Glücksspielsucht => Plauderecke => Thema gestartet von: Stephan.S am 02 April 2013, 09:20:48
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Hallo.
Bin Stephan, 44 Jahre und bin ein süchtiger Spieler seit über 20 Jahren!
Habe mit Automaten mit 16 Jahren angefangen, dann kam das "GROSSE SPIEL".
Dann Lotto, Totto, Odsett, Lose. Seit 4 Jahren Sportwetten. Zwischendurch immer
wieder mal Automaten. Seit 2004 bin ich in Therapie. 2012 war ich das erste mal wegen der Spielsucht in Therapie. Erst 12 Wochen in der Tk, dann in Berus in der Klinik für 10 Wochen!! Dann die Nachsorge eher schlecht als recht gemacht. Bin seit 5 Wochen bei einem Tiefenpsychologen, der mir hilft, aber sehr hart mit mir spricht. Bin seit Feb.12 in Privatinsolvenz. Habe 50000 Euro Schulden! Bin mit meiner Freundinn seit fast 6 Jahren zusammen, sie weiß von meiner Spielsucht. Sie hilft mir wo es nur geht, sie macht die ganzen Finanzen. Arbeite mit Demenzkranken Menschen, daß mir sehr viel Spaß und Kraft gibt. Mein Leben ist so ganz gut, aber warum kann ich nicht Aufhören???? Ich will nicht mehr Spielen, es macht alles kaputt. Bitte, ich brauche Hilfe!!!
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Lieber Stephan,
willkommen in unserer Runde. Du hast dein Thema in der PLAUDERECKE eingstellt. Das war vielleicht ein Versehen. Vielleicht hat es aber auch einen ernsten Hintergrund. Kann das sein? Willst du plaudern? Oder willst du ein ernstes Gespräch?
Ich kann mir vorstellen, dass du mit den diversen Therapeutinnen und Therapeuten, die du inzwischen kennengelernt hast, viel über möglich Hintergründe deiner Suchtkrankheit und über Ausstiegsmöglichkeiten gesprochenn hast. Dazu passt dein pauschaler Hilferuf nicht! Du weißt eigentlich gut wo es lang geht. Was funktioniert bei dir konkret nicht? Wie machst du das, dass du immer wieder rückfällig wirst? Was von dem, das du dir in den Therapien erarbeitet hast, funktioniert bei dir nicht? Woran liegt das? Ich bin der Überzewugung, dass dir konkretere Fragestellungen weiterhelfen. kann das sein?
Alles Gute und liebe Grüße
Ilona
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Hi Stephan!
Herzlich willkommen!
Ich bin mal gespannt auf die Antworten von Dir auf Ilonas Fragen.
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Hallo Ilona, Hallo Olli!
Wo hätte ich es einstellen müssen?
Wenn bei mir der Gedanke gefasst ist zu spielen, gibt es keine Möglichkeit mich zu stoppen.
Es macht bei mir klick, und alles andere wird ausgeblendet. Alles was ich gelernt habe ist weg. Ich weiß genau es ist falsch, doch ich kann nicht anders. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll!! Brauche dringend HILFE.
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Stephan, ich glaube nicht, daß es ein Versehen ist, daß Du Dich in der Plauderecke eingebracht hast. Da finde ich mich ja auch gerne ein - Es geht Dir doch gut, das Leben läuft prima, die Demenzkranken sind erfreut, soweit wie möglich, von Dir Zuneigung zu erfahren, na ja, das bisschen Glücksspiel eben.
Wenn nur noch der Therapeut sich artig verhält, wird das auch besser.
Weißt Du, wie oft ich auf meinen Allerwertesten geschlagen bin, durchs Saufen, durchs Zocken, durch meine Helfersyndrom, durchs Qualmen, durchs Überfressen. Daß mir die Therapie weh tut, bringt doch nur die erlittenen Traumata wieder hoch. Wir erhalten die Möglichkeit, sie uns zu betrachten und loszulassen, den alten Ballast abzuwerfen um damit unser Leben umzustellen.
Kein Spieler , kein Suchtkranker kann das aus seiner Willenskraft heraus schaffen.
Ich habe da auch kein Patentrezept, nur meine Erfahrungen aus Klinik und Selbsthilfegruppe.
