Glücksspielsucht => Angehörige => Thema gestartet von: Kraechen am 01 Juli 2025, 09:16:52

Titel: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 09:16:52
Hallo! Nachdem ich nun schon einige Tage hier gelesen habe- ein erster Beitrag.
Unser erwachsener Sohn (20) ist glücksspielsüchtig. Er hat es uns am 18.08.2024 meinem Mann erzählt, weil der ganz konkret gefragt hat, was denn los sei. Ich bin sehr dankbar, dass die beiden zusammen gesprochen haben. 2 Stunden lang- vielleicht sogar noch länger. Es gibt ja manchmal Intuition (Bauchgefühl), das sagt: "besser nicht stören". Ich denke, ich hätte den Kopf, der sich gerade aus dem Schneckenhaus herausgetraut hat ganz schnell den Rückzug antreten lassen, will sagen: toll, für M., dass mein Mann es geschafft hat, ihn reden zu lassen. Irgendwann kam er zu mir ins Bett und sagte: "M.
 hat mir gerade gesagt, dass er spielsüchtig ist. Ich bin total schockiert. Ich kann jetzt auch nicht mehr darüber reden, es muss erst einmal ein bisschen sacken. Ich bin sehr sehr müde." 
Ich war fassungslos. Das war eine Nachricht- die überhaupt nicht einzuordnen war. Gar nicht. Meine Schwester war 20 Jahre mit einem Spieler verheiratet. Sie haben vier Kinder zusammen. Ich bin "eng" mit meiner Schwester und ich habe so so oft mitbekommen, dass die Bank sie angerufen (oder geschrieben) hat: "ihr Konto ist nicht gedeckt". Nie Urlaub. Immer verzichten. Immer aushalten. Übertreibe ich? Nein, sicher nicht. Das waren die ersten Gedanken und Bilder. Kann doch nicht sein, dass mein Sohn so ist, wie mein Schwager!?! Ich stand auf. Googelte Glücksspielsucht. Lese von schweren Verläufen, abgebrochenen Therapien, Rückfällen und von Suizidgefahr. Weil man sie nicht sieht;  die Sucht. Ach! Ich bin seine Mutter. Ich sehe sie nicht nur nicht- ich hatte auch keine Ohren dafür. Kein Gefühl- keine Intuition- einfach absolut gar keine Ahnung. Mir wurde schlecht. Ich musste mich übergeben- und schlief in dieser Nacht überhaupt nicht.
Am nächsten Morgen sind wir alle tatsächlich zur Arbeit gefahren. Wie im Nebel. Ich hatte eine Fortbildung (und muss noch heute immer passen, wenn ich von Kollegen etwas zu dem Thema gefragt werde). Nach Feierabend rief ich bei einer Beratungsstelle für Angehörige an. Wir bekamen einen Termin in der nächsten Woche. Abends redeten wir zusammen mit unserem Sohn. Ich weinte die ganze Zeit. Ich bin sowieso die Familien-Heuli, die immer nah am Wasser gebaut ist- und bei der immer Tränen fließen, wenn mir etwas nah geht- bzw. wichtig ist.
Am nächsten Abend sprachen wir. Wir weinten zusammen, versuchten zu fragen- (und zu verstehen), wir drückten uns. - M. hatte sich einen Weg überlegt, für den er um unsere Hilfe bat. Mein Mann sollte seine Finanzen übernehmen. Er wollte noch in der gleichen Woche zum Hausarzt, um nach einer Überweisung für eine ambulante Therapie zu fragen. Sein Wunsch schon in der ersten Woche: "ich will stationär". In der ersten Woche sind für mich alle Steine unseres Familiengefüges zusammengefallen. Ich stellte mir dauernd die Frage, wie das passieren konnte. M. ist jung- gesund- sozial gut integriert, hat eine Freundin, ein Abitur, macht eine Ausbildung, hat keine suchtkranken Eltern (außer einer Mutter die ab und zu heimlich raucht). Er muss doch auch klug genug sein, zu wissen, dass Glücksspiel nicht glücklich macht.... Wo ist unser so gut geglaubtes Verhältnis? Wo sind Vertrauen und Achtung und Liebe? Wie konnte er sich und uns so verraten- und wie konnten wir das nicht bemerkt haben?
M. hat einen fast 4 Jahre jüngeren Bruder. Der war in dieser Woche quasi "ausgeschlossen" und lebte alleine. Hörte, sah und fühlte, dass gerade etwas außergewöhnliches passiert. Mit M. sprachen wir jeden Tag, weil auch immer neue Fragen auftraten. Ich muss schon sagen: vorwiegend zur Sucht- und zum "warum", und "wie" und "wann" und "wie lange", "wie viel".....
Nach einigen Tagen sagten wir M., dass es seine Entscheidung sei, wen er ins Vertrauen ziehen wolle. Nur seinem Bruder sollte er es selbst sagen- sonst würden wir das tun. Wir mussten erst einmal wieder zusammen kommen.
M. sagte, er sei erleichtert, dass die Heimlichkeit nun beendet war.
In der Folgewoche fing er mit einer ambulanten Therapie an, und wir gingen zur Angehörigenberatung. Das ging so von Ende August, bis Anfang Januar. Er sagt noch heute, dass er in dieser Zeit spielfrei war. Leider kann ich nicht aus voller Überzeugung sagen, dass ich das heute noch glaube. "Große" Spiele, bzw. Summen werden nicht möglich gewesen sein- das hätte mein Mann ja gesehen, er konnte selbst paypal checken. Ich denke, es war Anfang Januar, als M. ein neues Konto eröffnet hat. Mit 50,-€ Guthaben, bei einer "jungen" Bank, weil das auch viele andere Azubis seines Jahrgangs gemacht haben. Für dieses Konto erhielt mein Mann keine Vollmacht....
Am 14.01. ging M. in die stationäre Therapie. Ich weiss, dass er davor Angst hatte. Am Vorabend und am Morgen des 14. war er im Herzen wieder Kind- im Kopf versuchte er erwachsen zu sein, ließ sich von seiner Freundin zur Klinik bringen- und war fort. Es ging uns so schlecht.... Wir waren stolz- und froh-, aber auch so hilflos. Ich glaube, mir wäre "loslassen" in eine andere Stadt, in eine eigene Wohnung ohnehin schwergefallen- aber diese Situation hatte ja noch einmal eine ganz andere Gewichtung. Und natürlich haben wir gedacht: naja, er hat ja relativ früh die Reissleine gezogen, hat "nur" eine relativ kurze Zeit ohne Kontrolle gespielt (nach seiner eigenen Einschätzung von ca. März bis August), er geht zur ambulanten Therapie und ist nun stationär. Wir glaubten an eine gute Perspektive.
Nach drei Tagen meldete M. sich. Er hatte sein Handy für eine Stunde am Tag. Es würde ihm gut gehen. Wir sollten uns bloß keine Sorgen machen. - Also gut. Er/wir sind auf dem Weg. Hoffnung.
Die Klinik ist nur knapp 30 km von hier entfernt. Nach 2 Wochen sagte er, er dürfe sein Auto da haben. Ob wir es bringen könnten? Vielleicht mit ein paar Gesellschaftsspielen / Büchern / ein bisschen Süßkram und Eistee? Na klar! Wir waren so froh, etwas "tun" zu können und ihn für diesen Schritt zu belohnen.
Manchmal kommen ja Dinge komisch zusammen. M. (war) immer ein aufgeschlossener Mensch, der schnell mit anderen ins Gespräch kommt, der sich gut unterhalten kann und der (Achtung! liebende Mutter-Brille): andere schnell von sich überzeugen kann. Er spielt Fußball seit er 4 ist, wurde mit 14 Schiedsrichter und trainierte eine Jugendmannschaft im örtlichen Sportverein. "Unsere" Tageszeitung plante ein Interview zum Thema "Sucht" und fragte in der Klinik an, in der M. sich befand.
Er wurde als möglicher Interviewpartner vorgeschlagen und wollte das auch gerne machen. Er erzählte uns davon. Na gut. Wenn er es möchte.... Das Interview erschien zuerst in der Online-Ausgabe. Tja- und da war sie wieder "meine Übelkeit". Da stand (nach meinem Empfinden) nicht die Wahrheit. z. B. sagte er der Journalistin, dass sein Erspartes ihm die ganze Zeit "heilig" gewesen ist. Es sei für ihn immer klar gewesen, dass er das nicht anrühren wollte. Das sei für seine Zukunft gedacht....
In meinem Kopf war "sein" Erspartes die Summe Geld, die wir ihm zum 18. Geburtstag überlassen haben. Sein jüngerer Bruder hat vom Paten bei der Geburt ein Sparbuch angelegt bekommen, dass bis zum 18. Geburtstag bespart wird. Wir wollten die Brüder gerne gleich gestellt haben und haben ca. 14 Jahre ein "Paten-ersatz-sparen" Konto für ihn angelegt. Das war ja keine Riesensumme (knapp 4.000,-€), aber ich war so stolz und glücklich ihm das für einen guten Start ins Erwachsenenleben mitgeben zu können. Das Geld war natürlich weg. Warum sagte er das nicht? In dem Artikel wurde auch beschrieben, dass er die Verfügung über sein Geld an seinen Vater übergeben hat. Auf die Frage, wie lange er das so geplant habe, antwortete er: "Auf jeden Fall für die Zeit in der Klinik". Als die Printausgabe erschien- war das so schon nicht mehr wahr. Er hatte meinen Mann um Rück-Übertragung gebeten- und ja bitte: auch erhalten. Ich war schon enttäuscht. Warum log er im Interview? In diesem Gespräch ist ja quasi erwartet worden über die Gefahren einer Suchterkrankung aufzuklären- und heraus gekommen ist ein "glatter" Artikel, der von einem jungen Menschen berichtet sein Leben trotz Sucht gut im Griff zu haben. Für dieses "gut im Griff" und "toll" damit umgegangen zu sein, ist er natürlich von allen Seiten gelobt worden. Schlimme Sache, so eine Sucht. Aber mit diesem Ansatz: gut in den Griff gekriegt.
Nach 3 Wochen durften wir ihn in der Klinik besuchen. Es wird den Angehörigen empfohlen, beim ersten Besuch an einem offenen Therapiegespräch teilzunehmen. In unserer Runde trafen 5 Patienten (unterschiedlicher Suchtmittel) mit ihren Angehörigen aufeinander. Unter anderem ein Ehepaar, 72 und 74 Jahre alt, die ihren Sohn besuchten, der Alkoholiker ist. Es war sein 3. oder 4 Aufenthalt in einer Suchtklinik, er hatte im Vorjahr mehrere Wochen im Krankenhaus verbracht wg. Leberzirrose (schreibt man das so?) und lt. Aussage seiner Mutter in den letzten Jahren eine schwere Depression entwickelt. Ihr Sohn würde seit 1,5 Jahren alleine wohnen- aber im selben Ort wie sie. Sie hätten ein morgendliches Ritual, dass er sich jeden Morgen nach dem wach werden bei ihnen meldet. Die Mutter sagte, was für ein furchtbares Gefühl es wäre, wenn er das manchmal nicht täte. Sie würde dann immer glauben, er wäre entweder an seiner Krankheit gestorben- oder hätte sich das Leben genommen. Das war für mich ein Schlüsselmoment. Ich hatte so unglaubliches Mitleid mit diesen Eltern. So viele Jahre. So große Sorgen und Ängste. Unfassbar, dass man das aushält. Ich weiß, ich könnte das nicht. Und ich bin (inzwischen) richtig stolz das sagen zu können: ich will das auch nicht. Das ist nicht mein Lebensentwurf. Mein Leben ist seit August letzten Jahres wirklich durchgerüttelt worden. Ich bin so oft in Traurigkeit und Angst gefangen, dass ich manchmal unter einer Glocke sitze. Und funktioniere. Und für das Leben gar keine Kraft mehr das ist. Es ist ganz ganz schwierig wieder bei sich selbst anzukommen. An alle Eltern: bitte glaubt an euch. Haltet an euren Träumen, Zielen und Plänen fest. Lasst nicht zu, dass die Entscheidungen eures Kindes, die ihre eigene Zukunft so krass verändern, eure gleich mitnehmen. Ich habe seit Mai psychotherapeutische Hilfe. Und ich habe eine tollen Mann.
Am 24.03. wurde M. aus der Klinik entlassen. Wir mussten uns wieder etwas einruckeln, aber es war o.k.. Mein Mann und ich gingen nicht mehr zur Angehörigenberatung. M. ging nach seinem stationären Aufenthalt montags zur einer SHG (nur Spieler) in die nächstgrößere Stadt und dienstags entweder auch in eine SHG (verschiedene Süchte) oder zu einem Einzel zu seiner ambulanten Therapeutin.
Wir wollten schon gerne glauben, dass er es tatsächlich geschafft hat.
Mitte Mai ging er nicht mehr regelmäßig zur SHG und Therapie. (Ehrlicherweise wissen wir ja auch nicht, ob er dort war, wenn er zuhause losgefahren ist). Ende Mai ein Brief von easycredit. Ach du Scheiße. Das kann doch nicht sein?
Mein Mann suchte das Gespräch mit M.. Nein, natürlich nicht. Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Ich brauche kein Geld. Ich bin erwachsen und schaffe es alleine. Es gibt nichts, was wir besprechen sollten.
2 Wochen später ein Brief eines Finanzdienstleisters. Vor einigen Monaten habe ich eine Reportage gesehen, die Schuldner begleitet hat, die gehofft hatten, sich mit einem Kredit eines Finanzdienstleisters aus einer finanziellen Notlage befreien zu können. Ein Finanzdienstleister zahlt kein Geld aus. Die Schulden waren nach diesem (Dienstleistungs-)Vertragsabschluss noch höher als vorher. Mich hat das wirklich getroffen, weil ich nicht geglaubt habe, dass man "legal" Menschen derart täuschen darf. Ich kann ehrlich sagen: da wäre ich auch drauf reingefallen. Ich suchte die Reportage in der Mediathek und sagte abends meinem Mann und M., dass ich etwas mit ihnen zusammen anschauen wollte.
Das war am Dienstag letzter Woche. M. schaute die Reportage. Am Ende sagte er, das wäre schon interessant gewesen. Das hätte er so auch nicht gedacht. Ihm würde es aber gut gehen. O-Ton: "ich leide im Moment nicht". Ich schlafe- ich esse- es ist alles gut. Am Donnerstagabend fragte er nach einem Gespräch. Er ist überschuldet und kann Kredite bei 4 Gläubigern nicht zurück zahlen. Sein Bausparvertrag (das war das von ihm gemeinte "heilige" Ersparte für seine Zukunft) ist weg.
Ein Kreditgeber setzt ihn ins Inkasso. Er ist mit dem Spielen schon während der stationären Therapie wieder angefangen.
Ich bin im Ausnahmezustand und gestern und heute krankgeschrieben. Ich schaffe es gerade wirklich nicht zur Arbeit zu gehen.
M. ist gestern zur SHG gefahren. Mein Mann hat ihn gebracht. Das war für beide o. k. so. M. sagte nachher, er wäre sonst vllt. an der ein- oder anderen Ampel falsch abgebogen. M. hatte Angst hinzugehen. Er hatte sich ja auch dort in den ersten Wochen nach seinem stationären Aufenthalt für seinen tollen Umgang und Ausstieg aus der Sucht feiern lassen. Morgen gehen wir zu dritt zu einem Gespräch zu seiner ambulanten Therapeutin. Die ahnt ganz sicher auch, dass er rückfällig wurde, weiß es aber ja noch nicht.
Ich habe unglaublich große Angst mein Kind zu verlieren.
Titel: Re: solche Sorgen.... und viele Fragen
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 10:06:10
warum hat er nicht während seiner stationären Therapie die Möglichkeit genutzt, zu sagen: Hilfe! Suchtdruck!
warum hat er seinen (passierten) Rückfall dort nicht besprochen?
warum war "Einsamkeit, Scham, Hilflosigkeit, Angst... all die "schlechten" Emotionen während der Suchtphase da schon "nachrangig" zum Suchtdruck?
kennt sich einer von euch mit dem Bezug ADHS und Sucht aus?
Wir wissen, dass finanzielle Hilfe nicht geht. Das sie nicht "hilft". Trotzdem haben wir den Inkasso-Kredit (750,-€) bezahlt. Wir sind so verblieben, dass wir das weitere (finanzielle) Vorgehen zusammen mit der Therapeutin besprechen.
Wie richtig (und wichtig) ist keine finanzielle Hilfe? Wie "keine" ist keine Hilfe? Er hat kein Geld mehr (ich glaube es sind noch 164,-€). Was ist mit der Teilnahme am Schützenfest- am Zeltlager (als Gruppenleiter), was ist mit tanken? Wir wollen ja keinen in seinem Zimmer eingeigelten, isolierten Sohn. Er hat sich dafür entschieden, der Sucht die größere Gewichtung zu geben, als seinem Leben, seinen Freunden....
aber wenn er sagt, er möchte gesund werden?- Sollte dann nicht Teilnahme am Leben auch möglich (gemacht) werden? Macht es es besser- oder schlimmer, wenn er nicht daran teilnehmen kann?
Sieht er dann womöglich keinen Ausweg mehr? Fühlt sich alleine nicht in der Lage es dauerhaft zu ändern? Suizid?
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 01 Juli 2025, 10:44:20
Guten Morgen, Kraechen :)
Deine Fragen:

Zitat
aber wenn er sagt, er möchte gesund werden?- Sollte dann nicht Teilnahme am Leben auch möglich (gemacht) werden? Macht es es besser- oder schlimmer, wenn er nicht daran teilnehmen kann?
usw.

Dazu habe ich den Eindruck, Du machst Dir weit mehr Gedanken als Dein Sohn selbst. Und damit machst Du Dich 'klein' (und denkst, nur ein Fehler von Dir und DU hast 'Schuld' an allem). Dabei habt Ihr 'M.' alles Mögliche z.V. gestellt, sicher sogar den Führerschein, evtl. auch das Auto finanziert, ihm alles gegeben, damit er gut durch's Leben kommt.
Nun ist er 20 Jahre alt. Per Gesetz erwachsen und voll geschäftsfähig, wohnt noch bei Euch(?), ist zu alt zum 'Kindsein', zu jung um auszuziehen. Auf jeden Fall gibt es kein Zurück, nur ein Voran, das Älterwerden, die Selbstständigkeit von 'M.'
Wahrscheinlich geht auch DAS in seinem Kopf um. Vielleicht traut er sich bestimmte Dinge nicht zu?
DAS ALLES sollten jedoch M. und die/der Therapeut/in erarbeiten. Vertraue mal darauf, dass die beiden das erarbeiten werden.

Schützenfest etc. und der Verzicht darauf werden kein 'Trauma' bei ihm auslösen. Und wenn er keine Konsequenz,  keinen 'Verzicht' erlebt durch das Glücksspiel, warum sollte er es dann einstellen wollen? Du neigst vielleicht dazu, ihm alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen ... aber Du kannst sie für M. nicht auf Deine Schultern laden.
Du kannst allerdings vertrauen, dass er die Sucht überwinden wird. Das wünsche ich DIR genauso wie 'M.'!

Apropos: Hat er denn seinem jüngeren Bruder nun erzählt von der Spielerei? Und wenn ja, mit welchen Worten hat er das gemacht? Hatte der Bruder (keine) Fragen dazu?

Viele Grüße
Rubbel

Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Roy1234 am 01 Juli 2025, 10:46:02
Hallo Krachen,
Dir wird sicherlich Oli in ausführlicher Form noch vieles schreiben, deshalb fange ich mal von hinten an.
Dein Sohn muß nicht nur verbal sondern auch wirklich aufhören wollen. Therapie, Psychiater oder Psychotherapeuten können auch nur dann helfen wenn der Süchtige es will.
Und dazu muß er mitwirken wollen auch wenn das sein eigenmächtiges Handeln einschränkt.
Wieso wurde die finanzielle Kontrolle so schnell eingestellt?

Hier mal kurz ein paar Punkte zur Schnellhilfe.
Gamban auf dem Handy und Laptop installieren.
Das Passwort muss natürlich von euch vergeben werden.
Weg mit Online-Banking
Weg mit PayPal und Co.
Oasis Sperre auf 99 Jahre beantragen damit er zumindest in den legalen OC's nicht mehr zocken kann.
Finanzen überwachen für einen begrenzten Zeitraum ( 1 Jahr)
Taschengeld

Bei den von dir geschriebenen Aktivitäten zB fahre mit ihm an die Tanke und bezahle das, gebe ihm aber nicht zB 100 Euro

Zu uns:
Wir sind nicht nur pathologische Spieler wir sind auch excelente Lügner und Jammerer.
Wir können auch in Notfallsituationen wenn kein Geld mehr da ist eine Ecke den Druck beherrschen um beim nächsten Geldempfang wieder exzessiv loszulegen.
Du hattest ja schon indirekt Erfahrung über deine Schwester.

So blöd wie es klingt, aber Inkasso ist gar nicht verkehrt. Wenn Schufa und Co in die Knie gehen dann ist der heimliche Weg zum nächsten Kredit verbaut. Und der nächste Kredit wird kommen.

Ich könnte jetzt noch meine herzensgute Mama verteufeln weil sie meinem Gejammer immer nachgegeben hat so lange es ihr möglich war.
Kredit ausgelöst, den nächsten über ihr Konto abbezahlt, Familienschmuck verkauft etc und ich habe natürlich nach jeder Hilfe aufgehört, mit Nichten! Nein, wenn wir in Fahrt sind lieben wir natürlich unsere Eltern, die Frau und unsere Kinder, ABER die größte Liebe ist das Casino oder die Sportwetten.

Ich finde auch er sollte das von euch vorgestreckte Geld zurückzahlen.
Um noch kurz den Punkt zurückziehen und Einsamkeit anzusprechen wenn er kein Geld hat, dass wird er im Laufe der Karriere sowieso tun.

Alles Gute
Roy

Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 11:24:19
Danke für eure Antworten. Alter Falter und ach Scheiße! Ich will nicht lesen, dass er im Laufe seiner Karriere.... (und ich weiß das es gut ist darauf vorbereitet zu sein).
@Rubbel. Ja, glaube ich auch. Ich mache mir mehr / andere Gedanken als er. Und ja- in den ersten Wochen habe ich schon Schuld gefühlt und elterliches Fehlverhalten gesucht. Das geht inzwischen. Wir sind nicht reich- aber es geht uns gut. Wünsche können nicht immer gleich - aber nach und nach erfüllt werden (Wünsche im "normalen" Rahmen. So sind auch die Kinder groß geworden. Es war nicht immer das Beste und Teuerste- aber es war auch kein "langer" Verzicht nötig. Dann eben zum Geburtstag... zu Weihnachten....
M. hat schon nach den ersten therapeutischen Stunden gesagt, dass ihm das Spielen "leicht" gemacht wurde. Da musste ich schon lange darüber nachdenken. Leider- das stimmt. Mein Mann und ich sind beide sehr einfach groß geworden, mit vielen Geschwistern. Ich habe M. gerne mal etwas zugesteckt... Nichts wirklich großes, aber mal 20,-€ hier- oder vor einem Urlaub auch mal 50,- für ein schönes Abendessen. Mein Mann war darüber nie begeistert, schließlich verdient M. ja eigenes Geld- und gibt zuhause nichts ab....
Ja, er wohnt noch bei uns. Das führt mich auch gleich zu der Frage: wohin? wenn wir sagen würden: es geht hier so nicht mehr (mit uns)? Was hat er für Möglichkeiten?
Ich möchte so gerne Vertrauen. Auf das was vorher gelegt, gesetzt wurde. Aber vielleicht nicht gefestigt genug ist? Werte? Gewissen? Ich möchte Vertrauen- und habe Angst.
Ja, er hat es seinem Bruder selber erzählt. Der war "überrascht" hätte das auch nicht vermutet, seine Aussage war aber: Klar, dass M. das schafft. Weil er ein toller Bruder/Mensch ist.

@Roy, danke auch für deine Antwort. Eine große Frage (wenn nicht sogar die Frage überhaupt für Eltern) ist ja, wie unterstütze ich/wir das Aufhören wollen? Klar- mit Zwang, durch Geldhahn zudrehen. Wir "berauben" also einen Teil der Möglichkeit zu Spielen. Aaaber: an den Spielwunsch, an das Großartige, an das Befreiende, an den Kick, an das wohlige, an den WUNSCH zu spielen und sich damit zu BELOHNEN kommen wir gar nicht ran....
Als mein Sohn und mein Mann besprochen haben, dass er die Kontrolle über sein Konto abgibt, war abgesprochen, dass er es zurück bekommt, wenn er sagt, er wäre wieder bereit dazu.
Danke für die Punkte zur Schnellhilfe. Ich weiss, dass er das beim ersten Mal umgesetzt hat- aber ich weiss es jetzt nicht. Wir haben auf jeden Fall noch kein Passwort vergeben.
Auf jeden Fall wird er das vorgestreckte Geld zurück zahlen. Das hat er beim letzten Mal auch- da war der Betrag aber auch ca. 1/10 kleiner. Das wird nun schon deutlich länger dauern (und das ist ihm glaube ich auch nicht bewusst).
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 01 Juli 2025, 11:33:32
Hi Kraechen!

Ich halte mich mal relativ kurz ... :)

Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich werde Dich gleich einmal etwas schocken : Dein Sohn hat ein Recht auf seine Sucht! Damit einher geht auch das Recht auf der eigenen Suchtbewältigung und der Schuldenregulierung!

Trägt Dein Sohn noch Windeln? Wechselst Du sie ihm regelmäßig?

