Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Future am 02 Dezember 2019, 19:39:29

Titel: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 02 Dezember 2019, 19:39:29
Guten Tag!
Vorab kurz zu mir: Bin aus Bayern, Ende 30, habe Job, Kinder und Familie. Verluste bisher, ca 300.000. Die letzten 3 Jahre ca 130.000.
2011 begab ich mich das erste Mal in die Psychiatrie wegen Spielsucht und anderen Süchten. War auch schon in Langzeittherapie deswegen.
Hatte immer wieder schwere Rückfälle bis Dato. Das letzte Mal gespielt habe ich im Juni diesen Jahres. Ich war wie immer nach hohen Verlusten, psychisch am Ende. Das war der Punkt an dem ich mir meinen Süchten wirklich bewusst wurde und eingesehen habe, dass Spielsucht mich umbringt, wenn ich so weitermache. In dieser Zeit habe ich von dem Urteil gelesen, dass ein Spieler 100.000€ an ein Kreditinstitut nicht zurückzahlen muss. Ich habe mich Informiert und bin auf diese Seite gestoßen.
Auch ich habe mir einen Anwalt geholt. Die erste Anwältin hat gemeint, es ist sehr riskant und teuer Geld zurückzuholen. Ich wurde zufällig im Internet auf eine Werbung einer Anwaltskanzlei aufmerksam, die Geld zurückholen will und habe diese sofort beauftragt. Es war nicht wir holen dein Geld zurück.de
Nun meine Fragen an Euch:
Sollte wir nicht eine Sammelklage machen? Geht das? Wer wäre dabei?
Warum werden Sportwetten, wie ich hier gelesen habe anders behandelt, bzw keine Erfolgschance vor Gericht? Bei mir waren es die letzten 3 Jahre zu 90% Sportwetten.
Wurde schon mal gegen einen Anbieter direkt geklagt oder nur immer  gegen Visa, PayPal usw?

Ich weiß leider nicht mehr, ob es wirklich Sinn macht die Schulden von Visa u. Paypal über 35.000 nicht zu bezahlen und evtl eine Klage dieser Banken vor Gericht teuer verliere..?
Und ob es Sinn macht gegen große Wettanbieter zu klagen und am Ende nochmal 10.000 oder mehr an Anwalts- und Gerichtskosten in diese Sache reinzustecken.

Zu guter Letzt: Ich bin seit Juni spielfrei und möchte es bleiben!! Meinen priv. Kontozugang habe ich abgegeben.
Ich finde bis auf die AA´s noch keine Selbsthilfegruppe? Hat jemand dazu einen Tipp?

Danke für´s lesen und Eure Hilfe!

Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Ilona am 02 Dezember 2019, 20:05:29
Bin unterwegs, daher nur kurz. Hier findest du Adressen von Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Fachkliniken http://www.gluecksspielsucht.de/adr/index.php

LG Ilona
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 02 Dezember 2019, 20:11:13
DANKE  :)
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Lexlander am 02 Dezember 2019, 21:29:35
Hallo Pafler,

ich komme ebenfalls aus Bayern und auch für mich gestaltete sich die Suche nach einer SHG sehr schwierig . Habe nächste Woche meinen ersten Termin , fahre hier allerdings ca 50 km dafür . Zusätzlich habe ich noch einen Psychotherapeuten . Vllt wär das auch eine zusätzliche Option für dich ? Ich hatte zwar erst einen Termin dort , fühle mich aber gut aufgehoben . Nächste Woche habe ich dort auch bereits meinen nächsten Termin .

Bzgl. CB kenne ich mich leider nicht wirklich aus. Habe dies für mich auch noch nie wirklich als Option gesehen . Auch ich habe überwiegend Sportwetten abgegeben ...

Ich wünsche dir auf deinen Lebensweg weiterhin alles Gute .

LG Alex
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: kotek123 am 02 Dezember 2019, 22:53:27
also ich wäre auch für ein Zusammenschluss. Ob das dann in Form einer Sammelklage oder in Form von einer Einzelklage sein wird, sollen die Experten entscheiden. Ich würde sogar sagen, dass 2 verschiedene Klagen eingereicht werden sollen. Eins wo der Spieler nur Casino gespielt hat und eins wo der Spieler nur Sportwetten hat. Die Unklarheit im Fall von Sportwetten ist zum größtenteil darauf zurückzuführen,wie ihr gesagt habe, dass diese Anbieter geduldet werden aus verschiedenen Gründen. Aber ich kann aus meiner Erfahrungen reden, die haben sich nicht mal annährend an die Vorgaben und Regeln gehalten. Die Anbieter berufen sich ja immer auf Ihre EU-Lizenz. Im Fall von Casino wurde ja entschieden, dass eine EU-Lizenz in Deutschland keine Gültigkeit hat. Nur im Falle von Sportwetten ist es noch unklar
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: ebrezza am 13 Dezember 2019, 16:33:37
Soweit ich weiß, sind klassische Sammelklagen in Deutschland nicht möglich. Bedanken dafür könnt ihr euch bei Dobrindt (CSU).
Alles, was in Deutschland einer Sammelklage nahe kommt, ist extrem restriktiv ausgelegt.
Am ehesten wahrscheinlich erscheint mir bei euch die Prozessverbindung gem. §147 ZPO, wobei eure Klagen, vereinfacht gesagt, dann als ein Fall behandelt wird mit einem Urteil, das für alle gilt. Dadurch werden die Gebühren (Gerichtskosten, etc.) nicht billiger.
Nicht zu vernachlässigen ist dabei auch das Risiko, wenn das Urteil negativ ausfällt, fällt es für alle negativ aus. Aufgrund der derzeitigen Rechtsprechungen, könnte die Wahrscheinlichkeit eines positiven Urteils höher sein, wenn einzeln geklagt wird:
1. aufgrund der unterschiedlichen Rechtsauslegung der verschiedenen Richter
2. Rechtslücken können mit jedem weiteren Urteil sukzessiv geschlossen oder andere Ansatzpunkte gewählt werden, um zu einen positiven Urteil zu gelangen

