Glücksspielsucht => Tagebuch => Thema gestartet von: Wolfgang am 02 Juni 2021, 19:16:21

Titel: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 02 Juni 2021, 19:16:21
Hallo Biancale,

ich wollte kein eigenes Tagebuch eröffnen.

Für mich ist heute der erste Tag, an dem ich versuche mich von der Spielsucht zu befreien. Ich bin 57 Jahre alt und spiele seit über 40 Jahren und muss sagen, es widert mich an. Ich habe die Geschichte von
"Freitagessen" gelesen und erkannt, wie es gehen kann.
 
Ich möchte mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber es ist immerhin ein klitzekleiner Anfang.
Warum ich dein Tagebuch nutze?  Weil du ebenfalls ziemlich am Anfang stehst und es eventuell ein gegenseitiges "Mut machen" geben könnte.
Mit Hilfe der anderen und unseren eigenen Erfahrungen wollen und können wir es schaffen.



Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 02 Juni 2021, 20:51:00
Lieber Wolfgang,
ich habe deinen Beitrag abgeteilt. Dann hast du Raum für dich und Bianca für sich.
LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Auskuriert1 am 02 Juni 2021, 22:17:31
Hallo Wolfgang und willkommen (und wenn du es ernst meinst) in einer neuen Welt  ;)

Ich kenne den von dir angesprochenen "Freitagessen" eigentlich sehr gut.
Damals hat er hier noch Täglich geschrieben, war nur etwas jünger wie du ... hatte aber auch fast 40 Jahre zocken aufn Buckel.

Mir gefallen seine Beiträge bis heute noch sehr gut.
Manchmal etwas stümperhaft geschrieben, aber egal - ihm war es wirklich sehr ernst und er wollte nicht nur Spielfrei werden, sondern auch bleiben.

Ich mag Vorbilder -ich mochte Freitagessen, aber auch son Typ der hier nicht ganz ohne ist...ich glaube Olli oder Olaf ist sein Name :D

Vor allem vor Olaf möchte ich dich warnen...bei ihm besteht tatsächlich die Gefahr, dass wenn Du dir seine Worte zu Herzen nimmst, dass Du es schaffst Spielfrei zu werden.
Freitagessen (mein zweitbester Freund)  und das weiß ich aus erster Hand wird dieses Jahr 9 Jahre Spielfrei sein, Olaf glaube ich 15 Jahre oder so :P

Was ich dir eigentlich mit den oberen Text sagen möchte Wolfgang, 2 Beispiele habe ich dir hier genannt (ich kenne allerdings noch einige mehr) -und wenn die beiden es geschafft haben (Voraussetzung das du niemals an dich selbst zweifelst)  dann kannst und dann solltest du es auch schaffen.

Und auch immer daran denken -und sei es minütlich- aufgeben Spielfrei zu werden ist KEINE OPTION!

Dir alles erdenklich Gute.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 02 Juni 2021, 23:43:51
Hallo Auskuriert1,

zunächst einmal vielen Dank für deine Antwort.
Ilona hat mir  ja nun eine eigene Seite "zugewiesen" und ich werde dieses Vorhaben  mit aller Ernsthaftigkeit angehen.

Mit der Registrierung habe ich einen ersten Anker geworfen. Weitere Schritte müssen und werden folgen.
Ich bin mir der Schwere dieser Aufgabe bewusst und denke momentan in einem Zeitrahmen von Stunden.
Die Erfahrungsberichte zeigen eindrucksvoll die Befreiung, welche mit fortschreitender Abstinenz einsetzt. Auch der Umgang mit eventuellen Rückschlägen war/ist eine hilfreiche Lektüre.
Der Weg ist das Ziel und ich beginne heute mit dem ersten Schritt in die richtige Richtung. Allerdings auch in dem Bewusstsein, das mir die vielen Jahre der Sucht kein einfaches Gehen ermöglicht.
Ich packe es jetzt "einfach" mal an!!!
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 03 Juni 2021, 05:56:41
Hi Wolfgang!

Herzlich willkommen!
Ja, ich habe auch 20 Jahre Sucht hinter mir. Die letzten Jahre wollte ich eigentlich schon nicht mehr spielen, doch ich blieb im Trott - im Altbewährten. Wie oft habe ich mir gesagt, dass ich jetzt endlich mal aufhören sollte. Doch trotz der vielen negativen Aspekte der Sucht gab sie mir ja auch etwas Positives zurück. Der Automat erwartete von mir nichts - er war einfach nur da.
Es brauchte nur einen einzigen Niederschlag noch und dann hatte ich es satt. Es war der Tag vor dem 1. und ich hatte mein Gehalt bekommen und fast alles bereits verspielt. Punkt Mitternacht verließ ich die Halle und ich wusste, dass nun das Fass des Negativen übergelaufen war. Voller Enttäuschung und Wut über mich selbst begann ich mit der Abstinenz - das erste Mal!
Es gab viele Zeiten davor, in denen ich spielfrei war. Doch die "Motivation" kam nicht aus mir heraus, sondern von meinem Umfeld. Ich selbst war immer nur auf Spielpausen aus und wollte das Glückspiel tief in mir drin nicht aufgeben.
An diesem Tag vor fast 15 Jahren aber, dort draussen vor der Spielhalle, da fasste ich einen ersten aufrichtigen Entschluss - meine Abstinenz. Nicht etwa dass ich wusste, was nun zu tun war. Nein, das kam erst später. In dem Moment war das uninteressant.
Es zählte nur: Ich hatte begonnen!

Ja, der Freitagessen ... ein echt herzensguter Kauz. :) Nachdem wir uns hier schon fleissig unterhalten hatten, lud uns Ilona damals nach Hannover in die MHH zur Jahrestagung von fags ein. Ich kannte dort niemanden von den 300 Teilnehmern und so wartete ich im Flur auf den Beginn der Tagung. Ein paar Meter weiter wurde jemand interviewt und dabei gefilmt. Ich konnte nicht verstehen, was er sagte, doch er quasselte an einem Stück ohne Punkt und Komma. So ist er nun mal unser Rainer ... :)
Ilona stellte uns später einander vor und was soll ich sagen ... wir haben uns im Laufe der Jahre immer wieder auf den Jahrestagungen getroffen und bei mir zuhause auch bei Grillfesten.

Irgendwann stellte ich jedoch fest, dass sich der User Freitagessen hier abgemeldet hatte. Für ihn war es an der Zeit zu neuen Ufern aufzubrechen. Doch so ganz wollte er uns doch nicht alleine lassen, so vollkommen auskuriert1 ... :)

Mein Gott ... 9 Jahre ... 15 Jahre ... wie die Zeit vergeht ... damals konnte ich mir so etwas gar nicht vorstellen. Ich war doch ein "Zocker" durch und durch. Und dann begann diese Zeitspanne bei mir zu laufen ... durch einen Entschluss, den ich nie bereut habe.

Wolfgang, Du sprichst von "einfachem gehen". Ja, es wird zwischendurch Phasen geben, in den Du es schwer haben wirst. Doch die gehen vorbei, das gehen sie immer. Und Du wirst trotzdem voran schreiten.

Ich brauche Dir sicher nicht nahe legen, wo Du Dir zusätzliche Unterstützung besorgen kannst und zu Deinem eigenen Wohl auch solltest - oder? 40 Jahre Sucht haben ihre Spuren hinterlassen. Da braucht es Leute in Präsenz, die dem Wolfgang sein suchtfreies Ich als Spiegel vor Augen halten, damit er sich nicht in suchtinfiltrierten Überzeugungen und Glaubenssätzen verliert auf seinem Weg.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 03 Juni 2021, 09:13:51
Hallo Olli,

mein Weg begann wahrscheinlich während eines Urlaubes mit den Eltern an der See. Im Keller des Hotels gab es einen Spielautomaten und den nutzte ich heimlich mit etwas Kleingeld. Damals war ich etwa 12 Jahre alt. Danach war jahrelang Ruhe, bis ich dann anfing in meiner Freizeit Skat zu spielen. Natürlich spielten wir um Geld und aus Skat wurde 17+4 und später Poker. Das alles noch in der ehemaligen DDR.

Nach der Wende ging es dann mit Sportwetten (INTERTOPS) los. Ich bekam jede Woche einen Tippschein zugeschickt und machte meine Wetten per Telefon.
Dort verlor ich aber einiges an Geld und sperrte mich daraufhin. Schon kurz nach der Sperre suchte ich nach neuen Möglichkeiten und fand sie auch. Ich spielte dann "ODDSET" und fuhr deswegen extra nach Bayern. Das machte ich paar Monate, aber Aufwand und nutzen standen in keinem Verhältnis.

Jetzt musste wieder etwas anderes her. Nun begann ich im "richtigen" Casino zu spielen. Ich fuhr in die Tschechei, nach Dresden usw. Da ich aber nicht allein lebte, waren diese Reisen immer schwer zu vermitteln.
Also nahm ich die mittlerweile imposanten OC in Anspruch. Dort hatte ich dann alles was ich brauchte und musste die Wohnung nicht verlassen.
Ich machte Sportwetten, spielte Roulette und Blackjack bis zum Abwinken. Sperrte mich bei dem einen und meldete mich bei einem anderen wieder an.
Abgewunken hat dann auch meine Frau und gab bekannt, sich endgültig von mir trennen zu wollen. Halbherzig versuchte ich sie umzustimmen und versprach ihr auch so einiges. Doch es war zu spät, sie hatte in den letzten Jahren genug erlebt.
Wir waren 31 Jahre zusammen und ich brachte es fertig, der Sucht den Vorrang zu geben. Ich sah sogar noch etwas "positives" in der Trennung, denn jetzt war ich keinem mehr Rechenschaft schuldig.
Und dann fielen auch alle Hemmungen hinsichtlich des finanziellen Rahmens.

Ich verspielte in den ganzen Jahren eine Erbschaft, meinen Lohn und mehrere Kredite. Ich hatte nichts mehr im Griff und einen Totalschaden von ca. 300.000 Euro verursacht.
In 30 Monaten werde ich 60 Jahre alt und diesen Geburtstag will ich einer 30-monatigen Abstinenz widmen.
Die Rückzahlung des letzten Kredites (20.000 Euro) wird mich bis 2025 an meine Dämlichkeit erinnern, aber ich befreie mich gleichzeitig von einer viel größeren Last.

Das ist der erste volle Tag auf meinem Weg zu einem anderen, wirklichen Leben



 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 03 Juni 2021, 10:41:59
Hi Wolfgang!

Du bist doch nicht "dämlich", weil Du einer Sucht erlegen bist. Die Suchtausübung spricht nun mal das körpereigene Belohnungssystem an. Und wenn da keine "normalen" Alternativen erlernt wurden, dann macht das Gehirn das, was es immer macht: es versucht Abkürzungen zu nehmen. So entstehen nun mal Automatismen, die auch mal in einer Sucht enden.

Mein Vater hat früher am Automaten gespielt. Nicht viel und kontrolliert, doch ich erinnere mich noch als wäre es erst gestern gewesen. Meine Eltern hatten gebaut und wir waren gerade umgezogen. Die Zimmertüren ließen noch ein wenig auf sich warten.
Ich liege im Bett und mein Vater kommt nach Hause mit klimperndem Kleingeld in den Hosentaschen ... "Ich hatte eine Serie ..." hörte ich ihn zu meiner Mutter stolz sagen. Das ist also fast 49 Jahre her. Auch später durch meine Kindheit hindurch erinnere ich mich an ähnliche Situationen.
Mein Glückspiel begann aber nicht pünktlich mit 18 Jahren. Ich fing bereits mit 12 oder 13 Jahren an an Telespielen zu spielen.
Der Erste stand in einem Plattenladen. Der Nächste in einer Frittenbude und im Freibad stand auch ein solcher Automat.
Unmengen an Stunden verbrachte ich davor. An einem Gerät habe ich glatte 5 Stunden für 50 Pfennig gespielt und habe dann noch jemand anderes weiter spielen lassen.
Ja, mit 18 Jahren dann spielte ich um Geld und wenn ich mich richtig erinnere, dann war das in dieser Frittenbude.
Mein gesamter Freundeskreis testete sich aus und so kam es, dass wir in einem Bistro gemeinsam am Automaten spielten.
Es war nicht viel, doch so begann die Gewöhnungsphase. Später freundete ich mich mit einem Tankwart an - ich holte ihn von der Arbeit ab und durch ihn machte ich Bekanntschaft mit Spielhallen. Ab diesem Zeitpunkt lief ich aus dem Ruder.
Ich bin froh, dass ich 20 Jahre später ausstieg, als gerade die OCs und Pokerseiten anfingen zu boomen.
Auch bin ich froh, dass es die alten mechanischen Automaten nicht mehr gibt. Die neuen Geräte sprechen mich nicht an.
Manchmal bekommt mich auch heute noch so eine Art Nostalgie und ich frage mich, wie es wohl heute in meinen alten Stammhallen aussieht. Da gab es so einige in umliegenden Städten, denn auch mir war kein Weg zu weit ... :)
Doch im nächsten Moment kommt mir die Irrationalität dieses Gedankens wieder in den Sinn und belächele ihn.
Der Gedanke gehört ja zu meinem Teil, der süchtig ist. Ich darf ihn haben, weiss aber auch ihn zu handhaben.

Eigentlich wollte ich noch ein paar Anekdoten schreiben, doch ich muss nun kochen gehen ...
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 03 Juni 2021, 11:06:04
Hey,
Ich bin in deinem Alter und habe den Weg zur Abstinenz vor zweieinhalb Jahren begonnen
Bin immer noch täglich hier. Habe meine kompletten Schulden abgezahlt und profitiere jetzt von den Früchten meiner Abstinenz.
Meine wichtigsten Erkenntnisse
Ich kann es schaffen
Ich bin nicht hilflos der sucht ausgeliefert.

Ich muss alles kappen, was die Sucht am Kochen hält

Wenn das nicht reicht, muss ich weitere Maßnahmen ergreifen.
Die Sucht ist hartnäckig und wird mich immer wieder in Versuchung bringen. Darauf muss ich vorbereitet sein
Ich kann nie wieder kontrolliert spielen und möchte es auch nicht.
Aber: es wird einfacher, der Druck lässt nach

Der Weg lohnt sich.

Dranbleiben! Viel Erfolg!

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 03 Juni 2021, 18:49:32
Hallo, ich berichte einmal kurz über den ersten Tag.

Habe schlecht geschlafen, aber der Tag war insgesamt ganz in Ordnung.
Momentan habe ich Urlaub und ich machte u.a. einen ausgedehnten Spaziergang. Da ging einiges an Gedanken durch meinen Kopf. Heute war Eishockey und am Abend gibt es Fußball. Eigentlich würde ich mich jetzt mit Quoten und ähnlichem beschäftigen, aber allein der Gedanke daran erzeugt ein schlechtes Gefühl.
Bisher war es immer so, das ich das Spiel als Höhepunkt des Tages betrachtete. Ich empfand das eigentliche Leben als langweilig und freute mich auf den Nervenkitzel den mir das Spiel bot.
Jetzt muss ich mir andere Dinge suchen und das ist eine echte Aufgabe.

Aber mein Wille hat mich schon einmal über schwere Klippen gehievt.
Nach einer Trunkenheitsfahrt (normale Verkehrskontrolle) wurde mir der Führerschein entzogen. Kurz danach erwischte man mich wieder unter Alkoholeinfluss. Es folgte eine Gerichtsverhandlung und ich wurde zu 3 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Fahrerlaubnis wurde eingezogen und MPU angeordnet. Damals stand ich auch am Scheideweg und entschied mich für die schwere Variante. Es folgte die Aufnahme in eine Selbsthilfegruppe und im weiteren Verlauf 23 Blutentnahmen. Kurz vor Ablauf der 2 Jahre machte ich die MPU und bestand sie auch.
Jetzt bin ich seit 21 Jahren trocken und hatte auch keinen Rückfall.

Diese Erfahrung hilft mir jetzt hoffentlich und gibt mir die nötige Stärke, um das nächste Ziel zu erreichen.

Allen eine gute Zeit!!!




 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 04 Juni 2021, 13:08:33
Hallo, heute Vormittag habe ich mich mal so richtig geärgert.

Zuletzt war ich bei Betway angemeldet und verspielte dort so einiges. Trotz vorherigen Sperren bei anderen Anbietern mit dem Verweis auf Spielsucht, war die Anmeldung und zweimalige Verifizierung bei Betway kein Problem.
Selbstverständlich bin ich jetzt auch bei diesem Anbieter gesperrt. Umso unverständlicher folgende E-Mail von Betway am heutigen Tag:

"Lieber Wolfgang,
wir hoffen, du genießt das Spielen bei Betway...
wir hoffen sehr, das dir das Spielen bei uns weiterhin Freude macht."

Entschuldigung, aber haben die noch alle Latten am Zaun? Sieht so deren Umgang mit bekannter Spielsucht aus?

Das bringt mich nicht aus dem Gleichgewicht, aber das ist schon mehr als unverschämt.

Allen Mitstreitern einen schönen Tag
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 04 Juni 2021, 15:08:42
Hi Wolfgang!

Was meinst Du, wie viele User wir hier sperren, weil sie Reklame machen wollen? Das in einem Spielsuchtforum?
Mich ärgert das längst nicht mehr, doch es macht mich immer noch sprachlos, mit wie viel Energie Leben zerstört werden sollen - aus reiner Profitgier.

Zitat
Jetzt muss ich mir andere Dinge suchen und das ist eine echte Aufgabe.

Aber nur für den Anfang. Irgendwann genießt Du es auch einmal "nichts" zu tun.
Mein Vater mit seinen 80 Lenzen sagte gestern wiederholt, dass er doch viel zu hektisch sei. Ja, bei ihm musste immer alles eher gestern fertig werden, als morgen.
Doch ich sagte ihm das Gegenteil: Wenn etwas heute nicht fertig wird, dann eben morgen. Das heisst ja nicht, dass es in Prokrastination (Aufschieberitis) enden muss.

Zitat
Jetzt bin ich seit 21 Jahren trocken und hatte auch keinen Rückfall.
Super!
Mein Lob sollst Du durch das Folgende aber nicht geschmälert sehen: Denkst Du, es könnte sich bei der Spielsucht um eine Suchtverlagerung handeln? Wenn ja, dann hieße dies für die Zukunft in dieser Richtung vorsichtg zu sein.
Dinge exzessiv zu betreiben, gibt es ja wie Sand am Meer.

 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 04 Juni 2021, 17:24:41
Hi Olli,

deine Anmerkung zur Suchtverlagerung ist berechtigt.
Damals war sowohl das Spielen, als auch der Umgang mit Alkohol ein Problem. Offensichtlich war der Leidensdruck hinsichtlich meines Spielverhaltens noch nicht hoch genug. Der Fahrerlaubnisverlust hatte da (noch) eine andere Gewichtung für mich.
Wenn ich die ganzen Jahre Revue passieren lasse, dann hatte ich durchaus mal paar Spielpausen. Aber das war eher dem Frust geschuldet, als das es wirklich "klick" gemacht hätte.

Nein Olli, ich werde mich jetzt nicht um einen Ausgleich bemühen, welchen ich dann exzessiv betreibe. Ich versuche schon, die Dinge mit der nötigen Umsicht und Gelassenheit zu sehen.

Hinsichtlich der Reklame reagiere ich naturgemäß noch etwas gereizter, als es ein "alter Hase" auf diesem Gebiet tun würde ;)

Vielen Dank für die unterstützende Begleitung

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 05 Juni 2021, 16:40:34
Hey Wolfgang,
guck mal bitte in deine PN‘s.
LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 05 Juni 2021, 17:25:57
Hallo Wolfgang,

vor knapp einem Jahr wurde mein PC gehackt. Es wurde meine erklärte Dauerbaustelle. Nein, ich habe keine Sportwett - und Casinoseiten angeklickt, aber die "Unnützen Seiten", ich war mich sehr schwachen Passwörtern in meinem Email Account, bei dem der Anbieter keinerlei Interesse mehr zeigte, und ich war im "sichersten Sozialnetz der Welt", und im Email - Account wurde ich zugespamt, und mit Erpressungen heimgesucht.

Ich spare mal die Arbeit mit dem Thema aus, aber Heute läuft der PC wieder, ohne "Unnütze Seiten", der Provider ist aufgewacht, (Gruß nach Düsseldorf!), und ich habe einen Virenscanner, der Emails checkt, ob Betrug und Erpressung vorkommt, und schickt diese gleich in den Trash. Das Soziale Netzwerk will Heute meinen gehackten Account endgültig abmelden, what a long time a go, Mark!