Ich verstehe absolut das Leid, welches Du gerade erfährst, Dir aber auch selbst antust. Auch ich würde Dich nun gerne in Watte packen und von allem Übel der Welt beschützen - und ich kenne Dich noch nicht mal. Ich kann es aber nicht tun, weil Du selbst da durch musst. Du musst einen Weg finden, wie Du die Situation bewältigst. Du beschreitest da schon die richtigen Pfade und so wird auch in Zukunft genau dies eintreten.

Ich möchte Dir gerne von mir erzählen. Mit 18 Jahren habe ich angefangen mit Spielen am Automaten. Alles fing harmlos an und steigerte sich dann mehr und mehr. Ich hatte immer Geld verdient. Damals war ich in der Ausbildung, teilte Zeitungen aus, half meinem selbstständigen Vater. Ich war fleissig und ich konnte doch mit meinem Geld machen, was ich wollte. Mein Vater spielte selbst in geregelten Bahnen und so durfte ich dies doch auch tun ... oder nicht? Für mich war es zur damaligen Zeit ein Zeichen von Freiheit. Wer sollte es mir verbieten?
In meiner Generation fanden sich viele, mit denen ich zusammen spielte. Durfte ich keine Freude erleben?
Da Süchte immer fortschreitend sind, sofern man sie nicht eindämmt, machte ich weiter, steigerte die Einsätze und den Zeitaufwand. Mittlerweile war meine Ausbildung zu ende und ich verdiente schon deutlich mehr. Meine Kosten blieben aber die gleichen, da ich immer noch im Elternhaus meine 9 m² hatte. So fing ich an, meine Ersparnisse, die ich auch selbst angehäuft hatte, aufzubrauchen. Als dies geschehen war, ging mein Konto in die roten Zahlen. Ein einziges Mal habe ich einen Kredit aufgenommen, da ich dabei war, einen Betrug zu begehen. Den wollte ich abwenden. Zuerst hatte ich mir meinen Bausparvertrag auszahlen lassen, doch den hatte ich verspielt. Dann kam der Kredit ... den ich auch verspielte. War es nun ein Fluch oder ein Segen für mich, dass die Opfer des Betruges nicht gegen mich vorgegangen sind? Ich wollte es nie tun, doch ich habe den Betrug begangen und noch heute schnürt sich mir der Hals zu bei den Erinnerungen.
In meiner Familie wurde nicht über Gefühle gesprochen. Allerdings wusste ich, dass meine Eltern nicht wollten, dass ich so exzessiv spielte. Ich verstieß damit gegen die Normen und Werte meiner Familie. Ich befand mich in einem Konflikt. Das Spielen war zur damaligen Zeit absolut positiv besetzt bei mir. Gleichzeitig schämte ich mich, dass ich den Erwartungen nicht entsprach. Der Automat aber stellte diese Erwartungen nicht an mich. Er war einfach da, wenn ich ihn brauchte.
Einige Male konnte ich mein Haushaltsgeld nicht abgeben, da ich es bereits verspielt hatte. Und so flog ich aus dem Elternhaus. Doch direkt beim ersten Mal machte ich eine erstaunliche Entdeckung: Ich brauchte nur warten und dann meldeten sich meine Eltern: Du darfst zurückkommen ...
Handlungen folgen immer Konsequenzen. Doch welche Konsequenzen hatte ich da zu befürchten? Der Rauswurf? Der war doch selbst 2 Wochen im Winter im Auto schlafend nur halb so wild. Die Gespräche mit meinen Eltern, bei denen ich selbst an meine Versprechungen glaubte und schon wenig später sich ein Aufhören in eine Pause verwandelte.
Das Geld musste ich natürlich nachzahlen. Doch ich war trotz aller Einkünft immer blank. Was änderte dies, wenn ich die Schulden am nächsten Monatsanfang beglich? Nichts ...
Meine Mutter und ich gingen zur Bank, um ein UND-Konto einzurichten. Dabei hinterlegte sie ihre Unterschrift in der Filiale und ich konnte dann nur noch per Scheck mit unserer beider Unterschriften Geld abholen. Noch während wir dort für die Einrichtung saßen, bekam ich zu hören, wie sehr sich meine Mutter für mich schämte. Viele viele Jahre später, iwar längst abstinent, sagte mir mein Vater, dass er Spielsucht als eine Charakterschwäche ansehe. Dieser Satz sagte mehr aus über ihn, als über mich.

Damit kommen wir zu der Hilfe, die Du Deinem Sohn anbieten kannst: Dein offenes Ohr, Deine Mutterschulter ,,, das wars! Vielleicht kann Dein Mann erneut ein Geldmanagement mit M. einrichten. Doch dann muss es eben auch die Regel geben, dass er sich nirgendwo anders Geld beschafft. Verstößt er dagegen, dann bekommt er nicht nur wieder alle Finanzen zurück, sondern fliegt unwiederbringlich auch aus dem Elternhaus raus. Wenn er Eure Hilfe nicht möchte, dann soll er sie auch nicht erhalten!

Gebe Deinem Sohn Raum, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Das heißt auch die negativen sind darin inbegriffen. Ja, Kinder musst du irgendwann loslassen, sonst lernen sie nie zu schwimmen oder Fahrrad zu fahren.

Ich wünsche mir heute, dass mich meine Eltern ein einziges Mal NICHT wieder aufgenommen hätten. Eventuell wäre ich dann doch ein paar Jährchen eher "zur Vernuft" gekommen?
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 01 Juli 2025, 11:52:46
Du schreibst ...
Zitat
an den Spielwunsch, an das Großartige, an das Befreiende, an den Kick, an das wohlige, an den WUNSCH zu spielen und sich damit zu BELOHNEN kommen wir gar nicht ran....

Stimmt!! Wozu auch? Das ist nicht Deine/Eure Aufgabe. Jede/r hat seinen eigenen Piloten*.
Es ist auch nur anfangs so oder so ähnlich. Begleitend kommen etliche Verzweiflungsgedanken. Mit der Zeit dominieren die, war jedenfalls bei mir so.

Wohnalternative wäre z.B. ne Wohngemeinschaft (WG). Aber lass' mal Deine Glaskugel weg. Es geht um M., nicht um Deine Sorgen, oder? Naja, schon ... aber M. helfen sie nicht.
VERTRAU IHM und vermittle ihm das auch. Vertrau ihm aber kein Geld an. Vertraue, dass er sein Problem beherrschen  lernt.
Er
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 12:40:40
Hm, eigentlich wollte ich nur:
"Trägt dein Sohn noch Windeln? Wechselst du sie ihm regelmäßig" einfügen.
Hier wird "eigentlich" über Gefühle gesprochen. Kann schon sein, nicht immer richtig. Im Verlauf von M. Erkrankung ist sein jüngerer Bruder z. B. mal aus der Schule gekommen, und hat gesagt, dass er eine Deutsch-Klausur total verhauen hat, weil er die Fragen gar nicht verstanden hat. "Mama, ich weiß gar nicht, ob ich mein Abitur schaffen kann, wenn ich in der 11.ten noch nicht einmal die Fragen verstehen kann." Unabhängig von (den schon oft gesagten Sätzen wie: dann machst du das Abitur eben nicht- es ist keine Voraussetzung für ein zufriedenes Leben) habe ich gesagt: "T. es ist absolut o.k. auch einmal etwas nicht zu können. Das ist kein Versagen, keine Schuld- das ist einfach das Leben!" -Stille. Und dann: "Das hast du noch nie so gesagt."
Ja- leider. Aber bewusst war mir das nicht. Das hat schon die immer mal wiederkehrende Eltern-Reflektion möglich gemacht.
Warum ich das an dein Zitat anhängen wollte, Olli:
Er ist 20. Und ganz sicher: eher behütet aufgewachsen. Aber er hat schwimmen gelernt, und fährt Rad. Er ist in der 4. Klasse das erste mal 7 Kilometer alleine zum Friseur gefahren. Und ab der dritten Klasse jeden Morgen mit dem Rad zur Schule. Er hat (völlig unabhängig von der Spielsucht) Entscheidungen getroffen, die wir nicht "gut" fanden, ihn aber trotzdem haben treffen lassen. Er hat uns (völlig unabhängig von der Spielsucht) auch schon in Sachen angelogen, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Soll heißen, er ist ja nicht "nur" Spieler, sondern auch "normal" junger Erwachsener mit all den Erfahrungen, und Fragen, die das so mit sich bringt. Und ich wünsche mir so- dass das auch so bleibt. (ohne dass er einnässt). Ich will IMMER da sein, für einen Rat- für meine Meinung- wenn er sie hören möchte. Und ich lerne (ehrlich), dass ich auch Ruhe geben muss, wenn er sagt: Danke! Reicht jetzt.

Es ist gleichzeitig schön (allen anderen erging es auch einmal so), wie traurig (es ist kein Verlauf zu erkennen, der irgendwie deutlich macht, die Krankheit ohne noch größeren Schaden (Karriere) stoppen zu können.

Zu: "Ich wünschte, dass meine Eltern mich ein einziges Mal nicht wieder aufgenommen hätten", frage ich mich, wie die Situation genau war. Hast du gesagt: ja, ich schlafe tatsächlich lieber wieder in meinem Bett- aber fairerweise muss ich auch sagen, ich spiele noch? Und bist wieder eingezogen? Oder warst du tatsächlich in diesen(r) Situation(en) spielfrei (und wolltest das auch bleiben) und bist dann für einen "Neustart" wieder zuhause eingezogen?
Denn- und das nehme ich mal noch eine Weile zum Nachdenken mit: Dann wäre der Rauswurf "unumkehrbar" und die Tür für immer zu. Damit muss ich mich schon anders auseinandersetzten als mit: ich kann dir jetzt nicht weiterhelfen, aber bin für dich da, wenn du von mir wieder mehr brauchst als Geld, Bett und Essen.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 12:47:10
und @Rubbel: deinen Rat nehme ich auch
zum Nachdenken mit. Und als Aufgabe. Leicht ist das nicht. Danke!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Roy1234 am 01 Juli 2025, 13:58:45
Das aufhören könnt ihr nicht beeinflussen oder unterstützen denn dies muss in seinem Kopf passieren.
Ihr könnt wie oben von mir beschrieben nur Unterstützung geben in dem ihr ihn begleitet.
Und gleichzeitig müsst ihr, so schwer es auch fällt, euch vor ihm schützen damit ihr stabil bleibt. Ein weiterer wichtiger Punkt ist bitte vergesst seinen Bruder nicht! Der kann nichts dafür und sollte sich nicht allein gelassen fühlen. Das kann schnell in die falsche Richtung laufen.

Ich weiß dass du hier nach Antworten suchst die du auch gerne hören würdest, aber diese Krankheit ist nicht wie eitrige Mandeln die mit Antibiotika in kurzer Zeit behandelt werden kann.

Und macht euch keine Gedanken dass ihr Schuld wärt das er spielt wegen den 20 oder 50 Euro nebenbei. Nein das hat darauf keinen Einfluss denn so läuft es in zig Familien.
Die 'normalen' Kids gehen tanken oder Essen oder in die Disko. Die anderen kaufen sich Ballerspiele und die dritten zocken. Ein Einfluss was er damit machen könnte habt ihr nicht.
Jetzt jedoch, da ihr es wisst könnt ihr richtig reagieren. Und er muss sich selbst den Konsequenzen seines Handelns stellen.
Und ihr müsst aufpassen dass ihr in keine Co Abhängigkeit geratet.
Er ist 20 und selbst wenn seine Schufa so schlecht würde dass er nicht mal mehr einen Toaster für 60 Euro finanziert bekommt ist das nicht das Ende der Welt. Diese Zeit hat mich zumindest zum Nachdenken gebracht.
Jetzt ist noch relativ wenig passiert und so sollte es bleiben. Denn aus 10.000 verzockten Euro werden nicht selten 50.000 oder mehr.

LG Roy
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 01 Juli 2025, 15:48:25
Hallo auch noch 1 x von mir:
Was Roy jetzt im 1. Absatz schrieb, ist richtig und wichtig!! Auch, den Bruder nicht zu vergessen, weil es da gerade ein Sorgenkind gibt, nämlich den Großen.

Mir ist bewusst, dass die eigenen Kinder immer 'was Besonderes und ganz anders als Andere' sind - Eltern sind so (bin selbst Mutter ;D ).
Euch zu helfen, Deinem Mann und Dir (gegenseitig) finde ich als Idee ganz entspannend.
Geht abends weg, nur als Paar, lasst Eure Partnerschaft wieder aufblühen und nehmt Euch 'egoistisch' frei von i'welchen Sorgen.
Wenn Ihr sprechen wollt darüber, dann sagt Euch ohne Umschweife, welche Emotionen das in Euch auslöst. Wut? Enttäuschung? Schuld? Ist es (einem von) Euch peinlich vor der Nachbarschaft und soll sich deshalb nach außen nichts ändern  und M. zum Beispie auf's Schützenfest gehen? ... Dinge die unangenehm sind. Das muss ja auch mal raus.

