Glücksspielsucht => Angehörige => Thema gestartet von: Kraechen am 01 Juli 2025, 09:16:52
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Hallo! Nachdem ich nun schon einige Tage hier gelesen habe- ein erster Beitrag.
Unser erwachsener Sohn (20) ist glücksspielsüchtig. Er hat es uns am 18.08.2024 meinem Mann erzählt, weil der ganz konkret gefragt hat, was denn los sei. Ich bin sehr dankbar, dass die beiden zusammen gesprochen haben. 2 Stunden lang- vielleicht sogar noch länger. Es gibt ja manchmal Intuition (Bauchgefühl), das sagt: "besser nicht stören". Ich denke, ich hätte den Kopf, der sich gerade aus dem Schneckenhaus herausgetraut hat ganz schnell den Rückzug antreten lassen, will sagen: toll, für M., dass mein Mann es geschafft hat, ihn reden zu lassen. Irgendwann kam er zu mir ins Bett und sagte: "M.
hat mir gerade gesagt, dass er spielsüchtig ist. Ich bin total schockiert. Ich kann jetzt auch nicht mehr darüber reden, es muss erst einmal ein bisschen sacken. Ich bin sehr sehr müde."
Ich war fassungslos. Das war eine Nachricht- die überhaupt nicht einzuordnen war. Gar nicht. Meine Schwester war 20 Jahre mit einem Spieler verheiratet. Sie haben vier Kinder zusammen. Ich bin "eng" mit meiner Schwester und ich habe so so oft mitbekommen, dass die Bank sie angerufen (oder geschrieben) hat: "ihr Konto ist nicht gedeckt". Nie Urlaub. Immer verzichten. Immer aushalten. Übertreibe ich? Nein, sicher nicht. Das waren die ersten Gedanken und Bilder. Kann doch nicht sein, dass mein Sohn so ist, wie mein Schwager!?! Ich stand auf. Googelte Glücksspielsucht. Lese von schweren Verläufen, abgebrochenen Therapien, Rückfällen und von Suizidgefahr. Weil man sie nicht sieht; die Sucht. Ach! Ich bin seine Mutter. Ich sehe sie nicht nur nicht- ich hatte auch keine Ohren dafür. Kein Gefühl- keine Intuition- einfach absolut gar keine Ahnung. Mir wurde schlecht. Ich musste mich übergeben- und schlief in dieser Nacht überhaupt nicht.
Am nächsten Morgen sind wir alle tatsächlich zur Arbeit gefahren. Wie im Nebel. Ich hatte eine Fortbildung (und muss noch heute immer passen, wenn ich von Kollegen etwas zu dem Thema gefragt werde). Nach Feierabend rief ich bei einer Beratungsstelle für Angehörige an. Wir bekamen einen Termin in der nächsten Woche. Abends redeten wir zusammen mit unserem Sohn. Ich weinte die ganze Zeit. Ich bin sowieso die Familien-Heuli, die immer nah am Wasser gebaut ist- und bei der immer Tränen fließen, wenn mir etwas nah geht- bzw. wichtig ist.
Am nächsten Abend sprachen wir. Wir weinten zusammen, versuchten zu fragen- (und zu verstehen), wir drückten uns. - M. hatte sich einen Weg überlegt, für den er um unsere Hilfe bat. Mein Mann sollte seine Finanzen übernehmen. Er wollte noch in der gleichen Woche zum Hausarzt, um nach einer Überweisung für eine ambulante Therapie zu fragen. Sein Wunsch schon in der ersten Woche: "ich will stationär". In der ersten Woche sind für mich alle Steine unseres Familiengefüges zusammengefallen. Ich stellte mir dauernd die Frage, wie das passieren konnte. M. ist jung- gesund- sozial gut integriert, hat eine Freundin, ein Abitur, macht eine Ausbildung, hat keine suchtkranken Eltern (außer einer Mutter die ab und zu heimlich raucht). Er muss doch auch klug genug sein, zu wissen, dass Glücksspiel nicht glücklich macht.... Wo ist unser so gut geglaubtes Verhältnis? Wo sind Vertrauen und Achtung und Liebe? Wie konnte er sich und uns so verraten- und wie konnten wir das nicht bemerkt haben?
M. hat einen fast 4 Jahre jüngeren Bruder. Der war in dieser Woche quasi "ausgeschlossen" und lebte alleine. Hörte, sah und fühlte, dass gerade etwas außergewöhnliches passiert. Mit M. sprachen wir jeden Tag, weil auch immer neue Fragen auftraten. Ich muss schon sagen: vorwiegend zur Sucht- und zum "warum", und "wie" und "wann" und "wie lange", "wie viel".....
Nach einigen Tagen sagten wir M., dass es seine Entscheidung sei, wen er ins Vertrauen ziehen wolle. Nur seinem Bruder sollte er es selbst sagen- sonst würden wir das tun. Wir mussten erst einmal wieder zusammen kommen.
M. sagte, er sei erleichtert, dass die Heimlichkeit nun beendet war.
In der Folgewoche fing er mit einer ambulanten Therapie an, und wir gingen zur Angehörigenberatung. Das ging so von Ende August, bis Anfang Januar. Er sagt noch heute, dass er in dieser Zeit spielfrei war. Leider kann ich nicht aus voller Überzeugung sagen, dass ich das heute noch glaube. "Große" Spiele, bzw. Summen werden nicht möglich gewesen sein- das hätte mein Mann ja gesehen, er konnte selbst paypal checken. Ich denke, es war Anfang Januar, als M. ein neues Konto eröffnet hat. Mit 50,-€ Guthaben, bei einer "jungen" Bank, weil das auch viele andere Azubis seines Jahrgangs gemacht haben. Für dieses Konto erhielt mein Mann keine Vollmacht....
Am 14.01. ging M. in die stationäre Therapie. Ich weiss, dass er davor Angst hatte. Am Vorabend und am Morgen des 14. war er im Herzen wieder Kind- im Kopf versuchte er erwachsen zu sein, ließ sich von seiner Freundin zur Klinik bringen- und war fort. Es ging uns so schlecht.... Wir waren stolz- und froh-, aber auch so hilflos. Ich glaube, mir wäre "loslassen" in eine andere Stadt, in eine eigene Wohnung ohnehin schwergefallen- aber diese Situation hatte ja noch einmal eine ganz andere Gewichtung. Und natürlich haben wir gedacht: naja, er hat ja relativ früh die Reissleine gezogen, hat "nur" eine relativ kurze Zeit ohne Kontrolle gespielt (nach seiner eigenen Einschätzung von ca. März bis August), er geht zur ambulanten Therapie und ist nun stationär. Wir glaubten an eine gute Perspektive.
Nach drei Tagen meldete M. sich. Er hatte sein Handy für eine Stunde am Tag. Es würde ihm gut gehen. Wir sollten uns bloß keine Sorgen machen. - Also gut. Er/wir sind auf dem Weg. Hoffnung.
Die Klinik ist nur knapp 30 km von hier entfernt. Nach 2 Wochen sagte er, er dürfe sein Auto da haben. Ob wir es bringen könnten? Vielleicht mit ein paar Gesellschaftsspielen / Büchern / ein bisschen Süßkram und Eistee? Na klar! Wir waren so froh, etwas "tun" zu können und ihn für diesen Schritt zu belohnen.
Manchmal kommen ja Dinge komisch zusammen. M. (war) immer ein aufgeschlossener Mensch, der schnell mit anderen ins Gespräch kommt, der sich gut unterhalten kann und der (Achtung! liebende Mutter-Brille): andere schnell von sich überzeugen kann. Er spielt Fußball seit er 4 ist, wurde mit 14 Schiedsrichter und trainierte eine Jugendmannschaft im örtlichen Sportverein. "Unsere" Tageszeitung plante ein Interview zum Thema "Sucht" und fragte in der Klinik an, in der M. sich befand.
Er wurde als möglicher Interviewpartner vorgeschlagen und wollte das auch gerne machen. Er erzählte uns davon. Na gut. Wenn er es möchte.... Das Interview erschien zuerst in der Online-Ausgabe. Tja- und da war sie wieder "meine Übelkeit". Da stand (nach meinem Empfinden) nicht die Wahrheit. z. B. sagte er der Journalistin, dass sein Erspartes ihm die ganze Zeit "heilig" gewesen ist. Es sei für ihn immer klar gewesen, dass er das nicht anrühren wollte. Das sei für seine Zukunft gedacht....
In meinem Kopf war "sein" Erspartes die Summe Geld, die wir ihm zum 18. Geburtstag überlassen haben. Sein jüngerer Bruder hat vom Paten bei der Geburt ein Sparbuch angelegt bekommen, dass bis zum 18. Geburtstag bespart wird. Wir wollten die Brüder gerne gleich gestellt haben und haben ca. 14 Jahre ein "Paten-ersatz-sparen" Konto für ihn angelegt. Das war ja keine Riesensumme (knapp 4.000,-€), aber ich war so stolz und glücklich ihm das für einen guten Start ins Erwachsenenleben mitgeben zu können. Das Geld war natürlich weg. Warum sagte er das nicht? In dem Artikel wurde auch beschrieben, dass er die Verfügung über sein Geld an seinen Vater übergeben hat. Auf die Frage, wie lange er das so geplant habe, antwortete er: "Auf jeden Fall für die Zeit in der Klinik". Als die Printausgabe erschien- war das so schon nicht mehr wahr. Er hatte meinen Mann um Rück-Übertragung gebeten- und ja bitte: auch erhalten. Ich war schon enttäuscht. Warum log er im Interview? In diesem Gespräch ist ja quasi erwartet worden über die Gefahren einer Suchterkrankung aufzuklären- und heraus gekommen ist ein "glatter" Artikel, der von einem jungen Menschen berichtet sein Leben trotz Sucht gut im Griff zu haben. Für dieses "gut im Griff" und "toll" damit umgegangen zu sein, ist er natürlich von allen Seiten gelobt worden. Schlimme Sache, so eine Sucht. Aber mit diesem Ansatz: gut in den Griff gekriegt.
Nach 3 Wochen durften wir ihn in der Klinik besuchen. Es wird den Angehörigen empfohlen, beim ersten Besuch an einem offenen Therapiegespräch teilzunehmen. In unserer Runde trafen 5 Patienten (unterschiedlicher Suchtmittel) mit ihren Angehörigen aufeinander. Unter anderem ein Ehepaar, 72 und 74 Jahre alt, die ihren Sohn besuchten, der Alkoholiker ist. Es war sein 3. oder 4 Aufenthalt in einer Suchtklinik, er hatte im Vorjahr mehrere Wochen im Krankenhaus verbracht wg. Leberzirrose (schreibt man das so?) und lt. Aussage seiner Mutter in den letzten Jahren eine schwere Depression entwickelt. Ihr Sohn würde seit 1,5 Jahren alleine wohnen- aber im selben Ort wie sie. Sie hätten ein morgendliches Ritual, dass er sich jeden Morgen nach dem wach werden bei ihnen meldet. Die Mutter sagte, was für ein furchtbares Gefühl es wäre, wenn er das manchmal nicht täte. Sie würde dann immer glauben, er wäre entweder an seiner Krankheit gestorben- oder hätte sich das Leben genommen. Das war für mich ein Schlüsselmoment. Ich hatte so unglaubliches Mitleid mit diesen Eltern. So viele Jahre. So große Sorgen und Ängste. Unfassbar, dass man das aushält. Ich weiß, ich könnte das nicht. Und ich bin (inzwischen) richtig stolz das sagen zu können: ich will das auch nicht. Das ist nicht mein Lebensentwurf. Mein Leben ist seit August letzten Jahres wirklich durchgerüttelt worden. Ich bin so oft in Traurigkeit und Angst gefangen, dass ich manchmal unter einer Glocke sitze. Und funktioniere. Und für das Leben gar keine Kraft mehr das ist. Es ist ganz ganz schwierig wieder bei sich selbst anzukommen. An alle Eltern: bitte glaubt an euch. Haltet an euren Träumen, Zielen und Plänen fest. Lasst nicht zu, dass die Entscheidungen eures Kindes, die ihre eigene Zukunft so krass verändern, eure gleich mitnehmen. Ich habe seit Mai psychotherapeutische Hilfe. Und ich habe eine tollen Mann.
Am 24.03. wurde M. aus der Klinik entlassen. Wir mussten uns wieder etwas einruckeln, aber es war o.k.. Mein Mann und ich gingen nicht mehr zur Angehörigenberatung. M. ging nach seinem stationären Aufenthalt montags zur einer SHG (nur Spieler) in die nächstgrößere Stadt und dienstags entweder auch in eine SHG (verschiedene Süchte) oder zu einem Einzel zu seiner ambulanten Therapeutin.
Wir wollten schon gerne glauben, dass er es tatsächlich geschafft hat.
Mitte Mai ging er nicht mehr regelmäßig zur SHG und Therapie. (Ehrlicherweise wissen wir ja auch nicht, ob er dort war, wenn er zuhause losgefahren ist). Ende Mai ein Brief von easycredit. Ach du Scheiße. Das kann doch nicht sein?
Mein Mann suchte das Gespräch mit M.. Nein, natürlich nicht. Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Ich brauche kein Geld. Ich bin erwachsen und schaffe es alleine. Es gibt nichts, was wir besprechen sollten.
2 Wochen später ein Brief eines Finanzdienstleisters. Vor einigen Monaten habe ich eine Reportage gesehen, die Schuldner begleitet hat, die gehofft hatten, sich mit einem Kredit eines Finanzdienstleisters aus einer finanziellen Notlage befreien zu können. Ein Finanzdienstleister zahlt kein Geld aus. Die Schulden waren nach diesem (Dienstleistungs-)Vertragsabschluss noch höher als vorher. Mich hat das wirklich getroffen, weil ich nicht geglaubt habe, dass man "legal" Menschen derart täuschen darf. Ich kann ehrlich sagen: da wäre ich auch drauf reingefallen. Ich suchte die Reportage in der Mediathek und sagte abends meinem Mann und M., dass ich etwas mit ihnen zusammen anschauen wollte.
Das war am Dienstag letzter Woche. M. schaute die Reportage. Am Ende sagte er, das wäre schon interessant gewesen. Das hätte er so auch nicht gedacht. Ihm würde es aber gut gehen. O-Ton: "ich leide im Moment nicht". Ich schlafe- ich esse- es ist alles gut. Am Donnerstagabend fragte er nach einem Gespräch. Er ist überschuldet und kann Kredite bei 4 Gläubigern nicht zurück zahlen. Sein Bausparvertrag (das war das von ihm gemeinte "heilige" Ersparte für seine Zukunft) ist weg.
Ein Kreditgeber setzt ihn ins Inkasso. Er ist mit dem Spielen schon während der stationären Therapie wieder angefangen.
Ich bin im Ausnahmezustand und gestern und heute krankgeschrieben. Ich schaffe es gerade wirklich nicht zur Arbeit zu gehen.
M. ist gestern zur SHG gefahren. Mein Mann hat ihn gebracht. Das war für beide o. k. so. M. sagte nachher, er wäre sonst vllt. an der ein- oder anderen Ampel falsch abgebogen. M. hatte Angst hinzugehen. Er hatte sich ja auch dort in den ersten Wochen nach seinem stationären Aufenthalt für seinen tollen Umgang und Ausstieg aus der Sucht feiern lassen. Morgen gehen wir zu dritt zu einem Gespräch zu seiner ambulanten Therapeutin. Die ahnt ganz sicher auch, dass er rückfällig wurde, weiß es aber ja noch nicht.
Ich habe unglaublich große Angst mein Kind zu verlieren.
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warum hat er nicht während seiner stationären Therapie die Möglichkeit genutzt, zu sagen: Hilfe! Suchtdruck!
warum hat er seinen (passierten) Rückfall dort nicht besprochen?
warum war "Einsamkeit, Scham, Hilflosigkeit, Angst... all die "schlechten" Emotionen während der Suchtphase da schon "nachrangig" zum Suchtdruck?
kennt sich einer von euch mit dem Bezug ADHS und Sucht aus?
Wir wissen, dass finanzielle Hilfe nicht geht. Das sie nicht "hilft". Trotzdem haben wir den Inkasso-Kredit (750,-€) bezahlt. Wir sind so verblieben, dass wir das weitere (finanzielle) Vorgehen zusammen mit der Therapeutin besprechen.
Wie richtig (und wichtig) ist keine finanzielle Hilfe? Wie "keine" ist keine Hilfe? Er hat kein Geld mehr (ich glaube es sind noch 164,-€). Was ist mit der Teilnahme am Schützenfest- am Zeltlager (als Gruppenleiter), was ist mit tanken? Wir wollen ja keinen in seinem Zimmer eingeigelten, isolierten Sohn. Er hat sich dafür entschieden, der Sucht die größere Gewichtung zu geben, als seinem Leben, seinen Freunden....
aber wenn er sagt, er möchte gesund werden?- Sollte dann nicht Teilnahme am Leben auch möglich (gemacht) werden? Macht es es besser- oder schlimmer, wenn er nicht daran teilnehmen kann?