Etwas, was ich von vielen Gesprächen mit der Kripo mir gemerkt habe: Die Betrüger setzten für ihre Zwecke Roboter ein, die automatisch ihre Email an die -hier ehemaligen - Klienten schreiben. Ob das Unternehmen nun in Kirsigen, oder auf Malta ihren Firmensitz hat, ist doch egal. Hauptsache, ab in den Spam - Ordner, und ruhig bleiben, und die Kohle lieber in die Anti - Viren Programme investieren.

Liebe Grüße und schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 05 Juni 2021, 18:33:10
Hallo Andreas,

mit diesem Thema muss ich mich tatsächlich einmal beschäftigen. Da werde ich wohl demnächst etwas aufrüsten, um von solcherlei Dingen verschont zu bleiben.

Heftiges Gewitter am Tag 4

Liebe Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 06 Juni 2021, 18:20:01
Hallo an alle

Ich schaue Sport und finde es sooo gut, keinem dafür Geld überwiesen zu haben. Ohne Einsatz und Quotenrechnerei ist die Welt doch eine andere. Ein Wochenende ohne zu zocken, war eine neue Erfahrung. Und diese Erfahrung fühlt sich super gut an.
Morgen suche ich mir weitere professionelle Hilfe.

Allen einen guten Tag
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Devilslady am 06 Juni 2021, 22:01:40
Hallo Wolfgang

Ich bin eben so neu wie du hier. Und finde es stark,  wie Du Deinen Weg gehst und schreibst. Ich lese gerade viele Tagebuch Einträge, es tut gut, es gibt mir Motivation und Hoffnung.
Ich habe im Mai 2015 angefangen. Meine beste Freundin ist damals ( 02/2015) unverhofft verstorben.  Ihr Tod ist bis heute nicht ganz klar. Damit umzugehen neben Arbeit, Haushalt, Kids, etc. war schwer. Ich war damals wegen Depressionen in Therapie.
Im Mai fing es durch eine harmlose Werbekampagne per Mail an.
Und dann ging es zack zack zack. Bis Oktober 2020 hatte ich viel Geld verspielt und den ersten Kredit gemacht. Und mich meinem Mann geöffnet. Danach war ich bis April 2021 clean. Und dann kam es zurück. Und ein neuer hoher Kredit dazu. Ich habe es auch meinem Mann gebeichtet. Er ist sehr böse gewesen.
Nun habe ich seither aber wieder gespielt. Ich habe es ihm noch nicht gesagt.
Den Kredit habe ich erhöht.
Ich habe aber heute einen Termin bei einer Beratungsstelle für Spielsucht gemacht für Mittwoch und hoffe dort, weitere Hilfe zu erhalten. Außerdem habe ich die Gamban Software installiert. Scheint zu funktionieren. Ein Anfang.
Ich habe viel Geld verspielt und werde auch 4 -5 brauchen diese zu tilgen. Aber das ist nicht das große Problem. Natürlich könnte ich mir in den Arsch beißen. Aber das weitaus schlimmere ist meine Innere Angst, es nicht zu schaffen und meine Family zu enttäuschen. Weitere Schulden dürfen natürlich nicht dazu kommen, die Kredite sind ausgeschöpft. Das ist auch ein Punkt. Aber wie gesagt, ich will es schaffen, will mein altes Ich zurück vor der Sucht. Wieder sorgenfrei schlafen, ohne schlechtes Gewissen, dass ich solche scheisse gebaut habe.
Und ich hoffe nun, endlich auf dem Weg zu sein.

Liebe Grüße Devilslady
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 07 Juni 2021, 20:45:14
Eigentlich wollte ich heute einen Termin bei einer Suchtberatung machen. Nun kenne ich aber aus meiner beruflichen Tätigkeit viele der Mitarbeiter und das hat mich etwas eingebremst.

Da momentan der Suchtdruck trotz ewig langer Spielzeit ausbleibt, habe ich mich zunächst für einen Termin beim Psychologen bemüht und auch bekommen.

Meiner neuen Partnerin habe ich heute ebenfalls im Detail geschildert, was mit mir war und wie ich mich davon abwenden werde.

Nun kann ich mir auch von dieser Seite der vollen Unterstützung sicher sein.

Die erste wirkliche Bewährungsprobe steht zur Fußball EM an. Die nächste mit Beginn der neuen Saison. Ich bin zwar überall gesperrt, aber ich könnte meine

Tipps auch über andere Spieler abgeben. Dieser Gefahr bin ich mir durchaus bewusst. Aber diese Hintertüre führt auch dazu, mich aus eigenem Antrieb entfernen zu können.

Und das werde ich auch ganz sicher tun. Weder Zeit, Nerven noch Geld werde ich denen in Zukunft schenken.

Das Denken im Zeitrahmen von 24 Std. ist dabei übrigens eine echte Hilfe.


Allen eine gute Zeit
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 08 Juni 2021, 19:18:50
Tag 7 und spielfrei

Stöbere sehr gern hier im Forum und erkenne mich (fast) überall wieder. Ein riesiger Schatz aus unterschiedlichsten Erfahrungen prägt dieses Forum.

Man erhält Hilfestellung, baut Brücken und bekommt Tipps.

Dafür nach einer Woche ein großes Dankeschön für die Macher und Mitstreiter in diesem Forum!

Nach jedem abstinenten Monat wird es deshalb eine kleine Spende geben.

Ich stelle mir aber auch die Frage: Was ist aus den vielen ehemaligen Mitgliedern geworden? Manche waren nur sehr kurz anwesend und haben es möglicherweise nicht geschafft.
Deshalb wünsche ich umso mehr den jetzigen Mitstreitern das allerbeste und viel Kraft!


Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 09 Juni 2021, 18:00:50
Tag 8 und spielfrei


"Den Umgang mit der riesigen Palette an Emotionen hat man gelernt in seinem Leben - oder eben nicht.

Was aber nicht heißt, dass das, was Hänschen nicht nicht gelernt hat, der Hans nicht doch noch lernen kann".  (geklaut von Olaf)


Viele Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juni 2021, 08:04:00
Letzte Nacht war ziemlich übel. Vom Zocken geträumt und dabei einen riesigen Gewinn eingefahren. Einige Male hochgeschreckt, wieder eingepennt und jedes mal solchen Müll geträumt.

Ist offensichtlich im Unterbewusstsein einiges am köcheln
.

Jetzt frage ich mich, hätte ich auch aufgehört zu Spielen, wenn ich Gewinne eingefahren hätte? Ist es das Zocken was mich nervt und einen Schlussstrich
hat ziehen lassen, oder sind es in Wahrheit "nur" die Verluste?
Hätte ich die Zeit, welche ich mit Spielen verbrachte, auch als verloren betrachtet, wenn es die finanziellen Abstürze nicht gegeben hätte?
Wäre mir denn all das wichtig gewesen, was ich jetzt vorgebe für mich wichtig zu sein, wenn die Verluste durch Gewinne ersetzt würden?


Ich habe keine klare Antwort,... oder doch?


Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 10 Juni 2021, 09:42:55
Hallo Wolfgang,

diese Träume hatte ich auch, die werden weniger und verschwinden irgendwann.

Du diskutierst gerade mit deinem inneren Suchtteufel. Der wird solange mit dir diskutieren, bis er dich wieder da hat, wo er dich hinhaben will. Beim Spiel. Dieser Suchtteufel (oder nenne ihn wie du willst) ist ein Teil von uns. Er wird stärker, wenn wir mit ihm reden und wenn wir ihn mit Glücksspiel "füttern" übernimmt er wieder die Kontrolle.

Ist die Beantwortung der Fragen wichtig für deinen Entschluss? Würdest du wieder spielen, wenn es einen todsicheren Tip gibt? (man also nicht verlieren kann)

Das sind gefährliche Fragen und Gedanken.

Schieb dem Suchtteufel ein klares NEIN entgegen. Rechne damit, dass er weitere "Fallen" stellen wird. Bleib beim NEIN!

Wir sind süchtig und können nie wieder kontrolliert spielen.

Viele Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 10 Juni 2021, 11:39:58
Moin!

Manchmal habe ich Träume, die ich gar nicht haben möcht. Wenn ich dann aufwache und wieder versuche einzuschlafen, dann lande ich automatisch wieder bei dem gleichen Mist. Doch ich überliste mich dann. Schalte den Fernseher ein, stelle die Sleppfunktion ein, reduzieren die Lautstärke auf ein Minnimum.
Der Geräuschpegel, so leise er auch ist, lenkt mich ab und ich schlafe mit angenehmeren Träumen wieder ein.

Dass Du jetzt vom Spielen träumst, Wolfgang, ist vollkommen normal. Sie werden weniger werden. Doch es braucht auch seine Zeit, bis sie gar nicht mehr auftauchen. Die Träume basieren auf dem Umstand der Mangelerscheinung. Da ist zum Einen das Spielen selbst, welches Du - Dein Oberstübchen - vermisst.
Dann wissen wir aber auch, dass das Glückspiel versucht etwas zu kompensieren. Es ist an Deine Gefühle gekoppelt.
Wenn Du also am gestrigen Tag Stress hattest - hast Dich vielleicht über jemanden geärgert - oder oder oder ... dann verarbeitet Dein Gehirn dies im Schlaf mit der Methode, die vermeindlich ja immer Erfolg hatte.

Die Fragen, die Du da an Dich stellst, finde ich gar nicht mal so schlecht. Jedoch nicht, wenn sie in Balduins Sinne dazu gedacht sind, Deine Abstinenzentscheidungen ins Wanken zu bringen - sprich: das Suchtteufelchen Dir einredet, die Abstinenz wäre falsch.
Wenn Du aber bei den Fragen Deinen Abstinenzentscheidungen einen Namen geben kannst, dann bringt Dich das weiter.
Es ist ja nun mal so, dass wir zumeist eher intuitiv die Entscheidung zur Abstinenz treffen. Ja, klar, Verluste und finanzielle Abstürze helfen uns dabei.
Wenn ich aber an mich selbst zurück denke, dann hat es bereits lange vor der Abstinenz in mir gebrodelt. Die Initialzündung hat mich dann irgendwann nur noch ein Monatsgehalt gekostet.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juni 2021, 20:51:43
Tag 9 und spielfrei

@Balduin

Du hast recht, es sind gefährliche Gedanken. Ob ich bei einem todsicheren Tipp rückfällig werden würde, möchte ich verneinen. Da hat der Suchtteufel keine Chance.
Aber hätte ich in der Vergangenheit mehr Glück gehabt, hätte ich dann auch aufgehört? Würde ich weiterspielen, wenn mir jemand für die Zukunft mehr Glück garantiert?
Ich würde lügen, wenn ich diese Frage mit einem klaren Nein beantworte. Hier macht der Suchtteufel (noch) seinen Einfluss geltend, aber seine Stimme wird sicher irgendwann dünner.
Die Zeit läuft für mich und ich werde diesen Fight gewinnen.



@Olli

Es ist tröstlich zu lesen, das solche Träume in dieser Phase ehr als normal anzusehen sind. Die Sache mit dem Fernseher werde ich einmal ausprobieren.
Du/ihr hast/habt überhaupt eine sehr angenehme und taktvolle Art die Dinge zu erklären. Wenn nötig  auch mit Nachdruck, aber immer mit Tiefgang und zum Nachdenken anregend.


Wolfgang


 



Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 11 Juni 2021, 09:53:44
Würde ich weiterspielen, wenn mir jemand für die Zukunft mehr Glück garantiert?
Ich würde lügen, wenn ich diese Frage mit einem klaren Nein beantworte. Hier macht der Suchtteufel (noch) seinen Einfluss geltend, aber seine Stimme wird sicher irgendwann dünner.
Die Zeit läuft für mich und ich werde diesen Fight gewinnen.

Wolfgang

Hallo Wolfgang,

du wirst dieses Versprechen bekommen. Von deinem inneren Spieler. Mehr Glück - weniger Pech - geringere Verluste  - neue Strategien.

"Wenn du nur einen 10er pro Woche einsetzt und dich konsequent daran hältst - was soll daran schlimm sein?"
"Bei dir ist es anders - du bist nicht süchtig - hast es nur zwischendurch übertrieben"
"Du konntest doch jetzt auch aufhören - das kannst du jederzeit wieder"
usw.

Das ist das Suchtteufelchen - es jammert, es bettelt , es bringt uns dazu uns selbst und andere zu belügen, es tobt, es schickt uns Träume und Phantasien vom kleinen und großen Gewinnen. Wird es gefüttert, mit Streaming gucken, mit Quotenanalysen ohne Einsatz, mit jeder Art von Spiel, wird es stärker

Die OC kennen diese Mechanismen, die schicken auch schon mal Boni ohne Einzahlung - fangen wir wieder an - hängen wir wieder dran.

Viele Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 11 Juni 2021, 12:16:37
Hi Wolfgang!

Was verstehst Du denn unter Glück?
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 11 Juni 2021, 13:48:23
@ Balduin

"fangen wir wieder an - hängen wir wieder dran". Völlig richtig, oft genug erlebt in den ganzen Jahren meiner Sucht.

Es ist ja nicht so, das ich vor 9 Tagen das erste mal ans aufhören gedacht habe. Da gab es bestimmt schon 100 Versuche, welche selbstredend alle gescheitert sind.

Die nächste Einzahlung habe ich dann gedanklich einfach als Neuanfang verbucht. Das war dann kein Rückfall, sondern einfach ein Neuanfang. Ab jetzt spiele ich aber kontrollierter als vorher...

Und das Teufelchen hat alles für mich geregelt - bis zum nächsten Neuanfang.

Erstaunlich, wie lange man mit einem solchen Selbstbetrug leben kann.



@ Olli


Was verstehe ich unter Glück?

Das ist eine gute Frage und ich war versucht, die Suchmaschine anzuwerfen. Ein deutlicher Hinweis auf gewisse Defizite hinsichtlich der Bedeutung dieses Begriffes meinerseits. :-[

Ich kann falsch liegen, aber mein Verständnis von Glück ist folgendes: Gesundheit, Zufriedenheit, (jetzt überlege ich eigentlich schon zu lang) und ganz aktuell, guter Schlaf...

Etwas dünn meine Vorstellung von Glück, deshalb möchte ich noch etwas hinzufügen.

Wir haben hier ein paar verwilderte Katzen. Eine davon ist noch ziemlich jung und ich kaufte für sie Katzenfutter. Ich stellte alles auf meinen Balkon und bekomme seitdem regelmäßig Besuch von drei Katzen.

Die jüngste schläft sogar auf dem Balkon. Ich möchte sie nicht besitzen, aber ich möchte das es ihnen gut geht. Mit dieser Aufgabe kam auch mein Lächeln zurück und das nenne ich Glück.


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 11 Juni 2021, 15:24:35
Katzen füttern ist super.

Wichtig ist aber auch, dass die jungen Katzen schon früh sterilisiert werden. Dafür kann man sich Tierschutz- oder Katzenschutzverbände mit ins Boot holen. Sonst laufen da in einem Jahr nicht mehr drei, sondern fünfzehn herum. Bei der Sterilisation sollten auch notwendigen Impfungen verabreicht werden.

Ich war vor zwei Jahren in Griechenland. Da regelt der Hunger und der Verkehr in manchen Gegenden die Katzenpopulation. Für mich ganz schwer aushaltbar.

Im Übrigen war für mich aber auch Geld immer Teil meines Glücks. Sich sein eigenes Leben schön, lecker und bequem zu machen war für mich Teil meines Plans. Funktioniert natürlich durch Spielen nicht, aber ich habe dem Glück auch hunderte von Chancen gegeben.

Die Oma meines Freundes sagte: "Rechne dich reich und scheiß dich arm" - eine gute Zusammenfassung was den finanziellen Teil des Spielens betrifft.

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 11 Juni 2021, 17:02:59
Hallo Balduin,

ich weiß nicht, ob mich ein mehr an Geld jetzt wirklich glücklich macht. Aber wenn man wenig hat, vermutet man das eventuell. Ich nannte einmal viel Geld mein eigen, aber nur die Reaktion der anderen gab mir gelegentlich ein gutes Gefühl.

Warum ich mir dann die Frage stellte, ob ich bei einträglicherem Spielverlauf weiter gezockt hätte, weiß ich auch nicht so recht. Zumal ich mich über Gewinne kaum noch freuen konnte.

Das Spiel als solches musste als Belohnung und Entschädigung für allerlei Dinge herhalten.

--Themawechsel--

Diese fehlende Empathie einiger macht mich auch wütend und sprachlos. Erst gestern wieder ein Bericht über ein Pärchen, welches einen Hund am Auto befestigte und hinter sich her schleifte. Unfassbar!

Was die Sterilisation o.g. Katzen betrifft, habe ich mir schon Gedanken gemacht. Die von dir genannten Tierschutz/Katzenverbände werde ich demnächst kontaktieren. Die fallende Inzidenz ist gut für uns,

 aber offensichtlich schlecht für so manches in dieser Zeit angeschaffte Haustier.


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 11 Juni 2021, 21:38:34
Tag 10 und spielfrei

Es läuft das erste große Sportevent seit der WM 1990 bei dem ich nicht wette. Ich habe auch nicht nach irgendwelchen Quoten geschaut.

Es ist zwar das erste Spiel, aber ich bin sehr zuversichtlich, das ich auch das Finale schaue ohne einen einzigen Cent gesetzt zu haben.

Ich merke zwar das irgendwas fehlt, aber das ist auch nicht ganz verwunderlich. Ich bin stolz auf mich und das ist wichtig.



Wolfram
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 13 Juni 2021, 21:32:51
Tag 12 und spielfrei

Ich habe zwar nicht in Spielhallen die Automaten beglückt, aber neben diversen Tischspielen waren eben auch Sportwetten eine Dauerbeschäftigung für mich.
Jetzt frage ich mich natürlich, ob das schauen von sportlichen Wettkämpfen zur Gefahr werden könnte. Immerhin verbinde ich jeden Wettkampf noch immer mit unschönen Gedanken. Das muss ich mir zur laufenden EM eingestehen.
Nach wie vor habe ich aber keine einzige Quote nachgeschaut. Des weiteren läuft zwar das Fußballspiel, aber der Ton ist aus und ich spiele parallel eine Partie Schach an meinem Schachcomputer. Jetzt lenke ich mich mit schreiben ab und werde dabei wieder ruhiger.
Bei dem Gedanken jetzt auch auf Sportsendungen verzichten zu wollen, wird mir schon etwas mulmig.


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 14 Juni 2021, 06:19:43
Hi Wolfgang!

Was bedeutet denn dieses "mulmig sein"? Kannst Du das näher betiteln?
Wie sieht diese Unruhe aus, die Du mit Schach kompensierst?

Je nachdem, was dabei heraus kommt: Als ich mit dem Automatenspiel aufhörte, hieß das für mich nicht, dass ich auch mein Darten aufgeben wollte. Denn ... dazu musste ich ja in Kneipen gehen und in denen standen wieder Automaten.
Diesen ging ich dann aus dem Weg. Setzte mich so, dass ich keinen direkten Blickkontakt hatte. Räumliche Entfernung half auch. Zudem setzte ich mir die Grenze, so eine Kiste gar nicht mehr erst zu berühren. Als die Wirtin mal kein Kleingeld fürs Darten in der Kasse hatte, meinte sie ich solle doch am Spielautomaten wechseln. Nun, ich ließ sie das machen.
Wir werden im täglichen Leben immer wieder mit unserer Sucht konfrontiert. Das gilt es auszuhalten. Es muss aber nicht sein, dass ich damit am Beginn meiner Abstinenz beginne. Da darf ich aus Vorsicht ruhig auch ein wenig mehr oder ganz solche Situationen vermeiden. Hätte ich die Automaten in den Kneipen als zu riskant angesehen und meine innere Hürden als wackelig, dann hätte ich doch erst mal das Darten sein lassen. Schließlich müssen die wahren Abstinenzentscheidungen erst erkannt werden und dann Wurzeln schlagen.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 14 Juni 2021, 08:34:56
Hallo Olli,

in Bezug auf "mulmig" meinte ich die Vorstellung, jetzt auch auf Sportsendungen verzichten zu müssen und damit ein stückweit Lebensqualität aufzugeben. Ich verbinde gedanklich diese Ereignisse noch zu sehr mit Wetten. Allerdings beantworte ich mir die Frage damit wohl selbst. Der Wille ist ungebrochen, aber mir fehlt noch die Erfahrung im Umgang mit solchen Situation und die damit einhergehende Stabilität. Ich nutze derzeit die Tipps und Tricks aus dem Forum.
Ab 22.06. beginnen die Sitzungen bei einem Psychologen. Bis dahin werde ich meine Empfindungen analysieren und notieren. Im Zweifel wird auf Sportsendungen verzichtet. Wird ja wohl kein Dauerzustand werden.

