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Meine Familie braucht Hilfe...

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Meine Familie braucht Hilfe...
« am: 03 Dezember 2010, 02:18:24 »
Hallo!
Es geht um meinen Bruder. Er ist 20 Jahre alt und spielsüchtig. Ich habe mich schon öfters mit der Spielsucht befasst, da ich eine Freundin habe die spielsüchtig ist und mein Ex Freund war auch spielsüchtig. ich weiss nicht warum- aber irgendwie werde ich davon verfolgt.Nur jetzt geht es um meinen Bruder, den ich sehr liebe... Mein Bruder hat sich innerhalb der letzten 6 Monate sehr verändert. Er ist total in sich gekehrt und wird auch sehr schnell agressiv. Ich denke, dass er schon länger spielen geht. Richtig rausgekommen ist es aber erst, als er meine Bankkarte geklaut hat und sich 150 Euro überwiesen hat. Da hat er zugegeben, dass er spielsüchtig ist. Er hat versprochen nicht mehr spielen zu gehen. Meine Eltern beklaut er die ganze Zeit. Ich weiss nicht wie, aber letzte Woche hat er die ec-Karte von meiner Mutter aus dem Portemonaie genommen und hat sich 200 Euro abgehoben. keine Ahnung, woher er die Pin Nummer hat. Diese Woche wieder 200 Euro. Ich gebe meinen Eltern auch Schuld, weil sie glaube ich nicht verstehen wie schlimm das eigentlich ist. Sonst würden sie vielleicht mal besser auf Ihre Bankkarten achten. Mein Bruder hatte eine Ausbildung zum Fachlagerist. Die hat er nach 2 Monaten verloren, weil er nicht zur Schule gegangen ist. Hat er keine Lust drauf gehabt. Ich habe meinen Vater gesagt er soll ihm kein Geld mehr geben. Gestern habe ich erfahren dass er ihm 75 Euro gegeben hat zum Tanken, damit er sich arbeit suchen kann. Ist doch klar, dass das Geld nicht für Benzin draufgegangen ist?!? Jetzt will mein Papa ihn rausschmeissen. Bis Januar soll er sich eine Wohnung suchen. Aber ich habe Angst um meinen Bruder. Angst, dass es noch viel schlimmer wird. Ich habe mit meinem Ex Freund gesprochen- Er kennt meinen Bruder ja auch und wenn ich ihm das alles erzähle, sagt er, hört sich das nicht mehr nach meinen Bruder an. Mein Ex Freund sagt, ddass er sich selber verloren hat und das beste wäre ihn in eine Klinik zu bringen. WIe läuft das denn da ab? Ich habe Angst, dass er sich seine Zukunft verspielt. Was sollen wir nur tun? Gibt es hier jemanden, der auch so eine Erfahrung gemacht hat? Vielleicht eine Mutter oder eine Schwester? Wenn ja, dann schreibt mir doch bitte eiene Antwort...

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Offline Olli

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Re: Meine Familie braucht Hilfe...
« Antwort #1 am: 03 Dezember 2010, 12:12:47 »
Hallo Susanne!

Ich heiße Olaf und bin selber von der Krankheit Spielsucht betroffen.

Über 20 Jahre lang wurde ich in meiner Sucht unterstützt.
Ich erhielt zwar keinerlei finanzielle Zuwendungen, doch meine Eltern ließen mich billig bei sich wohnen, wodurch im mehr Geld zum Spielen hatte.
Ich wurde zig male rausgeworfen - und nach ein paar Tagen wieder aufgenommen.

Wir Spieler leben in einer Scheinwelt während der aktiven Zeit.
Wir überschreiten Grenzen - für uns selber fast umerklich - und besänftigen unser Gewissen mit Selbstbetrug.
Wir erzählen unsere Lügen so lange, bis wir selber felsenfest daran glauben.

Aus heutiger Sicht wünsche ich mir nur, meine Eltern hätten konsequentes Verhalten an den Tag gelegt ...

Wir Spieler benötigen häufig unseren "persönlichen Tiefpunkt" - sprich - die Konsequenzen unserer Handlungen müssen körperlich und geistig Schmerzen verursachen.
Dann besteht die Hoffnung, dass wir anfangen umzudenken - die Fassade aus Lug und Trug einzureissen.
Das, was wir dann sehen, gefällt uns gar nicht - doch hier entscheiden wir, ob wir etwas ändern wollen oder nicht.
Ihn in eine Klinik zu bringen - ohne seinen eigenen aufrichtigen Willen - ist daher oftmals zum Scheitern verurteilt.

Rede noch einmal mit Deinen Eltern - wenn er kein Geld mehr hat, dann ist dies sein Problem. Ihm dieses durch Geldspenden abzunehmen, entlässt ihn aus seiner Verantwortung.
"Irgendwer wird mir schon helfen" - "Es hat ja bisher immer funktioniert" - diese Gedanken müssen durchbrochen werden.

Der Zugang zu den EC-Karten MUSS verwehrt werden - und wenn ihr sie zerschnibbelt.

Lasst ihn spüren, dass Ihr konsequent sein könnt.
Lasst ihn aber auch spüren, dass Ihr für ihn da seit, wenn er bereit ist, sich selber Hilfe zu suchen (die finanzielle Hilfe wieder ausgenommen).

Viele Grüße
Olaf

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline stoni

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Re: Meine Familie braucht Hilfe...
« Antwort #2 am: 31 Januar 2011, 17:32:26 »
Olli,
das sehe ich genau so wie du.Nur Konsequenz führt dich dazu,Veränderungen zu beginnen.Bei mir war es damals die eingereichte Scheidung.Davor hat mir meine geschiedene Frau immer abgekauft,daß ich aufhöre zu spielen.Solange dies funktioniert hat,gab es keinen Anlaß für mich,was zu ändern.Und ihre "Kontrollen" über Geld,unerklärliche Abwesenheit usw.konnte ich immer geschickt umgehen.Auch bei mir gabs immer wieder finanzielle Unterstützung fürs Tanken o.ä. von meinen Eltern.Unbewußt haben sie damit meine Sucht finanziert.Als dann die eingereichte Scheidung auf dem Tisch lag,habe ich das erste Mal gespürt,daß sie ernst macht.Erst da habe ich für mich wirklich gespürt,daß ich die Sache ohne Hilfe nicht packe...daß ich mir dringend Hilfe suchen muß!Meine Ehe ist dann 2008 trotzdem geschieden wurden.Heute habe ich ein verdammt gutes Verhältnis zu meiner Ex-Frau.Ich bewundere sie dafür,wie lange sie die,für sie unerträgliche Situation,mitgemacht hat.Damals hat sie sich von der Coabhängigkeit gelöst und mir somit den Weg gezeigt.Und wenn ich heute in eine kritische Situation komme,dann habe ich Ansprechpartner,die um mein Problem wissen.Ich gehe zwar nicht mehr in eine SHg schlechthin,aber meine Familie und meine Freundin ersetzen diese wunderbar!Das wichtigste ist für mich,daß ich offen mit meiner Krankheit umgehen kann und daß meine Umwelt davon weiß!In diesem Sinne hoffe ich auf weitere spielfreie Zeit für mich und für alle anderen Betroffenen!
LG

 

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