Glücksspielsucht => Fragen & Hilfe => Thema gestartet von: ferriel am 08 März 2022, 14:47:11

Titel: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: ferriel am 08 März 2022, 14:47:11
Hallo

ich bin freiwillig in einer stationären Spielsucht-Therapie.
Mittlerweile bestätigt sich mein Gedanke, dass dies für mich nicht wirklich hilfreich ist.

Nun meine Frage:
Was würde bei einem Abbruch meinerseits passieren?
Hätte das Auswirkungen auf Krankengeld etc.?

Bezüglich einer Insolvenz habe ich gehört, dass es ratsam ist eine Therapie vorweisen zu können. Würde mir die Restschuldbefreiung versagt werden, wenn ich die Therapie abbreche?
(Auch wenn ich in der Wohlverhaltensphase abstinent bleibe)

Danke für eure Tipps.
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 08 März 2022, 16:40:21
Hey,

wie lange bist du denn schon da? Kann ja noch nicht sooo lange sein,da du am 1.2 ja erst noch die Anträge ausgefüllt hast.

Lass dich auf die Therapie, nutz die Einzel und Gruppengespräche......gib dem ganzen etwas Zeit.

Zitat
Hätte das Auswirkungen auf Krankengeld etc.?

Ich glaube,das bekommst du dann nicht mehr. Wofür denn auch? Du bekommst von der Klinik die Entlassungspapiere und ich würde dann auf jeden Fall zu der Suchtberatung gehen oder mit wem auch immer du die Therapie beantragt hast,um das weitere Vorgehen zu regeln......aber ich denke ,du musst  wenn du dich nicht vom Hausarzt krankschreiben lässt ,am Folgetag wieder arbeiten gehen.

Überleg es dir gut. Sprich mit den Therapeuten vor Ort offen,auch darüber,dass du denkst ,die Therapie hilft dir nicht. Sprich offen über deine Sorgen und Probleme zuhause, über die Umstände,die Ausgangslage,die sich zuhause deiner Meinung nicht ändern lässt.  Sei offen und ehrlich und erzähl das, denn ohne Infos können dir auch die besten Therapeuten nicht helfen.
Es ist ein Prozess, den man in der Therapie durchmacht. 

Schlaf nochmal drüber und rede mit denen.

LG und alles Gute

Wolke





LG Wolke
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Olli am 08 März 2022, 16:48:26
Hi!

... und was ist nicht hilfreich?

Bevor Du abbrichst, lasse uns darüber mal plaudern ...
Es muss Dir da nichts unangenehm sein, es geht dabei nur um die Entscheidungsfindung.
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: ferriel am 09 März 2022, 09:33:51
Ich habe das Gefühl, dass es in erster Linie um Beschäftigungstherapie geht, aber alle verherrenden Konsequenzen bleiben hier natürlich erhalten. Die kann einem keiner abnehmen.

Also konkret:
Die ausgebliebenen Zahlungen an Miete, Strom, Gas, Telefon, etc, (alles was mich belastet), bleiben hier natürlich bestehen.
Und es wird dadurch natürlich nicht besser, wenn man monatelang nicht daheim ist, seine Post nicht bearbeiten kann und den Konsequenzen ausgeliefert ist.

Und während ich hier bin und Specksteine schleife, fühlt sich mein Briefkasten daheim und der Schuldenberg wird immer größer (Mahnkosten, Inkasso?, etc)...

Für mich kann das auch nicht die Lösung sein, weil an Hobbies fehlte es mir nicht.
Auch wenn das Personal freundlich ist, ich hier was zu essen habe,... meine Probleme werden hier nicht kleiner.
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 09 März 2022, 09:59:57
Zitat
Die ausgebliebenen Zahlungen an Miete, Strom, Gas, Telefon, etc, (alles was mich belastet), bleiben hier natürlich bestehen.

Da du keine Benzin und Lebensmittelkosten hast ,kannst du das doch von dem Krankengeld zahlen.

Wenn du keine Therapie machst und später weiterzockst ,bleiben die Zahlungen auch aus. Warum hast du die Therapie nicht etwas später angetreten und mit der Suchtberatung alles zusammen geregelt, was noch an Aussenständen ansteht? Dann hättest du alles finanzielle geregelt, vielleicht kleinere Raten ausgemacht usw. Dann hättest du jetzt Ruhe für die Therapie.

LG Wolke

Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: ferriel am 09 März 2022, 10:22:30
Hallo Wolke,

das Übergangsgeld kommt erst Ende des Monats. Bis dahin werde ich nichts machen können und so groß ist der monatliche "Puffer" nicht, um dann zusätzlich noch die ausgebliebenen Außenstände zu bedienen.