Sieht er dann womöglich keinen Ausweg mehr? Fühlt sich alleine nicht in der Lage es dauerhaft zu ändern? Suizid?
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Guten Morgen, Kraechen :)
Deine Fragen:
aber wenn er sagt, er möchte gesund werden?- Sollte dann nicht Teilnahme am Leben auch möglich (gemacht) werden? Macht es es besser- oder schlimmer, wenn er nicht daran teilnehmen kann?
usw.
Dazu habe ich den Eindruck, Du machst Dir weit mehr Gedanken als Dein Sohn selbst. Und damit machst Du Dich 'klein' (und denkst, nur ein Fehler von Dir und DU hast 'Schuld' an allem). Dabei habt Ihr 'M.' alles Mögliche z.V. gestellt, sicher sogar den Führerschein, evtl. auch das Auto finanziert, ihm alles gegeben, damit er gut durch's Leben kommt.
Nun ist er 20 Jahre alt. Per Gesetz erwachsen und voll geschäftsfähig, wohnt noch bei Euch(?), ist zu alt zum 'Kindsein', zu jung um auszuziehen. Auf jeden Fall gibt es kein Zurück, nur ein Voran, das Älterwerden, die Selbstständigkeit von 'M.'
Wahrscheinlich geht auch DAS in seinem Kopf um. Vielleicht traut er sich bestimmte Dinge nicht zu?
DAS ALLES sollten jedoch M. und die/der Therapeut/in erarbeiten. Vertraue mal darauf, dass die beiden das erarbeiten werden.
Schützenfest etc. und der Verzicht darauf werden kein 'Trauma' bei ihm auslösen. Und wenn er keine Konsequenz, keinen 'Verzicht' erlebt durch das Glücksspiel, warum sollte er es dann einstellen wollen? Du neigst vielleicht dazu, ihm alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen ... aber Du kannst sie für M. nicht auf Deine Schultern laden.
Du kannst allerdings vertrauen, dass er die Sucht überwinden wird. Das wünsche ich DIR genauso wie 'M.'!
Apropos: Hat er denn seinem jüngeren Bruder nun erzählt von der Spielerei? Und wenn ja, mit welchen Worten hat er das gemacht? Hatte der Bruder (keine) Fragen dazu?
Viele Grüße
Rubbel
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Hallo Krachen,
Dir wird sicherlich Oli in ausführlicher Form noch vieles schreiben, deshalb fange ich mal von hinten an.
Dein Sohn muß nicht nur verbal sondern auch wirklich aufhören wollen. Therapie, Psychiater oder Psychotherapeuten können auch nur dann helfen wenn der Süchtige es will.
Und dazu muß er mitwirken wollen auch wenn das sein eigenmächtiges Handeln einschränkt.
Wieso wurde die finanzielle Kontrolle so schnell eingestellt?
Hier mal kurz ein paar Punkte zur Schnellhilfe.
Gamban auf dem Handy und Laptop installieren.
Das Passwort muss natürlich von euch vergeben werden.
Weg mit Online-Banking
Weg mit PayPal und Co.
Oasis Sperre auf 99 Jahre beantragen damit er zumindest in den legalen OC's nicht mehr zocken kann.
Finanzen überwachen für einen begrenzten Zeitraum ( 1 Jahr)
Taschengeld
Bei den von dir geschriebenen Aktivitäten zB fahre mit ihm an die Tanke und bezahle das, gebe ihm aber nicht zB 100 Euro
Zu uns:
Wir sind nicht nur pathologische Spieler wir sind auch excelente Lügner und Jammerer.
Wir können auch in Notfallsituationen wenn kein Geld mehr da ist eine Ecke den Druck beherrschen um beim nächsten Geldempfang wieder exzessiv loszulegen.
Du hattest ja schon indirekt Erfahrung über deine Schwester.
So blöd wie es klingt, aber Inkasso ist gar nicht verkehrt. Wenn Schufa und Co in die Knie gehen dann ist der heimliche Weg zum nächsten Kredit verbaut. Und der nächste Kredit wird kommen.
Ich könnte jetzt noch meine herzensgute Mama verteufeln weil sie meinem Gejammer immer nachgegeben hat so lange es ihr möglich war.
Kredit ausgelöst, den nächsten über ihr Konto abbezahlt, Familienschmuck verkauft etc und ich habe natürlich nach jeder Hilfe aufgehört, mit Nichten! Nein, wenn wir in Fahrt sind lieben wir natürlich unsere Eltern, die Frau und unsere Kinder, ABER die größte Liebe ist das Casino oder die Sportwetten.
Ich finde auch er sollte das von euch vorgestreckte Geld zurückzahlen.
Um noch kurz den Punkt zurückziehen und Einsamkeit anzusprechen wenn er kein Geld hat, dass wird er im Laufe der Karriere sowieso tun.
Alles Gute
Roy
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Danke für eure Antworten. Alter Falter und ach Scheiße! Ich will nicht lesen, dass er im Laufe seiner Karriere.... (und ich weiß das es gut ist darauf vorbereitet zu sein).
@Rubbel. Ja, glaube ich auch. Ich mache mir mehr / andere Gedanken als er. Und ja- in den ersten Wochen habe ich schon Schuld gefühlt und elterliches Fehlverhalten gesucht. Das geht inzwischen. Wir sind nicht reich- aber es geht uns gut. Wünsche können nicht immer gleich - aber nach und nach erfüllt werden (Wünsche im "normalen" Rahmen. So sind auch die Kinder groß geworden. Es war nicht immer das Beste und Teuerste- aber es war auch kein "langer" Verzicht nötig. Dann eben zum Geburtstag... zu Weihnachten....
