Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Ein unendlicher Weg

  • 48 Antworten
  • 28702 Aufrufe
Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #45 am: Gestern um 16:34:15 »
@Andreas:
Dein Text ist wie ein innerer Monolog in Bildern – voller Geschichte, Orte, Gerüche. Du beschreibst ein Leben, das nicht vergessen will, aber auch keins, das dich heute noch steuert. Das hat Kraft. Nur: Sehnsucht bleibt kein Treibstoff. Sie ist ein Echo. Entscheidend ist, was du heute siehst, wenn du in der Gegenwart stehst – nicht, was mal geglänzt hat.

@Roy1234:
Du beschreibst nüchtern, was viele hoffen: Dass mit der Zeit nichts mehr zieht. Kein innerer Reflex, kein „nur mal kurz schauen“. Bei dir klingt das nicht nach Kampf, sondern nach Haltung. Und genau das ist die Richtung, die ich meine. Wenn kein Reiz mehr da ist, braucht’s keinen Widerstand mehr. Dann bist du raus – nicht, weil du dich zwingst, sondern weil es dir einfach egal ist.

@Rubbel:
Deine Antwort hat Schwere – verständlich. Es geht bei dir nicht mehr um Spielsucht, sondern um Lebenswunden. Die Sucht war Auslöser, nicht Zentrum. Dass du heute trotzdem funktionierst, zeigt, dass du mehr verarbeitet hast als viele je begreifen werden.
Aber: Für manche heißt Freiheit eben „Abstand“. Für andere bleibt es ein inneres Mahnmal. Beides legitim. Nur darf man nicht so tun, als gäbe es nur einen Weg.

@Olli:
Wichtiger Hinweis: Ich hab bewusst verallgemeinert – weil es nicht um mich ging. Ich bin draußen. Kein Drang, kein Thema. Aber viele, die mich kontaktieren, sind mitten drin. Und ich will ihnen zeigen, dass es mehr gibt als nur „durchhalten“.
Was du über das Diskutieren mit dem inneren Anteil sagst, ist genau richtig – wer diskutiert, verliert. Wer das Ding aber mal angesehen und entkoppelt hat, merkt: Es war nie ein Feind, es war nur eine schwache Version von sich selbst.

@Ilona:
Dein Vergleich mit dem Rauchen bringt es auf den Punkt. Erst stört’s, dann ist’s lästig, dann ist’s tot. Du bist 30 Jahre weg – weil das Thema keinen Platz mehr in deinem System hat. Und das ist der Zustand, den ich meine: kein Trigger, kein Reiz, keine Anstrengung.
Das hat nichts mit Glück zu tun. Es ist Konsequenz. Und die kann man bewusst wählen.

Fazit:
Ein Satz kam mir dabei in den Sinn:
Um die Person zu werden, die du sein möchtest, musst du die alte Version von dir sterben lassen.

Solange noch ein Teil in dir an der Illusion hängt – an Nervenkitzel, Hoffnung, Flucht – bleibt das Thema lebendig.
Der Ausstieg beginnt nicht mit Kontrolle. Er beginnt mit Klarheit:
Das bin ich nicht mehr. Und ich will auch nicht zurück.

Dann braucht’s keine Disziplin mehr. Kein „Ich darf nicht“.
Sondern: Es interessiert mich nicht mehr.

Das ist kein Kampf, sondern ein Schnitt.

Eure Ansichten haben mir geholfen, vielen Dank! :)
Für weitere Perspektiven bin ich natürlich immer offen.

LG
OG

*

Offline Ilona

  • *****
  • 4.014
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #46 am: Gestern um 20:57:38 »
… aber nicht vergessen, dieses Gefühl bzw. dieser Zustand ist nicht gleich am Anfang da. Er entsteht mit der Zeit.

Alles Gute!

LG Ilona

Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #47 am: Heute um 08:48:05 »
Könnte es sein, dass echte Freiheit dann erreicht ist, wenn einem das ganze Thema einfach egal geworden ist?
Nicht durch Disziplin – sondern weil innerlich keine Verbindung mehr da ist.

Was meint ihr?

Geht das – oder bleibt da immer ein kleiner Rest, den man ein Leben lang kontrollieren muss?

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Aus meiner Sicht.

Fast alles in meinem Leben als Spieler war darauf ausgerichtet, meinen inneren Zwang genüge zu tun.
Doch einmal aufgehört wendet sich das Blatt und - und ein langsames Sterben der Sucht beginnt.

Nein - meine alte Version ist nicht gestorben, und eine neue gibt es auch nicht.
Sondern nur ein kleiner Teil von dem, was ich ausgemacht habe und wer ich war, ist gestorben.

Die Erinnerungen bleiben, vergleichbar mit einem Kriegsschauplatz, und ich bin froh, dass nach vielen Jahren Sucht …. Frieden herrscht. 

*

Offline andreasg

  • *****
  • 2.273
Re: Ein unendlicher Weg
« Antwort #48 am: Heute um 09:45:53 »
Hallo Ihr,

was mir spontan in den Sinn kommt, ist mein Haushaltsbuch. Das klappe ich nach Ultimo auf, d.h. ich öffne die Datei, und eröffne einen Monatsplan. Dem füge ich noch unerwartete Einnhmen und zu erwartende Ausgaben, sowie Aufwendungen für Hobby und Luxus, manchmal auch aus der Sucht herraus gekauftes... dazu.  Ich schaue tagtäglich nach meinem Kontostand, analysiere diieses in der Datei, und dann werde ich innerlich ruhig. Das Führen des Haushaltbuches ist die Antwort auf meine Sozialen Ängste. Ich glaube, da steckt womöglich noch ein Sklave in mir, der tüchtig mit den Kettenrasselt, aber qauch dem kann ich jeden Tag die Quittung geben: Es ist bei mir noch nicht zu einer Katastrophe gekommen, seit ich mich dem zwanghaften Spielen entziehe.
Ich kann mein Vertrauen in einer Neuen Freiheit aufbauen

Einen Tag zur Zeit

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums