Glücksspielsucht => Plauderecke => Thema gestartet von: Olli am 26 September 2013, 12:52:31

Titel: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Olli am 26 September 2013, 12:52:31
Hi!

Jemand aus einem anderen Forum hat diesen Link eingestellt:

http://www.lsgbayern.de/fileadmin/user_upload/lsg/daten/LitRef_Behandlungsziel_kontrolliertes_Spielen.pdf

Zum Einen käme für mich dieses absolut nicht in Frage.
Ich habe über 20 Jahre geglaubt "kontrolliert" zu spielen - habe mir nicht nur immer wieder mal das Gegenteil bewiesen, sondern dadurch auch meine aktive Zeit extrem in die Länge gezogen.
Für mich greift also nur die absolute Abstinenz.

Zum Anderen benutzt der Forenfreund dieses Script, um weiter zu spielen.

Da Silke mich daran erinnert hat, dass sie eine "Professionelle"  ;D ist, kam mir in den Sinn, doch mal Eure fachkundige Meinung zu dem Thema zu erbitten.

Was haltet Ihr davon? Habt Ihr diesen Ansatz in Eure tägliche Arbeit einfliessen lassen oder lehnt Ihr ihn ab?

Danke im Voraus
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: tecci78 am 08 Juli 2014, 09:59:38
Würde für mich auch nicht in Frage kommen. Da ich versuche( nach jetzigem Stand ) immer mein "Gewinn" wieder am gleiche Tag zurück zu holen. Ich spiele dann so lange bis ich das einigermaßen wieder "ausgebügelt" habe. Und wie jeder weiß, klappt das im seltensten Fall...
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: andreasg am 08 Juli 2014, 11:45:35
Hallo Olaf,

ich habe die Wahl: den Link zu öffnen oder nicht. Ich sehe für mich keinen Grund ihn zu öffnen. Der Faktor Neugierde sollte nicht eine Besserung meines verflossenen Lebens beinhalten. Mehr denn, was ich vorausblickend Heute gestalten kann.
Dein Posting spornt mich gerade jetzt dazu an, bei Regenwetter eine Projektarbeit weiter zu führen.
Dafür vielen Dank
Andreas
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Ilona am 10 Juli 2014, 13:18:47
Ihr Lieben,

das ist eine interessante Diskussion, die wir auch häufig unter Professionellen führen. Dazu sollte man u.a . Folgendes wissen:  Nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Betroffenen geht in Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder Kliniken. Diejenigen, die hingehen und auch dabei bleiben, haben in der Regel keine bzw wenig Probleme mit dem Therapieziel Abstinenz. Oft handelt es sich bei dieser Gruppe auch um die eher "schwereren" Fälle. Nun überlegt man "wie erreichen wir die Klienten früher?". Und da gibt es Erfahrungen aus dem Ausland, dass viele Menschen sich von dem Abstinenzprinzip nicht unbedingt angezogen fühlen. Sie können sich das nicht vorstellen. Diese Menschen erreicht man eher, wenn man als Ziel "kontrolliertes Glücksspielen" festlegt. Im Verlauf der therapeutischen Auseinandersetzung mit diesem Ziel ändern dann viele ihre erste Absicht und setzen sich das Ziel Abstinenz. Daher finde ich persönlich solche Ansätze gut. Die sind aber natürlich nicht geeignet für Leute, die sich von vornherein vornehmen glücksspielfrei zu werden.
LG Ilona
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: libelle am 11 Juli 2014, 07:20:19
hi

