und Du mächtig am kämpfen bist. Ich kann gut fühlen, was Du beschreibst. Ich bin auch aus so einem Stall und es lässt mich auch teils nicht los... weil ich alles so falsch gelernt habe was Beziehungen angeht und auch die Beziehung zu mir selbst. Mir scheint, als ob Du zu viel alleine bist und eigentlich viel mehr Leben und Menschen um Dich herum bräuchtest. Du scheinst in Dir drinnen sehr traurig zu sein. Das tut mir leid. Hast Du eine gute Therapie? Ich habe eine sehr gute erste Therapie gehabt und dachte ich muss lange nicht mehr in Therapie..dann ist viel große Scheiße passiert und ich habe jetzt wieder eine sehr gute Therapie. Nach jeder Stunde gehts mir sehr viel besser. Außerdem kann ich nur empfehlen mit dem Körper zu arbeiten.. ich gehe sehr viel ins Fitness und in die Berge. Im Körper sind ja auch alle Erinnerungen eingeschrieben und man kann in Ihn viele positive Gefühle einschreiben...vor allem wenn man mit dem Denken nicht weiterkommt...und so wie es klingt kannst du Dein Problem über nachdenken alleine nicht lösen. Wieder so ein dummer schlauer Spruch: manchmal muss man das Problem auf einer anderen Ebene lösen, als auf der, auf der es entstanden ist...

Wenn ich manchmal zu lange allein daheim bin fühle ich mich wie der einsamste Mensch auf der Welt, obwohl ich viele Freunde habe. Wenn ich dann auch nur zum Bäcker raus gehe und der "Hallo" zu mir sagt, ist alles wieder da und ich fühl mich gar nicht mehr allein... eigentlich ist ja immer das ganze Leben da und man ist mit allen und allem verbunden. Nur man kann es oft nicht spüren.

Gut, dass Du das schreiben für Dich entdeckt hast. Mach einfach weiter so :)

Ich wünsch Dir alles Gute und dass Du den gordischen Knoten lösen kannst...aber ganz wird man ihn vielleicht nie lösen...jeden Tag ein paar neue schöne Dinge ein bisschen mehr Leichtigkeit.

Liebe Grüße
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Rubbel am 17 September 2023, 13:45:09
Hallo,

gut, dass Du hier aus Deinen Erinnerungen erklärt hast:
Zitat
Leider musste ich mich mein Leben lang klein machen und schwächer zeigen als ich bin, weil ich sonst keinen Platz an der Seite meiner Mutter gefunden hätte. Den ich dann aber leider eh nicht -trotz aller Bemühungen- bekommen habe
Du hättest demnach ja tun können, was Du wolltest ... also kannst Du das auch 'verwerfen', ersatzlos streichen.

Hu-hu hierzu:
Zitat
Ich bin mal echt gespannt wie meine Partnerwahl weitergeht. Denn es fängt ja schon bei der Auswahl an (und ich habe mir zumeist irgendwelche "Patienten" gesucht). Ich hoffe, dass ich da auch meine Muster durchbrechen kann.
Tja - was soll ich sagen? Ich hab beides aktiv durch - Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit, und was Du hier schreibst, kenne ich auch zur Genüge. Ich hatte auch das Gefühl, auf meiner Stirn stehen zu haben: 'Patienten bitte zu mir. Ich nehme die Aufgabe gerne an und versuche, alle Wunden zu heilen.'
Auf der anderen Seite habe ich potentielle Partner, die hätten Partner sein können, verletzt und vor den Kopf gestoßen, was mir heute wirklich leid tut.
Ich hätte wohl die Aufgabe an sich vermisst?
Mittlerweile habe ich keine Ambitionen mehr, eine Partnerschaft einzugehen, also eine Liebesbeziehung. Es ist nämlich genau dieser Knackpunkt, den Du beschreibst: Die Auswahl. Leider passiert die nicht auf rationaler Ebene, im Gegenteil: Eine Prüfung über den Verstand ist nach meiner Erfahrung immer 'unzureichend'. Die Ebene von Anziehung spiegelt meist die Erfahrungen und nicht die Erwartungen oder Wünsche. Es ist geradezu eine 'Lebensaufgabe', das zu durchkreuzen. Weil es Signale sind, die angesprochen werden. Die liegen sehr viel tiefer als sprachlicher Austausch und Einverständniserklärungen.
(Und da wird projiziert, was das Zeug hält.  ;D )
Ich könnte mir vorstellen, dass eine 'Pause' nach dieser heftigen Beziehung, die Dir ganz frisch die eine oder andere Erkenntnis über Dich  selbst gebracht hat, erst mal ganz gut täte: Sacken lassen, Orientieren, Entspannen, Gucken, wie es sich anfühlt, allein gut zurechtzukommen... Na - weißt Du alles selbst :)

Was allerdings wichtig ist: Du hast an nichts Schuld! Und Dein Ex auch nicht. Ihr konntet Euch selbst und gegenseitig nur geben, was Ihr hattet. Das habt Ihr getan und versucht, zusammenzufinden. Das hat für beide nicht gepasst. Und da ist es folgerichtig, Euch zu trennen und zu entlasten. Jede/r hat daraus für sich gelernt. Diese nüchterne Betrachtung wünsche ich Dir. Vielleicht könnt Ihr einander Vertraute, Freunde, werden, irgendwann. Muss aber auch nicht sein.

Viele Grüße
Rubbel
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 17 September 2023, 14:59:47
Liebe Rubbel,

danke für die Antwort, sehr interessant.

1. ja stimmt, das kann ich langsam mal verwerfen. Aber das ist ja die ganze Geschichte davon, sich selbst am eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen... ganz schön schwierig. Aber wohl am wichtigsten dafür zu verstehen, woher es kommt...und da kommen wir schon zu

2. Die Muster zu durchbrechen ist echt crazy shit.. aber ich ich glaube z.B. auch eine Suchtbeziehung zu beenden hilft schon.. ich weiß nicht wer alles an sowas glaubt oder wie ihr die Welt seht aber ich habe das Gefühl, auch so ein "Exempel" zu statuieren strahlt aus. Jedes mal wenn man Nein sagt zu etwas strahlt das auch aus auf die potentiellen Anfragen anderer Menschen...das wird auch alles ins kollektive Unterbewusste (nenn ichs jetzt einfach mal) eingespeist. Wie du es ja sehr schön sagst "Signale, die angesprochen werden, die viel tiefer liegen als sprachlicher Austausch und Erklärungen".

Das ist vielleicht auf der Ebene der Schwingungen ...

Und wie du auch sehr gut sagtst, ja die Rollen wechseln.. mal ist man selbst das Opfer mal der Täter ....Täter-Opfer-Dreieck... ich habe auch schon viele andere arme liebe Jungs die vielleicht ein bisschen Coabhängig waren vor den Kopf gestoßen....


Ich versuchs mal mit der Pause, trotz des vielen Leids habe ich mal über einen längeren Zeitraum erfahren wies ist, geliebt zu werden und meine Liebesakkus sind ein bisschen voll... die waren nämlich mein Leben lang chronisch leer und jeder Hanswurst konnte so dann eine Versuchung sein... endlich mal von jemandem lieb gehabt zu werden... vielleicht gelingt mir jetzt mal die Pause. Aber es ist immer schwierig, weil sobald ich dann wieder voller Energie bin natürlich die Attraktivität steigt, dann auszustrahlen, niemanden kennenlernen zu wollen ist immer schwierig. Mal sehen.
Vielleicht hilft es auch sich mehr Grenzen zu setzen. Dann muss man nicht gleich die ganz großen Fragen klären. Z.b. wars bei meinem Ex so, dass ich einige Zeit vor unserer Trennung leider ins Krankenhaus musste und sogar während des Krankenhaus Aufenhalts hat sich alles nur um Ihn gedreht. Er hatte mir zuvor aus eigenem Willen seine Bankkarten gegeben damit er nicht weiterzocken kann. Ich wurde dann im Krankenhaus beschimpft als ich gesagt habe, dass wenn ich sie ihm jetzt (auf sein Verlangen) wiedergebe, ich sie bitte aber auch nicht kurz später wieder haben möchte, weil das für mich keinen Sinn macht. Daraufhin wurde ich mit Infusionen in nem hundeelenden Zustand i Krankenhaus als egoistisch und vieles mehr beschimpft und er ist einfach abgedampft. Mir gings danach wieder gesundheitlich viel schlechter... da habe ich gemerkt, dass er gerade nicht mal in der Lage ist Rücksicht auf mich zu nehmen, wenn ich sehr krank bin... und das war dann so eine unterste Grenze...
Vielleicht sollte man sich Limits setzten, was man nicht ertragen will auf einem bisschen höheren Level... das kann auch helfen.

Ja die sachliche Sichtweise ist die einzig ratsame... man würde sich ja auch nicht über den Baum ärgern, wenn einem ein Ast auf den Kopf fällt.. eigentlich ist das mit Menschen dasselbe. Und Schuld ist ja eh nur eine Erfindung :) 8)

3. Falls überhaupt noch jemand hier unten mitliest und falls es von Interesse ist... wollt ich irgendwie noch loswerden, dass ich Spielsucht schon ziemlich hart finde. Jede Sucht hat ihr eigenes Gesicht ich will da nicht sagen was schlimmer ist. Aber als mein Freund noch gesoffen hat, da hab ichs riechen können und es gab ein äußeres sichtbares Ereignis (sich Betrinken) und Ergebnis (Suff). Ich konnte immer direkt reagieren. Bei der Spielsucht hängt man ja total im Ungefähren. Man weiß nie was grad abgeht. Und diese nicht stoffgebundene Sucht hat nach meinem Gefühl noch einen viel größeren Einfluss auf die Präsenz des Menschen. Eigentlich war mein Freund permanent wie von der Realität abgeschnitten. Und zwar nicht "nur" durch den Gedanken an den nächsten Suff sondern durch echte Gedankengeflechte, die echt seine ganze geistige Kapazität und Anwesenheit in fast jeden Moment erfasst haben. Ich dachte zunächst nur, dass das irgendwie mit seiner Sozialphobie zusammenhängt, aber inzwischen denke ich mehr, dass er eigentlich fast immer im Kopf bei irgendwelchen Spielen, Quoten, Transfers und Wettzetteln war..... diese Doppelbödigkeit, die keinerlei zeitliche oder räumliche Trennung hatte finde ich echt krass. Alles ist überformt. Da ich sehr viel Gefühle auch an mir selbst spüre, die andere haben konnte ich das auch am eigenen Leib spüren, diese permanente Bodenlosigkeit. Das war echter Horror. Ich finde es gibt bei der Spielsucht fast gar keine Grenze zwischen Konsum und Nichtkonsum, irgendwie ist es immer da. Das wollt ich gern mal beschreiben.

LG
Mausilausi

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Roy1234 am 17 September 2023, 16:00:40
Ich stimme mit Rubbel überein und bitte darum dass dieses Teil oben angeheftet wird.
Das hilft sicher nicht nur den Co's sondern ist auch für Süchtige mehr als interessant.

Mir stellt sich die Frage auch aus Sicht des Süchtigen ob es überhaupt mit Partner/in funktioniert so man nicht halbwegs über dem Berg ist.
Ich kann zB niemanden verdenken der über eine lange Zeit den Mist mitgemacht hat dass es in gewissen Abständen zu Vorwürfen kommt.
Die wiederum können natürlich Trigger auslösen was suboptimal ist. Ich tauche hier immer mehr in die Tiefen der Psychologie dieses Themas ab und hinterfrage vieles. Das sind Dinge die ich gar nicht wahrgenommen habe als ich noch voll drauf war. Beängstigend...

LG Roy
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 17 September 2023, 22:29:27
Hallo Mausilausi,

solltest Du das Bedürfniss haben dein Lausi zu entfernen (bei dem was ich gelesen habe könnte das ja sein), du kannst jederzeit Deinen Nick der hier angezeigt wird in Deinen Einstellungen ändern  ;)



Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...


Diese Aussage finde ich sehr interessant und mich würde mal intressieren ob Du so bereits mit dem Bewusstsein gehandelt hast Dich trennen zu wollen oder ob zu dem Zeitpunkt Deine Entscheidung schon fest stand.
Hätte er "mitgezogen" auf Deinem neuem Weg hätte es eine Chance gegeben oder war es für Dich "abgeschlossen" ?

Grundsätzlich bin ich der Meinung das diese Schlagwörter ebend auch einem süchtigen bedeutend besser helfen können als ebend ausgeführte Fremdkontrolle, Druck und Zwang.

Das wiederum ist allerdings auch wieder abhängig von Person und Situation, ich finde man kann ebend nicht absolut pauschal sagen was nun richtig ist oder nicht.

Edit Olli: Kontrollversuch entfernt

Edit: ... !!! - Farbe von Schwarz in Rot geändert

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 17 September 2023, 22:40:44
moin ML,

danke an euch alle die ihr hier gepostet habt für diesen Thread. Da ist soviel Substanz drinne, dass ich mir das alles nochmal ganz genau durchlesen muss um auf den einen oder anderen Aspekt eingehen zu können. Da ist für mich auch verdammt viel drinnen. Ich hab mich in der letzten Zeit hier sehr verloren gefühlt, da ja wesentliche posts nur über wie-krieg-ich-Knete-zurück gingen. Du hast hier wieder Niveau reingebracht (ich möchte mich damit nicht über die Beiträge im board beschweren).

Ich hab in nem früheren Beitrag mal geschrieben ".....und meine Tochter schaut mich nicht mitm Arsch an". Sie hat mich hier in HH besucht. Ich hatte sie 7 Jahre nicht mehr live erlebt. Wir haben ein tolles Wochenende miteinander verbracht. Ich habe sie häufig gedrückt und umarmt. Mir (und ihr hoffentlich auch) tat diese Nähe unheimlich gut. Ich bin glücklich.

Wir hatten auch das Thema "toxische Beziehungen". Meine Meinung - ganz verkürzt ist: wenn Du alleine mehr Lebensqualität hast als in Deiner Beziehung musst Du Dich trennen. Das bist Du Dir schuldig!!!!

uuuund, ich habe wieder gefühlt was Nähe, Liebe wert ist und dass Dir weder Börse noch Dattelautomaten etc. das reale Leben verbessern oder ersetzen können.

