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Tagebuch Willy

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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #45 am: 09 August 2018, 12:31:14 »
Wie schließt du für dich mit dem Thema Verlusten ab? Bei mir kommt das öfter Mal hoch und dann hasse ich mich in diesen Momenten für das, was ich getan habe.

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #46 am: 09 August 2018, 15:11:36 »
Wie schließt du für dich mit dem Thema Verlusten ab? Bei mir kommt das öfter Mal hoch und dann hasse ich mich in diesen Momenten für das, was ich getan habe.

Ich versuche es so zu akzeptieren wie es ist: Das Geld ist weg. So schmerzhaft das auch so sein mag, egal wie oft und wie viel ich mich darüber aufrege, dadurch bekomme ich es nicht zurück. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, es wird sich nichts daran ändern. Dementsprechend denke ich einfach nicht darüber nach. Ich habe gespielt und ich habe verloren. Tatsächlich versuche ich diesen Antrieb aber in was Gutes umzuwandeln: Ich miste aus, verkaufe Dinge auf Ebay, stecke in mein Gewerbe, was ich schon immer nebenbei am Laufen hatte, mehr Zeit und versuche einfach auf ganz normale Art und Weise Geld extra zu verdienen. Der Antrieb ist dabei nicht primär den Verlust wieder wett zu machen, sondern mir auch vor Augen zu führen, dass das schnelle Geld deutlich weniger befriedigt als wenn man selber etwas aufbaut und sich erarbeitet.
Ich habe gewonnenes Geld nie wirklich zu schätzen gewusst, was wohl auch ein Teil der Sucht ist. Tatsächlich bin ich mit gewonnenem Geld noch leichtsinniger umgegangen als ohnehin schon mit meinem verdienten Geld. Unbewusst war ich mir glaube ich schon immer darüber im Klaren: Eigentlich ist das nicht mein Geld. Eigentlich steht es mir nicht zu, weil jemand anderes dafür bluten musste. Ich habe dafür nichts geleistet außer ein Knöpfchen zu drücken.
Als diese Gedankengänge helfen mir dabei etwas Positives aus der ganzen Sache zu ziehen und gewisse Gedankengänge lasse ich komplett außen vor, weil es bringt und ändert nichts daran. Ich glaube, dass wir alle das Gefühl kennen uns den Verlust zurückholen zu wollen - bewusst oder unbewusst - und genau da liegt auch ein Knackpunkt. Wir wollen auf Teufel komm raus nicht akzeptieren, dass wir verloren haben. Also mache ich genau das Gegenteil: Ich gestehe mir ein, dass ich verloren habe.

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #47 am: 09 August 2018, 15:34:10 »
Das klingt gut. Mit solchen Gedanken Versuche ich mich dann auch zu umgeben. Ich bekomme das Geld nicht zurück, kann es nur in Zukunft besser machen...

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #48 am: 09 August 2018, 15:55:45 »
Das klingt gut. Mit solchen Gedanken Versuche ich mich dann auch zu umgeben. Ich bekomme das Geld nicht zurück, kann es nur in Zukunft besser machen...

Genau das ist wohl der Weg den wir gehen müssen.

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #49 am: 09 August 2018, 17:24:29 »
Eine Sache ist mir gerade aufgefallen: Ich denke, dass wir alle hier Probleme damit haben zu verlieren. Wir können es nicht hinnehmen und blenden unsere Verluste aus, um es dann erneut zu versuchen. Eigentlich eine positive Eigenschaft, wenn sie nur in einem anderen Kontext passieren würde. Niederschläge hinnehmen, Mund abwischen weiter machen. Wenn wir es schaffen unsere Sucht in etwas Positives zu wandeln und diese Hartnäckigkeit in Dinge zu stecken die es wert sind dafür zu kämpfen, dann können wir eine Menge erreichen. Das mag irgendwie skurril klingen, aber es macht schon Sinn.

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Offline Olli

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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #50 am: 09 August 2018, 17:43:43 »
Hi Willi!

Zitat
Eine Sache ist mir gerade aufgefallen: Ich denke, dass wir alle hier Probleme damit haben zu verlieren.

Nö ... hatte ich nie ...
Sobald ich damals Geld in der Tasche hatte, ging ich spielen. War das Geld weg, dann war das eben so.
Ich hatte ja eine Gegenleistung erhalten.