ich kann das nur aus meinen Erfahrungen beurteilen.
Ich merkte früh, dass ich keine Kontrolle über mein Spielverhalten mehr hatte und die Einsicht süchtig davon zu sein. Wo das hinführen kann, war mir klar und wollte da nie landen.
Trotzdem spielte ich noch über 25 Jahre weiter.
So hab ich vieles versucht davon weg zu kommen. Auch mit Versuchen, kontrollierter zu spielen.
Mit SHG, mit Klinik und ambulanten Suchtberater ...Schutzmassnahmen, dass ich das Haus nicht mehr alleine verlies oder die Kontokarte ab gab. Es funktionierte aber alles immer nur Zeitweise. Ich hatte Monate von,  Spielfreiheit/pausen und wieder erneutem Spielen mit den Steigerungen...Ich war ambivalent in meinem festen-klaren  Willen...und bin es bestimmt immer noch.Nur die Sperre, nimmt mir diese Ambivalenz...ich habe keine Wahl mehr jetzt.
Mein Impulsverhalten , in bestimmten Situationen spielen zu wollen konnte ich nicht immer wirklich frei steuern. Theoretisch ja, aber praktisch nicht. Denn es lag nicht in meiner Macht es steuern zu können und kapitulieren verstand ich nicht wirklich richtig. Dafür fehlte mir etwas, was ich nach all den langen Jahren nicht erreichen konnte...trotzdem ich mich damit auseinander gesetzt und viel Mühe gegeben habe. Das Einzigste was ich im laufe der Zeit erreicht habe ist, dass ich mich genauer kennen gelernt habe und akzeptieren. Sicherer in mir geworden bin und Ruhe und Frieden in mir gefunden habe...unabhängiger von der Meinung anderer geworden bin und auch tolleranter.Beziehungsfähiger zu mir selber, wie zu anderen.
Aber mein Sucht-Impuls...den bekam ich nicht in den Griff.In Zeiten der Abstinenz war ich davon überzeugt nie mehr spielen zu wollen oder zu müssen...um von einer Sekunde auf die Andere diese Einstellung wieder zu verlieren. Ich begann sogar das dann zu akzeptieren, weil mein Spielverhalten sich in einem Rahmen sich bewegte, den ich noch mit mir vereinbaren konnte.

Doch da war immer das Wissen und auch die Angst in mir, dass ich diesen Rahmen auch noch verlieren könnte...und ich wusste ...da will ich nie hinkommen. Es blieb ein Eiertanz und ein Spiel mit dem Feuer.

Seid Anfang Mai habe ich nun die Spieler-Sperre in Anspruch genommen und seid dem habe ich keinen Konflikt mehr. Weil ich nun keine Entscheidungsfreiheit mehr habe.Aber ich fühle mich FREI. Ich habe diese Sperre gewollt und mir hilft sie total. Ich nutze keine Möglichkeit..in einer Gaststätte spielen zu gehen, noch online ..oder in ein Nachbar-Bundesland zu fahren um zu spielen. Denn ich weiß, wenn ich damit anfange...gibt es keine Hilfe mehr für mich.

Ich denke , ich habe mit dieser Sperre das erreichen können, was andere durch Einsicht bei ihren absoluten Tiefpunkten schaffen konnten...keine Entscheidungsfreiheit mehr in sich zu haben. Und ich denke nur damit kann man auch abstinent werden und bleiben...oder sein Spielen im Griff bekommen (aus meiner Sicht)

Aus meiner Sicht kann keine Organisation, keine Therapeut oder Angehöriger einen Betroffenen früher erreichen, als er selber an einen gewissen Punkt ankommt. Aufklärung kann warnen, aber nicht unbedingt schützen. Jeder braucht, um an diesen Punkt zu kommen, seinen eigenen Weg. Wobei alles ausprobiert wird, was geht. Ich glaube , dass es Menschen gibt, die wieder zu einem Kontrollierten Spielen zurück finden können, aber ob diese wirklich schon süchtig waren oder nur missbrauch betrieben haben...ist ja auch noch fraglich. Fraglich ist...wo man steht im Stadium der Sucht. ich denke persönlich, dass dies auch eine Rolle spielt. So gibt es genauso die jenigen Betroffenen für die es ohne absolute Abstinenz nicht funktioniert. Man kann es einfach nicht pauschlieren. Ich denke jeder ist von seinem Verhalten erstmal überzeugt, bis er selber merkt, falsch zu liegen. Was der Eine braucht und hilft, muss nicht bei einem anderen genauso sein. usw
Ohne persönliche pyschische Aufarbeitung , ist eine Verlagerung in ein anderes Suchtverhalten groß. Zbsp ist für süchtige Borderline betroffe das therapieren einer Sucht wesendlich schwieriger. Für sie ist es wesendlich schwieriger emotionalen Mangel und Schmerzen zu kompensieren oder auf zu lösen, wie für nicht erkrankte. Das Thema ist viel zu komplex , um nicht viele mehrere Möglichkeiten zu testen, wie man süchtigen individuell helfen kann. Drum finde ich die Studie nicht unwichtig und/ oder unsinnig.
Jedoch ohne Bereitschaft und Einsicht der Problematik eines Betroffenen wird keine Therapie Erfolg erlangen können. Und die Einsicht braucht Zeit zum wachsen.