In diesem Sinne: geniessen wir das reale Leben....

gruß und gN8

Rainer

PS: ML kann auch "meine Liebe" heissen ..
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 18 September 2023, 00:20:14
Hey Roy,

deine Fragestellung finde ich sehr interessant. Mein Partner und ich haben uns gegenseitig viel getriggert. Ich habe das zum Beispiel auch oft mit meiner Psychologin besprochen, weil es an den Triggerpunkten dann sehr schnell krass eskaliert ist. Und wir leider an ähnlichen Punkten Trigger hatten, sodass keiner einen kühlen Kopf mehr behalten konnte. Eine Sache auf die ich in der Beziehung sehr stolz war, war dass wir beide bei den Triggern viel besser geworden sind und wir dann viel weniger gestritten haben. Da haben wir uns aneinander ab- und aber auch aus der Situation rausarbeiten können. Das war echt toll. Aber insgesamt glaube ich was die beinharten Suchttrigger angeht wäre es eigentlich gelinde gesagt scheiß egal gewesen, ob ich sie antriggere, sonst wars halt der Typ im Supermarkt, der ihn komisch angeschaut hat oder was auch immer.... als ich das gecheckt habe konnte ich auch versuchen mich weniger in den Triggerkreislauf einbeziehen zu lassen. Aber ich habe mehr die Erfahrung gemacht, dass die "Suchttrigger" eigentlich keine Trigger in dem klassischen Sinn waren es war mehr ein Suchtdruck, der natürlich dann an der "dünnsten Stelle" aufgebrochen ist. Aber dieses ganze Suchtsystem hat sich meiner Meinung nach von allen alten Triggern schon weit losgelöst. Deswegen war ich auch immer stark dagegen, wenn mein Partner meinte er habe kein Suchtproblem sondern nur andere psychische Probleme. Die Sucht bildet Meiner Meinung nach irgendwann ein abgeschlossenes hermetisches System dass nicht mehr unbedingt mit realen Auslösern zu tun hat. Die Sucht hält ihre eigenen Auslöser irgendwie selbst am Leben in dem sie selbst so viele schlechte Gefühle im Süchtigen erhält. Aber das ist nur eine These ausgehend von dem was ich beobachten konnte. Vielleicht ist es bei anderen Menschen stärker mit Triggern verknüpft. Aber bei meinem Partner wurden meine Vorwürfe oder bösen Attacken wenn ich echt stink sauer war nur als wirklich äußerer Anlass dafür hergenommen, sich wieder ins schlechte Gefühl fallen zu lassen und wieder in ich sag mal Phase 2 einzutreten, nämlich sich wieder wegzubeamen. Das habe ich bemerken können, als ich ganz aufgehört habe mich einzumischen, das System ist einfach selbstständig immer weitergefahren.

Sorry ist jetzt vielleicht echt zu viel geworden :D Tut mal gut zu hören, dass jemand verstehen kann, dass man als Angehöriger auch irgendwann kurz vorm Wahnsinn stehend viele Vorwürfe zu machen beginnt.

Ich finde die Frage sehr interessant, ob Beziehung überhaupt möglich ist...ich war immer am überzeugtesten von den Leuten die davon ausgegangen sind, dass man für jede Beziehung zu einem anderen auch in einer Beziehung zu sich selbst stehen muss. Und genau diese Beziehung zu sich selbst und zur guten eigenen Fürsorge und Bedürfnisbefriedigung ist beim schwer Suchtkranken ja abgeschnitten. Es herrscht eigentlich vollkommene Beziehungslosigkeit. Vielleicht sind "Schablonenbeziehungen" zu anderen möglich... wie etwa Co-Abhängigen... da kommen dann ja wieder die komplementären Bedürfnisse zur Deckung... aber das sind sicher keine Beziehungen im eigentlichen Sinne...
Ich finde auch Erich Fromm sehr interessant in "Die Kunst des Liebens" sind viele schöne Gedanken enthalten.

Ich finde Deinen Satz mega, dass Du sagst welche Dinge du gar nicht wahrgenommen hast, als Du drauf warst...so ist es...beängstigend.

Liebe Grüße
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 18 September 2023, 00:46:40
Lieber Wirbelwind,

Deinen Namen finde ich echt schön. Ich überleg mir mal, ob ich meinen ablege, wobei er jetzt für mich schon viel besser konnotiert ist, seitdem wir geklärt haben, dass ich in Wahrheit gar nicht klein bin.

Vielen Dank für deine sehr interessante und kluge Frage. Sie hat mich ganz schön zum Nachdenken gebracht. Ich kann Dir mit Sicherheit sagen, dass ich noch nicht in dem Bewusstsein gehandelt habe mich zu trennen oder schon annähernd eine Entscheidung getroffen hatte. Mir war ehrlich gesagt noch nicht einmal ganz das Ausmaß der Sucht klar und ich war noch voller Hoffnung.

Ehrlich gesagt glaub ich es war eine Mischung aus Anlässen. Einerseits habe ich im Frühjahr eine sehr anspruchsvolle neue Aufgabe begonnen. Und ich habe mir geschworen sie an die erste Stelle zu setzen. Weil ich in meinem Leben schon sehr oft "wegen anderen" aus der Bahn geworfen wurde. Das hat mich sicher motiviert mehr bei mir zu bleiben. Ich hatte außerdem schon mal eine große Aufgabe vor mir und damals hatte mein Partner noch gewaltige Alkoholexzesse und ich bin wegen dem ganzen auch körperlich krank geworden. Allein der Satz den mir eine gute Freundin gesagt hatte "die Energie folgt der Aufmerksamkeit" hat mir damals den Arsch gerettet, im ganzen Horror nicht nur über seine Scheiße und all die Schrecken die passiert sind nachzudenken sondern mich weiter auf mein lange erarbeites Projekt zu konzentrieren und es abschließen zu können.

Ein Grund war wohl auch, dass ich schlicht gemerkt habe, dass ich mich immer tiefer verstricke. Wenn ich seine Prozesse durch eine Intervention gestoppt habe, war ich immer schuld und wurde 2 Wochen schlecht behandelt. Wenn ich es habe laufen lassen bis zum Ende, gabs erst mal keine Agression sondern Lippenbekenntnisse und erst später Abwendung und die war kürzer. Außerdem habe ich gespürt, dass es mir nicht gut tut, ihn zu stellen. Ich habe viele Hobbies und Freunde und ich habe oft versucht meine Energie in meins zu geben um stark bleiben zu können. Und das war wohl auch ein Grund, ich wusste, dass wenn ich jetzt umkippe keinem geholfen ist... also wollte ich meine Ressourcen auch für die Beziehung schützen. Auf eine absurde Art hat er mich auch immer dazu angetrieben meins zu machen weil er ja gesehn hat wie beschissen es mir sonst ging. Oft hab ich mich schlecht gefühlt in meine Kraft zu kommen und ihn "links liegen" zu lassen. Aber ich wusste, dass ich ja dann auch ihm wieder mehr geben kann. Und ich wollte auch nicht immer beschissener aussehen. Ich hatte mich davor immer hervorragend um meinen Körper gekümmert.

Zu guter letzt hatte ich auf vieles einfach keinen Bock mehr. Es war ja immer die gleiche Scheiße. Die Wiederholung von der Wiederholung von der Wiederholung. Je weniger Energie ich reingesteckt habe verhindern zu wollen, dass was passiert, desto mehr hats mich "gelangweilt" dass es schon wieder genau gleich kommt. Und ich denke ich wollte der Sache auch mehr freien Lauf lassen, um zu schauen was passiert. Ich wusste aus der Systemtherapie, dass wenn man sich selbst verändert sich das ganze System verändert.

Aus CoDa wusste ich außerdem, dass ich nur immer abhängiger werde, wenn ich versuche zu kontrollieren. Und da kommt auch ein bisschen Gott ins spiel auch wenn ich nicht im klassischen Sinne gläubig bin...am Ende darf ich gar nicht über das Schicksal meines Partners entscheiden... das steht nicht in meiner Macht. Ich hatte oft das Gefühl mich mit meinen zwanghaften Wünschen dem Schicksal entgegenzustellen. Und auch mein Partner hat mir oft signalisiert, dass er nicht anders kann. Manchmal konnten wir sogar gute Gespräche führen. Unterm strich bin ich aber immer mehr runtergekommen und habe mir dann auch den Satz in Erinnerung gerufen "ducunt volentem fata, nolentem trahunt" .. meine Übersetzung ist die Willigen führt das Schicksal, die Unwilligen schleift es hinterher. Ich weiß nicht ob ich den Sinn ganz richtig erfasse, aber wenn man so leiden muss, dann stellt man sich vielleicht gegen das was eigentlich sein sollte. Und es kamen noch viele andere Gedanken ins Spiel. Starke Gedanken und Sprüche haben mir sehr geholfen.

Ergebnis: statt wieder seinen PC zu durchsuchen in stundenlanger Arbeit, habe ich lieber meine Sachen gemacht. Statt nervös seinen Standort zu verfolgen habe ich mich an meine Arbeit gesetzt. Statt ihn damit zu konfrontieren, dass er wieder Geld eingezahlt hat habe ich lieber meinen Nachmittag genossen, denn es sind ja nicht meine Laster... sondern seine. Und im Streit, statt ihm böse zu werden und mich provozieren zu lassen habe ich mir gesagt "der Spass am provozieren liegt darin, dass sie sich provozieren lassen"... und dann habe ich mich zurückgezogen und mir schöne Tage gemacht, bis er wieder vor meiner Tür stand. Das schreibt sich jetzt so leicht hin... aber es ist ein großes Geflecht aus vielen einzelnen Teilen und Versuchen, den eigenen Handlungsspielraum zu erweitern...

Ich habe außerdem liebe Menschen vernachlässigt. Die viel bescheidener waren als er und anderen und mir viel aufrichtiger einfach etwas von ihrer Lebensenergie abgegeben haben und sich auf "anständige" Dinge gewissenhaft konzentrieren. Sich um Details kümmern und zuverlässig sind. Da habe ich immer gespürt, dass das eigentlich richtig ist, und dass da die Währung nicht ohne Deckung ist. Und da wollte ich wieder hin.

das war jetzt auch wieder viel...um die zweite Frage zu beantworten: Ich war immer offen und in der Hoffnung, dass er mitzieht. Ich habe regelmäßig bei meiner Psychologin versucht abzugrenzen, ob es noch einen Fortschritt gibt oder nicht. Mir war klar, dass alles nicht von heute auf morgen passiert. Ich habe ihm schon sehr viele neue Chancen gegeben... ich war immer bereit. Ich hätte mich sehr gefreut. Aber irgendwann muss man dann auch eine Art Prognoseentscheidung treffen, wie lange es noch so weiter gehen kann... und weil man in so einer Situation dann eh schon graduell mit seinen Anforderungen immer weiter nach unten abrutscht verschwimmt das... das war echt ein harter Prozess, offen zu bleiben für Veränderung und gleichzeitig die eigenen Grenzen zu schützen.

Unterm Strich: Genauso wenig, wie man sagen kann was richtig ist, da stimme ich zu, genauso wenig sollte man an einer Person oder einem Ziel festhalten. Man muss eben den Gedanken akzeptieren, dass das Leben etwas anderes mit einem vor hat, und nicht wie ein Irrer gleich dem Spieler immer weiter reinbuttern um doch noch Erfüllung in einer einzigen Sache zu finden. Und das ist dann vielleicht der große Prozess, Dinge loslassen zukönnen und darauf zu vertrauen, dass das Leben sehr reich ist und einen beschenken wird. Wenn man sich zu sehr an etwas festhält erstarrt man aber das ist die Scheiße glaube ich man muss zum loslassen bereit sein... dann kommen auch sehr viele Gedanken auf, die man eben noch gar nicht aushalten kann. Deswegen unbedingt immer eine gute Psychotherapie.. aber echt nur eine sau gute :)

Gute Nacht :)
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 18 September 2023, 01:04:43
Hey Digger,

danke für die Wertschätzung!! Es freut mich sehr, dass Du von dir sagen kannst, dass Du glücklich bist...das ist wohl der höchste Zustand den ein Mensch erreichen kann.

Auf das reale Leben :):)

ganz im Sinne Woody Allens: „Ich hasse die Realität, aber es ist der einzige Ort, an dem man ein gutes Steak essen kann.“  ;);)

Liebe Grüße
ML
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 18 September 2023, 23:32:45
Hey Leute,

ich wollte gerne mit Euch teilen wie der "Entzug" gerade für mich ist. Vielleicht einfach auch für alle, die auch gerade in einer Situation sind, in der sie schon länger nicht mehr sein wollen. Neben meinen Erkenntnissen, die Ihr ja schon kennt gibts jeden Tag natürlich viel zu kämpfen gerade.

Erstens ists nicht das erste Mal, dass ich mich getrennt habe von meinem Ex-Partner. Und das erklärt wohl auch warum ich diesen mal so viel "souveräner" bin. Es ist das erste Mal, dass ich mich ganz ohne Streit getrennt habe und auch nicht um durch die Trennung eine Verhaltensänderung hinsichtlich der Sucht zu provozieren, wie manchmal in der Vergangenheit. Und es gab auch kein böses Blut, außer dass ich ihm gesagt habe, dass er schwer krank ist und mich das auch krank macht. Die Male zuvor waren die Trennungen immer radikal emotional und extrem und auf der Beziehungsebene...diesmal wars irgendwie sachlich. Und ich bin auch gar nicht böse auf ihn.

Gerade jetzt wo ich mich hier offenbart habe fühlt es sich oft surreal an, dass es jetzt echt vorbei ist. Dazu müsst ihr wissen, dass meine persönlichen Umstände so sind, dass ich noch mit meinem Ex in einer Wohnung leben muss und auch nicht heute oder morgen wo anders hinkann. Zum Glück hat jeder ein eigenes Zimmer mit Bett. Ihr könnt Euch aber sicher vorstellen, wie angespannt die Lage ist. Er verhält sich zumindest insoweit gut, als dass er seit drei Wochen akzeptiert, dass wir nicht mehr zusammen sind und auch nicht versucht auf mich zuzugehen. Wir gehen uns ganz aus dem Weg. Ich hatte dann schon Angst vor der Situation, wenn ich ihn mal zufällig doch sehe. Das war dann heute der Fall im Hausflur. Ich hatte am meisten Angst davor, angeschrien zu werden oder als bösartig niedergemacht zu werden (obwohl er noch nie so eine Show abgezogen hat...das hat immer nur meine Mutter getan) oder aber auch davor, dass er sehr lieb sein könnte und ich dann Mitleid hätte. Es war einfach so, dass wir wie fremde aneinander vorbei sind. Er war kalt und ich war sogar vielleicht ein bisschen offener als er. Vielleicht versuche ich das nächste Mal keinen Augenkontakt zu haben. Aber die Situation war gut, ich fühle mich jetzt sicherer, es hat mir richtig gut getan dass er so kalt war und alles so kalt ist zwischen uns.

Jetzt kann ich mit Hilfe meiner Psychologin langsam drüber nachdenken mir eine neue Wohnung zu suchen. Das ist auch voll traurig für mich, ich habe in mein Zimmer sehr viel Herzblut gesteckt und bin traurig drüber mein jetziges Zuhause verlassen zu müssen. (Aus sehr guten Gründen, die hier nichts näher zur Sache tun steht so gut wie fest, dass ich gehen werde) Heute hat es sich aber zum ersten Mal auch wie ein Neuanfang und schön angefühlt, darüber nachzudenken. Alle die mit Ihrem Partner auch noch Kinder haben...für die ist bestimmt noch hundert Mal so schwer.