Die Unruhe äußert sich dergestalt, als das ich nicht mehr ruhig sitzen kann. Ein Gefühl wie bei einer Alkohol oder Rauchentwöhnung. Mit Schreiben oder eben Schach versuche ich die Fixierung auf das Ereignis abzuschwächen.
Das hilft aber nicht immer. Dann ziehe ich mich an und muss raus. Mit einem Spaziergang kann ich nach eigenem Empfinden die Unruhe am besten abbauen.


Wolfgang


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 14 Juni 2021, 10:13:56
Hi Wolfgang!

Da machst das bisher sehr gut!

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 14 Juni 2021, 11:05:25
Ich habe mich nach meiner Automatenabstinenz gefragt, ob ich meine Doppelkopfrunde weiter machen kann. Da geht's nicht um Geld, sondern nur um das Aufschreiben von Punkten. Ich habe zwar manchmal noch einen übertriebenen Ehrgeiz beim Spielen, aber bis jetzt ist alles gut gegangen.

Ich würde an deiner Stelle es genauso machen. Ab und zu ein Spiel gucken, niemals an eine Kneipenwette mitmachen und wenn Unruhe aufkommt, mich vom Fernseher entfernen und raus in die Natur.

Außerdem kann man versuchen rauszufinden, welches Teil des Sport guckens echtes Interesse ist und welcher Teil nur durch das Tippen intessant wurde.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 14 Juni 2021, 16:37:49
@Olli

Danke!



@Balduin

Raus in die Natur scheint auch mir ein geeignetes Mittel zu sein. Ein Ausweg im doppelten Sinne :D
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juni 2021, 18:31:59
Tag 14 und spielfrei

Ich hatte schon damals bei meiner Alkoholproblematik das Gefühl, ohne diese Sucht würde ich mich nicht so sehr mit mir beschäftigen. Jetzt gibt mir erneut ein Suchtproblem die Möglichkeit, mit mir selbst ins reine zu kommen. Mich mit mir beschäftigen zu dürfen und  auch die Dinge links und rechts zu sehen, wäre ohne Sucht wohl nicht geschehen. In dieser Tiefe machen es "normale" Menschen wahrscheinlich nicht. Insofern gebe ich nicht nur das Spielen auf, sondern auch die Ignoranz mir selbst gegenüber. Bei Wetten habe ich andere in die Pflicht genommen, um erfolgreich zu sein. Nun darf ich es wieder selbst tun.
Und ich tue es sowas von gern.


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Auskuriert1 am 15 Juni 2021, 20:05:40
Tag 14 und spielfrei
Super Wolfgang  :)

Bei Wetten habe ich andere in die Pflicht genommen, um erfolgreich zu sein. Nun darf ich es wieder selbst tun.
Und ich tue es sowas von gern.
Am Wochenende habe ich zum ersten Mal (gemeinsam mit meiner Frau) Erdbeeren gepflückt...fast 12 Kilo.
Vergleiche ich das nun mit Deiner Leistung - ist der Boden von Dein Eimer bedeckt, mit viele kleine aber auch schon mit ein paar ordentliche Früchte.
Das Feld ist allerdings noch lange nicht geräumt - Dein Eimer auch noch nicht Voll - allerdings macht es Spaß zu lesen wie sich Dein Eimer füllt - wirklich TOLL

Also Wolfgang - dran bleiben - es gibt vieles- und noch einiges an Früchten auf Dein Feld zu entdecken ;) 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juni 2021, 22:14:32
@ Auskuriert

Wir ernten die Früchte unserer Arbeit. Noch ist mein Eimer groß und die Früchte klein. Aber der Eimer hat einen soliden Boden, den hatte das Fass vorher nicht.
Danke für deinen Zuspruch!


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 16 Juni 2021, 21:56:51
Tag 15 und Spielfrei

So, die berühmten 24 Std. habe ich nun 15 mal erleben dürfen.

Dieses Wörtchen "spielfrei " sollte für mich nun auch optisch die Fortschritte erkennen lassen. Deshalb ich hatte mir gedacht, alle 15 Tage einen kleinen Buchstaben durch einen großen zu ersetzen. Dies durfte ich nun zum ersten mal umsetzen.

Meine Abstinenz hilft auch der Umwelt wie ich feststellen durfte. Es gab deutlich weniger Papier beim Kontoauszug  ;D


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 18 Juni 2021, 12:25:27
Was für ein Tag bisher.

Nachts kein Auge zugemacht und seit Stunden versucht der Nachbar mit einer offensichtlich unbrauchbaren Bohrmaschine Löscher in die Wand zu stanzen.
Also erstmal eine Runde an die frische Luft, aber der Kreislauf spielt verrückt. Ins Auto und paar Einkäufe erledigt. Dann geht die Temperaturanzeige in den roten Bereich, weil der Lüfter nicht mehr anspringt.
Das Teufelchen nutzt die Gelegenheit und bettelt in mir bestens bekannter Manier.  Ich sage "du Depp kannst mich mal kreuzweise" und gehe rüber zum Nachbar und helfe uns beiden.


Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 18 Juni 2021, 13:43:18
Jetzt versuchen zwei mit einer unbrauchbaren Bohrmaschine Löcher in die Wand zu stanzen ... :)
Der Eine hält die Bohrmaschine, der Andere die Wand ... ;)

Rüber zu gehen, war meine erste Idee beim Lesen. ;)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 18 Juni 2021, 19:00:43
Hallo Olli,

wenn ich jemanden beim Arbeiten zuschaue, dann nervt der Krach nicht mehr so sehr ;D

Unbrauchbar war übrigens nicht nur die Bohrmaschine, sondern auch die Bohrer hatten schon bessere Zeiten erlebt. Auf mein Gehör kann ich mich also noch verlassen.
Mein Hilfe beschränkte sich  zugegebenermaßen in der Leihe einer geeigneten Bohrmaschine samt neuwertigen Bohrer. Und nach dem letzten versenkten Dübel hatten alle ihre verdiente Ruhe.

Tag 17 Spielfrei


Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Aciric am 18 Juni 2021, 21:30:40
Glückwunsch, more to come!

Das gute ist, dass wenn du dich mal dort wg. erneuter Ruhestörung melden solltest, sie dir sicher gern entgegenkommen, weil du so hilfsbereit bist :).

Schöne Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 Juni 2021, 02:12:42
@Aciric

Hier gehen die Uhren in Sachen Hilfsbereitschaft noch etwas anders  ;)

Allerdings sagt es auch einiges über mein derzeitiges Nervenkostüm aus. Ich vermisse die bisher gekannte "Belohnung" und das macht mich etwas dünnhäutig. Ich mache mir Notizen über meine Gedanken und Gefühle in der jeweiligen Situation. Das ist wichtig für mich und die anstehenden Gespräche mit dem Psychologen. Momentan bin ich etwas von der Rolle. Die Wucht der Gedanken an die verlorene Zeit erreicht mich und zieht mich runter.
Aber diese Gefühle durchlebe ich, ohne die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Und das lässt trotz mieser Grundstimmung genug Raum für positive Gedanken. Jetzt eine solche Phase ohne Spiel zu erleben, ist mir jedenfalls tausendmal lieber als mit Spiel. Es ist eine andere Art der Niedergeschlagenheit, als ich sie vom Spielen her kannte. Mein jetziges Tun mündet nicht mehr in Selbstvorwürfen, sondern in eine gewisse Art von Stolz. Und das ist der entscheidende Unterschied. So, und jetzt versuche ich zu schlafen.


Wolfram
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 20 Juni 2021, 06:09:05
Moin Wolfgang!

Folgender Satz der Präambel der GA bewahrheitet sich bei Dir gerade mal wieder:

Zeit und Geld sind verspielt - unwiederbringlich, doch das Wertgefühl lässt sich wiederherstellen.

Da sage ich doch einfach nur: Danke fürs Teilen!
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 Juni 2021, 20:07:13
Hallo Olli!

Die von mir geschilderten Gefühle sind nicht schön und belasten mich natürlich. Ich lerne noch die Vergangenheit als solche anzusehen und anzunehmen. Diese "was wäre gewesen, wenn" Gedanken  werden mich sicher noch eine Zeit beschäftigen.
Aber da die Zeit bekanntlich alle Wunden heilt, werde ich auch damit irgendwann meinen Frieden schließen können.
Die Veränderungen sind fließend und ich nehme sie nicht so wahr, wie ich es eigentlich sollte. Das Konto im Plus, Telefonate und Treffen mit Freunden, Spaziergänge und ein neues Selbstwertgefühl sind schon jetzt das bisherige Ergebnis meiner Entscheidung. Und weil es für immer ist, werden noch viele gute Dinge hinzukommen.

Tag 19 Spielfrei

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 Juni 2021, 22:46:46
Ich bin jetzt im meinem Tagebuch auf eine Aussage von Balduin gestoßen, in welcher er jegliches Spiel als "gefährlich" einstuft. Nun frage ich mich, gilt dies auch für Schach? Ich habe die Liebe zu diesem Spiel wiederentdeckt und sehe es eher als beruhigend. Olli wirft und ich ziehe. Er den Pfeil und ich die Figur. Aber ich stehe am Anfang und übersehe eventuell eine tiefere Bedeutung.


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 20 Juni 2021, 23:11:52
Hallo Wolfgang,

als ich  den Weg in die Spieler - Selbsthilfe fand, hatte ich eine Freundschaft mit einem, der im Schach Erwin spielte,  das hat ihm damals positiven Auftrieb gegeben, eben den Weg aus der Isolation, in den Sport.

Gegen meinen jüngsten Neffen habe ich als Babysitter Schach gespielt. Als er in die Schule kam, habe ich das letzte Mal  gegen ihn gewonnen, da war er 7 Jahre alt. Seine Spiel Kultur habe ich bewundert, und von ihm viel gelernt. Er spielt erfolgreich im Verein, und ich-gegen den Computer. Es ist das einzige Spiel, dass ich installiert habe.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 Juni 2021, 11:38:42
Hallo Andreas,

ich spielte auch einmal aktiv in einem Schachsportverein. Als die Zockerei dann komplett den Alltag bestimmte, trat ich dort aus. Ich dachte während einer Partie ans Zocken und schadete somit auch dem Team.  Kaufte mir einen Schachcomputer, welchen ich aber kaum nutzte. Jetzt habe ich wieder Zeit und Muße mich damit zu beschäftigen.
Aber ich erkenne den eigentlichen Kern deiner Nachricht: Es ist nicht nur SPIEL, sondern SPORT. Genau wie bei Olli auch. Und damit ist meine Frage beantwortet.
Vielen Dank!


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 21 Juni 2021, 12:37:47
Hey,
ob ein Spiel für Jemanden gefährlich ist, ist immer verschieden.
Es gibt auch Leute, die irgendwann wieder einen Lottoschein abgeben können, ohne dass sie in alte Muster verfallen.
Ich würde solche Risiken gerade in der Anfangsphase der Abstinenz nicht eingehen.

Aber Schach ist sicherlich kein Glücksspiel und unbedenklich.

Bei allen Tätigkeiten, die wir nach Abstinenz steigern, sollten wir jedoch beobachten ob diese eine Dominanz im Leben übernehmen. Wenn wir neue Tätigkeiten einsetzen, um Gefühle zu regulieren, sollten wir aufmerksam sein.

Viele Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 Juni 2021, 13:22:41
Hallo Balduin,

deine beiden letzten Sätze sind in Anbetracht meiner Vorgeschichte von besonderer Bedeutung. Hier gilt es wachsam zu bleiben.

Danke und viele Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Devilslady am 21 Juni 2021, 19:45:55
Hallo Wolfgang

Also ich sehe Schach nicht als gefährliches Spiel an. Ich spiele mit meinen Kids ja auch weiterhin Gesellschaftsspiele jeglicher Art ALSO Brettspiele und so.
Im Gegenteil es ist entweder beruhigend oder spannend oder lustig,  auf jeden Fall aber gesellig.

Liebe Grüße

Devilslady
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 21 Juni 2021, 20:05:44
Ich habe bereits als Kind ausgiebig Monopoly gespielt. Immer das Ziel alle Straßen und Bauwerke zu besitzen, reich zu werden mit Geschick und Würfelglück. Für die meisten gesellig, für mich ein Teil meiner Suchtgeschichte.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 21 Juni 2021, 20:27:55
Einer meiner Tanten hatte wohl prophetische Anwandlungen. Zu Weihnachten bekam ich mit ca. 9 Jahren ein Roulettspiel geschenkt.
Naja ... die Kristallkugel war wohl von der billigen Sorte, sonst hätte sie einen Geldautomaten erkennen lassen. Immerhin war die Richtung schon mal richtig ... ;)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 Juni 2021, 21:46:29
@Olli

An ein Roulettspiel war bei mir in dem Alter nicht zu denken. Das gab es nur beim Klassenfeind ;)


Tag 20 Spielfrei


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Devilslady am 22 Juni 2021, 09:56:02
Hallo Wolfgang
Beim Klassenfeind soso da weiß ich woher du kommst ;) ich och.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 22 Juni 2021, 22:48:09
Tag 21 Spielfrei

Heute die erste Sitzung beim Psychologen. Zunächst viel Papierkram mit über 100 Fragen zum ankreuzen. Die ersten beiden Sitzungen werden eine Art "Schnupperkurs", um zu sehen wie es passt.
Jedenfalls redete ich wie ein Wasserfall und die 90 Min. vergingen wie im Fluge. Ich denke es passt.
War dann noch beim Optiker zum Augentest. Die neue Brille wird somit das erste Utensil, was ich mir vom nicht verspielten Geld leisten kann. Sozusagen habe ich diesen Erfolg jetzt Tag für Tag vor Augen 8)


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 23 Juni 2021, 09:49:21


An ein Roulettspiel war bei mir in dem Alter nicht zu denken. Das gab es nur beim Klassenfeind ;)


"Keine Macht für Niemand"  8) :)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 25 Juni 2021, 18:14:07
Tag 24 Spielfrei

Bis auf den nach wie vor fehlenden erholsamen Schlaf, geht es mir gut. Der mir zugelaufene junge Kater entpuppte sich jetzt als weiblich und trächtig. Jetzt macht mir die Tierliebe ganz schön zu schaffen, denn es hat sich unter den Vierbeinern herumgesprochen, das es hier was zu holen gibt ;D
Von Seiten des Tierschutzes kommt aber Unterstützung. Ich wurde gefragt, ob ich die Tiere selbst einfangen könnte. Das dürfte zumindest bei zweien funktionieren.
Die bestellte Brille ist in zwei Wochen fertig und dann sind paar Autoreparaturen fällig. Keine Ahnung wie ich das in der Zeit des Spielens hinbekommen habe. Aber Kredit oder Dispo ist eben schnell mal aufgestockt in solchen Fällen. Natürlich in einer Form, wo auch für das Spiel was abfällt. Ist schon schlimm, was Sucht aus und mit einem macht.
Meine persönlichen Notizen lassen eine eher gedrückte Grundstimmung vermuten. Das mag auch noch so sein, aber ich fühle ich mich frei und sicher.


Wolfgang












Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 26 Juni 2021, 19:57:37
Tag 25 Spielfrei

Habe mir wieder paar Tagebücher zu Gemüte geführt und musste feststellen, das es mehr zu verlieren gibt als Geld. Ich hatte immer nur einen, allerdings dauerhaften, Kredit. Keine Mietschulden etc.

Jetzt las ich die Geschichte von "SUCHTEL" und muss sagen, das hat mich mitgenommen. In vielen Dingen habe ich mich wiedererkannt, aber der Weg nach unten kennt offensichtlich keine Grenzen.

Was wäre gewesen, wenn meine Scham vor dem Vermieter wegen Mietschulden nicht so groß gewesen wäre? Dann wären wohl ebenfalls alle Schranken gefallen.

Ich hoffe er lebt inzwischen abstinent  und bleibt es auch.

Mein Suchteufel ist nicht mehr ständig im Keller. Wenn die Sonne scheint, lasse ich ihn raus und nehme ihn mit auf meinen Spaziergängen. Er ist mein Schatten und ich spreche mit ihm, denn er ist Teil meiner Person.

Möglicherweise widerspricht das den Lehrbüchern, aber für mich ist es gut und wichtig. Es ist der Schatten meiner Vergangenheit und ich gebe die Richtung vor.


Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 29 Juni 2021, 20:49:22
Tag 28 Spielfrei

Trotz Europameisterschaft hält sich der Druck in Grenzen. Eigentlich habe ich z.Z. wenig bis gar kein Bedürfnis zu spielen. Aber ich bin in so einer seltsamen Stimmung. Ich hoffe das ist nicht der Beginn einer depressiven Phase. Aber irgendwie fällt mir alles etwas schwerer als vorher. Versuche aber auch gerade das Rauchen aufzugeben. Gelungen ist es noch nicht. Kommt eben grad bisschen viel zusammen.
Aber wenn ich sehe, wieviel ich bei dieser EM schon falsch getippt hätte, bin ich trotz allem heilfroh.
Soll aber nicht heißen, bei Erfolg wäre ich umgefallen. Diese Zeiten sind vorbei!!!


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 30 Juni 2021, 06:02:17
Guten Morgen Wolfgang!

Zitat
Mein Suchteufel ist nicht mehr ständig im Keller. Wenn die Sonne scheint, lasse ich ihn raus und nehme ihn mit auf meinen Spaziergängen. Er ist mein Schatten und ich spreche mit ihm, denn er ist Teil meiner Person.

Möglicherweise widerspricht das den Lehrbüchern, aber für mich ist es gut und wichtig.

Ich sage immer etwas Ähnliches. Behandele Deine Sucht wie einen Freund. Rede ruhig mit ihm, denn er ist der Spiegel Deiner Bedürfnisse. Nur auf Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der nächsten Suchtausübung sollten wir uns nicht einlassen, die können wir nur verlieren. Also lassen wir unseren Freund sich austoben, belächeln ihn dabei und machen doch weiter unser Ding.

Magst Du mehr über diese seltsame Stimmung erzählen?
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 30 Juni 2021, 13:16:02
Hallo Olli!

Tja, diese momentane Stimmung ist so leicht nicht in Worte zu fassen. So eine diffuse Leere und Ungeduld. Einerseits sehe ich meine Entwicklung und andererseits dauert mir das irgendwie zu lang. Ich tue mich schwer, jeden Spielfreien Tag als Erfolg wahrzunehmen. Die an die Stelle des Spielens getretenen Aktivitäten (Schach, Spaziergänge, Treffen mit Freunden, Tiere) geben mir zwar Halt und ein temporäres Gefühl der Zufriedenheit, aber ich spüre auch das etwas fehlt. Heute bin ich mit dem Auto auf die Autobahn und hab mal eine Zeitlang  ordentlich Gas gegeben. Danach fühlte ich mich richtig gut und war zufrieden mit mir.
Möglicherweise fehlt mir der gewohnte Adrenalinschub. Dieses Phänomen kenne ich auch von früher. Habe den Tank soweit leergefahren, das es  gerade noch bis zur Tankstelle gereicht hat. Manchmal hat es auch nicht gereicht. Obwohl ich mehrmals vorher die Möglichkeit hatte zu tanken. Bin eben einfach weitergefahren und genoss diesen Kick. Oder hängte Wäsche auf, obwohl Regen gemeldet war. Wollte einfach testen, ob es noch reicht zum trocknen. Oder gehe betont langsam zum Bus um zu sehen ob ich es noch schaffe, bevor der letzte eingestiegen ist.
Wenn ich mir das so vor Augen halte, bin ich wohl etwas Verhaltensauffällig ;D

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 01 Juli 2021, 16:12:24
30 Tage SPielfrei

So nun sind bereits 30 Tage ins Land gegangen, seitdem ich die Reißleine gezogen habe. Es ist der erwartete steinige Weg, aber es geht ja nicht nur mir so. Zurückblickend war es zu Beginn meiner Alkoholabstinenz eigentlich genau so. Die Selbsthilfegruppe war ein wichtiges Instrument. Ich habe zwar keinerlei Suchtdruck mehr, aber mit den Leuten aus der Selbsthilfegruppe treffe ich mich nach 21 Jahren immer noch. Fuhr auch viele Jahre zur GAD nach Dresden usw. Und das in dem Wissen um ein weiteres bestehendes Problem. Das hat an mir gezehrt und viel Kraft und Selbstachtung gekostet. Dieses Versteckspiel hat nun endlich ein Ende gefunden.   So und jetzt stehe ich eben wieder am Anfang des Weges und stelle mich der anderen Sucht.. Jetzt will ich lernen, ohne den besonderen Kick auszukommen. Der von gestern reicht wieder für paar Wochen ;D Wenn ich doch nur Sexsüchtig gewesen wäre. Dann hätte ich wenigstens richtig was davon gehabt ;)
Heute geht es mir schon wieder etwas besser.