Automaten-Spiele in den Spielhallen sind Glückspiele und haben hohes Suchtpotenzial...sie gehören Grundsätzlich verboten. Früher wurden Bürger davor geschützt , heute zählen nur noch finanzelle Interessen. Wie überall...wo das noch hinführen wird mag ich mir nicht ausmahlen.
Im Grunde sind wir schon eine Welt -Gemeinschaft von Zockern...und da sind wir Automatenspieler noch die kleinsten Lichter....mit allen negativen , bösen Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Sucht-nach Geld, Macht und Erfolg

das ist meine Meinung dazu ...danke fürs lesen

lg libelle



Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: zockerfred am 15 Juli 2014, 23:19:38
Hallo Olaf,

ich habe die Wahl: den Link zu öffnen oder nicht. Ich sehe für mich keinen Grund ihn zu öffnen. Der Faktor Neugierde sollte nicht eine Besserung meines verflossenen Lebens beinhalten. Mehr denn, was ich vorausblickend Heute gestalten kann.
Dein Posting spornt mich gerade jetzt dazu an, bei Regenwetter eine Projektarbeit weiter zu führen.
Dafür vielen Dank
Andreas
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: zockerfred am 15 Juli 2014, 23:22:20
Hallo Olaf,

ich habe die Wahl: den Link zu öffnen oder nicht. Ich sehe für mich keinen Grund ihn zu öffnen. Der Faktor Neugierde sollte nicht eine Besserung meines verflossenen Lebens beinhalten. Mehr denn, was ich vorausblickend Heute gestalten kann.
Dein Posting spornt mich gerade jetzt dazu an, bei Regenwetter eine Projektarbeit weiter zu führen.
Dafür vielen Dank
Andreas

Ganz genau! "kontrolliertes Spielen" so ein Schwachsinn! Wenn man die Kontrolle hätte, könnte man es ganz sein lassen, und viel Zeit und Geld sparen.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 18 September 2023, 16:40:29
WoW was man hier alles so findet

Bedeutung für die Praxis
Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, Behandlungsstrategien zu entwickeln, die berücksichtigen,
dass es sich bei den pathologischen Spielern nicht um eine homogene Gruppe handelt und dass
die Therapieziele dementsprechend angepasst werden müssen.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: TAL am 18 September 2023, 18:16:58
Eine 'homogene Gruppe' sind auch Alkoholiker, Schizophrene oder Depressive nicht... um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Ja, jeder Mensch ist anders.
Stating the obvious.

Das hat aber absolut gar nichts damit zu tun, daß man nunmal aufhören sollte, die Droge der Wahl zu konsumieren, um seine Sucht 'in den Griff zu bekommen'. Und die ist in dieser 'inhomogenen Gruppe' nunmal die einzige sichere Gemeinsamkeit.
Wenn das also nicht das Ziel ist, kann man sich das auch sparen.

Oder anders gesagt: Ich frage mich gerade, was für andere 'Therapieziele' außer der Abstinenz es für einen pathologischen Spieler geben sollte.

Und das bezieht sich nicht auf den 'Weg', der mag verschieden sein, sondern hier geht es ja explizit um 'Ziele'.

Aber die Menschen scheinen generell eine gewisse 'Individualität' für sich zu beanspruchen, um sich von der Masse abzuheben.
Um dem gerecht zu werden, entsteht dann eine solche Augenwischerei.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 18 September 2023, 18:28:34
Hm,...