Manchmal fühle ich mich sehr schlecht, dass ich ihn jetzt nicht mehr unterstütze und alleine lasse mit seinen Problemen. Ich habe ihn auch bei ein paar finanziellen Dingen unterstützt und weiß, dass das was ich jetzt gerade nicht mehr für ihn erledige nicht lustig für ihn enden wird. Die Ursachen für den Müll hat er sich natürlich selbst zuzuschreiben. Aber immer wenn ich mich drum gekümmert habe, dass gewisse finanzielle Dinge glatt laufen wurde das "gewonnene" Geld dann nur verspielt. Naja.. ihr kennt es. Ich habe dann auch Angst, dass er sich was antun könnte wenn das alles auf ihn zurollt. Das gebe ich zu. Aber ich übernehm trotzdem keine Verantwortung mehr. Ich wünsch ihm, dass er die Scheiße überlebt, das wünsche ich ihm von Herzen.

Diesmal fällt es mir so viel leichter zu gehen als die letzten Male...ich sehe viel klarer. Manchmal bin ich traurig wenn ich denke, er hat ja jetzt nichts mehr (keine Familie, keine Freunde, keine Perspektive) ...aber mir wird dann auch klar, dass er auch an den meisten Dingen, die ich ihm angeboten habe gar nicht richtig teilgenommen hat auf ne Art war das Leben ihm immer scheißegal. Seltsamerweise war ich irgendwie das allereinzige und der allereinzige Mensch, das ihn neben Wettquoten interessiert hat. Das war auch echt schön ich habe mich trotz seinem freien Fall gehalten gefühlt und sehr viel Zuneigung und Zärtlichkeit erhalten....mehr als jemals in meinem Leben zuvor. Aber das war wie eine Insel. Ihm hat trotzdem der Kontakt zum ganzen restlichen Leben gefehlt und das hat mich auch vom Leben abgeschnitten... man konnte nie etwas normales zusammen reibungslos machen. Rückblickend ist mir klar, dass das die Sucht war, die ihn von allem abgeschnitten hat. Während der Beziehung hat mich das zwar alles sehr verstört aber ich konnte es nicht zuordnen.

Was mir gerade am meisten hilft ist meiner Arbeit außerhalb der Wohnung nachzugehen. Freunde zu sehn. Mir was gutes zu tun, Sauna, Gesichtsmassage, Yoga. Und ich muss sagen, manchmal führ ich schon wieder nett Selbstgespräche mit mir und kann richtig lachen, auch wenn ich mit mir allein bin. Ich versuche auch die guten Vibes aus der Umgebung aufzunehmen. Und wenn jemand ein bisschen mit mir flirten will... wieso nicht. Es sind viele liebe Menschen da draußen.

Die erste Woche nach der Trennung hatte ich ein echtes Hoch. Die zweite Woche habe ich jeden Tag nur geweint. In der dritten Woche bin ich gar nicht aus dem Bett gekommen und habe mich ständig krank gefühlt. Mal sehen was jetzt noch kommt. Wenn mich jemand sehen würde der mich von früher kennt, der würde wahrscheinlich erschrecken, wie abgemagert und faltig ich im Gesicht geworden bin... ich hoffe, dass ich auch mal wieder rosig aussehe jetzt wo meine armen Zellen nicht mehr andauernd angespannt sein müssen... und dass dann meine Oma irgendwann mal wieder sagt, du siehst gut aus und nicht "Kind du siehst aber schlecht aus".

Naja soviel zu meinem "Entzug". Ich wollts Euch gern erzählen. Ich habe nicht mehr dieses krasse zurückwollen, und denken er ist der Einzige und der Einzige der mich liebt und ich verliere alles wenn ich ihn verliere... wie das früher bei der Trennung der Fall war. Dieser Wahnsinn hat sich verflüchtigt. Ich schlaf zwar total beschissen, aber ich kann endlich mal wieder durchatmen ganz allgemein.


Liebe Grüße und Gute Nacht
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Rubbel am 18 September 2023, 23:55:15
Hallo Große,
vielen Dank Dir. Ich finde es richtig und super, dass Du allen Verwirrungen, Ängsten, Zweifeln, Trauer, schönen und schlechten Erinnerungen, dem Blick in die Zukunft ... allem Raum gibst, alles wahrnimmst und reflektierst und sogar mit uns teilst.
Das geht sicher an niemandem vorüber, jede/r wird das nachvollziehen, sich vorstellen können, sich vergleichen mit dem, was Du schreibst.
Ich wünsche Dir, dass Du heute besser schlafen kannst.

Bis bald, mit lieben Grüßen
Rubbel
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 20 September 2023, 11:14:28
nachdem ich die letzten Beiträge überflogen habe kommt mir mein Text reichlich profan vor. ich stell ihn trotzdem rein:

Moin ML,

hab mehrere Anläufe gebraucht um mich nochmal durch Deinen Eingangstext durchzuarbeiten. Ich hab mir den Text kopiert, hab die Formulierungen / Passagen, die mich besonders angesprochen haben rausarbeiten wollen und hab dann kapituliert weil es einfach zu viel ist, was für mich als Substanz drinnen ist.

Denn Du fasst den gesamten Bereich „Liebe, Leben, Eierkuchen“ an. Vieles von dem was Du differenziert beschreibst ist der ganz normale Beziehungswahnsinn. Das kann Dir auch mit einem nicht-Süchtigen passieren (weil irgend ne Macke hat fast jeder; und jede/r wird in der Kennenlernphase die Macke verstecken). Was danach geschieht ist die Arbeit an der Beziehung; die kann mühsam sein, kann aber auch Spass machen. Meine Gedanken zum Thema Beziehung sind:
 
ich möchte eine gleichwertige Partnerin. Kein Frauchen das ich dominieren kann und keine Frau die mir meilenweil überlegen ist (etwas überlegen geht schon)

wenn ich das Glück hatte eine Beziehung-auf-Augenhöhe gefunden zu haben schlägt die böse Realität zu. Sie bzw. das Leben führt dazu, dass mal der eine oder die andere stärker ist; die Waage neigt sich ….. meine Vorstellung von einer guten Beziehung ist, dass beide versuchen das Gleichgewicht wieder herzustellen. Nach meiner Lebenserfahrung funktioniert das leider gaaaaanz selten. Krankheit wäre für mich kein Grund meine Partnerin im Stich zu lassen (und daran knabberst Du ganz sicher!) ; sollte das allerdings dazu führen dass meine Existenz auf der Kippe steht dann muss ich mich trennen und fühle mich ähnlich schlecht dabei wie Du jetzt.

Als es noch kein Internet, keine Smartphones gab, konnten wir mit Hilfe von Akustikkopplern oder ISDN-Karten online gehen. Kommunikation lief damals über mailboxen bzw. angeschlossene chat-Räume. Diese wurden natürlich auch als Partnersuchbörse genutzt. Es gab nur Textnachrichten, keine Bildchen , nix weiter.

Ich hatte als Information über meine chatpartnerin nix weiter als

- wie schnell tippt sie
- ist sie gebildet
- hat sie Humor
- legt sie Wert auf Rechtschreibung, auf Formulierung etc.

Dabei habe ich folgendes festgestellt:

Ich habe Gefühle entwickelt ohne sie jemals gesehen, gehört, gerochen oder gefühlt zu haben (mein Gegenpart auch). Wir haben uns geneckt bis wir richtig wütend aufeinander waren. Es gab Positives und Enttäuschungen. Auf Grund dieser Erfahrung bin ich der Überzegung dass das Verlieben etwas ist, was zuerst in Deinem Kopf und in dann in Deinem Bauch passiert. Du packst diesen potentiellen Partner in den Raum , der Deine Wünsche, Hoffnungen und Erwartungen enthält. Erlebst Du diesen Menschen live platzt sehr oft diese Blase. Dass es „Zack“ macht und Du hast den Traumpartner fürs Leben gefunden – das hab ich nur in Filmen gesehen (pretty woman). Aber da wir ja alle Partnerschaften haben / hatten und Du auch ganz treffend von den kleinen Macken schreibst heisst das wir sind bereit kleine Macken zu akzeptieren wenn das gesamte Paket stimmt. Und dann kommt die böse Realität….

Ich habe hier einige Beiträge von Frauen / Angehörigen gelesen. Meine Frage:

Was macht Männer die euch mies behandeln so interessant?
Warum lauft ihr denen so hinterher?


Für heute reicht´ s

digger

PS: der Woody Allen ist Klasse! gibts da auch ne Vegetarierversion von ?
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Rubbel am 20 September 2023, 13:01:11
Hi digger,
schön, wieder von Dir lesen zu können. Leider warst Du ja die letzte Zeit selten zu lesen.
Jetzt hab ich eine Frage:
Zitat
Was macht Männer die euch mies behandeln so interessant?
Warum lauft ihr denen so hinterher?
Fragst Du das 'Mausilausi', die Frauen allgemein aus der Angehörigengruppe oder alle Frauen hier im Forum? Es haben bislang ja sowieso noch keine weiteren Frauen an diesem Thread Anteil genommen, und die Fragestellung hat fast was Aggressives bzw. Provokatives.
Dennoch versuche ich mal, einen Anfang zum Thema allgemein zu setzen, denn ich bin mir sicher, dass Du nichts davon aggressiv/provokativ meintest:
Ich denke, es kommt oft auf die Reife, auf das Lebensalter und die Möglichkeit an, sich überhaupt auf emotionaler Ebene auszutauschen.
Meist steigt die 'bessere Auswahl' mit dem Lebensalter/der persönlichen Reife/der Unabhängigkeit, sich um Fortbestand zu sorgen.
Liebe, besser gesagt - sich zu verlieben, ist - zumindest im 'gebärfreudigen' Alter (sorry, eine kürzere Bezeichnung hab ich gerade nicht) nicht so sehr abhängig von den charakterlichen Eigenschaften bzw. Verhaltensweisen. Über allem steht die von der Natur (die wie für alle Lebewesen nach Fortbestand/Vermehrung strebt) die Auswahl - von der Frau getroffen - darüber bzw. mit dem Ziel, gesunden Nachwuchs zu gewährleisten. Genetisch.
Das geht, soweit ich weiß, im großen Maß über den Geruch.
Danach wird's irrational, und ich finde, das Verliebtsein ist dann durchaus einer Sucht ähnlich, weil es dazu führt, dass Botenstoffe ohne Ende ausgeschüttet werden.
So fängt's an.

Und dann kommt's wohl auf die jeweils eigene Lebensgeschichte an, was frau gelernt hat, und all so etwas.

Soweit - viele Grüße
Rubbel
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 20 September 2023, 13:16:00
die Fragestellung hat fast was Aggressives bzw. Provokatives.

Seh ich ganz anders, es sind 2 völlig normale Fragen und da sieht man das Menschen ebend nunmal alles mögliche anders wahrnehmen oder verstehen.

Edit: ganz im gegenteil, er meint (denk ich mal) es sogar POSITIV weil er es einfach nicht versteht.

@digger, ich bin zwar keine Frau aber ich kenne dieses Grübbeln über genau diese 2 Fragen und hoffe für Dich das du irgendwann adäquate antworten bekommst mit denen du Leben kannst.
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 20 September 2023, 17:43:59
Hey Digger,

danke für Deinen Text :)

Ich weiß nicht genau, aus welcher "Ecke" Du kommst, aber ich vermute auch eher von der Seite der Spieler. Ich hatte jetzt noch keine Zeit mir mal Dein Profil genauer anzusehn, sorry.

Ich finde Deine Vergleiche sehr interessant. Sicherlich hast Du recht, dass viele Muster auch im normalen LiebesWAHNSINN vorkommen. Aber ich würde doch bestreiten, dass mir das, was mir hier begegnet ist und was ich erfahren habe auch mit einem Nichtsüchtigen passieren kann. Weil das was hier passiert ist lange nichts mehr mit "Macken" zu tun hat. Eine Macke haftet einer Person an. Die Spielsucht transformiert eine Person zeitweise zu einem ganz anderen Menschen. Schon allein das Ausmaß an pathologischem Lügen zeigt, dass die Normalpersönlichkeit teilweise von dem spielgetriebenen Teil der Persönlichkeit ganz dissoziiert (abgeschnitten, getrennt) ist. Mein Partner hat aufgrund seiner Sucht seine gesamten Werte regelmäßig ganz verleugnet und gebrochen, um spielen zu können. Er hat komplett die Kontrolle verloren und in Verhalten und Denken insgesamt alles verlassen, was ihn in einer klaren Stunde ausmacht.

Die Problematik hat sich bei uns auch nie auf der Ebene abgespielt, ob wir auf Augenhöhe sind. Die Problematik war allein, dass mein Partner ein Doppelleben geführt hat, und dieses zweite Leben diametral im Gegensatz stand zu allem was er mit seiner eigentlichen Persönlichkeit, vertreten hat. Aber er ist da eben als ganze Person immer wieder hineingerutscht. Von meinem geliebten Partner war nichts übrig. Und das hat meiner Meinung nach nichts mit Macken zu tun sondern mit kognitiven Verzerrungen und fast schon Aufspaltung der eigenen Person in mehrere Anteile die an der Grenze zur multiplen Persönlichkeit stehen. Ich weiß, dass dieses Doppelleben auch für meinen Partner eine unfassbare Qual war.

Deswegen verweigere ich mich eigentlich gegen die Bezeichnung, dass das was ich hier geschrieben habe in den Bereich "Liebe, Leben, Eierkuchen" fällt. Das ist für mich eigentlich eine ziemlich zynische Bezeichnung. Es geht hier eben gerade nicht um die ganz normalen Wechselfälle des Lebens. Ich würde das mehr als dem Bereich "Lügen, Leiden, Selbstzerstörung" zuordnen. Was hier bei mir abgegangen ist konnte mir und meinem Partner das Leben kosten. Ich verstehe, dass Du Parallelen spürst zu allgemeinen Liebes- und Beziehungsthemen. Aber ich glaube ich habe Euch gar nichts erzählt zur Liebe zu meinem Partner. Eigentlich hat das keine Erwähnung gefunden. Weils darum auch gar nicht geht, was die Qualitäten unserer Liebe waren. Sondern ich wollte das Suchtsystem beschreiben. Und auch in der Suchtforschung gibts ja keine Einigkeit darüber, was Sucht eigentlich ist. Das ist immer noch die große Unbekannte.

Ich fand Ansätze sehr interessant, die auch thematisieren, dass sehr vieles im Leben auf süchtigen Prozessen beruht und der Mensch auch von guten Dingen abhängig ist und das ja auch ein Lebensmotor ist. Aber ich glaube hier gehts nicht darum, was gute Dinge sind, die uns bestärken sondern um Abhängigkeiten, die eben nie zu einer tatsächlichen Bedürfnisbefriedigung führen sondern immer in die Selbstzerstörung. Wenn Du dabei unmittelbar an allgemeine LIebesfragen denkst, dann ist entweder nicht ganz klar geworden von welcher Schublade ich hier spreche oder deine Liebesbeziehungen haben im Kern auch einen solchen zerstörerischen Charakter?!

Ich meine das hier nicht bös, ich hoffe das kommt nicht falsch an, aber ich will hier schon auch eine Grenze ziehen. Sicherlich gibt es bei dem was ich beschrieben habe auch Parallellen zu anderen Beziehungssystemen. Beispielsweise Beziehung zu einem Alkoholiker, Beziehung zu einem Borderliner viele andere kranke Beziehungsgeflechte. Und die haben meist gemeinsam, dass es eine Dreiecksbeziehung ist.. namentlich bei mir haben nicht nur ich und mein Partner eine Beziehung geführt sondern mein Partner, ich und das Onlinecasino.

