Hi Andi!
Als ich damals meine Abstinenzentscheidung traf, da dachte ich auch, dass irgendwie die Zeit alle Wunden heilt.
Also war ich den ersten Monat abstinent und dann des zweiten.
Aber irgendwie reichte mir das nicht.
Ich hatte damals das Glück, dass ich einen Schwager habe, der ebenfalls glückspielsüchtig ist.
Er drängte mich sanft aber stetig ihn zur SHG in Köln zu begleiten.
Da ich aber ja dachte: Mir kann keiner helfen! und ich Jahre vorher diese schon mal als Alibi mißbraucht hatte, lehnte ich immer ab.
Doch irgendwann sagte ich zu und habe es nie bereut.
Es waren die selben alten Hasen da, die immer noch die selben Geschichten erzählten.
Da hier - bei den GA - jeder nur von sich erzählte, musste ich lernen auch zwischen den Zeilen zuzuhören.
Denn egal, was ich, als Beispiel, von mir gab, jeder hatte dazu eine kleine Anekdote - eine Erfahrung aus seinem Leben zu verschenken.
Ich hatte die Wahl mir diese anzunehmen oder sie liegen zu lassen.
Da ich aber ja gewillt war an mir zu arbeiten, nahm ich diese mit nach Hause als Hausaufgabe und dachte viel darüber nach.
Nun gibt es ja viele Möglichkeiten der Kommunikation. Doch ich denke, dass die "Aug in Aug" immer noch die Effektivste ist.
Hier kannst Du nicht, wie im Forum, einfach den Deckel des Läppis zumachen, wenn Du keine Lust hast oder Dich bedrängt fühlst.
Du musst Dich mit der einzelnen Thematik auseinander setzen - und das ist auch gut so.
Du kannst den Geschichten lauschen und die erzählende Person betrachten. Hier erkennst Du schnell, ob sich jemand wohl oder auch unwohl fühlst. Du kannst entsprechend reagieren und unterstützend eingreifen.
Du siehst sofort, wenn sich jemand etwas in die eigene Tasche lügt und kannst offen und ehrlich Deine Erfahrungen zu dem Thema geben. Du kannst es der Person so leichter machen aufrichtig zu sich und den anderen zu sein - nach Innen und nach Aussen.
Und obwohl diese Menschen dort erst einmal alle fremd sind, so ist es ihre Aufrichtigkeit - ihr Bemühen, ihr Leben in die Bahnen zu lenken, in denen man es sehen möchte, welches sie allesamt schnell zu Freunden werden lässt.
Das kann sich auf das Meeting beschränken oder auch nicht.
Ich sage es eigentlich immer ungerne, doch solch ein Forum hier gehört zu den niedrigschwelligen Hilfsangeboten.
Das geschriebene Wort kann das Erleben der Mimik und Gestik nicht ersetzen, Wir sehen keine Gefühlsregungen. Das macht das Unterstützen so schwer und es kann auch zu Fehlinterpretationen führen.
Daher lege ich Dir von Herzen nahe, Dir eine SHG in Deiner Nähe zu suchen. Natürlich geht auch eine Beratungsstelle, an die vielleicht eine Gruppe angesiedelt ist.
Es ist tatsächlich wie dieser abgelutschte Vergleich mit dem Fleisch. Gönne Dir eher selten wirklich gutes Fleisch, anstatt permanent billige Discounterware.
Die Zeit heilt keine Wunden - es sind Deine Selbstheilungskräfte, die dies tun. Und die brauchen Futter - Input von Aussen - real erlebt.