Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: Emell am 26 August 2018, 11:08:26

Titel: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 26 August 2018, 11:08:26
Hallo an alle.
Ich bin mir darüber bewusst geworden dass ich ein problematisches Glücksspielverhalten habe und bin schon seit einiger Zeit dabei diesen Makel, der mein Leben negativ beeinflusst, zu beseitigen. Nach einer längeren Zeit, in der ich diesbezüglich erfolgreich war, habe ich unlängst einen ärgerlichen Rückfall erlitten. Ich möchte aber deshalb nicht verzagen meinen eigentlich guten Weg weiterzugehen und habe mir überlegt dass es vielleicht sinnvoll ist mich hier anzumelden, öfters zu schreiben und mich so regelmäßig mit meinem Problem auseinanderzusetzen. Ich möchte nächstes Jahr meine liebe Partnerin heiraten und möchte nicht dass dieser Makel negativen Einfluss nimmt auf meine gemeinsame Zukunft mit ihr. Ich werde weiter gegen dieses Problem kämpfen. Grüße, Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 26 August 2018, 13:01:11
Hi Emell!

Herzlich willkommen!

Dein Beitrag liest sich auf den ersten Blick recht schön.
Er steckt voller Motivation und Zuversicht.

Was mir fehlt, das ist ein Plan ... etwas Konkretes ...

Aber vielleicht wolltest Du Deine Vorstellung auch nicht gleich zu lange machen?  :)
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 26 August 2018, 13:03:21
Herzlich Willkommen Emell,

schön daß Du Dich hier eingeloggt hast. Mir liegt gleich eine Frage am Herzen, die eigentlich Deiner Lebensgeschichte nachsteht, die ich ja noch nicht kenne: was bereitet Dir Angst, Dich an einen geliebten Menschen zu binden, daß Du Dich in das Glücksspiel flüchtest?

Nein, keine Sorge, mußt Du auch nicht beantworten, ist blos eine Übertragung von mir, aber in Deinem Begrüßungsstatement bringst Du eben beide Pole aufs Tablet. Ich bin selber Spieler und süchtig, für mich ist das Thema Nähe - und Distanz etwas sehr wesentliches für meinen Genesungsweg.

Ich wünsche Dir viele gute Dialoge hier, keine Hemmungen, das auszudrücken, was Dir am Herzen liegt, und natürlich Freiheit vom selbstzerstörerischen Glücksspiel. :)

Viele Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 26 August 2018, 18:54:53
Hallo Ihr. Was den Plan betrifft: Meine Freundin bzw. zukünftige Frau weiss Bescheid und wird beispielsweise einmal im Monat Einsicht in mein Konto haben. Sie wird mich also kontrollieren. Des weiteren habe ich mich dort wo ich online gespielt habe sperren lassen. @Andreas: Deine Frage hab ich nicht so ganz verstanden. Ich kann dir aber versichern dass ich weder Angst habe, mich an meine Freundin ehelich zu binden, noch hat das irgendwas mit dem Spielproblem zu tun. Sie ist toll und das Beste was man sich nur vorstellen kann. Ein unfassbar toller Mensch. Und ich betrachte es als ein großes Glück und Privileg ihr Mann werden zu dürfen. Deshalb: wenn ich den Makel, die Belastung des Spielproblems erfolgreich bekämpfe steht einer glücklichen Zukunft nichts im Wege. Danke für euere Reaktionen. Gruß Emell 
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 26 August 2018, 20:50:27
Hallo Emell,

Du hast mich schon richtig verstanden. Ich freue mich, daß Deine Frau die Spielsucht, eine Krankheit, wenn ich den Makel so nennen darf, mitträgt. Offenheit ist ein entscheidend wichtiger Schritt für die Genesung, und gemeinsam lässt sie der Genesungsweg leichter gehen.

Ich wünsche Dir, Euch, viel Erfolg.
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 26 August 2018, 20:58:05
Hi Emell!

Es ist super, dass Deine künftige Frau schon Bescheid weiss und Dir helfen möchte.
Hier benutzt Du das Wort "kontrollieren".
Ich finde das Wort Geldmanagement für den gesamten Vorgang passender.
Da ist jemand, der helfen möchte und jemand, dem geholfen werden will.
So ist es eine gemeinsame Aktivität.
Man setzt sich zusammen und legt alle Finanzen offen.
Man schaut, wo Eisparpotential existiert - wie z.B. vernünftig Schulden geregelt getilgt werden.
Man macht aber auch Planungen für die Zukunft - kleinere Belohnungen - Ausflüge, Urlaube.
Dies alles wird in einem gemeinsamen Haushaltsbuch festgehalten, damit die Zahlungsflüsse transparent bleiben.

Beide Parteien erfahren hier Lerneffekte.
Gerade beim Spieler rückt das Suchtmittel in den Hinter- und das gesetzliche Zahlungsmittel wieder in den Vordergrund.
Die Angehörige lernt, wie der Spieler zu Geld im Allgemeinen steht - und erfährt auch, wie der Wandel beim Spieler (hoffentlich) voran schreitet.
Sie lernt aber auch, wie sie sich, sollte die Genesung des Spielers nicht so voran schreitet, wie man es sich erwünscht, zu schützen vermag.
Dies nur mal als kleine Beispiele.

Geldmanagement geht also weitaus weiter, als eine reine Kontrolle.

Zitat
noch hat das irgendwas mit dem Spielproblem zu tun.

Aber sicher doch ...
Als "nasser" Spieler bist Du für das Seelenheil Deiner Zukünftigen ein mehrfach wiederverwendbarer Molotovcocktail!
Von eventuellen existenziellen Horrorszenarien mag ich gar nicht erst anfangen.
Glaube mir bitte (und Du kannst so etwas auch im Forum nachlesen) - so lange jemand nass ist, verschiebt er seine moralischen Grenzen immer weiter und weiter. Auch Du - so unvorstellbar Dir das jetzt erscheinen mag, bist nicht davor gefeit. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Daher komme ich auch wieder auf den "Plan" zu sprechen.
Selbst wenn Du mit Deiner Liebsten zusammen aus der Kontrolle ein Geldmanagement gemacht hast, ändert das noch nichts an den Gründen, die Dich haben - zumindest ja wohl problematisch - spielen lassen.
Ob Du Gründe jemals herausfinden wirst, ist dabei schnuppe - der Weg ist das Ziel.

Stelle Dir diese "Nagelbretter" vor, die Konturen einer Hand oder eines Gesichtes nachformen, sobald man sie gegen die Rückseite drückt.
Stelle Dir weiterhin vor, dass Deine Sucht eine ebene Fläche der Nägel benötigt. Die Ebene beschreibt Dich zum jetzigen Zeitpunkt.
Jeder Nagel steht nun für ein Thema rund um Dich und Deine Persönlichkeit. Je mehr Du Dich mit einem Thema beschäftigst, desdo tiefer wird der Nagel herein gedrückt.
Was passiert nun, wenn Du Dich mit vielen Themen beschäftigst? Es werden mehr und mehr Nägel eine neue Kontur bilden.
Die Fläche der Ebene wird dabei immer kleiner und kleiner.
Ist nicht genau das unser Ziel?

Wie kommt man an die Themen? Wie füllt man sie mit Inhalt?
Reichen da wirklich die eigenen Erfahrungen aus? Das mag ich nicht nur bezweifeln - ich weiss dass dem nicht so ist.
Dabei habe ich selber einmal gesagt, dass absolut niemand mir helfen konnte.

Ich wusste aber auch nur von Selbsthilfegruppen - und zu solch einer ging ich dann schlussendlich.
Es gab und gibt aber auch Suchtberatungsstellen, Therapeuten, Psychologen, therapeutisch geleitete Gruppen.

Die Hilfsmöglichkeiten sind also enorm.

Die Frage ist nun, könntest Du einen Plan schmieden Dir dort Unterstützung zu holen und ihn auch ausführen?
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 26 August 2018, 23:01:17
Hallo ihr.
@ Olli: ich wollte damit sagen dass mein Spielproblem nichts mit meinen Hochzeitsplänen zu tun hat. Ich habe keine Bindungsängste, in denen da die Ursache für das Spielen zu suchen wäre. Ich bin dir dankbar für deine Ratschläge. Ich denke nicht dass ich irgendein tieferliegendes Problem habe, das Schuld daran wäre. Ich hatte einfach zu viel Glück zu Beginn, zu viel Optimismus beim Wunsch Geld zu gewinnen. Ja, die Aussicht auf Gewinn, so dumm es klingt, hat mich blind werden lassen. Und irgendwann wird daraus eine Jagd nach dem schon verlorenen Geld, das man zumindest teilweise glaubt zurückgewinnen zu können. Du scheinst fest davon überzeugt zu sein dass jeder Spieler ein anderes psychisches Problem hat, das zu dem Verhalten geführt hat. Das mag es oft geben. Ich glaube aber nicht dass das zwingend so sein muss. Bei mir jedenfalls glaube ich daran nicht. Mich belastet ansonsten nichts. Ich bin zufrieden im Job, in der Beziehung und habe viele Freundschaften. Gelingt es mir die Spielsucht zu besiegen dann bin ich rundum glücklich. Und das möchte ich erreichen. Eine Art Haushaltsbuch führen wir bereits. Dort wird auch monatlich der Kontostand , sowie Kosten usw.  niedergeschrieben. Es gibt  monatliche Sparziele. Sollten die nicht erreicht werden muss dafür ein Grund da sein ( bspw. Kundendienst am Auto). Ich bin optimistisch dass das helfen wird. Genauso wie meine Anmeldung hier. Ich bin auch bei einer Onlinesuchtberatung, bei der ich einen persönlichen Berater habe .  LG Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Strelitzie am 27 August 2018, 08:49:57
Hallo Emell,

Ich wünsche dir erstmal ganz viel Kraft. Du schreibst, dass du nicht denkst, dass dein Suchtverhalten psychische Ursachen hat. Das kann, ich persönlich, mir nicht so wirklich vorstellen. Jeder Mensch hat Leichen im Keller. Du beschreibst, dass du mit deiner momentanen Lebenssituation sehr zufrieden bist. Das glaube ich dir und das freut mich auch sehr. Manchmal sind es aber die Dämonen aus der Vergangenheit, die uns verfolgen. Ich will dir keine Probleme einreden, nur deine Aufmerksamkeit darauf lenken, dass die Spielsucht oftmals viele Facetten hat und ein Absprung einfacher sein kann, wenn man jede Facette seiner eigenen Sucht kennt und sich damit auch befasst.

Liebe Grüße
Streli
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 27 August 2018, 09:32:19
Hallo Streli.
Danke für deine Reaktion. Ich finde es sehr interessant dass hier bei euch die Ansicht vorherrscht es müsse ein tieferliegendes psychisches Problem vorliegen, das einen in die Spielsucht treibt. Unter Umständen aus der Vergangenheit. Ich werde sicher darüber nachdenken. Grundsätzlich denke ich aber das so etwas nicht zwingend notwendig ist um einen Menschen in ein problematisches Suchtverhalten welcher Art auch immer hineinzubringen. Das kann das Ganze natürlich begünstigen, muss aber nicht die Voraussetzung dafür sein. Ich denke dass es auch viel mit Erfahrungsmomenten, gerade zu Beginn der Sucht zu tun hat. Wer zu Beginn " gute Erfahrungen" im Glücksspiel macht und überraschende Gewinne erzielt ( so in etwa war das bei mir) läuft natürlich eher Gefahr sich in den Strudel einer Sucht zu begeben als der, der bei seinen ersten riskanten Spielchen nur verliert. Beim Rauchen war das bei mir genau anders rum. Ich hab's als Jugendlicher probiert, fand es nicht angenehm und konnte mich nie dafür begeistern. Heute bin ich nach wie vor Nichtraucher. Klar, jeder hat im Leben bessere und schwierigere Phasen. Aber wenn ich daran denke wann ich zum ersten Mal um Geld gespielt hab dann waren das Zeiten, die waren so früh... da hätte ich nun wirklich noch keine großen Bewährungsproben oder Krisen in meinem Leben. Ich bin , so denke ich, vom Naturell her wohl einfach ein Mensch, der so positiv und optimistisch ist, das ich immer mehr die Chance als das Risiko sehe. Andere sagen: " Ich zocke nicht. Ich verlier ja sowieso" ( was sicher auch die gesündere Einstellung ist). So war ich nie. Und dann kamen zu Beginn auch immer wieder glückliche Erfolge. Wenig Niederlagen. Für mich sind das die zwei Hauptgründe meines Spielverhaltens. Mein ( letztlich naives) positives Naturell gepaart mit tatsächlichen Erfolgen, gerade in frühen Jahren. Versteht mich nicht falsch. Ich denke es wäre sogar einfacher sagen zu können:" Klar, da hatte ich diesen Schicksalsschlag. Der ist Schuld daran." So ist es bei mir nicht. Trotzdem geb ich euch natürlich Recht. So etwas kann auch dazu führen. Genauso wie eine Lebenskrise vermutlich ein sowieso schon vorhandenes Suchtproblem ganz sicher verstärken oder wieder aufflammen lassen kann. Keine Frage. LG Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Strelitzie am 27 August 2018, 09:42:01
Es geht nicht darum, einen Schicksalsschlag als Entschuldigung zu suchen um zu sagen, deswegen bin ich süchtig geworden. Es geht mir darum zu verstehen, was es für Auslöser gegeben hat oder welche Erfahrungen aus der Vergangenheit was bewirkt haben.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 27 August 2018, 10:36:16
Guten Morgen Streli.
Ok, ich denke dass ich oben aber auch darauf eine Antwort gegeben hab. Für meinen ärgerlichen Rückfall gibt es übrigens tatsächlich eine Erklärung, die ziemlich nahe liegt. Ich hatte einen schweren Fahrradunfall und bin nun schon viele Wochen krank. Ich hatte einfach zu viel Zeit, die ich aufgrund meiner Verletzungen nicht sinnvoll nutzen konnte. Da kam es zu meinem ärgerlichen Rückfall. Das hätte natürlich trotzdem nicht sein müssen und darf keine Entschuldigung sein. Trotzdem war es sicher leider ein begünstigender Umstand, der dann zu meinem Verhalten geführt hat. LG Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 27 August 2018, 12:13:51
Hi Emell!