Ich weiß nicht wie Liebe entsteht...ich finde sehr interessant, was Du dazu schreibst. Aber wie gesagt mein Text hatte nichts mit Fragen der Liebe zu tun. Und das ist glaube ich auch ein Aspekt der sehr viel Verwirrung stiftet, das vorliegende Thema mit dem Thema Liebe verknüpfen zu wollen. Denn ich habe meinen Partner nicht wegen Liebesfragen verlassen sondern wegen Suchtproblemen, obwohl ich Ihn liebe und obwohl er mich liebt. Und er auch selbst an der Situation verzweifelt. Es geht also darum, dass wenn man einen der selbst verstrickt ist in die Sucht und auch immer weiter in dieser Verstrickung lebt, wenn man so einen Menschen weiter liebt und eine Nähebeziehung haben will, dass man dann selbst auch wie ich finde fast zwangsläufig in ein Suchtsystem gerät und die eigene Beziehung zum Menschen einen süchtigen Charakter erhält, man muss ja fast die selben Ausblendungen vornehmen, wie der kranke Spieler, um das aushalten zu können und im Kopf eine "Beziehungskontinuität" zu konstruieren, die es in der Realität nicht gibt. Weil durch das pathologische Spiel, immer wieder die Welt und auch die Beziehung verlassen und abgebrochen wird. Der Spieler lebt in mehreren Welten und ist nur teilweise in der sog. Realität verfügbar.

Zu Deinen zwei Fragen:


1. Ich würde nicht sagen, dass Männer die mich mies behandeln für mich besonders interessant sind. Ich kenne das Thema, dass Du ansprichst. "warum stehn Frauen immer auf Arschlöcher". Ich muss sagen, dass ich mir von Anfang an gewünscht hätte, dass die Suchtanteile und Lügenanteile meines Partners nicht da sind. Aber ja, die Frage ist berechtigt, warum lande ich bei so einem. So würde ich es eher bezeichnen. Weil ich habe die Scheiße, die mein Partner am Stecken hatte nie interessant gefunden. Es ist vielleicht mehr so, dass ich in meinem Leben immer meine Rolle und meinen Platz und mein Geliebtwerden dadurch gefunden habe, dass ich mehr für andere da war als für mich. Mein Selbstverständnis hat sich also so entwickelt, dass ich meine Schmerzgrenzen sehr weit nach unten verlagert habe. Sonst wäre ich schon nach kurzer Zeit wahrscheinlich gar nicht mehr in dieser Beziehung gewesen. ...Ich fühle mich schlecht, wenn es mir besser geht als einem anderen. Und weil meine ganze Kindheit ein hoffnungsloser Kampf darum war, meine Mutter glücklich und gesund zu machen gibt es bei mir kaum Grenzen. Ich habe gelernt auch in hoffnungslosen Fällen erst recht zu hoffen. Das ist wohl mein Fix geworden. Mehr eine Traumwelt zu sehen die nicht ist, als die Realität zu akzeptieren.

2. aus 1. erklärt sich auch, warum "wir denen so hinterherlaufen". Wobei ich denke, dass das Problem nicht im "Hinterherlaufen" liegt. Meine Männer sind nie von meiner Seite gewichen, die wollten immer selber da bleiben. Das Problem ist also nicht das hinterherlaufen, sondern das keine Grenze ziehen, wenn man selbst anfängt in ein eigenes inneres Suchtsystem zu rutschen, das einem die ganze Lebensenergie und Freude raubt und einen wie jedes Suchtsystem starr und tot werden lässt, statt: Wegzugehen und sich zu trennen. Jeder kann beim Daten auf einen Süchtigen treffen.... aber ein Gesunder geht dann schnell wieder, wohingegen die Coabhängigen da gerade erst auf den Geschmack kommen, denn unterm Strich haben sie für sich gelernt, dass es für sie beispielsweise sicherer ist viel in Kauf zu nehmen selbst unglücklich zu sein und aber dafür nicht vom anderen verstoßen zu werden... das sind oft Menschen, die nicht verstoßen werden wollen und daher auch gerne eine sehr belastende Verstrickung in Kauf nehmen und Kontrolle übernehmen, denn sie machen dann den Süchtigen auch von sich selbst abhängig. Und das fühlt sich für diese geschlagenen Kinder immer noch besser an, als mit jemand Gesundem zu leben, der nicht von ihnen abhängig ist. Der da ist und gut zu ihnen ist (das können die meisten Co-abhängigen nicht ertragen, weil sie sich schlecht fühlen, wenn es ihnen gut geht. Sie können sich nur darüber gut fühlen, dass sie einen anderen versuchen glücklich zu machen) Wenn man mit jemand Gesundem zusammen ist, dann herrscht größere Freiheit. Keine so enge Verstrickung... und das macht vielen Co-abhängigen Angst. Angst verlassen zu werden. Also wir laufen ihnen nicht hinterher.. wir binden sie an uns und machen sie von uns abhängig, damit sie uns brauchen wie Mami. Dass das dann weitläufig als "Liebe" bezeichnet wird liegt wohl daran, dass man wenn man so vorgeschädigt ist gar nicht weiß, was es ist, dass einen so sehr zum anderen hinzieht es fühlt sich vielleicht an wie die guten Gefühle die man hatte, wenn man in seiner Scheiß Kindheit fühlen konnte nicht allein zu sein, dass da jemand ist, vielleicht auch nur die Hoffnung... und dieses Gefühl, das kann sehr schnell dann auch als Liebe bezeichnet werden. Aber was einen dort hält ist eigentlich die Angst, die eigenen Illusionen aufgeben zu müssen.


Ich hoffe ich bin dir nicht zu viel auf die Füsse getreten, aber ich sehe manches anders und daher kann ich manche Fragestellungen und Etikettierungen auch nicht so unterschreiben.


Liebe Grüße
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 20 September 2023, 19:03:32
Huhu Mausilausi

Also die kleine Lausi ist ja sowas von unangebracht bist du doch so groß und strahlst, RESPEKT !

Selbstverständlich hat auch die Lausi dennoch Ihre Daseinsberechtigung und ist ein Teil von Dir aber das was ich hier gelesen habe zeugt von so viel Reflektion, Klarheit und Stärke das ich den Hut vor Dir ziehe !!!
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 20 September 2023, 23:27:44
moin,

@rubbel, @wirbelwind:

das waren natürlich rhetorische Fragen. Gemeint ist:

will Frau nen Macho?
Ist der Softie out?
Warum tut Frau sich so nen Leidensweg an?
Was hat Mann davon wenn er so ein Arschloch ist?

Bei den Fragen war absolut nix bösartiges bei. Und, liebe Rubbel, das mit der Evolution kenn ich natürlich auch. Aber warum läuft der gleiche Mechanismus auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren? Und Geruch, erster Blickkontakt: wie läuft das bei Paaren, die sich über tinder finden? Es ist lange her dass ich mich mit diesen Themen beschäftigt habe (auf wissenschaftlicher Basis gg).  Aber durch ML’s thread beschäftige ich mich wieder damit.

Und nun zu ML: Du bist mir überhaupt nicht auf die Füsse getreten. Wie gesagt, ich hatte versucht aus Deinem Text „meine Berührungspunkte“ rauszufiltern. Angefangen hab ich mit „taumelnder realitätsferner Beziehungrausch“; dann kam Dein Bild mit der Abwärtsspirale: eine plane Spirale auf der einer (ich) wegrennt weil der Stress unmenschlich war und der andere (sie) mir hinterherrannte weil sie mich nicht gehen lassen wollte – das kenne ich zur Genüge. Deine Gefühle „Angstzustände, Unwohlsein, Bauchschmerzen“ – das kenn ich auch ganz genau. Und dann mein Wochenende mit meiner Tochter, die ganz dolle Beziehungsprobleme  hat – Du hast mit Deinem Text viele Nerven bei mir getroffen; dass ich sofort was dazu gesagt habe war vielleicht doof; aber mir war danach.

Du musst Grenzen setzen. Hmmmm – was meinst Du damit ? Bin ich Dir zu nahe getreten, hab ich irgendwas zu Deiner Beziehung gesagt, fühlst Du Dich angegriffen?

Mein „Leben, Liebe, Eierkuchen“ war mein Kontrapunkt zu „Friede, Freude, Eierkuchen“. Da war nix Zynisches bei sondern meine ganz spezielle Art mich auszudrücken..

Ich habe die ganze Zeit von mir, von meinen Gefühlen, von meinen Gedanken beim Lesen des threads geschrieben. Ich seh darin nix Übergriffiges. Ganz im Gegenteil: Du bist Schuld, dass ich mich intensiv mit lange Verschüttetem, mit meinen Gefühlen beschäftige.

Dafür danke , ML und gN8 euch allen. 

digger
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 21 September 2023, 01:02:03
Hey lieber Digger,

danke für Deine Gedanken. Es tut mir leid falls ich zu harsch war mit meinem Kommentar. Jeder kommt halt ganz aus seiner Welt. Aber vielleicht hat mein Antwortversuch ein paar von Deinen Fragen auch ein bisschen jedenfalls mal von zumindest einer einer Frau beantwortet. So viele andere Angehörige Frauen schreiben hier ja gerade gar nicht. Du scheinst auch wirklich viele verwirrende Beziehungserfahrungen gemacht zu haben. Ich hoffe Du kommst mit den aufgewirbelten Gefühlen zurecht. Du scheints ja auch auf der Suche nach einer erfüllten Beziehung schon sehr oft in sehr froher Hoffnung dann sehr enttäuscht worden zu sein. .... du scheinst auch sehr schnell sehr grosse Gefühle für jemanden zu entwickeln und dann scheint es schnell zu kippen.... "Liebe, Leben, Eierkuchen". :)

ich hoff Dir gehts gehts gut. Mein Gedanke wäre, dass Du vielleicht auch sehr schnell sehr viel auf jemanden projezierst und jemanden sehr schnell idealisierst... weil du sehr sehr liebesbedürftig bist... vielleicht passt dann die Projektionsfläche odt nicht. Vielleicht muss man sich erst selbst noch ein bisschen mehr lieben bevor man "da raus geht" und so viel beim anderen sucht... aber das ist nur eine Idee von dem her was ich aus deinem Text lese.

Liebe Grüsse und gute Nacht
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 21 September 2023, 01:11:56
... die grenze wollte ich nicht mit Blick auf deine Erfahrungen und Gefühle setzten sondern nur mit Blick darauf, dass eben das Thema Coabhängigkeit nicht in die Ecke der allgemeinen Beziehungs- und Liebesfragen gehört weil vielleicht jede Beziehung auch eine solche Dynamik haben kann. Vielleicht kannst su ja noch mal genauer rausstellen, was vielleicht auch der Kontext der Sucht war in dem sich Deine Beziehungprobleme ergeben haben könnten, das würde mich interessieren. Oder waren das mehr andere Umstände die für so viel emotionale Verwirrung gesorgt haben? Warum hat es denn bei Dir am Ende nicht so geklappt, wie Dus Dir gewünscht hättest. Das wäre interessant, weil Du ja wieder die Frauen die vielleicht coabhängig von dir waren von deinernSeite aus beschreiben könntest :)) LG
ML
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 21 September 2023, 11:46:16
Moin ML,

Deine Ferndiagnose / Einschätzung meiner Person trifft nicht zu. Du hast es allerdings wieder geschafft mich ins permanente Reinhören bzw. Erinnerungen rausholen zu bringen. Mich beschäftigt da so viel, dass ich jetzt ein Buch darüber schreiben müsste. Ich bin dazu (jetzt) nicht in der Lage


Das ist vielleicht auf der Ebene der Schwingungen ...

......... meine Liebesakkus sind ein bisschen voll... die waren nämlich mein Leben lang chronisch leer und jeder Hanswurst konnte so dann eine Versuchung sein... endlich mal von jemandem lieb gehabt zu werden...

-> vielleicht waren es solche Äusserungen, die mich dazu verführt haben über "Leben, Liebe, Eierkuchen" schreiben zu müssen....

wenn ich mich jetzt mit Deinen aktuellen posts beschäftige hab ich sofort neue Fragen an mich:

entwickel ich tatsächlich sehr schnell grosse Gefühle für jemanden? hmm - sind 2 mal im Leben viel?
projeziere und  idealisiere ich sehr schnell? eindeutig NEIN!
liebe ich mich?     genug????
bin ich sehr liebesbedürftig? das kann ich zur Zeit nur schwer beantworten

lass uns bei dem Thema "Sucht und Co...." bleiben

Zitat:
"Ich finde es gibt bei der Spielsucht fast gar keine Grenze zwischen Konsum und Nichtkonsum, irgendwie ist es immer da. Das wollt ich gern mal beschreiben."

es gibt nicht DIE Spielsucht. Das klassische Casino ist ne andere Hausnummer als OC oder Börse. Natürlich weisst Du das. und dass es nicht DEN Spieler gibt weisst Du auch. und dass man/frau sich nicht erst um die Existenz spielen muss um zu wissen dass es die letzte Scheisse ist was Man/frau da tut, dass es sich um Sucht handelt, DAS wissen wir alle . Da rauskommen wollen wir alle. die Rückfallquoten sind extrem hoch - aber das weisst Du natürlich auch. wie weit die Spielsucht ne Beziehung belastet  ist die Frage ....

meine Spielerkarriere begann in der Stammkneipe meines Vaters (regelmässiger Stammtisch, für Kind sehr langweilig und in der Ecke hing ein Spielautomat). Dieses Blinken, das Geräusch wenn der damalige Hauptgewinn von 1.- DM in 10  Groschen Stück für Stück ausgezahlt wurde -> das hat mir schon gut gefallen. Die weitere Suchtleiter (höhere Einsätze und Gewinnmöglichkeiten, Serienspiele und Risikoleitern) bin ich immer weiter "aufgestiegen". Ich hab oft versucht auszusteigen, habs aber nicht geschafft. Als meine Tochter geboren wurde und ich die Aufzucht (Fläschchen alle 3 Stunden, Windeln, eideidei machen) übernommen hatte konnte ich nimmer in die Spielhalle; ich weiss dass ich mit den heutigen Möglichkeiten (OC) hoffnungslos verloren gewesen wäre. In meiner Erinnerung hatte ich ab dann keinen Rückfall mehr; aber schwören würde ich nicht. Seit der Euroeinführung habe ich sicher nichts mehr mit Spielautomaten zu tun.

