Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Hobiwan am 24 September 2021, 12:52:33
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Hallo zusammen,
da ich nun schon seit geraumer Zeit in diesem Forum als anonymer Gast mitgelesen habe und mich bei vielen hier beschrieben Schicksalen selber wiedererkennen musste, habe ich heute endlich die Entscheidung getroffen, mich hier anzumelden und den Mitgliedern und interessierten Gästen als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen.
Damit ihr euch ein besseres Bild von mir machen könnt, hier mal ein paar Eckdaten zu meiner Person und meiner Glückspielsucht:
- Beginn im Sommer 2011 mit einem Gratis-Tippschein in eine Fernsehzeitschrift.
- Danach vorrangig Sportwetten insbesondere Livewetten beim Fußball, Tennis und Tischtennis.-
- Seit 2012/13 auch verstärkt Online-Casinos, insbesondere Roulette.
- Dazwischen immer mal wieder mehrmonatige Phasen der Abstinenz, bis zu 13 Monate.
- Verluste seit Beginn der Spielsucht: ca. 42.000 Euro.
- Neben diesen materiellen Einbußen immer auch schwere Phasen der Depression, Aggression und Unausgeglichenheit.
- Seit ca. 5 Wochen (endlich wieder mal) spielfrei und motiviert, das Ganze Thema Spielsucht und seine Folgen zu einem endgültigen Abschluss zu bringen.
Die materiellen Verluste habe ich mittlerweile mental unter "Lehrgeld" abgehakt. Das Thema Charge Back werde ich nicht angehen, ich verbuche diese Verluste unter notwendigen Lebenserfahrung. Schließlich habe ich eine Großteil der Kohle mit vollem Bewusstsein und mit der Absicht eingesetzt, um Verluste wieder reinzuholen und meiner Gier nach monetärem/materiellem Gewinn nachzugeben. Ich konnte während meiner nun schon 10 Jahre andauernden Spielerkarriere viel selbst reflektieren und über mich und meinen Charakter nachdenken. Eine SHG habe ich bislang noch nicht aufgesucht, ziehe das aber in Erwägung. Zum Glück für mich bin ich als zweifacher Familienvater mit einem soliden Einkommen halbwegs geerdet und versorgt, um den Großteil meiner bisherigen Spielsuchtkonsequenzen mental und vom Kontostand her aufzufangen. Dennoch bleibt natürlich die Gefahr, wieder einmal rückfällig zu werden und an einem Abend mehrere hundert Euro bei Sportwetten zu verzocken.
Ich muss also weiter an mir selber und meinem Wertevorstellungen arbeiten, damit der Spielsucht-Teufel in seiner Kiste bleibt, die nach Möglichkeit ein solides Schloss aus Selbstbewusstsein und innerer Ausgeglichenheit verpasst bekommt.
In diesem Sinne freue ich mich auf den zukünftigen Austausch und die Diskussionen mit euch und wünsche allseits schon mal ein schönes - und insbesondere spielfreies - Wochenende!
Hobiwan
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Hallo Hobiwan,
herzlich Willkommen hier im Forum.
Schön ,das du dich hier angemeldet hast. Das unterstreicht deinen Willen,für immer Spielfrei zu werden.
Warum machst du jetzt diesen Schritt,was ist jetzt anders als vorher? Kennst du noch den Grund /Auslöser,warum du nach 13 Monaten wieder angefangen hast?
Kennt jemand dein Suchtproblem,deine Frau,Geschwister, Freunde? Irgendeiner mit dem du dich sofort unterhalten kannst,wenn der Suchtdruck kommt?
Der Austausch in einer SHG tut sehr gut. Dort wirst du sofort verstanden, die Gruppe erkennt sofort ,wenn du dich selbst belügst,dir Hintertürchen offen lässt,sie unterstützen dich,helfen dir,geben dir eine andere Sicht auf die Dinge.
Meine Gruppe wurde therapeutisch begleitet. Ich war über 2 Jahre da und auch wenn ich jetzt 4 Jahre Spielfrei bin, vermisse ich den Austausch öfters.
LG und einen schönen Abend
Wolke
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Hallo Wolke,
Danke für Deine Begrüßung hier im Forum.
Tja, der letzte Rückfall - nach 13 Monaten Abstinenz - war Ende Februar 2020. Eine Mischung aus Langeweile und natürlich dem Ärger über die bisherigen Verluste sowie dem Willen, das verlorene Geld wieder zurückzugewinnen. Kurz darauf kam bekannterweise der erste Corona Lockdown, der bei mir diesen Spielsucht-Rückfall noch verstärkte. Im Home Office konnte ich ja unbehelligt Sportwetten platzieren. Sogar während der Arbeitszeit!
Im Grunde habe ich dann kontinuierlich seit dem Rückfall bis Mitte August diesen Jahres über 10.000 Euro verspielt. Hatte Mitte letzten Jahres dann auch mal eine Aufstellung aller Gewinne und Verluste anhand der Kontoauszüge erstellt. Klingt vielleicht komisch: Aber mittlerweile hilft mir diese "Excel der Schande" auch dabei, spielfrei zu bleiben. Die monatlichen Verluste sowie die Gesamtsumme über 10 Jahre Spielsucht wirken wie ein Mahnmal der unnützen Geldverschwendung. Von den psychischen Nebenwirkungen ganz zu schweigen.