Alle meinen Angaben hierzu sind ohne Gewähr.
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Ilona am 13 Dezember 2019, 17:10:13
Und dann gibt es noch die Musterfeststellungsklage!
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: ebrezza am 13 Dezember 2019, 17:18:58
Und dann gibt es noch die Musterfeststellungsklage!
Stimmt.
Aber ich glaube, die Musterfeststellungsklagen können nur von eingetragenen Vereinen, also z.B. ihr, und Verbraucherschutzverbänden geführt werden und nicht von einem Zusammenschluß aus Privatleuten.
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Ilona am 13 Dezember 2019, 18:55:04
Richtig. Der Fachverband Glücksspielsucht e.V. ist so ein Verein. Er steht in der Liste der klageberechtigten Verbände. Uns fehlen nur noch Mitglieder. Man braucht mindestens 350 natürliche Mitgleider.
LG Ilona
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 13 Dezember 2019, 20:51:27
Hallo zusammen. Dann möchte ich bitte Mitglied werden..!
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Ilona am 13 Dezember 2019, 21:38:23
Top. Das freut mich. Der Beitrag wird erst in 2020 fällig und ist zudem von der Steuer absetzbar.
LG Ilona

https://www.gluecksspielsucht.de/files/2018-beitrittsantrag-natuerlich.pdf

Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 13 Dezember 2019, 21:50:16
Gut angelegtes Geld!!! Wird am Montag ausgedruckt und ausgefüllt. Danke für den Link Ilona!

Nicht nur rauchen kann tödlich sein.
Sondern auch Glücksspiel und Alkohol
Wir stehen bei der Glücksspiel u. Alk. Werbung da wo wir bei Zigaretten vor 20 Jahren standen.
Unterschied ist, dass Rauchen nicht psychisch krank macht und Existenzen zerstört.

Das mal so nebenbei von mir..
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Lexlander am 13 Dezember 2019, 22:23:46
Hallo , kann mir wer per PM die Kontodaten mit Verwendungszweck und den Beitrag schicken ? Leider kann ich die Datei so nicht öffnen . Würde mich gerne auch beteiligen . LG Alex
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: kotek123 am 13 Dezember 2019, 22:43:56
ich bin auch dabei. Zusammen sind wir stark.
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 13 Dezember 2019, 22:54:53
Jawoll 👍😀
Meine 1. Klage von dreien, hab ich übrigens beantragt. Was für eine rechnerei alles zusammenzurechnen bei 3 verschiedenen Banken. Spielfrei nach wie vor. Auch 6 Wochen heute ohne alk. Das forum und medikamente helfen sehr gut. Ambulante Therapie mache ich auch bald.
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 13 Dezember 2019, 23:09:18
Also Leute, werdet Mitglied Und wir setzen uns zusammen für eine musterfeststellungsklage ein.
Besser als wieder zu zocken oder in depries zu verfallen. Ausserdem sollten die neuen zukünftigen spieler geschützt werden. Und die Milliardenschweren Glücksspiel Anbieter sollen die illegalen Gewinne zurückzahlen. Das wäre mein Wunsch. Wenn das so einfach wäre....
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: kotek123 am 13 Dezember 2019, 23:18:24
also meiner meinung nach kommt es vor gericht viel seriöser und glaubwürdiger vor, wenn der Kläger nicht ein Privatperson ist sondern ein Verband bzw. Verein ist. ich glaube nicht dass die gerichte gegenüber Verbände wie FAGS  mit so lachhafte Argumente kommen können, wie z.B. der Süchtiger hätte sich eine andere Zahlungsmethode gefunden, wenn diese nicht geklappt hätte. Oder der zahlungsdienstleister, der die Zahlung überhaupt möglich macht, von nichts ja wissen kann usw.
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 13 Dezember 2019, 23:21:51
Genau so sehe ich das auch kotek
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: Future am 14 Dezember 2019, 00:09:31
Wann gibt's denn mal wieder eine neue Verhandlung?
Titel: Re: Klage / Sammelklage?
Beitrag von: ebrezza am 14 Dezember 2019, 18:47:32
also meiner meinung nach kommt es vor gericht viel seriöser und glaubwürdiger vor, wenn der Kläger nicht ein Privatperson ist sondern ein Verband bzw. Verein ist. ich glaube nicht dass die gerichte gegenüber Verbände wie FAGS  mit so lachhafte Argumente kommen können, wie z.B. der Süchtiger hätte sich eine andere Zahlungsmethode gefunden, wenn diese nicht geklappt hätte. Oder der zahlungsdienstleister, der die Zahlung überhaupt möglich macht, von nichts ja wissen kann usw.

Ich sehe das ein bisschen anders.
Zunächst einmal hat von den hier bekannten Klagen keiner aufgrund seiner Suchtkrankheit geklagt sondern die Klagen wurden mit dem Verbot lt. Glücksspielgesetz und der illegalen Mitwirkung der Banken/KK begründet. Dann wird das unter einem ganz anderen Aspekt behandelt, die Krankheit bleibt bei der richterlichen Entscheidung unbeachtet, weil sie gar nicht verhandelt wird.
Es geht hier somit um den wirtschaftlichen Schaden durch die immense Anzahl an Rückforderungen gegenüber Banken /KK. Ich rechne fest damit, dass eine Klage auf Rückforderungen gegen die Banken/KK, selbst wenn sie von einem Verband bis zum BGH geführt wird, verloren geht.