Eine spannende Frage zum Thema Sucht finde ich ist: wenn 2 Raucher ne Beziehung eingehen oder wenn ein Biertrinker (in Bayern Grundnahrungsmittel) eine Beziehung mit einer Weintrinkerin eingeht und es ufert aus (?????), wer ist dann der Süchtige und wer ist der/die Co????

tut mir leid, ist nur ein kleiner Ausschnitt Deines inputs. ich bin aber intensiv am in-mich-reinhorchen und - fühlen

dafür nochmal : DANKE

gruß digger
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Rubbel am 21 September 2023, 12:52:33
Hallo,
das beschäftigt mich ja schon auch. Was ich beitragen möchte: Doch - ich denke schon, dass es DIE Spielsucht gibt ... die Anwendung/Anwendbarkeit reicht eben von Würfelspielen am Kneipentresen, kleiner Spielhalle über Wetten, OCs, Pokerrunden etc. bis Börsenspekulation incl. Kryptowährung.
Je nach finanziellem Budget ordnet ein vom Spiel süchtiger Mensch sich ein. Ist meine Meinung.
Ich weiß nicht, wie das beim Alkohol abläuft, aber ein narzisstisches Persönlichkeitsprofil trägt dazu bei. Da gibt es den von sich selbst nach außen überzeugten, hochmütigen Typ und den selbstunsicheren. Wobei beide dieselben Wurzeln haben, aber grundverschiedenes Auftreten.
Und dass die Spielsucht durchgehend im Kopf präsent ist (in den Gedanken) kann ich von mir nur bestätigen. Dass hier viel und sich viel wiederholend genau davon berichtet wird und es zahlreiche 'Trigger' gibt, egal, ob der Süchtige gerade in guter oder in schlechter Verfassung ist, spricht auch eigentlich dafür.
Nun gut.
Meine letzte erwähnenswerte Liebesbeziehung war zu einem Alkoholiker (ca. 2 Flaschen Wein am Abend zum 'Runterkommen'), der von sich einerseits vollkommen überzeugt war (was Intellekt, Leistung u. Ausdauer angeht), aber sich soweit geöffnet hat, mir doch zu 'gestehen', dass er sich im Vergleich zu anderen Männern in seiner Ausstrahlung, seiner Präsenz, seinem Charisma nicht 'gleichwertig' fühlte. Dafür, glaube ich, hat er mich und die Frauen vor mir gebraucht. Und deshalb war auch sein Stolz auf mich 'weg' und durch krasse Abwertung ausgetauscht, seit ich ihm erklärt habe, dass ich spielsüchtig bin: minderwertig und nicht tauglich zu seinem Selbstwertaufbau.
Ich hab damals dadurch, dass er sich neben seinem Job auch als Autor gesehen hat, mit dem Schreiben begonnen. Ich hab begonnen, in Worte zu fassen, was ich nie verarbeitet habe und darauf geachtet, keine Tagebucheinträge mit Herz-Schmerz-Dusel zu verfassen.
Vor allem aber über uns, unsere Beziehung und meine Haltung, Rolle, mein Mitgefühl, Aggressionen auf ihn und mich und dieses eingefahrene Muster, meine langsame, zähe und sehr schmerzvolle Ablösung habe ich geschrieben. Wir waren beide tief in uns selbst 'einsam' geblieben.
Ich stell' eins der Gedichte dazu ein:

Zitat
behutsam

ahnend
du sitzt abermals hadernd
hinter deiner tür
suchst dich im raum der welt
ortest, ordnest und findest
keine stecknadel in deinem system
um anzudocken, anzuheften.

anhaltend
kauerst du in deiner leere
suchst ausdruck und schreibst nieder
was du - nötigenfalls gespeichert
aufzugreifen vermögen wirst
diesen zustand abzustreifen.

einstweilen
brodelt wieder dieses echo in mir
gleich einem quälenden hilferuf
den du nicht ausstößt
ich laufe umher, rastlos,
den niederschlag aufzusaugen.

schluss-endlich
bemalte ich den eingang zu dir
pas(s)t (h)ell auf schwarze tür?
suchte den ausweg für dich
oder war es der meine?
ich weiß darum nicht viel,

lediglich um den lapsus:
einst klopfte ich einfach an.

 
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 21 September 2023, 13:32:39
Hey Leute,
danke für Eure interessanten Beiträge, ich mag auch gern darüber noch nachdenken und antworten. Jetzt nur mal kurz zu meinem Zustand nach der Trennung. Ich fühl langsam wieder mehr und mehr den Boden unter meinen Füssen. Mich hatte die Doppelbödigkeit des Lebens meines Partners regelrecht infiziert. Ich hab mich auch selbst so gefühlt als sein ich nicht da. Bei meinem Partner gabs echt keine Trennung zwischen Konsum und Nichtkonsum. Sportwetten, ist vielleicht anders als Casino oder Spielo... aber seine Gedanken sind permanent nur darum gekreist... naja ich habe heute gar keinen flauen Magen mehr spüre meine Kraft und das hier und jetzt die ganze Zeit davor bin ich gefühlt nur ein müder Abklatsch von mir selbst gewesen. ich konnte gar nichts mehr aufnehmen. Es ist erstaunlich wie schnell Erholung kommt sobald man sich aus der Nummer herausbegibt und je kräftiger man wird desto weniger will man je wieder in dieses bodenlose Chaos zurück. Schade dass hier kaum Angehörige was schreiben, naja vielleicht lesen welche mit. Es fühlt sich auch recht künstlich an die Trennung mit so einem sauberen Schnitt durchzuführen... aber ich schöpfe jetzt schon wieder Kraft, es zahlt sich aus... Eben nicht wieder in die Harmonie und Hoffnung zu gehen ist für mich so kontraintuitiv...aber das ist wohl die einzige Möglichkeit sich zu befreien. LG und bis später ML
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Marieclaire am 21 September 2023, 18:11:49
Ja es lesen hier auch Angehörige,  die haben manchmal einfach nicht die Kraft zu schreiben.
Und manchmal lese ich einige Tage nichts, weil ich das Thema nicht mehr hören kann.
Es raubt mir die Kraft und Lebensfreude, ich kann mich im Moment nicht aus der Situation befreien.
Auf die Frage warum man mit so jemanden zusammen ist, ist bei mir die Antwort wie bei wahrscheinlich bei vielen, es war nicht immer so, an Anfang garnicht oder so wenig das ich es nicht als Sucht bezeichnet hätte. Leider ist das Monster gewachsen.  Als wir uns Kennengelernt haben dachte ich hoffentlich bleibt er immer so, war wohl eine Vorahnung.
Es fällt mir auch jetzt schwer zu Schreiben , weil es mich lähmt.
Er geniesst es wohl wenn jemand leidet, ist wohl ein Machtgefühl.
Ich suche meinen Weg, leider denke ich das wir den nicht zusammen gehen werden, weil null Einsicht von seiner Seite kommt.
Mittlerweile denke ich der soll es nicht für mich machen, vor einigen Monaten habe ich ihn darum gebeten. Ich hätte nie gedacht das die Sucht so an erster Stelle steht. Mit aller Macht wird weiter verheimlicht und Geschwiegen, es muss wohl sehr wertvoll sein. Um andere Dinge kämpft er nicht im Ansatz wie darum....
( eine Pause vom Schreiben musste ich mir nehmen)

Liebe Mausilausi, ich wünschte ich hätte auch die Kraft mich zu trennen. Ich habe sie noch nicht.
Es sind noch viele Dinge die dagegen sprechen.
Aber es hat sich schon einiges geändert, die SHG hilft mir und ist ein Anker. Es hilft mir mich mit anderen auszutauschen

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 23 September 2023, 00:26:08
Hey Leute,

ich bin gerade so müde und schlapp. Ich hab viel Arbeit, mehr als ich gerade gerne hätte, um nebenher meine Trennung verdauen zu können. Ich kann mich auch irgendwie gerade nur kaum auf andere Nachrichten einlassen, weil ich so müde bin aber die nächste Woche sehr viel Leistung bringen muss.

Ich wollt Euch schreiben wies mir geht. Ich lenke mich ein bisschen ab, auf der Wiesn mit Freunden beim Sport. Mit Arbeit. Ich fühl mich manchmal ganz schrecklich allein und manchmal auch sehr glücklich endlich wieder Abends vor dem Einschlafen mit meinen Gedanken allein sein zu können.

Ich bin richtig gut im Ausblenden. Deswegen hab ichs wohl auch in der Beziehung aushalten können. Jetzt nutzt es mir weil ich auch meinen ehemaligen Partner ausblenden kann. Es ist eine richtige Belastung hier noch mit ihm in der Wohnung zu sein. Wahrscheinlich ist er heute entweder kiffen oder spielen gefahren oder noch dreckiger Sachen. Eben irgendwas aus dem Repertoire. Das Schöne ist aber, es interessiert mich nicht, kann mich nicht mehr aufbringen. Bringt mich mehr zum lachen. Und macht mich nur traurig weil ich heute zum ersten Mal wieder mit noch stärkerer Schärfe sehen kann, wie vergebens mein ganzer Kampf die letzten Jahre war. Wahnsinn. Ich erlaube mir jetzt mit mir selbst zu trauern, nicht um ihn sondern um das ganze Leid das ich bereitwillig ertragen habe. Wenn ich hätte weiter rauszoomen können aus der Situation, dann hätte ich gleich sehen können was für ein kleiner Hamster im Rad ich war. Unfassbar in welchen Tunnel ich geraten bin. Ich bin nicht ganz unten gelandet. Aber da wo ich jetzt stehe stehe ich nicht sehr gut, es wird mich sehr viel Kraft kosten mein eigenes Leben wieder  aufzubauen. Und wenn ichs mir ansehe dann hat sich mein eigener Stand aufgrund meiner schlechten Beziehungsentscheidungen so verschlechtert. Ich spüre gerade in dieser Scheisslage sehr stark meine innere Grenze mir nie wieder so was antun zu wollen. Ich bin mit nicht böse, dass ich nicht früher ausgestiegen bin... es hätte auch noch länger dauern können. Aber ich bin froh, dass ich es jetzt gemacht habe. Vielleicht reicht die Kraft um den Scherbenhaufen aufekehren zu können, ohne weitere Schäden in Kauf nehmen zu müssen. Ich habe so vieles vernachlässigt was ich davor verfolgt habe und meine eigenen Qualitätsstandards nicht mehr beachtet.

Es hilft mir zu sehn, dass auch andere sich verstricken und ihr Boot ins Wanken bringen. Es ist okay Probleme zu haben. Vielleicht war es für mich der kürzeste Weg so. Aber Schäden hat er dennoch hinterlassen. Da kommt das Verzeihen ins Spiel. Das sagt man leicht. Aber ich mache mich gerade manchmal sehr fertig und frage mich auch, wie ich die Geschichte je mal einem neuen Mann präsentieren kann. Ich fühl mich wie ein Volltrottel, dass ich das alles mit mir hab machen lassen...aber das passiert nunmal den Besten...

Schlaft gut,
Mausilausi

P.s.  ich fühl mich wieder und fühl mich wieder mehr wie ich... mit allen eigenen Problemen sie dann auf einen zukommen aber mit ohne andauernden fremden ungelösten Problemen...
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 23 September 2023, 01:30:09
Lieber Digger,


danke für Deine interessanten Gedanken und auch Rubbel, danke für Deine schönen Texte.

Ich finde es sehr interessant, dass es so unterschiedliche Auffassungen dazu gibt.

Manchmal verstehe ich nicht Digger, wieso du so sehr eine Lanze dafür brichst, dass es so viele Unterschiede gibt, was verpasst man denn wenn man die Spielsucht in eine Topf packt? Ist alles andere nicht ein Feigenblatt? Es erinnert mich jedenfalls manchmal sehr an die Rechtfertigungsstrategien meines Partners...

Ich hoffe, dass es Dir gut geht im Durchleben vieler ausgelöster alter Gefühle. Und entschuldige, dass meine Diagnose eher fern lag.

Man kann gleichzeitig Coabhängig und Süchtig sein... beides hat im übrigen dasselbe Suchtmuster wie jede Suchtstruktur... mein Partner war auch sehr coabhängig zum beispiel. Und ich ja auch süchtig nach der Beziehung. Es ist nur ein Wortspiel.

@Rubbel: Zwei Flaschen Wein runterkommen... so fings mit meinem Spieler an, als ich dachte er sei "nur" Alkoholiker 🤡 Ich teile Deine Ansichten Rubbel, so habe ich die Dinge mit dem Spielen auch erlebt. Danke für Deinen schönen Text. So bleibt die ganze gefühlte Erinnerung erhalten.

Danke auch Marie Claire. Wie es scheint hast du ja schon die Kraft zu vielen anderen Dingen... also step by step. Vielleicht kannst du dir selbst die Frage stellen, was Dich am loslassen hindert.


Gute Nacht
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Olli am 23 September 2023, 08:04:51
Guten Morgen ML!

Jetzt weiss ich auch, wieso die Mona Lisa (ML) keine Augenbrauen hat ... sie war die Frau eines Süchtigen und hat sich vor lauter Selbstvorwürfen die Härchen selbst ausgerissen ... ;)

Zitat
Es hilft mir zu sehn, dass auch andere sich verstricken und ihr Boot ins Wanken bringen. Es ist okay Probleme zu haben. Vielleicht war es für mich der kürzeste Weg so. Aber Schäden hat er dennoch hinterlassen. Da kommt das Verzeihen ins Spiel. Das sagt man leicht. Aber ich mache mich gerade manchmal sehr fertig und frage mich auch, wie ich die Geschichte je mal einem neuen Mann präsentieren kann. Ich fühl mich wie ein Volltrottel, dass ich das alles mit mir hab machen lassen...aber das passiert nunmal den Besten...

Ganz genau ... es passiert den Besten! Wir sind Menschen und machen Fehler. Es ist OK Fehler zu machen, denn wir lernen zumeist aus ihnen für unser weiteres Leben.

Ich sehe bei Dir bereits den Ansatz Dir verzeichen zu können. Es braucht nur etwas Zeit, die Du Dir ruhig auch gönnen kannst. Das Verzeihen muss sich erst entwickeln, denn je mehr Du die Vergangenheit aufbröselst, umso mehr Punkte scheinen ja hinzuzukommen, die Du Dir verzeihen könntest.
Wieso habe ich in der Situation so reagiert? Hätte ich nicht besser ... Wie schnell ist hier der Konjunktiv verwendet ... Doch der bringt Dich nicht weiter, nur immer wieder zurück. Du warst einfach zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit anders reagieren zu können.
Der potentielle neue Partner wird es sicherlich in einigen Bereichen schwerer haben bei Dir. Aber das ist doch auch gut so. Zeigen Deine neuen kleinen Bollwerke doch, was Du für Dich möchtest und was nicht. Du wirst ihm nicht Geschichten erzählen, sondern Deine Erfahrungen und Deine Schlüsse für Dich daraus.
Ich sehe daran nichts Schlimmes. Nichts, was Dich in seinen Augen zum Volltrottel macht ... eher zum Menschen!
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 23 September 2023, 10:05:06
moin ML,


Manchmal verstehe ich nicht Digger, wieso du so sehr eine Lanze dafür brichst, dass es so viele Unterschiede gibt, was verpasst man denn wenn man die Spielsucht in eine Topf packt? Ist alles andere nicht ein Feigenblatt? Es erinnert mich jedenfalls manchmal sehr an die Rechtfertigungsstrategien meines Partners...


Die Antwort darauf ist einfach:

Ich habe gestern einen Lottoschein abgegeben. Ist das ein Rückfall? (Ich mache das gelegentlich; ich kann mir mit wenig Geld die zugegebenermassen geringe Hoffnung erkaufen reich zu werden). Das Tun und die "Wartezeit" -> es lässt mich völlig kalt.