Auch ich will Dir natürlich nichts einreden ... :)

Zitat
Ich werde sicher darüber nachdenken.

Das ist doch alles, was wir von unserem Gegenüber uns wünschen.

Zitat
Grundsätzlich denke ich aber das so etwas nicht zwingend notwendig ist um einen Menschen in ein problematisches Suchtverhalten welcher Art auch immer hineinzubringen. Das kann das Ganze natürlich begünstigen, muss aber nicht die Voraussetzung dafür sein.

Sicherlich weisst Du, dass ich fast jedes Jahr an der Tagung von fags teil nehme.
Dort gibt es nicht nur interessante Vorträge, sondern auch Workshops in kleineren Kreisen.
Da schnappe ich von den Profis natürlich so einiges auf.

So hieß es einmal: Jedes Sucht basiert auf einem tiefer liegenden Defizit.

Nun kann man diese Äußerung natürlich extrem auffassen und direkt an psyschiche Störungen denken.
"Defizite" kann alles heißen. das kann mangelnde Erfahrung im Umgang mit einer bestimmten (emotionalen) Reaktion sein bis hin zu z.B. einer bipolaren Störung.
Ich glaube aber, dass die Betonung gar nicht auf "Defizit" liegt, sondern auf "tiefer liegend".

Was, wenn es so tief liegt, dass wir es selber gar nicht sehen? Oder sehen wollen?

Potentielle Beispiele (ich drücke das vorsichtig aus, weil es ja nicht so sein MUSS!) lieferst Du selbst:

Zitat
Ich hatte einfach zu viel Glück zu Beginn, zu viel Optimismus beim Wunsch Geld zu gewinnen. Ja, die Aussicht auf Gewinn, so dumm es klingt, hat mich blind werden lassen.

Diese Aussage treffen grob 90 % aller Spielsüchtigen. "Am Anfang stand der Gewinn ..."
In den OCs lässt sich das sicher programmieren. Doch offline an den Geldspielgeräten?
Ob sich da eine Aufsicht Gedanken darum macht, ob sie eine Person schon je gesehen hat oder nicht, um dann einen versteckten Gewinnschalter für das bespielte Gerät zu betätigen?
Spekulieren können wir hier viel - und da gibt es genug "Tips und Tricks - Videos", die dies auszuschlachten versuchen.

Liegt es nicht einfach näher, dass wir uns gar nicht mehr an die Verlustsessions erinnern?
Weil das menschliche Gehirn lieber positive als negative Erfahrungen speichert?

Zitat
Und irgendwann wird daraus eine Jagd nach dem schon verlorenen Geld, das man zumindest teilweise glaubt zurückgewinnen zu können.

Hierfür gibt es einen Fachbegriff: Chasen.
Keine Ahnung was die Profis hierzu sagen - für mich ist es einfach ein "logischer Grund", den sich die meisten Spieler suchen, um die Suchtausübung fort zu führen.
Über die wahre Logik dahinter brauchen wir uns glaube ich gar nicht unterhalten ... die Bank gewinnt immer ...

Nun komme ich zu dem interessanten Teil Deiner Ausführungen - denen, über Deinen Rückfall.

Zitat
Ich hatte einen schweren Fahrradunfall und bin nun schon viele Wochen krank. Ich hatte einfach zu viel Zeit, die ich aufgrund meiner Verletzungen nicht sinnvoll nutzen konnte. Da kam es zu meinem ärgerlichen Rückfall. Das hätte natürlich trotzdem nicht sein müssen und darf keine Entschuldigung sein.

Zunächst ... ich sehe das nicht als Entschuldigung an - eher als potentielle Erklärung.
Was könnte "Ich hatte zu viel Zeit" wirklich bedeuten?

Ganz nahe liegt - Langeweile - mit dem Wunsch diese zu beenden.
Aber wieso liest der Spieler dann nicht einfach ein Buch - ruft Freunde an und läd sie zu sich ein?
Wieso muss es das "andere Extremum" sein? Das Eintauchen in eine virtuelle Realität voller kleiner und größerer Dosen Dopamin - dem Glücklichmacher?

Wie gut kannst Du Dich wirklich selbst aushalten? Wie auch immer ... war das immer schon so - oder gab es Veränderungen in Deinem Leben, dass Du heute so reagiert hast?

Wie hättest Du zu welchem Zeitpunkt reagieren können? Hätte der Zeitpunkt vorverlegt werden können durch mehr Achtsamkeit?
Kann man Achtsamkeit erlernen?
Was ist meine persönliche Abstinenzentscheidung? Oder gibt es sogar mehrere?
Wovon lässt oder lassen sie sich beeinflussen?

Das sind alles Fragen über Fragen, die immer neue Fragen aufwerfen ... :)
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 27 August 2018, 12:35:37
In den OCs lässt sich das sicher programmieren. Doch offline an den Geldspielgeräten?
Ob sich da eine Aufsicht Gedanken darum macht, ob sie eine Person schon je gesehen hat oder nicht, um dann einen versteckten Gewinnschalter für das bespielte Gerät zu betätigen?


Das funktioniert so dass ein Anfänger anders spielt als jemand der schon süchtig ist.
Zb hat ein anfänger noch kein Lieblingsspiel und probiert mehrere aus, jemand der länger spielt hat meist nen favoriten und wechselt die spiele nur selten.
Der anfänger wirft weniger ein und spielt niedrigere einsätze, er drückt kleinere beträge ab und noch tausend andere Sachen.

Das Programm ist so eingestellt dass es vieles davon erkennt und beim anfänger natürlich mehr wirft um genau dieses Gefühl auszulösen das derjenige wieder kommt. Im 21. Jahrhundert funktioniert natürlich nix mehr manuell und mit schalter, das ist auch überhaupt nicht nötig da jeder spieler mehr oder weniger während des spiels gleich tickt und das lässt sich für profis problemlos programmieren in den geräten heute.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 27 August 2018, 13:34:40
Hallo an alle und Danke für die Beiträge.
@ Olli:
Ok, ich denke es lohnt nicht ewig darüber zu diskutieren inwieweit es unbedingt tieferliegende Probleme braucht um in so ein Verhalten zu verfallen. Vielleicht finde ich ja tatsächlich noch irgendwas über mich heraus. Ich denke aber wie gesagt nicht dass das eine zwingende Voraussetzung ist, um eine Sucht zu entwickeln. Zur Frage nach den Gründen für die Abstinenzentscheidung: mir ist bewusst dass mich dieses Problem praktisch aktuell als einziges daran hindert einfach rundum glücklich zu sein. Es belastet. Und diese Last möchte ich abwerfen. Ich möchte das Geld, das ich verdiene wieder ausschließlich für Dinge verwenden von denen ich auch einen echten Nutzen habe. Ich war früher sehr geordnet was das betrifft. Da möchte ich wieder hinkommen. Und ich bin hochmotiviert das auch umzusetzen.
Über irgendwelche Strategien oder Programme an Automaten usw. möchte ich gar nicht sprechen. Das interessiert mich nicht. Dass auf Dauer nur die Bank gewinnt wird wohl jeder hier bestätigen. Alles andere ist unwichtig. LG Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 27 August 2018, 17:19:13
Ganz nahe liegt - Langeweile - mit dem Wunsch diese zu beenden.
Aber wieso liest der Spieler dann nicht einfach ein Buch - ruft Freunde an und läd sie zu sich ein?
Wieso muss es das "andere Extremum" sein? Das Eintauchen in eine virtuelle Realität voller kleiner und größerer Dosen Dopamin - dem Glücklichmacher?

Wie gut kannst du dich wirklich selbst aushalten....


Sorry aber ich muss das hier auch nochmal hinterfragen olli.
Ist das nicht völlig normal wenn das Hirn diese Erfahrung mal gemacht hat und natürlich als interessanter und spannender empfunden hat als beim buch lesen ?

Kann es nicht einfach sein dass man das nur wieder neu erlernen muss und nichts mit Defizit zu tun hat ? Natürlich, strelitzie und auch du habt natürlich recht, zu 100% alles perfekt wird das leben bei niemandem verlaufen sein, aber da kann ich ja auch fragen :

Warum vom Beckenrand springen und nicht die Leiter runter gehen da springen verboten ?

Warum ein bier oder nen wein trinken statt nem mineralwasser ?

Warum pommes mit burger statt Gemüse und salat ?

Warum mim fahrrad quer durchn wald stazt über den radweg ?

Warum Marathon und kein spaziergang ?


Und so weiter.. Bei all diesen Sachen liegen doch jetzt keine Defizite vor sondern eher Erfahrungen, natürlich hormonausschüttungen und endorphine im hirn und anfangs der reiz des ausprobierens !?

Nur der verständnis halber. Hört soch irgendwie so überheblich an von dritten gesprochen ( damit meine ich nicht dich, bist ja selbst betroffener ), ,, sowas passiert nur Menschen mit Defiziten".
Ich glaube ja auch dass das durch die ganze manipulation jedem heute passieren kann.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 27 August 2018, 18:57:30
Hi NW!

Zitat
Sorry aber ich muss das hier auch nochmal hinterfragen olli.
Ist das nicht völlig normal wenn das Hirn diese Erfahrung mal gemacht hat und natürlich als interessanter und spannender empfunden hat als beim buch lesen ?

Ich finde das Hinterfragen immer richtig!
Und Du wirst lachen ... Ähnliches ging mir auch durch den Kopf beim Schreiben.
Doch ich wollte den Beitrag nicht direkt zu voll packen - ist ja eh schon wieder lang genug ... ;)

Außerdem glaube ich, dass ich Emell schon jetzt ein wenig zu sehr an seine Grenzen gehe ( ? ? ? ) :
Zitat
Ok, ich denke es lohnt nicht ewig darüber zu diskutieren inwieweit es unbedingt tieferliegende Probleme braucht um in so ein Verhalten zu verfallen.

Ein ganz großer Teil von dem, was Du schreibst, NW:

Zitat
Bei all diesen Sachen liegen doch jetzt keine Defizite vor sondern eher Erfahrungen, natürlich hormonausschüttungen und endorphine im hirn und anfangs der reiz des ausprobierens !?

... unterstützt ja sogar meine These.

Nehmen wir als Beispiel die "Pommes mit Burger statt Gemüse und Salat".
Viele Menschen bekommen diese Art der Ernährung vorgelebt.
So kennen sie es nicht besser welche Nahrung ihnen gut tut und welche nicht.
Ich würde dies auch ein Defizit nennen - welches sich aber beheben lässt.
Auch wenn ich selbst jetzt nicht gerade ein Koch bin, so weiss ich doch aus Film und Fernsehen und der eigenen Vita, dass es alternative gesunde Nahrung gibt, die ebenso schmecken und gesunde Glückshormone ausschütten kann.

Da fällt mir ein, dass mir von meiner Krankenkasse eine Einladung zu einer kostenlosen Kochvorführung "Koch Dich fit" zugeschickt worden ist.
Möchte jemand mit? 02.10.18 - 19 Uhr im Bergischen Löwen in Bergisch Gladbach? Das ist kein Scherz!
 ;D  ;D  ;D

Zurück zum Thema ...
Diese Form der Defizite gibt es massig. Sie haben den Anschein des "Normalen".
Und das natürlich auch im Kopf des Betroffenen.
Wie soll er darauf kommen, dass er ungesund lebt, wenn ihm diese Information nicht von außen zugetragen wird?

Zitat
Ich glaube ja auch dass das durch die ganze manipulation jedem heute passieren kann.

Da ich z.B. glaube, dass in unserer Gesellschaft der Leistungsgedanke viel zu hoch angesetzt ist - die Gehaltspyramide viel zu steil ist ... usw. ... gebe ich Dir Recht!
Unsere Gesellschaft mit all ihren Vorzügen zeigt Defizite auf - und lehrt sie sogar als Normalität.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 28 August 2018, 12:49:35
Finds gerade lustig, hab früher nie gerne gelesen, lese aber aktuell gerade ,, ernährungsstrategien im sport" und ,,Vitamine aus der Natur"  :o

Passt ja super zu deinen bsp und deinem kurs. Für eine std sind 400km leider zu weit und das thema zu komplex, denke dass ich die Grundlagen schon kenne.

Aber wenn dich das interessiert würde ich es auf jd fall wahrnehmen, ist sicher interessant und nen cooles angebot von deiner Krankenkasse  :)
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 28 August 2018, 21:13:48
Guten Abend.
Da das Ganze ja " Tagebuch" heisst möcht ich mal wieder die Lage aktualisieren:
Ich denke viel über das Spielen nach. Mehrmals täglich. Genauer gesagt über die Spielsucht an sich. Im Moment hab ich diesbezüglich nur negative Gedanken und bisher auch keinerlei Probleme darauf zu verzichten. Mir ist klar, dass dies erst wieder ein Anfang ist nach meinem Rückfall. Aber ich bin fest entschlossen so weiterzumachen. Über verlorenes Geld nachzudenken ist natürlich ein deprimierendes Kapitel. Aber ich versuche nach vorne zu blicken und positiv zu denken. An der Vergangenheit kann ich nichts mehr ändern. Aber über die Zukunft entscheide ich selbst. Und die wird anders aussehen. Gruß Emell.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 29 August 2018, 12:05:55
Hello again 😊.
@ Olli: du hast irgendwo hier die Frage aufgeworfen :" wie gut kannst du dich selber aushalten?" Was genau meinst du damit? Ob man mit sich selbst zufrieden ist? Ob man glücklich mit seinem Leben ist? Ob man problemlos auch mal alleine sein kann? 
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 29 August 2018, 13:11:49
Hi Emell!

Ich freue mich gerade, dass Du diese Frage stellst.
Zeigt sie doch, dass Du es ernst meinst Dir Anregungen zu suchen und zu reflektieren.

Die Antworten lauten: ja, ja und ja!

Aber auch:
Wie gehst Du mit Deinen Gefühlen um? Speziell die Negativen?
Wie sieht es mit Deinem Sebstwert aus? Wie beeinflusst es Dich in Deinen Handlungen?
Befasst Du Dich mit ihm oder versuchst Du ihn aus den Gedanken zu verbannen?
Was kannst Du an Dir akzeptieren und was siehst Du als Problem an?

In der Art lässt sich das noch weiter ausweiten.

Wenn Dir dies zu intim ist, brauchst Du es hier nicht zu beantworten. Aber für Dich vielleicht?

Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 29 August 2018, 21:18:52
Hallo an alle.
@ Olli: Ja, das sind sicher Fragen, die immer interessant sind. Für jeden Menschen. Mit negativen Gefühlen umgehen ist natürlich auch immer eine Herausforderung. Auf was willst du dabei genau hinaus? Depressionen? Und im Zusammenhang das Suchen von Glückshormonen im Glücksspiel? Ich glaub da gibt es keine zwei Meinungen. Wenn es jemandem schlecht geht, dann verstärken sich Süchte, die bereits latent vorhanden sind  mit Sicherheit. Der Raucher raucht noch mehr, wer gern mal was trinkt trinkt zu viel. Und wenn jemand dem Glücksspiel nicht abgeneigt ist dann übertreibt er damit. Genauso ist es natürlich immer eine Gefahr, dass man sich in solchen negativen Phasen zum ersten Mal einer Sucht hingibt. Quasi als Einsteiger. Und dann später vielleicht trotz längst überstandener Depriphase nicht mehr richtig davon loskommt. Wenn ich darüber nachdenke kann ich mich an eine Zeit erinnern, in der ich nicht so glücklich war in meiner damaligen Beziehung. Ich saß in meiner Stammkneipe, wo auch nichts los war. Und aus Langeweile warf ich ein paar Euro in so eine Kiste. Klar, ich hatte vorher auch schon ein Faible für das Spielen. Aber problematisch war es damals noch nicht. Es war immer im Rahmen. Vielleicht ist es das was du meintest. Danach entwickelte es sich erst über einen längeren Zeitraum hin zum Problem, ja zur Sucht. Allerdings wurde es erst richtig heftig mit dem O.C. spielen. 
Soviel für heute.
Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 30 August 2018, 08:41:06
Guten Morgen Emell!

Zitat
Auf was willst du dabei genau hinaus? Depressionen?

Nein ... bitte nicht immer in so Extremen deuten ... :)

Gerade weil Du Dich als sehr positiv denkenden Menschen schilderst, wäre das jetzt das Letzte, was mir eingefallen wäre.

Mal ganz im Allgemeinen gesprochen liegt bei Glückspielern tatsächlich häufig Komorbidität vor. Depressionen sind da eine Möglichkeit.

Zitat
Auf was willst du dabei genau hinaus?

Ich beziehe mich hier auf diese Passage von Dir:

Zitat
Ich hatte einen schweren Fahrradunfall und bin nun schon viele Wochen krank. Ich hatte einfach zu viel Zeit, die ich aufgrund meiner Verletzungen nicht sinnvoll nutzen konnte. Da kam es zu meinem ärgerlichen Rückfall. Das hätte natürlich trotzdem nicht sein müssen und darf keine Entschuldigung sein. Trotzdem war es sicher leider ein begünstigender Umstand, der dann zu meinem Verhalten geführt hat.

Der zweite Satz ebnet mir den Weg für Spekulationen.
Füllst Du normalerweise Deine Zeit so auf, dass irgend etwas - z.B. Produktives - dabei heraus kommt? Etwas "Sinnvolles"?
Muss da etwas sein, dass Dich beschäftigt? Vielleicht sogar fordert?
Mein Pendant dazu sind meine Ausführungen weiter oben.

Was wäre, wenn durch Deine Untätigkeit unfallbedingt Deine Motivation gefehlt hat, auf die normalerweise Deine positive Denkweise beruht?

Dann wäre der Schluss ja der, dass Du sie im Spiel gesucht und gefunden hast.

Damit wäre es eine Ausweichhandlung gewesen Dich selbst auszuhalten - in einer Zeit des Dopaminmangels.

Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 30 August 2018, 09:08:22
Guten Morgen an alle.
@ Olli:
Wow, was du immer so von dir gibst muss man teilweise schon zwei drei mal lesen um es zu verstehen. Hast du eine psychoanalytische Ausbildung gemacht oder so? 😉
Keine Ahnung ob das so war wie du das beschrieben hast. Auf jeden Fall bin ich schwach geworden und habe in dieser Situation der Verlockung nachgegeben. Aber eines muss zukünftig für mich klar sein: nur weil mir langweilig ist oder ich grad nichts besseres zu tun hab, darf die Lösung nicht das Spielen sein. Wobei die Lage natürlich schon gemein war. Unter normalen Umständen wäre ich unter Leute gegangen, hätte mich aufs Fahrrad gesetzt,wäre joggen gegangen oder hätte einfach was sinnvolles im Haushalt gemacht. Das ging natürlich in meiner Situation alles nicht. Wie auch immer. In so eine Lage kommt man nicht ständig und ich bin demnächst wieder arbeitsfähig. Ich habe daraus gelernt, weitere Konsequenzen gezogen ( wie z.B. mich hier anzumelden, was mir im Übrigen sehr gut tut) und mach jetzt unbeirrt weiter auf dem Weg in ein besseres Leben. Die regelmäßige Auseinandersetzung mit dem Thema hier im Forum empfinde ich als hilfreich, weil sie mir regelmäßig klar macht und ins Gedächtnis ruft dass ich ein Problem habe, das bekämpft und besiegt werden muss.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 30 August 2018, 09:41:52
dass ich ein Problem habe, das bekämpft und besiegt werden muss.

oO. Mach dich auf was gefasst  :-D
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 30 August 2018, 10:16:32
Ich habe mir fast das Fast-food-Essen abgewöhnt. Nur Mittwochs gehe ich in einen China - Imbiss. Muß sagen, daß ich dort wirklich knackiges Gemüse auf dem Teller vorfinde. Ansonsten gehe ich in den Supermarkt, kaufe Fleisch - für Sonntag - an der Frischetheke, schaffe es zur 'Zeit das Süßigkeitenregal liegen zu lassen,  8) und schaue nach Obst und Gemüse der Saison. Wenn möglich beziehe ich Obst  lieber direkt aus dem Schrebergarten, und bereite mir daraus Salat und Quarkspeisen.  Ein - bis zweimal im Monat gönne ich mir einen Einkauf im Bio-Markt, das schmecke ich schon heraus, besonders beim Käsesortiment. Konserven sind für mich mit Vorsicht zu genießen, da hohes Salzgehalt sich mit meiner einen Niere nicht verträgt!ägt.

Aber ansonsten kann es jeden Tag Fisch und Kartoffeln geben.
Soweit ein Einblick zu meinem Essverhalten.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 30 August 2018, 10:20:11
@NW:
Warum? Weil ich es " Problem" genannt habe und nicht " Sucht"? Natürlich ist es eine Sucht. Ein Suchtproblem eben. Oder meinst du das " bekämpfen und besiegen"? Naja, wahrscheinlich ist es beim Spielen ähnlich wie beim Trinken. Ganz los wird man das nie und ist immer gefährdet. Aber dauerhafte Abstinenz muss eben das Ziel sein.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 30 August 2018, 11:07:03
Hatte meinen Beitrag editiert @andreas da es mir vorkommt dass es emell irgendwie stört in seinem Tagebuch.
Hört sich gesund an wie du isst, top  :)
Aber wie gesagt, jeder wie er möchte sowie geld und auch zeit, bzw lust hat.

Allgemein bewusster leben, gerade im bezug auf frischetheke vs discounter fleisch, schadet aber sicher niemandem.
Ein wenig mehr tolleranz allerdings auch nicht. Finde ich gut wie du es heute machst !

@ emell :

Ja wegen bekämpfen, das wird in der Suchtberatung wohl nicht gerne gehört, richtig wäre es aus professioneller sicht wohl zu kapitulieren aber warte ab  :o
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 30 August 2018, 12:45:03
Hi Emell!

Zitat
Hast du eine psychoanalytische Ausbildung gemacht oder so? 😉

Vielen Dank für das Lob!  :)

Tatsächlich schildere ich hier nur mein eigenes Verhalten bis zu meinem 38. Lebensjahr.

Irgendwann müssen sich 12 Jahre SHG und Foren ja auszahlen ...  ;D

Am 17. bis 19.09. nehme ich an einem Seminar "Selbstfürsorge in der Arbeit mit Glückspielsüchtigen" teil.
Bis jetzt ist es eine kleine Gruppe und ich denke mir, dass diese drei Tage wohl eher ein Workshop werden.
Außerdem erhoffe ich mir Lehrreiches, welches ich auch für mich im normalen Leben umsetzen kann.

Damals in der Schule hatte ich die Möglichkeit Psychologie als Fach zu wählen ... und habe es nicht getan.
Es hatte mich absolut Null interessiert. Erst als ich spielfrei wurde, habe ich mein Interesse daran gefunden.
Mir macht es mittlerweile Spaß wenigstens ein paar grobe Zusammenhänge erkennen zu können (oder zu denken, dass dem so ist :) ).

Und nun fiebere ich dem Seminar entgegen ...  :) 2,5 Wochen noch ... :)

Zitat
... dass ich ein Problem habe, das bekämpft und besiegt werden muss

Selbst in den Ausführungen von Profis wird immer wieder von "bekämpfen und besiegen" gesprochen.
Wir alle wissen, was damit gemeint ist und dass es den "Kampfesgeist" anregen - also motivieren soll.
Ich finde die Formulierung aber unglücklich.
Wenn wir in unseren Körper schauen, dann lässt sich eine Sucht nicht wie ein Organ lokalisieren.
Stattdessen ist sie in den verschiedensten Regionen unseres Gehirns mit Normalem verwoben.
Wenn ich meine Sucht also bekämpfen möchte, dann kämpfe ich eigentlich gegen mich selbst.
Es gibt weder einen Gewinner, noch einen Verlierer - ich bin dann beides.
Wenn ich gegen die Sucht kämpfe, dann schwächt sie mich, weil dieser Kampf Energie verbraucht.
Die Sucht in mir kämpft aber auch weiter und steckt gleichzeitig die Atacken ein - auch das kostet meine Kraft.
Da hat die Sucht dann gerne mehr Durchhaltevermögen und "gewinnt" am Ende doch.

Ich möchte an meiner Sucht arbeiten ... klingt für mich positiver.
Dies immer nur "einen Tag zur Zeit" ... Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.
Sollte es dann zu einem Rückfall kommen, Gott bewahre, dann ist dieser nicht als ein Versagen oder als eine Niederlage anzusehen, sondern als Bestandteil des Genesungsweges.

Manche sagen: Ich nehme meine Sucht an wie einen Freund.
Auch ein Freund hat seine Bedürfnisse und hat das Verlangen darüber zu reden.
Wenn der Sucht-Freund mich aber drängt mit ihm in die Halle zu gehen, dann kann ich ihn umarmen und trösten - und doch sanft und bestimmt widersprechen.
Er wird daraufhin wieder verstummen. Vielleicht wird er erst noch etwas quängeln - aber er wird verstummen.
Er hat es gelernt - z.B. wenn kein Geld zum Spielen mehr vorhanden war ... oder wenn Beschäftigungen jedweder Art wichtiger für ihn waren.
Also wird er auch jetzt verstummen.

OK, Freunde können auch anstrengend sein ...  :) ... aber doch deutlich weniger, als irgendwelche "Kämpfe".


Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 30 August 2018, 13:11:09
Hallo an alle.
Danke Olli, für deine Ausführungen. Da war wirklich sehr viel interessantes für mich drin. Und auch Einleuchtendes. Du bist spürbar erfahren in diesem Thema. Ich werde zukünftig sicher nicht unbedingt mehrmals täglich hier aktiv sein, insbesondere da ich demnächst wieder arbeiten werde, aber ich möchte noch einmal betonen dass dieses Forum mir sehr wichtig ist und ich unbedingt weiter regelmäßig hier sein möchte, weil ich spüre dass mir das etwas bringt. Ich glaube tatsächlich dass das regelmäßige Auseinandersetzen mit der Thematik hier mich immer wieder einschärft auf die Aufgabe, die Herausforderung nun weiter " sauber" zu bleiben und aus meinem ärgerlichen Rückfall wirklich nur das zu machen, was es bleiben muss: ein Ausrutscher auf dem richtigen Weg der Genesung. Ich will hier nicht anfangen Tage zu zählen. Das ist ja Quatsch. Vor allem da es ja noch nicht viele sind. Aber ich darf sagen dass ich nach wie vor keinerlei Bedürfnis habe, zu spielen. Es ist eher so dass ich eine gewisse Wut auf mich selbst habe, dass ich da wieder schwach geworden bin. Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 30 August 2018, 16:38:10
Olaf Freud  ;D :P
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Gobo2018 am 30 August 2018, 18:03:44
lol
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Marasini am 31 August 2018, 12:56:29
Guten Morgen Streli.
Ok, ich denke dass ich oben aber auch darauf eine Antwort gegeben hab. Für meinen ärgerlichen Rückfall gibt es übrigens tatsächlich eine Erklärung, die ziemlich nahe liegt. Ich hatte einen schweren Fahrradunfall und bin nun schon viele Wochen krank. Ich hatte einfach zu viel Zeit, die ich aufgrund meiner Verletzungen nicht sinnvoll nutzen konnte. Da kam es zu meinem ärgerlichen Rückfall. Das hätte natürlich trotzdem nicht sein müssen und darf keine Entschuldigung sein. Trotzdem war es sicher leider ein begünstigender Umstand, der dann zu meinem Verhalten geführt hat. LG Emell

Puh...in dem Fall kann ich dich absolut verstehen. Ich bin ebenfalls Krankgeschrieben und hatte auch einen Verkehrsunfall. Dann bin ich abgerutscht... :-(
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 31 August 2018, 17:31:11
Hallo an alle.
@ Marasini:
Schwierige Situation. Trotzdem heisst es danach: zur Vernunft finden, abhaken als Erfahrung und für die Zukunft Strategien entwickeln , die einen in solch einer Situation davor bewahren rückfällig zu werden. Eine Strategie für mich wäre zukünftig z.B. : ich würde mir hier meine und auch die Beiträge anderer durchlesen. Ich bin überzeugt davon dass mich das dann wieder an das erinnert, was zählt: Abstinenz! Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 02 September 2018, 12:07:17
Hallo an alle. Zeit sich mal wieder zu melden. Quasi das Wort zum Sonntag.😊
Ich bin bisher ganz zufrieden mit der Entwicklung der letzten Tage. Ich habe auch weiterhin kein Problem auf das Spielen zu verzichten. Allerdings glaube ich, dass meine größte Herausforderung sein wird eine Verlagerung meiner Sicht zu vermeiden. Ich gehöre zu denen, die ihr Geld vor allem im O.C. gelassen haben. Automaten usw. haben mich irgendwie nicht wirklich gereizt ( zumindest seit ich im O.C. gespielt habe).  Ich werde nun, da ich kein O.C. mehr Besuche und mich auch sperren lassen habe, darauf zu achten haben nicht zu verlagern. Vermutlich wird nun die Versuchung größer werden, etwas Geld in so eine Kiste zu werfen. Aber das ist mir bewusst und ich werde dieser Versuchung keine Chance lassen. Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 04 September 2018, 21:39:04
Guten Abend mal wieder.
Kurzes Update:
Bin nun auch wieder im Arbeitsalltag angelangt. Auch das ist ein weiterer hilfreicher Punkt für mich um mich weiter vom Spiel zu entfernen. Nach wie vor keinerlei Spieldruck. Ich fühle mich mit jedem spielfreien Tag wieder besser.  Bis demnächst. Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 05 September 2018, 11:49:06
Guten Morgen allerseits.
Will wieder ein paar Gedanken niederschreiben.
Es ist für mich wirklich schon fast ein wenig verwunderlich. Klar, seit meinem ärgerlichen Rückfall ist noch nicht so sehr viel Zeit vergangen. Trotzdem kann ich aktuell sagen, dass ich im Moment mit jedem weiteren spielfreien Tag nicht etwa mehr Spieldruck verspüre, sondern deutlich weniger. Prinzipiell war ich ja vor meinem Rückfall schon eine ganz geraume Zeit spielfrei. Dieser Rückfall ärgert mich nun so maßlos und fühlt sich für mich an wie ein Weckruf. Ja, es fühlt sich fast so an als ob man kurz eingenickt ist und jetzt wieder hellwach ist. Ich will mit meinem überbordenden Optimismus nach so kurzer Zeit nicht übertreiben. Auch ist mir bewusst dass eine solche Sucht vermutlich immer in einem weiterschlummert. Dennoch fühle ich mich, so paradox es klingt, als hätte mich dieser Rückfall endgültig von den Fesseln dieses Suchtproblems befreit. Wie gesagt. So fühle ich mich im Moment! Ich bin allerdings schlau genug um zu wissen dass ich mein Leben lang darauf achten werden muss, nicht in alte Verhaltensmuster abzurutschen. Ich finde es aber schon wirklich erstaunlich, dass mir aktuell wirklich rein gar nichts fehlt ohne das Spielen. Vielmehr ist es nun mein Ehrgeiz und auch meine Freude, nun wirklich jeden verdienten Euro ausschliesslich für mich selbst bzw. für meine Partnerin einzusetzen. Darüber hinaus habe ich mir eine weitere Maßnahme zur Motivation ausgedacht: ich werde mir eine Gehaltsgrenze festlegen. Sollte ich aufgrund von Mehrarbeit usw. über diese Grenze hinaus mehr verdienen, dann werde ich den " Überschuss" in Bar nach Hause holen und in eine Spardose stecken. Natürlich unter der Aufsicht meiner Partnerin. Warum ich das für gut halte? Ich denke es ist ein guter Weg um wieder zu sehen, zu spüren dass Geld nicht nur Zahlen sind ( Stichwort O.C.) , sondern Scheine! Was waren 50 € im O.C.....!? Peanuts! Ein 50er in der Hand lässt einem da schon eher wieder begreifen was man damit alles sinnvolles machen kann. Ausserdem motiviert es auch ein wenig, auch mal Überstunden zu machen, da man den Erfolg deutlicher spürt.
Soviel für heute.
Gruß Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 06 September 2018, 11:56:26
Hallo an alle  die hier gerne mal mitlesen.
" Mein Weg in ein besseres Leben", so hab ich dieses Tagebuch genannt. Mir wird jeden Tag mehr bewusst wie sehr ich damit den Nagel auf den Kopf getroffen hab. Es gibt für mich zwei Gründe, hier regelmäßig zu schreiben. Zum einen helfe ich mir damit natürlich selbst, weil ich mich regelmäßig mit dieser Suchtproblematik auseinandersetze. Zum anderen wäre es sehr cool wenn ich damit andere dazu motivieren könnte es mir gleichzutun. Jedenfalls geht es mir jeden Tag besser ohne dieses " Damoklesschwert" Glücksspiel. Das Wichtigste dabei und grundlegend für den Erfolg scheint mir eines zu sein: der Blick nach vorne. Das Aussteigen aus der Spirale, die wohl jeder kennt ( " einmal noch, dann Gewinn ich vielleicht zumindest den letzten Einsatz zurück"). Nein, so nicht. Den Blick nach vorne! Und nicht mehr an die Verluste denken. Die sind nunmal verloren. Nur nach vorne. Darüber freuen, dass jeder Euro in der Zukunft ( zumindest mehr oder weniger😉) sinnvoll verwendet wird. Darüber freuen dass  der Kontostand sich wieder erholt. Freude an der gewonnenen Freiheit haben, dass man sich nun vielleicht auch mal wieder etwas sinnvolles gönnen kann, ja vielleicht sogar sollte, um sich bewusst zu machen dass man auf einem guten Weg ist. Auf dem Weg " in ein besseres Leben" eben.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 06 September 2018, 12:55:14
Hi Emell!

Hier ist einer der stillen Mitleser.
Dabei bin ich ja sonst eher einer der ganze Romane schreibt.

Doch bei Dir sehe ich gerade keinen Anlass meinen Senf dazu zu geben.

So erfreue ich mich einfach mal an Deinen Beiträgen, in den Du spürbar wieder aufblühst.

Danke fürs Teilen!
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 06 September 2018, 13:36:22
Hallo Emell,

auch ich lese gerne Dein Tagebuch. Danke für Deine Offenheit und das Teilen.
Was mich gerade anspricht; Dein Begreifen des Geldwertes.
Ich komme gerade aus dem Supermarkt,
führe mein Haushaltsbuch, alles o.k.
Aber ich bezahle neuerdngs mit einer Smartphone QR, einfach an den Scanner halten - fertig.
Das Gefühl, daß der Geldbeutel sich füllt, und auch wieder - angemessen - leert, darüber brauche ich vielleicht auch eine Besinnung.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 06 September 2018, 14:01:31
Ich boykotiere dieses bargeldlose zahlen ja komplett.
Der mensch ist bald wirklich komplett gläsern..
Finde es auch bekloppt dass der mainstream so darauf abfährt wenn sowas raus kommt, mit handy bezahlen...

Betrüger können dir so im übrigen auch dein koplettes konto leer räumen, einfach so nen gerät was die Kaufhäuser haben unauffällig im vorbeigehen in nähe deines handys halten und dann ab die post..

Neulich erst ne doku über bargeld abschaffung gesehen, da ham se das gezeigt.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 07 September 2018, 19:42:26
Hallo an alle,
Danke für die positiven Rückmeldungen. Es freut mich, zu wissen dass andere Menschen hier interessiert mitlesen.
Soeben ist meine erste Arbeitswoche nach meinen Krankenstand zu Ende gegangen.
Wie bereits erwähnt ist es wieder eine ganz andere Sache, nun wieder im Alltag angekommen zu sein.
In Bezug auf die Suchtproblematik ist das ganz bestimmt kein Nachteil, auch wenn so ein Krankenstand zukünftig nicht mehr dazu führen darf ( und auch nicht wird!) dass es zu einem Rückfall kommt.
Mir geht es gut. Ich fühle mich befreit. Es ist dieses Gefühl, zu wissen dass man nun das Richtige tut. Ich denke jeder Betroffene wird mir bestätigen dass man analog dazu genau das gegenteilige Gefühl verspürt wenn man spielt.Mal ehrlich: Man merkt, ja man weiss dass das nicht gut ist was man tut. Man tat es trotzdem. So ist das halt mit einer Sucht.
Die besten Entscheidungen hab ich für mich immer dann gefällt wenn ich auf mein Bauchgefühl gehört hab. Beim Zocken hab ich mein Bauchgefühl lange Zeit ignoriert. Das wird es nicht mehr geben. Ich tue nur noch das von dem ich überzeugt bin dass es gut für mich, für uns ist. Und das Glücksspiel gehört ganz sicher nicht dazu.
Soviel für heute.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 09 September 2018, 13:23:48
Hallo an alle!
Zeit für " Das Wort zum Sonntag".😊
Im Prinzip gibt es allerdings nichts Neues, was ja in diesem Fall eigentlich etwas positives ist.
Nach wie vor verzichte ich problemlos auf das Glücksspiel. Ich kann wirklich nicht sagen dass mir das aktuell Kraft kostet. Eher das Gegenteil. Auch fällt mir noch etwas auf:
Bei früheren, manchmal halbherzigen Verzichtversuchen habe ich Tage gezählt. Kann man so machen. Allerdings gewinne ich gerade die Erkenntnis, dass das wohl nur zeigt, wie sehr der Kopf noch damit zu kämpfen hat. Diesmal zähle ich keine Tage. Ich lass es einfach hinter mir. Klar, irgendwann, sollte mal ein Jahr vergangen sein, werde ich mich sicher daran erinnern dass es wohl ca. vor einem Jahr anfing.... mein " besseres Leben". Aber ich zähle hier keine Tage oder Wochen.Trotzdem, wem es hilft der soll ruhig zählen. Das ist natürlich auch ok. Jedenfalls besser als einfach weiterzuzocken. Könnte sein dass es in der kommenden Woche etwas ruhiger wird hier im Tagebuch, da ich einige Tage nicht zuhause sein werde. Aber es wird weitergehen. Ich werde mich wieder melden. Aber jetzt wünsche ich allen Mitlesern, Leidensgenossen und denen die es mal waren erstmal einen schönen Spätsommersonntag.
Und immer dran denken, wie schon Roland Kaiser sang: " Es ist nie zu spät für einen neuen Weg!" Vor allem wenn er in ein besseres Leben führt😉.
Optimistische Grüße
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 09 September 2018, 13:40:01
Hallo Emell,

eine schöne Zeit für Dich, gute Gedanken und daß Deine Wünsche in Erfüllung gehen.

Ich bin genau so ein Zähler, und ich feiere auch meinen Trockengeburtstag vom Rauchen - wie vom zwanghaften Glücksspiel.
Es stimmt natürlich, es sollte kein Zwang darin liegen, es war einmal ein HALT für mich mit dem Spielen aufhören zu können.
Heute hilft mir der eine Satz:


Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 21 September 2018, 11:40:10
Hallo an alle!
Bin wieder im Lande und möchte mein Tagebuch nun fortsetzen. In meinem Urlaub hab ich für mich eine weitere Erkenntnis gewonnen. Während des Urlaubs hab ich nicht ein einziges Mal an das Spielen gedacht. Diese Suchtproblematik war während der ganzen Zeit praktisch nicht existent. Für mich zeigt das einmal mehr dass es eben darauf ankommt sein Leben mit Leben zu füllen. Klar, man kann nicht ständig in Urlaub fahren. Aber man kann seine Tage mit Leben füllen. Sich für Dinge interessieren, die einem guttun, Sport treiben oder was auch immer. Man muss sich einfach Dinge suchen, die einem mit Freude erfüllen. Dann hat diese Sucht keine Chance. Natürlich muss das Ziel sein, auch einfach mal Langeweile auszuhalten ohne gleich rückfällig zu werden. Aber ich denke dass dies, wenn man erstmal lange genug abstinent war, auch wieder problemlos möglich sein wird. Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Ich selbst fühle mich nach wie vor sehr gut, habe keinerlei Spieldruck und erfreue mich daran, einen großen Klotz am Bein langsam aber sicher abzustreifen.
Den Blick nur nach vorne gerichtet.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 21 September 2018, 15:30:12
Hi Emell!

