Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Padawan am 23 November 2020, 23:08:25

Titel: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 23 November 2020, 23:08:25
Hallo Zusammen,

gefühlt kenne ich euch alle hier, da ich seit Jahren mitlese. Ich spiele mit Ausnahme eine vier jährigen Unterbrechung rund 20 Jahre und habe mit 18 angefangen. Meine Geschichte ähnelt den gängigen Spielerkarrieren. Trotz der Spielsucht habe ich eine Familie gegründet und zwei Kinder. Von 2010-2012 war meine schlimmste Zeit. Da habe ich wirklich jeden Cent in die Automaten gesteckt und konnte an nichts anderes denken. Auf Anraten meiner Frau begann ich 2012 eine dreivierteljährige ambulante Therapie die bei mir keinen 100 prozentigen Erfolg hatte. Danach ging ich weiterhin spielen aber das zwanghafte verschwand. Ich wurde nicht mehr angezogen sondern entschied bewusst dafür zocken zu gehen. Die Schulden häuften sich an und wir schufen Mechanismen wie ich nicht an Geld komme um es nicht zu verspielen. Die Therapie hat mir, obwohl ich nicht weiß wie, geholfen. Das Kribbeln und zwanghafte verschwand und wenn ich zocken ging, dann war es eine bewusste Entscheidung. Der darauf folgende Kontrollverlust war unterbewusst. Schulden und Dauerstress hatte ich wie alle anderen auch.
Vor zwei Jahren habe ich mit dem Rauchen aufgehört und mir gesagt dass ich keine Zigarette mehr anfassen darf, sonst werde ich wieder süchtig. Es hat ganz gut geklappt und das Verlangen nach Zigaretten ist weg.
Vor ein Jahr habe ich mir gesagt ich gehe in keine Spielo mehr rein. Immer wenn der Gedanke kam du könntest doch ein fuffi in den Automaten werfen verglich ich es mit dem Rauchen. Eine Zigarette und ich bin wieder ein Raucher und ein fuffi und ich bin wieder ein Spieler. Meine Frage an die, die aufgehört haben: Habe ich aufgehört?
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 24 November 2020, 06:26:06
Guten Morgen und herzlich willkommen!

Ich frage mich gerade, wieso Dir diese Frage so wichtig ist?
Zuächst einmal denke ich, dass wir sie Dir gar nicht beantworten können, da wir Dir nicht hinter die Stirn schauen können.

Doch die Frage an sich ist interessant. Nun, was wissen wir schon: Du hast seit einem Jahr nicht gespielt. Das hast Du zwar nicht direkt gesagt, sondern ergibt sich aus dem Kontext.
Dabei hat Du Dich ganz bewusst gegen das Spielen entschieden. Du konntest die süchtigen Gedanken trennen von den folgenden Entscheidungen.

Doch sie sind noch na - nicht wahr? Macht das Dir Sorge? Wünschst Du Dir deshalb so eine Art Absolution? Eine Gewissheit um irgendwie abzuschließen?

Nun, wenn dem all so sein sollte, dann kann ich Dir versichern, dass diese Gedanken weniger werden bei anhaltender Abstinenz. Gefährdet wirst Du wie wir alle aber wohl Dein restliches Leben bleiben. Für mich sind das aber ungelegte Eier. Wichtig ist da immer nur das Heute und da gibt es eine Gewissheit: Du bist abstinent!

Vielleicht hilft Dir ja eine Gegenfrage: Was hast Du durch Deine Spielfreiheit begonnen? Wiegt das nicht vielleicht weit mehr als die Antwort auf Deine Frage?

Bin mal gespannt, was Du diesebezüglich denkst.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 24 November 2020, 07:29:31
Hallo Olli,

vielen Dank für deine Einschätzung. Ich versuche jetzt auf deine Fragen einzugehen. Ja ich habe Angst wieder in einer Spielhalle zu landen und der Dauerstress in Verbindung mit Geldverschiebung beginnt wieder von vorne los. Seit ich nicht mehr spiele habe ich keine offenen Forderungen, meine Gedanken kreisen nicht um Finanzlöcher die gestopft werden müssen. Was habe ich durch das nicht Spielen gewonnen? Ich würde sagen meinen Geist/Seele zurück die sich endlich wieder mit positiven beschäftigt  oder vom positiven ernährt. Viele Ex-Spieler hier nennen es mein Leben zurück.
Ich stelle mir die Frage, da es Zeitbereiche gab an denen ich nicht zocken ging. Da befand ich mich über längere Zeiträume in eine finanziellen Krise und konnte nicht zocken.  Das sogenannte Suchtgedächnis wurde nicht gelöscht.

VG
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 24 November 2020, 08:39:23
Hi Padawan!

Zitat
Ja ich habe Angst wieder in einer Spielhalle zu landen und der Dauerstress in Verbindung mit Geldverschiebung beginnt wieder von vorne los.

Du hast doch hier zwei Möglichkeiten der Betrachtung:
1. Du kostest die Angst mit all ihren Hormonausschüttungen aus und steigerst Dich hinein, bis Du vor lauter Angst nicht mehr weisst wohin mit Dir.
2. Du betrachtest Angst als das was sie ist: ein Schutzmechanismus. Sie erinnert Dich daran, was Du "nicht" willst und was Du Dir aktiv wünschst.
Dies hast Du übrigens schön getrennt in Deiner Antwort.

Ich rede hier selbstredend von einem Maß der Angst, die weit weit unter Panik liegt.