M. hat schon nach den ersten therapeutischen Stunden gesagt, dass ihm das Spielen "leicht" gemacht wurde. Da musste ich schon lange darüber nachdenken. Leider- das stimmt. Mein Mann und ich sind beide sehr einfach groß geworden, mit vielen Geschwistern. Ich habe M. gerne mal etwas zugesteckt... Nichts wirklich großes, aber mal 20,-€ hier- oder vor einem Urlaub auch mal 50,- für ein schönes Abendessen. Mein Mann war darüber nie begeistert, schließlich verdient M. ja eigenes Geld- und gibt zuhause nichts ab....
Ja, er wohnt noch bei uns. Das führt mich auch gleich zu der Frage: wohin? wenn wir sagen würden: es geht hier so nicht mehr (mit uns)? Was hat er für Möglichkeiten?
Ich möchte so gerne Vertrauen. Auf das was vorher gelegt, gesetzt wurde. Aber vielleicht nicht gefestigt genug ist? Werte? Gewissen? Ich möchte Vertrauen- und habe Angst.
Ja, er hat es seinem Bruder selber erzählt. Der war "überrascht" hätte das auch nicht vermutet, seine Aussage war aber: Klar, dass M. das schafft. Weil er ein toller Bruder/Mensch ist.
@Roy, danke auch für deine Antwort. Eine große Frage (wenn nicht sogar die Frage überhaupt für Eltern) ist ja, wie unterstütze ich/wir das Aufhören wollen? Klar- mit Zwang, durch Geldhahn zudrehen. Wir "berauben" also einen Teil der Möglichkeit zu Spielen. Aaaber: an den Spielwunsch, an das Großartige, an das Befreiende, an den Kick, an das wohlige, an den WUNSCH zu spielen und sich damit zu BELOHNEN kommen wir gar nicht ran....
Als mein Sohn und mein Mann besprochen haben, dass er die Kontrolle über sein Konto abgibt, war abgesprochen, dass er es zurück bekommt, wenn er sagt, er wäre wieder bereit dazu.
Danke für die Punkte zur Schnellhilfe. Ich weiss, dass er das beim ersten Mal umgesetzt hat- aber ich weiss es jetzt nicht. Wir haben auf jeden Fall noch kein Passwort vergeben.
Auf jeden Fall wird er das vorgestreckte Geld zurück zahlen. Das hat er beim letzten Mal auch- da war der Betrag aber auch ca. 1/10 kleiner. Das wird nun schon deutlich länger dauern (und das ist ihm glaube ich auch nicht bewusst).
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Hi Kraechen!
Ich halte mich mal relativ kurz ... :)
Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich werde Dich gleich einmal etwas schocken : Dein Sohn hat ein Recht auf seine Sucht! Damit einher geht auch das Recht auf der eigenen Suchtbewältigung und der Schuldenregulierung!
Trägt Dein Sohn noch Windeln? Wechselst Du sie ihm regelmäßig?
Ich verstehe absolut das Leid, welches Du gerade erfährst, Dir aber auch selbst antust. Auch ich würde Dich nun gerne in Watte packen und von allem Übel der Welt beschützen - und ich kenne Dich noch nicht mal. Ich kann es aber nicht tun, weil Du selbst da durch musst. Du musst einen Weg finden, wie Du die Situation bewältigst. Du beschreitest da schon die richtigen Pfade und so wird auch in Zukunft genau dies eintreten.
Ich möchte Dir gerne von mir erzählen. Mit 18 Jahren habe ich angefangen mit Spielen am Automaten. Alles fing harmlos an und steigerte sich dann mehr und mehr. Ich hatte immer Geld verdient. Damals war ich in der Ausbildung, teilte Zeitungen aus, half meinem selbstständigen Vater. Ich war fleissig und ich konnte doch mit meinem Geld machen, was ich wollte. Mein Vater spielte selbst in geregelten Bahnen und so durfte ich dies doch auch tun ... oder nicht? Für mich war es zur damaligen Zeit ein Zeichen von Freiheit. Wer sollte es mir verbieten?
In meiner Generation fanden sich viele, mit denen ich zusammen spielte. Durfte ich keine Freude erleben?
Da Süchte immer fortschreitend sind, sofern man sie nicht eindämmt, machte ich weiter, steigerte die Einsätze und den Zeitaufwand. Mittlerweile war meine Ausbildung zu ende und ich verdiente schon deutlich mehr. Meine Kosten blieben aber die gleichen, da ich immer noch im Elternhaus meine 9 m² hatte. So fing ich an, meine Ersparnisse, die ich auch selbst angehäuft hatte, aufzubrauchen. Als dies geschehen war, ging mein Konto in die roten Zahlen. Ein einziges Mal habe ich einen Kredit aufgenommen, da ich dabei war, einen Betrug zu begehen. Den wollte ich abwenden. Zuerst hatte ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen, doch den hatte ich verspielt. Dann kam der Kredit ... den ich auch verspielte. War es nun ein Fluch oder ein Segen für mich, dass die Opfer des Betruges nicht gegen mich vorgegangen sind? Ich wollte es nie tun, doch ich habe den Betrug begangen und noch heute schnürt sich mir der Hals zu bei den Erinnerungen.
In meiner Familie wurde nicht über Gefühle gesprochen. Allerdings wusste ich, dass meine Eltern nicht wollten, dass ich so exzessiv spielte. Ich verstieß damit gegen die Normen und Werte meiner Familie. Ich befand mich in einem Konflikt. Das Spielen war zur damaligen Zeit absolut positiv besetzt bei mir. Gleichzeitig schämte ich mich, dass ich den Erwartungen nicht entsprach. Der Automat aber stellte diese Erwartungen nicht an mich. Er war einfach da, wenn ich ihn brauchte.