Zitat
Natürlich muss das Ziel sein, auch einfach mal Langeweile auszuhalten ohne gleich rückfällig zu werden.

Das ist ein ganz zentraler Satz, den Du da benennst!
Den Meisten geht es meistens darum einen "Ersatz" für das Spielen zu finden.
Ich möchte da gerne neuerdings lieber das Wort "Alternativen" nutzen.
Die sind sinnvoller, da eben nicht destruktiv wie das Spielen.
Langeweile aushalten gehört m.E. auch dazu. Ich erinnere mich immer wieder gerne an die SHG zurück, wenn wirklich niemand sich zu Wort melden wollte.
Meine Güte war das langweilig ... es war so langweilig, dass ich das bisher besprochene auf mich reflektierte.
Es war mehr geistige Arbeit, als das Zuhören.
Das mache ich auch heute noch - einfach mal nichts tun. Mich aushalten ...
Da kommt sogar hier und da was bei rum ...  ;D
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 21 September 2018, 17:14:57
Hallo Emell,

ich freue mich, daß Du einen schönen Urlaub hattest. Kein Spieldruck - kein Gedanke an das Spielen, prima!
Ich frage mich , mit welchem Sport(!) man - Du Dich beschäftigst, um Geist - Körper - Seele fit zu halten.  ;)
(bei mir ist es gerade Wassergymnastik in der Gruppe)

Das einfach einmal auf dem Bett liegen und sich selber auszuhalten, ist für mich keine Langeweile. Dort kann ich ja entspannen und mich auf meine Vorhaben, meine Energien, meine Schwächen und Stärken besinnen, mir also Motivation holen, gerade wenn ich meine, meine Aufgaben nicht bewältigen zu können. Nur wenn der Grübelzwang aufkommt, ist es höchste Eisenbahn aufzustehen und einfach anzufangen.

Alles hat seine Zeit

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 25 September 2018, 06:51:20
Guten Morgen allerseits.
@ Andreas: also mit Wassergymnastik hab ich nichts am Hut. Bei mir ist es jetzt, da ich kein Fußball mehr Spiele, eher das herkömmliche Sortiment. Joggen, Radfahren usw. . Allerdings bin ich da in letzter Zeit, und natürlich auch aufgrund meines zurückliegenden Krankenstandes etwas faul geworden. 😊
Du hast natürlich Recht mit dem was du da schreibst. Einfach mal daliegen und nichts tun kann auch angenehm und nützlich sein.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 25 September 2018, 11:35:45
Hallo Emell,

schön von Dir zu hören,

ja das auswiegen von Arbeit / Beschäftigung und Ruhepausen ist oft nicht einfach. Als ich Deinen Beitrag gelesen habe, fiel mir die viele unerledigte Hausarbeit auf. Ich saß aber immer noch am Rechner, und war lieber dabei meine Bilderseiten zu sortieren, Dann kam ich wieder auf die Ergodynamik, holte den Staubsauger hervor und putze das Schlafzimmer. Nun habe ich ein besseres Gefühl und kann mich auf das Mittagessen und den folgenden Arzttermin konzentrieren. In diesem Fall bin ich beim Orthopäden, und werde nachfragen, ob er mir Wassergymnastik verschreiben kann?

Aber jeden Tag ein wenig tun, dann fügt es sich, aber die Seele braucht oft viel Zeit, das Erlebte mitzunehmen.

Liebe Grüße
Andreas


Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 26 September 2018, 15:18:51
Hallo an alle,
Bin wieder mitten im Arbeitsalltag angekommen und gewöhne mich langsam wieder an das Leben, wie es ist wenn man nicht krank ist oder Urlaub hat.😊
Nach wie vor fühle ich mich gut und irgendwie befreit. Es fällt mir leicht abstinent zu bleiben. Es fehlt mir schlichtweg nichts.Ich genieße es, frei von diesem schlechten Gewissen, diesen negativen Emotionen zu sein, die man immer dann verspürt hat, wenn man wieder Geld verloren hatte und sich klar machte was man damit sinnvolles hätte machen können oder wie viele Stunden man dafür arbeiten muss. Ich denke, diese Gedanken kennt ihr alle. Mein " Gewinn" ist das gute Gefühl, diesen belastenden Unsinn zu unterlassen. Vorwärts immer, Rückwärts nimmer😉.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 28 September 2018, 13:40:59
Hallo @ all!
Hoch die Hände! Wochenende!
Von der " Abstinenz- Front" gibt's nichts neues. Nach wie vor ist es für mich keine große Überwindung " sauber"zu bleiben. Es fällt mir leicht. Ich fühle mich gut. Davon ausgehend, dass man den " Spielteufel" immer in sich trägt, ähnlich einem trockenen Alkoholiker der sich ein Leben lang bemühen muss komplett sauber zu bleiben, ist das nun wohl der Zustand den man anstreben muss. Spielfrei, ohne ständig daran zu denken. Immer im Bewusstsein dass ein " normaler" Umgang mit dem Glücksspiel wohl nie mehr erreichbar sein wird. Eben ähnlich dem Alkoholiker, der auch nicht mehr in der Lage ist, es einfach bei einem Feierabendbier zu belassen. Jedenfalls nicht auf Dauer. Manchmal frage ich mich ob nicht jeder Mensch irgendwo eine Sucht hat. Oder etwas derartiges. Ich kenne Menschen, die gerne joggen gehen und mir schon bestätigten dass sie ein schlechtes Gewissen ihrem Körper gegenüber haben wenn sie mal zwei Tage nicht gejoggt sind. Ist das nicht auch eine Form von Sucht ( wenn natürlich auch eher eine positive)? Über das Rauchen, Fressattacken, Magersucht, Handysucht oder Tablettensucht muss man ja eh nicht sprechen. Es gibt viele Verlockungen im Leben. Es gibt ja sogar diese Spielsucht,  in der es gar nicht um Geld geht, sondern um das ( vernetzte) Spielen irgendwelcher Baller- oder Strategiespiele. Vielleicht hat jeder irgendwann im Leben die Aufgabe gegen eine Sucht zu kämpfen. Vielleicht liegt der einzige Unterschied darin, dass manche früh genug darauf reagieren und so gar nicht erst in extreme Situationen kommen. Kann sein dass manche Menschen charakterlich einfach so gestrickt sind dass Süchte keine Chance haben. Aber ich denke der allergrößte Teil der Menschheit macht früher oder später im Leben Bekanntschaft mit dem Thema " Suchtproblematik. Wie denkt ihr darüber?
Liebe Grüße
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 30 September 2018, 11:11:59
Hallo an alle!
Leider hat zu meinem letzten Eintrag und der abschließenden Frage keiner seinen Senf dazu gegeben.😄
Egal, alles kann, nichts muss.☝️
Am gestrigen Samstag wäre früher vermutlich wieder genau so ein Abend gewesen an dem ich gespielt hätte. Ein Samstag Abend allein, den ich zuhause verbracht hab. Es ist rückblickend für mich eine weitere positive Erkenntnis, dass ich gestern nicht einmal im geringsten daran gedacht habe zu spielen. Obwohl alle Rahmenbedingungen dafür wie gemacht waren. Ich brauche also nicht mehr zwingend irgendeine Ablenkung um sauber zu bleiben. Ich genieße einfach meine Abstinenz und das damit zusammenhängende befreite Lebensgefühl.
Ich wünsche euch allen einen schönen Herbstsonntag.
LG
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 30 September 2018, 12:09:30
Hallo Emell,

Vorgestern war ich in Wolfsburg. Vor dem Hauptbahnhof ein ambulanter Würstchenstand. Davor ein Schild: "Drei Gänge Menue: Bratwurst, Brötchen, Senf" - und ich habe nicht zugelangt, weil es Freitag war und da gibt es eben Fisch!
Manchmal ist es so, daß eine Geschichte, ein Thema Reizpunkte liefert, so daß ich es noch würziger gestalten möchte, als es eigentlich schon ist. Ein Leben, das in geregelten Bahnen zu laufen scheint, fühlt sich an, wie die 5.874 Wiederholung von "Dinner for one".
Den Traum , ein sorgloses unbeschwertes Leben zu führen,  könnte mich wieder in den Zwang - die Sucht treiben. Die alte Erwartung, das Destruktive müßte wieder zuschlagen... ich tue mich schwer damit, aber ich will eingestehen, daß es funktioniert.
Daß Dein Tag so in Deinem Ermessen spielfrei verlief, zollt mir allergrößten Respekt. Es bedeutet aber auch, "die Krücke" die Dir langfristig spielfreie Protagonisten reichen möchten, es aber vermeintlich nicht getan haben, hast Du vielleicht schon verinnerlicht?

Deshalb werde ich Deinen Senf bei meinem Mittagessen Heute mit eingedenken.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: taro am 30 September 2018, 12:56:06
Moin Emell,

auf Dein Post hin habe ich mir Deine Frage nochmal durchgelesen,  beim ersten mal dachte ich, sie wäre nur rethorisch gewesen.
Ich denke die meisten von uns leben nicht auf Bäumen,  aber solche Fragen stellte ich mich nicht,  weil sie mich nicht interessieren

Mehr interessiert mich deine Erfahrung nicht spielen zu gehen. Ich konnte und kann auf solche Erfahrungen zurückgreifen,  gerade wenn ich nicht so aufmerksam bin.
Die größten Prüfungen warteten auf mich nach 6 Monaten,  2 Jahren und 4 Jahren, immer in Verbindung mit grundlegenden Entscheidungen für mein weiteres Leben die mir grosse Angst machten.

Taro
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 30 September 2018, 22:38:24
Hallo @ all.
Danke für euere Rückmeldungen. Manches hab ich vielleicht noch nicht so ganz verstanden, aber ich werd darüber nachdenken. Fakt ist: ich fühle mich wohl und bin 100 % abstinent. Ich will sehen was ich im nächsten halben Jahr finanziell erreichen kann ohne diese Belastung der Spielsucht. Ich will so weitermachen. Da es mir wirklich nicht schwer fällt bin ich guter Dinge.
LG
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: jens am 01 Oktober 2018, 00:02:44
Ich will so weitermachen. Da es mir wirklich nicht schwer fällt bin ich guter Dinge

Moin Emell.

Es freut mich für Dich, dass Dir sie Spielfreiheit leicht fällt und Du einen Genuss daran empfindest!!!

Was jedoch -und diese Frage solltest Du Dir durchaus stellen, weil eine solche Situation vorkommen kann- ist, wenn Du eines schönen Morgens wach wirst und Dich treibt plötzlich der Gedanke:  "bis jetzt ging es ja hervorragend, warum sollte ich nicht mal 'nen € einsetzen, ich KANN ja mit der Situation umgehen"

???

Was wirst Du dann tun wollen?

Welche Grenzen/Hindernisse/Schutzmaßnahmen wirst Du dann ergreifen?

Hast Du einen Plan für solche Momente, oder lässt Du einfach alles auf Dich zukommen??

Liebe Grüße,
Jens
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 01 Oktober 2018, 18:52:33
Hallo Jens,
ich denke dazu folgendes:
Die Entwöhnung ist nicht nur eine Entscheidung. Es ist ein Prozess, den man durchläuft. Vermutlich hat jeder, der sich zu Abstinenz entschlossen hat, nochmal einen ( oder mehrere) Rückfälle. Aber diese Rückfälle müssen dazu genutzt werden daraus zu lernen. Das Thema Rückfall ist mir nicht fremd. Gerade deshalb merke ich aktuell dass sich in meinem Bewusstsein etwas verändert hat. Ich verbinde mit dem Gedanken an das Spielen nichts positives mehr. Ich mache mir stets bewusst dass ich ohne das Spielen glücklicher bin. Und auch finanziell sorgenfreier. Das ist meine stetige Prävention. Da ich mich finanziell durch meine Partnerin kontrollieren lasse, würde ihr ein Rückfall auf jeden Fall auffallen. Auch das ist für mich eine Art von Prävention. Ich denke aber tatsächlich dass ich schlichtweg soweit bin, erfolgreich abstinent bleiben zu können. Weil mein Kopf soweit ist.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Rainer am 01 Oktober 2018, 19:52:53
Vermutlich hat jeder, der sich zu Abstinenz entschlossen hat, nochmal einen ( oder mehrere) Rückfälle. Aber diese Rückfälle müssen dazu genutzt werden daraus zu lernen. 
Emell

Der Gedanke einen Rückfall nicht auszuschließen schließt keinen Rückfall aus.
Eine Abstinenzentscheidung würde einen Rückfall ausschließen ;)

Ich denke aber tatsächlich dass ich schlichtweg soweit bin, erfolgreich abstinent bleiben zu können. Weil mein Kopf soweit ist.