Eine Vertrauensperson im familiären Umfeld oder im Freundeskreis habe ich aktuell nicht. Meine Spielsuchtproblematik hatte ich zu Beginn der Phase in 2011/2012 mehr schlecht als recht mit meiner Frau angesprochen. Aufgrund der damals auch für sie ersichtlichen regelmäßigen Kontoabbuchungen einschlägiger Sportwetten- und Casinobetreiber. Dann gab es 2016 nochmal einen größeren Rückfall mit erheblichen Verlusten. Diese gingen aber größtenteils von meinem eigenen Giro- und Gehaltskonto ab. Das hatte ich natürlich vorab bewusst so eingerichtet, damit meine Frau nichts davon mitbekommt.
Im Großen und Ganzen hat mich dieser Entwicklungsprozess in meiner Spielsucht 10 wertvolle Jahres meines Lebens gekostet. Durch das Selbstreflektieren habe ich aber auch die ein oder andere Ursache für meine Spielsuchtveranlagung in meiner Persönlichkeit und meinem bisherigen Lebenslauf ausfindig machen können.
Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Spielsucht eine stark mental gesteuerte Krankheit ist. Die Wurzel(n) dieses Übels liegen zum Teil tief im Innersten von uns Spielern begraben und können mannigfaltige Ursachen haben.
Ich hoffe daher, hier im Austausch mit euch auch wieder ein ausgeglichener und zufriedener Zeitgenosse zu werden.
Viele Grüße und gute Nacht!
Hobiwan
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Da ich dieses WE nur vom Handy schreiben kann, schicke ich Dir erst einmal nur ein herzliches Willkommen.
Schön, dass du dich traust zu schreiben.
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Hallo Olli,
auch Dir ein herzliches Dankeschön für die Begrüßung hier im Forum. Das
Schreiben in diesem Umfeld tut mir gut und bestätigt mich in meinem neuerlich Willen zur endgültigen Abstinenz. 5 Wochen sind nun geschafft.
Mit Deinen vielen Beiträgen und Antworten hier im Forum, einer stivollen Mischung aus Motivation und Offenlegung von persönlichen Schwächen, hast Du auch mich davon überzeugt, die Problematik der Spielsuch offen anzugehen und im persönlichen Austausch mit anderen Betroffenen zu besiegen.
Mir hilft dabei momentan auch, den Fehler und die Veranlagung zur Spielsucht nicht ausschließlich nur bei mir zu suchen und zu überwinden. Das ist sicherlich das Hauptproblem.
Jedoch habe ich aufgrund einiger informativer Reportagen und Bericherstattungen - insbesondere in den letzten Monaten seit dem Inkrafttreten des neuen Glückspielstaatsvertrages - erkannt, dass neben der geldgierigen und unmoralischen Glücksspielindustrie auch die Politik ihren maßgeblichen Anteil am Schicksal der Glückspielsüchtigen hat, von der Insolvenz über Depression bis hin zum Suizid.
Daher überlege ich auch, ob ich mich zukünftig stärker in diesem Bereich engagiere und andere Menschen vor dem Schicksal der Glückspielsucht anhand der eigenen Erfahrungen warnen kann.
Jeder Erfolg gegen die Glückspielindustrie - ob nun Gerichtsurteile oder rechtzeitige Warnung potenziell Suchtgefährdeter - wäre für mich eine innere Genugtuung im Kampf gegen dieses Laster.
Das wäre mein "Wort zum Sonntag" :D
Wünsche Dir einen ebensolchen schönen und sonnigen!
Hobiwan
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Hi!
Die Rückfahrt von Bielefeld nach Hause verlief doch eindeutig flüssiger als die Hintour.
Jetzt ist es geschafft - ich habe es schriftlich - ich darf mich jetzt Gruppenleiter schimpfen :)
Der Koffer will noch ausgepackt werden, doch wenn ich dermaßen gelobt werde, halte ich damit noch gerne inne ... :)
Vielen Dank an Dich! :)
Ich habe nie eine Therapie gemacht. Davor hatte ich immer viel zu viel Schiss. Dann wurde ich abstinent, ging in eine SHG.
Erst als ich ein damals sehr gutes Forum fand, konnte ich mich intensiver mit diesen Leuten über gewisse Themen austauschen.
Dann tastet ich mich vor und folgte der Einladung zur FAGS-Jahrestagung. Dort gab es nicht nur Vorträge, sondern auch Workshops in kleineren Gruppen. "Geldmanagement aus therapeutischer Sicht" hieß mein erster Workshop. Geleitet wurde er von zwei Psychologinnen. Diese zwei Stunden vergingen wie im Fluge und ich war begeistert. Hier wurde nicht nur aus der therapeutischen Erfahrung berichtet, sondern die Übungen wurden auch mit uns gemacht. Es war überraschend dabei die eigenen Gefühle und Gedanken zu beobachten und sie mit den anderen Personen abzugleichen. Ich wollte mehr ...
Jahr für Jahr ging es zur Jahrestagung. Ich freute mich immer auf die Workshops. Überwiegend waren sie sehr gut, seltener gefielen sie mir auch nicht. Mein Hunger wurde aber nicht weniger dadurch ... :)
Also schaute ich nach Seminaren und Worshops bei der LK-Glück. Diese wurden zum Teil in Köln durchgeführt, ich konnte also mit der Bahn dorthin.
Vor zwei Jahren wurde ich angesprochen, ob ich nicht die Gruppenleiterschulung machen wolle. Zunächst war ich unentschlossen.
Doch auf der Jahrestagung fragte ich Hartmut, den Selbsthilfereferenten von FAGS beim Essen, ob mich diese Schulung weiter bringen würde. Der kleine Schlingel hat in seinen Bemühungen mich zu motivieren stark untertrieben ... :)
Naja, wahrscheinlich wollte ich sie selbst nur so sehen.