Im Endeffekt muss wirklich M. aus seiner Misere finden. Das ist das wohl erste Mal, dass das Leben ihm was abverlangt.
Das hat es Euch recht oft, das hat es uns recht oft -- jeder u. jedem. Und wenn er das geschafft hat, bekommt er mehr Selbstvertrauen und Zuversicht in seine Kraft, Unbillen zu meistern.
Bis jetzt hat er alles nur durch Euch. Er will und muss allerdings selbst was auf die Beine stellen! Sonst wäre, wenn Ihr ein-zwei-fix helfen könntet, keine Änderung: Er wäre Euch wieder Dank 'schuldig'. Das will er aber nicht, das will niemand. Er will in sich wachsen. Lasst ihn!
Hat er nicht ne Freundin? Hattest Du das geschrieben?
Ihr seid bei aller Sorge nicht (entschuldige bitte) 'der Nabel seiner Welt'. Bleibt offen vor ihm (vor dem 'für ihn').

Alles Liebe Euch Allen,
Rubbel
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 16:52:14
Geht abends weg- trefft euch mit Freunden... Ist so anstrengend, wenn man eigentlich denkt, o.k.. Arbeiten, Haushalt ins Bett und Decke über den Kopf. Ich wollte auch lange keine heile Welt spielen- und auf die Fragen: na? alles gut bei euch? mit Ja! antworten. Das Thema, wie kommunizieren wir über M.'s Spielsucht außerhalb unserer Familie war am Anfang heikel. All unsere wirklich guten Freunde wissen es. Die Familie weiss es. M. hat viele Freunde und Bekannte, die Kinder von Eltern unseres Freundeskreises sind. Wir wohnen in einem Dorf. 9.000 Einwohner. 1 Grundschule. 1 Sportverein. Da lernt man sich als Eltern schon ganz gut kennen. Die ersten ein-, zweimal war ich wirklich "zack" zurück in Schockstarre, wenn ich von jemanden auf M.s Spielsucht angesprochen wurde, dem ich/wir nichts davon erzählt haben. Sagen wir mal so. In der ersten Woche: ABSOLUTES REDEVERBOT nach außen. Ab der zweiten Woche: vorsichtiges Öffnen. Dann sind wir (relativ) offen damit umgegangen- was sich jetzt gerade als problematisch herausstellt. Natürlich fragen viele: wie geht es Marc? Was sollen wir dann sagen? Einfach: frag ihn selbst! - oder: er ist rückfällig ? Gerade noch keine Idee dazu. Seine Freundin weiß noch gar nichts vom Rückfall- und das ist wohl wirklich M's part.
Ja, und M.'s Bruder wird im Juli 17. Da ist gerade Alkohol eher das Thema. Wir sind auf jeden Fall sensibler als bei M..


Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 01 Juli 2025, 21:20:42
Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt mir zu antworten.
Wir müssen sehen, wie und ob wir es so hinkriegen, dass wir damit leben können. Ohne Frage ist die schrecklichste Vorstellung, dass er sich etwas antut- weil wir- aus seiner Sicht -Hilfe verweigern. Und: mir ist durchaus bewusst, da bin ich schon ganz nah an der 72jährigen Mutter aus der Suchtklinik. Furchtbar.
M. hat meinen Mann gefragt, ob er ihn am Montag zur SHG begleiten würde. Darüber freue ich mich. Ich glaube es ist gut, Menschen kennen zu lernen, die ihm helfen können. Morgen gehen wir zu dritt zu seiner ambulanten Therapeutin.
Über Therapie- sowohl ambulant / oder stationär habe ich wenig gelesen in diesem Forum. Wie steht ihr dazu? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Nach Feierabend haben M. und mein Mann zusammen gesessen und sind angefangen einen Finanzplan zu schreiben. Er hat Kredite mit einer Jahresverzinsung von fast 24%. Das kann doch nicht wahr sein. Mein Mann ist ganz stark geblieben und hat nicht gesagt, dass wir die Kredite übernehmen und er bei uns abzahlt. Dabei heraus gekommen ist: M. will sich nun bemühen "irgendwo" einen 7.500€ Kredit zu beschaffen....
Die beiden sind auch durchgegangen, was M. voraussichtlich im Juli für Ausgaben hat. Das Schützenfest liegt hinter seinem Gehaltseingang. Tatsächlich meint er (und er hatte ja gesagt, den festen Anteil schon bezahlt zu haben), dass er nicht glaubt, dass dafür 300,-€ ausreichen. Ich fasse es gar nicht. Er hat ja definitiv nicht nur die Relation zu digitalem Geld verloren. Und wenn er so rechnet können wir ihm auf lange Sicht auch nicht helfen- das übersteigt mein Einkommen schon lange.
Es macht mutlos und traurig- und hilflos. Scheiße.
Ich hoffe, ich habe @Olli nicht verletzt mit meiner Nachfrage. Das täte mir ehrlich leid.
Danke für euer aller offenen Ohren und Antworten!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 01 Juli 2025, 21:40:45
Lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen von ihm. Ein schnödes Schützenfest ist kein Sommercamp! ... und 300,- gibt da so schnell niemand aus. Ich hab aber auch mit SF nix zu tun und ne große Abneigung dagegen.
Überlegt Euch die Abzahlung seiner Schulden noch mal und macht ihm das nicht so einfach.

Deine Therapiefragen:
Was mir eine gute 'Hilfe' war, sind Selbsthilfegruppe und Psychoanalyse ... und das vertrete ich auch als eine wertvolle Kombi.
Analyse, weil sie sehr viel tiefer geht als Verhaltenstherapie, dauert auch viel länger, mindestens 4 Jahre bei 2x/Wo.
Stationär war er ja schon ...
Das war's eigentlich - gerade fällt mir sonst nix ein.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: TAL am 01 Juli 2025, 21:44:37
Ich denke nicht, daß du Olli verletzt hast. Das Ganze ist bei ihm schon länger her, und er berichtet hier öfters darüber. Daher behaupte ich mal, daß das völlig in Ordnung ist. Er hat deinen Beitrag wahrscheinlich nur noch nicht gelesen.

Ja, 'wir' verlieren die Relation zu Geld. Ich habe mich geweigert, 30€ für neue Schuhe auszugeben (die ich dringend brauchte) - das ist doch viel zu teuer, und habe im Supermarkt nur das Nötigste gekauft - im Angebot... konnte am selben Abend im Gegenzug aber Hunderte Euros irgendwo 'versenken'.
Das ist auch heute noch manchmal schwierig. Also der Bezug zu Geld. Ich möchte so wenig wie möglich damit zu tun haben. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Eine Therapie habe ich selber nie gemacht, aber ich denke so im Nachhinein, daß es das Ganze wahrscheinlich einfacher gemacht hätte, weil man mehr 'Feedback' hat, als nur das in seinem eigenen Kopf.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 01 Juli 2025, 21:53:18
Hi Kraechen!

Nein, Du hast mich nicht verletzt. Ich bin gerade nur ziemlich im Stress. Arbeite Tag und Nacht, um eine Datenmigration vorzunehmen. Ich werde frühestens morgen erst auf Deinen Beitrag eingehen, denn jetzt bin ich einfach zu groggy ...
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 02 Juli 2025, 08:21:16
Guten Morgen!

Da läuft im Hintergrund gerade was im Rahmen der Migration, weshalb ich hier nun gerne antworten möchte:

Zitat
Zu: "Ich wünschte, dass meine Eltern mich ein einziges Mal nicht wieder aufgenommen hätten", frage ich mich, wie die Situation genau war. Hast du gesagt: ja, ich schlafe tatsächlich lieber wieder in meinem Bett- aber fairerweise muss ich auch sagen, ich spiele noch? Und bist wieder eingezogen? Oder warst du tatsächlich in diesen(r) Situation(en) spielfrei (und wolltest das auch bleiben) und bist dann für einen "Neustart" wieder zuhause eingezogen?
Denn- und das nehme ich mal noch eine Weile zum Nachdenken mit: Dann wäre der Rauswurf "unumkehrbar" und die Tür für immer zu. Damit muss ich mich schon anders auseinandersetzten als mit: ich kann dir jetzt nicht weiterhelfen, aber bin für dich da, wenn du von mir wieder mehr brauchst als Geld, Bett und Essen.

Wie ich schon sagte, befand ich mich in einem Konflikt. Auf der einen Seite die Werte und Normen, deren Einhaltung von mir verlangt wurde. So interpretierte ich einen davon als: Spiele nicht am Automaten! Doch es war das Kreuz meiner Erziehung ,,, ein Vater mit narzistischen Zügen, der Regeln aufstellte, aber sich selber nicht dran hielt. Sonntag Mittag wird um 12 Uhr 30 gegessen! Wer war nicht pünktlich? Er ... Kam ich aber mal ein wenig später dazu, dann war die Hölle los. Ich sollte nicht am Automaten spielen ... er tat es aber! Ja, er verheimlichte es sogar vor mir.
Die andere Seite des Konfliktes war das Automatenspiel selbst. Es war bei mir positiv besetzt. Ich empfand es als entspannend, auch wenn ich viel später dann feststellte, dass ich den Stress den Alltags mit Stress im Spiel auszugleichen versucht hatte. Der Automat stellte keine Anforderungen an mich. Er war da, wenn ich ihn brauchte.

Wie gerne hätte ich den Erwartungen meines Vaters genügt. Doch das war ein Ding der Unmöglichkeit. Na klar sagte er mir hier und da, dass er stolz auf mich wäre. Doch wehe, wenn ich nicht spurte, dann wurde alles wieder zurück genommen. Was machte das bloß mit mir? Ich lebte in einer Habachtstellung! Ja bloß nichts falsch machen ...
Also versprach ich alles, als ich wieder aufgenommen wurde. In dem Moment der Gespräche wollte ich auch unbedingt die Erwartungen erfüllen. Doch als dann wieder Ruhe einkehrte, da dieskutierte die Sucht in mir mit mir, bis ich langsam wieder anfing.
Als ich meine Abstinenzentscheidung getroffen hatte und schon 2 Monate spielfrei war, erzählte ich es meinem Vater. Das Ergebnis: Rauswurf! Seit dem letzten Gespräch musste ich ja wieder gespielt haben, um nun "nur" 2 Monate spielfrei gewesen zu sein.
Solche Denkstrukturen pflanzen sich auch in der Familie fort. Einige Jahre später gab es ein Gespräch mit meiner älteren Schwester. Ihr sagte ich, dass ich nun schon 7 Jahre spielfrei sei. Die resignierte Antwort: Wie ... erst?
Ich konnte also nie etwas "richtig" machen. Egal wie gut ich etwas machte, das Haar in der Suppe versaute wieder alles. Erst viel später verstand ich, dass diese Haare gar nicht von mir waren sondern von denen, die es im Mund wiedergefunden hatten.
Ich fragte dort oben bereits, was das alles mit mir gemacht hatte. Mein Selbstwert war im Keller. Er hat mich zur Untätigkeit gebracht. Längst hätte ich mir doch eine Wohnung suchen können. Doch womit sollte ich das bezahlen? Kaution? Einrichtung? Die Miete? Also nahm ich es hin wieder in meine 9 m² zu ziehen und mich auch ausbeuten zu lassen.
Wer kümmerte sich um Haus und Garten, während alle anderen auf der Terrasse saßen und sich die Sonne auf die Bäuche haben scheinen lassen?
Ich kam von der Arbeit nach Hause. Meine Mutter stellte mir den Teller mit Essen auf den Tisch und noch bevor ich den ersten Bissen zum Mund führen konnte: Hier ist noch ein Angebot/Rechnung/Sonstwas, was Du auf dem Computer schreiben sollst. Hier musst Du ... bla...bla...bla ...
Ja, so einige Male war ich auch monatelang spielfrei. Allerdings wusste ich selbst, dass es immer nur Spielpausen waren. Das Markante an einer Pause ist ja, dass sie wie die berüchtigte Wurst, einen Anfang und ein Ende hat. In diesen Zeiten konnte ich mir auch viele schöne Urlaube erlauben rund um den Globus.

Was ist passiert, als ich rausgeworfen worden bin? Einige Male war meine Schwester just zu der Zeit im Urlaub und ich zog in ihre Wohnung ein. Nach maximal 2 Wochen kam der Anruf und ich packte meine Koffer, um zurückzuziehen. Einmal ging dies aber nicht. Also schlief ich mitten im Winter 2 Wochen im Auto. Ich hatte von einem dienstlichen Raum mit Dusche den Schlüssel, also konnte ich mich dort morgens frisch machen. Nach der Arbeit aber, was sollte ich da machen? Ich machte das, was ich gewohnt war zu tun: Ich ging in die Spielhallen. Hier spielte ich dann nicht mehr an den Geldspielautomaten, sondern es gab damals "Punktegeräte" ohne Auszahlung.

Was wäre passiert, wenn ich komplett rausgeworfen worden wäre? Ich bin damals schon an meine Grenzen gestoßen und war froh, dass ich wieder im warmen Bett schlafen durfte. Meine sauberen Klamotten gingen dem Ende zu. Nun, ich hätte etwas verändern müssen ... aus mir selbst heraus. Eine Wohnung suchen, spielfrei bleiben, um die Kosten dafür bezahlen zu können. Ich hätte Verantwortung übernehmen müssen für mich selbst.