Eins ist mir noch wichtig. Ich wollte ja eigentlich jeden Monat eine Spende abdrücken. Aber 25 Euro sind mir momentan etwas zu viel. Es ist/war zwar einiges an Geld übrig, aber Brille und Autoreparatur haben erstmal Vorrang.
Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 04 Juli 2021, 01:56:05
32 Tage SPielfrei!

So, ich war gerade mal eine Runde spazieren. Allein mit mir und in völliger Ruhe. Ich gehe jetzt gern Nachts mal raus und lasse meinen Gedanken freien lauf. Ich dachte an meine etwas angeschlagene Gesundheit und daran, ob alle anderen glücklicher sind als ich. Dieses Gefühl hatte ich nämlich oft in den letzten Jahren. Ich dachte an Born, seine Wünsche und Hoffnungen. Überhaupt nehmen mich viele der geschilderten Erlebnisse in diesem Forum ziemlich mit. Und bei diesen Spaziergängen ist das gelesene wieder präsent. Ich profitiere von der Erfahrung einzelner, habe aber auch das scheitern anderer vor Augen. Mache ich alles richtig? Auf welchem Weg befinde ich mich? Mache ich mir etwas vor, weil die Möglichkeiten zu spielen immer schwieriger werden? Oder hat es jetzt wirklich klick gemacht? Was ist anders, als in den Spielfreien Zeiten zuvor? Ich weiß, das mich die Zockerei anwidert und ich sehe auch absolut keinen Grund, wieder damit anzufangen. Aber ist das nachhaltig? Freitagessen/Auskuriert/ war nach weniger als einem Monat schon in einer Selbsthilfegruppe. Er ist eines meiner großen Vorbilder hier. ich bin in psychologischer Behandlung, aber das ist eben nur für eine begrenzte Zeit. Mein Alkoholproblem hätte ich ohne Selbsthilfegruppe nicht in den Griff bekommen. Die alten "Freunde" waren dann keine mehr. Hier aber denke ich, das schaffst du ohne Gruppe. Da bin ich eben noch nicht offen genug, die Scham vor der Offenbarung bestimmt (noch) mein Handeln. Was denken die dann über mich, schließlich habe ich jahrelang im Bereich Sucht gearbeitet. Die sehen mich doch dann mit anderen Augen. Solche und ähnliche Gedanken habe ich dann. Ich wüsste was ich anderen empfehlen würde. Bei mir selbst tue ich mich schwer. So, jetzt aber ab in die Koje.

Wolfgang



Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 05 Juli 2021, 18:52:04
Hi Wolfgang!

Am WE habe ich gelernt, dass Scham eine Tugend ist. Sie übt grundsätzlich immer eine Schutzfunktion aus.
Ich finde es prima, wie Du hier Deinen Gedanken freien Lauf lässt und zumeist ja auch zu Schlüssen kommst, die Dich weiter bringen.
Gut ersichtlich ist gerade Dein innerer Kritiker. Wusstest Du, dass kein Mensch damit geboren wird? Er ist eine Folge der Sozialisation.
Ich verrate hier nicht zu viel, wenn ich Dir sage, dass in der Gruppe, in der ich saß, die Meisten von Schamsituationen aus ihrer Kindheit berichteten. Das heisst nicht, dass man eine "schlechte Kindheit" gehabt haben muss. Es waren einzelne Situationen, die aber ihre Spuren hinterlassen haben.
Ich wurde z.B. aufgezogen, wenn ich Gefühle zeigte. Was war das Resultat - ich schämte mich dieser Gefühle und versteckte sie hinter einer Maske. Dies führte dann allerdings tatsächlich zu einer Gefühlsblindheit. Die wiederum ließ mich spielen, um überhaupt irgend etwas, und das dann nur extrem, spüren zu können.
Welches Gefühl hast Du begleitend, wenn Du über die Scham in eine Spieler-SHG zu gehen nachdenkst?

Darf ich Dir verraten, was die Jungs und Mädels dort denken werden? OK, die Frage war rhetorisch ... :)
Prima, dass er nicht nur Wasser predigt und dann Wein säuft ...
Sucht macht vor keinem Menschen halt.
Super, dass er hier ist ...

So könnte ich noch eine Weile weiter schreiben.
Zum Schluss darf ich Dir noch Eines verraten: Manchmal ist es ratsam etwas einfach zu "machen", anstatt es sich selbst schlecht zu reden ... ;)
Der innere Kritiker lässt sich von der Sucht verführen. Es gibt aber da noch ein Wesen, welches Du in Dir trägst - es ist der Begleiter, der viele Adjektive im Vornamen hat: gut ... sorgsam ... mitfühlend ...
Er ist derjenige, den Du befragen solltest ...
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 05 Juli 2021, 20:30:46
Hallo Olli,

mit klarem Blick begann ich zu lesen, dann aber verschwammen die Buchstaben. Du hast es wirklich drauf, DANKE!!!


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 06 Juli 2021, 11:34:13
Hallo Olli!

Die Antwort auf deine Frage:

Ich habe den Gedanken, das ich es mir im Gegensatz zu anderen leicht gemacht habe. Weg vom Alkohol, hin zum Spielen. Andere in meiner Gruppe waren da in jeder Hinsicht konsequenter. Ich dagegen habe eine Sucht durch die andere ersetzt. Und vor allem, keiner hat es gewusst. Jetzt will ich mich öffnen, aber hatte noch Bammel vor den Reaktionen gehabt. Aber genau dieser Schritt fehlte mir noch, um mich vollends zu befreien.
"Nichts tun ist spielen". Also werde ich auch die letzte Hürde in Angriff nehmen und das "tun" fortsetzen.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 06 Juli 2021, 12:58:46
Hi Wolfgang!

Nun noch mal für Dein Kopfkino: Was würden denn die konsequenten Freunde sagen, wenn sie mitbekämen, dass Du der SHG fern bliebest?
Wie würden sie mit Dir bei einem Alkoholrückfall umgehen? Wäre das für sie etwas Anderes?

Mal unter uns Pastorentöchtern ... ich glaube etwas über 20 % der Spieler sind polytox. Ungefähr gleich hoch ist der Prozentsatz der Personen, die eine Suchtverlagerung erleiden. Ich finde, das ist schon ein beachtlicher Anteil, der Dich jetzt auch nicht zur Ausnahme macht.

Zum Thema "Es kann jeden treffen" : Wusstest Du eigentlich, dass ich in meiner Gruppe damals eine Psychologin hatte, die spielsüchtig ist? Auch hier im Forum hatten wir kurz einen Therapeuten mit der gleichen Problematik.

Ich darf noch mal Peter Kagerer (Psychologe) zitieren aus einem Seminar, welches ich besucht habe: Das Rezept für Erfolg ist "tun"!
Von daher: Gutes Vorhaben Deinerseits ... :)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 06 Juli 2021, 15:56:49
Hallo Olli,

das ist mir alles bewusst. Aber die Sache mit dem Kopfkino gehört eben auch irgendwie zu mir. Manchmal wünsche ich Teflonbeschichtet zu sein, wie so mancher Stratege in Politik und Wirtschaft. Bekomme ich aber nicht hin und das ist auch gut so.
Das Rezept für Erfolg ist "tun". Richtig, deshalb hatte ich dich bezüglich "Nichts tun ist spielen" auch entsprechend zitiert. Hab nur vergessen es kenntlich zu machen ;)
Die Reaktionen meiner Mitstreiter teile ich im weiteren Verlauf natürlich mit.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 09 Juli 2021, 20:25:48
Tag 37 SPielfrei

So, meinen treuen Begleitern in der SHG habe ich mich offenbart und die Hosen runtergelassen. Ich fühlte mich für einen Moment im 7. Himmel. Meine Befürchtungen hinsichtlich der Reaktionen waren völlig falsch.
Es kamen sogar noch von zwei anderen paar Dinge ans Licht ;D
Ich hätte das viel ehr machen können/sollen. Man witzelte zwar zum Abschluss auf wen ich im Endspiel setzen würde, aber ich genoss das schallende Gelächter. Ihrer Unterstützung darf ich gewiss sein und das macht wahre Freunde aus. Ich bin stolz auf sie.
Zuhause angekommen habe ich erstmal gespielt und nach 23 Zügen verloren ;)
Dieser Tag war schön!

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 10 Juli 2021, 07:59:11
Moin!

Futsch ist das Kopfkino ... :)
Du bist da ein Mitglied einer echt guten Gruppe!
Und wie Du siehst, hat Dein Vertrauen weiteres Vertrauen ausgelöst.
Gut gemacht!

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juli 2021, 10:04:52
@Olli

Ja wir sind eine gute Gemeinschaft. Helfen und Unterstützen uns auch abseits unserer Treffen. Kommen jüngere, dann lassen sie sich in Sachen MPU usw. helfen, sind dann aber wieder verschwunden. Dabei organisieren wir Ausfahrten, Kegeln, Bowling und anderes mehr. Durch die Pandemie wurden aber auch wir ausgebremst.

Eine Frage zum Forum habe ich. Wen oder was versteht man unter dem Begriff "versteckt" bei Besucher online? Ich habe nichts dazu gefunden, oder habe es überlesen.
Danke!

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 10 Juli 2021, 10:12:55
Lieber Wolfgang,

das sind wohl böse Buben, wenn ich das recht verstehe. ich frage aber gern nochmal nach. Wir - inszwischen insbesondere Olli - haben hier viel damit zu tun das Forum von Spammern zu befreien. Was hier nicht alles schon angeboten wurde. Manchmal erwischen wir sie bereits beim Anmelden, manchmal in den ersten Minuten und manchmal können siw sich anmelden und posten ihren "Mist" erst nach ein paat Tagen oder Wochen. Manchmal meldet ihr uns auch solche User.

LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juli 2021, 13:21:22
Hallo Ilona!

In diese Richtung ging auch meine Vermutung. Gibt leider nichts mehr was es nicht gibt.
Vielen Dank!

Wolfgang

 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: TAL am 10 Juli 2021, 13:34:34
Hallo Wolfgang,

die 'Versteckt'-Funktion ist etwas, was jeder Benutzer in seinem Profil einstellen kann, wenn er nicht möchte, daß sein Onlinestatus gesehen wird. Dann steht man nicht mehr rot in der Userliste, wenn man online ist, sondern gehört zu den Versteckten, ohne namentlich erwähnt zu werden.
Ich selbst habe die Funktion nicht aktiviert, aber dies so einzustellen kann viele Gründe haben. Entweder, man will nicht, daß andere sehen, was man gerade tut oder liest, oder man möchte generell seinen Status geheimhalten. Privatsphäre eben. Sobald man etwas postet, sehen andere natürlich trotzdem, daß man da ist.

Dies ist eine Einstellung, die jeder vornehmen kann, und das hat nicht unbedingt etwas mit Spammern oder Trollen zu tun. Unter Anderem ist auch Olli 'versteckt' unterwegs
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 10 Juli 2021, 13:38:29
Hm, ich sehe aber eher User als versteckt angezeigt, die nicht anmeldet sind und deren IP Mittelamerika o.ä. ist.
LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: TAL am 10 Juli 2021, 13:47:41
Ich kann natürlich nicht sehen, wer sich hier noch so rumtreibt, aber auch einige der 'regulären' Leute haben es absichtlich so eingestellt, weil es ihnen offenbar lieber ist, wenn sie nicht angezeigt werden.

Du gehst auf "Profil", dann auf "Benutzerkonto", und da nimmst du den Haken raus bei "Anderen Benutzern Ihren Onlinestatus zeigen". Damit bist du dann einer der Versteckten, und wirst nicht mehr namentlich angezeigt, wenn du online kommst. Und man kann auch durch Anklicken deines Namens nicht mehr sehen, was du gerade tust.

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juli 2021, 16:33:03
@ Tal und Ilona

Danke für die Information. Zusammengefasst also eine Funktion für die Guten und weniger Guten. Olli zählt schon mal zu den Guten ;)


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 13 Juli 2021, 16:40:21
Vorhin mal wieder eine ausgiebige Runde gedreht. Jetzt ist mir etwas flau im Magen, vertrage das derzeitige Wetter nicht so richtig. Blutdruck mal oben und dann mal unten, Puls ebenso. Habe das Teufelchen heute auf meiner Runde dabei gehabt, musste paar Fragen klären. Mein Auto ist ja repariert und würde wahrscheinlich den TÜV Termin in paar Monaten schadlos überstehen. Trotzdem ist es schon 16 Jahre alt und ich spiele mit dem Gedanken (nur mit dem Gedanken), mir ein anderes zu gönnen. Dabei dachte ich an Leasing und habe diesbezüglich auch schon etwas gestöbert. Mein Zigarettenkonsum hat sich deutlich verringert und wenn ich es ganz sein lasse, dann könnte ich mit dem gesparten Geld die Leasingrate bezahlen.
Darüber habe ich mal mit dem Teufelchen gesprochen. Seine Vorstellungen gingen erwartungsgemäß in eine andere Richtung. "Das Auto fährt doch erstmal, kannst doch weiter sparen und in einem Jahr denkst du nochmal drüber nach. Wer weiß, wie du in einem Jahr über OASIS denkst. Beides geht nicht, das sollte dir klar sein".
Jetzt sitze ich hier und merke, das ich diesem Teufelchen noch recht viel Aufmerksamkeit schenke. Seine Meinung hat noch Gewicht. Ich habe ihm aber auch deutlich gesagt, das ich 40 Jahre nach seiner Pfeife getanzt bin und mein Leben seinen Interessen geopfert habe. Darauf habe ich keinen Bock mehr. Aber ich bot ihm an, wir können trotzdem Freunde bleiben. Er überlegt es sich und will zumindest für den Rest des Tages die Klappe halten.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 13 Juli 2021, 18:46:21
Jetzt sitze ich hier und merke, das ich diesem Teufelchen noch recht viel Aufmerksamkeit schenke.

Und Lebenszeit schenkst du ihm auch! Dem Teufelchen, das eigentlich nie wirklich dein Freund war. Oder?  Wie wäre es außerdem mit festeren Ansagen: Du hältst jetzt die Klappe! Und basta!

LG Ilona


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 13 Juli 2021, 22:26:49
Hallo Ilona,

ist es schon einmal vorgekommen, das ein Teufelchen Beiträge löscht ;)  Möglicherweise hat sich Ollis` Tag so fortgesetzt wie er begann. Das endete in einer klaren Ansage an mich und ich fand das sehr erfrischend ;)

Leider bekommt er noch Aufmerksamkeit und damit natürlich Lebenszeit. Wenn auch in einer anderen Form. Aber ich setze mich mit ihm auseinander, denn er wird mich nicht  verlassen. Mein Psychologe meinte, es kostet Kraft, jeden Tag einen Feind zu bekämpfen. Also sehe ich ihn nicht als Feind, sondern als jemand mit dem ich auskommen muss. Immer im Wissen, er hat mein bisheriges Leben ruiniert.
Und glaube mir Ilona, ich habe ihm schon Dinge entgegengebrüllt,  die ich hier nicht wiedergeben kann. Irgendwann werde ich nur noch müde über ihn lächeln, aber soweit bin ich noch nicht.

Liebe Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 13 Juli 2021, 22:41:40
Na ja, ich meinte nicht löschen. Eher an die kurze Leine nehmen!
LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 14 Juli 2021, 06:46:05
Hi Wolfgang!

Gut, dass Du meinen gelöschten Beitrag so interpretiert hast, wie ich ihn gemeint hatte. Mir ist aber kurz nach dem Absenden aufgefallen, dass Du ihn auch als negativ hättest interpretieren können. Daher habe ich ihn wieder gelöscht.
Soll ich den Link für den Mitgliedsantrag noch mal einstellen? :)

Zitat
Mein Psychologe meinte, es kostet Kraft, jeden Tag einen Feind zu bekämpfen. Also sehe ich ihn nicht als Feind, sondern als jemand mit dem ich auskommen muss. Immer im Wissen, er hat mein bisheriges Leben ruiniert.

Guter Psychologe ... ;)
Es ist einerseits gut, wenn das Teufelchen auf Distanz gehalten wird. Doch ihn nur negativ zu betrachten bringt auch nichts.
Wasser ... es ist lebensspendend, hat diverse Aggregatzustände ... bla bla bla ... und Du kannst darin ertrinken.
So ist es auch mit dem Teufelchen. Auch er hat gute Seiten. Je lauter er wird, desdo mehr ist er ein Indikator dafür, dass da etwas in Schieflage ist in Dir.
Von daher ist es wichtig, ihn als Freund zu akzeptieren. Doch ich glaube, davon bist Du noch weit entfernt.
Um das zu erreichen, musst Du Dir selbst verzeihen können.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 14 Juli 2021, 09:11:40
Hallo ihr Lieben,

ich denke beim Lesen gerade an einen Ausflug von mir in die Altmark, in der Stadt Gardelegen. Dort stand ich vor dem Rathaus, sah mir die Rolandfigur an, knipste mein Foto. Da sprach ein Passant mich an, und verwies auf den Eulenspiegel , der dem Roland im Nacken sitzt. Also, der Roland, der Hüter und Ehrenritter der Hansestädte, und der Narr, der sich genau auf die Stellen setzt, in der die Obrigkeit sich der Töricht, dem Stolz geschlagen gibt.
Ich liebe diese Geschichten, weil sie ja eine Sozialkritik beinhalten.

Es ist doch die Ausgewogenheit des gesunden Menschen, seine guten wie negativen Seiten anzunehmen, und sie in sich zu integrieren. Persönlich dachte ich früher: "wenn ich es nur schaffe, ein Gutmensch zu sein, würde ich die Anerkennung und Wertschätzung erhalten, nach der ich mich so sehne. Aber wenn ich es Heute mitbekomme, daß meine "Gutmütigkeit" ausgenutzt wird, dann balle ich schon einmal die Fäuse, auch wenn meine Argumente, Grenzen zu setzen, verbal ablaufen. Will sagen, ich habe einen Standpunkt, und dazu stehe ich!

Liebe Grüße
Andreas

Da fällt mir noch ein Song von Rammstein ein, bei der nicht Till Lindemann, sondern unisono die Fans im Stadion singen...  ;D 8) :P
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 14 Juli 2021, 10:46:14
Das Teufelchen muss als imaginärer Täter und Anstifter herhalten. Und es hilft tatsächlich manchmal, um das eigene Versagen abzuschwächen. Aber letztlich war ich es der versagt hat. Und genau das kann ich mir (noch) nicht verzeihen. Aber ich bin kein Umfaller, jetzt nicht mehr. Ihr werdet mich hier nicht mehr los.
Der Antrag auf Mitgliedschaft geht noch diese Woche raus.


Wolfgang


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 14 Juli 2021, 14:06:50
Als Versager habe ich mich kaum gefühlt. Eher als jemand, der seinem Schicksal ausgeliefert ist
Zu schwach um ein Glücksspielfreies leben zu führen.

Das war eine ganz große langanhaltende Täuschung durch das Teufelchen. Mittlerweile ist es fast verstummt. Nur manchmal schickt es mir Träume vom großen Millionengewinn im Lotto.

Gebe ich wieder Glücksspielfutter für das Teufelchen, wird es sich damit nicht zufrieden geben.