Fünf Wochenendmodule gab es und alle waren ungemein intensiv. Die Schulung zog sich über ein Jahr hin, wir wurden durch Corona ausgebremst, durch Zoom-Meetings bei der Stange gehalten und haben zum Schluss die Termine enger geschnürt gehabt und so den Zeitplan doch noch eingehalten.
Für mich war dies trotz der "Vorbereitungen" in den Workshops etwas vollkommen Neues. Wie Ilona gestern beim Abschlussabend verkündete, wurde hier erstmalig mehr Wert auf die emotionale Komponente gelegt.
Wir Teilnehmer, die wir uns nun als "krasse Herde" bezeichnen, waren eine phenomenale Gruppe. So viele unterschiedliche Menschen aus den verschiedensten Teilen des Landes trafen sich in Münster und Bielefeld und beschäftigten sich mit den Gemeinsamkeiten.
Hartmut hat uns hier super gut geleitet, die Referenten waren spitze. Mehrfach hörte ich von den Freunden, dass diese Schulung für sie mehr gebracht hat, als alle Therapien vorab.
Jetzt dieses Wochenende war Peter Kagerer bei uns, seines Zeichens Psychologe. Ich kannte ihn schon von einem dreitägigen Workshop und habe mich daher sehr auf ihn gefreut.
Wir erarbeiteten viele Themen und sowohl Hartmut, als auch Peter trugen uns da durch. Wenn jemand an seine Grenzen kam, dann wurde das akzeptiert und darauf - wieder mit Abstand - eingegangen. Auch bei Frau Nadja Thamassebi war die Zeit sehr intensiv.
Ich selbst hatte es hier etwas einfacher, da ich dieses Thema für mich schon recht gut abgearbeitet habe. Trotzdem war es eine Herausforderung. Ich denke, dass alle Gruppenteilnehmer diese auch wunderbar bewältigt haben.
Heute habe ich mehrmals ein wunderschönes Lob erhalten: Olaf, Du hast hier eine wahnsinnige Entwicklung durch gemacht!
Ich habe von Anfang an der krassen Herde, Hartmut und allen Anderen einen Vertrauensvorschuss gegeben. Habe mich vorgewagt und gestern auch ein sehr persönliches Thema angesprochen. Alle waren da "bei mir" ... keine Ahnung, wie ich es sonst aussprechen soll ... Und es gab ein Ergebnis, welches mir nun deutlich geworden ist: Meine Erwartungen in mich sind immer noch zu hoch!
Das ist ein Punkt, den ich nun angehen kann und so auch "Ballast" los werden kann. Ich danke Euch allen vielmals dafür.
Zugegeben, ich schwebe gerade auf einer Wolke der Euphorie. Doch, Hobiwan, Du sprachst davon, dass ich hier von meinen Schwächen berichte. Das ist korrekt! Es ist mein Ziel, dass ihr auch Eure Schwächen erkennt und angeht. So manche geglaubte Schwäche ist oft gar keine. Schwächen werden oft als Tatsachen empfunden und dargelegt, obwohl sie nur Probleme sind! Kennst Du diesen Unterschied? Probleme lassen sich lösen ... :)
Doch auch die Stärken sind wichtig. Mit ihnen lassen sich die Probleme lösen. Meine Stärke war mich einzulassen auf diese Schulung, komme, was da wolle. Und ich bin froh, dass ich dies gemacht habe.
Heute haben wir drei Raucher der Gruppe ein sagenhaftes Angebot erhalten von Jörg, ebenfalls Psychotherapeut und Ilonas Mann.
Er hilft uns ein Jahr lang bei der Raucherentwöhnung, wenn wir es denn wollen.
Meine erste Emotion: Euphorie! Ich huste mir oft die Seele aus dem Leibe und bin kurzatmig. Das stinkt mir gewaltig. 41 Jahre qualmen, derzeit zwei Schachteln am Tag, haben ihre Spuren hinterlassen.
Meine zweite Emotion: Angst ... was machst Du nach dem Nikotin? Wie belohnst Du Dich? Wie motivierst Du Deine Konzentration für die Arbeit? Wird Dir das Qualmen fehlen? Wirst Du zunehmen? ...
Seht ihr die Parallelen zur Glücksspielsucht?
Will ich rauchfrei werden? Ich denke, es wird Zeit ... Habe ich nicht immer nach einem Anstoß gesucht das Thema endlich anzugehen? Welche Bedenken wird mir mein Suchtteufelchen noch ins Ohr flüstern?
Lächeln, Olaf ... lächeln ... lasse den guten Freund ruhig reden und belächele ihn ...
Hmmm ... jetzt lacht er mich aus ... ;)
Eine Nacht Schlaf darüber gönne ich mir, dann wird es eine Entscheidung geben. Solch ein Angebot ist einmalig ... einzigartig ... grandios!
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Jetzt ist es geschafft - ich habe es schriftlich - ich darf mich jetzt Gruppenleiter schimpfen :)
Herzlichen Glückwunsch lieber Olaf,freue mich für dich.
Gründest du jetzt eine SHG ?
Und deine Lunge wird sich freuen,wenn du nicht mehr rauchst. Ich kenne viele, die aufgehört haben. Der Husten ging so gut wie weg ,der Geschmacksinn kam
wieder zurück, die Klamotten riechen nicht mehr und der Geldbeutel freut sich natürlich auch. Aber die Gesundheit ist das Wichtigste.