Natürlich hätte ich es mir auch gewünscht, dass die Türen nicht gänzlich verschlossen worden wären bei einem Komplettrausschmiss. Der letzte Satz des Zitates wäre auch mein Wunsch gewesen und betone diesen Denkansatz auch immer den Angehörigen gegenüber. Auf der anderen Seite allerdings läuft der Angehörige hier auch Gefahr vom Spieler manipuliert zu werden. Nicht dass dies mit Absicht und mit Vorsatz geschieht, der Spieler wird ja selbst von seiner Sucht manipuliert.
Trotz alledem ist er die einzige Person, die wirklich sagen kann, ob ein Abstinenzwille vorhanden ist oder nicht. Der Angehörige ist dem hilflos ausgeliefert. Daher können für ihn nur Taten zählen.
Wenn ich also sehe, dass Dein Sohn eine Therapie gemacht hat, gleichzeitig aber gelogen worden ist und Eure Hilfsangebote umgangen wurden, dann ist der junge Mann diesen Weg nur gegangen, um Euch zufrieden zu stellen. Die Therapie war dann eine Unannehmlichkeit, die vorbeigeht - genauso wie eine erzwungene Abstinenz.
Was erhoffst Du Dir von dem gemeinsamen Termin bei der Therapeutin? Geht es hier nicht auch eher um Deine Seelennot?
Du darfst Deinem Sohn sehr gerne sagen: Das ist Deine Sucht, also kümmere Du Dich darum!
Schaue mal, wie Du Dich nun fühlst, da er wieder gespielt hat. War da bei Dir nicht die Enttäuschung groß? Nicht nur über Deinen Sohn, sondern auch ... über Dich selbst? Was hättest Du noch tun können? Was hast Du übersehen? Hättest Du hier und da vielleicht anders regieren sollen? Soll ich nicht doch, entgegen aller Aussagen von Ehemaligen, dem Jungen seine Schulden bezahlen, damit er es einfacher hat? ...
NEIN! Weg mit diesen Gedanken! Es ist seine Sucht! Es ist seine Verantwortung! Belasse sie ihm auch! Egal was Du machst, er ist derjenige, der zum Erfolg oder zum Scheitern führt - nicht Du! Distanziere Dich von seiner Sucht! Achte Du auf Dich!

2013 kam es zum großen Krach mit meinen Eltern. Daraufhin gab es 7 Jahre Sendepause - keinen Kontakt. Damals habe ich gelernt meine Eltern loszulassen. Etwas, was eigentlich schon 28 Jahre früher hätte geschehen sollen. Doch da steckte ich ja noch tief in meiner Sucht. Im Nachgang betrachtet war es das Beste, was mir passieren konnte. Traurig ... aber wahr ...
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 02 Juli 2025, 10:34:38
Guten Morgen Olli,
danke für deine Antwort und so private und tiefe Einblicke.
Ich bin gerade wieder zuhause, nach dem Gespräch mit der Therapeutin. Dass wir dort zu dritt waren, war ja mein Wunsch. Geht es dabei um mein Seelenheil? Absolut! Es ist ja so, dass uns "der Boden unter den Füßen"  genommen wurde. Und wir gerade versuchen, nicht unterzugehen. Wir wissen: "keine finanzielle Hilfe". Aber nicht, was das konkret bedeutet. Ich hatte gehofft, dass die Therapeutin uns (Eltern) dabei unterstützt, das mit M. herauszufinden. Grenzen zu setzen ja: aber eben nicht in unserer so hilflosen und unwissenden Art.
Das wird aber so nicht gehen. M. hat seine stationäre Therapie ja beendet. Er hat der ambulanten Therapeutin heute gesagt, dass er 4 Wochen vor Therapie Ende wieder angefangen hat zu spielen. Er bekam aus der Klinik die Überweisung in eine weiterführende ambulante Behandlung. Diese ambulante Behandlung sieht 1 mal wöchentlich eine ambulante Gruppentherapie vor und 1 mal monatlich ein Einzeltherapiegespräch. Er war nur 3 x bei der ambulanten Gruppentherapie. (das wussten wir nicht, d. h. ja, er hat sie Ende April/Anfang Mai abgebrochen). Wenn ein Patient 4 Wochen unentschuldigt fehlt, und telefonisch, postalisch und per Mail nicht auf Nachfrage reagiert, wird die Therapie als "abgebrochen" beendet.
Eine neue Therapie würde zunächst erst wieder beantrag werden müssen und aufgrund des Abbruchs ist mit einer Ablehnung zu rechnen. Kein Weg der nicht gangbar wäre- es wird nur mühsamer, (wie alles mit fortschreitender Spielsucht).
Ich war 5 Minuten echt, sagen wir "irritiert" wie klar, die Therapeutin das vorgebracht hat. Auch, dass es um den Schutz der Gruppe geht- und wie sich die Mitglieder fühlen, wenn sie M. in die Gruppe aufgenommen haben, ihm zugehört und vertraut haben- und angelogen wurden. Erklärungslos zu verschwinden ist ein feiger Abschluss. Ich bewundere die Therapeutin für ihre Klarheit. Sie hat ausgesprochen, dass sie im Moment nicht erkennen kann, dass M. etwas ändern will und daher im Moment auch keine Veranlassung sieht, den Antragsweg von vorne mit ihm zu gehen.
Auf dem Parkplatz hat mein Mann geweint. Das macht mir auch klar, wie dringend wir erkennen müssen, dass wir hilflos sind. Das ist wirklich schwer auszuhalten.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 02 Juli 2025, 11:30:36
Meine Meinung:
M. könnte etwas dankbarer und auch 'demütiger' sein. Es gibt ja eindeutig mehrere Menschen um ihn, die sich sorgen, wobei er sich vor allem sorgt, weiterhin Geld zu haben.
Es geht aber nicht nur um schnödes Geld. Es geht um seine psychische Gesundheit und um ein zufriedenes Leben.
Lasst los, ehrlich. Gebt ihm die 300 Euro nicht, das ist zu viel. Er lernt nur, dass Ihr ihm schon z.V. stellt, was er sich wünscht --
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 02 Juli 2025, 12:10:13
Hallo meine Liebe!

Sei Dir bewusst ... Dein Sohn handelt nicht als Erster und wohl auch nicht als Letzter so, wie es geschehen ist. Für Euch als Eltern gilt das Gleiche.
Doch ich finde es bemerkenswert, dass Ihr Euch erkundigt und Euch auch der leider oft schonungslosen Realität stellt.
Es mag ja sein, dass Euer Sohn derzeit nicht spielfrei werden will. Doch auch er wird älter und reifer werden und irgendwann das Glücksspiel an den Nagel hängen.
Umso schöner wäre es natürlich, wenn der Schalter eher früher als später umgelegt würde. Helft ihm dabei, indem er sich eine Whnung suchen soll.
Wenn er es zulässt, dann macht ein gemeinsames Geldmanagement, damit er nicht die Miete verprasst. Aber ja, zu "Wohnzwecken" ist nach dem Auszug keine Rückkehr mehr möglich. Das muss ihm bewusst sein. Dieses Sicherheitsnetz existiert dann nicht mehr. Glaube mir, das wird seine Welt auf den Kopf stellen! Zum Zwecke des Redens, des seelisch Aufgefangenwerdens, des Geliebtwerdens ... darf die Tür natürlich offen bleiben ...
Er muss Lernen, dass die positiven Seiten der Abstinenz denen des Glüscksspielens weit voraus sind.

Schickt ihn auf jeden Fall in eine SHG. Was er dann daraus macht, das ist sein Ding.

Hatte ich hier schon das Samstagsmeeting angesprochen? Kommt vorbei ... einzeln oder alleine ... Samstags 19 Uhr ... Bitte vorab den kostenlosen Zoom-Client herunterladen und installieren und dann pünktlich auf den Link in meiner Signatur klicken.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Mr. Nobody am 02 Juli 2025, 14:15:37
Hi Kraechen,

ich kann dir aus persönlicher Erfahrung sagen, wie die „finanzielle Hilfe“ bei mir aussah.

Ich habe meine Mama zwar nie nach Geld gefragt, um es ins Glücksspiel zu versenken, aber ganz unten angekommen habe ich sie um 2500 € gebeten, um meine Steuern zahlen zu können. Es war so weit, dass mein Konto gepfändet werden sollte.
Was ich damit sagen will - das war für mein Verständnis notwendig, um weiterleben zu können. Ich hätte die Summe nicht aufbringen können und mein Konto wäre für zwei Wochen gesperrt. Genau zu dem Zeitpunkt hatte ich einen oder zwei Euro im Portemonnaie.
Ich wünsche deinem Sohn, dass er diese Erkenntnis vorher bekommt und aufhört. Wenn man später arbeitet und höhere Kredite aufnehmen kann, dann ist der untere Totpunkt wahrscheinlich schlimmer und einhergehend mit hohen Kreditschulden (o.ä.).
Geld zum Feiern hätte er selbst haben können. Das würde ich ihm nicht leihen, aber falls es kritische Punkte gibt, dann eventuell schon.

Grüße
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 02 Juli 2025, 14:19:49
Dankeschön! Ich werde am Samstag, den 12.07. pünktlich da sein. Danke, dass ihr eure "Schwarmerfahrung" hier so offen teilt. Ich war eben einkaufen (meine Güte, wie heiß!) und habe eine kleine Kladde mitgebracht. Ich werde M. schreiben. Das fällt mir grundsätzlich leichter, weil ich beim Sprechen dauernd den Faden verliere und nach dem Gespräch feststelle, dass ich etwas ganz wichtiges nicht gesagt habe....
Mein Hoffnung ist, dass das unseren ehrlichen Austausch unterstützen kann, vielleicht fällt es ihm auch leichter seine Emotionen, Ängste und Sorgen aufzuschreiben, als auszusprechen. Und wenn das nicht der Fall ist, hat es vermutlich mir gut getan! :-)
Ich bin immer mal wieder auch in andere Themenbereiche gesprungen- ihr bleibt also meine Adresse, wenn ich das Gefühl habe wahnsinnig zu werden und damit alleine zu sein. Bis bald!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 02 Juli 2025, 14:48:55
@Mr. Nobody, danke für deine Empfehlung- dann schreibe ich mir doch gerade noch etwas von der Seele. Die Frage: inwieweit / in welchem Umfang helfen wir- ist ja die, die meinen Mann und mich tatsächlich am meisten "kirre" macht, weil wir regelrecht Angst haben, etwas falsch zu machen. Ich sehe das inzwischen so (und denke seit Donnerstag Abend intensiv darüber nach):
M. hat letztes Jahr ca. im März die Kontrolle über sein Glücksspiel verloren. Er ist Azubi im Handwerk (verdient also für einen Lehrling gar nicht schlecht) und hat von Ende März bis Mitte Juni Spargel verkauft. Trotzdem war am 18.08. der Punkt erreicht- an dem er seine Auto Reparatur nicht bezahlen konnte- und uns deshalb von seiner Sucht erzählt hat. Seine Schulden beliefen sich "nur" auf 650,-€ (Internet Microkredit) und eben 800,-€ für das Auto (das entspricht auch etwa dem Wert des Wagens). Also "nur" 1.500,-€. Wir lösten den Microkredit ab und bezahlten die Werkstatt. Mein Mann und M. erstellten einen Finanzplan. war im Oktober "schuldenfrei". Weich gefallen.
Dann ab Januar der stationäre Aufenthalt. Und wie schon beschrieben- er ist wirklich von allen Seiten (uns eingeschlossen) dafür gelobt worden, dass er sich der Sucht so proaktiv entgegenstellt. Es gab bis Februar Krankengeld vom Arbeitgeber, dann Übergangsgeld und seit April wieder seinen Azubi-Lohn. Wieder arbeitete er von Anfang April bis zum 22.06. beim Spargelbauern (hat sich auch einzelne Tage dafür Urlaub genommen- sonst eben an den Wochenendtagen).
Gehen wir mal davon aus, er spielt wieder seit Ende Februar/Anfang März. Dieses mal ist der Tag wo nichts mehr ging der 26.06.. Seine Schulden belaufen sich jetzt auf 7.500€. Am 11.07. hat er Abschlussprüfung. Wenn er seinen Arbeitsvertrag ab August bekommt (nein, er hat ihn noch nicht), steht er im Gesellenlohn. Und hätte die Möglichkeit an den Wochenenden dazu zu verdienen. Wir würden (kaufmännisch) sehr sehr gerne diese Kredite und Dispo zu wirklich hohen Zinssätzen ablösen- und ihm sein Geld etwas "günstiger" verkaufen. Aber- ganz ehrlich: ich fühle, dass das nicht richtig ist. Er würde länger brauchen, um seine Schulden bei uns abzuzahlen- aber "hart aufgeprallt" ist das dann wohl auch nicht. Ich tendiere also in der Kreditfrage tatsächlich zu: "Geh zu einer Schuldnerberatung, mach mit Papa einen Finanzplan- und lebe mit dem, was du zur Verfügung hast".
Ich würde tatsächlich eher beim Schützenfest "weich" werden- oder beim Zeltlager, (allerdings nicht mit 300,-€). Oder mal ein Eis essen, oder Kino mit Freunden. Er weiss, dass er sich das "eigentlich" alleine leisten könnte- und wir wissen das auch. Aber wenn er sich dann überwindet zu fragen, würd' ich schon gerne auch "mal" ja sagen dürfen.
Wenn ihr mir hierzu eure Meinung schreibt, würde mir das sehr helfen.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 02 Juli 2025, 14:53:56
Ach ja, und wenn wir eine Basis finden, die möglich macht, dass er hier wohnen bleibt- und er das will soll er sich am Haushaltsgeld beteiligen. In eigener Wohnung selber Verantwortung übernehmen ist sicher ein guter Plan. Aber selbst hier auf dem Land ist bezahlbarer Wohnraum echt rar. Ich sehe gerade nicht, dass er da kurzfristig die Aussicht / Möglichkeit eines Zimmers hätte.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Roy1234 am 02 Juli 2025, 15:39:42
Hi,
Du tendierst ziemlich oft in die richtige Richtung wie zB der Kreditfrage bzgl Hilfe und was für ihn günstiger wäre aber nicht hilft um zwei Sätze später wieder den Baby Kuschelkurs einzuschlagen. ER muss sich darum kümmern, er muss verzichten lernen um immer wieder zu wissen dass er selbst Schuld daran ist.
Weich aufgegangen zu werden bedeutet in nahezu aller Fälle ein sofortiges oder mittelfristiges weiter so.
Als Geselle hat er mehr Geld, mehr Geld bedeutet auch weitaus höhere Kredite zu bekommen. Ich wünsche Deinem Jungen nicht mit 30 Jahren dann mit 75.000 Euro Schulden dazustehen.

Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 02 Juli 2025, 15:56:22
Roy hat vollkommen Recht.
Auf der anderen Seite kann ich Deine Gedanken nachvollziehen. Hast Du Dich mal gefragt, warum Du das OKAY zum Weichwerden anstrebst?
Ich vermute, weil er doch Dein Sohn ist, Du nach wie vor willst, dass es ihm an nichts mangelt und weil Du Angst hast, dass er Dir was anderes nicht verzeihen würde und Eure Beziehung leidet. Also Ängste, loszulassen. Die sind verständlich und 'normal'. Aber die Situation ist nicht normal!
SO hilfst Du ihm nicht. Er wird sich darauf verlassen, dass Ihr da seid und seine Schulden tilgt.
Er war beim Zocken und auch bei Kreditaufnahme 'erwachsen', und so muss er auch weiter agieren. Mal erwachsen, mal Kind, das wäre ja sehr schön, denn dann muss niemand Verantwortung übernehmen.

Darf ich mal fragen, was wichtig am Schützenfest ist?? Will er jedem Speis und Trank ausgeben??
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 02 Juli 2025, 15:56:39
Hi Kraechen!

Zunächst einmal muss er die Ausbildung fertig machen und dann den Job bekommen. Dann muss er ja auch nicht von heute auf morgen raus. Gebt ihm eine angemessene Frist. Wenn Ihr seht, dass er sich bemüht, es aber nicht klappt, dann verlängert die Frist noch einmal. Ich darf Dir aber auch aus meiner Erfahrung berichten, dass ich meine Erwartungen in eine Wohnung selbst schon so hoch gesetzt habe, dass ich auf dem Wohnungsmarkt nicht fündig geworden bin. Meine Erwartungen wurden erst erfüllt, als ich selbst gebaut habe. :)

Was waren es? 24 %? Wahnsinn ist das ... da kann ich Deinen Wunsch zu helfen schon verstehen.

Bleiben wir aber mal in der Theorie. Nehmen wir also an, er beendet seine Ausbildung erfolgreich. Auch den Job bekommt er. Er findet sogar eine Wohnung.
Was er tatsächlich nachher real an Ausgaben hat, wird er erst sehen, wenn es soweit gekommen ist. Hier muss auf jeden Fall ein Haushaltsbuch her, welches gewissenhaft geführt werden muss. Ob Ihr nun die Schulden übernehmt oder er sie direkt abzahlt, wird wohl in der Höhe kaum einen Unterschied machen - nur in der Laufzeit.
Wir Spieler denken aber nicht wirklich langfristig. Wenn wir das tun würden, dann gäbe es die Krankheit wohl gar nicht. Bei Deinem Sohn wird daher ein Monat wie der andere sein.
Gerne wird dann wieder "der Moment" ausgenutzt um zu spielen, da ja doch alles so schlecht ist und ein Ende nicht in Sicht. Vielleicht könnte ja ein großer Gewinn die Situation verbessern? Wenn ihr ihm helft, was wird er dann denken? Schön, dass sie mir geholfen haben, doch ohne sie wäre ich am Ende ... ohne sie bin ich nichts ...!?
Könnte es sein, dass Eure auf Liebe basierende Hilfsbereitschaft sich bei ihm zu etwas Negativem entwickelt?

Noch einmal kurz zum bei Euch wohnen bleiben. Das finde ich nicht gut! Ihr lebt dann immer noch im selben Haushalt und er muss, und sei es nur in seiner Gedankenwelt, sich Euren Wünschen beugen/unterwerfen. Da ist er also nicht wirklich selbstständig. Wenn ihr bisher immer gemeinsam gegessen habt, könnt Ihr dieses Ritual ja noch weiter führen ... erst einmal ... Er kann sich ja dann mit einem Obulus beteiligen an den Kosten. Bei Muttern schmeckt es nun mal am Besten ... :) (oder muss ich hier "bei Vatern" sagen?) So könnte er gleich seinen täglichen Ballast abwerfen und ihr könnt das gemeinsame Geldmanagement machen. Zur Info: Dies ist ein temporäres Werkzeug, welches ihm den Suchtdruck nimmt und er gleichzeitg wieder den Umgang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel erlernt.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Happy New Life am 02 Juli 2025, 16:14:30
Hallo Kraechen, was ich so rauslese hat bei euch M am wenigsten den Wunsch aus der Sucht rauszukommen.  Ich verstehe gut das ihr ihm helfen wollt, aber der Wille aufzuhören und alles auf die Kette zu bekommen muss ausschließlich von ihm selbst kommen. Ihr zeigt hier zwar jede Menge Einsatz, der allerdings auch wieder nicht seiner ist. Zum Thema Finanzen: Keinesfalls mehr mit Geld helfen. Ihr könnt ihm anbieten sein Online Banking zu übernehmen und ihm Taschengeld geben, aber auch hier nur kleine Beträge, für Zeitraum x. Nicht zu kurz ansetzen. Aber keine Kredite ablösen um ihm die Wucherzinsen zu ersparen, die hat er sich ja selber ausgesucht und warum wollt ihr ihm hier wieder die Konsequenzen ersparen? Wenn er dann Geselle ist, hat er das in einem Jahr abbezahlt, dann muss eben auch mal weihnachts oder Urlaubsgeld für ne Sondertilgung draufgehen. Aber er wird mit jeder Konsequenz die er tragen muss daran erinnert, was er selbst verursacht hat. Er hat die Verantwortung zu tragen, nicht ihr. Ich finde ihr macht es ihm viel zu einfach. Auch finde ich das ihr ihm viel zu sehr vertraut nachdem er euer Vertrauen ja schon gebrochen hat und wieder mal gelogen hat... hier hätt ich ihn schon auch mal spüren lassen das es so nicht geht... Für mich ist jetzt schon ersichtlich das es für ihn noch weitergehen wird. Eine Spielsucht ist nicht in ein paar Monaten verschwunden, es ist ein langer Prozess. Auch verstehe ich deinen Drang nicht ganz, ihn schon wieder belohnen zu wollen in Richtung mal ein Eis oder Geld fürs Fest wo er erst vor einer Woche erneut mit der Sprache rausgerückt hat. Davon seid ihr noch meilenweit weg an sowas zu denken. Nebenbei: wer braucht 300 Euro für ein Schützenfest? Hat er euch erklären können wie er zu dieser irrsinnigen Summe kommt? Es sollte jetzt seine Priorität werden, gesund zu werden, sich selbst nen Ratenplan zu erstellen etc... Therapie ist natürlich immer ein Ansatz, aber kein Allheilmittel, hilft alles nix wenn man es nicht aufrichtig und ernsthaft will. Helfen könnt ihr, indem ihr mit offenen Ohr beiseite steht und ihn seelisch unterstützt. Die restliche Arbeit muss er alleine erledigen, das kann ihm niemand abnehmen. Auch wenns dir schwer fällt, aber er ist nun mal jetzt erwachsen und hat für seine Taten selber Grade zu stehen.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: digger am 02 Juli 2025, 23:48:30
moin Kraechen,

gestern gabs im Fernie eine Sendung über die Walz (37 Grad?) - also Handwerker, die nach Abschluss ihrer Ausbildung 3 Jahre auf eigenen Beinen ihre ersten Berufserfahrungen (und mehr) bekommen. Was für euer Problem wichtig ist: die Jungs und Mädels müssen ohne Händi und ohne Knete 3 Jahre in der Fremde bestehen.
Ich bin mit meinen Überlegungen noch nicht fertig - aber evtl. liesse sich doch da ein Konzept für eure Situation entwickeln....

Lernt M. ein Handwerk? Ist es da möglich auf die Walz zu gehen?

gruß digger
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Rubbel am 03 Juli 2025, 00:01:48
Gute Idee!
... ich dachte, Walz ist nur für Zimmermänner.

Seit Jahren im Trend ist ... Mechatroniker
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 03 Juli 2025, 13:32:38
Mahlzeit!
Ich versuche mal eine kleine Schleife zu euren Einschätzungen von gestern Abend! Ich freue mich, dass ihr meine Geschichte lest- Anteil nehmt und mich/uns (meinen Mann und mich) so unterstützt. Das tut echt gut. Danke!
@Rubbel: "..... warum du das OKAY zum Weichwerden anstrebst"... weil ich AUF DEN ARM will, weil ja sagen viel leichter ist als nein sagen, weil loslassen mehr Kraft kostet, als festhalten. Manno!
Und zum Thema Schützenfest: das ist hier DAS Fest. Dorf im Ausnahmezustand. Geschäfte geschlossen (sogar die Bank). Natürlich kann man da bei den heutigen Preisen locker 300,-€ ausgeben- auch an einem einzigen Abend. Wenn man es sich denn leisten kann- und leisten will. Wohl aber nicht, wenn man das Geld an die digitale Gauselmann-Gruppe verloren hat....
@Olli: " wir Spieler denken nicht langfristig- wenn wir das tun würden, gäbe es die Krankheit wohl gar nicht" Alter Falter. Hallt nach.... und: "doch ohne sie wäre ich am Ende- ohne sie bin ich nichts" Alter Falter. Schallt nach...
und letzte Anmerkung zu dem Eintrag: gekocht wird hier meistens von mir- obwohl mein Mann und auch M. dass wirklich gut können- wenn sie es denn einmal tun.
@Digger: "Stichwort" Walz: daran habe ich tatsächlich auch schon gedacht, bevor die Meldung vom Rückfall kam. M. hat ja in der Therapie und auch uns gegenüber häufiger geäußert, so unter (Leistungs-)Druck zu stehen, durchgetaktet zu sein, keine Zeit für sich zu haben.... Also fragte ich ihn, ob er mal darüber nachdenken will, keinen Arbeitsvertrag ab August zu unterschreiben- sondern vielleicht ab November? Im Sommer und Herbst kann man sowohl im Inland als auch im Ausland gegen Arbeit auf Feld/Hof freie Kost und Logis haben. Er meinte damals: muss man sich auch leisten können, kein Geld zu verdienen. Ich sagte: sieh es als Investition in deine Gesundheit. Aber nein- diesen Vorschlag habe ich Donnerstag oder Freitag auch noch einmal gemacht- kommt für ihn nicht in Frage.
So und nun abschließend: Ich bin heute früher nach Hause, weil ich am Freitag einen Online-Termin über "Check dein Spiel" / Time-Out gemacht habe. Therapeutisch. Ganz ehrlich. Ich bin nicht ganz sicher, ob ich nicht eine KI-basierte Chat-Unterhaltung geführt habe. Ich kann ohne rumzuschleimen sagen: ich finde, das könnt ihr besser. Witzigerweise wird dieses Forum am Ende des Meetings auch als Hilfe-Stützpunkt genannt. (Da hatten wohl schon viele vor mir den Eindruck) :)
Bis bald!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 03 Juli 2025, 13:36:40
Mein Beitrag hatte einen Smiley  :) :) :)
Wie ich Zitate kopiere kriege ich vllt auch noch raus!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 04 Juli 2025, 09:51:46
Hi Kraechen!