Du stehst also vor einem hohen Berg, bist das klettern gerade erst angefangen und bist schon oben 8)
Hmmm, ich habe schon geahnt das Reinhold Messner nur ein Fake ist...das andere das viel besser können :) 
"Glückwunsch altaaa"  :D

Trotzdem Emell, ich lese ja immer brav mit und bis hierhin ------> gut gemacht  :)
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 03 Oktober 2018, 11:01:03
Hallo an alle.
@Rainer:
Da ich ( anders als du wahrscheinlich denkst) mit meinem Bemühungen mit dem Spielen aufzuhören nicht etwa erst angefangen hab als ich mich hier angemeldet hab " klettere " ich schon etwas länger als du dir das vorstellst. 😉. Und genau deshalb sehe ich das Thema Rückfall etwas realistischer. Ich bin mir ziemlich sicher dass es bei den allerwenigsten ( am Ende erfolgreichen) Abstinenzlern so abgelaufen ist dass sie gestern der Sucht verfallen waren und morgen den Entschluss umgesetzt haben nie wieder zu spielen. So von 100 auf null im Sofortmodus. Ich denke dass es dazu meistens einen gewissen Prozess braucht, der auch mal einen Rückfall beinhalten kann. Die Schmerzen danach, das schlechte Gewissen, die Selbstreflexion, macht denjenigen der es Ernst meint mit dem Ausstieg aus der Sucht für die Zukunft stärker gegen einen weiteren Rückfall. Wer es nicht Ernst meint findet sich vermutlich wenig später wieder dauerhaft in alten Verhaltensmustern wieder.
Insofern ist meine Einstellung: Wer es schafft plötzlich und ohne jeden Rückfall abstinent zu bleiben hat meinen größten Respekt. Falls es sowas gibt....
Wer jedoch einen Rückfall erleidet darf nicht den Fehler machen die Flinte ins Korn zu werfen, sondern muss den Rückfall nutzen. Darüber nachdenken. Über die Gewissensbisse, über die vielleicht schlechte Laune die es auslöst, dass es das Leben nicht bereichert sondern wieder unglücklicher gemacht hat. Danach hat es der Spielteufel beim nächsten mal dann schon schwerer sich durchzusetzen. Gegen den letztlich stärkeren Willen, abstinent zu bleiben. Ich habe das jedenfalls so erlebt. Ein Rückfall muss nicht das Ende aller Bemühungen um Spielfreiheit bedeuten. Er muss genutzt werden. Ich habe das für mich so getan und fühle mich inzwischen stärker als je zuvor. Wie gesagt, Rainer, mein Weg auf den ( oder über den ) Berg geht schon etwas länger als du glaubst.😉
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: jens am 03 Oktober 2018, 16:39:59
Moin Emell.

Ja, Recht hast Du!

Ein Prozess ist es.

Ein Prozess, wie der, der uns süchtig werden ließ...

Alles sind "Prozesse"...alles im Leben ist Folge von Prozessen...


Was ich richtig gut finde ist dieses  hier:

Zitat
Ich verbinde mit dem Gedanken an das Spielen nichts positives mehr. Ich mache mir stets bewusst dass ich ohne das Spielen glücklicher bin. 

So begann mein Weg auch...mit dem Bewußtsein, nicht zu "verpassen", sondern einen "Zugewinn" für mein Leben zu haben, wenn ich NICHT mehr spiele.


Somit habe ich auch nie eine Trauerarbeit für mich gestalten müssen, sondern konnte mich dem Guten ganz hingeben, ohne wanken zu müssen, ohne zu zweifeln.

Rückfälle??  NEIN, sind kein "Muss", ganz bestimmt nicht, zumindest nicht in 19 Jahren...kommt ja vielleicht noch...ich mag mir das aber gar nicht ausmalen.


Ich habe den Wegfall des Spieles immer als befreiend und schön empfinden dürfen, weswegen -bei allen Tiefen und Höhen- mein Leben bisher auch sehr gut ohne verlaufen ist.



Es gibt aber keinen "genormten", "patentierten", "richtigen", oder "falschen" Weg...es gibt nur für jeden selbst den EIGENEN Weg...und DER MUSS zwangsläufig der richtige Weg sein...



Dennoch bin ich von EINER Gemeinsamkeit überzeugt:

Die E N T S C H E I D U N G  ist keine Entwicklung, sondern eine Folge...ebenso, wie die (damit verbundene) Fahrt von 100 auf Null im Moment...



Je mehr Menschen ich kennen lernte in den letzten Jahren, welche propagierten, dass ein Rückfall "dazugehören" würde, umso mehr viel mir auch auf, dass genau die Vertreter dieser Ansicht auch dazu neigen könnten, einem Rückfall nicht unbedingt zu entsagen...

Aber das ist wohl ein sehr persönlicher Eindruck, gefärbt durch viele Einflüsse....


Liebe Grüße,
Jens

Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: jens am 03 Oktober 2018, 16:47:44
Zitat
Und genau deshalb sehe ich das Thema Rückfall etwas realistischer. 

Das ist -mal nebenbei bemerkt- ein Passus, der mich stört, sagt er doch nichts anderes aus, als dass DU der Realist seist und jemand anderes, auf den Du Dich hier beziehst, die Realität nicht kennt...das finde ich relativ vermessen.
Ich mag Rainer den Realismus nicht absprechen, wenngleich ich vielleicht auch den einen, oder anderen Aspekt aus MEINER SICHT hätte...

Ich gehe davon aus, dass Du das gar nicht böse gemeint hast, aber mir fallen solche Dinge leider ab und an auf, deswegen benenne ich es an dieser Stelle...



LG,

Jens
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 03 Oktober 2018, 20:42:06
@Jens:
Also " böse" meine ich hier natürlich überhaupt nichts. Das erstmal vorweg. Meine Frage an dich: was denkst du? Schaffen es die meisten ohne jeglichen Rückfall? Oder ist es eher so dass die Rückfallquote relativ hoch ist? Ich denke letzteres. Und deshalb sprech ich in Bezug darauf von " Realismus". Im Übrigen bin ich nicht jemand, der Von Beginn an gesagt hat: " ich hör jetzt auf, aber so einen Rückfall gönn ich mir schon mal  Schließlich machen das die meisten". Nein , so bin ich da nicht rangegangen. Es gab aber Rückfälle. Alles andere was ich dazu zu sagen habe schrieb ich bereits. Es ist ein Prozess. Trotzdem: Respekt vor denen für die das Wort Rückfall ein Fremdwort ist.
LG
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Intel am 03 Oktober 2018, 20:56:26
Hallo Emell,

ich bin jetzt zwei Jahre ohne Rückfall durchgekommen. Aus der Erfahrung kann ich aber sagen das ich niemals nie sagen würde. Es gab schon viele sehr harte Situationen.
Ich hab mir ein stabiles Umfeld geschaffen. Meine Leute wissen Bescheid. Wenn ich mir vorstelle ich hätte das nicht und wäre alleine, dann weiß ich nicht ob es vielleicht anders gelaufen wäre.
Ich möchte nicht mehr zurück in das Elend. Das sage ich mir immer wenn sich Gedanken ans spielen einschleichen.
Ob das für immer reicht? Ich weiß es nicht.
Respekt hat jeder verdient, auch die die es nicht ohne Rückfall schaffen und trotzdem dran bleiben.
Gr Intel
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: taro am 03 Oktober 2018, 23:28:53
Ich bin als Spieler und als Raucher rückfällig geworden.   Bei meinem letzten Rückfall beim spielen,  war mir klar,  dass das spielen mich immer weg von meinem neuen Leben bringen wird.

Trotz all meiner Rückfälle war beim letzten mal klar, daß es vorbei ist. Es war beim spielen und rauchen vollkommen klar. Es hatte sich gewandelt, von ich will nicht mehr rauchen/spielen zu ich brauche es nicht mehr.

Bei meinen Rückfällen habe ich auch begriffen,  was eigentlich klar ist.  Ich kann nicht entscheiden wann es vorbei ist.
Möglicherweise folgen bei einem Rückfall wieder viele verlorene Jahre.

Taro
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: TAL am 04 Oktober 2018, 01:52:01
Mhh...

Zitat
Danach hat es der Spielteufel beim nächsten mal dann schon schwerer sich durchzusetzen. Gegen den letztlich stärkeren Willen, abstinent zu bleiben.

Ich hab das genau andersrum erlebt. Für mich war es nach jedem Rückfall schwerer, wieder 'auf Spur' zu kommen. Es hat mich nur immer wieder in meiner eigenen Sichtweise bestärkt. "Was machst du dir vor? Du schaffst es eh nicht."...und das ist nur die blumig zensierte Variante meiner Selbstwahrnehmung in einem solchen Fall.

Andererseits denke ich heute, daß es eben nur halbherzige Versuche waren, die mich selbst in meiner eigenen kranken Selbstverachtung bestärkt haben. 'Laß es einfach bleiben, du kannst gar nicht aufhören!'
Ich hab nie länger als ein paar Tage durchgehalten. Obendrein half die Tatsache, daß ich bei diesen Versuchen immer pleite war, ungemein, mein 'Vorhaben' umzusetzen. Zumindest, bis ich wieder irgendwoher Geld bekommen hatte.

Zitat
Schaffen es die meisten ohne jeglichen Rückfall? Oder ist es eher so dass die Rückfallquote relativ hoch ist?

Die Quote ist zweifelsohne sehr hoch, darum geht es aber auch nicht. Es geht um die grundsätzliche Einstellung. Für mich muß das etwas sein, was absolut nicht zur Debatte steht.
Mein letzter drolliger Moment ist etwa zwei Monate her, kommt zum Glück nur noch sehr selten vor. Der dritte August um zehn vor sieben. Ich bin der erste morgens auf der Arbeit, sitze vorm Rechner und trage das Datum in eine Tabelle ein, die jeden Tag aktualisiert wird. Nun hatte ich vorher nie über Daten etc. nachgedacht, inzwischen kenne ich es aber, meinen 'Jahrestag'...

Das Gefühl ist heutzutage anders als früher, es ist nicht mehr diese kopflose Reaktion, sondern hat eher etwas Melancholisches, das selektive Gedächtnis schickt eine atemberaubende Ansichtskarte aus dem Ruhestand. Huhu, ich bin's! Ich starrte echt wie gebannt auf meinen Monitor. Ich will nicht ausschließen, daß ich in dem Moment tatsächlich wehmütig gelächelt habe.
Fernweh? Ehrlich? Meine Fresse. War ziemlich schnell beendet, mit einem wahrscheinlich sogar laut ausgesprochenen "Verdammte Scheiße nochmal."
Glücklicherweise war ich allein. Der Anblick hätte vermutlich den ein oder anderen dazu angestiftet, meinen Geisteszustand anzuzweifeln.

War nicht weiter schlimm, war ja noch etwa acht Stunden beschäftigt, aber das nächste Mal bin ich das vielleicht nicht. 'Kannst ja mal wieder, gehört halt dazu.' wäre da nicht hilfreich...

Zitat
Ich möchte nicht mehr zurück in das Elend. Das sage ich mir immer wenn sich Gedanken ans spielen einschleichen.
Ob das für immer reicht? Ich weiß es nicht.

Genau das.
Ich weiß es nicht. Die stetige Präsenz überrascht mich immer wieder aufs Neue.
Es sollte aber absolute Priorität haben, es für mich selbst immer zu 100% auszuschließen.

In dem Punkt teile ich die Meinung von Jens. Wenn ich mir erlaube, zu sagen "Ajo... passiert eben. Gehört halt dazu.", dann ist es wahrscheinlicher, daß ich in einem solchen Fall 'einknicke'.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Intel am 09 Oktober 2018, 21:20:10
Hallo Tal,

Meine Güte!! Ich hoffe wirklich du machst etwas mit Sprache und verrottest nicht in einem langweiligen Büro vor einem Rechner.

Zitat:
Das Gefühl ist heutzutage anders als früher, es ist nicht mehr diese kopflose Reaktion, sondern hat eher etwas Melancholisches, das selektive Gedächtnis schickt eine atemberaubende Ansichtskarte aus dem Ruhestand.
Zitat Ende

Das Gefühl kenne ich und mir ist als möchte ich jedes Wort  deines Textes markern und stumm Nicken  Die Art wie du es zum Ausdruck bringst haut mich um.
Wahnsinnig gut geschrieben. Kompliment.
Gr Intel
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Gobo2018 am 09 Oktober 2018, 21:48:07
Darum habe ich mich hier im Forum angemeldet damit man sich nach der Therapie weiter mit dem Thema auseinander setzten kann.
Das hilft mir persönlich sehr viel weil man leider die schlechten Sachen zu schnell vergisst (oder auch zum Glück).

Man hat in der Erinnerung viele "positive" Erlebnisse .. leider auch was das spielen angeht.
Hier im Forum bekommt man auch als trocknender Spieler alles mit.

Kein Geld... Schulden.. Problem in der Beziehung .. Depressionen .. Schlafmangel.. Keine Freunde mehr.. Straftaten usw.....
So sehe ich das viele die selben oder auch andere Problem haben oder auch hatten wie ich selber.

Das hält mich zusätzlich vom spielen ab obwohl ich überhaupt keinen Suchtdruck mehr verspüre.
Ich habe man meisten Angst davor das man in einem schwachen Moment (Ausnahmesituation) eine kleine Summe einsetzt und dann sofort wieder in dem Hamster Rad drin steckt.


Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Intel am 09 Oktober 2018, 22:33:03
Hallo Gobo,
Ja absolut!  Das ist auch einer meiner Beweggründe hier zu lesen und zu schreiben. Therapie zuhause auf der Couch.
Mahnmal und Gedankenaustausch.
Gr Intel
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: TAL am 10 Oktober 2018, 02:37:02
Leider hab ich tatsächlich den langweiligsten Bürojob auf dem ganzen Planeten, aber das ist ja nunmal Eigenverschulden, habe nichtmal eine abgeschlossene Ausbildung und bin in meinen jetzigen Job durch eine Verkettung von Zufällen reingeraten, ich mußte da glücklicherweise nie eine Bewerbung schreiben. Wie so vieles andere heute in meinem Leben ist das ein Glück, was diesen Namen auch wirklich verdient hat. Ich kann wirklich froh sein über das, was ich jetzt habe. Um nichts in der Welt möchte ich das je wieder auf's Spiel setzen. Das wäre ein sehr tiefer Fall, den ich nicht aufhalten könnte, egal, was mir ein heimwehgeplagter Rentner mit krankhaftem Realitätsverlust in meinem Kopf auch immer zu suggerieren gedenkt.

