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Bruder spielsüchtig, wie helfen?

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Bruder spielsüchtig, wie helfen?
« am: 10 Juni 2018, 17:12:28 »
Hallo,

ich bin hier als Angehörige.  Mein Bruder ist online spielsüchtig und zwar phasenweise.  Vor einpaar Jahren war es so schlimm dass er die gesamten Ersparnisse von sich und seiner Frau verspielt hat. Es waren mehrere 10.000 Euro. Seine Frau hat dann die Bankgeschäfte übernommen, er hat von ihr nur noch Taschengeld bekommen und er hat sich auf mehreren Seiten sperren lassen, das ganze ging wohl über einen Zeitraum von mehreren Jahren bis er bereit war die Reißleine zu ziehen.  Ich habe erst zu diesem Zeitpunkt davon erfahren.

Lang ging alles gut, nun hat mir meine Schwägerin unter Tränen erzählt, dass er rückfällig geworden ist.  Er hat wohl wieder einen Betrag den er sich angespart hat verspielt.Nun hat die wieder seine GeldKarte und es gibt viel Streit. Er weigert sich professionelle Hilfe anzunehmen  und macht seiner Frau noch Vorwürfe, sie würde alles dramatisieren.

Er weiß nicht dass ich Bescheid weiß,  er hat ihr verboten darüber zu reden.

Ich bin so verzweifelt,  wie kann ich nur helfen?
 
Wie seht ihr die Situation?

Bin für jede Info dankbar

die Planlose

*

Offline Olli

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  • 6.760
Re: Bruder spielsüchtig, wie helfen?
« Antwort #1 am: 10 Juni 2018, 17:40:04 »
Hallo und herzlich willkommen!

Zitat
Er weiß nicht dass ich Bescheid weiß,  er hat ihr verboten darüber zu reden.

Tja ... so manipuliert ein Spieler seine Lieben, damit er, wenn auch jetzt wieder eingeschränkt, weiter machen kann, wie bisher.

Das darf Deine Schwägerin nicht mit sich machen lassen!

Du hast mit ihr gesprochen und weisst, wie sehr sie unter der Situation leidet.
Da ist es ihr gutes Recht, sich jemandem anzuvertrauen und ihre Sorgen zu teilen.

Es ist richtig sich auch als Angehörige zu informieren zum Thema Sucht.
Spielsuchtberatungsstellen betreuen auch Angehörige.
Es gibt Angehörigenselbsthilfegruppen - und sollten die bei Euch nicht existent sein, dann nehmt an einer Spielergruppe teil.
Im Vorfeld kann man sich zumeist informieren, wann ein offenes Meeting stattfindet.
In meiner damaligen Gruppe durften Angehörige teilnehmen, es sei denn, wenigstens ein Spieler aus der Gruppe wünschte das nicht.
Doch selbst dann wurden die Angehörigen nicht etwa wieder weg geschickt, sondern sie hätten abseits der Gruppe betreut werden können.
Ich nutze hier den Konjunktiv, da die Angehörigen bei uns immer am Meeting teilnehmen durften.

Ich finde es toll, dass Deine Schwägerin die Finanzen übernommen hat.
Doch dies ist kein Geldmanagement im herkömmlichen Sinne - es ist eine reine Schadensbegrenzung.

Ich kenne natürlich nicht die Rollen innerhalb dieser Beziehung.
Dennoch sollte sich Deine Schwägerin bewusst sein, dass sie eine "gleichberechtigte" Partnerin sein darf.
Dazu gehört nicht nur selbstbestimmt sich ihre Gesprachspartner und -themen auszusuchen, sondern sich auch zur Not zu trennen, wenn ihre Grenzen nicht eingehalten werden.

Schlage Deiner Schwägerin doch bitte vor, sie möge sich selbst auch hier anmelden.

Nachtrag: Wie hat er denn online das Geld verballert?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Bruder spielsüchtig, wie helfen?
« Antwort #2 am: 15 Juni 2018, 11:36:10 »
Lieben Dank für die Antwort....ich weiß leider nicht genau, was er zockt, ich bin auch vorsichitig, lass sie erzählen, wenn sie das das will.

Denn ich hab gemerkt, wenn ich ihr Tipps gebe, reagiert sie darauf oft patzig - ich habe das Gefühl, dass sie erst selbst einen Weg finden muss.

Ich habe den Vorschlag auch gemacht, mit der Selbsthilfegruppe, aber da er das vehement ablehnt und auch nicht will, dass sie hingeht, macht sie es nicht.

Das führe nur wieder zu einem Riesenkrach. Ich werde vorsichtig am Ball bleiben, nicht dass ich sie noch vergraule

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.760
Re: Bruder spielsüchtig, wie helfen?
« Antwort #3 am: 15 Juni 2018, 14:09:26 »
Hi!

Zitat
Ich habe den Vorschlag auch gemacht, mit der Selbsthilfegruppe, aber da er das vehement ablehnt und auch nicht will, dass sie hingeht, macht sie es nicht.

Dann mache ihr bitte klar, dass sie mit ihrem Verhalten seine Sucht aktiv fördert!

Dies ist leider weit verbreitet.
Spielsucht wird gerne verschwiegen. Sowohl unter den Angehörigen, als auch natürlich unter den Spielern.
Der Spieler, damit er weiter machen kann, wie bisher.
Der Angehörige, weil er fälschlicher Weise annimmt, den Spieler beschützen zu müssen.
Ihm nicht zu nahe treten zu wollen - ihm seine Entscheidungsfreiheit belassen zu müssen.
Doch die hat er durch die Sucht (im Bereich der Sucht) längst verloren.

Als gesunder und erwachsener Mensch darf sie daher auch über seinen Kopf entscheiden, wie sie mit seiner Sucht umgeht.
Sie darf sich Hilfe suchen. Wenn sie, wie Du ja schreibst, bereits leidet unter seiner Sucht, dann sehe ich sie sogar in der Pflicht für sich aktiv zu werden.

Sie wird ihn damit nicht beschützen ... ganz im Gegenteil ... und ihr Leid wird sich wohl noch steigern müssen, bis sie an ihrem persönlichen Tiefpunkt angekommen sein wird.

Daher denke ich mir auch, dass Du hier richtig agierst.
Sei für sie da - aber drängel sie nicht.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

 

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