Viele Grüße

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juli 2021, 13:15:42
@Balduin

Als Versager habe ich mich gefühlt, wenn es nach einer Spielpause wieder losging. Zu schwach um ein Glücksspielfreies Leben zu führen, kann man auch sagen. Was ich schon alles versucht habe, geht auf keine Kuhhaut. Aber immer ohne wirklich dahinter zu stehen.
Stehe ich diesmal wirklich hinter dem was ich derzeit tue? Das frage ich mich eventuell noch zu oft. Nicht jeder Tag ist gleich und die Gedanken sind dann entsprechend unterschiedlich.
Ich spiele nicht und mich interessieren auch keine Quoten. Ich nehme psychologische Hilfe in Anspruch und habe mich denen die mir nahestehen offenbart. Ich habe eine andere Tagesstruktur und wieder Freude am Dasein. Und trotzdem ertappe ich mich manchmal bei dem Gedanken, es irgendwann mit überschaubaren Einsatz und kontrolliert nochmal versuchen zu können. Totaler Schwachsinn und dieses Denken geht mir auch echt auf den Senkel. Kann ich nicht "einfach" gedanklich damit abschließen? Welche Fehlfunktion verleitet mich trotz schlimmster Erfahrungen zu solchen Gedanken? Stimmt etwas mit meinem Belohnungssystem nicht? Ich gönne mir doch hin und wieder etwas und spüre auch das Gute im Neuen. Aber irgendwas fehlt und hinterlässt eine Lücke, welche ich mit diesen ätzenden Gedanken versuche auszufüllen. Das wird es wohl sein. Habe mir vorhin eine CD zur Entspannung gekauft und teste sie heute Abend.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 15 Juli 2021, 14:14:24
Ja, solche Gedanken kann man nicht rational erklären.
Warum fragen wir uns immer wieder, trotz anderer Erfahrungen, warum es nicht vielleicht doch möglich sein soll irgendwann wieder kleine Einsätze kontrolliert zu tätigen.
Das ist die Sucht. Der innere Spieler. Er schickt uns diese Gedanken.
Jahrzehntelang haben wir unser Gehirn aufs Spielen programmiert. Haben uns an die Gefühle gewöhnt, die mit dem Spiel zusammenhängen.

Haben wir uns zu einem abstinenten Leben entscheiden, fängt der innere Spieler an, uns mit verschieden Methoden zu torpedieren. Er hat manchmal auch ganz gute Argumente (incl. dass wir uns besser fühlen, wenn wir mal ein kleines Spiel riskieren oder das es schade wäre um das ganze Poker- und Sportwissen) - rationales diskutieren hilft da nicht weiter.
Aber sei dir gewiss, der innere Spieler wird leiser, die Fragen und kritischen Situationen werden weniger.

Wenn man so lange seiner Spielsucht gefrönt hat, sind die Auslöser und Ursachen vielleicht schon gar nicht mehr so nah.
Ich habe gespielt, weil ich es so gewöhnt war. Wollte ich nicht mehr spielen habe ich Druck verspürt. Dann das Gefühl der Erleichterung, wenn die erste Münze im Automaten war und später wieder der Katzenjammer.

Jetzt bin ich raus aus der Spirale, aber hinter dem Berg ruft es manchmal: "Komm zurück, beim nächsten Mal wird es anders" - wie sagt man so schön: "Verarschen kann ich mich allein, da brauch ich keinen anderen dazu" Ein Sprichwort mit viel Wahrheit. Nur dass ich mich jetzt nicht mehr selbst verarschen möchte.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juli 2021, 16:03:44
Für mich ist wichtig, das diese o.g. Gedanken in der jetzigen Phase nicht ungewöhnlich sind. Das scheint der Fall zu sein. Ich werde die Stimme zwar immer mal hören, aber irgendwann nicht mehr aus nächster Nähe.
Danke Balduin!


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 15 Juli 2021, 16:05:21
Hi!

Zitat
Stehe ich diesmal wirklich hinter dem was ich derzeit tue?

Ich finde, das lässt sich nur an Deinem Handeln ermessen. Sei es die externe Hilfe oder ein einfaches aber entschiedenes "Nein" zu Dir selbst, wenn das Teufelchen anklopft. Und nun vergleiche es mit früher.
Ein weiteres Indiz sind die zumeist unbewussten Handlungen. Sie fallen aber eben nur auf, wenn Du sie Dir bewusst machst. Gab es in letzter Zeit Situationen, in denen Du "gesund" reagiert hast, anstatt an das Glückspiel zu denken?
Habe es heute schon mal vorgeschlagen: Schreibt ein Gefühlstagebuch ... dann fallen die genannten Situation oft auf.

Zitat
Totaler Schwachsinn und dieses Denken geht mir auch echt auf den Senkel. Kann ich nicht "einfach" gedanklich damit abschließen? Welche Fehlfunktion verleitet mich trotz schlimmster Erfahrungen zu solchen Gedanken? Stimmt etwas mit meinem Belohnungssystem nicht? Ich gönne mir doch hin und wieder etwas und spüre auch das Gute im Neuen. Aber irgendwas fehlt und hinterlässt eine Lücke, welche ich mit diesen ätzenden Gedanken versuche auszufüllen.

Geduld, Wolfgang ... Geduld! Erwarte doch nicht gleich Bäume ausreissen zu können. Deine gestörte Gefühlsregulation ist für Dich doch Normalität.
Es braucht Zeit, bis sich die gesunde Normalität ausgebreitet hat und Du wieder die gesamte Gefühlspalette erleben und ausleben darfst.
Vielleicht kommst Du ja über den Psychologen an die Lücke ran und kannst sie schließen.

Zur letzten Antwort: Ganz genau ... ;)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Juli 2021, 16:52:52
Hallo Olli,
es gab viele Situationen in denen ich diesen niederziehenden Gedanken mit Ablenkung begegnete. Da hat sich seit Anfang Juni schon einiges getan in den Abläufen. Das von dir empfohlene Gefühlstagebuch nutze ich seit dem 3.Tag meiner Abstinenz. Und hier erkenne ich eben auch eine gewisse manische Tendenz. Mal obenauf und mit allem zufrieden, dann wieder zweifelnd und bedrückt. Nicht behandlungsbedürftig, da nur im Zusammenhang mit der durchaus gewollten Selbstreflektion in diesem einem Punkt zu sehen. Warum mache ich mir eigentlich solchen Stress um Dinge, die ich doch sowieso nie wieder tun werde? Das müsste doch gar nicht sein.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 23 Juli 2021, 13:43:16
So, ich befinde mich im Tag 52 und es wird besser!
Seit meinem letzten Eintrag ins Tagebuch hatte ich (für mich überraschend) kaum noch Gedanken ans Spielen. Dieser "beschissene" Druck ist verflogen. Keine Ahnung ob und wie lange das anhält, aber momentan verspüre ich eine sehr angenehme Ruhe in mir. Zur Europameisterschaft hatte ich ein einziges mal auf die Quoten geschaut. Richtig spannend empfand ich das Turnier aber wegen der fehlenden Wetten nicht.
Nun geht die 2. Bundesliga los und ich freue mich auf die Spiele. Wäre in den ganzen Jahren vorher nicht möglich gewesen. Da war nur spannend, was unter Geldeinsatz lief.
Der Fokus liegt nun endlich wieder auf anderen Dingen, welche ich erst wieder erkennen musste. Zuallererst denke ich da an meine etwas angeschlagene Gesundheit. Da habe ich einiges schleifen lassen und gewisse Dinge überspielt
Nachher um 14.15 Uhr treffe ich mich mit den Freunden aus der SHG und werde über Gott und die Welt schnacken.

Allen ein schönes Wochenende

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Auskuriert1 am 23 Juli 2021, 19:24:18
Tag 52 war für mich auch ein guter Tag (Weihnachten 2012) -und mein Wille nicht mehr zu spielen ungebrochen.
Nichts aber auch wirklich gar nichts würde mich davon abhalten jemals wieder zu spielen ... dachte ich.
Ungefähr 10 Tage später (2ter und 3ter Januar)  Suchtdruck - und so wie ich das noch in Erinnerung habe,
richtig richtig mieser Suchtdruck und die innerlichen Vorbereitungen zum Zocken liefen schon auf Hochtouren.

Ganz in der ferne noch ein paar Gedanken an dieses Forum und an all die Zeit die ich hier schon verbracht hatte...hmm
das waren mit abstand die beiden schwierigsten Tage seit ich aufgehört hatte.
Wie weiß ich nicht wirklich, den dreh habe ich aber trotzdem noch hinbekommen.

Bis dahin hatte ich auch schon einiges unternommen -tägliches auseinandersetzen mit der Sucht, SHG usw.
Aber es gab auch etwas worüber ich noch überhaupt nicht nachgedacht habe/hatte - Suchtdruck und was machst du dann?

Der berühmte Notfallkoffer, ebenso nur 24 Std. kamen für mich nie in Frage...
Vielleicht bin ich was das obere betrifft etwas seltsam, aber bei Suchtdruck knallen eh alle Sicherungen raus - stehst du alleine da - und musst damit auch irgendwie klarkommen.
Vorbereitet wäre das eine ganz andere Nummer geworden ... wahrscheinlich einfacher, aber nun gut, im nachhinein ist man eh schlauer. 

Also Wolfgang, Tag 52 -echt super und wirklich gut,
unterschätze aber niemals unsere Sucht.

Es dauert halt eine gewisse Zeit bis sich das Oberstübchen normalisiert -und wenn Du auf Eventualitäten vorbereitet bist, dann musst Du dich nicht so wie ich entscheiden (gehe ich Links oder gehe ich Rechts),
dann kennst du den Weg.

Dir auch ein schönes Wochenende   :)

Rainer
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 26 Juli 2021, 20:15:17
Hallo Rainer,

mir hilft das mit den 24 Std. und nebenher auch noch paar andere Sachen. Es wird sicher noch eine Zeitlang Auf und Ab gehen, aber in der Vergangenheit war ich Einzelkämpfer und bin regelmäßig gescheitert. Ziel war bis zum Sankt Nimmerleinstag nicht mehr zu spielen. Ein frommer Wunsch und halbherzig obendrein.
Jetzt kann ich mich von einem Tag zum anderen hangeln und "durfte" innerhalb dieser Tage die verschiedensten inneren Zustände kennenlernen. Da gingen meine Gedanken von "macht doch in deinem Alter keinen Sinn damit aufzuhören" bis "das kotzt mich alles so an und ich will in diesem Leben nochmal Schuldenfrei sein.

Mit Beginn der 2. Bundesliga haben die Wettanbieter wieder Hochkonjunktur. Überall wird mit Bonus und Superquoten geworben. Es wird neue Opfer geben.

Übrigens habe ich gestern (25.07.21) 9.05 Uhr die vorerst letzte Zigarette ausgedrückt. Ein neuer Versuch sozusagen. Jetzt beim Schreiben pfeift der Ast, aber für heute schaffe ich das.
Der (versteckte) Hinweis auf die Wichtigkeit von Helferlein im Falle des akuten Suchtdrucks  sind angekommen. Dein Januar 2013 wird mich sicher irgendwann auch mal einholen. Ich unterschätze die Gefahr nicht  und bin vorbereitet.

Liebe Grüße

Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Peter Schmidt am 29 Juli 2021, 20:18:06
Hi =)

Ich habe dein Tagebuch noch nicht komplett gelesen aber die Frage, ob ich einen todsicheren Tipp abgeben würde, würde ich wohl mit Ja beantworten. Ich würde definitiv tippen. Ich würde es halt einfach nicht mehr als Glücksspiel definieren. Das wäre für mich eine Investition mit positiver Gewinnerwartung und die würde ich wohl auf jeden Fall tätigen. Gespielt hätte ich damit in meiner Welt nicht, ich hätte einfach mein Geld vermehrt. Mit hätte wäre was wenn ich mehr gewonnen hätte würde ich aber nicht anfangen wollen, das führt vermutlich nirgendwohin. Wie auch das Zocken selbst, ist günstiger aber sonst.....

Viel Erfolg weiterhin, ich lese mal erstmal weiter.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 30 Juli 2021, 20:42:58
Hallo Peter,

die Frage nach dem Grund für eine Abstinenzentscheidung beschäftigte mich durchaus etwas länger. Abschließend geklärt ist diese Frage für mich noch immer nicht. Abseits von Verlusten der materiellen Art, gibt es bekanntlich viele weitere negative Dinge, welche einen Spieler  auf seinem Weg begleiten. Es gibt Lügen, Beziehungsprobleme, negative Empfindungen, Selbsthass, Scham usw. Und hier stellt sich jetzt die Frage: würde ich diese ganzen negativen Dinge in Kauf nehmen, wenn ein stetiger Gewinnzuwachs im jeweiligen Spiel möglich wäre? Höre ich auf, weil mich die ganzen o.g. negativen Dinge belasten und daraufhin ein Umdenken erfolgte, oder sind es schlicht und ergreifend die ständigen Verluste welche zur Abstinenzentscheidung führen? Wie gesagt, hier habe ich noch keine abschließende Antwort gefunden.

Egal, ich befinde mich in Sachen Spielabstinenz im Tag 59. Dazu kommen jetzt 133 Std. ohne eine einzige Zigarette. Und das ist echt heftig, weil der Drang zu Rauchen kein Stück nachlässt. Stattdessen esse ich wie ein Scheunendrescher und hole mir damit das nächste Problem ins Haus ::)


Ein schönes Wochenende allen

Wolfgang



Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 31 Juli 2021, 00:51:30
Hey Wolfgang,

wie viele schöne Dinge ,Erfahrungen  Gespräche,Unternehmungen hattest du jetzt seitdem du spielfrei bist? Wie findest du sie? Möchtest du du darauf wieder verzichten?Hättest du sie gehabt, wenn du weiter zocken würdest?

Fühlst du dich freier ohne zocken? Beziehung,Gesundheit, schöne Unternehmungen mit Freunden oder Freundin oder den Kindern,alles Wichtige rückt wieder in den Vordergrund. Du nimmst auch die kleinen Dinge des Lebens, des Alltags wahr.

Man hört auf zu spielen,weil der Leidensdruck und die Probleme zu groß werden und man bleibt spielfrei,weil man merkt wie schön das Leben wieder sein kann und wie weh man sich selbst und anderen getan hat.

Der eine  Grund der Abstinenzentscheidung ist egal,aber die neue Sicht auf die 10,20 oder 100 neuen Gründe der Abstinenzerhaltung sind wichtig.

LG Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 02 August 2021, 18:44:37
Heute vor 2 Monaten der erste Eintrag ins Tagebuch. Der eigentliche Auslöser war die Selbstsperre bei einem Onlinecasino. Ich meldete mich bei einem anderen an und die bekamen nach einer gewissen Zeit die Mitteilung von OASIS. Von da ab war nichts mehr möglich. Zwar bin/war ich süchtig nach dem Spiel, aber bei illegalen Anbietern zu spielen war nie eine Option. Von daher bin ich diesem Sperrsystem sehr dankbar. Für eine nachhaltige Abstinenz bin ich jetzt selbst verantwortlich und dieser Verantwortung stelle ich mich alle 24 Stunden. Tatsächlich ist der Suchtdruck nicht mehr übermächtig und lässt sogar Raum sich einer weiteren Sucht (Rauchen) zu entledigen. Aber ich bin nicht blauäugig und kenne meine Vergangenheit. Ein Rückfall jedweder Art stellt alles wieder auf Null und mein neues "Ich" liegt in der Gosse. Noch ist es also ein fragiles Gebilde, aber mit jedem Tag wird das Fundament stabiler.  Wenn nur diese Ungeduld nicht wäre...

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 14 August 2021, 18:36:23
Tag 74

In den letzten Tagen lag immer mal wieder etwas von "Faber" im Briefkasten. Habe es ungeöffnet zerrissen und entsorgt. Einfach nur lästig dieser Papiermüll.
Ansonsten alles im grünen Bereich. Die Lust auf Wetten ist nicht ganz verschwunden, aber diese Gedanken sind nicht mehr übermächtig. Kann wieder Fußball schauen, ohne die Spieler für mein Versagen verantwortlich zu machen. Bin auch weiterhin Rauchfrei, aber da verspüre ich auch nach knapp 3 Wochen noch ordentlich die Sucht nach Nikotin. Aber noch halte ich durch und das bleibt hoffentlich auch so. Negativer Nebeneffekt ist die Gewichtszunahme. Da steht pro Woche eine Kilo zur Debatte. Kann nicht mal irgendwas ohne Nebenwirkungen abgehen?
Ansonsten gehen meine Gedanken an meine Hausärztin, welche die ewige Gängelei satt hat und nun das Handtuch wirft. Und die Gedanken gehen nach Afghanistan, wo die angeblich geschwächten Taliban kurz vor dem Einmarsch in Kabul stehen. Liebe Nato, ist das wirklich euer Ernst oder ist das eventuell sogar gewollt?
Ich frage mich, warum ein israelischer Investor Hotels ins Grüne bauen darf, wenn doch in Deutschland Umweltschutz so groß geschrieben wird. Und warum bremst kein Gericht Tesla ein, obwohl jetzt schon ein riesiger Schaden an Flora und Fauna absehbar ist? Das Thema Tierschutz unterschlage an dieser Stelle , weil mein Blutdruck sonst bedenkliche Werte erreicht . Diese ganze Falschheit und Verlogenheit kotzt mich einfach nur noch an.

Wolfgang

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 14 August 2021, 21:50:20
Zitat
Ansonsten gehen meine Gedanken an meine Hausärztin, welche die ewige Gängelei satt hat und nun das Handtuch wirft. Und die Gedanken gehen nach Afghanistan, wo die angeblich geschwächten Taliban kurz vor dem Einmarsch in Kabul stehen. Liebe Nato, ist das wirklich euer Ernst oder ist das eventuell sogar gewollt?
Ich frage mich, warum ein israelischer Investor Hotels ins Grüne bauen darf, wenn doch in Deutschland Umweltschutz so groß geschrieben wird. Und warum bremst kein Gericht Tesla ein, obwohl jetzt schon ein riesiger Schaden an Flora und Fauna absehbar ist? Das Thema Tierschutz unterschlage an dieser Stelle , weil mein Blutdruck sonst bedenkliche Werte erreicht . Diese ganze Falschheit und Verlogenheit kotzt mich einfach nur noch an.

Nabend Wolfgang 

viel Wut und Ärger ist da in dir. Kann ich bei den Themen gut verstehen, tut uns Spielern aber nicht gut.
Wir können nicht alles ändern. Fang im kleinen bei dir im Umkreis an. Hilf einem Menschen, einem Tier. Muss nicht immer alles Geld kosten, man kann auch anders helfen oder was organisieren, was selber machen, was reparieren, jemanden bei was helfen.
Damit tust du einem Menschen was Gutes und deiner Seele auch.

Spiel und Rauchfrei......mach weiter so.

LG Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 14 August 2021, 22:40:51
Hallo Wolke,

ich bin seit vielen Jahren  ehrenamtlich im Tierschutz tätig und helfe darüber hinaus jede Woche  durch meine Arbeit ca. 400 Menschen vor Ort. Und diese Menschen sind fast alle Opfer falscher Entscheidungen in Politik und Wirtschaft. Und die von mir genannten Dinge produzieren schon sehr bald weitere Opfer. Und ja, dass macht mich wütend.

Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 August 2021, 19:36:01
Tag 81

Heute hatte ich echtes Verlangen eine Sportwette abzugeben. Keine Ahnung was der Auslöser war, aber beim Spiel Freiburg  gegen Dortmund war diese Sucht plötzlich wieder voll präsent. Ich ärgerte mich sogar, mich aller legalen Möglichkeiten beraubt zu haben. Fakt ist, ohne Sperre hätte ich heute dem Druck nicht widerstanden. Das hätte ich in dieser Form nicht erwartet, auch weil noch heute Vormittag überhaupt nichts darauf hindeutete. Ich konnte das Spiel nicht weiter verfolgen, sondern bin raus und in den Wald. Mir schwitzten die Hände, ich war unruhig und hatte Herzklopfen. Bekannte Symptome  und das macht nachdenklich. Offensichtlich bin ich noch mittendrin im Geschehen und "nur" die fehlende Möglichkeit hat mich gerettet. Ich selbst hätte dem diesmal nicht widerstehen können. Alles schien zu verlockend. Eine beschissene Erfahrung...

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 21 August 2021, 19:43:19
Hi Wolfgang!

Sei mal ruhig etwas geduldiger mit Dir ... ;)
So rund ein Jahr dauert es genug Abstand zu finden, während wir gleichzeitig an uns arbeiten.
Bei dem Einen dauert es etwas kürzer, beim Nächsten etwas länger.

Hoffe, dass Dir die Natur die innere Ruhe beschert hat, die Du benötigt hast.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 August 2021, 21:25:21
Ja Olli, der Spaziergang und die Zeit danach haben den Dampf aus dem Kessel genommen. Tja, diese Ungeduld ist eine meiner Schwächen. Die Wette auf das angesprochene Spiel hätte ich übrigens verloren. Das hätte leicht der Anfang vom Ende sein können. War es aber nicht und mit großer Hilfe des Krückstocks OASIS habe ich diese Klippe umschifft. Weiter geht`s!


Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 21 August 2021, 21:31:01
Hallo Wolfgang,

ja,du bist noch mittendrin. Die gefühlte Zeit der spielfreien Zeit vergeht viel schneller ,als die reale Zeit. 2 Tage Spielfreiheit fühlt sich an wie ne Woche ,10 Tage wie 10 Wochen und es steigert sich rasant.

 "Alles ist weit weg,hatte ich mal ein Problem? Kann gar nicht sein,och komm, einmal kann ich doch ins Wettbüro oder in die Spielo gehen,SHG.....? ,was die Typen da immer wollen, wenn die es brauchen,lass die da mal weiter hingehen,mir geht's super ,ich brauch das nicht mehr......."

Wolfgang, du hast dir genau die richtigen Hürden eingebaut, die du heute gebraucht hast. Die Spielsperren sind einer der vielen Schritte,die dich weiterhin spielfrei lassen.
Lass dir nix vom Spielteufelchen einreden und lass dich nicht von der freien Spielzeit einlullen. Wir müssen alle immer achtsam bleiben,ob nach 81 Tagen nach 800 oder 8000.......

Man erkennt nicht immer den Suchtdruck Auslöser,habe ich auch nicht jedesmal geschafft, um so besser diese Hürden für die Zukunft.

Bleib stark,du schaffst das.

LG Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 22 August 2021, 03:04:58
Danke Wolke!

Das schlimme ist, ich kenne die Gefahren und komme trotzdem auf solche Gedanken. Ohne die Hürden wäre Tag 81 auch der letzte meiner Abstinenz gewesen. Ob ich dann noch einmal mit Tag Null angefangen hätte? Ich glaube nicht und somit bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge. Da ich seit dem 25.07. auch das Rauchen eingestellt habe, überkommt mich zunehmend ein seltsames Gefühl. Ein Kribbeln zwischen Kopf und Beinen als wäre alles elektrisiert. Man möchte unbedingt Rauchen oder Spielen um dieses Gefühl loszuwerden. Mit vermehrter Nahrungsaufnahme und Spaziergängen versuche ich diese Zustände erträglicher zu machen. Aber es ist keine einfache Zeit.

Viele Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 22 August 2021, 04:20:36
Zitat
Ob ich dann noch einmal mit Tag Null angefangen hätte? Ich glaube nicht und somit bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge

Heißt im Umkehrschluss ,du würdest den Rest deines Lebens weiter zocken?


Es hat niemand behauptet, dass das ganze einfach wird . Ich war  auch  schon ein paar mal zwischen 8 und 16 Wochen spielfrei gewesen und hatte dann Rückfälle, die wieder über ein paar Wochen und Monate gingen,aber nach jedem Mal habe ich mir mehr Hilfe geholt ,mehr Hintertürchen eingebaut.
Die professionelle Hilfe war schließlich bei mir das Ausschlaggebende, weil ich an meinen Auslöserproblemen der Sucht und an der Sucht selbst gearbeitet habe.
Rückfälle frustrieren, wieder anfangen kostet Kraft und Nerven,aber eine Alternative gibt es nicht. Auch wenn dir das Zocken nach dem Rückfall Spaß macht,ist der langfristige Leidensdruck enorm,sonst würden wir ja alle noch immer weitermachen.

Sprich die Gedanken und Gefühle,den Suchtdruck und fast Rückfall in der SHG an. Auch wenn du den Grund für den Spieldruck nicht weißt, vielleicht hören das die anderen raus,die kennen die ja schon ne Weile. Und wenn du es erzählst,ist es einfacher das rauszuhören, als wenn wir das hier nur lesen. Ein persönliches Gespräch,am besten noch ohne Maske, ist gegen nix zu ersetzen. Deine Körpersprache, winzige Regungen im Gesicht,erzählen so viel mehr,als das geschriebene Wort.
Also geh nächste Woche hin,red mit ihnen über alles.

Und hey,du bist rauchfreier Exspieler......sei stolz darauf !!!

LG Wolke


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 22 August 2021, 07:31:07
Guten Morgen!

Zitat
Ob ich dann noch einmal mit Tag Null angefangen hätte? Ich glaube nicht und somit bleibt es ein Ritt auf der Rasierklinge.

Irgendwann kommt dieser Gedanke nicht mehr ... Wolfgang ... irgendwann ...

Doch woher kommt nun diese Überzeugung? Hast Du all Deine Erfolge bereits in den Hintergrund gedrängt, die Du hier gepostet hast? Die vielen guten Gefühle? Lese Deinen eigenen Thread noch mal. Heute siehst Du doch die Anfänge mit anderen Augen und wirst daher auch Deinen bisherigen Einstellungswechsel selbst erkennen. Solche Tagebücher sind Gold wert, wenn es darum geht ssich selbst das noch einmal zu verdeutlichen.
Oder ist Dir bewusst geworden, dass Du aus den Tiefen Deines Ichs gar nicht spielfrei sein möchtest? Du es dabei bei den Schutzmaßnahmen einfach nur "übertrieben" hast? Dann gilt das Gleiche ... lese Deinen Thread noch mal.

Wie viele Tage und Nächte habe ich in Spielhallen verbracht ... Das Ambiente hat mich gefesselt - aber eben auch zum Spielen verleitet.
Ab in die Kneipe, den Platz an der Theke direkt neben dem Spielautomaten gesichert. Die ersten Münzen aus dem Portemonnaie eingeworfen, damit niemand anderes daran spielen konnte. Egal wer noch als Gast herein kam - egal ob ich dann dartete oder knobelte, die Walzen standen die ganze Zeit nicht still.

Als ich spielfrei werden wollte, da musste ich auch viele Dinge, die mir ja eigentlich gefielen, loslassen. Ich setzte mir selbst Regeln.
"Never touch a Spielhallenboden!" war eine davon. Halte Abstand zu den Automaten an der Theke - berühre die Kisten nicht einmal.
Ich setzte mich dann so hin, dass ich den Automaten nicht mal mehr anschauen konnte. Kurze Zeit darauf merkte ich, dass das Knobeln die gleichen Gefühle in mir auslöste, wie das Glücksspielen. Also habe ich seitdem nicht mehr geknobelt. Darten um eine Runde ... das Gleiche in Grün. Egal was meine Vereinsfreunde davon hielten und mir sogar ihren Unmut darüber kund taten ... hier ging es um mich - und ich blieb eisern.
Vielleicht ist Dein Sportinteresse ja Gift für Dich. Vielleicht - und egal wie schwer es fällt - sollte eine Deiner Regeln lauten: Never watch sports!

Vielleicht reicht es aber auch schon, den Nikotinentzug zu überstehen, der ja gerade die gleichen Areale im Gehirn triggert, wie das Glücksspiel einst. Diese Areale sind wie ein Generator, dem es egal ist, ob er den Herd bedient oder den elektrischen Stuhl.
Zumindest für die nächsten Monate stellt sich nun die Frage, an welcher Stellschraube Du noch drehen kannst, um es Dir einfacher zu machen.

Tag 82 - und die Erde dreht sich weiter!
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 22 August 2021, 19:25:23
@Wolke

Ich habe tatsächlich das Gefühl, es nicht ein weiteres Mal durchziehen zu können. Ich würde mich dann geschlagen geben und das Feld räumen. So zumindest der Ist-Zustand. Durch diese Phase muss ich durch und dafür biete ich alles auf.
Möglicherweise hat aber auch Olli recht.

@Olli

Tja, die Tiefen meines Ichs. Habe mir das Tagebuch nochmal zu Gemüte geführt und sehe durchaus eine Entwicklung. Darauf bin ich auch stolz. Aber die Frage, ob ich in den Tiefen meines Ichs gar nicht spielfrei sein möchte, beschreibt wohl die Problematik sehr zutreffend. Das muss ich mir leider eingestehen und das macht Angst. Mir fehlt einfach noch der erfüllende Ausgleich zur jahrelang praktizierten Gewohnheit. Habe ich es in einem Anflug von Panik mit den Schutzmaßnahmen übertrieben und ärgert mich das jetzt? Auch mit dieser hypothetischen Fragestellung triffst du voll ins Schwarze. Tatsächlich habe ich solche Gedanken und bin darüber zutiefst irritiert. Könnte ich jetzt mal paar Züge nehmen und dann am Tag nur noch 5-8 Zigaretten rauchen? Paar Euro ins Spiel investieren, nur zum Spaß an der Freude? Das Leben wäre wieder lebenswert.  Ich könnte mir dann beweisen, das ich sowohl kontrolliert Rauchen als auch spielen kann.
Bullshit - nichts kann ich kontrollieren. Und trotzdem kommen diese dämlichen Gedanken. Ohne Kontokarte bin ich aufgeschmissen, also werde ich eine weitere Sicherheit einbauen. Peinlich in meinem Alter, aber es geht nicht anders.

So, morgen muss ich erstmal zu einer kleineren Operation ins Krankenhaus.

Allen eine schöne Woche

Wolfgang


 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 22 August 2021, 20:15:44
Zitat
fehlt einfach noch der erfüllende Ausgleich zur jahrelang praktizierten Gewohnheit

Hallo Wolfgang,

den einen gleichwertigen Ausgleich gibt es nicht,dass  kann ich dir nach fast 4 Jahren sagen. Es gibt aber die Summe vieler kleiner und großer Aktivitäten, Genüsse,Verabredungen, Hobbys und das gesamte Paket nennt man Leben und das ist der erfüllende Ausgleich.  Nicht jeden Tag strahlt einem die Sonne aus dem A.......und man ist nicht superglücklich,aber aufs Leben und die vielen Momente gesehen schon. Und andere Menschen glücklich zu machen gehört auch dazu.

Ich hab nach Jahren zwischendurch immer noch großen Bock zu zocken,aber ich schaffe es,dem Suchtdruck standzuhalten und ihm entgegenzuwirken. Mit anderen Tätigkeiten, Gesprächen, zur Not auch Skills,aber die brauchte ich zum Glück schon länger nicht mehr. Und der Suchtdruck ist sehr viel kürzer als früher. Aber wenn doch alles wieder mehr werden würde und länger anhält , rufe ich den Therapeuten und die Gruppe an. So ist mein fester Plan.

Zitat
Ohne Kontokarte bin ich aufgeschmissen, also werde ich eine weitere Sicherheit einbauen. Peinlich in meinem Alter, aber es geht nicht anders

Das ist nicht peinlich ,sondern eine sehr gute und richtige Entscheidung. Damit du mit dem Taschengeld mehr Freiheiten hast,rate ich dir zu Gutscheinkarten aus dem Lebensmittelladen,der Drogerie,der Tankstelle,so bist du etwas flexibler und kannst auch mal nen Kaffeetrinken gehen oder mal was in einem Laden kaufen,wo es keine Gutscheine gibt. Dann aber Taschengeld Betrag sehr klein halten oder alles Gutscheinkarten aus noch mehr Läden und dann haste kein Bargeld  mehr  Gutscheine wie EC Karten.....hat mir lange Zeit sehr gut geholfen.

LG Wolke





Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 22 August 2021, 20:46:30


    https://youtu.be/bPBxvN_mlhY


     Trifft grad irgendwie auf dich zu,Wolfgang oder?
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 22 August 2021, 21:24:18
Hi Wolfgang!

Ich werde morgen an Dich denken und wünsche Dir alles Gute für die OP und die anschließende Genesung!

Zitat
Aber die Frage, ob ich in den Tiefen meines Ichs gar nicht spielfrei sein möchte, beschreibt wohl die Problematik sehr zutreffend. Das muss ich mir leider eingestehen und das macht Angst.

Kurios, nicht wahr? Müsste es nicht eigentlich anders sein, nämlich Angst vor der Abstinenz?
Das jahrzehntelange Gezocke ist ja eigentlich das, was Du kennst. Die Abstinenz ist das Novum - das Unbekannte.
Ja natürlich gab Dir das Spielen etwas. Es füllte Zeit und es gab Dir Emotionen. Jetzt aber existiert Zeit und die Emotionen kommen alle zu Dir - nicht wie im Spiel nur die Ausgesuchten und die Extremen.
Wie gehst Du denn mit der geplanten OP um? Bist Du nervös? Hast Du Angst vor dem, was da kommt? Könnte Deine Unsicherheit Anlass zu den Spielgedanken gewesen sein?

Die Frage, ob Du tief in Dir drin spielen willst, hast Du mit einem Nebensatz beantwortet:
Zitat
also werde ich eine weitere Sicherheit einbauen

Wieso solltest Du dies gegen den Wiederstand Deiner Scham tun wollen, wenn in Dir nicht der viel tiefer sitzende Wunsch nach Abstinenz wäre? Du bist süchtig, Wolfgang. Das Spielen hast Du Dir über Jahrzehnte antrainiert. Bis die Suchtgedanken verblassen, braucht es Zeit.

Jetzt stelle Dir mal vor, dass Du Deine Schutzmaßnahmen hättest umgehen können. Du wärest in eine Spielsession geraten, die ein paar Tage oder auch Wochen angehalten hätte. Dein Wunsch nach Abstinenz wäre dadurch aber nicht verschwunden. Er kommt wieder. Ein tröstlicher Gedanke, doch er lässt sich im Hier und Jetzt noch steigern. Deine Schutzmaßnahmen haben Dich vor Selbstvorwürfen bis hin zur Selbstzerfleischung bewahrt. Sei froh, dass sie gegriffen haben.
Es waren nur Spielgedanken und daraus resultierender Suchtdruck. Sie sind gekommen und sie sind auch wieder gegangen ohne Schaden anzurichten.
Gleichzeitig haben sie Dich aber auch gewarnt vor ihrer Gefährlichkeit. Sie haben Dir einen ordentlichen Schrecken eingejagt.

Hey ... was heisst denn hier in Deinem Alter? Waren wir nicht ungefähr gleich alt? Also ich bin nicht alt ... ich bin nur gereift ...
(Wehe, wenn jetzt einer an Stinkekäse denkt ... ;) )

Ich weiss, dass Du das Folgende schon kennst zur Scham ... ich schreibe es aber noch mal auf.
Schutzmechanismen sind ein wichtiger Faktor bei der Genesung. Sie sind auch immer nur temporär. Irgendwann nehmen wir unser Leben auch wieder komplett in die eigene Hand.
Die Schutzmechanismen aber einzurichten, zeugt von Selbstverantwortung. Die dabei verspürte Scham muss dabei überwunden werden.
Die Scham zielt aber auf das Bedürfnis der Einrichtung und nicht der Einrichtung selbst. Die Scham zielt auf die vergangenen Verstöße gegen die eigenen Werte und Normen, wohingegen die Schutzmechanismen diese ja stützen sollen.

Zitat
Darauf bin ich auch stolz.

Das kannst Du auch ruhig sein. Kaum einer hätte sich hier getraut sich so tief in die Seele blicken zu lassen. Ich finde das einfach grandios! Aber so funktioniert das nun mal in der Selbsthilfe und auf dem Genesungsweg!

Nochmals alles Gute für morgen!


Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 22 August 2021, 21:33:03
Zitat
Wehe, wenn jetzt einer an Stinkekäse denkt ... ;) )

Oooh ,lecker.....Esrom,Limburger usw..... ;D  ;D :)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 23 August 2021, 09:29:15
Hallo Wolfgang,

ich lese immer gerne Dein Tagebuch mit,

und ich wünsche Dir zu Tag 90 alles Liebe und Gute. In den Gruppen ist das ein sehr markanter Meilenstein: die Hürde, wieder in einen Rückfall zu gehen, liegt höher, der Schmerz, womöglich final mit dem Spielen aufzuhören, bietet eine Überforderung dar, Wut, Enttäuschungen, Versagensängste, Trauer, Erleichterung, Lebensfreude, alles schmort im Kessel und das Herz schlägt dazu im Takt.

Eine "kleine" Operation ist ein Eingriff, ist eine Zäsur, der Schmerz wird betäubt, aber die Zeit zum Nachdenken weitet sich aus. Ich kenne meinen allgegenwärtigen Grübelzwang, und ich sollte nicht nur lesen, mehr noch schreiben. Das Schreiben befreit vor schweren Gedanken, und die Welt wird wieder gangbarer.

Sehr oft denke ich an meine Klinikaufenthalte im Allgäu. Ja das Allgäu ist eine Perle, und es gibt noch etwas , was ich an Bayern schätze: den Bayrischen Blauschimmelkäse...

Gute Besserung  :)

Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 30 August 2021, 16:13:13
Tag 91

Heute vor einer Woche lag ich im Operationssaal. Eigentlich keine große Sache, weil unter Lokalanästhesie durchführbar. Wurde dann allerdings zur Tortur, nachdem geschlagene 2 Stunden gezogen und geschnippelt wurde. Ich war klitschnass und heilfroh, als die Wunden zugenäht waren. Danach stationäre Aufnahme bis Donnerstag. Ab diesem Tag dann mit Antibiotika, weil dick, schmerzhaft und entzündet. Heute sollten eigentlich die Fäden gezogen werden, aber keine Chance. Immer noch entzündet und es nässt auch zunehmend. Also weiterhin täglich Verbandwechsel.
Was aber am meisten nervt - ich habe in der linken Gesichtshälfte ein Taubheitsgefühl. Besonders ist die Kopfhaut betroffen.  Offensichtlich eine Nervenschädigung aufgrund der Operation.
Kann denn nicht mal irgendwas normal laufen?

Aber das wichtigste: Ich bin trotz allem stark geblieben und habe weder gespielt noch geraucht. Ich hatte etwas Bammel vor dem Wochenende, aber auch das ist Geschichte. Mein großer Appetit ist jetzt mein vorrangiges Problem. Aber wie gesagt, ganz ohne Probleme würde mir wohl auch was fehlen;-)

Dank an Olli, Andreas und Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 05 September 2021, 20:15:43
Tag 97

Habe im Tagebuch von "Gewillt" gelesen und dessen Traum zur Kenntnis genommen. Auch ich hatte letzte Nacht einen Traum vom Spielen. Bemerkenswert waren die exakt gleichen körperlichen Reaktionen, wie ich sie nach tatsächlichen Abstürzen kannte. Obwohl ich irgendwann merkte, das ich nicht den letzten Cent meines Dispokredits verspielt habe, war die Nacht gelaufen. Kaum eingenickt, schreckte ich wieder hoch und musste mich jedes mal neu orientieren. Das hängt mir auch den ganzen Tag irgendwie in den Kleidern. Der Traum war so real, das ich nach dem hochschrecken aus dem Schlaf gedacht habe, wenigstens hast du nicht  gequalmt.

Allen eine sichere Woche

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 September 2021, 19:01:50
Tag 111 Spielfrei

Schnapszahl  muss natürlich ins Tagebuch ;D

Momentan ist in Sachen Suchtdruck Ruhe eingekehrt. Zumindest was das Zocken angeht. Ich merke, wie ich mich allmählich von jahrzehntelangen Gewohnheiten und Verhaltensmustern löse.
Ich denke hin und wieder an Casino und Sportwetten, aber ich spüre nicht mehr dieses kribbeln und den Zwang es tun zu müssen. Am Wochenende kam während einer Sportübertragung die Werbung eines mir bekannten Anbieters. Er warb für 5.-Euro Freiwetten. Das hat mich total abgestoßen, denn ich kannte die Wochenenden mit hunderten Euro Minus und den darauf angebotenen lächerlichen 5.-Euro. Das hilft ungemein, sich die negativen Dinge immer wieder vor Augen zu führen.
Mit dem Schlafen funktioniert immer noch nicht wie gewollt und der Drang eine Zigarette rauchen zu wollen besteht auch am Tag 58 meiner Rauchabstinenz.
Aber ich bin auf dem richtigen Weg und will dort auch bleiben.
In Sachen Spielsucht habe ich einiges an Sicherheiten eingebaut und auch mittlerweile vielen Leuten davon berichtet. Bin auch nach wie vor in psychologischer Behandlung. Beim Thema Rauchen war das komplett anders. Von fast 2 Schachteln am Tag auf Null ohne irgendwelche begleitenden Hilfen. Die letzten 7 Zigaretten aus der Schachtel vom 25.07. stehen griffbreit auf einem Regal. Ob der pure Wille auch nachhaltig sein kann, wird sich zeigen.

Allen eine erfolgreiche Woche

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Peter Schmidt am 20 September 2021, 20:44:13
Hey,

Ich sage mal herzlichen Glückwunsch. Nicht spielen und nicht rauchen ist stark!