In Wirklichkeit rede ich eher weniger... und schon gar nicht so. Ihr könnt das wenigstens irgendwie nachvollziehen, aber wie ist das bei jemandem, der das (zum Glück) gar nicht kennt? Das war eine rhetorische Frage, die keiner Antwort bedarf. Nur ein Gedanke.

Ja. Es ist sehr hilfreich, sich die eigene Vergangenheit in all ihrer Häßlichkeit wieder vor Augen zu führen. So, wie es wirklich war, und für viele leider immernoch ist, und nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte, beziehungsweise ich mir gerne einrede, daß es war, um vielleicht irgendwann nur mal so zu sehen, was da so geht...

Selbstverachtung, Scham, Schuld, Hilflosigkeit... immer wieder am Weglaufen vor mir selbst, vor meinem eigenen Scherbenhaufen...
Nur darüber zu schreiben, und auch zu lesen, hilft so unglaublich manchmal, das könnt ihr euch vielleicht gar nicht vorstellen. Warum hab ich das nicht viel früher getan?

Ich habe kürzlich irgendwo gelesen "Wenn du einfach nur diese erste Wette vermeiden kannst, vermeidest du automatisch auch alle weiteren, die unausweichlich folgen würden."
Sehr weise Worte, auch wenn sie vermutlich irgendwo geklaut waren.
Es darf einfach nicht passieren. Es wäre mein Ende, nochmal packe ich das nicht.

So ist das nunmal. Besser für mich, das niemals zu vergessen. Ja. Es ist gut, gelegentlich daran erinnert zu werden.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 14 Oktober 2018, 07:42:26
Hallo an alle.
Ich kann mich den vorherigen Beiträgen nur anschließen. Was auch mir hier hilft ist das regelmäßige Auseinandersetzen mit dieser Suchtproblematik. Es verhindert diesen sicherlich euch auch Bekannten Effekt, dass nach einer gewissen Zeit die schlechten Gedanken in Bezug auf das Spielen verfliegen, sich positive breitmachen und dann den Weg bereiten wieder zu spielen. Ihr kennt ja alle dieses miese Gefühl nach einem verlustreichen Spiel. Man schwört sich, das nie wieder zu tun. Man sieht klar das negative, weiss dass es aufhören muss. Aber nach einiger Zeit verändert sich dieses Bewusstsein und sagt einem: alles halb so schlimm. Und wenn du es nun nochmal probierst holst du wahrscheinlich den letzten Verlust zurück ( Stichwort Chasing). Um dem entgegenzuwirken hilft es, sich hier auszutauschen, mitzulesen und sich immer wieder bewusst zu machen was für eine zerstörerische Sucht es ist, um die es geht. Und wie wichtig es ist, dem Druck( wenn er denn nochmal auftaucht) eben nicht nachzugeben. Bleibt sauber , Leute!
Ich bin es im Übrigen nach wie vor. Und ich erfreue mich daran. Erfreue mich daran mir lieber etwas sinnvolles zu gönnen für das Geld was sonst einfach sinnlos vergeudet wurde. Einfach mal Essen zu gehen mit dem guten Gewissen dass ich mir das nun, in meinem " besseren Leben" problemlos leisten kann.
Es fühlt sich gut an. Und das motiviert mich wiederum noch mehr.
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntag.
LG
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: NW am 14 Oktober 2018, 08:26:58
Zitat
Ich hab das genau andersrum erlebt. Für mich war es nach jedem Rückfall schwerer, wieder 'auf Spur' zu kommen. Es hat mich nur immer wieder in meiner eigenen Sichtweise bestärkt. "Was machst du dir vor? Du schaffst es eh nicht."...und das ist nur die blumig zensierte Variante meiner Selbstwahrnehmung in einem solchen Fall.


Zitat
In dem Punkt teile ich die Meinung von Jens. Wenn ich mir erlaube, zu sagen "Ajo... passiert eben. Gehört halt dazu.", dann ist es wahrscheinlicher, daß ich in einem solchen Fall 'einknicke'.


Findest Du nicht dass sich das hier beisst ?

Ich kenne beide Gedanken und bei den schlechten ,, schaffst Du eh nicht mehr " , ,,wirst dein leben lang zocken", habe ich auch noch Jahre lang weitergezockt.

Wenn ich heute nen Rückfall hätte, dann wäre das für mich auch ok, es gehört halt dazu und immerhin hätte ich dann zumindest 6 monate, oder keine Ahnung wie lange nicht gezockt und vielleicht 6 Monate nach diesem tag wieder. (Vielleicht danach auch für immer)

Das hab ich mit den schlechten Gedanken nie geschafft, immer nur wie du auch, solange wie kein geld mehr da war und als neues kam, wieder von vorne.
Man akzeptiert damit ja auch das man es ,,eh nicht schafft".

In Depressionen fallen würde ich nach nem Rückfall sicher nicht, auch würde ich dies auch nicht als versagen empfinden, eher auch denken : ,, es gehört zu dieser Krankheit eben dazu" Ursachen analysieren und WEITER MACHEN. Denn einfach nur als Spielpause würde ich die spielfreie zeit auch nicht bezeichnen wie es fachlich vielleicht korrekt hieße. Spielpause ist für mich die zeit in der man kein geld hat und/oder geld hat aber zb 6 monate garkein bock bzw druck.
Also Zeiten in denen man nich spielt, aber auch nicht bewusst aufhören will.

Sobald jemand bewusst und ehrlich aufhören will, sind das für mich unabhängig der länge, spielfreie zeiten und rückfälle und es gibt null grund das runterzureden, selbst wenns nur ne woche war bei jemandem der vorher keine 12 std ohne aushielt.
Finde das ist sehr wichtig, positiv zu denken und sich nicht noch runter zu machen. Das is alles kein leichter weg wenn man da ma so tief drin steckte, wichtig ist nur dranzubleiben und wenn dann ma nen Rückfall passiert ist es eben so, dann macht man halt danach wieder weiter und wirft nicht alles in den sand, irgendwann klappt es dann auch bei jedem.
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 14 Oktober 2018, 09:58:34
Hallo ihr Lieben,

Rückfälle sind etwas von derart wichtig, um den Weg aus der Sucht zu gestalten: sich einfach ergeben und versinken, oder zu kapitulieren und die Hände zum Himmel heben.
Wie oft habe ich mir schon überlegt, den ganzen Kram mit der Spielsucht at acta zu legen, und mich alleine auf mein Rentnerdasein zu konzentrieren.

Das ist jetzt über ein Jahr her, ich hatte eine Eintrittskarte für den Zirkus von meiner Ex zum Geburtstag geschenkt bekommen; vor der Vorstellung war ich bei der sehr wohltuenden Lymphdrainage, und dazwischen im Kaufhausrestaurant. In dem Lokal befanden sich zwei Spielautomaten, weiter hinten, außerhalb meines Blickfeldes. Während des Essens kam der Gedanke, ich könnte ja dort ein paar Spiele machen, einfach wieder ausprobieren, wie war das noch? Das Essen schmeckte kaum noch, ich verließ das Restaurant, ohne Automaten gesehen zu haben und war heilfroh als das Zirkuszelt vor mir auftauchte.

Ich habe das in der SHG aufgearbeitet, und bin mir selber im klaren geworden, wie schwer es für mich immer noch ist, Geschenke anzunehmen, also nicht mehr abweisend auf positive Zuwendungen zu reagieren. Darum bin ich ja von meiner damaligen Frau geschieden, weil ich diese destruktiven Abwehrmechanismen habe. Geist, Seele und Körper wurden auf Ablehnung, Negationen getrimmt, ein Kokon, einer Sicherheit, die sicher zur Vernichtung führt.

Das Annehmen, die Bereitschaft für positive Empfindungen ist ein Entwicklungsstadium für mich. Ich habe viele solcher Momente in der Gegenwart. Wenn ich nur an meine Wassergymnastik - in der Gruppe denke, oder an den Besuch meiner Schwester aus England zur Zeit und den Kino - und Lokal Besuch Gestern Abend, dann bin ich mir gewiß, das Leben hat so unendlich viele schöne Facetten, die sich mir noch auftun können, wenn ich meine Ängste - vor den Menschen - über winden lerne, Einen Tag zur Zeit.

Es spiel keine Rolle, wie lange ich mich dem Glücksspiel schon fernhalte, das zwanghafte Klammern an Negationen, die Depression, das was mir hilft, ist das Eingeständnis meiner Spielsucht, und mein Bekenntnis zur Spielfreiheit und zu Gottes Liebe.


schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: taro am 14 Oktober 2018, 17:18:22
Ich habe mal im Meeting gehört, das der Rückfall mit dem Münzeinwurf oder Geldeinsatz bereits abgeschlossen ist, der Rückfall passiert bereits lange vorher.
Mit dem Entschluss ein spielfreies Leben führen zu wollen habe ich alle Bereiche in meinem Leben auf den Kopf gestellt und ein neues "freies" Leben begonnen.
Frei vom spielen und frei von selbst,  oder von außen auferlegten Zwängen.
Ich hatte zwei Rückfälle und beide Male hatten mich schon lange vorher meine Ängste oder eigenen Erwartungshaltungen von meinem neuen Leben entfernt.
Dafür,  dass beide Male meine Rückfälle nur kurz andauerten und ich danach meinem neuen Weg vorführen konnte bin ich Gott von Herzen dankbar, denn meine Entscheidung war das sicher nicht.

Taro
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: TAL am 15 Oktober 2018, 01:58:49
"Ein Rückfall passiert nicht einfach so. Schon lange, bevor es tatsächlich dazu kommt, habe ich bereits innerlich angefangen, es zuzulassen." - Das habe ich auch mal gehört, von einem trockenen Alkoholiker. Ich habe mir da gedacht "So einfach ist das nicht."
Andererseits findet er sich ja nicht plötzlich auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause mit einer Flasche in der Hand wieder... und ich müßte ja auch aktiv handeln, um vor einem Automaten wieder 'aufzuwachen'...
Wenn das alles einfach nur eine Frage des 'Freien Willens' wäre, hätten er und ich doch überhaupt keine Schwierigkeiten und der Begriff des 'Trockenseins' wäre absolut überflüssig...

Es gibt ihn aber. Zurecht. Denn ab und an meldet sich die Stimme dann doch mal wieder. Selten, ich wünschte aber trotzdem, es wäre erst gar nicht so. Kann's mir nur halt nicht aussuchen. Bin ja nunmal nachweislich nicht so der willensstarke Typ.


Du hast recht, NW. Wenn man das von mir geschriebene so liest, ist es irgendwie ein Widerspruch. Aber da fehlt mein Text dazwischen.

Zitat
Ich kenne beide Gedanken und bei den schlechten ,, schaffst Du eh nicht mehr " , ,,wirst dein leben lang zocken", habe ich auch noch Jahre lang weitergezockt.

Eben. Bei halbherzigen Versuchen resultierte ein Rückfall auch bei mir in noch mehr Resignation und Selbstverachtung. Ich hatte innerlich aufgegeben. Sobald ich wieder zu Geld kam, waren die Vorsätze weg. Was soll's? Das wird eh nichts.

Mein letzter ist aber zum Glück eine Weile her, möge das auch weiterhin so bleiben. Ich habe dennoch einen Heidenrespekt davor, was passieren könnte.
Es wäre definitiv ein herber Rückschlag. Würde ich, wie du, sofort wieder aufstehen, oder es sofort wieder handhaben wie früher? Richtig. Ich weiß es eben nicht...
Ansonsten hast du natürlich absolut recht, wenn ich so darüber nachdenke. Auch nur eine Woche oder zwei wären früher für mich undenkbar gewesen.

Sorry, ich bin nicht sonderlich gut darin, meine Gedanken diesbezügliche 'rüberzubringen'. Ist eher ein wenig ungeordnet. Vielleicht bin ich auch nur etwas seltsam. Ist halt alles relativ neu für mich.

Schön gesagt, Andreas. Es kommen immer wieder mal Momente, in denen einem klarwird, daß man es nie vollständig überwinden kann. Ja. Ich bin suchtkrank, darum sind für mich viele 'normale' Dinge einfach immernoch schwer anzunehmen. Alte Verhaltensmuster sterben nie vollständig aus. Hat gedauert, das so akzeptieren, mir geht's doch eigentlich blendend. Manche Mühlen mahlen halt sehr langsam...

Mhh... Sehe ich das alles wirklich zu negativ?
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 15 Oktober 2018, 09:23:17
Guten Morgen Tal,

Seine Sichtweise ist für mich nicht negativ! Du blickst der Gefahr gerade mutig ins Auge. Das heißt auch, die Angst zu überwinden. Vielleicht die Angst vor einem Rückfall, die Angst für ein Leben ohne spielen? Die Trinker sind uns irgendwie ein Stück voraus, sie machen ihre Trunksucht erkenntlich, und können daher womöglich viel offener im Trockenwerden und in der Genesung umgehen.
Wir Spieler sind irgendwie anders, komplizierter? Das ist vielleicht eine Hürde, wenn wir uns der Kapitulation vor der Spielsucht stellen. Wie viele innere Konstruktionen bracht es, das Glückspiel aufrecht halten zu können, Das hat das Ego gestärkt, die Schwäche wurde überspielt, nun brechen die Kartenhäuser zusammen und die Welt scheint unter zu gehen!!?