Wenn Du zitieren möchtest, dann stehen Dir zwei Wege offen:

1. Du benutzt den Zitat-Button oben rechts in jedem Beitrag. Dies hat den Vorteil, dass z.B. der Zitierte mit vermerkt wird. Der große Nachteil: Es wird der gesamte Beitrag zitiert. Hier bitte ich dann immer darum, dass alles herausgelöscht wird, was überflüssig ist. Ich möchte mich ja auf eine Textpassage beziehen und nicht immer auf den ganzen Text.
Wird das Unnütze nicht herausgenommen, besteht die Gefahr, dass Du zitiert wirst, der Nächste wird mit Deinem Zitat komplett zitiert, der wieder Nächste ... usw.
Dann werden beim Zitieren noch Fehler gemacht und Du musst erst einmal herausfinden, wo der Fehler überhaupt ist ... Das Lesen wird also immer schwieriger.

2. Unter den Beiträgen gibt es die Schaltfläche "Antwort". Wenn Du da drauf klickst, wird ein Editor geöffnet, in dem Du schreiben kannst. Darunter sind die letzten Beiträge in umgekehrter Reihenfolge aufgelistet. z.B. hier kannst Du einen Text mit der Maus markieren und z.B. mit [Strg][C] in die Zwischenablage kopieren. Nun platzierst Du den Cursor in Deinem eigenen Text und fügst den Inhalt der Zwischenablage mit [Strg][V] an der für Dich passenden Stelle ein. Nun markierst Du diesen Text noch einmal und drücke dann auf die Schaltfläche mit der Sprechblase über Deinem Editor. Fäddisch ...

Es gibt noch ein paar andere Varianten, doch die beiden reichen ja erst einmal.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: TAL am 04 Juli 2025, 10:21:05
Du kannst auch einfach die Zeilen rauskopieren und einfügen, dann [quote ] vor den zu zitierenden Text schreiben, und [/quote ] dahinter. (Ohne die Leerzeichen)
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 04 Juli 2025, 11:25:46
Hi Kraechen!

Ich kenne mich mit dem Mist zwar nicht aus, doch hier im Forum sollte dies nicht thematisiert werden, meinst Du nicht?
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 04 Juli 2025, 11:35:17
Ok. Entschuldigung.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Olli am 04 Juli 2025, 12:36:13
Hi Kraechen!

Kein Ding ...

Leider ist es tatsächlich so: Wer spielen will, der findet einen Weg ...

Nun möchte ich gerne noch etwas ansprechen. So, wie ihr Euch um Sohnemann kümmert, kann er sich doch Eurer sicher sein. So lange ihr ihn betüddelt, kann er ungestraft alles machen, was er will.

Nun stelle Dir vor, er wäre sich Eurer nicht mehr sicher ...  Ihr müsst auch an Euch denken. Von Eurem Sohn immer wieder vor den Kopf gestoßen zu werden, egal, wie ihr Euch anstrengt, zerstört Eure geistige Gesundheit.

Sagt ihm klipp und klar: Beim nächsten Mal wird er Euch verlassen müssen. Ihr wollt nicht mit zusehen, wie er sich zerstört und ihr wollt Euch auch nicht zerstören lassen durch ihn. Eine einzige Chance hat er ... nicht mehr ...

Zu dieser letzten Chance gehört alles auf den Tisch zu legen, was bisher hinter Euren Rücken geschehen ist. Hier geht er noch "straffrei" raus. Gebt ihm ein oder zwei Tage Bedenkzeit. Es wird in ihm arbeiten. Mal sehen, wie er dann auf Euch zukommt.

Allerdings sage ich auch gleich: Was ihr androht, dass müsst ihr auch umsetzen! Ansonsten gibt es auch solch ein Tänzchen, wie damals bei mir. Da hat nur eines "geführt" ... meine Sucht ...
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 04 Juli 2025, 15:50:47
Hallo Olli. Es (be)rührt mich, dass du immer so tolle Worte findest. Ich kann sie heute aus noch einer anderen Perspektive betrachten als gestern.
Jeder, der es geschafft hat aus der Spielsucht zu kommen, hatte "seinen" eigenen Moment. Ganz individuell- und persönlich. Ohne Skala- und ohne Werte- unterschiedliche Anstöße, um eben wirklich zu sagen: jetzt reichts!
Ich verkünde mal ganz mutig: heute ist mein erster Tag der Co-Abhängigen-Abstinenz. Und ich verkünde das, ganz ohne ein (heutiges) Tun unseres Sohnes.
Ich weiss, dass er uns in der Wahrheit belogen hat. Und ich weiss das zufällig. Nur durch Lesen eines Beitrags, der noch nicht einmal in "meinem" Kontext stand.

M. hat nächste Woche seine Abschlussprüfung. Gestern ist sein Arbeitsvertrag gekommen. Er hat den darin festgeschriebenen Stundenlohn mit seiner monatlichen Arbeitszeit multipliziert- und das Ergebnis in einen Netto-Gehaltsabrechner eingegeben. Er hat sich so gefreut. Und er wirkte stolz- glücklich- und wohl auch erleichtert. "Vorsicht!" Sagte ich noch. "Das kommt erst im August- und es gehört nicht dir....."
Ich weiß nicht, ob er seit letzter Woche Donnerstag noch einmal gespielt hat. Ich freue mich für ihn, wenn es wahr ist. Aber.... ich könnte seinen Worten nicht Vertrauen.
Du erinnerst dich an die Idee mit der Kladde? Die soll er am Tag seiner Prüfung bekommen. Er ist ab dann dazu in der Lage sich ganz und gar selber zu versorgen. Eine der letzten Sätze lautete: ".... wir schenken dir hiermit etwas sehr sehr Wertvolles. Unser Vertrauen....."
Das geht jetzt nicht mehr.
Zumindest hat es sich verschoben. Ich vertraue in ihn. Ich vertraue darauf, dass das was wir ihm so in seinen Lebensrucksack gelegt haben noch da ist. Es ist vielleicht vergraben- aber er trägt den Rucksack noch- also wird es (noch) nicht verloren sein. Ich vertraue in sein Denken und sein Können. Aber, im Moment vertraue ich nicht dem, was er mir sagt.
Wenn wir ihm jetzt die "noch eine letzte Chance" geben.... Was soll dann noch schlimmeres passieren? Dass er uns bestiehlt- vielleicht sogar seinen Bruder? Weil es bisher so glatt lief- und immer alles irgendwie gut gegangen ist?
Er schafft es nicht mit unserer Hilfe. Er schafft es vielleicht ohne- und so wie es sich aktuell darstellt- noch nicht sofort. Das ist mir übrigens auch noch im Zusammenhang mit dem "Walz" Gedanken klar geworden- er wird den Absprung aus der Sucht ja nicht danach legen können, wie es gerade am besten in seinen Lebenslauf passt. (wenn es doch so einfach wäre!).
Er soll seine Prüfung machen- er soll ein Werkzeug kriegen, dass ihn an diesen Tag erinnert- und dass er hoffentlich viele Jahre nutzt (und nein- es ist noch nicht einmal ein "teures" Werkzeug). Und er soll die Kladde kriegen- mit meinem Wunsch dass er auszieht und einigen, hoffentlich einigermaßen weisen und wahren Worten.
Ich habe keinen Groll auf ihn- und auch keine Vorwürfe. Ich bin enttäuscht- und im Augenblick habe ich noch nicht einmal Tränen.
Ich will nicht mehr festhalten- und oh! wie metaphorisch: das gibt auch ein bisschen Kraft an mich zurück.
Ich weiss dass ich ganz großes Glück habe, nicht nur ein "ich", sondern auch ein "uns" zu sein. Ich kann erst am Sonntag Abend mit meinem Mann sprechen. Ich hoffe, er trägt das so mit- aber ich denke schon. Noch einmal ein kleines "Alter Falter!" eine Nachricht in die Welt lässt sich schneller verbreiten- als ein Gespräch! Wer hätte das noch vor .....? Jahren gedacht?
Viele liebe Grüße und euch allen eine gute Zeit!
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: andreasg am 04 Juli 2025, 18:00:00
Hallo Kraechen,

Danke für Dein Teilen. Es klingt erst einmal so, als wäre alles nun im Lot, und nun ist alles bereit, einen gangbaren Weg zu gehen, für ihn - und für mich!
Da ist noch viel Kopflast bei, viel Reflektion, viele Sorgen, viele Zweifel.
Es kann funktionieren, wenn er sich ändert, aber es braucht einen Umkehrschluß.

Das Kernwort heißt: "LOSLASSEN", und das ist nichts finales, es ist kein Wunschpaket, es ist zuerst eine Geste. Die Hände mit den Handinnenflächen zu öffnen, und ihm seinen Weg gegen lassen. Und wenn dann eine Veränderung stattfindet, hat Du einen ersten Schritt geran. Dein Sohn gewinnt eine Freiheit, die er womöglich noch nicht kannte, und er wird seinen Weg gehen, so oder so. Aber zuerst stehst Du an einer Weggabelung, und Du kannst entscheiden, wie es Di damit geht, wenn Dir ein Vertrauen in Deine Stärke geschenkt wird.

Der Genesungsweg ist (für mich) ein langer mühseliger steiniger Weg, der mich zum stürzen bringt, an dem ich mir die Knie blutig schlage, aber an dem ich im Vertrauen auf Genesung aufstehe, und weitergehe, ohne zu klagen und zu jammern. Das ist es, was mich jeden Tag neu bewegt, nach vorne zu schauen.  In einem Klinikaufenthalt vor 22 Jahren bin ich in eine schwere vertrackte Situation gekommen, daß ich hyperventilierte. Der Arzt und Therapeut hat mich aufgefordert,einen Spazierganz zu machen. So zog ich , völlig durch den Wind geschossen, in ein Waldstück, und da habe ich einen Menschen kennen gelernt, den ich vorher noch nicht kannte: mich selber.! Ein guter Freund von mir hat ähnliches auch in seiner Therapie erlebt, und das hat Solidarität vermittelt. In der Selbsthilfe geht es primär um Solidaritätsgemeinschaften. Jemend hat das, was ich nicht habe, und mancher scheinbare Irrweg zeigt sich gangbar zielführend. Ich kann das nicht kontrollieren, nur selber erleben, immer Einen Tag zu zeit.

Ich möchte Dir ein Versprechen mit auf Deinen Weg geben, ich gabe dieses von den Anonymen Co - abhängigen erhalten:

7. Ics gelingt mir, gesunde und liebevolle Beziehungen aufzubauen und lebendig zu erhalten. Der Wunsch andere zu kontrollieren und zu manipulieren, lässt in dem Maß nach, wie ich lerne, dnen zu vertrauen die vertrauenswürdig sind.

schöne 24 Stunden

Andreas
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 04 Juli 2025, 21:42:53
Hallo Andreas! Wahre starke Worte. Es stimmt natürlich. Wir sind noch lange nicht am Ende- meine Familie- mein Sohn- ich.
und trotzdem: es ist ein Anfang- auch für uns alle und jeden einzeln. Ich hab' heute echt hinter etwas Schlimmes geguckt. Das hätte ich nicht für möglich gehalten- ihm (und auch der Sucht) nicht zugetraut. Nicht so weit. Zu weit...
Ich hatte einen schönen Abend mit Freunden. Letzte Woche um diese Zeit habe ich mich übergeben.
Ich schaffe das nicht alleine. Und das ist o.k.. / Es geht mir heute für mich selbst überraschend gut. Danke, dass ich hier schreiben kann.

Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 15 August 2025, 21:18:51
Hallo und guten Abend!
Inzwischen ist ein kleiner Zeitraum vergangen- es ist viel passiert in den letzten Wochen und ich nutze dieses
Forum wieder einmal um mich ein bisschen zu sortieren. Gelesen habe ich immer mal- und heute hat Eva (herzlich willkommen in dieser Runde!) mich inspiriert. Ich schmunzle noch über „was ist denn jetzt mit Grillen am Samstag?“ Das könnte bei uns genauso ablaufen. Und an Tagen die „schwer“ sind und verzweifelt und manchmal traurig sagt er dann (und meint es wohl auch so) „es ist ok, wenn du sagst, du brauchst etwas Zeit und Ruhe. Du musst das dann nur auch sagen…. ;)
Was M.‘s Spielsucht betrifft ist es (leider) ruhig geworden. In dieser Woche ist er nicht zur Selbsthilfe Gruppe gefahren. In der Woche davor ist er wirklich richtig schlecht gelaunt nach Hause gekommen. Ich denke, da wurde etwas besprochen, dass er lieber verdrängen würde (z.b. seiner Freundin vom Rückfall zu erzählen), aber ich spekuliere nur und weiß es nicht. Wenn er auch in der nächsten Woche nicht geht, werde ich mal fragen was los war.
Aktuell verhalten wir uns alle ein bisschen so, wie Kleinkinder beim Verstecken spielen. Hände vor die Augen „wenn ich dich nicht sehe, siehst du mich auch nicht“.
Die Abschlussprüfung hat er bestanden, den Anschlussvertrag (befristet bis Januar) hat er auch.
Ein Meilenstein. Ich wäre gerne glücklich darüber, aber es macht mir Angst. Größere Kreditrahmen, höhere Schulden, größere Verzweiflung und Selbstvorwürfe…
Ich denke so viel über Glücksspielsucht nach, dass ich manchmal glaube, dass ich versuchen muss Abstand dazu aufzubauen um mich selber wieder finden zu können. Ich schaffe es aber (noch) nicht. Vielleicht gelingt es mir besser, wenn ich alles so oft hin und her geschoben habe, dass die Struktur für mich passt.
Ich denke (und ja ich weiß, ich schaue von außen drauf) der Wunsch aufzuhören muss sich aus dem Leidensdruck des Spielens entwickeln- und nicht aus dem (finanziellen)Leidensdruck des Verlierens.
Ihr ratet hier ja auch oft, dem verlorenen Geld nicht hinterher zu trauern, sondern eher der verspielten Zeit, bzw. den Gelegenheiten das Leben zu erleben.
So wie Eva ihren Start spielfrei zu leben beschrieben hat.
Es ist wirklich nur ganz ganz schwer auszuhalten, nichts machen und nur abwarten zu können.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Eva54 am 15 August 2025, 22:07:20
Hallo KRAECHEN,

vielen lieben Dank für Deine Worte und Dein Willkommen.