Natürlich hatte ich mich gefreut, wenn ich mal gewann, doch dies wurde umgehend in Spielverlängerung investiert.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #51 am: 09 August 2018, 23:02:36 »
Hi Willi!

Zitat
Eine Sache ist mir gerade aufgefallen: Ich denke, dass wir alle hier Probleme damit haben zu verlieren.

Nö ... hatte ich nie ...
Sobald ich damals Geld in der Tasche hatte, ging ich spielen. War das Geld weg, dann war das eben so.
Ich hatte ja eine Gegenleistung erhalten.

Natürlich hatte ich mich gefreut, wenn ich mal gewann, doch dies wurde umgehend in Spielverlängerung investiert.

Hattest Du nie das Verlangen es dir zurück zu holen? Aber selbst so wie du es beschreibst: Niederlagen verkraftet man als Spieler ja scheinbar ganz gut, was ja im Grunde genommen (Vollkommen fernab vom Spielen) eine gute Eigenschaft wäre. Aber wie dem auch sei - nur eine krude Theorie, die mir gerade so durch den Kopf ging.

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #52 am: 10 August 2018, 07:59:53 »
Kann man Dinge, die rund um das Spielen ablaufen überhaupt auf andere Lebenssituation quasi anwenden?

Ich würde dies aus eigener Erfahrung verneinen. Ich hasse persönliche Niederlagen in jeder Lebenslage.

Ich habe auch Verluste nie gut verkraftet. Deswegen oftmals der Drang, wieder zu gehen. Den Verlust wieder reinholen. Also gefreut habe ich mich nie. Ich habe den Verlust eher verdrängt, als ihn gut zu verkraften. Der große Hammer kam bei mir erst im Nachhinein, als mir alles wirklich erst bewusst geworden ist. Kein LMAA mehr. Hat sehr weh getan, und tut es noch. Ich kann mich sehr über meine Abstinenz freuen, aber in manchen Momenten überwiegt der Frist über das Getane

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Offline Olli

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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #53 am: 10 August 2018, 09:02:40 »
Hi Strelitzie!

Zitat
Kann man Dinge, die rund um das Spielen ablaufen überhaupt auf andere Lebenssituation quasi anwenden?

Aber ja doch!
Die Spielsucht ist kein klar abgegrenztes Verhalten. Es durchzieht alle Lebensbereiche.
Ob die Anwendbarkeit dann aber immer als positiv zu betrachten ist, sei einmal dahin gestellt.

Deine Frage ist interessant und berechtigt.

Wichtiger fände ich aber eher die Frage - und dabei wechsele ich nur die Betrachtungsweise:
Was kann ich tun, um die für mich und andere schädlichen Verhaltensweisen und Denkstrukturen rund um das Spielen abzustellen?

Gute 24 h
Olaf


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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #54 am: 10 August 2018, 09:07:35 »
Interessante Frage. Ich muss darüber nachdenken

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Offline Olli

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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #55 am: 10 August 2018, 09:17:17 »
Hi Willi!

Zitat
Hattest Du nie das Verlangen es dir zurück zu holen? Aber selbst so wie du es beschreibst: Niederlagen verkraftet man als Spieler ja scheinbar ganz gut, was ja im Grunde genommen (Vollkommen fernab vom Spielen) eine gute Eigenschaft wäre. Aber wie dem auch sei - nur eine krude Theorie, die mir gerade so durch den Kopf ging.

Nein, ich hatte nie das Verlangen es zurück zu holen.
Wie mein Schwager immer sagte: Würden die Kisten mit Gurkenscheiben gefüttert, dann hätte ich immer genug Gurken und einen Gurkenschneider dabei gehabt.
Geld war für mich nichts wert. Es war zu 10 % gesetzliches Zahlungsmittel und zu 90 % Suchtmittel.

Ich sah es auch nicht als Niederlage an, wenn ich verlor.
Schließlich handelt es sich ja nicht um Geldgewinngeräte, sondern um Geldspielgeräte mit Gewinnmöglichkeit.
Im großen und Ganzen: Wer spielt, der verliert - Wer viel spielt, der verliert viel.

Die Suchtausübung war für mich eine Ersatzhandlung, die eben bezahlt werden wollte.

So sehe ich auch das Verspüren der "Niederlage" an, wie Du sie beschreibst - als Ersatzhandlung.

Gute 24 h
Olaf


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NW

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #56 am: 10 August 2018, 10:50:30 »
Ui, das ist aber eher sehr einzigartig Olli, eig aber die beste Einstellung um halbwegs
,,gesund" aus der Sache zu gehen.