LG Wolke
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Durch das Selbstreflektieren habe ich aber auch die ein oder andere Ursache für meine Spielsuchtveranlagung in meiner Persönlichkeit und meinem bisherigen Lebenslauf ausfindig machen können.
Die Wurzel(n) dieses Übels liegen zum Teil tief im Innersten von uns Spielern begraben und können mannigfaltige Ursachen haben.
Hallo Hobiwan,
kannst du dieses Wissen denn zu deinen Gunsten im Kampf gegen die Spielsucht nutzen?
Mir war damals auch klar,was der Grund für das Zocken war und das ich da nur mit professioneller Hilfe rauskommen werde und trotzdem wollte ich es erst alleine probieren bzw mit Hilfe von Freunden,denn ich hatte Angst ,diese professionelle Hilfe anzunehmen, Angst vor der Arbeit an meinen Gefühlen und was das alles mit mir macht.
Man muss am auslösenden Problem arbeiten und natürlich an der Sucht ansich,denn die Sucht kapselt sich irgendwann ab und wird ein selbstständiges Problem ,was einen Rattenschwanz an neuen Problemen, Ängsten und Sorgen nach sich zieht.....Familie,Freunde,Finanzen,Gesundheit,Arbeit, Leben, Gefühle um mal nur ein paar zu nennen.
Würdest du denn mit deiner Frau nochmal darüber sprechen? Hast du es damals nur angesprochen, weil ihr was an den Kontoauszügen aufgefallen ist? Ein wichtiger Schritt zur Genesung ist es, offen und ehrlich mit jemandem darüber zu sprechen. Also Frau,Familie ,Freunde.....damit befreist du dich von einer großen Last,zeigst Vertrauen und unterbrichst damit das Lügen,das Verheimlichen, was wir Spieler so perfekt können.
LG Wolke
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Hi Wolke!
Ich hoffe, ich darf noch mal kurz Hobiwans Thread nutzen um zu antworten!
Dies hier ist meine Gruppe. Zusätzlich biete ich das Samstagsmeeting mit Zoom an, wobei wir da ja noch nicht von einer Gruppe sprechen können. Aber vielleicht kommt das noch.
Die Gruppenleiterfunktion übe ich hier im Forum bereits seit Jahren aus. Dies auch ohne die Schulung. :)
Wir hatten als Aufgabe erhalten einen Gegenstand zu finden und mitzubringen, der unsere Rolle in der Gruppe repräsentiert.
Bereits beim Lesen der Mail ging mir der Begriff Schaffner durch den Kopf und setzte sich fest. Blöderweise besitze ich weder eine klassische Mütze, noch eine Trillerpfeife, mit dem ein Schaffner früher dem Lokführer das Zeichen gab, dass alle Türen geschlossen sind und losgefahren werden konnte. Also fuhr ich mit leeren Händen, was aber kein Problem darstellte. Wir haben ja unsere Vorstellungskraft ... :)
Wieso Schaffner? Er wird heute als Zug"begleiter" bezeichnet. Da gibt es viele Fahrgäste, die allesamt auf "ihrem" Weg sind.
Als Zugbegleiter kennt man viele dieser Wege und kann Empfehlungen aussprechen. Man lernt aber auch dazu, wenn Fahrgäste von Strecken berichten, die der Zugbegleiter selbst noch gar nicht kennt. Der Zugbegleiter sorgt dafür, dass die Regeln eingehalten werden. Er sollte aber auch auch aufmerksam zuhören und zuvorkommend antworten können.
Nochmal zu den Wegen ... Im Bahnnetz gibt es immer Umsteigmöglichkeiten und selbst an einer Endhaltestelle, einer Sackgasse, gibt es immer noch die Möglichkeit ein Stück des Weges zurück zu fahren und den Zug zu wechseln.
Ich finde, hier im Forum ist es etwas anders, als in der Präsenz-SHG. Du hast hier weniger Stammkunden und wie Du an Hobiwan siehst, auch schon mal "Schwarzfahrer" ... :) ... wobei das vollkommen legitim ist.
So, das soll aber nun reichen ... ich gebe den "Sitzplatz" wieder an Hobiwan zurück ... :)
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Hi Hobiwan!
Schön, dass Du Dich mitteilst. Ich möchte gerne auf den ein oder anderen Punkt Deines Beitrages eingehen.
Da schreibst Du, dass Du kein CB machen möchtest und dies unter Lehrgeld abhaken möchtest.
Das ist vollkommen in Ordnung. Lediglich Deine Begründung reibt sich ein wenig an mir:
Schließlich habe ich eine Großteil der Kohle mit vollem Bewusstsein und mit der Absicht eingesetzt, um Verluste wieder reinzuholen und meiner Gier nach monetärem/materiellem Gewinn nachzugeben.
Dies sind die Symptome der Sucht. Von daher mag ich hier das volle Bewusstsein nicht. Das Bewusstsein wird in der Gewöhnungsphase infiltriert. Der Übergang ist so schleichend und wird von uns gar nicht wahr genommen.
Dies macht sich die Glücksspielindustrie aber auch zu nutze, indem sie die Glücksspiele genau so konzipiert, damit das süchtige Verhalten gefördert wird.
Dein Verhalten wird als Chasen bezeichnet. Es gibt zwar unterschiedliche Definitionen des Begriffes "Gier", die durchaus zur Beschreibung des Chasens genutzt werden, ich mag ihn nicht an dieser Stelle. Die Gier ist nämlich eine Charaktereigenschaft. Als solche ist sie unveränderlich - sie steht fest. Die Gier ist aber auch ein Wort, welches negativ behaftet ist. Wenn Du es nutzt, dann beschreibst Du Dich als negativ und dies eben als Feststellung. Was macht das aber mit Dir und Deinem Selbstwert?
