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Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Bin hier neu und hab leider schon längere Erfahrung als Angehörige

  • 7 Antworten
  • 10084 Aufrufe
Hallo,

in diesem Forum bin ich neu. Gelesen habe ich  schon öfter in diversen Foren und auch schonmal was geschrieben.

Erstmal großes Kompliment, das man sich hier so schnell registrieren kann, super!

Ganz kurz zu mir: Ich bin Ehefrau eines Spielers, der schon sehr lange spielt und einiges versucht hat, um damit aufzuhören - Aber, ich stelle leider immer wieder fest, er kann es nicht lassen...

Ich bin z.Z. al Co-Abhängige in Therapie und mein wahrscheinlich größtes Problem ist konsequente und harte Schritte zu unternehmen.

Und bitte lasst euch von meiner oft nüchternen und rationalen Art Dinge zu beschreiben nicht in die Irre führen. Das ist ein Teil von mir, aber eben nur ein Teil - und ein anderer sehr starker Teil ist Angst vor dem Alleinsein, Angst vor eventuellen von mir nicht gewünschten Reaktionen meines Mannes und Angst falsch zu handeln!

Nun zu meiner aktuellen Frage:
Wie soll ich mich verhalten, wenn ich den starken Verdacht habe, das mein Partner in der Spielhalle ist?
Kann (oder sollte?) ich, wenn ich das Bedürfnis dazu habe, ihn suchen und zur Rede stellen, ihn konfrontieren?
Kann das etwas bewirken, oder renne damit nur gegen Wände und mache mich dabei vielleicht sogar eher lächerlich?

Einerseits habe ich gerade jetzt das Bedürfnis dazu, andererseits ist es auch sehr unangenehm durch die in Frage kommenden Hallen zu ziehen, zu suchen und selbst von den "Gästen" oder dem Personal irgendwie komisch angeguckt zu werden. ???

Danke schonmal für eure Antworten
Mond

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Offline PeLe

  • *
  • 10
Hallo Mond,

ich kann dein Bedürfnis ihn zu konfrontieren absolut verstehen. Ein guter Fruend von mir ist spielsüchtig und auch ich habe oft den Drang dazu in die Spielhalle zu gehen und ihn bloß zu stellen.
Ich habe diesbezüglich einen Sozialarbeiter gefragt und die Antwort war eindeutig.
Was würde denn wahrscheinlich passieren? Er sucht sich die nächste Spielhalle, dann wieder die nächste und irgendwann fährt er in eine andere Stadt oder versteckt sein Auto. Es macht also keinen wirklichen Sinn, nach der Aussage des Sozialarbeiters.
Ich fahre manchmal trotzdem einige Spielhallen ab, ich gehe aber nicht hinein. Nicht weil ich Angst habe mich lächerlich zu machen. Das Personal ist mir egal. Ich habe selbst mal in einer Spielo gearbeitet und wenn man nicht ganz blind ist, dann konnte ich mir schon damals vorstellen, was das für die Angehörigen bedeutet.
Ich suche ihn einfach für mich selbst, damit ich es Schwarz auf Weiß habe sozusagen. Ich neige manchmal dazu, das "Gute" im Menschen zu sehen und andere Möglichkeiten zu finden wo er noch sein könnte. Das brauche ich dann nicht mehr. Es ist dann eindeutig, er ist wieder spielen. Mir fällt es dann auch nicht schwer konsequent zu sein.
Bei Glücksspielsucht ist das ja nicht so "einfach" (klingt total blöd ich weiß).
Ich meine bei einem Alkoholiker riecht man ne Fahne oder die Hände zittern, bei anderen Drogen sieht man es an den Pupillen usw. Das hat man ja bei Spielsucht nicht.
Ich weiß nicht ob es der richtige Weg ist nicht rein zu gehen. Deshalb hab ich mich hier auch angemeldet, damit ich mir mehrere Meinungen anhören kann und nicht nur die vom Sozialarbeieter. Denn ich habe auch ANgst was falsch zu machen.
Liebe Grüße Pele

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Offline Olli

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  • 6.907
Herzlich willkommen Mond!

Wie Du sicherlich schon gelesen hast, bin ich Spieler - seit ein paar Jahren abstinent.

Und ja, ich bin bestimmt in meiner aktiven Zeit mehrere Dutzend Male rausgeholt worden ...
Fühlte ich mich gedemütigt? - Ja!
Hat es mich auf lange Sicht interessiert? - Nein!

Obwohl ich mich nach aussen immer so rigoros - ja, manchmal kompromisslos gebe, so behaupte ich doch von mir einen sehr sensiblen Kern zu haben.
Mein Hauptproblem war immer mein Selbstbewusstsein.
In meinen Augen konnte ich nie die Erwartungen anderer erfüllen - war dadurch unfähig eigene Ziele zu verfolgen.
Wurde ich also mit Gezetere, Geschreie - oder auch ohne ein Wort aus der Halle geholt, so fühlte ich mich in meinem "Minderwert" bestätigt und sah dadurch keinerlei Veranlassung an mir etwas zu ändern.