Versteh ich nicht ganz und diskutiere grad mit Frauchen...
Wenn Du Zeit hast mal wieder, könntest du mir bitte genauer erklären was Du mit "Augenwischerei" meinst ?
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Rubbel am 18 September 2023, 18:32:33
Hi,

ich hab das eher so verstanden, dass zunächst einmal der Versuch unternommen werden sollte in einer Probandengruppe von Süchtigen, ob kontrollierte Suchtausübung geht, um ein Ziel der Abstinenz von der Gruppe als individuelles Ziel herauszuarbeiten. Also quasi als Selbsterforschung, ohne von außen von vornherein auferlegte Abstinenz. Quasi als Selbsteinschätzungs-Ergebnis.
(?) ... hab aber nur 'überflogen`.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: andreasg am 18 September 2023, 18:45:38
Hallo ihr Lieben,

spontan, als ich "kontrolliertes Spielen" gelesen habe, dachte ich an den Film "der Monarch", den mir ein früherer Foren freund einmal nahegelegt hat. Diesen Film habe ich zuerst im Programmkino in der Spätvorstellung gesehen. Nach einer Rücksprache mit dem Freund wußte ich, daß das alles nur ein Fake ist.

Wie kontrolliertes Spielen funktioniert, habe ich wohl einmal beherrscht, (nach einer Serie Geld rausgedrückt), aber dann habe ich mehr und mehr die Kontrolle über das Spielen verloren. Dabei ist das Geld das wenigste, vielmehr habe ich mein Wertgefühl verspielt. Und um das wieder zu gewinnen, braucht es keine Kontrolle mehr, denn die führt zum Zwang, sondern mehr denn, mein altes Ego aufzugeben, und einfach nur mein Weltbild anzuschauen, und sehen, wie ich mich verändere , wenn ich frei und abstinent vom Glücksspiel bin.

Einen Tag zur Zeit
Andreas
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: TAL am 19 September 2023, 10:00:32
Spieler sind alle verschieden, und es gibt sicherlich verschiedene Wege, es anzugehen. Das Ziel allerdings ist alternativlos, wenn man eine dauerhafte Besserung möchte.
Ich meine damit, daß es in Bezug auf die Sucht nicht wirklich hilfreich ist, die Menschen in ihrem Glauben zu bestärken, bei ihnen sei ja alles ganz anders. Es hält die 'Hoffnung' am Laufen, daß 'ein Bißchen' doch irgendwie gehen muß. Das ist meiner Meinung nach unfair - für alle Beteiligten
Was die Wege angeht, mag das stimmen, aber das Ziel sollte da klar sein, denn alles Andere wäre ein ziemlicher 'Eiertanz'.

Allerdings habe ich eben über das nachgedacht, was Rubbel schrieb, und sie hat möglicherweise sogar recht... also daß sich dabei gedacht wird, dieser Ansatz wäre immernoch besser als gar keiner, wenn man die Leute frühzeitig 'erreichen' will.
Mhhh... ja, gut möglich, daß das tatsächlich der Gedanke dahinter ist. Trotzdem finde ich es irgendwie nicht richtig, die Energie sowohl des 'Helfenden', als auch des Betroffenen in etwas zu stecken, das so gar nicht funktionieren kann. Selbst wenn es in der Hoffnung ist, daß irgendwann ein komplettes 'Umdenken' stattfinden könnte.

Ich verstehe jetzt den Gedanken dahinter, finde es dennoch falsch, das zu bestärken, und damit letztlich nur zu verlängern.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Roy1234 am 19 September 2023, 10:23:55
Schwieriges Thema.
Ich kann nur für mich sprechen und bin der festen Meinung dass ich im Leben nicht kontrolliert spielen könnte.
Ich zocke seit meinem Versuch dauerhaft abstinent zu bleiben auch nicht mehr zum Spaß ohne Geld. Hatte ich sowohl beim Rauchen als auch beim Zocken dass ich nach Abstinenz den Versuch gestartet habe mit wenig viel Spaß zu haben. Bei beiden endete es in noch höheren Schlagzahlen als je zu vor.

