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« Letzter Beitrag von TAL am Heute um 20:00:46 »
Hallo Kraechen,
ein solcher 'Werdegang' läßt sich nun nicht unbedingt darauf zurückführen, daß er 'behütet' aufgewachsen ist. Das kann ich von mir jedenfalls definitiv nicht behaupten, und trotzdem bin ich hier.
Da spielen deutlich mehr Faktoren mit hinein, und ja, sein ADHS erhöht aufgrund der damit verbundenen neurologischen Besonderheiten wohl tatsächlich das Risiko, eine Suchterkrankung zu entwickeln. Mein Vater ist zwar kein Spieler, aber definitiv Alkoholiker, was mir (kaum zu glauben) auch erst bewußt wurde, als ich mich mit meiner eigenen Sucht auseinandersetzen mußte. Bei ihm wurde auch erst vor Kurzem ADHS diagnostiziert, da war er um die 60. Aber seitdem erklärt er fast alles damit.
Dennoch... das ist eine Erklärung, aber keine Entschuldigung. Meine Schwester ist nicht süchtig, und lebt (zwar nach einer sehr exzessiven Jugend) heute auch gut und eigenständig (sie kommt in dem Punkt deutlich nach ihm, auch wenn ihr das keiner sagen würde), auch wenn sie es nicht leicht hatte. Es geht also.
Von Seiten der Verwandten wurde ihr immer ein Absturz 'prophezeit'.
Ich hingegeh war immer der Ruhige, Introverierte, Vernünftige.
Tja, und wen hat's 'erwischt'?
Und wie gesagt, behütet waren wir nicht. Meine Mutter hätte sich niemals auf unsere Seite gestellt. Für sie war immer alles ganz normal, und die Anderen haben schon recht. (Sie ist da nochmal ein anderes Thema, auch hier ist 'schwarz-weiß' schwierig, aber egal.)
Das Umfeld der Kindheit ist daher gar nicht unbedingt immer ein entscheidender Faktor, und im Hier und Jetzt sowieso 'Geschichte'.
Wie meine Vorredner bereits sagten, muß er schon selbst ins Handeln kommen, wenn er etwas ändern will. Und das heute.
Das mit dem Wieder-Aufnehmen kenne ich persönlich auch. Meine 'Karriere' endete mit einer ordentlichen Portion Selbstmitleid auf der Bank einer Bushaltestelle. Dort sagte ich mir wütend "Nie wieder!" und schaltete mein Handy aus. Die 'Wut' war neu, sonst war es immer eher... Resignation. Laßt mich einfach zufrieden.
Die ersten Wochen waren hart, aber glücklicherweise war es Anfang August. Zumindest keine Minusgrade.
Hätte ich es drauf angelegt, hätte ich zurückgehen können. Vielleicht nicht sofort, aber spätestens am nächsten Tag. Der Anruf meiner besseren Hälfte wäre gekommen.
Wie die Male davor. Ich habe bei meiner Rückkehr nie etwas 'versprochen'. Es kamen nie Fragen. Die Handlung, mich anzurufen, resultierte jedes Mal eher aus einer Art 'schlechtem Gewissen'. Wozu ich aber sagen muß, daß ich damit nicht so offen umgegangen bin wie dein Sohn. Ich habe mich scheiße verhalten, aber niemand wußte, warum.
Aber ich kann die Aussage von Olli nachvollziehen. Mit etwas mehr 'Konsequenz' wären mir vielleicht ein paar 'Runden' erspart geblieben. Aberderseits kann man das auch niemandem vorwerfen außer mir selbst.
Konsequenzen und 'Geradlinigkeit' sind jedenfalls wichtig. Du solltest daher nichts 'androhen', was du nicht auch wirklich durchziehen würdest. Wenn du dir also sagst, du kannst ihn nicht rauswerfen (was durchaus verständlich wäre), dann drohe auch nicht damit.
Ich wollte damals vieles, und das meiste war nichtmal gelogen... ich habe es selbst geglaubt. Aber der Weg da raus ist nicht leicht, und nur allzu oft entscheidet man sich dann doch für den vermeintlich einfacheren Weg. Bis man irgendwann wirklich 'genug' davon hat. Und selbst das ist kein Garant.
Ich lebe schon länger 'ohne'. Es geht also. Und wenn ich es mir eines Tages doch einmal anders überlegen sollte, dann ist das eben meine Entscheidung.
Ich würde zu den Fragen Anderer gar nichts sagen. Außer vielleicht "Es geht ihm gut.". Das sollte reichen. Ist doch eh nur eine Floskel. Und ob er nun rückfällig geworden ist oder nicht, geht niemanden etwas an. Ich denke, die Entscheidung darüber, wem er das sagt, sollte er ohnehin selber treffen. Auch, aber nicht nur, bei seiner Freundin.