Einige Male konnte ich mein Haushaltsgeld nicht abgeben, da ich es bereits verspielt hatte. Und so flog ich aus dem Elternhaus. Doch direkt beim ersten Mal machte ich eine erstaunliche Entdeckung: Ich brauchte nur warten und dann meldeten sich meine Eltern: Du darfst zurückkommen ...
Handlungen folgen immer Konsequenzen. Doch welche Konsequenzen hatte ich da zu befürchten? Der Rauswurf? Der war doch selbst 2 Wochen im Winter im Auto schlafend nur halb so wild. Die Gespräche mit meinen Eltern, bei denen ich selbst an meine Versprechungen glaubte und schon wenig später sich ein Aufhören in eine Pause verwandelte.
Das Geld musste ich natürlich nachzahlen. Doch ich war trotz aller Einkünft immer blank. Was änderte dies, wenn ich die Schulden am nächsten Monatsanfang beglich? Nichts ...
Meine Mutter und ich gingen zur Bank, um ein UND-Konto einzurichten. Dabei hinterlegte sie ihre Unterschrift in der Filiale und ich konnte dann nur noch per Scheck mit unserer beider Unterschriften Geld abholen. Noch während wir dort für die Einrichtung saßen, bekam ich zu hören, wie sehr sich meine Mutter für mich schämte. Viele viele Jahre später, iwar längst abstinent, sagte mir mein Vater, dass er Spielsucht als eine Charakterschwäche ansehe. Dieser Satz sagte mehr aus über ihn, als über mich.
Damit kommen wir zu der Hilfe, die Du Deinem Sohn anbieten kannst: Dein offenes Ohr, Deine Mutterschulter ,,, das wars! Vielleicht kann Dein Mann erneut ein Geldmanagement mit M. einrichten. Doch dann muss es eben auch die Regel geben, dass er sich nirgendwo anders Geld beschafft. Verstößt er dagegen, dann bekommt er nicht nur wieder alle Finanzen zurück, sondern fliegt unwiederbringlich auch aus dem Elternhaus raus. Wenn er Eure Hilfe nicht möchte, dann soll er sie auch nicht erhalten!
Gebe Deinem Sohn Raum, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Das heißt auch die negativen sind darin inbegriffen. Ja, Kinder musst du irgendwann loslassen, sonst lernen sie nie zu schwimmen oder Fahrrad zu fahren.
Ich wünsche mir heute, dass mich meine Eltern ein einziges Mal NICHT wieder aufgenommen hätten. Eventuell wäre ich dann doch ein paar Jährchen eher "zur Vernuft" gekommen?
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Du schreibst ...
an den Spielwunsch, an das Großartige, an das Befreiende, an den Kick, an das wohlige, an den WUNSCH zu spielen und sich damit zu BELOHNEN kommen wir gar nicht ran....
Stimmt!! Wozu auch? Das ist nicht Deine/Eure Aufgabe. Jede/r hat seinen eigenen Piloten*.
Es ist auch nur anfangs so oder so ähnlich. Begleitend kommen etliche Verzweiflungsgedanken. Mit der Zeit dominieren die, war jedenfalls bei mir so.
Wohnalternative wäre z.B. ne Wohngemeinschaft (WG). Aber lass' mal Deine Glaskugel weg. Es geht um M., nicht um Deine Sorgen, oder? Naja, schon ... aber M. helfen sie nicht.
VERTRAU IHM und vermittle ihm das auch. Vertrau ihm aber kein Geld an. Vertraue, dass er sein Problem beherrschen lernt.
Er
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Hm, eigentlich wollte ich nur:
"Trägt dein Sohn noch Windeln? Wechselst du sie ihm regelmäßig" einfügen.
Hier wird "eigentlich" über Gefühle gesprochen. Kann schon sein, nicht immer richtig. Im Verlauf von M. Erkrankung ist sein jüngerer Bruder z. B. mal aus der Schule gekommen, und hat gesagt, dass er eine Deutsch-Klausur total verhauen hat, weil er die Fragen gar nicht verstanden hat. "Mama, ich weiß gar nicht, ob ich mein Abitur schaffen kann, wenn ich in der 11.ten noch nicht einmal die Fragen verstehen kann." Unabhängig von (den schon oft gesagten Sätzen wie: dann machst du das Abitur eben nicht- es ist keine Voraussetzung für ein zufriedenes Leben) habe ich gesagt: "T. es ist absolut o.k. auch einmal etwas nicht zu können. Das ist kein Versagen, keine Schuld- das ist einfach das Leben!" -Stille. Und dann: "Das hast du noch nie so gesagt."
Ja- leider. Aber bewusst war mir das nicht. Das hat schon die immer mal wiederkehrende Eltern-Reflektion möglich gemacht.
Warum ich das an dein Zitat anhängen wollte, Olli:
Er ist 20. Und ganz sicher: eher behütet aufgewachsen. Aber er hat schwimmen gelernt, und fährt Rad. Er ist in der 4. Klasse das erste mal 7 Kilometer alleine zum Friseur gefahren. Und ab der dritten Klasse jeden Morgen mit dem Rad zur Schule. Er hat (völlig unabhängig von der Spielsucht) Entscheidungen getroffen, die wir nicht "gut" fanden, ihn aber trotzdem haben treffen lassen. Er hat uns (völlig unabhängig von der Spielsucht) auch schon in Sachen angelogen, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Soll heißen, er ist ja nicht "nur" Spieler, sondern auch "normal" junger Erwachsener mit all den Erfahrungen, und Fragen, die das so mit sich bringt. Und ich wünsche mir so- dass das auch so bleibt. (ohne dass er einnässt). Ich will IMMER da sein, für einen Rat- für meine Meinung- wenn er sie hören möchte. Und ich lerne (ehrlich), dass ich auch Ruhe geben muss, wenn er sagt: Danke! Reicht jetzt.