Natürlich spar ich hier die Kosten für Essen, ehrlicher halber muss man aber dazu sagen, dass im Gegenzug dafür das Übergangsgeld niedriger ausfällt als das Krankengeld. Also "gespart" ist da nicht wirklich viel.

Das ich nicht weiter zocken darf ist klar, aber in erster Linie möchte ich eine Perspektive mit der ich leben kann.

Nochmal zu meiner Ausgangsfrage:
Kennt sich wer mit dem Thema Insolvenz aus und weiß, was das für Auswirkungen hätte?
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Balduin am 09 März 2022, 10:49:17
Der Abbruch einer Therapie ist kein Grund zur Versagung der restschuldbefreiung.
Aber: es gibt andere Gründe, die eine restschuldbefreiung gefährden können. So was muss gründlich beraten werden in Kenntnis aller Umstände. Dafür gibt es ja eine Beratungspflicht vor dem Insolvenzverfahren. Das geht leider nicht im Forum.
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 12 März 2022, 15:08:30
Hallo ferriel,

wie hast du dich entschieden,wie geht's jetzt weiter bei dir?

LG Wolke
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: ferriel am 16 März 2022, 09:23:52
Hallo Wolke,

wenn es einfach nur danach geht, ob mir die "Therapie" an sich was bringt, würde ich sofort abbrechen.
Mir konnte aber leider noch niemand (auch hier im Haus) sagen welche Konsequenzen ein Abbruch auf Krankengeld, auf die Insolvenz (Restschuldbefreiung), etc haben kann.
Und diese möglichen Auswirkungen sind vielleicht ja nicht unerheblich..

Insofern ist momentan alles in der Schwebe (ich bin noch in Reha) und dementsprechend unbefriedigend.

Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Eazy1978 am 17 März 2022, 06:40:21
Moin,
Also ich kenne das von meiner Therapie damals, dass es dort auch jemanden gab, der sich um das Finanzielle zu Hause gekümmert hat. Ich meine, nicht dass er sich gekümmert hat...aber er ist mit mir alle meine Gläubiger durchgegangen, hat sie teilweise mit mir angeschrieben usw.
Wenn es das nicht bei deiner Therapie gibt, erzähl deinem Therapeuten davon, was dir gerade durch den Kopf geht. Dafür sind sie dort.
Viel Erfolg
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Ilona am 17 März 2022, 14:07:24
Hallo Feriell,

Wolkes Frage ist noch offen. Hast du zuhause Kontakt zu einer Sucht- und evtl. auch Schuldnerberatung? Es wirkt so, als wäre das nicht der Fall. Besprich dein Problem ganz offen mit deiner Therapeutin/ deinem Therapeuten. Evtl. kannst du die Therapie unterbrechen und zuhause zumindest - aktiv und mit fachlicher Unterstützung- dafür sorgen, dass nichts weiter anbrennt.  :
Aber du musst bedenken, dass du zwei Baustellen hast: Ordnung in die Finanzen bringen und (möglichst zufrieden) spielfrei werden. Wenn dir Letzteres nicht gelingt, nutzt es nicht viel, die Schulden zu regulieren. du würdest sie ruckzuck wieder aufbauen. Alles Gute!

LG Ilona
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Olli am 17 März 2022, 16:30:07
Hi Ferriel!

Mir erschließt sich immer noch nicht, wieso Du abbrechen willst. Die eine Baustelle sind die Finanzen, die andere Deine Psyche. Wegen der bist Du vorrangig dort.
Du hast zuhause genug Hobbies? Brauchst keine neuen (Specksteinschleifen) ? Darum geht es doch gar nicht in der Klinik. Ein Ansatz könnte doch sein, dass die Klienten lernen sollen etwas zu Ende zu bringen. Und da brichst Du ab ... Ist das jetzt die Therapieform schuld oder liegt es eventuell ... an Dir?
Du musst dort in der Klinik reden, falls Du es noch nicht getan hast. Dir ist keiner falsch, wenn Du den Mund aufmachst.
Unzufriedenheit will keiner verspüren ...
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 17 März 2022, 17:20:10
Hey Ferriel,

das Leben eines Spielers liegt leider oft in Trümmern. Wir haben viele Baustellen und wissen oft nicht,wo wir anfangen sollen. Schulden,Beziehung /Familie kaputt, kein Job mehr,die Wohnung muss vielleicht noch geräumt werden,gesundheitliche Probleme kommen hinzu,man vernachlässigt sich selbst, den Kontakt zu Freunden und dann kommt noch das Problem hinzu,welches die Sucht überhaupt erst ausgelöst hat.

Wenn man Wochen- oder Monatelang nichts mehr im Haushalt getan hat,wächst einem auch alles über den Kopf und hat Stress,weil man nicht weiß, wo man anfangen soll.