Ich weiß, wie schwer es ist, zu wissen, was man tun sollte – und es dann auch wirklich zu tun. Schon wenn man verliebt ist, ist das manchmal kaum auszuhalten. Aber wenn es um das eigene Kind geht, das man so sehr liebt, dass es fast weh tut, dann ist es unbeschreiblich hart. Dein Herz sagt: „Ich will ihn retten, koste es, was es wolle.“ Und ich kann diesen Impuls nur zu gut verstehen.

Als meine Tochter drei Jahre alt war, wollte sie ihre Hand in den heißen Backofen stecken, weil es drinnen so schön geflimmert hat. Mein entschiedenes „Nein“ hat damals Tränen, Wut und sogar die Drohung ausgelöst, sie würde ausziehen.
Meine andere Tochter wollte mit zehn Jahren unbedingt ein echtes Hello-Kitty-Tattoo. Auch hier gab es ein klares „Nein“.
Damals hat keine von beiden verstanden, warum. Heute sind sie mir dankbar – dankbar für ein „Nein“, das sie vor Schaden bewahrt hat.

Bei Deinem Sohn ist es schwieriger, weil er erwachsen ist. Du hast nicht mehr die Macht, einfach ein „Nein“ durchzusetzen. Aber vielleicht hilft Dir dieses Bild:

Dein Sohn sitzt in einem tiefen, dunklen Loch. Du liebst ihn so sehr, dass Du denkst: „Ich springe zu ihm runter, damit er nicht alleine ist.“
Doch wenn Du hinunterspringst – mit all Deinen Sorgen, Deinem Geld, Deiner Energie – sitzt ihr beide unten fest. Niemand kann Euch rausziehen, und Dein eigener Halt geht verloren.

Was Dein Sohn braucht, ist nicht, dass Du mit ihm unten bist. Er braucht jemanden, der oben bleibt, stark steht – und ein Seil knüpft. Ein Seil aus Geduld, Liebe, klaren Grenzen und der Bereitschaft, zu helfen, wenn er selbst die Hand ausstreckt. Das Seil musst Du von oben hinunterlassen – er muss es aus eigener Kraft ergreifen und hochklettern.

Ich weiß, es bricht Dir das Herz. Aber Kinder – auch erwachsene Kinder – haben das Recht, im Leben zu scheitern. Manchmal ist das der einzige Weg, aus dem eigenen Loch herauszufinden.

Und Du? Du musst auf Dich achten, damit Du das Seil knüpfen kannst.

Hol Dir Luft: Spaziergänge, Bewegung, ein Hobby, das Dir Freude macht.

Rede mit Menschen, die Dich verstehen.

Setze klare Grenzen – finanziell, emotional, zeitlich – ohne Dich schuldig zu fühlen.

Suche Dir professionelle Unterstützung, wenn es zu schwer wird.

Finde eine Angehörigengruppe vor Ort oder nimm an Online-Meetings teil – Du bist nicht allein!

Nur wenn Du oben bleibst, kannst Du ihm helfen, wieder ans Licht zu kommen.

Herzlichst
Eva
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 16 August 2025, 18:27:04
Hallo Eva! Vielen Dank für deine Antwort. Es liest sich so schön- aber auch (zu) einfach.
Ich würde das gezeichnete Brunnenbild gerne etwas verändern und ergänzen.
M. sitzt dann in einem alten Stollen eines ehemaligen Bergwerks, der nun zu Wohnzwecken umgebaut wurde. Es gibt mehrere Stockwerke in dem Haus unter der Erde. In dem Haus, in das M. hineingeraten ist, gehören alle Bewohner zu einer Familie, die Sucht heißt. Auf -1 wohnen die jüngsten Kinder der Suchts. Sie sind noch ein bisschen beeinflussbar und (noch) nicht richtig böse. Aber auch sie haben mit dem Einzug in -1 schon gesagt bekommen: achtet auf Seile, die von oben kommen! Schneidet sie sofort ab, wenn ihr sie seht!
Auf -2 wohnen Jugendliche der Familie Sucht. Sie haben M. gesagt, dass er nicht nur zu Besuch kommen darf. Er muss auch Geschenke mitbringen. Gar nichts großartiges, eben so viel, wie er sich leisten kann.
Manchmal sehen die Jugendlichen ein Seil, dass von oben hinuntergelangt. Die kleinsten passen eben abends und nachts noch nicht so gut auf. Dann schneiden sie es ab.
Auf -3 wohnen die erwachsenen Suchts. Sie haben die tollste Wohnung und die coolsten Gäste. Um da rein zu kommen, muss so viel Eintritt gezahlt werden, wie M. es sich von seinem Einkommen nicht leisten kann.
Er hat uns gefragt, ob wir ihm Geld dafür geben können. Er meint, die Suchts wären wenn man sie kennt gar nicht böse- und leicht zu durchschauen. Er meint, wenn man es geschickt anstellt, bekommt er sogar auch Geschenke von ihren!
Hier unten bei Suchts kommen ganz selten Seile an.
Wo stehe ich in der Geschichte. Ich bin ratlos oben auf der Straße. Mein Gefühl sagt mir, dass M. In ein Haus gegangen ist, an dem wir sonst immer vorbei gegangen sind. Ich hatte gehört, die Bewohner seien bisweilen gefährlich. Ich hatte nie Kontakt zu ihnen.
Nun stehe ich hier und kann nicht weiter gehen. Mein Kind ist weg. Ich sehe ihn nicht. Er hört nicht, wenn ich ihn rufe, weil bei Suchts die Musik so laut ist. Es ist die Art Musik, die M. gerne hört….
Ich kann mich nicht weg bewegen. Ich spüre, es geht ihm nicht gut. Ich versuche mit Bekannten von Suchts ins Gespräch zu kommen. Einige haben sie gut kennengelernt und waren einige Jahre eng zusammen. Aber nie befreundet. Das geht mit Suchts nämlich nicht.

Ich kann nur hoffen, dass M. sich nicht lange wohlfühlt dort. Dass er erkennt, dass es sich um keine Freunde handelt. Er selber gefällt ihnen ja auch gar nicht. Sie wollen ihn verändern. Das Geld, das ihm gehört reicht ihnen nicht. Es gefällt den Suchts, wenn er krank wird und nur noch sie besucht.
Ich könnte rein gehen zu ihnen. Aber ich traue ihnen nicht. Ich habe Angst vor ihnen und möchte nichts mit ihnen zu tun haben.
Ich kann mein Kind nicht alleine lassen. Ich lasse mir also etwas zu essen bringen. Ich habe gerade keine Kraft selber einzukaufen. Das geht vielleicht, wenn M. mir mitteilt, dass ich nicht auf ihn warten soll, weil er noch bleiben möchte. Dann hoffe ich, dass das Seil das uns verbindet so stark ist, dass es an ihm zieht, wenn ich weggehe. Und das Suchts es nicht durchschneiden.


Eltern haben nichts - aber auch gar nichts in der Hand. Sie wohnen auch bei Suchts. Sie gehen zur Arbeit und manchmal auch raus. Aber sie nehmen kaum Freunde mit dahin. Dort gibt es kein Lachen und keine Leichtigkeit. Kein Vertrauen und keine Liebe. Ein nicht gern gesehener Gast im Hause Sucht ist die Hoffnung. Sie ist unbeirrbar und sie kommt jeden Tag für einen kurzen Augenblick vorbei. Ich hoffe, dass sie das nächste Mal, wenn sie nach oben kommt mein Kind mitbringt!

Ich wünsche allen, die dich dazu bereit fühlen ein gutes Meeting und einen guten Austausch. Leider kann ich heute nicht dabei sein.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Eva54 am 17 August 2025, 10:56:44
Hallo Kraechen,


wenn ich hier schreibe, ist es wie ein Versuch, mit Worten ein Bild zu malen. Ein Bild, das Du Dir anschauen kannst, wenn Du möchtest. Es soll kein Urteil sein, keine Belehrung, kein besserwisserischer Kommentar.

Ich sehe Deine Situation nur von außen, und aus dieser Distanz fehlen mir viele Farben, die das Ganze erst vollständig machen würden. Sollte es dennoch jemals so wirken, als klinge etwas überheblich oder altklug, dann tut mir das aufrichtig leid – das ist niemals in meiner Absicht!

Schön, wie Du das Bild weitergemalt hast. Es macht sehr deutlich, wie bedrückend und zugleich verlockend dieses „Haus der Suchts“ sein kann. Man spürt in Deinen Worten die Liebe zu M., aber auch die Ohnmacht, nicht einfach eingreifen zu können.

Auch wenn Du draußen vor der Tür stehst – gerade dadurch, dass Du bleibst, zeigst Du Deine Stärke. Deine Liebe und Dein Seil zu ihm sind da, auch wenn er sie im Moment nicht wahrnimmt. Das kann selbst die Sucht nicht einfach zerstören.

Ich wünsche Dir viel Kraft, Geduld und Vertrauen darauf, dass M. irgendwann selbst erkennt, dass es dort keine Freunde gibt – und dass er den Weg nach oben sucht.

Du bist nicht allein – und Dein Dableiben macht einen Unterschied.

Herzlichst
Eva
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Kraechen am 17 August 2025, 12:27:59
Hallo Eva!
Vielen Dank für deine Antwort(en). Ich habe dein Brunnenbild mehrere Stunden mit mir getragen bis ich darauf antworten konnte, weil es eben nicht „von außen „, „altklug“ oder „belehrend“ ist. Es hat mich sehr berührt und beschäftigt. Ein sehr guter Vergleich und eine gut gewählte Veranschaulichung.
Als betroffene Mutter empfinde ich (und das ist auch ganz sicher nicht allgemein gültig und höchst individuell) es aber nicht so leicht, standhaft zu sein und ein Seil zu knüpfen und „gelassen“ abzuwarten.
Meine Darstellung, dass Eltern auch bei Suchts wohnen ist nicht richtig. Aber ich habe das Gefühl, ich wohne in der gleichen Straße und kann nicht wegziehen.
Ich bin in ganz großer Abhängigkeit von den Entscheidungen meines Kindes. Ich kann unsere Beziehung auch nicht lösen und hoffen, dass ich mit einem anderen Partner glücklich werden kann.

Es kommt nicht darauf an, ob und inwieweit ich Schuld an der Situation bin. Ich habe keine Möglichkeit die Lage so zu verändern, dass sie für mich in Ordnung wäre. Ich muss sie so hinnehmen, wie mein Sohn sie mit seiner Wahlfamilie, den Suchts gestaltet.
Ich brauche professionelle Hilfe, weil ich in der gleichen Straße wohnen muss. Ich versuche nicht unterzugehen. Und manchmal habe ich Angst, ich schaffe es nicht.
Dann helfen mir Worte, und Erfahrungen und vor allem Perspektiven, die ich hier finden kann.
Titel: Re: solche Sorgen....
Beitrag von: Eva54 am 18 August 2025, 23:04:24
Guten Abend Kraechen,

es ist völlig verständlich, dass es Dir nicht leichtfällt, gelassen zu bleiben – wenn das eigene Kind betroffen ist, fühlt man sich, als würde es einen zerreißen. Dass Du Dir eingestehst, Hilfe zu brauchen, zeigt Deine Stärke, nicht Deine Schwäche.

Vielleicht tröstet Dich der Gedanke: Wir sehen immer nur die Berge, die vor uns liegen, und vergessen ganz, dass die, die hinter uns liegen, genauso hoch waren. Du hast sicher schon vieles geschafft, auch wenn es schwer war – das beweist Deine Kraft. Schritt für Schritt wirst Du auch diesen Weg gehen können. Vertraue darauf, dass jeder kleine Schritt zählt und dass auch für Dich wieder hellere Tage kommen werden. Auch wenn Du heute noch nicht weißt, wie das aussieht.

Herzliche Grüße
Eva