Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: LiquitWalker am 29 Juli 2025, 09:43:43
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Hallo zusammen,
ich möchte heute meine Geschichte mit euch teilen. Vielleicht hilft es mir, alles einmal aufzuschreiben, und vielleicht finde ich hier auch Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben.
Angefangen hat alles, als ich 18 war, wie bei so vielen anderen. Erst waren es gelegentliche Besuche im Casino, mal mehr, mal weniger. Später kam dann das Online-Glücksspiel dazu, zuerst mit einem Kumpel, irgendwann dann alleine. Es wurde immer mehr, alles hat sich hochgeschaukelt, und ich bin da richtig reingerutscht.
Mittlerweile bin ich 26, habe einen festen Job, mit dem ich solide verdiene. Eigentlich stehe ich im Leben, aber diese Sucht hat mich trotzdem immer wieder eingeholt.
Vor zwei Jahren habe ich mir einen Kredit über 15.000 Euro genommen, um meine Schulden zu tilgen und endlich mal etwas Ruhe zu haben. Den zahle ich bis heute regelmäßig ab, und wenn alles wie geplant läuft, ist er in etwa zwei Jahren komplett getilgt.
Ich habe es dann auch geschafft, eine lange Zeit nicht zu spielen, ungefähr ein Jahr, denke ich. In dieser Zeit ging es mir spürbar besser. Ich komme aus einfachen Verhältnissen, Geld war bei uns nie im Überfluss da, und ich habe mir oft gewünscht, einfach mal ein finanzielles Polster zu haben, ohne ständig sparen zu müssen. Genau dieser Wunsch war ein Trugschluss, und trotzdem bin ich Anfang dieses Jahres wieder rückfällig geworden.
Ich habe erneut online gewettet, in der Hoffnung, schnell etwas rauszuholen. Natürlich ging das nach hinten los, und ich habe wieder Geld verloren. Es sind keine neuen Schulden entstanden, ich musste auch keinen weiteren Kredit aufnehmen, aber ich habe trotzdem unnötig Geld verspielt, das ich besser hätte nutzen können.
Seit gestern weiß meine Freundin Bescheid. Sie wusste zwar, dass ich früher gespielt habe, ging aber davon aus, dass das längst vorbei ist. Ich wollte das irgendwie alleine mit mir ausmachen, aber jetzt ist es aufgeflogen. Sie ist verständlicherweise sehr wütend, und ich habe große Angst, dass ich sie verliere. Sie bedeutet mir unglaublich viel.
Mir ist vollkommen klar, dass das eine Sucht ist. Ich habe oft das Gefühl, ich könnte das allein in den Griff kriegen, aber ich merke auch, dass mir der Austausch mit anderen wahrscheinlich guttun würde. Deshalb bin ich jetzt hier.
Ich weiß gerade nicht genau, wie es weitergehen soll, aber ich weiß, dass ich nie wieder spielen will. Und dieses Mal meine ich es ernst. Kein „mal sehen“, kein „vielleicht irgendwann“. Ich will und ich werde jetzt einen Schlussstrich ziehen, und zwar endgültig.
Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich hier ab und zu reinschreibe, um meine Gedanken zu sortieren und mich daran zu erinnern, warum ich nie wieder zurück will.
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Hi Liquitwalker,
erst einmal - du kannst hier so viel und so oft schreiben wie du möchtest. Wenn dir das hilft, dann ist es genau das Richtige und ein erster Schritt. Geteiltes Leid ist halbes Leid.
Das Aufhören ist nicht einfach. Nach den Eskapaden habe ich mir das auch oft gesagt, aber die Realität ist meist eine andere.
Du kannst dich bei der Glücksspielbehörde in Darmstadt für 99 Jahre sperren lassen und bist damit schon mal geschützt vor den lizensierten Anbietern. Dann ist es natürlich an dir, nicht bei den illegalen Anbietern zu spielen.
Du bist noch jung und kannst das alles rechtzeitig stoppen und ein normales Leben führen. Bezüglich deiner Freundin - ja, verständlich. Ich kenne euch beide nicht, aber wenn du ihr etwas bedeutest, wird sie das hoffentlich verstehen. Du hast keine Schuldenberge und vielleicht ist das auch für dich ein Ansporn, nie wieder zu spielen.