Es gibt schönere Dinge als solche Versuche.
Wenn ich mich stark genug fühle was das nicht zocken angeht ist das Rauchen dran.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Rubbel am 19 September 2023, 10:29:27
Lieber Roy,

weil ich es einfach noch mal sagen/schreiben muss(!):
Ich freu' mich voll, welchen Weg Du gehst und auch schon zurückgelegt hast!
Und dass Du Dich so gut und vor allem ehrlich einbringst.

Schönen Tag Dir!
Viele Grüße, Rubbel
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Olli am 19 September 2023, 12:32:35
Guten Morgen!

Zitat
Trotzdem finde ich es irgendwie nicht richtig, die Energie sowohl des 'Helfenden', als auch des Betroffenen in etwas zu stecken, das so gar nicht funktionieren kann.

Das Problem ist doch, dass die Probanden sich die Abstinenz gar nicht zutrauen! Für sie gibt es nicht die Wahl zwischen Abstinenz und Spielen. Ein kontrolliertes Spielen bietet hier die Chance, dass sich die Leute einlassen. Sie sammeln nun Erfahrungen, therapeutisch geleitet, die sie zu einem Umdenken anregen KÖNNEN. Der Aufwand auf beiden Seiten ist da egal und ... der Weg ist hier das Ziel!
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Rubbel am 19 September 2023, 12:48:43
sachichdoch ... die Probanden lernen bei dem Versuch, kontrolliert zu spielen, dass das nicht geht, wenn sie schon 'drauf' sind.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Olli am 19 September 2023, 13:10:59
Es ist doch immer wieder schön, wie bei einer Diskusion die Probanden und die Contrabanden ihre Standpunkte präsentieren ... :)

Dabei sollte Probanden eigentlich als Unwort des Jahres nominiert werden, im Zusammenhang mit Sportwettenwerbung! ;)

Sorry, mir sitzt gerade der Schalk im Nacken ... 🤡
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Roy1234 am 19 September 2023, 13:20:02
@Rubbel
Vielen Dank!
Es ist nicht immer einfach aber nicht so schwer wie gedacht. Ich habe mir hier den Vergleich zur körperlichen Krankheit gezogen. Ich habe Schmerzen und der Arzt gibt mir Medikamente und zusätzlich Schmerztabletten sollte es richtig heftig werden. Der Punkt ist die Definition heftig.
Bei den Schmerztabletten endet es bei mir fast immer damit dass ich diese nach Ablaufdatum ungeöffnet entsorge. (Außer Zahnschmerzen 😁 da bin ich ein Weichei) Ansonsten ist es so dass es eigentlich immer zum aushalten ist und Ablenkung das a und o ist. Genau so versuche ich das täglich mit dem hin und wieder auftretenden Suchtdruck. Und es wird immer besser und gefühlt leichter. Routine? Vielleicht!

@Olli

OK, kontrolliert spielen um einzusehen dass dies nicht geht. Als Umdenkhilfe. Das mag Sinn ergeben so sich die Probanden darauf einlassen.
Vielleicht besser als den Point of Return zu finden der bei mir zumindest richtig teuer war.
Aber vielleicht auch notwendig um mir selbst das Brett final vor den Kopf zu knallen und aufzuwachen.
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: SuchtkrankerMensch am 19 September 2023, 15:59:09
@TAL

Danke für Deine Zeit.

JETZT, HEUTE, versteh ich was Du meintest, grad nachdem ich gerade geschrieben habe und an meine Suchtberaterin gedacht habe. Sie sagte " Das Ziel ist abstinenz" und ich antworte, Nein, das ist IHR Ziel das war nie meins...