Ich weiß nur eins: ich brauche einen, mehrere Gegenüber, die das Problem kennen.
Eben hatte ich Besuch von einem spielsüchtigen Freund zuhause. Einfach miteinander reden, miteinander handeln. Und wenn es nur, wie bei mir, sich um das Anbringen eines Sonnenschutzes am Wohnzimmerfenster handelt.
Meine Wohnung soll eine spielfreie Wohnung sein und ich möchte die Tür öffnen für meine Nächsten. Das ist ein Herzenswunsch von mir. Dazu bereite ich sie so her, daß ich mir Freunde einlade. Nur eine Kleinigkeit.
Doch ein entscheidender Schritt.
Schöne 24 Stunden
Andreas
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Hi Stephan!
Es macht bei mir klick, und alles andere wird ausgeblendet.
Bevor ich etwas mir aus den Fingern sauge ... kannst Du mir dies bitte mal näher ausführen?
So ein - zwei DIN A 4 Seiten? (Keine Bange, ich will Dich nicht veräppeln ... die Frage ist ernst gemeint - ok, kann auch etwas weniger sein ;-) )
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Hallo Olli!
Es fühlt sich so an als ob sich mein Kopf drehen würde. Das ganze gelernte und das ganze gute dreht sich nach hinten, und ist weg. Vorne ist nur noch der Gedanke ans Spiel. Dann muß ich mein Ziel erreichen, Koste es was es wolle. Und es kostet einiges, aber vorallem meinen Selbstwert. Das macht mich total fertig. Ich weis es ist nicht richtig und ich verliere alles dabei, :-[ doch es ist so.
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Hallo adreasg!
Kennst du mich???? :D
Genau so ist das!
Lg, stephan
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Hi Stephan!
Solch ein Schalterumlehen kenne ich sehr wohl.
Jedoch bedurfte es, dass ich zunächst aus dem Sessel aufstehen musste, die paar Schritte zum Schalter laufen, die Hand ausstrecken - mein Augenwerk darauf richten und den Schalter letztlich betätigen musste.
Was ich damit sagen will - ich habe Vorbereitungen getroffen.
Aus "heiterem Himmel" ging dies also nicht.
Trotzdem habe ich viele dieser Schritte damals automatisiert und nicht wirklich wahr genommen.
Sind da bei Dir keine Anzeichen? Nervosität? Vorfreude?
Kein schädlicher Gedanke, weil Du z.B. weisst - morgen komme ich an Geld?
All solche Geschehnisse beschreibe ich heute als die "tausende Entscheidungen, die mich zum Spiel führen" - aber es sind auch tausende Möglichkeiten jeweils auf vielfältige Art zu intervenieren.
Wie sieht es bei Dir aus?
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Hallo Stephan,
manchmal tut es weh, sich selber zu erkennen. Daß es hilft, erlebte ich Gestern. Da bekam ich eine Mail mit dem Text des GA-Meditationsbuch "Einen Tag zur Zeit" zum 03.April 2013. Ich brachte gar nicht wissen, von wem, einfach nur den Inhalt lesen, darüber sinnieren, daß das Meditationsbuch bei mir im verschlossenen(!) Literaturschrank liegt - und letztlich danach Handeln. Das was ich schon lange weiß, verleugne ich zu gerne und suche nach Ausreden: Ich könnte ja ins Meeting gehen, aber mir gefällt die Nase von dem nicht..Bla-Bla. Jedenfalls war ich Gestern Abend pünktlich am Meetingsort und damit in Augenhöhe zu anderen Betroffenen der Spielsucht.
Damit erfüllt gehe ich in den heutigen Tag, das Schlüsselchen öffnet auch die Tür zu meinen Hintergedanken.
Schöne 24 Stunden
Andreas
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Hallo Olli!
Diese anzeichen sind mir bestens bekannt, aber ich denke nicht daran sie zu bewerten und dagegen anzukämpfen. Frage mich oft, warum gehe ich so leichfertig damit um? Will ich gar nicht aufhören? ???
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Hallo Stephan
"Frage mich oft, warum gehe ich so leichfertig damit um? Will ich gar nicht aufhören?"
Ich denke das es keine Pathologische Glücksspieler/in gibt deren größter Wunsch es nicht ist sich von diese durchaus zermürbende und gleichzeitig Zerstörende Sucht zu befreien.
"Es fühlt sich so an als ob sich mein Kopf drehen würde."
Schutzbehauptungen auf-zu stellen warum ich das jetzt mache, waren fester Bestandteil meines Denkens als Spieler.
Es ist so einfach als Süchtiger "Spielen" zu gehen !!!!!
Warum machte ich das, warum höre ich nicht auf, bin ich nicht ganz Dicht, das sind einige der Fragen, die ich mir wieder und wieder stellte.
Irgendwann kam ich zu einem Ergebnis, ich wollte aufhören das war klar, aber das entscheidende war, ich war nicht bereit hier etwas für zu leisten !!
Warum ? eben, weil ich wahrscheinlich doch nicht aufhören wollte !!??
Spielfrei zu sein und auch zu bleiben erfordert von "dir" auch einen gewissen Einsatz !!!
Spielfreiheit, wirst du nicht geschenkt bekommen, sondern es verlangt von uns ein maximales auseinandersetzten mit dieser Sucht.
Ob Therapie, SHG , GA oder was auch immer, die Sucht macht keinen "Stopp" oder eine Pause, sondern ist danach immer noch Präsent.
Viele Werkzeuge wurden dir mitgegeben, diese sind aber vollkommen nutzlos wenn du sie nicht nutzt, bzw. benutzt.
Ein für mich erster wichtiger Ansatz war mich erstmal darüber im klaren zu werden was ich überhaupt wollte....."weiter Spielen" oder aber mich und meine Einstellung zu dem ganzen gründlich zu überdenken, weil ein weitermachen/spielen mich früher oder später Zerstört hätte. (und nicht nur mich)
Werde dir im klaren darüber was du überhaupt willst, das wäre der erste wichtige Schritt !!
Halbherzigkeit sowie Spielfreiheit passen nicht zusammen.
Rainer
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kleiner Nachtrag
Ich meinte im letzten Satz, Halbherzigkeit im Zusammenhang mit "Spielfreiheit" passt nicht zusammen.
Rainer
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Hi Stephan!
Will ich gar nicht aufhören?
Ich glaube, bei dieser Frage dreht sich bei Dir gerade die Antwort wie ein Fähnchen im Winde - oder?
Deshalb sehe ich diese Frage gar nicht als so wichtig an.
Uch ich könnte mich jetzt direkt auf den Weg machen und eine der mittlerweile vier Hallen hier aufsuchen.
Entscheidender für mich sind die Fragen:
Was bringt Dir das Spielen heute?
Wieso möchtest Du aufhören?
Was bist Du bereit dafür zu opfern?
Was "gewinnst Du", wenn Du aufhörst?
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Hi an alle die mir geschrieben haben.
Danke für die ehrlichen Worte! Bin momentan sehr unsicher mit dem richtigen Umgang, mit diesem Forum!!! :-[ Versuche es zu verstehen und zu verarbeiten, dafür werde ich mir Zeit geben. Mein einziges Ziel ist nicht mehr zu spielen!! Dafür tue ich alles, und ich denke, es wird mir irgendwann gelingen.
Lg Stephan
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Hi Stephan!
Du kannst hier alles schreiben, was Du möchtest.
Ob sich im Nachhinein herausstellt, dass eine erklärte Einstellung z.B. "falsch" war, dann war es doch "genau richtig" es hier zu schreiben. (Mit dieser Einstellung schreibe ich ja auch hier)
Außerdem kannst Du dir in ein paar Wochen oder Monaten vor Augen führen, dass Du dich entwickelt hast.
Lese mal Rainers Beitrag ... ;-)
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Hallo, ist jemand da?
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Ja!
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Gibt es ein kontrolliertes Spielen?
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Haaalllllloooooo???
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Hallo Stephan
Zu deiner Frage "Gibt es Kontrolliertes Spielen" ?
Ich denke das derjenige der solch ein Frage stellt, sich entweder über "Spielsucht" informieren möchte, oder es ist ein Glücksspieler, der glauben möchte das es auch Halb schwangere gibt.
Rainer
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Hi Stephan!
Kontrolliertes Spielen?