Grüße
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Hallo,
Lieben Dank für die nette Nachricht. Ich werde mich erst einmal in Darmstadt sperren lassen. Das ist eine gute Idee.
Ich hoffe das mit meiner Freundin kriege ich hin und mein Leben nimmt einen anderen Lauf.
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Hallo Liquiswalker,
Herzlich Willkommen,
auch bei denen, die nie wieder spielen wollen...! Spielsucht ist eine Krankheit, und wir - ich kann sie nicht kontrollieren. Es ist ist gut, daß Du Dich mit dem Thema auseinandersetzen magst, und ich sehr mit freuen, den allerschwersten Schritt hast Du schon getan! Aber leider git zuerst , das Eingeständnis der Störung, des Mangels, des Andersseins. Das braucht Hilfe, und wir bienten, wei in jeder Selbsthilfegruppe eine Solidaritätsgescheinschaft, um unser Problem zu lösen.
Zum "allerschwersten Schritt" stelle ich hier mal gerne einen Link ein:
https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,7121.0.html
vielleit findet ihr Dort Neue Wege? Ich wünsche Euch das.
Ansonsten . Schreiben ist für mich ein elementares Werkzeug der Genesung, dabei lass Dich nicht aufhalten.
schöne 24 Stnden
Andreas
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Guten Morgen, Liquitwalker!
Herzlich willkommen!
Ach, wie gerne würde ich NIE WIEDER die Worte NIE WIEDER hören :)
Was soll es sein? Eine Art Beschwörungsformel für einen selbst? Eine Art Wunderpille, die wir uns selbst zusammenbrauen? Nun, wir sind ja hier um andere Blickwinkel zu erhaschen und sie ggf. zu übernehmen.
NIE WIEDER - ist ein Ziel, welches wir erst mit dem Tode erreichen!
NIE WIEDER - hat also keinerlei Erfolgserlebnisse, an denen ich mich zu meinen Lebzeiten erfreuen kann.
NIE WIEDER - keine Erfolgserlebnisse - keine Motivation ...
NIE WIEDER - trotzdem Rückfall: "Ich hatte doch nur ein Ziel und selbst das schaffe ich nicht!" - Minderung des Selbstwertes
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Es gibt aber eine Alternative! Die lautet: "Ich erlaube mit nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen. "
Nun, dieses Mantra kann ich mir heute sagen und morgen auch wieder. Übermorgen kann ich es ebenfalls nutzen, um spielfrei zu bleiben.
Allerdings wache ich morgen früh schon auf in dem Bewusstsein, dass ich gestern ... das heutige Heute ... spielfrei geblieben bin. Vielleicht gab es ja sogar Trigger, die mein Verlangen nach der Suchtausübung fast ins Unerträgliche gesteigert hatten Wenn ich ihm oder ihnen erfolgreich entgegen getreten bin, dann habe ich eine wichtige Erfahrung mehr in meinem Oberstübchen, auf welche ich zur Motivation zurückgreifen kann. Selbst heute abend schon kann ich mit der Genugtuung ins Bett gehen, niemanden enttäuscht zu haben ... vor allem mich selbst nicht.
Mein Gott, wie oft haben wir uns selbst mit unseren Gedanken beschissen, damit wir einen "Grund" fürs zocken hatten. Darin waren wir doch wirklich gut. Wieso also diese Art der "Kompetenz" nicht nutzen und sich selbst sagen: "Ich erlaube mir nur für heute spielfrei bleiben zu dürfen! Aber vielleicht morgen ... morgen ist noch früh genug." Und wieder trägst Du Dein Vorhaben in den nächsten neuen Tag!
Sorry, da Ihr Beide die beiden "bösen Worte" genutzt habt, musst ich darauf erst einmal reagieren! :)
Aber ja, Du kannst hier schreiben, bis Dir die Finger bluten. Das Schöne ist ja nicht nur, dass Du Deinen momentanen Gedanken und Gefühlen einen Raum gibst, sondern Du hast selbst die Möglichkeit in ein paar Wochen oder Monaten zu schauen, wo Du warst und wo Du dann stehst.