Angst ist ein Blocker, sie behindert. Oft lesen wir hier davon, dass sich die User keine externe Hilfe suchen möchten. In diesem Falle ist sie schädlich und fördert schlussendlich immer die Suchtausübung.
In Deinem Falle behindert sie Dich aber in der Suchtausübung - sie schützt Dich. Nehme sie daher ruhig wie einen Freund an. Sie hält Dich wachsam und achtsam.
Sie wird sich aber im Laufe der Zeit zurückziehen, weil Du Sicherheit erlangst. Daher empfinde ich die Dir gestellten Fragen als ungemein wichtig an.
"Sich bewusst machen" hilft da ungemein. Ich habe so ein wenig den Eindruck, dass Du Dir Deinen Erfolg - ein Jahr Abstinenz - so ein klein wenig klein reden möchtest.
Ohne auf die überhebliche Schiene zu wechseln, darfst Du Dir ruhig erlauben darauf stolz zu sein!
Mache Dir bewusst, was Du bisher erreicht hast! Da wird einem doch warm ums Herz - oder nicht? :)

Dein Suchtgedächtnis wird Dich auch noch eine Zeit lang begleiten. Als jahrelanger Mitleser weisst Du ja, wie das mit den Synapsen im Oberstübchen funktioniert, nur um mal ein Stichwort zu geben.
Ist das denn schlimm?
Gelten die finanziellen Engpässe denn auch für das letzte Jahr? Trotzdem hättest Du Dir doch hier und da einen "Fuffi" fürs Glückspiel abzwacken können, wenn Du gewollt hättest - oder? Hast Du aber nicht!

Da Du nicht explizit darauf eingehst, denke ich mir mal, dass Du keinerlei Nachsorge nach der Therapie betrieben hast?
Wie wäre es denn dies nun zu tun? Da Du nun schon einen guten Abstand zum Glückspiel gefunden hast, wäre das das perfekte Genesungsstadium.
Auch dass Du Dich nach jahrelangem Mitlesen nun hier äußerst, zeigt doch, dass Du bereit dafür bist - oder?
Eine Auffrischung des in der Therapie Erlernten schadet bestimmt nicht. Vielleicht findest Du ja heute Inhalte von damals, die Du einst nicht annehmen konntest - heute aber sehr wohl - weil Du Dich weiter entwickelt hast?!



Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 24 November 2020, 21:36:51
Hallo Olli,

danke 🙏 für deine Worte. Ich werde versuchen weniger über die Zukunft nachzudenken und mehr im Augenblick zu leben. Hast recht: Ich kann stolz sein  Zugriff auf Geld zu haben und nicht zu spielen.

Vielleicht bin ich einfach nur älter geworden und die Gefühlsachterbahn die durchs zocken verursacht wird ist zu viel für mich😂
Auf jeden Fall bin ich ruhiger, gelassener und nichts kann mich wirklich aus der Fassung bringen. Auch ein Ergebnis des Spielens über Jahre.  Wir sind abgehärtet.

Ich kann allen nassen Spielern nur raten sich professionelle Hilfe zu suchen. Verhaltenstherapie vor 8 Jahren war mein erste Schritt und bis heute sehe ich es als das einzige was mir geholfen hat.


Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Lakota am 02 Dezember 2020, 07:12:36
Moin Padawan , ich versuche immer den Grundsatz der eigenen Wahrheit zu folgen ^^ , und wirklich aufgehört habe ich , nachdem ich rückblickend einfach nicht verstehen konnte , über Jahre so gelebt zu haben ...
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 13 Juli 2021, 23:16:39
Nach knapp zwei Jährige Abstinenz erlitt ich vor zwei Wochen einen Rückfall.

Wie es mit den Spielhöllen so ist hat der Automat erkannt dass ich lange nicht da war und einen kleinen vierstelligen Betrag ausgespuckt. Gefreut habe ich mich nicht, habe mich geärgert. Das ausgespuckte Geld habe ich noch am selben Tag gespendet.

Ich hoffe dass es der letzte Rückfall meines Lebens war.

Bleibt stark Leidensgenossen und lasst euch nicht locken. Es gibt keinen rationalen Grund den Casinos unser Geld zu geben.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Dennis47 am 14 Juli 2021, 00:23:01
Es gibt keinen rationalen Grund den Casinos unser Geld zu geben.

Rationalität orientiert sich an Zielen und Werten. Entscheidungen und Verhalten können nur irrational sein, wenn sie den eigenen bewussten Zielen widersprechen. Sie befreit uns nicht davon, sich immer selbst zu hinterfragen, ob eigene Entscheidungen und Handlungen zumindest der eigenen subjektiven Rationalität entsprechen.
"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar, was ich für richtig und zielführend halte?"

Die Frage ist doch, weswegen man dort Geld "gibt", also einzahlt, was hat man davon und sind die erhofften Ergebnisse aus dieser Handlung am Ende das was man damit erreichen wollte? Selbst wenn die negativen Erfahrungen einen zuvor eines Besseren belehrt haben sollten?
Der Automat erkennt weder irgendwas, noch ist er aktiv der Grund gewesen, wieso du wieder gespielt hast. Es macht auch für dich wenig Sinn anderen Leitgenossen Ratschläge zu geben, um sich nicht locken zu lassen.
Vor allem wenn man derartiges Verhalten dann auch als irrational beschreibt, stelle ich dir wiederholt die gleiche Frage:
"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar was ich für richtig und zielführend halte?"

2 gleiche Fragen auf 2 unterschiedliche Aspekte...
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 14 Juli 2021, 06:38:40
Hi Padawan!

Danke, dass Du von Deinem Rückfall berichtest. Denke immer daran, dass Du immerhin zwei Jahre spielfrei warst und auch jetzt wieder die Abstinenz aufnimmst. Es gab einen Rückschlag, mehr nicht.

Ich finde es interessant, dass Du von Rationalität sprichst, wo wir doch bereits wissen, dass das Glückspiel Emotionen bedient.
Jetzt ist es leider schon zwei Wochen her, dass Du gespielt hast und die Erinnerungen weichen dann schon mal gerne von der tatsächlichen Realität ab.

Gefühle - Gedanken - Handlungen. Diese Reihenfolge ist wichtig, wenn Du Dir die Zeit vor dem Rückfall anschaust. Wie ging es Dir davor? Gab es da etwas, was Dich gestört hat - hat etwas gefehlt in Deinem Leben? Wann kamen die ersten Gedanken auf eine solche Lokalität aufzusuchen? Wie hat sich das entwickelt? Und in welchem Stadium hast Du Dich auf den Weg gemacht?