Meine Börsengeschäfte hab ich angefangen weil ich Börsen knoff-hof brauchte . Ich hab tatsächlich echtes Geld eingesetzt , sichere Aktien gekauft (Telekom, HAHAHA), und hab mich dann oft gewundert was da an der Börse abgeht. Ich konnte NICHT Leerverkaufen, ich habe NICHT mit Derivaten gehandelt. Meine Art zu traden hat mich auch relativ kalt gelassen; als mein Telekomposten dahinschmolz wie Eis in der Sonne hab ich allerdings doch gelitten. Sucht war das nicht. Aber ich war 24/7 mit Börse gedanklich beschäftigt. Ich lebte aber zu dieser Zeit alleine, musste also auf niemanden Rücksicht nehmen und hab das getan bis ich merkte welchen Mist ich mir antue. Ich konnte das ohne Entzug sofort einstellen. Und in diesem 24/7 - Tun treff ich mich mit Deinem Ex.

Wenn ich einen Euro in nen Spielautomaten stecken täte oder die reichlich vorhandenen Onlinecasinos besuchen täte wär ich verloren.Das ist meine Sucht!

Paracelsus: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift." Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist." -> das gilt gerade für Alkohol. In meine Jugend gehörte Rauchen und "was vertragen können" zum Erwachsenwerden, zum "Mann werden". Der Wein zum guten Essen, der sonntägliche Frühschoppen in Bayern , das ist doch auch ein Teil unserer Kultur. In diesem Sinne breche ich eine Lanze für mich, für uns Spieler, für uns suchtkranke aber liebenswerte Menschen.

schönes und intensives WE

digger 
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 24 September 2023, 22:33:34
Danke lieber Olli,
Deine Worte tun sehr gut. Mir ist noch nie aufgefallen, dass Monalisa keine Augenbrauen hat.. die Arme.. bei mir sind sie noch da...:D und ich hab mir die letzten Tage immer Listen geschrieben auf was ich stolz sein kann... das hat ja auch was mit verzeihen zu tun.. ich war sehr streng zu mir... ich musste mich selber ausbremsen.
Das mit den Bollwerken nehm ich mir auch zu Herzen...überhaupt alles was Du gesagt hast. Danke dafür!

Hey lieber Digger... aber dann hast Du doch in dem Bereich scheinbar keine Suchtproblematik... Wie du es ja auch selbst sagst, etwas anderes ist Deine Sucht. Dann verstehe ich aber dennoch nicht, wieso du das alles im Suchtforum, wo doch alle andern daran - also auch an den Dingen die Du scheinbar beherrschen kannst - zu knabbern haben so herausstellst?! Andere können sich halt nicht so gut vom Gift fernhalten. Niemand macht doch hier jemanden kränker als er ist! Wenn du bei manchen Spielen kein Suchtpotential hast ist es doch genial. Freu Dich doch einfach drüber aber marginalisier doch nicht, dass wenn man dort auch Sucht hat es eben die gleiche Sucht ist wie bei jedem "Spielzeug". Auch nicht jeder Säufer säuft gleich.. manche im Quartal manche auf Pegel... aber ist der eine mehr Alkoholiker als der andere? Es ist der gleiche Suchtmechanismus dahinter. Da gleiche aus der Realität entfliehen, dasselbe sich selbst aus der Lebendigkeit erstarren...

Ich finds genial, dass Du genau weißt, wo Deine Grenzen verlaufen - eine sehr starke Leistung.

Ich glaub hier ist dennoch der falsche Platz um den Kulturwert vom Spielen rauszustellen. "Homo ludens" ist hier nicht das topos. Das kann sich nur einer leisten der keine Suchtproblematik hat! Genausowenig wies im Alkoholikerforum drum gehen sollte welchen Kulturwert Alkohol hat. Denn es ist ja klar, dass alle die hier hilflos aufschlagen keinen kulutrellen Nutzen mehr ziehen können, sondern die goldene Mitte längst verloren haben und dabei sind sich und andere zu ruinieren. Das find ich das zynische und auch leichtsinnige an Deinem Beitrag.

Und niemand sagt, dass Suchtkranke keine liebenswerten Menschen sind!!!! (Erst recht wir Coabhängigen finden ja Suchtkranke das liebenswerteste auf der Welt) Auf eine Art bricht sich in den Kranken auch sehr viel Gesundes Bahn. Wer weiß woran sie eigentlich kranken.. vielleicht an der kranken Gesellschaft, vielleicht an den vermeintlichen Kulturgütern in einer Unkultur... aber es geht doch hier drum gesund zu werden und nicht mit dem eigenen Leben dafür zu bezahlen, dass man in so viel krankes geboren wurde.

Liebe Grüße und gute Nacht
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: digger am 25 September 2023, 10:26:43
moin ML,

jetzt hab ich ein Problem: ich verstehe wesentliche Passagen in Deinem letzten Beitrag nicht. Ich habe das Gefühl Du fühlst Dich angegriffen. Ich fühle mich durch Deine Antwort leicht abgewatscht. Und zwar in den Bereichen:

marginalisieren: wo marginalisiere ich und wen dränge ich „an den Rand der Gesellschaft“?

homo ludens und topos: das war vor einiger Zeit mal Thema hier im Forum; was wir gerne spielen und obs uns evtl. wieder in Richtung Sucht bringt. Ich spiele leidenschaftlich Karten – aber nix um Knete. Ich habe nix über den spielenden Menschen geschrieben – hast Du damit Deinen Ex angesprochen?

Suchtforum – Dinge, die ich scheinbar im Griff habe (großes Fragezeichen, alleine die Tatsache dass ich mich hier angemeldet habe zeigt doch dass ich es NICHT im Griff habe) …… , die Dinge an denen alle anderen zu Knabbern haben – falsch! Denn hier suchen auch Angehörige Verständnis oder auch Rat; btw, was hat Dich denn hierher verschlagen? Und zum Knabbern: schau, manche wie AndresG knabbern etwas weniger, andere wie LastChance mehr – es reicht vom Tagebuchschreiben bis zum angedrohten suizid. Ich finde es legitim und nicht zynisch auch diesen Bereich etwas differenzierter zu betrachten.

….uuuuund, was ich schmerzlich im Laufe meines Lebens lernen musste: es ist nicht immer schwarz oder weiss, es gibt sehr viele Grautöne dazwischen.

Du hast geschrieben dass Du demnächst wenig Zeit fürs Forum haben wirst. Werd ich respektieren. Ich werde Deinen thread möglichst wenig zumüllen. Ich werde das Forum wieder aus der Anonymität heraus verfolgen . Und neeiin, ICH BIN NICHT BELEIDIGT!

Wenn Du die Zahl meiner Beiträge zu meiner Verweilzeit hier im Forum setzt wirst Du sehen dass ich

- sehr selten schreibe
- und dass ich in den letzten Tagen sehr geschwätzig war.

Außerdem hab ich in den letzten Tagen sehr viel Persönliches, sehr viele meiner Gefühle auf den Tisch gepackt. Durch diesen thread!

Ausschnitt aus meiner „Vorstellung Feb 22“ (nur damit Du weisst warum ich hier bin):

" Ich sitze nun als altersarmer Rentner und als Coronarisikopatient ohne Perspektive zu Hause und frag mich, wie ich meine restliche Lebenszeit sinnvoll verbringe.
Mir ist natürlich die OC-Werbung im Fernie aufgefallen; hab kurz überlegt ob ich die Begrüssungsknete abgreifen soll; hab ich aber sofort wieder verworfen. Mir kam die Idee, doch mal die eine oder andere Wette zu platzieren. Es gibt da schon einige Bereiche in denen ich mir das zutraue. Nachdem ich mich hier durch diverse Schicksale durchgearbeitet habe werde ich ganz sicher „meine Füsse bzw. meine Finger stillhalten“. Bliebe noch Börse. Das ist ein eigenes Gebiet, da werde ich ggfs. noch mal zu kommen…

ich hab mich angemeldet, weil ich hier viel gefunden habe was mich auch selbst betrifft, wo ich auch gerne was zu sagen möchte. Habt ihr herausgefunden warum ihr spielt, warum ihr eine Sucht entwickelt habt und – ganz wichtig – wie gestaltet ihr eure (spielfreie) Zeit, was macht euch zu glücklichen trockenen Spielern? Oder einfacher ausgedrückt: ich suche für mich einen Sinn für mein Restleben. Ich frage euch, weil sich meine Gedanken seit einigen Monaten um Geld, Gelderwerb (und Börse) drehen. Ich will aber nicht der Knete nachjagen…."

nun halt ich erstmal meinen Mund

gruß digger
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 25 September 2023, 13:00:45
Suchtforum – Dinge, die ich scheinbar im Griff habe (großes Fragezeichen, alleine die Tatsache dass ich mich hier angemeldet habe zeigt doch dass ich es NICHT im Griff habe) …… ,

Man kann sich doch auch hier anmelden aus der Intention anderen helfen zu wollen weil man sich ebend auch "leider" sehr gut mit der Thematik auskennt ? Ein Freund hatte diese Gedanken,...  ::) :)
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Roy1234 am 25 September 2023, 19:08:05
@ Digger
Gedanken an Geld hat vermutlich jeder.
Auch ich freue mich in meiner Restzeit in der Arbeitswelt am Monatsanfang einen neuen Kontostand zu haben.
OC'S lass mal bleiben denn als Suchti bzw Ex Suchti erwischt man noch leichter die sicheren Spiele die floppen. Kenne ich mich aus. Börse kann man mit Zeit und langweiligen Aktien laaaangsam etwas aufbauen, ansonsten siehe Wetten.

Ergo gebe ich meiner Frau Recht, dass ausschließlich Arbeit Geld vermehrt und/oder Schulden reduziert.

Desweiteren finde ich es gut wenn Du schreibst, denn ich finde interessantes in deinen Beiträgen.

@All
Man kann noch so gut schreiben und sich artikulieren, nichts schützt vor Fehlinterpretationen des eigentlich gemeinten.

Amen und Gruß
Roy

Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 25 September 2023, 19:58:50
Lieber Digger,

es tut mir echt leid, dass ich Dich falsch verstanden habe! Entschuldige bitte! Ich hoffe Du nimmst die Entschuldigung an. Ich freu mich sehr, dass Du hier schreibst. Vielleicht bin ich gerade so überkritisch, weil ich mir hier zuhause schon so viel angehört habe. Vielleicht bin ich deshalb so hart und seh alles dann so eng. Bitte schreib gerne weiter in den Thread. Ich hoffe ich hab Dich nicht traurig gemacht, denn das wollt ich nicht.

Liebe Grüsse
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 25 September 2023, 20:22:03
Sorry... aber ich sags einfach noch mal aus meiner Angehörigensicht... wenn jemand mal ein Problem mit Spielsucht hatte, dann bin ich strikt dagegen dass diese Person noch mal mit Geld spielt. Das sind sicher meine kaputten Nerven die hier sprechen. Aber ich kenne da kein Pardon und es regt mich irre auf drüber zu sprechen, was da noch okay ist oder nicht. Worin liegt denn das Interesse mit Geld (=geronnene Arbeit jedenfalls irgendeines Menschen) zu spielen. Wieso kann man als jemand der eine Suchtproblematik (im Sinne von der Kick mit Geld (=der eigenen Zukunft) zu spielen) hat und meint gesund zu sein dann nicht auch den Bereich ruhen lassen. Das ist halt dann verbrannte Erde. So sehe ich das und ich denke, dass man sich da gaaaaaaanz weit fern halten sollte. Und wenn ich hier zu hart bin zu Digger dann sieht man hieran die bis aufs letzte in dieser Thematik geschunden Nerven einer ehemaligen Partnerin... wieviele schwarz weiss und Graubereichsdiskussionen ich schon geführt habe... das kreist doch nur wieder ums dope. Da draussen ist so viel mehr. Das sollte man mit seiner Restzeit tun (und wir wissen alle nicht wie viel wir auf der Uhr haben) ..lebendig sein oder sich dem annähern. Den Körper bewegen, nähren mit Menschen in Kontakt kommen. Und da denke ich wird dich niemals die Börse oder der Lottoschein glücklich machen. Ich denke das ist nicht der richtige Ort der Suche. Das ist leicht gesagt und auch hart aber ich glaube trotzdem daran. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit... es tut mir leid, dass ich da so hart geworden bin. Aber sonst hätte ich vielleicht die Trennung nicht geschafft. Da draussen sind Vögel und Bäume, Wälder und Auen dort muss man suchen. Und wenn man dafür zu traurig ist vielleicht hat man die Chance in sich hineinzuhören und die Traurigkeit zu lösen. Nichts spricht gegen Kniffel und Mensh ärgere Dich nicht... ich habe noch nie gehört, dass davon ein Menschc süchtig geworden ist.


P.S. Mein ExPartner versucht wieder seine charmante Art rauszukehren... spieler sind sehr charmant... es ist für ihn schon wieder alles vergessen wir könnten jetzt nahtlos weitermachen. Aber: Ich bleibe hart. Bald kommt der Auszug... er ahnt es nicht.

P.P.S. auch umwillen, dass ich hier echt scheisse und hart rüberkomme. Aber jeder weiss selber, wann er sich was vormacht. Und ich lass mir nicht die Geschichte vom Pferd erzählen... wenn ich das tun würde dann würd ich nicht meinen Partner verlassen haben. Ich bin da knallhart geworden. Und deshalb sag ich auch marginalisieren. Du lebst zwar allein und machst das nur für Dich aber wenn Du ne Partnerin hättest würden diese Argumentationen sie irre fertig machen. Und Lotto und Börse wären für sie ganz schlechte Zeichen und sie hätte echt stress.... vielleicht ist das ein Spiegel ein Partner. Du weisst ja selbst, dass dir diese Dinge nichts bringen.

Sorry Digger, das hat nichts persönliches gehen Dich gar nicht und ich wünsch Dir von Herzen alles Gute... aber ich will auch bei meinen Wahrnehmungen bleiben und sehe sie nicht als wiederlegt an.

LG
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Marieclaire am 25 September 2023, 22:24:22
Ich bin da bei dir, ich glaube nicht das jemand der ein Spielproblem auch nur ein harmloses Tippspiel zur WM mit den Kollegen spielen kann. .. Ich wünsche allen das sie mir das Gegenteil beweissen können. Ich bin einfach so verbrannt, selbst Lottoscheine widern mich an. Ich habe einen Hass auf alle Arten von Glücksspiel.
Und das Gefühl jetzt ist alles gut kenne ich, da wird es von mir erwartet das ich glücklich bin weil er nicht gespielt hat, ich dagegen denke immer was kommt als nächstes???
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 26 September 2023, 23:10:28
Hey liebe Leute,

ich wollt Euch gerne noch ein paar abschließende Gedanken mitteilen. Ich habe das Gefühl, dass ich durch bin mit der Trennung, auch wenn ich noch auf meine neue Wohnung warte. Ich habe innerlich der ganzen Sache dermaßen den Rücken zugewendet. Und dabei habt ihr mir echt weitergeholfen!! Danke!