Zu der Sache mit dem kontrollierten Spielen:

Ich habe letztens so eine Pudding-Buttercremetorte gebacken. Sie ist gut geworden. Ich hatte aber vergessen, dass meine Freundin am nächsten Tag für ein paar Tage abhaut und so war noch die halbe Torte übrig.

Ich freute mich auch irgendwo, auch wenn ich gern noch mehr abgegeben hätte.

Ich dachte den halben Tag daran wie ich das Ding zuhause komplett aufesse. Noch mehr, weil ich sie selber gebacken habe.

Gesagt, getan. Ich aß die halbe Torte auf.

Mir war danach ziemlich schlecht, es war viel Butter und Zucker usw. drin. Am nächsten Tag hing ich früh 3 Stunden auf dem Klo.

Ich denke, mit der Sucht ist es vielleicht ähnlich. Du denkst es ist toll. Ist es aber vorbei sieht die Sache schon anders aus. Das baut mich auf (vorher schon). Die Vorstellung von dem, was passieren wird und wie es einem dabei geht, entspricht einfach nicht der Realität. Das ist mir trotz Sucht auch schon öfter wärend des spielens aufgefallen und ich hab mich doch motiviert mein Spiel zu beenden. Heute denke ich:

Es war zu dem Zeitpunkt IMMER eine gute Idee aufzuhören, egal wie das Kapital gerade aussieht. Wenn es also mittendrin doch immer Mist ist muss es doch am Anfang auch schon Mist sein?!?

Man merkt es nur nicht gleich wegen der ganzen bunten Lampen und den ersten 200 die man doch mal vorne ist, es bleibt aber eigentlich doch der gleiche Müll.

Ich hoffe du spielst da nicht "pseudokontrolliert" irgendwelchen Kram sondern ich hoffe, du kannst auch gerne weiterhin Abstinent bleiben. Mindestens hoffe ich, dass du glücklich wirst, ich denke aber mit dem gezocke wird das (zu) schwer, jedenfalls für dich wie wohl auch für mich....
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 20 September 2021, 21:10:18
Hey Peter,

tut jetzt nicht  unbedingt was zur Sache.......aber Torten kann man einfrieren.  Du muss nicht essen ,bis dir schlecht wird.  ;)

LG Wolke

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 September 2021, 22:09:01
Hallo Peter,

ich wünsche dir auch für die Zukunft ein gutes Gelingen in Bezug auf deine Backwaren und deren Verträglichkeit.
Der letzte Abschnitt deines Beitrags erscheint mir hingegen etwas unverständlich. Möglicherweise erklärst du mir dies nochmal in einfachen Worten. Vielen Dank!

Alles Gute

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 21 September 2021, 12:07:56
Hallo Wolfgang, hallo Peter,

Das mit der Torte ist völlig normal -  unter Süchtigen. Die Auslöser können ein Belohnungswunsch, also Anerkennung als Zielpunkt sein, findent aber nicht statt, weil der Motor der Sucht die Gier, das Kommando übernimmt.

Gestern war ich im Nachbarschaftstreff zur, Lese und Gespchsrunde, dort ist auch eine halbe Torte ein twas zum Genießen, natürlich nur, wenn der Kaffee frisch und heiß ist.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 21 September 2021, 13:05:41
Hallo Andreas,

ja ich kenne das, insbesondere nach dem Rauchentzug.  Appetit ohne Ende und manchmal findet man kein Maß. In knapp 2 Monaten habe ich 10 Kilo zugenommen :o

Jetzt bin ich dabei die drei Schritte " Registrieren" - "als normal einstufen" - etwas Angenehmes für sich tun, anzuwenden. Nur sollte das "Angenehme" ohne Kalorienzufuhr erfolgen ;D

Und eine weitere Empfehlung habe ich umgesetzt. Wie schon bei der Spielsucht habe ich auch jetzt in Bezug auf`s Rauchen einen Abschiedsbrief an die Sucht geschrieben.

Alles Gute

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Peter Schmidt am 26 September 2021, 09:39:28
Hi =)

Ich meine, du hattest zeitweise gehofft, du könntest ab und zu kontrolliert spielen bzw. du wusstes nicht, ob du nicht doch ab und zu dein Glück versuchen möchtest. Ich denke einfach dieser Gedanke ist Teil der Sucht, ich habe ihn auch ab und zu. Ich hatte 100x und öfter die Gelegenheit mit dem kontrollierten Spielen anzufangen, nämlich jeden Tag aufs Neue.

Habe ich es jemals geschafft?
Nein

Werde ich es also heute schaffen?
Nein

Ich schaffte es auch mal hier und da mit ein paar 100 Plus rauszugehen, deswegen würde ich aber nie behaupten ich hatte das Spielen unter Kontrolle, hatte ich nicht. Es begann mich wieder zu kontrollieren, Stück für Stück, gerade mit Aktionen wie diesen. Ich meinte dann ich hab es um Griff und die Sch.... ging wieder los.

Folgendes Zitat habe ich aus einem Film geklaut:

Wenn du dich mit dem Teufel einlässt verändert sich nicht der Teufel, der Teufel verändert dich.

Ich gestehe es mir ungern ein aber es wird nicht klappen. Ich weiß natürlich nicht 100% ob das für dich auch gilt.

Ich wünsche dir lieber spielfei zu sein und zu bleiben. Wir haben doch viel gezockt und es hat irgendwo nichts gebracht also warum nicht einfach sein lassen.....=)

Ich hab es schon oft geschafft wenige 1000 Plus zu machen und sie auch aus der Halle mitzunehmen. Hat es etwas gebracht? Nö..... :P

Schönen Sonntag
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 19 Oktober 2021, 15:03:33
Tag 140 SPIELFREI

Mal wieder kurz den Anker werfen und paar Gedanken niederschreiben.
In Richtung Glücksspiel denke ich mehrmals am Tag, aber ohne spielen zu wollen. Man wird automatisch damit konfrontiert, wenn man in diesem Forum liest. Finanziell konnte ich mir paar Dinge leisten, welche ich sonst hätte irgendwie anders finanzieren müssen. Aber jeden Monat kommt irgendetwas neues und will finanziert werden. Da bleibt am Ende (noch) nix übrig. Aber wenn ich dann noch den Betrag dazu nehme, welchen ich zur Abzahlung meines Kredits jeden Monat überweise, dann ist das eine stattliche Summe. Schade um das viele Geld, aber zumindest fließt es jetzt in die richtigen Kanäle.
Und Rauchfrei bin ich auch noch. Da zähle ich den Tag 87 meiner Abstinenz. Gesundheitlich spüre ich keinen Unterschied, aber ich spare einiges an Geld. Allerdings es fällt mir in manchen Situationen  immer noch schwer... Meine beiden Schwestern haben jeweils mit 19 Jahren das Rauchen aufgegeben. Das ist jetzt 45 bzw. 47 Jahre her und beide haben nie wieder geraucht.
Wenn ich an so manche Nacht des Zockens denke. Der Aschebecher übervoll, das Herz rast und der Kopf dröhnt. Pfui Deibel, das muss ich nicht mehr haben.

Gruß
Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 20 Oktober 2021, 02:30:55
Zitat
In Richtung Glücksspiel denke ich mehrmals am Tag, aber ohne spielen zu wollen. Man wird automatisch damit konfrontiert, wenn man in diesem Forum liest

Hallo Wolfgang,

ich denke auch ohne das Forum an das Thema Glücksspiel. Meistens mit Abstand und ohne Druck ,manchmal mit kurzer Lust darauf.

Heute habe ich eine Arbeit gegen Feierabend gemacht,wo ich mich früher  dabei förmlich aufs Zocken eingeschossen habe.....alles kribbelte dann immer schon,weil ich wusste ,in einer Stunde sitzt du endlich wieder vor dem  geliebten Automaten. Jetzt denke ich bei dieser  Arbeit allgemein darüber nach ,manchmal auch gar nicht und gut ist. 

Geldfressende Arbeiten oder Neuanschaffungen habe ich gerade auch sehr viele. Das ist nicht immer schön,aber früher hätten wir nix davon zahlen können. Also sei Stolz auf dich. Geld bleibt auch irgendwann wieder hängen und das führt dann  auch zu mehr Zufriedenheit. 

Spielfrei/Rauchfrei, coole Sache oder?

LG Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 27 Oktober 2021, 16:13:08
Tag 148 SPIELFREI

Da hatte ich nun gedacht, der TÜV wird  finanziell kein großes Loch reißen. Das kann ich nun nach einem Anruf aus der Werkstatt vergessen und wieder eine gut vierstellige Summe hinblättern.
Das ist ärgerlich, weil das Ergebnis meiner Bemühungen nun den Besitzer wechselt. Paar Euro auf dem Konto waren schon zusätzlich motivierend.
Aber so ist das wohl. Zumindest habe ich die Kohle gehabt und das nur, weil ich eben nicht gespielt habe. Dazu der Verzicht auf`s Rauchen (Tag 95) versetzt mich zusätzlich in die Lage das stemmen zu können. Also weiter geht`s in die richtige Richtung. Die Zeit verfliegt irgendwie und schon bald habe ich wieder dieses finanzielle Polster, was mich ruhiger schlafen lässt. Und irgendwann lese ich diesen Beitrag wieder und sehe mich bestätigt.

Viele Grüße

Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 28 Oktober 2021, 07:51:32
Hi Wolfgang!

Wieso so lange auf die Bestätigung warten?

Überlege mal die ganze Not, wenn Du das Geld jetzt nicht auf dem Konto gehabt hättest. Dies vielleicht noch bis zum Anschlag überzogen?
Darfst Dir ruhig mal auf die Schulter klopfen ... Jetzt! ... :)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 07 November 2021, 10:48:02
Tag 159 SPIELFREI

Heute ist das Wetter hier ziemlich bescheiden. Wind, Regen und nur knapp über 5 Grad. Ich beobachte die Vögelchen, welche auf dem Balkon ihr Futter reinhauen. Ohne Streit und Gezeter geht es auch bei denen nicht ab.
Insgesamt bin ich mit mir zufrieden. Ohne Spiel und Rauch geht`s auch. Manchmal empfinde ich das alles noch als etwas unwirklich und kann kaum glauben, das es wirklich passiert. Aber es ist die neue Realität und das ist gut so. Leider bekomme ich die ebenfalls dazugewonnenen Kilos nicht so leicht weg wie erhofft. Auch mein Nachtschlaf ist nicht das, was man sich eigentlich darunter vorstellt.. Aber auch hier brauche ich wohl Geduld.
Ja Olli, in Anbetracht des bisher erreichten, darf ich mir durchaus einmal auf die Schulter klopfen. Meine Ungeduld unterschlägt gern die Erfolge.

Liebe Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 07 November 2021, 13:12:52
Zitat
Manchmal empfinde ich das alles noch als etwas unwirklich und kann kaum glauben, das es wirklich passiert. Aber es ist die neue Realität und das ist gut so.

Hi!

Gestern meinte ein Profi, dass sie sich ein Dankbarkeitstagebuch angelegt hat. Darin notiert sie sich 5 Dinge am Tag, die ihr gut getan haben. Dankbarkeit schüttet Serotonin aus - macht also glücklich.
Es ist aber wichtig, dabei "klein" zu denken.

1. Da sind die Vögel auf dem Balkon. Sie genießen ihr Leben. Es macht Spaß ihnen zuzuschauen,
2. Dabei geht es bei ihnen auch nicht ohne Zank ab, der ist wohl spezienunabhängig. ;)
3. Es sind zwar ein paar Kilos mehr auf der Hüfte, generell fühle ich mich aber ohne Rauch und Spiel eindeutig besser.
4. Der Nachtschlaf ist zwar mies, ich fühle mich aber trotzdem "ausgeschlafen". Also ist es gut so mit dem Schlaf, wie es ist.
5. Es hat mir gut getan, das Ganze ins Forum zu schreiben.

Dä ... nur für Heute habe ich Dir die Denkarbeit abgenommen ... :) Gerne geschehen ... :)

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 17 Dezember 2021, 11:30:55
Tag 199 Spielfrei

So, nun bin ich seit 199 Tagen Spiel und seit 146 Tagen Rauchfrei. Alles richtig gemacht würde ich sagen. Das eingesparte Geld ging fast ausschließlich in Reparaturen vom Auto. Erst diese Woche wieder einen mittleren dreistelligen Betrag für eine neue Lichtmaschine und Batterie gelöhnt. Aber ich habe trotzdem noch was übrig und das gibt ein richtig gutes Gefühl. Der Drang zu spielen ist nur noch selten stark spürbar. Aber nach größeren Ausgaben kommt schon mal der Gedanke ans Spielen.  Hin und wieder würde ich gerne eine rauchen, aber das sind in aller Regel nur kurze Momente in denen die Gewohnheit anklopft. Die angefutterten Kilos sind irgendwie schwer wieder wegzubekommen. Aber das nehme ich für einen gewissen Zeitraum in Kauf. Bleiben dürfen sie aber nicht ;D
Insgesamt geht es mir gut, nur der Nachtschlaf ist nach wie vor schlicht nicht vorhanden. Bisher konnte ich es kompensieren, aber auf Dauer geht das nicht. Draußen ist es ziemlich trüb und ungemütlich. Nicht auszudenken, wenn jetzt noch ein voller Aschebecher und ein leeres Konto dazukämen...

Liebe Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 17 Dezember 2021, 12:51:37
Na, das hört sich doch gut an 8)
Doppelte Abstinenz gibt Anlass stolz zu sein.
Ich habe auch immer unruhigen Nachtschlaf. Habe mir jetzt einen Zirbenholzduftgefäß angeschafft. Bilde mir ein, dass ich dadurch ein bisschen besser durchschlafe. 40 Euro hätte ich früher anders verwendet - damit hätte ich dreißig Minuten gespielt. So fällt es nicht schwer, auch mal ein paar Extraausgaben zu leisten.

Bewegung hilft auch - nicht nur gegen Kilos, sondern auch für besseren Schlaf. Aber, ja klar, bei mir sitzt auch der innere Schweinehund und leitet mich jeden abend zu Netflix...

Viele Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 20 Dezember 2021, 12:17:55
Hallo Balduin,

ich hatte bisher noch nichts von diesem Zirbenholz und dessen möglichen Effekt auf die Schlafqualität gehört. Habe mich über das Wochenende mal damit beschäftigt und mir letztendlich ein Kopfkissen bestellt. Mal schauen, ob eine unterstützende Wirkung spürbar ist.
Man klammert sich ja an so manchen Strohhalm. Medikamente lehne ich (bisher) aber ab. Bewegung habe ich eigentlich auch. Vielleicht nicht so viel wie empfohlen, aber doch immerhin regelmäßig. Eine Runde durch den nahegelegenen Wald mit gelegentlicher Entenfütterung (Haferflocken) gehört eigentlich zum Standardprogramm.

Viele Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Februar 2022, 13:41:06
Tag 259 Spielfrei
Tag 206 Rauchfrei

Heute früh hat es mich aus irgendeinem Grund gerappelt und ich habe mir die Quoten vom Abfahrtslauf der Damen angeschaut.
Corinne Suter ist mir mit einer 7er Quote förmlich ins Auge gesprungen. Also habe ich mir vorgestellt, ich setze mein gespartes + 1500 Dispo. Bei Erfolg wäre ich Schuldenfrei und hätte noch paar Tausender übrig. Logischerweise wünschte ich mir den Misserfolg, weil ich ja nicht wirklich gespielt habe.
Es kam aber anders und Suter gewann tatsächlich. Das nervt jetzt irgendwie und zieht mich runter.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 15 Februar 2022, 13:58:26
Hi Wolfgang!

Stelle Dir vor, Du hättest gesetzt und Du hättest gewonnen.
Dann wärest Du jetzt schuldenfrei und hättest ein paar Tausender übrig ... zum Weiterzocken.
Die Scheine wären schnell weg, denn hier mal einen Tausender, dort mal 1.500 € ... ach was geht das schnell und das übrig Gebliebene ist wieder "bei Anderen".
Menschenskinder, wenn das doch einmal funktioniert hat mit dem großen Gewinn, dann klappt das auch ein weiteres Mal.
Blöde ist nur ... es ist nix mehr da zum zocken ... also schnell einen Kredit abgeschlossen und weiter kann es gehen ...
Das war einfach nur Pech ... da ... der eine Schein ... nur einen mehr richtig getippt und alles wäre wieder gut.
Ich bestelle mir mal ne Kreditkarte ... da kann ich bestimmt um die 3 K auf Kredit spielen ... müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn das Geld nun nicht reicht, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen ...

Wolfgang: Ich wünsche Dir Ruhe im Gemüt und die Kompetenz Deinen Blick auf das Wesentliche zu richten! Herzlichen Glückwunsch zur weiteren Abstinenz!

Dich werden noch lange solche Gedanken überkommen. Sei dankbar, dass sie existieren, denn sie halten Dich wachsam.

Danke fürs Teilen!
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Balduin am 15 Februar 2022, 15:19:26
Hey Wolfgang,
du hast es richtig gemacht und deine Gedanken mit uns geteilt. Natürlich wissen wir alle, wo das endet, du auch.
Trotzdem sind die Gedanken da, sie kommen in unterschiedlicher Form ab zu mal wieder.
Ich gucke gerade eine Serie mit einer Zeitmaschine... was kommen da wohl für Gedanken..... Die Protagonisten wollen ihre verstorbenen Angehörigen zurückholen - ich stell mir den ultimativen Gewinn vor.,,
Der Spieler in uns ist trickreich und vielleicht gelingt es dem anderen Teil in dir das nächste Mal dich davon abzuhalten, die Quoten zu checken.
Viele Grüße
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 15 Februar 2022, 18:22:48
Hallo Wolfgang,

obwohl ich eigentlich meine Schulden ganz gut abbezahlen kann, juckt es mir manchmal auch in den Fingern,wenn das Geld für teurere notwendige Renovierungen fehlt oder mich die Motorenleuchte im Auto so rot anlacht.......die Versuchung lauert auf schwache Momente unsererseits.......es ist wie mit dem aufkommenden Sturm draußen......der ist wie die Sucht und versucht uns mitzureissen.......wir müssen auch die Vorsichtsmaßnahmen automatisch abspulen abarbeiten,.....Wäsche reinholen,Pavillon abbauen, Fenster schließen, Rolladen runter machen. Ist es wieder schön,gehen auch wir mit leichten Gedanken wieder locker durch die Welt.

Dich sollte nichts nerven und runterziehen.....im Gegenteil, du solltest Stolz drauf sein ,nicht gewettet zu haben......denn du wärst nur auf den ersten Blick die Schulden losgeworden, denn du wärst nur wieder in die Mühle der Sucht zurückgerutscht und hättest deinen Schuldenberg langsam aber sicher wieder vergrößert.
Sei Stolz,Kopf hoch und Brust raus.....nicht gespielt und nicht geraucht.

Weiter so

LG Wolke
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 15 Februar 2022, 20:00:54
Dank an Olli, Balduin und Wolke. Ihr habt natürlich recht, im Falle des Gewinns wäre der ganze Schrott von vorn losgegangen. Auch schön zu lesen, dass solche Gedanken durchaus "normal" sind.
Für heute war die Sache etwas niederziehend, aber ab morgen bin ich (hoffentlich) wieder in der Spur. Ich werde es in jedem Fall ernst nehmen und mich genau beobachten.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 16 März 2022, 19:30:36
288 Tage Spielfrei
235 Tage Rauchfrei

Bis vor 4 Jahren war ich wegen Asthma Bronchiale in Behandlung. Dann hörte erst der eine, dann der andere Arzt auf. Der nächste war ca. 40 km entfernt, aber auch dort gab es lange Wartezeiten. Dann habe ich es etwas hängen lassen, bis ich jetzt einen neuen Anlauf  nahm.
Februar angerufen und sogar jemand am Telefon "erwischt". Ich solle gleich Anfang März nochmal anrufen, dann wäre ein Termin im folgenden Quartal möglich. Also am 1. März angerufen und einen Termin für Ende April bekommen. Ich soll mitbringen: alte Befunde, Überweisungsschein und eine aktuelle Röntgenaufnahme. Also guten Mutes zum neuen Hausarzt und ihm die Dinge erläutert. Alte Befunde hat er keine und die Überweisung zum Röntgen müsste ich mir vom Lungenfacharzt ausstellen lassen. Ok, den Verweis auf Umweltschutz und Spritpreise ersparte ich mir und zog etwas missgelaunt durch die Gänge in Richtung Ausgang.
Warum schreibe ich das alles? Weil ich heute die Überweisung zum Röntgen holen wollte. Ich fuhr also die 40 km, betrat die Praxis und stellte mich vor.
"Ich möchte gern die Überweisung zum Röntgen abholen" flötete ich gutgelaunt. Die Reaktion der Dame hinter dem Tresen lies mich trotz ihrer Maske ein erneutes Fiasko vermuten. Diese Vermutung wurde dann auch verbal bestätigt. "Unser Arzt ist leider seit heute erkrankt und deshalb die Ausstellung eine Überweisung nicht möglich". Der erste Gedanke - warum passiert mir das eigentlich immer?? Dann kamen Gedanken ans Spielen in einer lange nicht gekannten Heftigkeit. Auf der Rückfahrt liegen einige Tankstellen, wo jeweils eine Paysafecard wartet. Kaufen die Dinger und zu Hause in irgendeiner illegalen Kaschemme anmelden und spielen. Den ganzen Müll mal wieder vergessen.
Ich hab`s nicht gemacht.

Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 16 März 2022, 20:13:07
Hi Wolfgang!

So langsam etablieren sich die Abwehrmechanismen ... :)

Tja ... blöde gelaufen mit dem Arzt. Es ist aber kein Weltuntergang.
Ein Rückfall wäre es aber sicher gefühlt gewesen. Vielleicht nicht direkt ... später aber bestimmt.
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 16 März 2022, 23:33:27
Guten Abend, Wolfgang,
denke bitte daran:

Du bist nicht alleine!

Viele Grüße von der Rezeption,
und schön, daß Du nicht spielen brauchtest.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 01 Juni 2022, 20:27:21
365 Tage Spielfrei
312 Tage Rauchfrei

Mensch wie die Zeit vergeht. Jetzt sind schon 12 Monate vergangen seit meinem ersten Eintrag in diesem Forum. Und ich habe durchgehalten, auch wenn es manchmal ordentlich gejuckt hat. Der Schuldenberg hat sich um 3.500 Euro verringert und ich habe etwas Geld in der Hinterhand. Schließlich gab es noch ungeplante Ausgaben, welche ich aber auch bedienen konnte. Die Teuerung drückt mich finanziell etwas in die Defensive, aber mit dem Rauchstop kann ich auch dass auffangen.
Insgesamt bin ich sehr, sehr zufrieden mit dem Erreichten und gehe diesen Weg auch unbeirrt weiter.
Gesundheitlich geht es mir momentan nicht so besonders, aber ich mache dass beste draus.
Mein Psychologe betreut mich übrigens immer noch, auch wenn die Kasse jetzt nur noch ein Gespräch im Monat genehmigt. Er, die Selbsthilfegruppe und das Forum sind eine echte Stütze.
 
So, dann beginne ich mal die nächsten 365 Tage.

Liebe Grüße
Wolfgang


 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 01 Juni 2022, 22:55:34
Lieber Wolfgang,

Von Herzen meinen Glückwunsche zu einem Jahr Abstinenz. Das ist eine wirklich gute Nachricht.
Ich möchte mich hier gerne bedanken, für Deine Offenheit und Aufrichtigkeit.

Mir hat es den Weg bereitet in die Rubrik "Tagebuch" einzusteigen-
Schön, wieder von Dir zu lesen. :)

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 02 Juni 2022, 06:09:47
Hi Wolfgang!

Ja, Mensch ... wie die Zeit vergeht ... ein Jahr Spielfreiheit ...
Wenn ich an meine eigene aktive Zeit zurück denke, dann konnte ich mir damals so etwas überhaupt nicht vorstellen. "Irgendwann" einmal aufzuhören lag ja noch weit vor mir in der Zukunft, habe ich mir daher selbst eingeredet. Nur um nicht beginnen zu müssen. Ähhhh ... diese Last ... diese Arbeit ... diese Zeit vollgepackt mit dem Bewusstsein über den Mangel an Suchtausübung ...
Und dann änderte ich irgendwann die Perspektive. Anstatt mich mit dem angeblichen Verlust auseinander zu setzen, konzentrierte ich mich lieber auf das, was ich durch die Spielfreiheit gewann. Auf einmal begann ich mit der Abstinenz und es war gar keine Last. Es war eine Befreiung und der antrainierte Suchtdruck war einfach nur lästig.

Ich freue mich mit über DEINE Erfolge. DU hast das erreicht!
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 02 Juni 2022, 16:50:33
Ganz herzlichen Glückwunsch auch von mir. Das ist schon eine tolle Leistung. Und ein beeindruckender Rollenwechsel. Vom Neuling zum alten Hasen! Und für die neuen Neulinge was zum Nachahmen.
Herzliche Grüße
Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 02 Juni 2022, 17:04:26
Vielen herzlichen Dank für eure lieben und motivierenden Zeilen. Aber es soll nicht bei Worten bleiben, deshalb drücke ich den Button oben rechts. Es ist nicht viel, aber es kommt von Herzen.

Liebe Grüße
Wolfgang

 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Ilona am 02 Juni 2022, 20:24:28
Der FAGS dankt!!!
LG Ilona
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 25 Juli 2022, 08:28:58
418 Tage Spielfrei
365 Tage Rauchfrei

Nun auch ein Jahr Rauchfrei.
Ich bin so froh über diese beiden so lebensverändernden Entscheidungen, welche ich im letzten Jahr getroffen habe. Nein, es war und ist beileibe nicht immer einfach. Aber ich habe meine Selbstachtung zurück und möchte keinen Tag auf diesem Weg missen.
Dank an das Forum und alle Mitstreiter für die wertvolle Unterstützung.

Liebe Grüße

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 06 Dezember 2022, 14:37:02
552 Tage Spielfrei
399 Tage Rauchfrei

Leider ist die obige Zeitangabe nur noch zur Hälfte richtig. Hinsichtlich des Spielfrei gab es einen Rückfall von dem ich mich gerade zu erholen versuche. Jetzt muss ich erstmal meine Gedanken ordnen und zusehen das der Fahrstuhl nicht noch weiter nach unten rauscht. Ich wollte es hier nur festhalten, weil es zur Wahrheit dazugehört.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 06 Dezember 2022, 15:17:05
Hi Wolfgang!

Danke Dir für Deine Offenheit!

Wenn Du Lust hast ... erzähle ruhig ...
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 06 Dezember 2022, 17:02:24
Hallo Wolfgang,

ich habe Dich hier vermisst,
Nun denn, Rückfälle sind dazu da, da0 sie gemacgt werden,
Genesung kann in beständig kleinen Schriiten geschehen,

Also fange eunfach wider neu an!

Liebe Gro0e
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 08 Dezember 2022, 13:09:59
Hallo Wolfgang,

gehst du noch zu deinem Therapeuten? Kannst du mittlerweile wieder eine neue Therapie beantragen?
Kannst du wieder zur SHG gehen?

Wie geht's dir gesundheitlich?

Ich hoffe ,du kommst was zur Ruhe und kannst rückblickend sehen,was den Rückfall ausgelöst hat.

Rechnungen, Schulden, zu viel Geld auf dem Konto,viele Reparaturbedürftige Dinge,andere dringend zu erledigende Sachen,Gefühls und Gedankenchaos,lösen bei mir Druck und Sorgen aus.
Deswegen mache ich Listen (die betreffen alle Lebensbereiche),verschiebe Geld auf Konten,die ich nicht sehe.
Das werde ich auch weiterhin so beibehalten, um den Druck im erträglichen Rahmen zu halten.

Auch bei Spielfreiheit gibt es viele kleine winzige Dinge,die etwas mit einem machen,auf die man achten sollte . Nicht täglich ,nicht wöchentlich, nicht monatlich,aber nie ganz aus dem Blick lassen.....

Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit.

LG Wolke

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 09 Dezember 2022, 21:59:15
Tja, wie kam es dazu? Eigentlich war ich auf einem gefestigten Weg, konnte die anfallenden Dinge erledigen /bezahlen und zu gut ging es mir auch nicht.
Allerdings hatte ich zunehmend gesundheitliche Probleme und bin nun EU-Rentner. Das hat mich etwas aus dem Gleichgewicht gebracht und die Energie war irgendwie raus.
Diese gedrückte Stimmung nahm ich dann als Vorwand mich dem Spiel hinzugeben. Es gab mir etwas Ablenkung und die brauchte ich am dringendsten. Die Art der Ablenkung schaffte allerdings neue Probleme.
Das verlorene Geld spielt dabei eine untergeordnete Rolle, weil ich zumindest in dieser Hinsicht keinen Totalabsturz hatte. Für die Psyche war es allerdings Gift.
Ein belangloses Gespräch über die WM brachte den Stein ins Rollen und mich ins Abseits. Mein Gesprächspartner war bei einem der Anbieter angemeldet und redete sich ein, regelmäßig Gewinne zu erzielen.
Ich empfand das mit meiner Erfahrung und Vorgeschichte als unangenehm und verabschiedete mich höflich. Aber es lies mich nicht mehr los und ich kontaktierte ihn am übernächsten Tag und bat ihn, für mich den ein oder anderen Tipp abzugeben. Er sah darin kein Problem, also gab ich ihm das dafür nötige Geld. Über dabei erzielte Gewinne oder Verluste zu schreiben bringt nichts. Es geht um den Akt an sich.
Ich hatte die gewünschte Ablenkung und das stand für mich im Vordergrund.
Trotz dem mir bekannten Nebenwirkungen und schlechten Gewissen hätte ich wohl noch eine Weile weitergemacht, aber er wollte dann höher hinaus. Die Einladung in ein ausländisches Spielkasino zu fahren, brachte mich dann zum Umdenken. Ich hätte es durchaus liebend gern getan, aber ich dachte diesmal vom Ende her und die über Jahrzehnte erlebte Leidenszeit half bei meiner Entscheidung.
Ja, ich bin noch bei meinem Psychologen und er ist jetzt ein weiterer Anker.
Es war eine Erfahrung, eine Unterbrechung meiner Abstinenz. Und ich schreibe darüber, weil es mir durchaus gut tut.
Der Fahrstuhl ist gestoppt!

Dank an Olli, Andreas und Wolke

Wolfgang

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolke 7 am 09 Dezember 2022, 22:34:55
Hallo Wolfgang,

es freut mich sehr zu hören, das du den Rückfall alleine beenden konntest und du dich sofort wieder bei deinem Psychologen gemeldet hast.

Gesundheitlichiche Schwierigkeiten, die dann dazu führen,das man nicht mehr arbeiten ,aber auch nicht die Rente genießen kann und sich dadurch vieles zum Negativen ändert ,ist echt Mist und tut mir für dich sehr leid.
Ich hoffe aber ,dass sich das wieder zum Positiven für dich ändert. 

Leider gibt es soviele Dinge im Leben ,womit wir uns mit der Sucht ablenken wollen.
Ich weiß schon gar nicht mehr ,wie ich das vor der Spielsucht gemacht habe......entweder alles sofort in die Hand genommen oder erst gar nicht so viel drüber nachgedacht. Wenn man alles zerdenkt,werden die Sorgen viel größer oder es erscheinen erst welche ,wo vorher keine waren.
Ich hätte dafür gerne eine Lösung für uns alle parat.

Bleib am Ball mit deinem Psychologen, aber auch mit deiner körperlichen Gesundheit,damit du dein Geld für schöne Dinge in der Rente ausgeben  und alles genießen kannst.

LG Wolke



 
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 09 Dezember 2022, 23:22:42
Hi Wolfgang!

Zitat
Es war eine Erfahrung, eine Unterbrechung meiner Abstinenz.

Ganz genau ... nicht mehr ... nicht weniger ...

Normalerweise schreibe ich ja Romane, doch hier braucht es nicht mehr, als diese wenigen Worte,
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wirbelwind am 10 Dezember 2022, 09:39:58
HUHU Wolle  :) :) :)

Ich bin auch bei Dir, bin aber in solch Dingen nicht so wortgewandt und es gibt momente da kann ich auch einfach mal die Klappe halten :)

Es freut mich zu lesen das Du es halbwegs überstanden hast und die Bremse ziehen konntest...
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Dezember 2022, 12:23:38
Danke Wirbelwind

Wichtig ist das Aufstehen nach dem Sturz. Und die Tatsache das es mir wichtig ist wieder aufzuhören, zeigt eine gewisse Entwicklung. ;)
Für dich weiterhin alles Gute!

Gruß Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 13 Januar 2023, 00:51:20
Bin jetzt wieder recht stabil auf dem richtigen Weg unterwegs. Nichtdestotrotz hinterlässt ein solcher Rückfall ein sehr ungutes Gefühl in Hinsicht auf die Bewältigung solcher Lebenssituationen.. Auch das Selbstvertrauen in die eigene Stärke hat gelitten. Umso wichtiger wird jetzt das das tägliche Erfolgserlebnis.

Allen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2023

Gruß Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 11 Februar 2023, 12:15:11
Ich befinde mich wieder auf festem Geläuf. Dieses Jahr kommt einiges an Ausgaben auf mich zu. Sommerrreifen, Winterreifen, TÜV und runder Geburtstag. Wenn ich sauber bleibe, kann ich das stemmen. Ansonsten ist ein Fiasko vorprogrammiert.
Zur Zeit stelle ich mir die Frage, ob ich am Hausarztzentrierten Programm teilnehmen soll. Seit 10 Tagen wäge ich die Vor und Nachteile ab, komme aber zu keinem Ergebnis. Ich muss mich aber entscheiden, die Frist zum Widerspruch läuft ab.
Ich freue mich auf die kommenden Herausforderrungen.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wirbelwind am 11 Februar 2023, 13:56:37
Was ist das ?
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 12 Februar 2023, 11:44:42
Man verpflichtet sich für mindestens ein Jahr alles über den Hausarzt laufen zu lassen. Der stellt für alles Überweisungen aus, oder eben auch nicht.

Vorteil: Vermeidung von Doppeluntersuchungen, Übersicht über die Medikation und deren Verträglichkeit untereinander usw.

Nachteil: Keine freie Arztwahl und man darf nur zu am Programm teilnehmenden Medizinern gehen. Das kann im ländlichen Raum zu weiten Wegen führen. Bei Verstößen zahlt man den Arztbesuch selbst.

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wirbelwind am 12 Februar 2023, 12:56:40
Ah ok, danke dir :)
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Olli am 23 Mai 2023, 11:58:51
Wie geht es Dir, Wolfgang?

Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 02 Juni 2023, 22:05:10
Hallo Olli und Mitstreiter!

Ich habe tatsächlich mein Tagebuch etwas vernachlässigt, aber es gab auch in letzter Zeit keine herausragenden Dinge über die ich hätte berichten können.
Das wichtigste zuerst: Mein Rückfall blieb ein  einmaliges Abweichen vom Weg der Anstinenz. Mein Leben verläuft wieder in geordneten Bahnen. Nicht unbedingt einfach aber geordnet.
 
Am 02.06.21 habe ich zum ersten Mal hier geschrieben und rückblickend war das eine meiner besten Entscheidungen.
Ich hatte ja vorher schon etliche Versuche unternommen, welche alle scheiterten. Jetzt hatte ich etwas greifbares und eine Entwicklung zum nachlesen sozusagen. Die Sorgen und Nöte der Mitstreiter, aber auch deren Erfolge oder deren Umgang mit Misserfolgen halfen und helfen mir ungemein.
 
Ich wurde ja befristet verrentet und musste entsprechend meinen Tagesablauf neu ordnen. Im Mittelpunkt dessen steht seit längerem ein ausgedehnter Spaziergang, welchen ich als sehr wohltuend empfinde. Die ganzen schlechten Nachrichten ausblenden und den Moment genießen. Auch zum Psychologen gehe ich weiterhin regelmäßig.
Übrigens habe ich auch seit dem 25.07.21 keine einzige Zigarette mehr angefasst. Es gibt durchaus Dinge, auf die ich stolz sein kann ;D
Ich werde mich jetzt hoffentlich wieder öfter meinem Tagebuch widmen ;)

Allen eine gute Zeit!


Wolfgang






Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: andreasg am 04 Juni 2023, 10:25:30
Lieber Wolfgang,,

ich sitze hier und überlege, überlege, ob ich etwas schweres in mein Tagebuch einschreiben sollte,, und lese zuerst Deinen Beitrag. Danke Dir dafür,, und für Deine Offenhit. Ja es stimmt, jeder Tag hat seine Plage, und die Spielfreiheit ist unser Geschenk, Einen Tag zuur Zeit!
Meine letzte Zigarette habe ich am 24. Juni 2003 auf einem ziemlich einsamen Bahnhof im Allgäu morgens gegen 9:00 Uhr geraucht. Das feiere ich auch in einer Besinnung.

Nun aber los, schreiben hilft mir gerade dann, wenn ich mich selber nicht mehr verstehe...

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 10 Juni 2023, 10:57:55
Es ist schon irgendwie seltsam.
Da verspielt(e) man beim Zocken regelmäßig 100te von Euronen, aber wenn eine notwendige und sinnvolle Reparatur 300-400 Euro kostet, ist man "traurig".
Wie kann jemand, der ständig an sich selbst spart, anderen 1000te von Euro in den Hals werfen. Eigentlich nicht zu erklären, aber die Sucht macht es möglich.

Andreas schreibt immer " einen Tag zur Zeit". Manchmal braucht es nicht viele Worte um Wirkung zu erzielen. Danke dafür!

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 25 Juli 2023, 11:15:28
Heute vor 2 Jahren habe ich die letzte Kippe geraucht. Auch die Alkohohl und Spielsucht beherrscht mich seit unterschiedlich langer Zeit nicht mehr. Hin und wieder denke ich an die genannten Süchte, aber sie haben keine Macht mehr über mich.
Da bin ich echt froh, dass ich nicht auch noch Sexsüchtig war ;)

Insgesamt geht es mir recht gut, weil ich mich zum großen Teil mit den körperlichen und seelichen Defiziten arrangiert habe. Geht mal besser und mal schlechter, aber es geht.
Ich bin viel in der Natur unterwegs, da kann man herrlich abschalten.
Für die nächsten 3 Monate bin ich damit beschäftigt meinen Cholesterinspiegel (LDL) zu senken. Ansonsten muss ich Tabletten einnehmen, das will ich vermeiden. Allerdings esse ich schon jetzt sehr wenig tierische Produkte. Morgens mache ich mir Haferflocken und für den Nachmittag und Abend gibt es Gemüseeintopf in unterschiedlicher Zusammensetzung.
Man gewöhnt sich an (fast) alles ;D

Hoffentlich ist dieser elende Krieg in der Ukraine bald beendet. Allein der Gedanke an dieses Elend zieht mich runter.

Ich wünsche allen eine erfolgreiche und frohe Zeit

Wolfgang
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Rubbel am 25 Juli 2023, 11:49:04
Lieber Wolfgang,

ja, der Krieg und überhaupt die politischen Auseinandersetzungen, Interessen und Zusammenhänge stören mich auch gewaltig, und ich kann Dich sehr gut verstehen.
Ich finde toll, dass Du viel draußen bist in der Natur. Zur Zeit bin ich das kaum, kann mich zu nichts aufraffen.
Erhöhtes LDL hatte ich auch hin und wieder, und das, obwohl ich mich seit ca. 25 Jahren rein vegetarisch ernähre. Dass Du keine Tabletten nehmen willst, finde ich ebenfalls klasse - ich vermeide das auch, wenn ich es irgend kann.
Raucherin bin ich auch ... da hast Du mir sehr viel voraus, gestehe ich hier neidlos ein.
Also, zusammengefasst:
Du hast ganz viel geschafft, und Du nimmst Dein Leben und die Umstände an und zollst ihnen Verantwortung dafür - das ist großartig!
Für die Senkung des Cholesterin wünsche ich Dir guten Erfolg!!
Und überhaupt wünsche ich Dir alles Gute und Liebe,
mit vielen Grüßen
Rubbel
Titel: Re: Wolfgang mein Tagebuch
Beitrag von: Wolfgang am 25 Juli 2023, 20:32:33
Hallo Rubbel,
ich danke dir für deine lieben Worte. Da haben wir ja in Sachen Einstellung zu bestimmten Dingen einiges gemeinsam ;)
Als ich mit ein paar unerwarteten Diagnosen konfrontiert wurde, fiel ich auch in ein Loch. Konnte und wollte mich nicht aufraffen, hatte einfach keinen Bock mehr.
Irgendwann kam ich mit Unterstützung da wieder raus. Das wünsche ich auch dir von Herzen. Empathie und Mitgefühl macht leider auch verletzlich und manchmal sogar krank.

Es begleiten dich die allerbesten Wünsche

Liebe Grüße

Wolfgang