Hmmm ... ja - das gibt es.
Lt. einiger mir im Hinterkopf herumschwirrender Statistiken müssen wohl 57 % aller Spielhallenbesucher kontrolliert spielen können.
Der Rest sollen dann wohl die problematischen bis pathologischen Spieler sein.
Wenn ich an meine aktive Zeit zurückdenke - und ich war in vielen Hallen unterwegs, da habe ich aber immer nur die gleichen Gesichter gesehen.
Sie schienen meist schon in den Hallen zu wohnen ...
Nu gibt es nur zwei Möglichkeiten - entweder sind die Statistiken falsch - oder mein persönliches Empfinden.
Als einer GA-Gruppe angehörig, bin ich der Überzeugung, dass ich diese Kontrolle verloren habe.
Ja, ich werde sie nie wieder erlangen können.
Diese Einstellung hilft mir, mich vom Spielen fern zu halten.
Nun stellt sich mir natürlich die Frage, wieso du uns derart eilig diese Frage stellst.
Am naheliegensten wäre da natürlich - Du möchtest wieder kontrolliert spielen.
Tja ... aber wieso?
Du besuchst also eine Halle - gibst Dir ein Limit vor und gehst tatsächlich, wenn es erreicht ist.
Ist das Kontrolle? Oder ist das eher ein Arrangement?
Ist es eine Handlung, mit der Du dir nur etwas beweisen möchtest?
Wann wiederholst Du dieses Experiment? Bereits morgen? Nächste Woche? Nächsten Monat?
Wird es dann auch wieder klappen - oder nimmst du einen Fuffi mehr mit und schaust mal, ob Du wiederstehen kannst?
Bevor ich hier weiter spekuliere ... welche Intention hattest Du beim Stellen Deiner Frage?
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Hallo Stephan,
kontrollierter Konsum ist der Traum vieler Süchtiger. Ich z. B. habe ganz oft versucht kontrolliert zu rauchen. Ich erinnere mich noch sehr gut an einen Versuch. Ich hatte mir vorgenommen nur drei Zigaretten am Tag zu rauchen. Das ging fast zwei Wochen gut. Dann war ich auf ner Fete, es wurde gepafft ohne Ende. Da habe ich gedacht: Ok, du rauchst die drei von morgen mit und morgen dann keine. So fing's an. Irgendwann war meine Buchführung so kompliziert, ich hatte mehrere Wochen auf "Vorschuss" geraucht, dass ich den Versuch beendete. Eine Freundin von mir kann das: sie raucht hin und wieder eine, muss es aber nicht. Was ist der Unterschied? Sie hat nie so süchtig geraucht wie ich. Sie hatte nie ein Problem. Sie raucht immer noch ein, zwei Zigaretten am Tag und ich rauche jetzt seit 17 Jahren gar nicht mehr. War aber nicht so leicht. Einmal bin ich nach einem Jahr Rauchfreiheit rückfällig geworden und ein anderes Mal sogar nach sieben Jahren.
So wie du dich in deiner Vorstellung beschrieben hast, sehe ich für dich -aus der Ferne betrachtet- auch eher das Ziel "Abstinenz". Du scheinst nicht einer zu sein, der sich mal verzockt hat. Da ist ja schon ne Menge passiert. Auch die Tatsache, dass du jetzt bereits diese Frage stellst, macht mich arg skeptisch. Hast du denn alle negativen Folgeerscheinungen bereits behoben? Ist das Vertrauen bereits wieder aufgebaut? Hast du nicht eigentlich andere Sorgen? Du erinnerst mich stark an mich. Ich wollte das Rauchen in dieser Phase nicht aufgeben und bin - im Nachhinein gesehen- auf die absurdesten Ideen gekommen. Könnte da was dran sein?
Liebe Grüße, Ilona
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Hallo Stephan,
hast du dir die Antworten so vorgestellt? Meld' dich doch mal wieder.
LG Ilona
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Hi Stephan!
Nur für den Fall, dass ...
Meine Einstellung:
Wenn ich in einem Augenblick meines Lebens, eine Einstellung habe, bei der sich im Nachhinein herausstellt, dass sie einfach ziemlich verquer war, so war sie im Moment des Denken/Schreibens vollkommen legitim.