Einem selbst fällt es ja oftmals nicht auf, dass wir uns verändern. Was hilft da wohl besser bei der Erkenntnisse, als die Worte, die aus der eigenen Feder stammen?
Mr. Nobody hat Dir schon den Tip mit Oasis gegeben. Was er hier vorschlägt, ist die befristete Sperre auf 99 Jahre. Erst nach Ablauf dieser Frist kannst Du den Antrag auf Entsperrung stellen. Die Zeitspanne sollte also einem "lebenslänglich" gleich kommen ... :)
Zudem solltest Du Dir die Software gamban zulegen. Dies ist eine Schutzsoftware, die den Zugriff auf schädliche Seiten blockieren soll. Es gibt da draussen auch noch viele weitere Produkte: Bet Blocker, txnogame, betfilter, gamblock, freedom ...
Natürlich kannst Du jede Software aushebeln, wenn Du das unbedingt möchtest. Aber ... das braucht Zeit ... Diese Zeit kannst Du vielleicht dann wieder nutzen, um Dich auf Dein eigentliches Vorhaben zu besinnen.
Ich habe es dann auch geschafft, eine lange Zeit nicht zu spielen, ungefähr ein Jahr, denke ich. In dieser Zeit ging es mir spürbar besser.
Zu allererst möchte ich hier herausstellen, dass Du spielfrei sein kannst! Das hast Du Dir bewiesen. Auch, dass Dir diese Zeit gut getan hat. In all den Jahren in der Suchthilfe habe ich diese Worte schon tausendfach gehört und gelesen. Weisst Du, wieso das so traurig ist? Weil das Gefühl des Versagens, welches sicherlich auch bei Dir mit dem Rückfall einher ging, vermeidbar gewesen wäre.
Das Blöde dabei ... wir finden dies oft erst im Nachgang heraus ...
In meiner damaligen SHG hatte ich gelernt, dass man ein dreiviertel bis ganzes Jahr benötigt, um "trocken" zu werden. Dies beinhaltet aber auch die Arbeit an sich selbst. Wie sollen wir aber etwas "anders" machen, wenn wir gar nicht wissen, was dieses "Andere" ist?
Der Mensch macht immer nur das, was er kennt. Und macht er etwas Neues, dann besteht nicht nur die Aussicht auf Erfolg, sondern auch auf Mißerfolg. Wieso muss jeder das für sich alleine herausfinden? - Nun, Du bist hier, um neue Sichtweisen zu erhalten - durch gegenseitiges Teilen der Erfahrungen. Wer weiss? Vielleicht reicht Dir die Selbsthilfe nicht? Oder sie macht Dich neugierig auf "mehr"?! Dann gibt es immer noch die professionelle Suchthilfe. Die stehen alle Möglichkeiten offen.
Samstags haben wir ein Webmeeting. Installiere Dir bei Interesse den kostenlosen Zoom-Client und dann klickst Du pünktlich um 19 Uhr auf den Link in meiner Signatur. Wenn Deine Freundin möchte, dann kann sie gerne auch teilnehmen.
ich habe große Angst, dass ich sie verliere. Sie bedeutet mir unglaublich viel.
Lese dieses Zitat jeden Tag. Diese Angst ist nicht entstanden, weil Du gewettet, sondern gelogen und Vertrauen zerstört hast. Willst Du Dich zukünftig auch so sehen? Dir ist bewusst geworden, dass Du weitaus mehr verlieren wirst als Zeit und Geld, wenn Du wieder anfängst. Doch Du veränderst Dich auch bei fortschreitender Sucht - und das nicht zum Besseren.
Sucht macht auf lange Sicht einsam ...
Aber hey ... Du hast nun die Reissleine gezogen, hast allen Mut zusammen genommen und Deine ersten Zeiten in Deiner neuen Gruppe geschrieben. Das war doch schon mal ein Anfang ... Nun bleibe einfach am Ball ...
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Hallo Olaf,
Vielen Dank für deine liebe Nachricht sie hat mir gerade sehr geholfen.
Ich werde mal reinschauen vielleicht bringt es mir was.
Danke, dass es Menschen wie euch gibt Menschen, die sich helfen.
In unserer Gesellschaft gibt’s das viel zu wenig.
Heute bin ich spiel frei und morgen auch.