Es geht alles Schritt für Schritt. Schublade für Schublade, Zimmer für Zimmer.  Sprich alles in der Therapie an,was dich bedrückt ,belastet, wovor du Angst hast. Anfangen würde ich damit, dass du befürchtet,dass die Therapie dir nichts bringt. Das du Angst hast, dass Zuhause schon die Gläubiger klingeln,während du in der Klinik bist.  Das du Angst hast deinen Job zu verlieren, weil du lange krankgeschrieben bist. Das alles macht was mit dir,du bist angespannt ,aber all diese Themen gehören zu dir ,zu der Sucht. Die Therapeuten müssen sowas wissen, damit sie dementsprechend mit dir arbeiten können. Ohne Infos von dir ,kann dir der beste Therapeut nicht helfen,die können nicht hellsehen.

Vieles ist Schambehaftet,wenn man sehr persönliche Dinge bespricht, aber um die bestmögliche Hilfe zu bekommen, um andere Ansichten zu erhalten, muss man sich dazu überwinden. Und plötzlich arbeitet es in dir. Das hatte ich extrem, als ich z. B  mit 2 verschiedenen Therpieanwendungen an dem Suchtauslöser gearbeitet habe. Die Vorbereitung für diesen Teil der Therapie war schon  Kräftezehrend,aber die Stunden während und danach haben einiges ausgelöst und verändert.  Es ging dabei nicht um die Sucht,sondern um ein Trauma, aber trotzdem hilft es ungemein gegen die Suchtausübung . Deswegen musst du alles ansprechen,auch wenn es dir vielleicht erstmal unwichtiger vorkommt,weil es in deinen Augen nichts mit der Sucht zu tun hat.
Die Sucht setzt sich aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammen, die dann ein Gesamtbild ergeben. Aber jedes Teil verändert die Sicht und jedes fehlende Puzzleteil aber auch.

Fang mit deinen größten akuten Problem an.....Teile die Probleme auf. Erzähl dem Therapeuten womit du anfangen möchtest bzw in welchem Verhältnis du mehrere Probleme gleichzeitig bearbeiten möchtest. Das geht auch wunderbar, weil oft ein Rad ins nächste greift. Und manchmal tauchen noch im Gespräch Dinge auf ,die man gar nicht auf dem Schirm hatte,die Bearbeitung dafür aber sehr wichtig ist.

Ich wünsche dir alles Gute und finde es super ,dass du noch da bist und nichts abgebrochen hast.

LG Wolke


Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 17 März 2022, 19:34:20
Spielsuchttherapie

https://youtu.be/hi84MZ6k5S0         Teil 1


https://youtu.be/pd7UHBEKLOc       Teil 2


Teil 2 ist wichtiger und interessanter!!!!
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 25 April 2022, 20:48:59
Hey Ferriel,

wie geht's dir? Hast du die Therapie durchgezogen? Hast du Nachsorgetermine?
Wie ist es mit deiner Insolvenz, deinen Schulden?

Wie fühlst du dich?

LG Wolke
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: ferriel am 05 Mai 2022, 16:33:14
Hallo Wolke,

Das ist lieb von dir, dass du nachfragst, wie es mir geht.
Ich hatte die Therapie abgebrochen und bin seitdem abstinent. Natürlich sollte man immer Demut haben und sich nie zu sicher sein, aber derzeit bin ich mit der Entscheidung glücklich.
Nachsorgetermine habe ich keine.
Die Konsequenzen des Spielens werden mich noch eine lange Zeit begleiten, da gibt es nichts schön zu reden. Aber Letztendlich muss jeder selbst für sich entscheiden, was einem hilft und was einem gut tut.

Ich wünsche dir und allen anderen hier im Forum eine gute Woche!
Titel: Re: Folgen bei Abbruch einer stationären Therapie
Beitrag von: Wolke 7 am 05 Mai 2022, 19:22:32
Hey Ferriel,

schön, dass du spielfrei bist,freut mich sehr.

Schreib einfach hier bzw suche die Suchtberatung auf,wenn du Suchtdruck verspürst. Aber ich denke ,du hast ja auch trotz Abbruch etwas von der Therapie mitgenommen und kennst einige Skills,die dir guttun,wenn der Druck kommt.

Und wenn das Privatleben mit der Zeit wieder besser läuft,Arbeit, Freizeit, Freunde, Freundin.......dann rückt der negative Suchtdruck in den Hintergrund.....dann muss man nur noch auf seinen eigenen Übermut aufpassen.

Ich hoffe,du guckst trotz aller Schwierigkeiten etwas positiver in die Zukunft, als  noch vor ein paar Wochen.

LG Wolke