Hi Marco!
Stelle Dir einmal vor, könntest Deine Sucht von Dir abspalten als eigenständige Person. Ihr zwei seit alleine. Ihr sitzt nebeneinander auf einer Bank. Die Sucht erzählt Dir tottraurig den Inhalt Deines Beitrags. Was würdest Du tun? So rein intuitiv?
Ich würde ein wenig näher an ihn heran rücken. Einen Arm würde ich um ihn legen. Wahrscheinlich würde ich noch nicht einmal etwas sagen. Ich würde einfach da sein für ihn, ihm zuhören, ihn trösten. Ich würde ihm mein Mitgefühl zeigen.
Würde ich ihm vorwerfen, dass er ein schlechter Mensch wäre? Er weiss doch, was er falsch gemacht hat. Er weiss, dass er gegen seine eigenen Werte verstoßen hat. Rein rational weiss er es! Wir sind aber keine rein rationalen Wesen. Unser Leben wird durch Emotionen bestimmt. Die Emotionen werden von der Sucht maskiert - ohne es zu wollen.
Was hilft also? Eine Inventur des Inneren ... denn ... wenn etwas nicht funktioniert hat, dann heisst es dieses Etwas auf eine andere Art anzufassen. Dazu sollte man aber zunächst einmal eine Bestandsaufnahme machen, damit wir nicht blind herumstochern mit dem "anders machen".
Also ... wer bist Du? Mit welchen Charaktereigenschaften könntest Du Dich beschreiben? Wie wärest Du gerne?
Gegen welche Werte hast Du verstoßen und wie sorgst Du dafür, dass Du sie künftig einhälst?
Irgendwo hier im Forum habe ich mal die "12 Schritte, aber wie?" der AS (anonyme Spieler, heute GA) eingestellt. Darin findest Du einige Ansätze, wie Du Deine Inventur aufbauen kannst.
Du darfst Dir also ruhig Selbstmitgefühl entgegen bringen. Die anstehenden Veränderungen brauchen ihre Zeit. Irgendwann schnippst Du mit den Fingern (machst vielleicht eine neue Inventur) und Dir fallen auf einmal viele Veränderungen an Dir auf, die Du bewusst angestoßen, aber gar nicht wahr genommen hast. Habe also ruhig auch Geduld mit Dir.
Wieso ist Dir die Frage, wieso gerade Du spielsüchtig geworden bist, so wichtig? Wieso quälst Du Dich damit? Was bringt Dir das?
Ist es Selbstmitleid?
Es ist doch ganz einfach ... es ist, wie es ist ... und nun mache das Beste daraus!
Das Selbstmitleid versetzt Dich in die Vergangenheit, was so viel bedeutet wie: Du lebst nicht im Jetzt!
Stelle Dir ruhig Fragen ... ich verspreche Dir, die Flut an Fragen wird nicht abbrechen, wenn Du dies zulässt. Die Fragen müssen aber ein Ziel haben: Dich im Jetzt voran zu bringen!
Egal wie ich reagierte, was ich tat oder wie ich handelte. Ich konnte es eh niemanden mehr recht machen.
Wem hast Du mit dem Rückzug denn am Meisten geschadet? Ist es denn nicht logisch, dass das nicht funktioniert? Sich Frust oder sonstige negative Emotionen ansammeln und sich dann in der Sucht ihr Ventil suchen? Die Anderen so in die Irre geführt werden und ihre Enttäuschung mit der Zeit anwächst?
Erlaube Dir doch Du selbst zu sein! Du musst nicht perfekt sein ... darfst Ecken und Kanten haben. So sind wir doch alle.