War diese Gier in Dir präsent in den spielfreien Phasen und jetzt auch wieder? Würdest Du auf ein CB verzichten, wenn der Begriff auf Dich zutreffen würde?
- Neben diesen materiellen Einbußen immer auch schwere Phasen der Depression, Aggression und Unausgeglichenheit.
Was verstehst Du unter Unausgeglichenheit? Meinst Du hier den Suchtdruck oder Dinge, die den Suchtdruck förderten?
Welche Art der Aggression? War sie vielleicht der Unausgeglichenheit geschuldet?
Was verstehst Du unter Phasen der Depressionen? Liegt hier vielleicht schon eine durch das Glücksspiel entstandene weitere Störung vor? Wenn nicht diagnostiziert, schleichen sich solche Phasen auch nun in der Abstinenz immer wieder einmal ein?
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Guten Morgen Wolke,
aktuell kann ich das Wissen um einige der Hauptursachen für meine Veranlagung zur Spielsucht ganz gut nutzen und meine Abstinenz von mittlerweile 5 Wochen und einem Tag damit zu fördern:
- Unzufriedenheit mit Job und Alltag.
- Hang zur Cholerik, leicht aufbrausender Charakter.
- Das Wissen darum, nicht immer das erreicht zu haben im Leben, was evtl. möglich gewesen wäre.
- Hang zur Selbstgerechtigkeit und Revanchegelüste.
Diese Punkte decken sich zum Teil ja auch mit den Vermutungen, die Olli oben angesprochen hat.
Als Endvierziger nehme ich meine Spielsucht Entwicklung der letzten Jahre nun zum Anlass, meine grundsätzlichen Einstellungen zum Leben und meiner Umwelt neu zu justieren.
Da ich mit meinem Familienleben vollends zufrieden sein kann - erfolgreiche und fürsorgliche Ehefrau, zwei gesunde und intelligente Kinder sowie ein treuer und motivierender Golden Retriever - habe ich eine gesunde Basis, um endlich von der Sucht wegzukommen.
Ich muss mir dies nur regelmäßig vergegenwärtigen. Das private Glück überwiegt die vermeintlichen Glücksimpulse beim Zocken bei Weitem.
Ich wünsche Dir einen guten Start in die Woche!
Hobiwan
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Guten Abend,
Ich muss mir dies nur regelmäßig vergegenwärtigen. Das private Glück überwiegt die vermeintlichen Glücksimpulse beim Zocken bei Weitem.
Ja,das weißt du jetzt,kommt der Suchtdruck, rückt das leider in den Hintergrund. Die Sucht ist leider so scheisse, das sie alles dafür macht,das sie am Leben bleibt,das du sie besser findest,als alle andere auf der Welt. Sie macht dich abhängig von ihr.
Du musst dir Hürden einbauen. Du musst Zeit gewinnen,wenn der Suchtdruck kommt. Ich habe das mit Skills gemacht.....wenn es ganz extrem war,habe ich in eine Chili gebissen. Danach hast du erstmal andere Probleme und denkst nicht ans zocken. Geht's dir dann besser,ist der Suchtdruck eventuell vorbei. Natürlich gibt es noch andere Methoden, sich vom Suchtdruck abzulenken.
Hast du dich mit OASIS sperren lassen? Das wäre eine sehr große Hürde,die du dir da einbauen würdest. Du schließt damit sehr viele Hintertürchen.
@Olaf: die Vorstellung mit dem Schaffner gefällt mir.
LG Wolke
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Hallo zusammen,
und wieder eine weitere Woche ohne Zocken verbracht. :) Läuft relativ gut und entspannt derzeit. SHG Erstberatung bei der Diakonie für Ende Oktober vereinbart.
Spare derzeit auf einen neuen Gebrauchten. Mein Golf V Variant hat kürzlich die Flügel gestreckt und den TÜV verweigert. :) Außerdem veräußere ich einiges an nicht mehr notwendigen Gegenständen aus unserem Familienhaushalt auf einschlägig bekannten Portalen. Schafft Platz im Haus - im Kopf - und füllt die Haushaltskasse oder die Sparschweine der Kinder.
DAS sind derzeit meine effektivsten Hürden gegen das Zocken.
Außerdem nachwievor das regelmäßige Selbstreflektieren. Bin ohnehin ein grüblerischer Charakter, der viel über Gott und die Welt nachdenkt. ;)
Also dann allen einen guten und spielfreien Start ins Wochenende!
Hobiwan
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Hallo zusammen,
ich melde mich auch mal wieder nach längerer Zeit.
Hatte seit November 2021 wieder regelmäßig Rückfälle mit Sportwetten bei diversen Anbietern und sogar Roulette und Slots bei einem Casino in Übersee.
Den Termin für die Erstberatung habe ich bislang auch nicht wahrgenommen.
Bei mir kehrt immer erst für ein paar Tage Ruhe ein, wenn ich alle Einsätze, Gewinne und Guthaben vollständig verzockt habe. Das Chasing ist dabei wohl mein größtes Problem. Immer wieder den Verlusten hinterherjagen, mit immer riskanteren Einsätzen.
Mittlerweile belaufen sich meine Gesamtverluste seit Beginn meiner Glücksspielsucht auf knapp 48.000 Euro.
!!Was für eine Geld- und Zeitverschwendung!!