Und wieso hast Du Dich geärgert? Wieso hast Du die Abstinenz wieder aufgenommen? Die Antwort liefert Dir Dennis.
Du hast gegen Deine Normen, Werte und Ziele verstoßen. Ob wir sie einhalten, erreichen oder gegen sie verstoßen hat direkte Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt. Nur wenn ein vermeindlich höheres Ziel, die Kompensation von Defiziten, vorhanden ist, wird weiter gegen die Normen, Werte und Ziele verstoßen und wir befinden uns im Suchtverhalten.
Was war also kurzzeitig Dein höheres Ziel?

In einem Punkt möchte ich Dennis jedoch wiedersprechen. Ich glaube nicht, dass Du tatsächlich Anderen gute Ratschläge geben möchtest. Ich sehe darin einen Appell an Dich selbst. Tja ... und wenn es hilft, ist es auch legitim ... :)
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: andreasg am 14 Juli 2021, 09:34:52
Hallo Padawan,,

Danke, dafür, wie Du offen über Deinen Rückfall schreibst.
Ich lese /höre nicht zum ersten Mal, , damit verbundene Gewinne gespendet worden sind. Im Gewissen eines Spielsüchtigen ergibt sich daraus die Logik, die Spielphase final zu beenden. Ob das andere wohltätig finden, wird eher sekundär erlebt.
Mir ist es früher nicht gelungen, einen Rückfall einzugestehen, wenn ich mit einem "Geldgewinn" nach Hause fuhr. Die nächsten Rückfälle lauerten ja schon. bis eine akute  Angst - ich würde mein Leben lang weiter spielen,, mich aufhören ließ.
Neulich habe ich einen kleinen Trigger an meine Spielsucht erlebt, und habe eine kleine Spende als Mittel dagegen gehalten. Das hat mich spontan wieder beruhigt.

Es ist gut, eine Inventur zu schreiben, was die Auslöser, und die Auswirkungen des Rückfalls sein können, und daran, mit Hilfe von Freunden, die das Problem kennen, aufzuarbeiten.

schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 15 Juli 2021, 06:44:03
Guten Morgen zusammen,

Danke für eure Beiträge,
ich versuche meine Gefühlswelt vor dem Rückfall zu beschreiben. Ich stand unter Dauerstress aufgrund von eine nicht heilbaren Krankheit die bei meinen erstgeborenen Sohn diagnostiziert wurde. Krankenhaus Aufenthalt, Haushalt und viele andere Aspekte des Lebens haben mich überfordert. Ich musste funktionieren um für meine Familie da zu sein. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und dem Versuch eines Wiedereinstiegs ins „System“ Schule, Arbeit Verein usw.  suchte ich glaube ich nach einen Ruhepol.

Gespendet habe ich das Geld um ein Verhaltensmuster von mir zu unterbinden. Nämlich diese Gedanken, ich könnte doch wieder 50€ spielen da ich ja noch im „Plus“ bin. Ist das ausgespuckte Geld aber nicht vorhanden laufe ich nicht Gefahr in dieses Muster zu fallen.

@Dennis47
Danke für deinen Beitrag der mir weitere Denkmuster eröffnet. Es ist wie Olli schreibt, ich wollte weder Ratschläge erteilen noch irgendwen Belehren. Es ist ein Gedankenaustausch. Wer liess sich während eines emotionalen Tiefs von der Spielothek locken mit dem Versprechen hier wirst du abgeschirmt und du kommst zur Ruhe? Meine Wenigkeit. Rational nicht nachvollziehbar also sind die Emotionen in eine Schieflage geraten.
Frage: Wo finden Spieler wie wir die Abstinent Leben wollen in Krisensituationen einen sogenannten Schutzraum außer in so ne Spielo?
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Vasrud am 15 Juli 2021, 08:09:59
Hallo Padawan,

zunächst das mit deinem Kind tut mir leid aber ich kann das gut nachvollziehen. Mein großer ist selbst krank und wird es sein Leben lang bleiben. Jetzt stehen auch wieder die jährlichen Check Ups an was eine starke Belastungsprobe ist.

Du fragst nach einem Schutzraum. Ich vergleiche das Spielen jetzt mal mit einem Sturm auf hoher See. Der Sturm ist das Spielen und der Drang. Hier hast du zwei Möglichkeiten- dich dem Sturm hingeben oder das Ruder in der Hand zu behalten. Du bist und musst selbst dein Schutzraum sein und auf dich achten. Wenn du das Wetter vorher studierst hättest du den Sturm sehen können.

Skills Hobbies usw. können dich unterstützen dir helfen aber der einzige Schutz bist du selbst in dem du Achtsam mit dir umgehst und auf dich deine Bedürfnisse deine Gesundheit schaust. Behalte das Ruder stets in der Hand.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 15 Juli 2021, 09:42:07
Hi Vasrud!

Ups ... ich habe da oben die Reihenfolge vertauscht ... sie muss heißen: Denken - Fühlen - Handeln!

Naja, eigentlich kann man auch Fühlen - Denken - Fühlen - Handeln schreiben, denn manchmal stoßen erst Gefühle unser Denken an.
Wenn Gefühle kein fertiges Konzept haben, dann gehen die Gedanken nun mal in die Richtung, die das Gehirn bereits kennt.
Dementsprechend folgt das Handeln.