Glaube mir, die Dunkelheiten werden schwinden, wenn du und ich uns ferner vom Glücksspiel fernhalten. Ich mache mich gleich auf den Weg zum Psychologen, bin abends mit meiner Gruppe im Kino, einen Film über Depressionen, das passt alles zusammen, weil ja nach dem Negativen das Positive Zeit und Raum gewinnt.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: TAL am 16 Oktober 2018, 17:47:43
Danke. :)

Ja. Ich habe unglaubliche Strapazen auf mich genommen, mich selbst und andere in die Tasche zu bescheißen, um ungestört weitermachen zu können. Von meinem Ego war allerdings am Ende nicht viel übrig, es ist auch jetzt noch nicht so wirklich weit her damit. Ich neige zum Ja-Sagen, Ignorieren und Abnicken. Bloß nicht anecken, das fällt nur auf und ist am Ende noch mit Anstrengungen verbunden. War dann nicht so einfach ohne das schöne Kartenhaus, es hatte immer sowas Beruhigendes. Siehste... hält doch!

Natürlich wäre ein Rückfall, sofern er nicht im leider allzu vertrauten Kontrollverlust endet, nicht das Ende der Welt, und meine Bemühungen wären ja trotzdem nicht umsonst gewesen. Ich durfte, und darf, es erleben, ich weiß, daß es sich lohnt, sich dauerhaft von diesem Zwang zu befreien.
Die wirkliche und eingebildete Angst vor einem Leben im grellen Scheinwerferlicht, ohne vermeintliche 'Rückzugsmöglichkeit', ohne die so liebgewonnene, vom vielen Gebrauch abgenutzte Schippe Sand, in die der eigene Kopf immer so schön reinpaßt... ja, manchmal erwische ich mich dabei, indirekt, wenn ich anfange, Dinge für mich in Frage zu stellen.
Kann man da von 'Angst' reden? Ich denke, es stimmt, was du sagst, man kann.
Mir fehlt halt eben etwas sehr Entscheidendes, wie mir klargeworden ist: Rückhalt. Ich bin niemandem 'Rechenschaft schuldig', es würde sehr lange niemand irgendwas merken, so wie damals auch.

Unter einem Alkoholiker können sich die meisten Leute etwas vorstellen. Nicht unbedingt verstehen, aber es leuchtet jedem irgendwie ein. Sage ich jemandem "Ich bin trockener Alkoholiker.", ist das absolut verständlich für jeden, man muß das nicht groß erklären.
Die gesellschaftliche Akzeptanz der Existenz seiner Krankheit ist mittlerweile vorhanden.

Tja, und bei mir... da beginnt es schon damit, daß ich mich nichtmal selbst verstehe...

So oder so... ich bewundere diese Offenheit, egal, womit man zu kämpfen hat, es ist nie leicht. Sowas laut auszusprechen, das wäre dann wohl letztlich komplette Kapitulation.

Es sorgt dafür, daß man es im Zweifelsfall nicht mit sich selbst ausmachen muß, was ja nunmal nie ein wirklich probates Mittel war, auch wenn ich mir das gerne einrede.

Es gibt nichtmal einen konkreten Anlaß, hatte schon länger keine wirklich 'kritischen' Situationen mehr. Aber man kann ja bekanntlich nie wissen...
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 19 Oktober 2018, 13:42:00
Hallo an alle.
Danke für euere Beiträge, die ich aufmerksam mitgelesen hab.
Es ist schön, dass ihr euch hier mit beteiligt.
Kleines Update von mir: Nach wie vor bin ich " clean" und freue mich jeden Tag mehr darüber.  Auch wenn ich keine Tage zähle, so ist mein ärgerlicher Rückfall, nach dem ich dieses Tagebuch begonnen habe, inzwischen schon einige Wochen her. Auch Geldeingänge die es natürlich inzwischen gab konnten mich nicht schwach werden lassen. Auch wenn diese Suchtprobleme vermutlich immer irgendwo im Unterbewusstsein weiterhin vorhanden bleiben, so ist es doch so dass meine Gedanken sich im täglichen Leben bei weitem nicht mehr ständig um das Spielen drehen. Man merkt schon, dass man sich durch die Abstinenz vom Spiel auch mental immer weiter entfernt. Und das ist gut so.
Ich wünsche euch allen ein schönes und spielfreies Wochenende.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 27 Oktober 2018, 09:26:09
Hallo an alle mal wieder.
Zum Wochenende ein paar Gedanken von mir.
Was ist der größte Feind einer jeden Sucht? Disziplin.
Ja, Disziplin.
Wer genug davon an den Tag legen kann wird so ziemlich jede Sucht besiegen können.
Die Sucht ist ein antrainiertes Verlangen, das sich nur im Kopf abspielt. Der Kopf und die Gedanken sind aber nicht in der Lage Geld in einen Automaten zu werfen oder per PayPal Geld auf ein Online Casino zu überweisen. Dazu braucht es die Hände. Und da kommt sie ins Spiel, die Disziplin. Ich weiss, es ist nicht leicht das einzusehen. Aber vor allem die Spielsucht hat viel mit Disziplinlosigkeit zu tun. So sehe ich das selbst inzwischen. Es ist möglich damit aufzuhören. Bei der Spielsucht führt eine Abstinenz auch nicht zu lebensbedrohlichen Entzugserscheinungen, wie das vielleicht bei harten Drogen der Fall ist. Man kann einfach aufhören. Man braucht einfach nur ein paar Dinge dazu: die Überzeugung wirklich aufhören zu wollen, die Einsicht dass das Spielen das Leben zerstört, Menschen die einen unterstützen und kontrollieren und..... Disziplin.
Es ist nicht der richtige Weg sich damit abzufinden dass man krank sei und sich damit in eine Opferrolle zu begeben, die am Ende vielleicht noch als Entschuldigung für sich selbst herhalten soll, wenn man mal wieder rückfällig wurde. Nein, ich bin davon überzeugt: jeder kann aufhören. Das Zauberwort heisst: Disziplin.
Das sind meine Gedanken zum Wochenende.
Euer immernoch sauberer Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Intel am 27 Oktober 2018, 09:51:04
Hallo Emell,

gute Worte!
Für mich heißt das Zauberwort allerdings Erkennen.
Ich hab Erkannt das Spielen für mich Mittel zum Zweck ist. Ich hab erkannt das ich es alleine nicht schaffen mein konditioniertes Spielen bei Anstrengung, Langeweile, Stress, Kummer und zum Schluss sogar Freude zu unterbinden.
Ich hab erkannt wer ich bin und vor allem wer ich nicht bin.
Wo meine Probleme liegen und das Spielen mir nicht helfen kann.
Ganz zum Schluss habe ich erkannt das ich nie wieder Glück im Spiel haben werde. Selbst wenn ich ne Million gewonnen hätte, ich hätte sie doch verspielt.
Es gibt ja viele Wege aus der Sucht.
Der Eine schafft es mit Disziplin der andere mit erkennen. Beides geht trotzdem nicht ohne das andere.
Manchmal brauche ich auch Disziplin und ohne das du erkannt hättest was eigentlich abgheht wärst du jetzt nicht so diszipliniert.
Das Erkennen kostet auf Dauer nur weniger Energie. Ich muss mich nur noch selten zusammenreißen. Ich hab ganz einfach keine Lust mehr. Die Illusion hat sich mehr und mehr aufgelöst und wenn heute Stress kommt und mein Gehirn die Weichen auf Spielen lenken will, dann muss ich fast immer grinsen  und denke:,, du kleiner Spielteufeldrecksarschloch“ ;-)
Gr Intel
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 28 Oktober 2018, 11:08:24
Hallo an alle
@ Intel:
Ja, da hast du natürlich Recht. Wer ein Problem bekämpfen und beseitigen will muss natürlich erstmal erkennen dass er eines hat. Klar. Gerade bei einer Sucht ist es wohl der wichtigste Schritt, sich selbst einzugestehen dass man ein Problem hat. Bis zu diesem Punkt versucht man ja alles, um ja nicht einsehen zu müssen dass das eigene Verhalten Suchtcharakter hat. Es ist doch schliesslich nichts schlimmes mal einen kleinen Schein zu riskieren. Machen doch fast alle. Und vielleicht hat man ja Glück. Beim Alkohol ist es das Bierchen das doch alle trinken. Auch wenn's mal etwas mehr wird. Machen doch fast alle. Es ist schwer zu erkennen und sich selbst einzugestehen dass man über ein normales Maß hinausgeht, dass man eine Sucht entwickelt. Wer das geschafft hat, der hat schon einen wichtigen Schritt getan, der für alles weitere die Grundlage bildet. Ja, das Erkennen ist wichtig , Intel. Danach braucht es dann die Disziplin.
Schönen Sonntag euch allen
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Emell am 25 November 2018, 18:44:59
Hallo an alle mal wieder. Da ich lange keinen Eintrag mehr gemacht habe will ich mal wieder ein Lebenszeichen von mir geben. Es geht mir nach wie vor gut und ich bin sehr zufrieden mit meiner Entwicklung. Ich befinde mich inzwischen in einer Phase, in der es nur noch sehr selten Anflüge von Spiellust gibt, die ich ohne große Mühe und vor allem ohne neuerliche Eskarpaden abwehren kann. Die positiven Folgen sind inzwischen auch finanziell deutlich spürbar. Ich bin mir inzwischen sehr sicher: Sucht ist zwar Sucht, aber es gibt einen Fakt, der für mich ganz klar ist: während es bei stoffgebundenen Abhängigkeiten evtl. nicht reicht nur mit Willensstärke zu arbeiten ( Thema schwere Entzugserscheinungen) so ist es bei der Spielsucht wirklich lediglich eine Frage von Willenskraft und Disziplin. Wer sich wirklich davon lösen will kann dies von heute auf morgen tun. Reine Kopfsache. Das heisst nicht dass es einfach ist. Es ist für mich vergleichbar mit einer Diät. Jeder kann es tun. Das einzige was es braucht ist Disziplin und Durchhaltevermögen. Aber mit den ersten spürbaren Erfolgen wächst auch die Motivation zum Weitermachen. Mein Rat an alle Leidensgenossen: lasst euch nicht fallen nach dem Motto " ich bin eben krank". Damit macht man es sich nur einfacher. Krankheit hin , Krankheit her. Jeder kann davon loskommen.  Wenn er es nur wirklich will und alles dafür tut. In diesem Sinne, schönen Sonntag.
Gruß
Emell
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: andreasg am 25 November 2018, 21:50:43
Hallo Emell,

schön von Dir zu lesen und Glückwunsch zur Spielfreiheit.
Die Gewissheit, dass der Spieldruck nachlässt, je länger Du Dich vom Glücksspiel fernhältst ist Dir bewusst. Gut so!

Das Wollen ist nicht mehr der egomanische Eigensinn, sondern: "Ich will Leben, ich will mich so annehmen wie ich gemeint bin , in meinen Schwächen und Stärken, ich bin es Wert".

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Mein Weg in ein besseres Leben
Beitrag von: Olli am 26 November 2018, 10:33:24
Hi Emell!

Auch mich freut es, dass Du die Erfahrungen der Spielfreiheit genießen kannst.

Aber Deine Aussagen sind so leider nicht ganz korrekt:

Zitat
so ist es bei der Spielsucht wirklich lediglich eine Frage von Willenskraft und Disziplin. ... Reine Kopfsache. ... Das einzige was es braucht ist Disziplin und Durchhaltevermögen.

Genau so, wie ich gerade Deine Zitate etwas brutal zusammengekürzt habe,nutze ich nun Deine Worte - geschrieben oder zwischen den Zeilen zu lesen - dazu Dir dies zu veranschaulichen.

Willenskraft, Disziplin und Durchhaltevermögen sind sehr wichtig.
Nun rate aber mal, wofür ich dies 20 Jahre lang genutzt habe?
Richtig - zum Spielen ...
Da konnte man noch so sehr bitten oder betteln - mir drohen oder mich rausschmeissen - ich wollte mein Ding machen und niemand durfte mir dort herein reden.
Dieses Verhalten erlebe ich auch bei vielen anderen Spielern.

Aber was ist da noch, was Dich abstinent bleiben lässt?

Fangen wir bei der Willenskraft an. Sie beschreibt einen Aufwand, den wir betreiben, gegen Widrigkeiten, die unseren Zielen entgegen stehen.
Also hast Du Ziele!

Zitat
Die positiven Folgen sind inzwischen auch finanziell deutlich spürbar.

Einer Deiner Ziele ist also die Schuldenfreiheit. Finanzielle und damit auch emotionale Belastungen zu eliminieren.
Daraus ergeben sich weitere Ziele - wie wieder am gesellschaftlichen Leben teil zu nehmen - Kinobesuche, mit Freunden und Familie essen gehen etc.

Willenskraft äußert sich in immer wiederkehrenden Willensentscheidungen.
Wer eine Entscheidung trifft, der hat Pro und Contra - selbst wenn es nur eine Bauchentscheidung ist, abgewogen.
Er hat sich mehr oder weniger mit dem Thema befasst. Dein Beitrag hier zählt auch dazu.

Entscheidungen basieren auf Werten und Zielen.
Werte sind, wie Robert immer gerne sagt, unabänderlich - Ziele sind veränderlich.
Das "schlechte Gewissen" beim Spielen zeugt von dem innerlichen Konflikt mit seinen Werten.

Das "Schwierige" an der Genesung ist also nicht die Willensstärke und die Disziplin (Durchhaltevermögen ist ein Teil der Willensstärke), sondern "sich selbst zu erkennen" und sich zu akzeptieren.
Dann kann ich mein Leben nach meinen Werten und Zielen ausrichten.
Das ist das, was Du gerade als "einfach"  - als "reine Kopfsache" empfindest.

Du hast aber bisher weit mehr als das gemacht ... klasse!