Demzufolge ergibt es für MICH nun auch Sinn das sich viele schnell auf den Schlipps getreten fühlen da ja IHR Ziel die Abstinenz ist -"koste es was es wolle"-, was ich halt etwas anders sehe.
Wobei selbst das so nicht richtig ist, ich wäre auch gern dauerabstinent, kein zocken, keine Pcspiele und vernünftige Freizeit nutzung, selbstverständlich, nur der Weg der Radikalen Abstinenz funktioniert ebend nicht für mich, ergo versuch ich andere wege irgendwie zu finden und sei es mit einem Rückfall der immerhin dazu geführt hat das meine Frau und ich wesentlich besser darüber kommunizieren und das Thema unter uns nicht mehr Todgeschwiegen wird
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: Schwarzwaldteufel am 19 September 2023, 16:14:22
Hallo,

also meine Meinung ist das Kontrolliertes Spielen nicht möglich ist bzw. auch nicht Ziel einer Behandlung sein sollte.

Bis zu einem gewissen Punkt der Sucht mag man aber mit dem Ansatz durchaus noch Erfolg haben,
wenn die Sucht schon weiter Fortgeschritten ist wirds ein extrem heisses Eisen.

Man redet sich zwar vorneweg ein das es Möglich ist (nur 50,- € usw.) aber gerade Online ist das Geld so schnell eingezahlt und ich habe keine Zeiten in denen ich ins denken kommen könnte ( zum Bankautomat fahren usw.) um es zu bremsen.

Kontrollverlust und Chasing sind ist eben ein Symptome der Sucht.

Ich möchte Glücksspiel egal in welcher Form komplett aus meinem Leben streichen.

Gruss
Titel: Re: Kontrolliertes Spielen
Beitrag von: TAL am 19 September 2023, 16:19:36
Contraband ist mal etwas ganz Anderes. Irgendwie fehlt da der Kontext.

Ansonsten... ich fände den Gedanken, ein Proband zu sein, eher abschreckend. Genausowenig ansprechend ist der Begriff 'therapeutische Anleitung'. Das hat was von 'klinischen Studien' für Antifaltencreme. Aber es zeigt zumindest den 'Versuchscharakter'.
Ansonsten denke ich, verstehe ich aber, was ihr meint.

Meine persönliche Erfahrung entspricht schon ziemlich genau der von Roy (danke dafür). Heute weiß ich, daß derartige Versuche niemals geklappt hätten, egal wie. Sie würden auch heute nicht funktionieren.
Daher finde ich allein schon die Suggestion, dies sei möglich... mhh... unfair.

Aber ja, versucht habe ich es auch. Denn, und da hat Olli recht, ich konnte mir gar nicht vorstellen, daß es auch ohne geht. Für mich war der Gedanke innerlich surreal. Vielleicht ein paar Tage, oder Wochen... aber ganz?
Das schaffe ich gar nicht!
Diesen Mammutgedanken erstmal außer Acht zu lassen mag Manchem sicher schon helfen, überhaupt erstmal anzufangen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Also ja, ich verstehe die Logik dahinter schon irgendwie, trotzdem wehrt sich in mir etwas dagegen, dies als probates Mittel zu sehen.

-edit-
Genau, Wirbelwind.
Für dich mag das momentan noch eine Möglichkeit sein, den Schaden zu begrenzen. Aber es ist halt nicht das 'Ziel'.
Ich für mich selber bin mir sehr sicher, daß mir das nicht geholfen hätte, denn es hält den Funken ja am Leben. Und ich halte weiterhin daran fest, daß es machbar ist, denn immerhin ist das ja das Ziel, richtig? Also geht es. Das sehe ich also ähnlich wie Schwarzwaldteufel, nur mit dem Unterschied, daß ich denke, daß es zu keinem Zeitpunkt dauerhaft funktionieren kann.
Kontrolliertes Spielen als 'Ziel' zu verkaufen, ist daher irreführend. Ein Versuch in einer Gruppe, um sich darüber auszutauschen, was es mit einem macht, ist in meinen Augen zwar immernoch schräg, aber dann eben ein Weg von vielen. Versucht habe ich das auch, hat nur nicht wirklich funktioniert. Darüber reden zu können mag helfen, das Denken zu verändern - und einen anderen Weg zu wählen.

Ich störe mich halt hauptsächlich daran, dies als 'Therapieziel' hinzustellen, und nicht als das, was es ist - ein Versuch, den Menschen für sich erkennen zu lassen, daß es nicht geht.