Gerade in Krisensituationen, wie von Dir beschrieben, bist der eigentliche Schutzraum Du selbst. Es ist eine neue belastende Situation, die für jeden erst einmal neu ist. Doch diese Belastung musst Du ja nicht mit Dir alleine ausmachen. Spreche mit Deiner Frau darüber. Sie wird genauso empfinden wie Du.
So schaffst Du einen Schutzraum für Euch Beide.
Und ja, so schwer es auch fällt, es gilt die Gefühle nicht zu verdrängen, sondern sie zu durchleben. Auch negative Gefühle gehören zu Dir und zu Deinem Leben. Es gilt für Dich die Automatismen zu durchbrechen.
Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, sofort hier zu schreiben und so Deinen Gefühlen ein Ventil zu geben. Wieso erst auf den Rückfall warten und dann noch einmal 2 Wochen, bevor Du hier schreibst?
Gefühle erfährst Du doch immer im Jetzt, also gilt es doch dann auch sofort zu handeln, um besser damit klar zu kommen.
Wie Du ja siehst, macht Dir niemand Vorwürfe. Es gibt auch keinen Grund für Scham. Also raus mit den Gefühlen und wandele sie um in Buchstaben, die Wörter und Sätze bilden.
Wenn Du das hier nicht machen möchtest, dann schreibe ein Gefühlstagebuch nur für Dich und vielleicht Deine Frau. Darin kannst Du nachlesen und Dir Deiner Gefühle in ihrer unterschiedlichen Intensität bewusst werden.
Hast Du schon mal Skills versucht? Also irgend etwas, was Deine Gefühle durch "körperliche" Erfahrungen abmildert. Kalt duschen, Treppen rauf und runter laufen, Chiligummibärchen essen, ein Gummiband um das Handgelenk legen, welches Du flitschen lassen kannst, ohne Dich zu verletzen, ein Noppenball für die Hand in der Hand durchkneten  ...
Ja, Skills lenken ab, daher sind sie nur für die Spitzenzeiten der emotionalen Belastung geeignet. Sie sollen nur dafür sorgen, dass sie Belastungen wieder aushaltbar werden.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Vasrud am 15 Juli 2021, 20:11:49
Hey Olli,

nur kurz von meiner Seite - ich bin für mich persönlich nur passionierter Hobbytherapeut für mich selbst weshalb ich nicht alles in der korrekten Reihenfolge wiedergeben kann ;). Nur weil du mich direkt angesprochen hast.

Alles beeinflusst uns. Negative Gefühle - Negative Gedanken - Negatives Handeln. Negatives Handeln - negative Gefühle - negative Gedanken. Egal in welcher Konstellation es kann alles auf einen Einprasseln. Persönlich finde ich das der erste Schutzwall das temporäre Aushalten und Analysieren sein sollte. Wenn es extrem wird muss ich mir externe Hilfe holen oder Skills anwenden die mir persönlich helfen. Es gibt kein Rezept dagegen dafür sind wir einfach zu individuell und jeder Mensch handelt anders. Letztlich kann das nur jeder für sich selbst herausfinden. Es gibt keine Musterlösung sonst wären ja alle Menschen gleich und schnell geheilt.

Ich glaube auch beim Thema Sucht kann man den Ausstieg nur finden wenn man mit sich und seiner Persönlichkeit im reinen ist bzw. sich selbst versteht. Meine Tante hat mir vor Jahren mal gesagt: Selbstgespräche führen ist der einzige Weg zur Klarheit. Und ja ich führe solche Gespräche täglich und suche auch den Disput mit mir selber. So wie die Sucht jeden treffen kann so kann es auch jeder selber schaffen rauszukommen. Wichtig ist, aus meiner Sicht, dass man den Weg zu sich selber gefunden hat.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Dennis47 am 17 Juli 2021, 03:06:19
@Dennis47
Danke für deinen Beitrag der mir weitere Denkmuster eröffnet. Es ist wie Olli schreibt, ich wollte weder Ratschläge erteilen noch irgendwen Belehren. Es ist ein Gedankenaustausch. Wer liess sich während eines emotionalen Tiefs von der Spielothek locken mit dem Versprechen hier wirst du abgeschirmt und du kommst zur Ruhe? Meine Wenigkeit. Rational nicht nachvollziehbar also sind die Emotionen in eine Schieflage geraten.
Frage: Wo finden Spieler wie wir die Abstinent Leben wollen in Krisensituationen einen sogenannten Schutzraum außer in so ne Spielo?

Freu mich das zu lesen, denn genau das mit dem erweiterten Denkmuster war ja mein Ziel, welches ich mit diesen "spieltheoretisch" formulierten Nachrichten erreichen wollte.
Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass das eine kritische Äußerung gegen dich sei. Ich sprach ja auch nicht vorwurfsvoll, sondern hinterfragte nur deine Worte und brachte dies mit dem Thema der von dir selbst angesprochenen Rationalität in Verbindung. Olli hat zwar grundlegend sicherlich Recht mit seinem Widerspruch, aber verstanden hat er glaube ich den "spieltheoretischen" Inhalt den ich ausdrücken wollte auch nicht zu 100%

Ich zitiere da nochmal deine Worte:
"Bleibt stark Leidensgenossen und lasst euch nicht locken. Es gibt keinen rationalen Grund den Casinos unser Geld zu geben."

In dem Moment, wo du selbst erkennst, das es keinen rationalen Grund gibt den Casinos weiter das eigene hart verdiente Gehalt zu schenken, es aber ja selbst nach wie vor selber noch (suchtbedingt sicherlich unfreiwillig) tust, bestätigt es eben meine vorherige zum Nachdenken formulierte Frage, die man sich selbst stellen sollte, wenn man sich über Rationalität Gedanken macht:

"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar was ich für richtig und zielführend halte?"

oder anders gesagt:

Der Fokus sollte auf sich selber liegen, in der Hinsicht stimme ich Vasrud zu, denn das eigene Handeln muss hinterfragt werden. Die eigene Rationalität ist wichtig. Wenn ich Alkoholiker wäre und mit der Schnapsflasche in der Hand dir in der Kneipe nach 10 Gläser den Ratschlag zurufe, trocken zu bleiben, dann sage ich dir was ich für richtig und zielführend halte, handle aber gleichzeitig meiner eigenen Ratschläge nicht entsprechend richtig. Das wäre doch sinnbildlich irrational und genau das sollte das Problem sein, womit du dich ausschließlich befassen solltest.