Es ist gleichzeitig schön (allen anderen erging es auch einmal so), wie traurig (es ist kein Verlauf zu erkennen, der irgendwie deutlich macht, die Krankheit ohne noch größeren Schaden (Karriere) stoppen zu können.
Zu: "Ich wünschte, dass meine Eltern mich ein einziges Mal nicht wieder aufgenommen hätten", frage ich mich, wie die Situation genau war. Hast du gesagt: ja, ich schlafe tatsächlich lieber wieder in meinem Bett- aber fairerweise muss ich auch sagen, ich spiele noch? Und bist wieder eingezogen? Oder warst du tatsächlich in diesen(r) Situation(en) spielfrei (und wolltest das auch bleiben) und bist dann für einen "Neustart" wieder zuhause eingezogen?
Denn- und das nehme ich mal noch eine Weile zum Nachdenken mit: Dann wäre der Rauswurf "unumkehrbar" und die Tür für immer zu. Damit muss ich mich schon anders auseinandersetzten als mit: ich kann dir jetzt nicht weiterhelfen, aber bin für dich da, wenn du von mir wieder mehr brauchst als Geld, Bett und Essen.
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und @Rubbel: deinen Rat nehme ich auch
zum Nachdenken mit. Und als Aufgabe. Leicht ist das nicht. Danke!
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Das aufhören könnt ihr nicht beeinflussen oder unterstützen denn dies muss in seinem Kopf passieren.
Ihr könnt wie oben von mir beschrieben nur Unterstützung geben in dem ihr ihn begleitet.
Und gleichzeitig müsst ihr, so schwer es auch fällt, euch vor ihm schützen damit ihr stabil bleibt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist bitte vergesst seinen Bruder nicht! Der kann nichts dafür und sollte sich nicht allein gelassen fühlen. Das kann schnell in die falsche Richtung laufen.
Ich weiß dass du hier nach Antworten suchst die du auch gerne hören würdest, aber diese Krankheit ist nicht wie eitrige Mandeln die mit Antibiotika in kurzer Zeit behandelt werden kann.
Und macht euch keine Gedanken dass ihr Schuld wärt das er spielt wegen den 20 oder 50 Euro nebenbei. Nein das hat darauf keinen Einfluss denn so läuft es in zig Familien.
Die 'normalen' Kids gehen tanken oder Essen oder in die Disko. Die anderen kaufen sich Ballerspiele und die dritten zocken. Ein Einfluss was er damit machen könnte habt ihr nicht.
Jetzt jedoch, da ihr es wisst könnt ihr richtig reagieren. Und er muss sich selbst den Konsequenzen seines Handelns stellen.
Und ihr müsst aufpassen dass ihr in keine Co Abhängigkeit geratet.
Er ist 20 und selbst wenn seine Schufa so schlecht würde dass er nicht mal mehr einen Toaster für 60 Euro finanziert bekommt ist das nicht das Ende der Welt. Diese Zeit hat mich zumindest zum Nachdenken gebracht.
Jetzt ist noch relativ wenig passiert und so sollte es bleiben. Denn aus 10.000 verzockten Euro werden nicht selten 50.000 oder mehr.
LG Roy
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Hallo auch noch 1 x von mir:
Was Roy jetzt im 1. Absatz schrieb, ist richtig und wichtig!! Auch, den Bruder nicht zu vergessen, weil es da gerade ein Sorgenkind gibt, nämlich den Großen.
Mir ist bewusst, dass die eigenen Kinder immer 'was Besonderes und ganz anders als Andere' sind - Eltern sind so (bin selbst Mutter ;D ).
Euch zu helfen, Deinem Mann und Dir (gegenseitig) finde ich als Idee ganz entspannend.
Geht abends weg, nur als Paar, lasst Eure Partnerschaft wieder aufblühen und nehmt Euch 'egoistisch' frei von i'welchen Sorgen.
Wenn Ihr sprechen wollt darüber, dann sagt Euch ohne Umschweife, welche Emotionen das in Euch auslöst. Wut? Enttäuschung? Schuld? Ist es (einem von) Euch peinlich vor der Nachbarschaft und soll sich deshalb nach außen nichts ändern und M. zum Beispie auf's Schützenfest gehen? ... Dinge die unangenehm sind. Das muss ja auch mal raus.
Im Endeffekt muss wirklich M. aus seiner Misere finden. Das ist das wohl erste Mal, dass das Leben ihm was abverlangt.
Das hat es Euch recht oft, das hat es uns recht oft -- jeder u. jedem. Und wenn er das geschafft hat, bekommt er mehr Selbstvertrauen und Zuversicht in seine Kraft, Unbillen zu meistern.
Bis jetzt hat er alles nur durch Euch. Er will und muss allerdings selbst was auf die Beine stellen! Sonst wäre, wenn Ihr ein-zwei-fix helfen könntet, keine Änderung: Er wäre Euch wieder Dank 'schuldig'. Das will er aber nicht, das will niemand. Er will in sich wachsen. Lasst ihn!
Hat er nicht ne Freundin? Hattest Du das geschrieben?
Ihr seid bei aller Sorge nicht (entschuldige bitte) 'der Nabel seiner Welt'. Bleibt offen vor ihm (vor dem 'für ihn').
