Glücksspielsucht => Angehörige => Thema gestartet von: Berta am 23 Februar 2023, 23:49:59
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Hallo, ich habe lange nichts für mich gemacht und das ist jetzt endlich vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.
Ich weiß gerade gar nicht wo ich anfangen soll.... Mein Freund und ich haben einen 2,5 jährigen Sohn zusammen. Längere Zeit war Ruhe mit dem spielen. Das kam aber auch nur dadurch, daß in unserem Bundesland Casinos zur Spielsperre gehören. Mein Freund wurde vor Jahren von seinem Vater gesperrt. Mittlerweile hat er sich selbst entsperrt und es eskaliert zeitweise wieder völlig. Momentan ist anscheind Ruhe. Die Fronten sind wegen des Spielens so verhärtet, dass wir gerade nicht darüber sprechen. Unsere Beziehung ist nach den spielanfällen komplett aus der Bahn gelaufen. Eigentlich leben wir, wenn ich ehrlich bin gerade nur zusammen. Ein Gespräch liegt mir schon lange im Magen, aber ich habe nichts gesagt um nicht neue Spielanfällen zu produzieren. Jetzt zu meinem eigentlichen Problem, seit ein paar Tagen, wird er mal wieder sehr abwertend und meinte heute, er hätte die Nase voll von mir... Mich trifft sowas immer sehr. Ich schiebe das im Moment darauf, dass er suchtdruck hat und einfach eine Situation provozieren will um zu gehen. Ich bin mal wieder sehr verletzt, er lässt einfach nicht mit sich sprechen. Ich weiß mittlerweile einfach nicht mehr ein und aus, soll ich einfach alles aufgeben und mir mein eigenes Leben aufbauen. Vielleicht kann mir ein ehemaliger spieler, solche Situationen erklären. Macht suchtduck so unfair und unzufrieden?Ich verstehe meinen Partner überhaupt nicht mehr, er wird zu einem fremden Menschen.
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Hallo Berta,
ich bin zwar noch kein ehemaliger Spieler, aber ich glaube auf dem besten Weg dahin. Der Grund für mein Aufhören war auch der veränderte Umgang mit meinen Mitmenschen durch das Spielen. Wenn ich mit Freunden unterwegs war, habe ich nur aufs Handy geschaut um schön meiner Sucht nachzugehen. Wenn ich daheim war und meine Freundin (ist meine Traumfrau...) beispielsweise zu mir gesagt hat, dass ich den Müll runterbringen soll, hab ich sie angeschnauzt und machs doch selbst gesagt. Ich hab sie nie beleidigt o.ä. aber da war dann auch der Punkt für mich erreicht an dem ich gesagt habe, ich muss aufhören sonst verliere ich alles! Ich glaube also schon, dass sein Verhalten durch den Suchtdruck bedingt ist. Aber wir haben hier im Forum viele Experten, ich hoffe da meldet sich noch einer zu Wort....;)
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Guten Morgen!
Herzlich willkommen Berta!
Wenn er gesperrt war und sich nun hat entsperren lassen, so kannst Du ihn als Ehefrau auch wieder sperren.
https://rp-darmstadt.hessen.de/sites/rp-darmstadt.hessen.de/files/2022-03/musterantrag_auf_fremdsperre.pdf
Das löst aber nicht das Problem. Dazu müsst Ihr aufhören um den heißen Brei herum zu tanzen. Ja, tanzen, denn reden tut Ihr wohl hier und da, aber nicht so, wie es für alle gut wäre,
Gehe mal in Dich, Berta, und frage Dich, was Du willst. Was sind Deine Ziele und was sind Deine Wünsche. Ihr habt ein Kind miteinander, also habt Ihr eine Planung gehabt, die sich auf den Großteil Eures Lebens bezogen hat. Trage mal alles zusammen - schreibe es Dir auf.
Nun schreibe Dir auf, was davon alles gerade den Bach herunter geht. Schreibe Dir auf, welche Ängste Du hast - was Dich wütend macht, Dich verletzt.
Und nun trage es ihm vor. Nicht mit Wut - nicht mit Vorwürfen - bleibe ganz bei Dir. Breche aus aus diesem Tanz und bennene Deine Grenzen!
Du brauchst da auf niemanden Rücksicht nehmen. Das, was Du zu sagen hast, bezieht sich ja nur auf Dich.
Dein Mann kommt erst jetzt dazu, wenn Du ihm Deine Konseauenzen benennst. Das kann anfangen damit, dass Du ihm kein Essen machst oder seine Kleidung nicht wäschst (bei der klassischen Rollenverteilung). Dann kann das Schlafzimmer tabu sein bis hin zur kompletten räumlichen Trennung. Das liegt an Dir. Wenn Du Dich trennen möchtest, dann ist das Dein gutes Recht!
Lasse ihn auflaufen, wenn er Dich manipulieren will. Zack ... die angedrohte Konsequenz wird umgesetzt. Es wird nicht gestritten - es wird nicht dieskutiert.
Eine Deiner Grenzen kann sein, dass er ab sofort keinen Zugriff mehr auf Geld erhält. Du wirst das Geldmanagement fordern und leiten, wenn Du es überhaupt machen möchtest. Du wirst ihm sagen, dass er sich sofort in die Hände der Suchthilfe begibt - ohne wenn und aber. Keine Tricks - keine Zeitschinderei - sofort!
Wenn Du ihm das alles nicht sagen kannst, dann schreibe einen Brief - übergebe ihn ihm und warte dann ab. Er ist erwachsen und wird seine Entscheidung treffen. Dann weisst auch Du, was Du zu tun hast.
Alles ist besser, als der Zustand gerade.
Niemand hat es verdient abwertend behandelt zu werden! Fordere Respekt ein! Wenn er wirklich "die Nase voll hat" von Dir - dann soll er gehen. Was macht er denn da noch bei Dir und dem Kind? Er hat auch seine Ängste und Zweifel und hängt an dem Istzustand.
Wenn Du magst, dann komme am Samstag ins Webmeeting.
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Vielen Dank für die Antwort, das hilft mir sehr. Es bestätigt meine Vermutung das der Sucht drück gerade sehr groß. Danke das du als Spiele so offen darüber sprichst.
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Vielen Dank auch an Olli, das sind wertvolle Ratschläge für mich. Fremdsperre ziehe ich im Moment noch nicht in Betracht. Weil das ist die Trennung besiegelt und ganz soweit bin ich noch nicht. Aber deine Worte lassen mich noch weiter nachdenken und ich werde probieren meine Grenzen zu setzen und dann auch Konsequenzen ziehen. Soweit habe ich noch nie gedacht. Manchmal braucht man einen Anstoß. Danke