Von den gesundheitlichen Belastungen wie Herzrasen, Schlafstörung, Aggressivität und Depression mal ganz abgesehen.
Soviel für heute. Werde mich in den kommenden Tagen erstmal sammeln und den Termin für die Erstberatung in Angriff nehmen.
Halte euch auf dem Laufenden.
Viele Grüße
Hobiwan
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Hallo Hobiwan,
Soviel für heute. Werde mich in den kommenden Tagen erstmal sammeln und den Termin für die Erstberatung in Angriff nehmen.
Wofür sammeln? Morgen anrufen,dann haste den Termin . Du hast lang genug Schulden gesammelt ,Tatenlos rumgesessen,jetzt ist Handeln angesagt.
OASIS Sperrantrag, rede mit deiner Frau, onlinebanking abschaffen,die Kontovollmachten vorübergehend deiner Frau geben,SHG,Therapie....ambulant/stationär oder Verhaltenstherapie,......komm in die Pötte.......
LG Wolke
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Hi Hobiwan!
Leute mit Aufschieberitis (Prokrastination) finest Du hier sicherlich massig ... :) Manchmal gehöre ich auch heute noch dazu ...
Was hilft dagegen ... einfach tun ... jetzt ... nicht nachher ... keine Ausreden suchen ... keine inneren Diskussionen eingehen ...
Rufe an! Heute! ... Du bekommst das hin!
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@Hobiwan: eigentlich habe ich jetzt gleich einen Termin, für den ich schon viel zu spät an bin. Aber ich nehme mir jetzt extra die Zeit, dir einen verdammt guten Tipp zu geben. Wie Wolke bereits geschrieben hat: mach JETZT SOFORT einen Termin!!! Nicht morgen, nicht übermorgen und auch nicht erst nächste Woche. Genau diesen Fehler habe ich nämlich auch gemacht. Je länger du wartest, desto mehr Kohle ist nochmal weg!
Du wirst das Geld nicht zurück gewinnen! In Gegenteil! Dein Schuldenberg wird nur noch größer. Daher JETZT sofort aufhören und Hilfe in Anspruch nehmen!
Ich drücke dir die Daumen, dass du es tust
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Hallo zusammen,
der erste Schritt ist gemacht. Habe gleich morgen Vormittag eine telefonische Erstberatung bei der Diakonie.
Den OASIS Sperrantrag werde ich auch online ausstellen.
Größte Herausforderung wird sicherlich das Gespräch mit meiner Frau ...
Halte euch diesbezüglich auf dem Laufenden.
Gute 24h!
Hobiwan
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Kann mich sehr gut in deine Lage hinein versetzen. Meine Beichte ist 4 Wochen her. Seitdem fühle ich mich einfach nur befreit von der Last!
Der Schritt, es zu sagen war schwer und hat mich einiges an Kraft gekostet. Heute ärgere mich einfach nur drüber, den Schritt nicht schon früher gegangen zu sein. Das hätte ne Stange Geld gespart, was ich am Ende in meiner völligen Verzweiflung noch verzockt habe
Bin übrigens seit meiner Beichte komplett wettfrei
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Hallo Sepp,
Danke für Deine moralische Unterstützung! Ich werde die Beichte ggü. meiner Frau sicherlich erst nach dem morgigen Erstberatungsgespräch in Angriff nehmen. Dafür habe ich aktuell noch zu viele innere Hemmschwellen. Falscher Stolz, Schamgefühle und Minderwertigkeitskomplexe. Muss für das Ganze auch einfach einen besseren Zeitpunkt wählen. Evtl. zum Wochenende hin.
Zum "Glück" herrscht bei mir noch keine existenzbedrohende finanzielle Schieflage. Die Spielsucht habe ich größtenteils vom Ersparten und meinen laufenden Gehaltseinnahmen finanziert. Bei mir überwiegen derzeit Frust und Wut und auch etwas Ratlosigkeit.
Hoffe daher, dass mich das persönliche Erstgespräch mit einem ausgebildeten Suchtberater einen oder mehrere Schritte weiter bringt.
Bis dahin!
Viele Grüße
Hobiwan
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Hoffe daher, dass mich das persönliche Erstgespräch mit einem ausgebildeten Suchtberater einen oder mehrere Schritte weiter bringt.
Diese Schritte musst du weiter gehen.....und dran arbeiten. Spielfreiheit kommt nicht durch ein Gespräch angeflogen und wirkt von alleine......du musst mit der angebotenen Unterstützung selbst aktiv werden.
LG Wolke
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Hi Hobiwan!
Der beste Zeitpunkt für das Gespräch ist immer genau jetzt.
Ja, Vieles aus Deiner Aufzählung hemmt Dich. Doch was motiviert Dich dazu?
Rücke diese Dinge mal in den Vordergrund, weil sie es wert sind dort zu sein!
Genesung ist ein langer Prozess, genau so, wie der Weg in die Sucht. Von daher brauchst Du den Gedanken nicht, etwas Deiner Frau vorweisen zu müssen. Die häufigste Antwort auf ihre Fragen wird sowieso sein: Ich weiss es nicht!
Das ist aber OK, weil es ehrlich ist. Die Antworten kommen erst mit der Zeit.
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Hallo zusammen,
die telefonische Erstberatung bei der Diakonie war schon mal sehr hilf- und aufschlussreich.
Habe bereits einen Nachfolgetermin für Ende des Monats mit persönlichem Erscheinen ausgemacht.
Jetzt heißt es weiter standhaft bleiben, seit 17.01. spielfrei.
Gute 24h!