Den meisten wird es denke ich eher so gehen wie Willy, immer versuchen den Verlust wieder reinzuholen, das liegt aber mmn nicht unbedingt daran nicht gut verlieren zu können, ich kann das in sportlichen Sachen zb sehr gut, eher liegt es daran dass die sucht einen treibt auch geld zu verzocken welches man garnicht über hat und eig an anderer Stelle gebraucht wird.

Im Nachhinein sehe ich das ganze allerdings auch so wie du, habe das Geld gesetzt, verloren, es ist weg, dumm gelaufen.
Also depressiv oder schwer dran zu beissen habe ich daran im Nachhinein jetzt nicht, es war schließlich meine eigene Entscheidung.
Beim verlieren in dem Moment ist es aber ganz anders und ich denke dass das ab nem bestimmten Punkt auch völlig normal ist weil der mist halt schnell richtig existenzbedrohend ist, weil das mittlerweile auch so crass hohe einsätze und verluste sind, man muss über den monat kommen mit essen, sprit usw, andere haben vielleicht schon zwei Monate keine miete mehr gezahlt und andere vielleicht noch Kinder.
Da ist das denke ich schon fast völlig normal das man versucht geld wieder zu holen, das teuflische ist ja die manipulation und die Erfahrung auch öfters schon mit gewinn nach hause gegangen zu sein, oder das ruder im letzten Moment nochmal rumgerissen zu haben obwohl schon fast alles weg war.

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #57 am: 10 August 2018, 14:28:24 »
Den meisten wird es denke ich eher so gehen wie Willy, immer versuchen den Verlust wieder reinzuholen, das liegt aber mmn nicht unbedingt daran nicht gut verlieren zu können, ich kann das in sportlichen Sachen zb sehr gut, eher liegt es daran dass die sucht einen treibt auch geld zu verzocken welches man garnicht über hat und eig an anderer Stelle gebraucht wird.

Da hast Du Recht, keine Frage und wahrscheinlich ist das Ganze auch eher mit der Sucht zu begründen. Trotzdem wäre es natürlich erfreulich, wenn man es schaffen würde diese negative Eigenschaft in etwas Positives wandeln könnte. Aber Ende, wie so vieles, leichter gesagt als getan.

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NW

Re: Tagebuch Willy
« Antwort #58 am: 10 August 2018, 22:45:05 »
Würde mir auf jd Fall sehr weiterhelfen, habe ich nämlich bei Sachen die mich nicht wirklich interessieren, aber besser interessieren sollten, leider überhaupt nicht  ::)

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Offline Olli

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Re: Tagebuch Willy
« Antwort #59 am: 11 August 2018, 07:52:02 »
Guten Morgen!

Nun, jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht.
So besitzt es einen individuellen Stellenwert, selbst wenn die Person nie einen gesunden Bezug zu ihm hatte.

Wenig Geld in der Kindheit ... zu viel Geld in der Kindheit ... Mangel an Geld während der Ausbildung ...
Ich kenne sogar eine Familie, wo der Vater immer von Sozialleistungen gelebt und den Sohn ohne Abschluss von der Schule genommen hat.
Dies nur, damit dieser die Familienkasse mit niedrigen Helferleinjobs auffrischen konnte.

Geld ist allgegenwärtig - und so greift es - ob vorhanden oder nicht - in alle möglichen Lebensbereiche ein.

So ist es mit Emotionen verknüpft.

Glückspieler "gambeln" mit ihren Gefühlen.

Sei es die immer wieder genannte "Gier" oder die hier aufgeführte "Niederlage" - es sind Emotionen, die ausgelebt werden.
Dabei ist es unerheblich, ob sie als positiv oder negativ empfunden werden - sie sind eine Abweichung vom emotionalen "Normalzustand".
Sie dienen dazu sich selbst zu spüren - sie  erwecken den Einduck zu leben .

Natürlich gibt es immer rationale Gründe z.B. für das klassische Chasen.
Doch ab einem gewissen Punkt im Grad der Suchtausübung werden sie zu Ausreden, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen.
Das Problem mit Niederlagen schlecht umgehen zu können, dient dann nur der Fortführung der Suchtausübung und wäre damit eine Ersatzhandlung.

So lautet meine These ... wie seht Ihr das?


Gute 24 h
Olaf


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