Ich bin kein Psychologe, ich habe aber auch aufgrund von Krisen im zwischenmenschlichen Bereich meinen Anfang des Glücksspiels damals zur Ablenkung gefunden. Aber was genau hast du da als Schutzraum erkannt? Schutz vor was?
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 17 Juli 2021, 07:15:20
Hi Dennis!

Mist ... es ist aufgefallen ... :) Ich habe es tatsächlich nicht so ganz verstanden.
Danke noch mal für die Erläuterung. Damit gehe ich konform.
Man beschreibt das, was Du da beschreibst, als den Verstoß gegen die eigenen Normen, Werte und auch Ziele.

Zitat
"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar was ich für richtig und zielführend halte?"

Ergänzend zu Deinen Ausführungen möchte ich noch darauf hin weisen, dass diese Verstöße negative Gefühle auslösen. Werden sie eingehalten, werden positive Gefühle ausgelöst.
Das Hinterfragen auf der rationalen Ebene ist daher ungemein wichtig um das Handeln zu ändern und damit auch die Gefühle.

Noch etwas zum Schutzraum ... heute abend ist Webmeeting! :)
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Dennis47 am 18 Juli 2021, 21:10:05
Hi Dennis!

Mist ... es ist aufgefallen ... :) Ich habe es tatsächlich nicht so ganz verstanden.
Danke noch mal für die Erläuterung. Damit gehe ich konform.
Man beschreibt das, was Du da beschreibst, als den Verstoß gegen die eigenen Normen, Werte und auch Ziele.

Zitat
"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar was ich für richtig und zielführend halte?"

Ergänzend zu Deinen Ausführungen möchte ich noch darauf hin weisen, dass diese Verstöße negative Gefühle auslösen. Werden sie eingehalten, werden positive Gefühle ausgelöst.
Das Hinterfragen auf der rationalen Ebene ist daher ungemein wichtig um das Handeln zu ändern und damit auch die Gefühle.

Noch etwas zum Schutzraum ... heute abend ist Webmeeting! :)
Ja man sollte immer und alles hinterfragen im Leben. Natürlich in einer gewissen Verhältnismäßigkeit.

Betreffend des Schutzraumes, findet der etwa in dem zuvor angesprochenen Casinos statt?  ::) ;D
Spaß beiseite, ich kenne diese Webmeetings nicht. Was genau ist das, wo findet sowas statt und wie funktioniert das? Du kannst mir auch gerne nähere Infos dazu über eine private Nachricht mitteilen
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 19 Juli 2021, 06:05:47
Hi Dennis!

Schau mal hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.msg44268.html#msg44268

Ich ändere das Datum immer im ersten Beitrag, damit nicht lange gesucht werden muss. Dort habe ich auch einmal ein paar Gruppenregeln notiert, die wir in der Gruppenleiterschulung zusammen getragen haben. Eigentlich erklärt sich das alles von selbst ...

Die Themen sind frei ... jeder kann einbringen, was er möchte und was ihn persönlich berührt.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 24 Juli 2021, 22:17:21
Hallo zusammen,

ich möchte mich bei euch allen bedanken für das Aufrechterhalten dieses Forums. Es ist keine Selbstverständlichkeit. Ich muss sagen, dass es gut tut zu lesen, zu schreiben und das Dritte für einen da sind. Eure Ratschläge und Wertungen tun gut und lassen einen in sich horchen.

Zur Info: Auf dem Weg zum Einkaufen hatte ich heute ganz kurz den Gedanken gehabt einen Abstecher in die Spielo zu machen. Hab es nicht ausgeschlossen und mir gesagt, erst einkaufen, kochen und dann vielleicht in die Spielo. Ich bin froh nicht hingegangen zu sein und stolz auf mich.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 25 Juli 2021, 06:53:25
Guten Morgen!

Es ist schon lange her, dass ich solch ein Etablissement "Spielo" genannt habe. Da war ich selbst noch nass bis über beide Ohren.

Die offizielle Bezeichnung heisst ja Spielhalle und ich nutze lieber ihn. Er ist nüchtern, sachlich, eben gerade nicht mit meinen Emotionen verknüpft. Spielo zeigt einen solchen Bezug und ist eine Verniedlichung und fast eine Liebkosung.
Spielhallen sind ja gerade so konzipiert, dass wir uns wohl fühlen sollen. Teppiche auf dem Boden, gedämpftes Licht, Pflanzen aus Plastik hellen die Atmospäre auf. Und die Automaten dominieren mit ihren visuellen Effekten und ihrer Geräuschkulisse.
Hier bekam ich Getränke und Snacks "umsonst", wurde umgarnt durch die Angestellten.

Dabei ist es ein Ort, an dem uns das Geld aus der Tasche gezogen wird. Ein Ort, an dem wir unsere wertvolle Lebenszeit verbraten.
Aus moralischer Sicht ist er eiskalt und gnadenlos. Als ich das erkannt hatte, streichte ich Spielo aus meinem Wortschatz.
So schaffte ich eine Distanz zwischen dem Ort und der mit Emotionen besetzten Handlung. Ich nahm Letzterem dadurch an Macht über mich - machte es mir selbst leichter zu wiederstehen.

Vielleicht ist dieser Gedankengang ja auch etwas für Dich.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Dennis47 am 25 Juli 2021, 14:29:31
Wobei ich sogar die Bezeichnung einer "Spielhalle" den gleichen irreführenden manipulativen Wert wie der einer "Spielo" unterstelle.
Spielen kenne ich aus meiner Kindheit, neben Kindergarten und der Schule war der Begriff des Spielens allgegenwärtig, quasi Hauptbestandteils der Alltags, der Freizeit.
Ich verbinde damit Bolzplätze, Baumhäuser bauen. Wenn ich heutzutage "Hallen" betreten würde, die zum Spielen einladen, bin ich weder kreativ, noch sportlich aktiv. Selbst die Bezeichnung einer "Halle" gleicht ja quasi dem, was ich früher noch als sportliche Aktivität (Turnhalle) innnerlich verknüpft habe.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 26 Juli 2021, 07:16:50
Vollkommen korrekt!