Alles Liebe Euch Allen,
Rubbel
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Geht abends weg- trefft euch mit Freunden... Ist so anstrengend, wenn man eigentlich denkt, o.k.. Arbeiten, Haushalt ins Bett und Decke über den Kopf. Ich wollte auch lange keine heile Welt spielen- und auf die Fragen: na? alles gut bei euch? mit Ja! antworten. Das Thema, wie kommunizieren wir über M.'s Spielsucht außerhalb unserer Familie war am Anfang heikel. All unsere wirklich guten Freunde wissen es. Die Familie weiss es. M. hat viele Freunde und Bekannte, die Kinder von Eltern unseres Freundeskreises sind. Wir wohnen in einem Dorf. 9.000 Einwohner. 1 Grundschule. 1 Sportverein. Da lernt man sich als Eltern schon ganz gut kennen. Die ersten ein-, zweimal war ich wirklich "zack" zurück in Schockstarre, wenn ich von jemanden auf M.s Spielsucht angesprochen wurde, dem ich/wir nichts davon erzählt haben. Sagen wir mal so. In der ersten Woche: ABSOLUTES REDEVERBOT nach außen. Ab der zweiten Woche: vorsichtiges Öffnen. Dann sind wir (relativ) offen damit umgegangen- was sich jetzt gerade als problematisch herausstellt. Natürlich fragen viele: wie geht es Marc? Was sollen wir dann sagen? Einfach: frag ihn selbst! - oder: er ist rückfällig ? Gerade noch keine Idee dazu. Seine Freundin weiß noch gar nichts vom Rückfall- und das ist wohl wirklich M's part.
Ja, und M.'s Bruder wird im Juli 17. Da ist gerade Alkohol eher das Thema. Wir sind auf jeden Fall sensibler als bei M..
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Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt mir zu antworten.
Wir müssen sehen, wie und ob wir es so hinkriegen, dass wir damit leben können. Ohne Frage ist die schrecklichste Vorstellung, dass er sich etwas antut- weil wir- aus seiner Sicht -Hilfe verweigern. Und: mir ist durchaus bewusst, da bin ich schon ganz nah an der 72jährigen Mutter aus der Suchtklinik. Furchtbar.
M. hat meinen Mann gefragt, ob er ihn am Montag zur SHG begleiten würde. Darüber freue ich mich. Ich glaube es ist gut, Menschen kennen zu lernen, die ihm helfen können. Morgen gehen wir zu dritt zu seiner ambulanten Therapeutin.
Über Therapie- sowohl ambulant / oder stationär habe ich wenig gelesen in diesem Forum. Wie steht ihr dazu? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Nach Feierabend haben M. und mein Mann zusammen gesessen und sind angefangen einen Finanzplan zu schreiben. Er hat Kredite mit einer Jahresverzinsung von fast 24%. Das kann doch nicht wahr sein. Mein Mann ist ganz stark geblieben und hat nicht gesagt, dass wir die Kredite übernehmen und er bei uns abzahlt. Dabei heraus gekommen ist: M. will sich nun bemühen "irgendwo" einen 7.500€ Kredit zu beschaffen....
Die beiden sind auch durchgegangen, was M. voraussichtlich im Juli für Ausgaben hat. Das Schützenfest liegt hinter seinem Gehaltseingang. Tatsächlich meint er (und er hatte ja gesagt, den festen Anteil schon bezahlt zu haben), dass er nicht glaubt, dass dafür 300,-€ ausreichen. Ich fasse es gar nicht. Er hat ja definitiv nicht nur die Relation zu digitalem Geld verloren. Und wenn er so rechnet können wir ihm auf lange Sicht auch nicht helfen- das übersteigt mein Einkommen schon lange.
Es macht mutlos und traurig- und hilflos. Scheiße.
Ich hoffe, ich habe @Olli nicht verletzt mit meiner Nachfrage. Das täte mir ehrlich leid.
Danke für euer aller offenen Ohren und Antworten!
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Lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen von ihm. Ein schnödes Schützenfest ist kein Sommercamp! ... und 300,- gibt da so schnell niemand aus. Ich hab aber auch mit SF nix zu tun und ne große Abneigung dagegen.
Überlegt Euch die Abzahlung seiner Schulden noch mal und macht ihm das nicht so einfach.
Deine Therapiefragen:
Was mir eine gute 'Hilfe' war, sind Selbsthilfegruppe und Psychoanalyse ... und das vertrete ich auch als eine wertvolle Kombi.
Analyse, weil sie sehr viel tiefer geht als Verhaltenstherapie, dauert auch viel länger, mindestens 4 Jahre bei 2x/Wo.
Stationär war er ja schon ...
Das war's eigentlich - gerade fällt mir sonst nix ein.
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Ich denke nicht, daß du Olli verletzt hast. Das Ganze ist bei ihm schon länger her, und er berichtet hier öfters darüber. Daher behaupte ich mal, daß das völlig in Ordnung ist. Er hat deinen Beitrag wahrscheinlich nur noch nicht gelesen.
Ja, 'wir' verlieren die Relation zu Geld. Ich habe mich geweigert, 30€ für neue Schuhe auszugeben (die ich dringend brauchte) - das ist doch viel zu teuer, und habe im Supermarkt nur das Nötigste gekauft - im Angebot... konnte am selben Abend im Gegenzug aber Hunderte Euros irgendwo 'versenken'.
Das ist auch heute noch manchmal schwierig. Also der Bezug zu Geld. Ich möchte so wenig wie möglich damit zu tun haben. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Eine Therapie habe ich selber nie gemacht, aber ich denke so im Nachhinein, daß es das Ganze wahrscheinlich einfacher gemacht hätte, weil man mehr 'Feedback' hat, als nur das in seinem eigenen Kopf.
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Hi Kraechen!
Nein, Du hast mich nicht verletzt. Ich bin gerade nur ziemlich im Stress. Arbeite Tag und Nacht, um eine Datenmigration vorzunehmen. Ich werde frühestens morgen erst auf Deinen Beitrag eingehen, denn jetzt bin ich einfach zu groggy ...