Hobiwan
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Sehr gut! ich drücke dir die Daumen, dass du es durchziehst und standhaft bleibst!
Wie bereits gesagt: wenn man erkennt, dass man eine Sucht entwickelt hat und sich dessen bewusst ist, dass man aufhören sollte, macht man es am Besten SOFORT!
Ich dachte auch: ein paar Tage probiere ich es noch und gewinne zumindest einen Teil des Geldes zurück. Aber das wird einfach nicht funktionieren! Man wird das Geld nicht zurückgewinnen. Im Gegenteil! Man wird noch mehr Geld verzocken!
Bei mir war es so, dass das Outing gegenüber meiner Freundin (bisher) die Wende gebracht hat. Zu groß ist die Scham, nochmal mit dem Wetten anzufangen.
Ich bin aktuell einfach nur dankbar, dass sie mich nicht auf der Stelle verlassen hat! Denn ich war fest davon überzeugt, dass sie mich in den Wind schießt.
Zusätzlich werde ich eine ambulante Therapie bei einer Suchtberatung machen, die ein Jahr gehen wird.
Ich hoffe, dass ich stark bleibe und mein Leben wieder in den Griff kriege.
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Hallo zusammen,
kurzer Zwischenstand:
Habe heute das Gespräch mit meiner Frau gesucht und den "Offenbahrungseid" gemacht.
--》Sie war natürlich nicht begeistert, hat aber zum Glück als selbständige Rechtsanwältin und gerichtlich bestellte Betreuerin auch genug Erfahrung mit solchen Situationen. ;)
--》 Neben der Beratung und Therapie durch die Diakonie vor Ort werde ich nun auch immer mal wieder das direkte Gespräch mit meiner Frau suchen. Sei es bei Suchtdruck oder sonstigen Gedanken.
Bin mittlerweile selber auch neugierig auf die Hintergründe und Auslöser für meine Spielsucht.
Bin jetzt schon knapp 2 Wochen spielfrei! Wieder mal ... Habe heute Handball EM und Finale Australian Open ganz ohne Wettzwang in den Livetickern einschlägiger Sportberichtsportale (keine Schleichwerbung ;D)
verfolgt. Und die dummdreiste Werbung diverser Online Casinos gestern Abend im TV hat mich auch nicht getriggert.
Euch allen noch einen schönen Sonntagabend und gute 24h!
Hobiwan
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Hallo,
melde mich mal wieder:
Seit nunmehr 4 Wochen spielfrei.
Hatte heute Morgen meinen zweiten Vorort Termin bei der Suchtberatung.
Werde in absehbarer Zeit wahrscheinlich auch eine ambulante Therapiegruppe besuchen.
Nächster Termin bei der Suchtberatung der Diakonie ist Anfang März.
Alleine das Reden über die Spielsucht mit einem Suchtberater hilft schon eine ganze Menge und bringt mich weiter.
Momentan verspüre ich auch keinerlei Suchtdruck. Habe mir das eingesparte Spielgeld der letzten vier Wochen eben erstmal auf mein Tagesgeldkonto überwiesen, auch wenn die Zinsen grottig sind.
Sehe das auch als Belohnung für meine Abstinenz. Abgesehen davon bin ich auch weniger gereizt und nervös.
Bis demnächst!
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Hallo zusammen,
bin nachwievor spielfrei. Jetzt seit über 4 Monaten. 8)
Die bisherigen Einzelgespräche bei der Diakonie haben mich gut voran gebracht hinsichtlich Ursachenforschung und Suchtveranlagung.
Mit dem Berater habe ich mich vorläufig darauf geeinigt, dass erstmal keine weitere ambulante Therapiegruppe nötig ist. Eine SHG bieten die hier bei uns aktuell leider nicht an.
Trage mich mittlerweile doch mit dem Gedanken, den ein oder anderen Anbieter der mafiösen Glücksspielbranche durch Charge Back und anwaltliche Unterstützung anzugehen, um einiges meiner Verluste wieder zu holen.
Durch die monatelange Zockabstinenz konnte ich auch wieder ansehnliche Rücklagen bilden - bin sonst auch eher der Sparfuchs bei den Ausgaben. :D
Mittlerweile kotzt mich allerdings auch diese allgegenwärtige Werbung für Sportwettenanbieter auf allen TV Kanälen und in Form von Bandenwerbung im Stadion nur noch an ...
Meine stetig wachsende Antipathie ggü. dieser Branche bestärkt mich in meiner Abstinenz und dem Willen, in geeigneter Form zurückzuschlagen.
Soviel zum aktuellen Stand bei mir.
Weiterhin allen hier im Forum eine gute & spielfreie Zeit!
Hobiwan
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Dir weiterhin guter Genesung. Es ist schön, dass du Spielfrei bist. Ich war es auch. Sogar teilweise 2 Jahre. Hatte insgesamt 3 Rückfälle und hatte nach 2 Motivationsgruppen keine Therapie angefangen. Beim ersten Mal aus beruflichen Gründen nicht und beim zweiten Mal habe ich mir eingeredet, dass ich sie nicht brauche. Hätte ich in diesem Zeitraum meine Verluste zurückgeholt vor Gericht, hätte ich alles verzockt.
Ich habe gelernt, dass ich mir selbst nie vertrauen kann und habe daher mein Online Banking für immer an meine Frau abgegeben.
All die Dinge, wie du dich beschreibst, bin/war ich auch.