Zum Begriff des Spielens hatte ich hier schon mal einen Beitrag geschrieben. Darin ist viel vom Seminar mit Dr. Tobias Hayer eingeflossen.
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,3957.msg43978.html#msg43978
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 23 September 2022, 22:11:08
Hallo,

Wollte euch mitteilen dass ich seit letztes Jahr die Woche wieder zocken war 😔. Wieso, weshalb, warum weiß ich aktuell nicht. 

Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 26 April 2023, 23:55:59
Hallo liebe Leidesgenossen,

ich habe seit meinem Rückfall nicht mehr gespielt. Ich habe mich nach meinen Rückfall bei Oasis sperren lassen. Mir hat die Sperrung geholfen.

Euch allen viel Erfolg bei der Heilung
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 27 April 2023, 06:20:00
Hi Padawan!

Schön, dass Du Dich mal wieder meldest. Was Du da schreibst, dass klingt so sachlich. Wie geht es Dir mit Deiner Spielfreiheit? Freust Du Dich? Bist Du stolz auf Dich? Sind Deine Gedanken ans Spiel ruhiger geworden durch die Sperre in OASIS? Was macht die Verschuldung? Was sagt Dein soziales Umfeld? ...
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 27 April 2023, 08:38:42
Hallo Olli,

danke der Nachfrage mir geht es soweit ganz gut. Schulden, die aus der Spielsucht entstanden sind, habe ich noch aber die Raten sind leicht zu stemmen. Gedanken ans spielen habe ich nicht aber immer wenn ich an meine ehemalige Stammspielhalle vorbeifahre schaue ich rüber.
Durch die Sperre kommen die Gedanken, die ich beim einkaufen oder andere Tätigkeiten hatte, nicht mehr, da dies nicht mehr möglich ist. Stolz bin ich nicht aber ich genieße die verfügbare Zeit die mir jetzt zur Verfügung steht. Mein Umfeld ist mit meinem neuen Leben zufrieden, da ich zuverlässiger bin und keine Ausreden mehr erzähle um Verabredungen abzusagen. Alles in allem bin ich ruhiger und geworden und nehme meine Umwelt war da die Gedanken sich nicht um Geld oder hätte ich das oder jenes gemacht, drehen. Ich lebe im Moment und nicht mehr in der Vergangenheit.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Wirbelwind am 27 April 2023, 09:08:29
Toitoitoi !!!!

Ich steuere nun auf 1 JAHR spielfrei zu: 1.5.23 ist es geschafft, und Du willst nicht wissen wie es mir JETZT GERADE geht. Heute Nachmittag ist die Shg (mehr oder weniger) in der Tagesklinik und ich war am überlegen ob ich hingehe. Andererseits raubt es mir gerade sooo viel Energie das ich denke es ist besser nicht hinzugehen. Kann sein das 3 Leute da sind, kann sein das 20 da sind, und viiiiielleicht kenn ich 2 oder 3, der Rest kommt von Station...
Gleich kommt n Kolege und ich schiebe Panik ohne ende ob er kommt - oder nicht....

SEI WACHSAM und IMMER - JEDERZEIT - Sei ACHTSAM und hör auf Deine Warnzeichen !!!

Viel "erfolg" weiterhin
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 27 April 2023, 12:39:00
Hi Padawan!

Zitat
Ich lebe im Moment und nicht mehr in der Vergangenheit.

Ich hoffe, dass ich mich irre, doch das nehme ich Dir noch nicht ab. :) Na klar, Du merkst die Veränderungen. Die Anderen merken die Veränderungen bei Dir. Brauche ja nicht all das Positive von Dir Beschriebene noch mal wiederholen ...

Was mich stutzig macht, das sind 2 Formulierungen. Wenn es nur flüchtig gewählte Formulierungen waren, dann vergiss das Folgende. Wenn nicht, dann hast Du eine Aufgabe, die Du Dir selbst stellen darfst.

So schreibst Du, dass Du "zuverlässiger" gerworden bist. Also bist Du immer noch unzuverlässig ... nur eben etwas besser als vorher? Oder bist Du zuverlässig? Kann man sich auf Dich verlassen? Mit Dir durch dick und dünn gehen?

Wieso bist Du nicht stolz auf Dich? Ich finde, dass Du da einige Gründe geliefert hast, stolz auf Dich zu sein! Erlaubst Du Dir das nicht? Darf nicht sein, was nicht sein darf?

Wenn dem so ist, dann lebt ein Teil von Dir noch in der Vergangenheit.

Um es mal deutlich zu sagen; Du hast Erfolg! Du darfst Dir Deine "Fehler" der Vergangenheit verzeihen! Also zeige Dir ein wenig Mitgefühl und erlaube Dir stolz auf Dich zu sein!

Von September bis heute sind schon 7 Monate ... das ist doch klasse!




Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Rubbel am 27 April 2023, 12:54:56
Hi Padawan :)

... ich wollt's erst nicht schreiben, weil ich Dich gar nicht 'kenne' von hier und nicht wusste, wie Du's aufnimmst.
Ich hab mir ähnliche Dinge gemerkt wie Olli ... und ich hoffe für Dich, dass Du weiterhin spielfrei bist/bleibst.
Eine Frage, da Du ja noch nicht allzu lange spielfrei bist? --- wie fühlst Du Dich, wenn Du an - wie Du schreibst - Deiner Ex-Stammspielhalle vorbeifährst und da hinschaust? Und wie wäre es, wenn Du eine Nebenstraße nehmen würdest, damit Du da nicht hingucken 'musst'?
Wäre das (nicht) vielleicht einfacher für Dich? Um die Zeit kann's ja nicht gehen, wenn Dein Weg ein anderer wäre ...
Ich frag' bloß, weil ich die erste Zeit bewusst vermieden habe, mir so'n Laden 'anzugucken', das hab ich bewusst gemacht, wann immer es möglich war.
Mittlerweile macht mir selbst das keine Probleme mehr, nur wenn da Menschen vor der Tür stehen, die ich von damals noch 'kenne'. Weil sie mir leid tun, nicht als Überheblichkeit oder Überlegenheit, sondern weil ich weiß, dass sie alle auch  schon damals sehr verzweifelt waren ...