Ich wollt eigentlich v.a. allen Mädels da draußen zurufen: ihr dürft ein bisschen mehr ein Miststück sein! Ich bin gerade eiskalt und knallhart und ich bins für mich. Davor hab ich mich 100 % in den andern reingesteigert, geschrien und mich aufgeregt, bis irgendwelche meiner Arme ausgekugelt waren oder irgendwelche Gefäße geplatzt waren und mich selbst verletzt.
Jetzt fühl mich ein bisschen wie ein Geheimagent, der seine Gefühle durch bewussten Entschluss in Bezug auf einen Menschen ganz abgestellt hat. Ich musste erst viele Jahre und Tränen lang hierherkommen. Aber Dank meines Leidens und des Leides so vieler anderer durfte ich jetzt aussteigen und diese Trennung war nur noch das Sahnehäubchen. Das Leben ist zu kurz, als dass man alles am eigenen Leib erfahren und lernen kann. Also springt Mädels! Ich habs jetzt auch geschafft und am Horizont taucht so viel schönes auf... was ich die letzten Wochen gelacht und genossen hab. Und mich gehalten gefühlt habe von so vielen anderen Menschen, die mir gar keine Belastung gebracht haben!!!! Ich bin glücklich.

Wenn ihr wegen eurem Partner heulen müsst, wenn ihr scheiße ausseht, wenn ihr nicht mehr essen könnt, oder nur noch esst, wenn ihr euren Körper nicht mehr spürt und nur noch um den andern kreist und keinerlei Kraft mehr habt, dann kehrt zurück zu Euch!

Und lasst die Fragen, was macht er wann wie wo für die Liebe oder auch nicht! Schaut euch selbst an: gehts Euch gut? Das sollte die Entscheidungsgrundlage sein. Scheiß auf was man schon in die "Liebe" investiert hat. Weiter gehts! Bei Null anfangen! Emotionaler Schuldenschnitt! Aufhören und sich nicht immer tiefer verrennen! Verfallt nicht dem bias der Verlustaversion! Seid eurem Hirn einen Schritt voraus. Trickst Euch selbst mal aus und hebt euch auf ein neues Level und lauft nicht immer wieder in die gleiche Falle. Fangt an Euch selbst zu lieben, niemand anders kann das tun.

Vielleicht lande ich mal in einer anderen Form der Co-Abhängigkeit... ich hab das zu lang gelernt um schon ganz geheilt zu sein. Aber ich glaube, Alkohol, Marihuana, Nutten und SPIELEN das wird mir nicht mehr passieren und auch keine Borderliner mehr :D, da schaff ich jetzt immer den Absprung.

Wenn ich eine Karte zeichnen würde aus der Zeit meiner Beziehung mit dem Spieler von all den Orten in der Stadt an denen ich schon bleich und verheult und mit einem ganz verdrehten Gefühl im Magen gesessen bin und rotz unglücklich war über das was alles schon wieder passiert war... München hätte viele rote Flecken....

Macht Euch eine Liste. Fragt Euch wies Euch geht. Und ihr habt es verdient, dass es Euch in Eurem gottverdammten EINZIGEN Leben gut geht. Wenn andere sich nicht glücklich machen können, macht zumindest Euch selbst glücklich. Das ist das Beste, was ihr für die Welt tun könnt. Und die Liebe zu einem Menschen hängt nicht davon ab, ob man in diesem irdischen Leben an seiner Seite bleibt und mit Ihm zugrunde geht. Meine Liebe bleibt, das Schöne darf in der Erinnerung bleiben aber ich gehe. Ich gehe in meine Kraft.

UND: wenn er euch echt liebt und aus seinem Spieltunnel raus ist in dem er eh nichts checkt, weil er im Rausch ist, dann wird er es euch auch rückblickend gewünscht haben, dass ihr gegangen seid!! Und Euch glücklich macht!! Ich hab mir auch vor Augen gehalten, dass wenn ich mich weiter so abrocke an seiner Seite ich eh irgendwann nichts weibliches mehr hab und nicht mehr attraktiv und sexy sein werde.. toll dann ist er endlich "geheilt" und düst mit ner andern ab :D Danke für nichts!!!

Das soll hier keine Revolution werden aber paradoxe Interventionen helfen immer in verfahrenen Situationen: Er lässt sich gehn und scheißt auf alles? Wieso scheißt ihr mal nicht auf alles? lasst ihn auflaufen erzählt allen von der Scheiße die abgeht und macht es Euch mal richtig schön ohne Verantwortung zu übernehmen. Macht mal nicht alles so gewissenhaft wie ihr es sonst immer tut. Seid mal nicht so gottverdammt perfekt wo jemand anders sich so daneben aufführt.

P.S. blendet mal den andern Menschen als solchen ganz aus und seht nur wo die Sucht schaltet und waltet... DENN die Sucht blendet Euch als Partner auch ganz aus....dann seht ihr dass die Partnerschaft von der Sucht gekapert wurde.

Ich wünsch Euch alles gute und Danke Euch... vielleicht poste ich noch mal in anderen Threads. Hier hab ich jetzt alles was ich gelernt hab mit Euch geteilt.
Ich hab Euch lieb! Das Leben ist reich!

Peace out

Eure Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 03 Oktober 2023, 18:20:56

Vielleicht lande ich mal in einer anderen Form der Co-Abhängigkeit... ich hab das zu lang gelernt um schon ganz geheilt zu sein. Aber ich glaube, Alkohol, Marihuana, Nutten und SPIELEN das wird mir nicht mehr passieren und auch keine Borderliner mehr :D, da schaff ich jetzt immer den Absprung.

Nicht alle sind gleich  ;) ;) ;)

es war definitiv ein tolle Bereicherung Deine Texte zu lesen, pass auf Dich auf,...
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 05 Oktober 2023, 21:40:10
Hey ihr Lieben,

danke lieber Wirbelwind. Heute habe ich meinem Abschied noch ein weiteres Siegel draufgeknallt. Ich hatte riesen Glück. Letzte Woche habe ich großes Glück gehabt und eine Wohnungszusage bekommen und auch einen neuen Job gefunden, um mir meine neue Wohnung leisten zu können. Alle Verträge unterschrieben. Heute habe ich meinem Ex einen Zettel hingelegt, dass ich ausziehe. Jetzt werden gerade alle Türen zugeknallt und Sachen im Gang umhergetreten. Ich hätte lieber erst in Nacht und Nebel den Auszug gemacht aber jeder hat hier eigene Mietverträge und daher muss ich sonst noch länger für meine Hälfte der Miete aufkommen. Ich habe nicht mit der Reaktion gerechnet, da wir uns ja schon seit mehreren Wochen aus dem Weg gehen. Es war super hart, weil es ganz gegen meine Natur ist.. ich habe ihm gar nicht mehr in die Augen gesehen und ignoriert.  Sowas finde ich eigentlich gemein. Ich dachte er hats gecheckt. Aber wie das ist mit den Worten und Versprechungen... sie bedeuten nichts. Er hat weder verstanden, wie sehr er mir wehgetan hat und wie sehr er mir geschadet hat. Es gab keine einzige Entschuldigung im Nachgang. Er dachte wir sitzen hier gemeinsam was aus. Geld hat er auch schon wieder verprasst. Wollte mich heute noch um Geld anhauen. Grad läd er alle meine Sachen die er noch von mir hatte vor meiner Tür ab. Ich bin hart. Er kann keine Gefühle in mir provozieren. Macht Euch keine Hoffnungen .... es bringt alles nichts... es bringt nichts schlechte Zeiten auszuhalten... niemand dankt einem das. Vielleicht mal in 10 Jahren, wenn er gesund ist... aber was bringt mir das. Das einzige was hier passiert ist eine wütende Reaktion auf die Folgen seines eigenen Handelns... mein Auszug. Ich geh jetzt lieber nicht vor die Tür ich weiss nicht was er da gerade alles ablädt. und ich will keinen Kontakt. Man zahlt den Preis für dieses ganze Leid echt alleine. Für alle die noch in der Lage sind: die Trennung setzt dem Ganzen unter Umständen noch die Krone auf, macht euch drauf gefasst, dass ihr noch viel verletzt werdet und die ganze Verantwortung alleine übernehmen müsst. Niemand anders ist hier in so einer Partnerschaft stark für Euch. Und die Provokationen könnten wieder Emotionen auslösen und euch wieder binden. Ich hatte Angst davor. Jetzt ists soweit. Wieder lebt der andere seine Gefühle aus. Wies mir geht war und ist die ganze Zeit egal gewesen. Auch jetzt. Es bringt nichts sich sorgen um den anderen zu machen. Ich freue mich, wenn die nächsten 6 Nächte überstanden sind und ich endlich hier weg bin. Alle die richtig agressive Männer haben sollten den Abflug bestens planen. Und weg sein, bevor jemand davon weiß. Distanz ist gold wert. Auch die Distanz der letzen Wochen war erleuchtend. Ich konnte wieder wahrnehmen, wie viel Energie er mir auch bei kleinstem Kontakt mit seinen verwirrenden Stimmungen zieht. Ich bin fast wieder zur Helferin geworden wurde aber auch immer gleich wieder mit Stimmungen abgewatscht (ging nur um Geld leihen oder was man tun soll bei ner Autopanne etc.)

Das tut echt alles irre weh. Trotz Allem, was vorgefallen ist, ist man jetzt der Böse der sich trennt. Auf ne Art bleiben die Tatsachen immer falschrum... das muss man echt aushalten können. Und einfach so über sich ergehen lassen... weil emotional zu werden nur kontrapruduktiv ist.

Passt auf Euch auf!
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Roy1234 am 05 Oktober 2023, 22:42:02
Hallo ML,
puh hört sich übel an. Er ist in Mitleidstrance und überreißt nichts mehr. Pass auf Dich auf, zur Not gehe einige Tage zur Not ins Hotel.

Alles Gute und lass uns wissen wenn es überstanden ist.

Liebe Grüße Roy
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 05 Oktober 2023, 22:49:21
Danke lieber Roy,

das tut echt gut. Ja er ist voll durch. Er kann nichts mehr sehn. Ich versteh seinen Schmerz versuch aber kein Mitleid zu haben. Sonst leide ich wieder für zwei.
Vielleicht mach ich mir echt ein paar schöne Tage im Hotel oder bei Freunden. Das ist eine gute Idee.
Ich meld mich dann von der andern Seite!!

Liebe Grüße und gute Nacht
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Olli am 06 Oktober 2023, 06:43:35
Hi MausiLausi!

Jetzt realisiert er, dass Du ihm eben nicht sicher bist, wie er immer dachte. Das Fass ist nun mal über gelaufen.

Du hast alles richtig gemacht!
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 06 Oktober 2023, 07:20:58
Es ist hart und traurig zu lesen wie Menschen sein können. Ich hab so einen Auszug miterlebt wie Du Ihn beschreibst, und das ist echt harter Tobac.
Da war es allerdings ein Alkoholiker und die Mutter meiner damaligen Freundin ist über Nacht mit Sack und Pack weg gewesen als Wir auf Montage waren.

Du wirst DEINEN Weg gehen da bin ich mir ziemlich sicher

EDIT: nicht mal in Ruhe duschen gehen kann ich^^ :)
Da muss ich nochmal den Rechner anmachen um klar zu stellen das ich selbstverständlich Ihren Mann meine der noch so dreißt ist um geld zu fragen während seine Frau geht....
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: andreasg am 06 Oktober 2023, 10:29:35
Hallo ML,

alles erdenklich Gute für Dich und viel Zuvertrauen. Nein, das ist nicht einfach!

Vor 21 Jahren hat sich meine damalige Frau von mir getrennt, ist einen Monat vor mir aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, und in ein anderes Bundesland. Ich stand 30 Tage lang in einer mehr halbleeren, als in einer halbvollen Wohnung. Dann, am Tag meies Auszugs kamen die Freunde aus meiner Spieler SHG, und ein Freund aus der Kirchengemeinde, und ich zog in eine Genossenschaftswohnung. Dort lebe ich noch Heute und bin in der Genossenschaft integriert.

Ich habe die Trennung verstanden, aber so glaube ich, nie akzeptiert. Das wurde wieder akut, als sie mir per Post einen Geburtstagsglückwunsch schickte, den ich 4 Wochen später erwiederte. Punkt! Die Gefühle aber bleiben, "ist da nicht ein Mensch gewesen, der mich gesehen, der micht wertgeschätzt, der mich geküsst hat, ein Mensch mit dem ich über bildende Kunst sprechen konnte, und mit dem ich politisch auf einer Ebene war! Alles zerstört durch Dyfunktionale Elternhäuser bei ihr und bei mir?

Im Spätsommer 2003 habe ich meine Inventur der Ehe geschrieben, in einer Psychosomatischen Klinik, und sie dort geteilt. Geteilt mit einem Menschen, den ich vorher nicht kannte, und nie wieder gesehen habe, nur in dieser Stunde waren wir im Geist vereint. Wann immer mir Psychiater, Psychotherapeut, Pastor, und Anwalt ins Gesicht brüllt hat: "Sie sind von Ihrer Frau geschieden"!, so mußte ich an den Menschen denken, der im Klinikraum sich einfach meine Geschichte anhörte.
Heute weiß ich, daß ich schwer traumatisiert war, aber ich hatte keinen Spieldruck. Mein erster Gedanke war: "ich bin Langzeitsarbeitsloser, da kann ich doch in die Klinik gegen, und dort vor Ort, habe ich verstanden, wie ich verstanden worden bin.

Liebe ML. alles hat seine Zeit, nun habe ich wieder viel von mir geschrieben, aber Dir wünsche ich eine Neue Gute und schöne Zukunft.

schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 06 Oktober 2023, 18:11:16
Danke für Eure lieben Antworten,

ich weiß, dass es vorbei geht, aber gerade ist es schrecklich. Da kommen auch schnell alle schlechten inneren Stimmen zurück, die einen klein machen und ja auch dafür gesorgt haben, dass man überhaupt so viel ausgehalten hat, um mal "geliebt" zu werden. So wie du es auch schreibst, AndreasG. Das hatte ich früher viel, ich kenne sehr gut was Du bescheibst. Gerade sind bei mir vor allem blöde Stimmen da, die mich klein machen.Ich fühle mich sehr schlecht. Um den Seelenverwandten geht es mir schon gar nicht mehr. Das Schlechte hat in der Beziehung schon so lange überwogen und ich habe viele viel nettere Menschen um mich rum.

Naja ich halte das gerade nicht so gut aus, wenn man Türen knallt und mich schlecht fühlen lässt und aggressiv ist, weil ich früher so viel angeschrien und gedemütigt wurde. Diese alte Angst wieder klein gemacht zu werden kommt wieder hoch und sehr viele alte Gefühle. Verlustängste. Ich lasse gerade meinen Tränen freien Lauf. Das tut gut. Dann bekomme ich mich wieder besser rein danach. Bin durch nach der Anspannung der letzten Jahr, Monate und Wochen. Habe gerade keine Kraft mehr für Psychoterror. Zum Glück nur noch ein paar Nächte hier. Hotel ist mir gerade zu teuer. Und bei andern bin ich nicht gern. Habe immer das Gefühl jemandem zu Last zu fallen. Falls es noch unaushaltbarer wird werde ich auswärts schlafen.