Aus heutiger Sicht denke ich aber auch, dass jedes einzelne dieser Ereignisse ein wichtiges Puzzlestück von Tausenden war, was letztendlich dazu geführt hat, dass ich von mir aus spielfrei werden wollte.

Wenn Du also die Kraft aufbringen kannst, die SH aufzusuchen - dann mache es ruhig.
Dabei geht es lediglich darum, dass er Dich registriert - mehr nicht.
"Peinliche" Situationen helfen weder ihm noch Dir.
Sobald er Dich gesehen hat - gehe wieder ...

Und mal ganz ehrlich - was ein Angestellter dort denkt ist sowas von schnuppe.
Für diese Berufsgruppe sind suchende sich sorgende Angehörige alltägliches Geschäft.

"Angst vor eventuellen von mir nicht gewünschten Reaktionen meines Mannes und Angst falsch zu handeln!"

Vor welchen Reaktionen hast Du Angst?
Davor, dass ER Dir die Schuld daran gibt, dass ER spielt?
Dass ER herumbrüllt - Deine eigenen Schwachstellen als Waffe gegen Dich einsetzt?

Diese Fragen und diese Reaktionen sind Nonsens ...

Als Co-Abhängige kennst Du die wichtigste Frage unter Euch beiden: Wo bleibst Du?

Die Liebe, die Euch einst hat heiraten lassen ist bei ihm in dieser Form längst nicht mehr existent.

Was hat Dein Mann bisher denn alles versucht?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Hallihallo,

Bin auch ganz neu hier, und das Problem von Mond ist genau auch mein Problem.
Mein Mann war viele Jahre abstinent.
Letztes Jahr der 1. Rückfall. Dieses Jahr ein Katastrophe.
Er hat meinen Schnmuck verkauft, geht an das Konto seiner Mutter (die lange im Ausland ist) usw.
Heute Morgen habe ich Kontoauszüge von dem Konto seiner Mutter gefunden. Sie nur hingelegt und wortlos zur Arbeit gegangen. Ich mag mich nicht mehr aufregen. Habe schon sooo viel getobt. Das nutzt alles nix. Habe die EC Karten eingesammelt. Jetzt wird er sich wohl wie schon öfter Geld leihen.
Ich weiß auch nicht mehr wss ich tun soll.
Ihn kotzt alles an (hat z.Zt. auch nur nen Mini-Job) er versinkt im Selbstmitleid. Unfähig sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Ich bin es sooo leid alles verstecken zu müssen, oder mit mir rumzuschleppen. Ich habe auch keine Kraft mehr. Das ist alles schon zu lange.
Ich habe auch Ängste vor Reaktionen, aber mittlerweile ist es auch mir egal. Dann soll er zusehen, so kann und will ich nicht mehr weiterleben. Ich sitze jeden Tag 9 Stunden (mit Weg) auf der Arbeit und grübel. Kann mich schlecht konzentrieren usw.
Ich werde mich auch heute Nachmittag wenn ich nach Hause komme nicht aufregen. (Habe ich mir jedenfalls vorgenommen). Ich möchte nur dass das aufhört.
Aber ich kann ihm nicht helfen, er kann sich nur selber helfen. Und das sieht man ganz ganz schlecht aus.
Es ist wie ein Hamsterrad, aber ich habe den Stock zum Anhalten noch nicht gefunden, leider.....

Mond,wenn Du was weißt, laß es mich wissen. Ich habe erst mal Adressen für Selbsthilfe und so rausgesucht.
Und ich habe einen Termin bei einer Anwältin, um zu wissen, was auf mich zukommen würde, wenn ich mich trenne. ich habe gar keinen Nerv, die /2 Wohnung auszuzahlen, geschweige denn Unterhalt. Nur was ist auf Dauer preiswerter und ruhiger.
Ich bin sehr enttäuscht und sehr traurig.
Mein Mann überschreitet immer mehr Grenzen und das macht mir Angst und mich fertig. Dafür gehe ich nicht arbeiten.

Tschaui weiße Rose

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Offline Ilona

  • *****
  • 3.682
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Liebe weiße Rose,

herzlich willkommen in unserem Forum. Wie du gelesen hast, bist du hier mit deinem Problem nicht allein. Es sind einige Angehörige im Forum, die Ähnliches erlebt und bewältigt haben und andere, die noch voll im Geschehen sind und nach Wegen aus der Sucht suchen.