Ich wünsch' Dir alles Gute,
viele Grüße
R
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 27 April 2023, 22:49:25
Guten Abend euch allen,

@Olli
Jeder hat seinen eignen Anspruch bezüglich der Zuverlässigkeit und noch erfülle ich meine Ansprüche nicht zu 100%. Es sind Kleinigkeiten und nicht der Rede Wert aber stört mich ein wenig. Beispiel: Du rufst mich montags an und fragst ob wir Freitag was zusammen unternehmen können. Ich stimme zu und sage ein paar Tage später ab. Kommt ab und an vor und es stört mich.
Ich bin noch nicht soweit stolz auf mich zu sein da ich der Meinung bin selbst schuld zu sein. Nicht sein hab und gut zu verspielen ist für mich normal. Stolz zu sein dies nicht zu tun fällt mir schwer.

@Rubbel
Zu meine Therapie gehörte damals auch sich dem Problem stellen. Ich war damals (schon über 10 Jahre her) mit meinen Therapeuten in dieser Spielhalle, haben uns die Automaten und spielenden angeschaut. Sind dann wieder gegangen. Deswegen kam ich auch nie auf den Gedanken die Straße zu meiden. Ich riskiere immer einen flüchtigen Blick dahin.

@Wirbelwind
Bleib weiterhin standhaft
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Wirbelwind am 27 April 2023, 23:02:12
Ich war damals (schon über 10 Jahre her) mit meinen Therapeuten in dieser Spielhalle

WHAT ???? DAS würde meine NIEMALS mit mir machen, nicht mal als Konfrontationstherapie; Heftig O_O O_O

EDIT: Verklickt....

@Wirbelwind
Bleib weiterhin standhaft

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, aber ich denke ich hab die Schwelle überschritten :)

Zocken ? NEIN DANKE !!!  ;) :) :)

Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 28 April 2023, 09:07:28
Guten Morgen!

Gestern noch schrieb mir mein Schreiner, dass er bereits heute meine Regalböden in die Schränke einbauen könnte. Gegen 10 wolle er kommen ... Ich stimmte zu, bin ja im Homeoffice. Dann folgte eine Nachricht, dass er erst noch etwas zu tun hat und es später werden könne. Ich gab als Antwort: Ich bin ja hier ...

Heute Morgen setze ich mich an den Rechner und siehe da ... das Internet funktioniert nicht richtig. Ab an den zweiten Rechner ... das gleiche Problem. Also rüber zu meinem Patenkind: Starte mal den Router neu bitte. Da bei mir aber nicht angezeigt wurde, dass die Verbindung getrennt worden ist, bin ich nach 10 Minuten noch mal rüber und habe "Bitte! Bitte!" gesagt.
Alles half nichts ... Rainbow (Telefonie) reichte das tröpfchenweise Internet nicht und dem Teamviewer auch nicht. Noch nicht mal ins Forum kam ich hinein.

Also habe ich meinem Schreiner eine WA-Sprachnachricht hinterlassen, dass ich auf die Arbeit fahren müsse und ich gegen 12 Uhr 30 erst zurück sein werde.

Bin ich jetzt unzuverlässig? Nein, bin ich nicht ...

Zitat
Ich bin noch nicht soweit stolz auf mich zu sein da ich der Meinung bin selbst schuld zu sein. Nicht sein hab und gut zu verspielen ist für mich normal. Stolz zu sein dies nicht zu tun fällt mir schwer.

In "Per Anhalter durch die Galaxis", bekannt durch die Antwort "42", gibt es einen Roboter mit einem riesigen runden Kopf. Er sieht in Allem nur das Negative.
Das Zitat von Dir weckte die Erinnerung daran in mir ... ;)

Der zweite Satz Deines Zitates ist die Verkörperung eines allgegenwärtigen Vorurteils! "Dann lasse doch einfach das Spielen sein!" - Nur weisst Du ganz genau, dass es eben nicht so einfach funktioniert. Deine hier erzählte Vita zeugt von einem langen Leidensweg, der Dir doch Eines verdeutlicht haben muss: Für einen Glücksspielsüchtigen ist es normal zu spielen! Nicht zu spielen ist in der aktiven Zeit undenkbar! Du darfst also sehr wohl stolz darauf sein abstinent zu sein! Abstinent zu sein, ist aber ja nur die eine Seite ein und derselben Medaille. Wenn Du auf diese Seite nicht stolz sein willst/kannst, dann nutze die Andere - Deine auch für Dich positiven Veränderungen!

Mal ehrlich ... hast Du noch vor 7 Monaten gedacht, dass Du diese Zeitspanne abstinent UND zufrieden verbringen kannst?

Wenn Du nicht stolz auf Dich sein kannst/willst, werde ich das für Dich übernehmen! ... Das haste´ jetzt davon ... ¯\_(ツ)_/¯

Nachtrag :Selbst heute noch ... wenn ich an meinen beiden Stammspielhallen vorbeifahre, versucht mein Automatismus mich hinter die Eingangsschwelle schauen zu lassen. Da sind längst andere Personen unterwegs und die Lokalitäten sind heute auch von innen bestimmt anders als damals. Und trotzdem versuche ich immer einen Blick zu erhaschen.
Ein weiterer Automatismus lässt mich das aber erkennen und BEWUSST wegschauen. Es ist wie ein Nasenjucken. Einmal die Nase gerieben und schon ist es vorbei ...

Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 04 Februar 2025, 20:14:15
Hallo zusammen, bin weiterhin Spielfrei. Beschäftige geistig nicht mehr mit dem Spielen und der Spielsucht. Was dazu gekommen ist, dass ich die Spielsucht als Teil von mir akzeptiert habe.
Danke euch allen für die Unterstützung 🙏
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: niemehrzocken21 am 04 Februar 2025, 20:28:13
Hallo Padawan,

herzlichen Glückwunsch, dass du weiterhin spielfrei bist. Es ist so schön zu lesen, dass nicht nur neue Schicksale hinzukommen, sondern es auch viele aus diesem Mist heraus schaffen.

Ich denke, dass es ein guter und wichtiger Schritt ist, die Sucht zu akzeptieren. Zu akzeptieren, was in der Vergangenheit passiert ist. Wir haben viel Zeit verschwendet, viel Geld verspielt, viele Menschen enttäuscht. Aber wir haben daraus gelernt und machen es jetzt besser. Wir leben wieder.

Ich wünsche dir alles Gute!
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 04 Februar 2025, 20:52:34
@Niemehrzocken21 Danke

Das Forum hier war mir eine Stütze. Akzeptanz ist ein wichtiger Schritt.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 04 Februar 2025, 21:49:22
Hi Padawan!

Vielen Dank für Dein Update!

Wie geht es Dir denn heute? Was machst Du so?
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 05 Februar 2025, 08:30:58
Hallo Olli, mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Was mache ich heute? gehe arbeiten, mache Sport und verbringe Zeit mit meine Familie.

Ich weiß zwar nicht wie man aus dem Sumpf rauskommt aber es ist möglich und für jeden zu schaffen.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: andreasg am 05 Februar 2025, 10:51:24
Hallo Olli, mir geht es gut. Danke der Nachfrage. Was mache ich heute? gehe arbeiten, mache Sport und verbringe Zeit mit meine Familie.

Ich weiß zwar nicht wie man aus dem Sumpf rauskommt aber es ist möglich und für jeden zu schaffen.

Hallo Padawan,

Herzlich Willkommen, und schön, daß Du Dich hier einbringst .

Ich habe den zuletzt zitierten Satz nicht verstanden. Wenn der Boden in die Tiefe gleitet, und der Morast Dich schon erstickt, und Du keinen Fixpunkt findest, etwas plastisches, daß Dir Halt gibt, wie willst Du da rauskommen und Leben? Meinst Du, es reicht, wenn die anderen es schaffen, es ihnen nachzuahmen? Einfach mal abwarten?
Ich gehörte zu jenen, die sich daran festgehalten haben: "wenn ich noch einen Rückfall baue, und wieder spiele, dann bringe ich mich um"! Ist das die Lösung, ich meine nein! Bei mir war z.B. eine Vision für ein Ziel, daß ich hatte: ich ging in einem großen stattlichen Park spazieren, ich hatte nur noch Angst, Angst, Angst, und dann kam ich am Ufer eines großes Flusses an. Dort fuhr gerade ein Fährschiff stromabwärts nach England. Ich schrie auf, und fokozierte mich ferner darauf dieses Reiseziel im Auge zu behalten. Ich hatte, wenn ich an die folgenden Reisen auf die Insel denke, viele wunderbare erhellende Momente und Begebenheiten, die mich immer an dieses in der Not gesprochenes Ereignis, der Kapitulation, so empfinde ich das, erinnere, und schaue, was mir daraus gewachsen ist.

Mit dem Spielen, mit dem Suchtverhalten aufzuhören kann nur gelingen, wenn auf der anderen Waagschale reale Veränderungen im Leben, und in der Lebensweise platzieren.

schöne 24 Stunden
Andreas
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 06 Februar 2025, 21:44:03
Zitat von: „andreasg“
  Ich habe den zuletzt zitierten Satz nicht verstanden.
Es hat sich nicht viel an meinem Leben geändert und ich spiele nicht. Wie, warum, weshalb 🤷‍♂️
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 07 Februar 2025, 05:10:42
Etwas hat sich verändert ... definitiv!
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Padawan am 04 Oktober 2025, 21:29:33
Hallo Andreas, hallo Olli,

ich bin weiterhin spielfrei und weiß immer noch nicht was sich geändert hat.


Ich nutze seit Monaten Tik Tok und bekomme Ab und an Videos von Leuten die zocken. Manchmal schaue ich mir die Videos an🤨 wäre schön wenn es eine Möglichkeit in den Einstellungen gäbe solche Videos nicht zu erhalten.
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Neustart2025 am 04 Oktober 2025, 22:49:37

Ich nutze seit Monaten Tik Tok und bekomme Ab und an Videos von Leuten die zocken. Manchmal schaue ich mir die Videos an🤨 wäre schön wenn es eine Möglichkeit in den Einstellungen gäbe solche Videos nicht zu erhalten.

Hallo Padawan,

die Möglichkeit gibt es.
Du kannst einfach „Kein Interesse“ auswählen.
Anschließend kannst du entscheiden, ob du vom Creator, vom Sound oder vom Hashtag weniger in deinem Feed sehen möchtest.

Ich blockiere zusätzlich noch Creator, deren Content mir nicht gefällt!

Beste Grüße
Neustart
Titel: Re: Habe ich aufgehört?
Beitrag von: Olli am 05 Oktober 2025, 07:25:51
Hi Padawan!

Es wäre noch schöner, wenn Du Dich entscheiden würdest, sie erst gar nicht zu sehen! :)

Das menschliche Gehirn hat die Eigenschaft Vergangenes zu beschönigen. Das Negative vergisst es ganz schnell. Was zurück bleibt ist verklärt ... verzerrt ... entspricht gar nicht mehr der Realität. So könntest Du anfangen, Dich nach "den guten alten Zeiten" zurück zu sehnen. Auf einmal sprudeln Dir nur noch Erinnerungen an Momente durchs Oberstübchen, als das Belohnungssystem am Anschlag war. Alles, was danach kam, das Leid, der Schmerz ... dem wird keine Beachtung geschenkt.

So hoffe ich, dass Du immer wieder einmal durchs Forum stöberst, damit Du nicht vergisst!

Wenn Du auch nicht weisst, was sich wirklich verändert hat, so hilft Dir vielleicht die Beantwortung der Frage: Gefällt es Dir denn?