Danke für Deine persönliche Geschichte AndreasG. Es ist so sehr befreiend verstanden zu werden und kommt gar nicht drauf an von wem. Ein Mensch reicht.

Danke, dass ich Euch das schreiben darf.

Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Mausilausi am 01 November 2023, 19:04:43
Hallo ihr Lieben,

ich wollte Euch ein Update geben. Ich bin im neuen Job und in der neuen Wohnung. Hat alles viel Energie gekostet und ich bin die ganze Zeit krank und k.o. Scheinbar lässt jetzt zum ersten Mal die Anspannung nach und mein Körper kann wieder loslassen. Fühle mich auch oft einsam so allein. Versuche aber auch meine  Beziehungssucht und Verlustangst besser zu ertragen.

Mein Ex hat sich dann wieder eingekriegt und sich sehr viel bei mir entschuldigt. Das tat gut, wo ich doch sonst so oft als verrückt hingestellt wurde jetzt auch von ihm eine andere Einordnung zu bekommen. Er scheint das erste Mal zu sehen, was für eine Schneise der Verwüstung er hinterlassen hat. Er sagt er konnte es nicht sehen, und kann sich jetzt nicht mehr erklären wie es passieren konnte. Er sagt die Trennung war richtig, es wäre sonst nur noch viel schlimmer geworden, er hätte so nie angefangen aufzuhören. Ich habe manchmal Angst um Ihn und hoffe er findet einen Zugang zum Leben. Aber ich weiß ganz tief in mir, dass ich nie wieder so traurig wegen jemand anders sein möchte und nie wieder so einen hohen Preis zahlen mag für mein "Glück", das dann nicht mal eins ist.

Es kommen viele andere Männer daher, auch viele andersartig offensichtlich ich sag mal "gestörte". Ich muss immer kämpfen nicht in ein neues Drama zu geraten. Aber ich habe den Entschluss gefasst Pause zu machen und keine Patienten mehr zu haben... was manchmal wirklich viel kostet, jemandem Nein zu sagen und abzuweisen. Vielleicht strahlt das ja auch irgendwann aus und sie kommen nicht mehr alle in meine Fänge. (Man muss halt echt jeden Tag wieder gute Entscheidungen treffen... auch nach so einer Trennung...in dem Sinne passt auch wieder das gute 24 Stunden)


Vielen Dank Euch allen, die mir während der Trennung im Forum so stark geholfen haben durch ihre zugewandten und geistreichen Beiträge. Ich habe es so durchstehn können diesen unglaublichen Kraftakt. Danke!

Würde jetzt gerne viele Monate Winterschlaf machen... aber das Hamsterrad geht weiter und Hamster machen keinen Winterschlaf ?!

Liebe Grüsse und Danke für sie Unterstützung.

Ein Leben weniger "verheizt" in der Sucht.

Auch wenn ich die Zweisamkeit und Liebe zu meinem Partner nie missen will, will ich mir in Zukunft erlauben einfach (und überall wo einfach steht ist gar nichts einfach) fröhlich sein zu dürfen und nein zu sagen zu Dingen, die nur Traurigkeit in sich tragen.
 
Liebe Grüsse
Mausilausi
Titel: Re: Meine Trennung vom Spieler
Beitrag von: Aloisius am 01 Dezember 2023, 16:09:44
Danke

Hallo Leute,

ich bin sehr dankbar für diese Foren und immer wieder überrascht was für exzellente Beiträge man hier findet, so viele so gut geschriebene Einblicke ins Innenleben anderer, die man sonst niemals hätte erfahren können. Sich hier immer wieder in anderen Beiträgen wiederzufinden ist für mich die größte Hilfe.

Zu mir: Ich habe mich die letzten Wochen endlich mal wieder um meinen Körper und meinen Geist kümmern können, endlich mal wieder einfach Dinge sortiert die liegen geblieben sind und mal wieder Sachen aus Muse getan und Lust gehabt mich um Freundschaften zu kümmern. Kurz: ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem suchtkranken Partner getrennt. Neben dem riesigen Trennungsschmerz und großer Zukunftsangst ist aber buchstäblich in mir wieder das Leben aufgeblüht. Ich rieche wieder die Herbstluft, ich sehe wieder Dinge die um mich herum passieren. Kurzum, ich habe meinen taumelnden realitätsfernen Beziehungsrausch durch diese Trennung beendet. Und das ist der Teil über den ich gerne meine Gedanken mitteilen würde.

Es wurde ja schon zu Vielem Vieles geschrieben, aber was mir im Rahmen der Trennung so bewusst geworden ist, lässt sich am besten in einem Bild ausdrücken:

Der Suchkranke rennt in einer Abwärtsspirale seinem Suchtmittel hinterher und der Angehörige rennt in der selben Abwärtsspirale dem Suchtkranken hinterher.

Man ist als Angehöriger selbst süchtig geworden. Und dabei gleichen sich die Erkrankungen so sehr. Mindestens so schwierig und langwierig wie es für die Angehörigen ist sich zu lösen ist es auch für den Suchtkranken. Und ich muss mir eingestehen, auch ich habe die Realität in gleichem Maße verloren wie mein Partner. Wenn ich mir die Angstzustände ansehe, die mich täglich plagten, die Bauchschmerzen, das Unwohlsein, der andauernde Stress, der sich immer tiefer in mein Gesicht geschrieben hat müsste ich bei Lichte betrachtet ganz genau wissen, was zu tun ist. Weggehen. Aber so wie der Spieler dem verlorenen Geld noch mehr Geld hinterherwirft habe ich meiner Enttäuschung noch mehr Hoffnung hinterhergeworfen. Die Währung war schon lange ohne Deckung. Und auch ich habe ein verzerrtes Weltbild entwickelt. Meine Handlungen werden schon lange nicht mehr an dem orientiert, was ist sondern an dem, was ich mir gewünscht hätte, das doch eigentlich sein sollte und ich in meiner Verbitterung nach wie vor doch zumindest als Trostpflaster noch bekommen möchte. Nur wenn ich den Entzug selbst schaffe kann ich mir im Ansatz darüber klar werden, wie schwer das Unterfangen für meinen ehemaligen Partner sein wird. Und ich bin es ihm und mir selbst schuldig wieder in die Realität zurückzukehren.

Ich will noch kurz ein paar Worte darüber verlieren, was hier bei uns so abgegangen ist, wie ich die Situation vollkommen unterschätzt habe und welche Gedanken mir gerade dabei helfen zu gehen. Also mein Partner war in vielerlei Hinsicht süchtig. Am Anfang habe ich vor allem den Alkohol mitbekommen. Da habe ich dann irgendwie auch die Reißleine ziehen können (Alkoholgeruch macht mich so fertig, dass mir das leichter fiel) und er hat daraufhin nach einem zähen, ermüdenden und schädigenden Prozess in dem ich viel zu oft zur Projektionsfläche von Agressionen wurde mit dem Trinken aufgehört. Ich dachte, wow ein Erfolg auf voller Linie. Nur, dass die ganze Sucht nun ins Spielen verlegt wurde, von dem ich damals noch gar keine Ahnung hatte. Die Ausmaße sind einfach nur krass. Aber ich will mehr darüber erzählen wie das Leben dann aussah. Namentlich haben sich immer tageweise unterschiedliche Phasen bei ihm abgelöst. Was im Hintergrund gezockt wurde oder nicht habe ich irgendwann gar nicht mehr gewusst, weil ich meine Energie nicht länger in Überwachungstätigkeit stecken wollte. Aber was bei mir ankam war:

ein Wechsel aus Euphorie (die sich aber immer zu gut angefühlt hat, um wahr zu sein), dann wieder Gönntertum mir gegenüber (wohl meistens, wenn es grad gut lief, dann ist auch immer Geld zu mir geflossen, vielleicht auch aus schlechtem Gewissen, neben den vielen Einsätzen auch mir mal was zuzustecken, da war immer ein Geschmäckle dabei) danach gabs manchmal Phasen der Initiative, mal wieder was mit mir zu unternehmen (wir haben kaum schöne Dinge mit anderen Menschen gemacht, weil er wohl auch aufgrund seines Doppellebens massive Angstzustände hatte in Gesellschaft, unsere Unternehmungen waren aber auch immer an der aller untersten Aufwandsgrenze, mal Schwimmbad mal wandern, nie wirklich viel Energieeinsatz oder persönliche Einbringung..das kam immer von meiner Seite) und danach folgte die Distanzphase (mein Partner war abwesend auf Nachfragen wurde er aggressiv und unterstellte mir meine Nachfragen wären für sein Befinden verantwortlich) meistens kam dann irgendwann der Breakdown, weil aufgrund der Lügen schon noch kaum Nähe zwischen uns möglich war musste er irgendwann damit rausrücken, dass er wieder sein ganzes Gehalt verzockt hatte, dann kam meistens eine kurze Erleuchtungs- und Bekenntnisphase (Beteuerung, sich Hilfe zu suchen, Entschuldigung etc.) nach dieser Phase war dann kurz mal einfach alles normal...wow. Ruhe nach dem Sturm. Dann hat aber meist eine Agressive Phase eingesetzt. Wahrscheinlich wegen der ganzen negativen Gefühle, für die war ich dann verantwortlich, denn ohne mich könnte er sich ja einfach wohl fühlen in seiner Haut. Man hat sich dann wieder irgendwie arrangiert. Aber wegen der aus seiner Sicht berechtigten Verärgerung über mich hat er sich dann wieder ausbedungen spielen zu dürfen und der ganze Zirkus ging von vorne los. Insgesamt ein Wechselbad der Gefühle ohne sonder gleichen.

Jetzt nach der Trennung ist jeder Tag irgendwie ruhig und gleich wie ein klarer Gebirgssee.

Aber ich muss sagen das Verlangen/Craving kommt auch bei mir immer wieder. Wenn ich ein schönes Schmuckstück sehe, das mir von ihm geschenkt wurde oder schon allein und sehr oft beim Gedanken an die vielen schönen Ideen die wir hatten und von denen ich geträumt habe, dass wir sie umsetzen. Und auch einfach wegen der Charakterzüge, die ich an ihm mag. Die Kleinigkeiten. Aber unterm Strich habe ich mich mit Kleinigkeiten und einer riesigen Hoffnungs-illusionsblase in meinem Kopf in einem Teich aus Müll über Wasser gehalten. Und leider hat mein Hirn scheinbar keinen Unterschied gemacht zwischen den nicht realen schönen Vorstellungen und Hoffnungen und der hässlichen Realität. Sodass krankerweise alles wie ein Nullsummenspiel aussah obwohl es der letzte Raubbau an meinen Ressourcen war und ich eigentlich nur selten fröhlich war. Mit andern Leuten war ich viel fröhlicher...ich war ja auch nicht in ständigem Stress, dass eine unnormale Verhaltensänderung kommt, die Leute haben sich gleichbleibend verhalten. Ich hatte keinen ständigen Anpassungsdruck und Duldungsdruck (okay, was ist jetzt schon wieder passiert, wie kann ich mich jetzt verhalten, soll ich meine Meinung dazu sagen oder um des lieben Frieden willens einfach alles inakzeptable über mich ergehen lassen).

Daher versuche ich so wenig wie möglich in die Ambivalenz einzutauchen, zwischen dem was gut war und was schlecht war mit ihm. Denn diese Rechnung kriegt mein Kopf nie richtig hin. Ich habe nach 3 Jahren mit so viel Traurigkeit, Runterschlucken, Beleidigtwerden, Vergessenwerden und so vielen Powerplays, nach Jahren der Lügen in denen er sein Geld aber viel wichtiger auch seine ganze Lebensenergie (!) immer in eine Parallelwelt gesteckt hat an dem Tag, an dem er wieder nicht zum Blauen Kreuz gegangen ist beschlossen, dass ich nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Ich habe wirklich meine Hände vor ihm in die Luft gehoben und gesagt ich kann nicht mehr... ich gebe auf ich gehe den Weg nicht weiter. Und zwar ohne Bedingungen einfach nur für mich. Denn wenn er irgendwann ernsthaft gesund werden wollen würde und könnte würde ichs mitbekommen. Dann kann man an meiner Tür klingeln. Und ich würde nicht mehr die Verantwortung übernehmen müssen und ich würds gleich spüren, dass die Sache sauber ist. Denn wenn man ehrlich in sich reinhört spürt mans.

Und dieser Entschluss aufzuhören (aus dem Spiel auszusteigen, das es ja ist) ist für einen Angehörigen genauso hart wie für jeden anderen Junckie. Und man muss wirklich ertragen, dass man dann einen geliebten Menschen verliert und auch verliert geliebt zu werden (denn das tun die Süchtigen ja auch tatsächlich). Und dabei hilft mir als Fels in der Brandung nur dieses Blaue Kreuz vor mir zu sehen und zu sagen "ich will nicht mehr und ich kann auch nicht mehr". Es ist keine Frage von Liebe sondern eine Frage in welches Spiel ich mich investieren will und solange der andere krank ist geht die meiste eigene Energie ja gar nicht in Ihn sondern wird von seiner Sucht verschluckt, die wie ein Parasit an ihm dranhängt. Sobald ich in andere Überlegungen einsteige, von "ja vielleicht macht ers ja jetzt", "ja aber das war doch schön oder dieses so besonders" reißt es mich wieder rein. Wahrscheinlich wie jeden anderen Süchtigen, der über die positiven Seiten der Sucht oder den großen Gewinn nachdenkt. Und da schließt sich der Kreis, nur wenn mans dann selbst schafft zu gehen, kann man abschätzen, durch welche Mauer der Suchtkranke da eigentlich rennen muss wenn er loskommen will. Und das alles habe ich die ganze Zeit total unterschätzt.

Was ich noch erwähnen wollte. Ich selbst war auch oft bei CoDA und habe viele Bücher gelesen... "Women who love to much", "Verstrickt in die Probleme anderer" und "Sex and Love addicts anonoymous". Richtig gut fand ich auch : anne wilson schaef "im zeitalter der sucht" und alle anderen Bücher der Autorin. Es tut echt weh da rauszukommen. Weil man leider nicht weiterkommt mit Schuldzuweisungen und solchen Dingen sondern leider  sich dem ganzen Schicksalhaften am Leben einfach stellen muss und auch der eigenen Geschichte, wie man da hinkam wo man jetzt steht, und ob man sich eigentlich selbst genug liebt oder immer andere braucht und und und....

Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...bei mir war die Trennung dann nichts so extremes mehr weil ich auch stückweise mein Interesse am Partner verloren habe. In dem Bild von oben gedacht: ich bin nicht mehr so wild hinter ihm her gerannt, sondern einfach mal langsam gelaufen...er ist dann mehr und mehr aus meinem Blickfeld rausgerannt. Und ich hab mehr drüber nachdenken können, ob ich die Spirale nicht lieber wieder rauflaufen mag, zum Tageslicht.

Naja ich wünsch Euch und mir weiterhin viel Glück.

Danke Euch