Du hast dir ja schon Adressen von Selbsthilfegruppen raus gesucht. Berichte doch mal wie es dir dort geht. Ich würde dir als Hintergrundinfo noch was zum Lesen empfehlen. Die Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW hat auch eine Broschüre speziell für Angehörige. Sie heißt "Nichts geht mehr!" Du kannst sie online bestellen, sie wird dir dann zugeschickt.

http://www.gluecksspielsucht-nrw.de/materialien.php?cmd=kampagne&PHPSESSID=3054a13f2461701f2cc8c66dda5bf3f4

Alles Liebe und viele Grüße

Ilona

Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Liebe Ilona,
ganz ganz lieben Dank. Habe mir alles direkt bestellt.
Ich hoffe sehr, dass wir das bewältigen können. Dadurch dass ich mich gestern tatsächlich gar nicht aufgeregt habe, bin ich einen großen Schritt weiter gekommen.
Mein Mann war dadurch sehr irritiert  ;D Das kann ich empfehlen. Wir haben zum 1. Mal ganz ruhig darüber gesprochen, und zum 1. mal hat er auch eingesehen, dass er spielsüchtig ist. Und will zur Beratung gehen. Ich hoffe sehr, dass er das macht. Er hat gestern ein richtig schlechtes Gewissen gehabt. Er tat mir fast leid. Ich hoffe sehr, dass bald alles wieder gut ist.
Ich habe im auch dieses Forum gezeigt. ;)

Lieben Gruß
weiße Rose

*

Offline Ilona

  • *****
  • 3.682
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Liebe weiße Rose,

das ist doch schon mal ein wichtiger erster Schritt: Ihr seid wieder im Gespräch und im Kontakt. Jetzt heißt es aber Ruhe bewahren und diese Gesprächsatmosphäre pflegen. Egal was passiert. Von einigen Spielern weiß ich, dass sie "absichtlich" einen Streit provozieren, um dann Türen schlagend in die nächste Spielhalle gehen zu können.

Alles Gute und liebe Grüße, Ilona

P.s. Wo sind eigentlich unsere anderen Forumsmitglieder?
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Hallo ihr Lieben,

erstmal vielen vielen Dank für eure Beiträge und Antworten!
Leider schaffe ich es nur unregelmäßig hier zu lesen und zu schreiben.
Eines meiner Probleme ist auch mein schlechter Umgang mit Zeit und ich versuche auch dies anzugehen.

Ich hatte in der Vergangenheit immer mal wieder Suchaktionen in Spielhallen gemacht und meinen Mann dort auch des öfteren gefunden (es gibt 2 - 3 "Stammspielhallen"). Mal war ich ganz ruhig, hatte versucht mit ihm zu reden (hatte sogar schonmal auf ihn gewartet - großer Fehler!), hatte geschimpft und geschrieen, oder gar nichts gesagt. Meistens hatte ich allerdings auch den Eindruck, dass ich in gar nicht erreichen konnte (oder wenn doch, nur für einen kurzen Augenblick).

Meine Gefühle wärend dieser Aktionen waren auch sehr unterschiedlich, mal war ich sehr wütend - dann waren mir die anderen Spieler und die Mitarbeiter dort total egal. Dann war ich ängstlich und hoffte nur ihn nicht zu finden. Andere male war ich extrem enttäuscht, dass es mal wieder so weit war und dann gab es Momente, wo mir dies alles absolut peinlich war und ich diese Situationen auf mich projeziert hatte. Will sagen, dass ich so einen Partner hatte und es nicht schaffte ihn davon abzubringen, oder mich zu trennen.

Diese negativen Gefühle brachten mich eigentlich dazu, ihn nicht mehr suchen zu gehen.
Ich versuche mir wie ein positives Mantra immer wieder zu sagen, dass es nicht in meiner Macht liegt, ihn vom Spielen abzuhalten.

Manchmal überkommt mich aber doch der Wunsch meine Ahnung bestätigt, oder widerlegt zu bekommen. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich muss ihn auf frischer Tat ertappen, damit meine Verdachtsmomente gerechtfertig sind. Eigentlich ganz schön blöd, oder? Eigendlich müsste doch er mir eher beweisen, dass er nicht mehr zockt, oder?

Abschließend für jetzt (das Scheiben wird schon "unkomfortabel" - Text viel zu lang? :-[) will ich nur noch sagen, dass ich Ollis Rat befolgt habe und ihn auf dem Weg zu meinem Tai-chi-Training gesucht, gefunden und ihn damit konfrontiert habe, das ich ihn beim zocken gesehen habe (Ausreden zwecklos sind) und dann gegangen bin. Ich habe dann mein Training besucht, bin dann nach hause gefahren und habe dort mit einer Freundin telefoniert.

Ein winzig kleiner Effekt war, dass mein Mann früher als üblich nach hause kam und wiederholt sagte, dies sei das letzte mal gewesen... Es wäre wirklich nur zu schön, wenn es denn stimmte...
Immerhin war er diese Woche nicht zocken!

Noch mal vielen dank für all eure Anteilnahme und lese gerne weitere Beiträge
 :-* Mond

 

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