Ich wollte dir nur damit sagen, dass unsere Spielsucht immer noch lummert und unberechenbar ist. Ich wünsche dir viel Erfolg bei rückholjjf deiner Verluste, aber bitte mach das nur mit einer vertrauten Person. Ein Tipp eines Süchtigen.Bin kein Therapeut.
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Hi Flute!
Du bist weitaus mehr als der reine Spieler. Du darfst Dir ruhig vertrauen - nur muss dieses Vertrauen auch erarbeitet werden.
Damit meine ich nicht direkt SHG oder Therapie - ich meine "das Leben". Das stellt Dich doch in vielen Bereichen immer wieder vor Herausforderungen. Wenn Du die aber meisterst, wieso nicht auch die, die mit dem Glücksspiel zu tun haben?
Vorsicht ist immer gut - gar keine Frage. Wenn das Geldmanagement funktioniert, dann lasse es ruhig so. Du kannst es aber auch nach einiger Zeit auslaufen lassen, indem Du hier mal ein wenig Verantwortung übernimmst, und dann an anderer Stelle auch noch.
Und wenn Du auch nur den Hauch eines Zweifels an Dir bemerkst, dann ruderst Du wieder zurück und belässt das Ganze noch eine Weile.
Ich schreibe Dir das, weil es doch sehr deprimierend klingt.
@Hobi
Wie die Zeit doch vergeht und wie schön, wie Du wieder aufblühst. Danke fürs Teilen!
Wenn Du Lust hast, dann schaue Samstag ins Webmeeting herein ...
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Hi Olli,
es sollte garnicht so klingen. Also ich verwalten mein Geld selber, aber habe mein online Banking Zugang abgegeben. Bei Kontoumsaetzen bekomme ich eine Mail und
bei Gehaltseingang tätigen wir alle notwendigen Überweisungen.
Ich besitze meine Karte, aber ich habe fuer mich eingesehen, dass ich nie wieder die komplette Kontrolle uebernehmen kann. Da ist das Risiko für mich gross und ich moechte nie wieder einen grossen finanziellen Schaden anrichten. Daher verzichte ich um meine finanzielle Freiheit zu genießen auf diese Möglichkeit
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Hallo Flute,
aktuell ist es bei mir ja auch bereits die vierte längere Abstinenzphase von der Spielsucht. Das Längste waren bislang 13 Monate. Diese Schallmauer will ich unbedingt durchbrechen.
Eine Abgabe der Kontrolle über meine Finanzen kam und kommt für mich nicht in Betracht. Dafür trage ich auch zu viel Verantwortung für meine Familie.
Die Offenbarung meiner Spielsucht ggü. meiner Frau zu Beginn meiner derzeitigen Abstinenz ist wohl die stärkste Barriere, die mich daran hindert, wieder rückfällig zu werden. Die guten Gespräche bei der Suchtberatung haben ebenfalls ihren Beitrag dazu geleistet.
Habe dabei unter anderem festgestellt, dass ich ein sehr analytischer und ordnungsliebender Mensch bin. Zudem auch immer am Grübeln über materielle Existenz und Sicherheit.
Der Kontrollverlust beim Zocken kompensiert dann bei mir die Suche nach Anerkennung und Selbstbestätigung.
Wenn man aber mal von einem Suchtberater aus dessen Blickwinkel gesagt bekommt, dass es eigentlich nichts zu kompensieren gibt, dann wird man diesbezüglich ruhiger und selbstkontrollierter.
Kurzum: Die letzten 4 Monate waren trotz der ganzen Krisen- und Kriegsherde um einen herum für meine psychische und physische Erholung ungemein positiv.
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Hallo Hobivan,
ich freue mich, daß Du die Spur zur Genesung aufgenommen hast. Du nimmst Deine wiedergewonnene Abstinenz wahr, ich das zeigt Deine Strickmuster auf. Den Charaktermangel (Aggression) habe ich mir selber lange angeschaut, und bei mir ist es der Jähzorn, wohl eine genetische Angelegenheit von meiner Urgroßmutter her. Anders ist mein Groll, der immer wieder aufkocht, und an dem ich viel arbeite, auch wenn der Jähzorn dazwischenfunkt.
Meine Existenzängste haben mich in Psychosomatische Kliniken gebracht, es geht mir im Augnblick gut, mein Konto ist im Plus, so nach 69 Jahren ein neues Lebensgefühl.
Wir können nur für uns selbst mit dem Spielen aufhören,
für unsere Angehöiigen sind wir zur Wiedergutmachung verpflichtet.
Das dürfte ein Kernthema sein.
Ich weiß nicht, wie hoch Deine Verbindlichkeiten, (Spielschulden) sind, wenn ich von Deiner "Karriere" lese, dann denke ich, suche Dir einen Berater, einen Sponsor, mit dem Du stetig einen Finanzplan durchgehen kannst.
Das ist ein wesentliches Werkzeug für die Genesung von der Spielsucht.
schöne 24 Stunden
Andreas
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Hallo Andreas,
danke für Deine Worte. Der Weg zur Genesung ist sicherlich steinig und beschwerlich. Zum "Glück" habe ich keine Verbindlichkeiten, vulgo Spielschulden.
Habe in meiner Spieler-Karriere stets Ersparnisse und laufende Einnahmen verprasst. Mein Traumwagen ist dafür sicherlich drauf gegangen. Allein das reicht mir derzeit, um mich weiterhin der Abstinenz zu widmen und zu motivieren.
Das Leben ohne Suchtdruck und Psychostress ist eines der Besseren. ;)
Und jetzt schaue ich mir das Endspiel meiner Eintracht ganz OHNE Wettstress u.v.m. an. :)
Schöne 24h