Unterstützen Sie unsere Arbeit Jetzt spenden!
Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
» Mittwochsgruppe    |    » Samstagsgruppe
     

Spielsperrvertrag

  • 14 Antworten
  • 19124 Aufrufe
Spielsperrvertrag
« am: 03 September 2006, 13:01:40 »
Hi, erst einmal mein Kompliment an dieses Forum. Toll, dass es so etwas gibt. Macht so weiter. Hier nun mein Anliegen. Habe vor 1 Jahr eine Selbstsperre für 2 Jahre veranlasst. Gestern bekam ich einen Brief der Spielbank mit einem beiliegenden Spielsperrvertrag, den ich unterzeichnen und zurücksenden soll. Die Sperre war von mir ausdrücklich nur für die Westdeutschen Spielbanken verlangt worden. Nun erhalte ich im Anhang eine Aufschlüsselung verschiedener Spielbanken, bei denen ich nach Unterzeichnung des Spielsperrvertrages dann automatisch mit gesperrt werden soll. Für den Fall, dass ich den Spielsperrvertrag nicht innerhalb von 3 Wochen zurücksende, kündigen sie mir mit sofortiger Wirkung meine alte Sperre fristlos und erteilen mir zugleich  Hausverbot für sämtliche Spielcasinos (Vollmacht), die im Anhang aufgeführt werden. Als Laufzeit ist "bis auf weiteres" angegeben. Nun meine Frage: Wie soll ich darauf am besten reagieren? Ich bezeichne mich nicht als Suchtspieler - die Selbstsperre habe ich veranlasst, weil das von mir vorgesehene "Spielbudget" aufgebraucht war. Habe mich bereits vorher schon mal sperren lassen aus gleichem Grund. Lege mir immer einen gewissen Betrag zurück, mit dem ich dann Spielen gehe. Im übrigen gibt es noch den Passus, dass ich den Vertrag nur kündigen kann, wenn durch einen Anwalt/Notar bestätigt wird, dass meine finanziellen Verhältnisse geordnet sind. Was muss ich denn dem Anwalt alles zur Überprüfung vorlegen und was kostet denn wohl solch eine Bescheinigung? Hoffe, dass Ihr mir ein paar Tipps geben könnt.

Viele Grüße Angie

*

Offline Mavrole

  • **
  • 30
  • Am Ende des Tunnels gibt es immer ein Licht!
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #1 am: 03 September 2006, 14:48:58 »
Hi Angie!

Nur mal so eine konstruktive Frage. Warum gehst Du eigentlich ins Casino?
Mach ein Spieleabend mit Deinen Freunden. Wozu muss man um Geld spielen, wenn man es zur Seite legen kann und sich sinnvollere, schönere Sachen davon leisten kann?
Hast Du keine Träume? Warum verschwendest Du Gedanken an diesen Brief?`
Geh nicht mehr hin und setz Dir andere Ziele!  ;)

Grüssle
Mavrole
Wenn das Leben Dir ein Citrone schenkt, dann mach Limonade draus!!!!

Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #2 am: 03 September 2006, 16:21:41 »
Hallo Mavrole, ins Casino gehe ich, weil mir die prickelnde Atmosphäre gefällt. Ich mag die Spannung und ich denke, wenn man ab und zu sein Glück dort mal probiert, ist es etwas anderes, als ein Spieleabend mit Freunden! Und um mein Geld brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, wenn Du mein Post richtig gelesen hast.
Alles Gute für Dich Angie

*

Offline muc

  • *
  • 4
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #3 am: 03 September 2006, 19:53:45 »
 :) Also ich hab auch mal so wie du gespielt. Da hab ich mir auch keine Sorgen gemacht.  5 Jahre später hat es dann nicht mehr geklappt, weil sich mein Leben verändert hatte. Das war dann nicht mehr lustig. Schmeiß die Zettel weg, vergiß das Casino!
Grüsse

*

Offline Mike

  • ****
  • 193
  • Es ist nie zu spät.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #4 am: 04 September 2006, 12:15:23 »
Hi Angie,

Du bist kein "Suchtspieler", hast aber eine Sperre beantragt!? Die Sperre soll nur für ein Casino gelten? Spielst also in den anderen Spielbanken weiter? Du bringst sehr viel Energie dafür auf, wie Du auf dieses Schreiben der Spielbank reagieren sollst. Die Angst nicht mehr spielen zu können steht im Vordergrund. Damit ist so ziemlich alles gesagt.

Eine Rechtsberatung "wie kann ich weiterspielen" solltest Du hier nicht erwarten. Ich für meinen Teil beschäftige mich ernsthaft mit meiner Sucht.

Gruß

Mike



*

Offline Ilona

  • *****
  • 3.683
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #5 am: 06 September 2006, 12:22:29 »
Hallo Angie,

nach unserer Auffassung sind die alten Sperrverträge nicht so leicht zu kündigen. Vielmehr ist es dem Casino zuzumuten, an den vereinbarten Laufzeiten festzuhalten. Ich habe gestern hierzu schon etwas gepostet. Soviel zu der rechtlichen Seite.  Die zweite Frage ist ja , ob es hilft, wenn man sich für zwei Jahre vom Glücksspiel ausschließt. (Diese Laufzeit ist mir übrigens neu. Ich kannte bisher nur Sperren für 1 Jahr bzw. für 7 Jahre.)

Jemand, der keine Sucht entwickelt hat sondern lediglich "problematisch" spielt bzw. gespielt hat, kann vielleicht nach einiger Zeit einen neuen Versuch starten. Du solltest dir aber klar sein, dass das ein nicht ungefährliches Experiment ist, von dem ich persönlich eher abraten würde, zumal es sich ja auch ganz gut ohne Casinobesuche leben lässt.
Aus deinen Schilderungen (bereits 2 x gesperrt) kann man lesen, dass Selbstkontrollmaßnahmen bei dir nicht mehr gegriffen haben. Von daher würde ich dir dringend empfehlen, dich beraten zu lassen und rauszufinden wie weit du in deiner "Suchtentwicklung" vorangeschritten bist. Auf keinem Fall würde ich versuchen, das alleine rauszufinden. Falls du meinst, dass du in einer Suchtberatungsstelle nicht richtig aufgehoben bist, weil es bei dir noch nicht so weit ist, könntest du zu einer niedergelassenen Psychologin gehen und mal gucken, ob du nicht dein Glück im "richtigen Leben" finden kannst. Ich hoffe, ich bin dir nicht zu nahe getreten und schicke dir

viele Grüße

Ilona

 
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #6 am: 06 September 2006, 20:46:06 »
Hallo Angie !

Ich habe mich mal 1997 in einer dieser Talk-Shows als Zockerin geoutet, weil ich den ehrlichen Willen hatte, aufzuhören. Die Croupiers meiner Stamm-Spielbank haben im Pausenraum auch prompt die Sendung gesehen und ich erhielt sofort eine Sperre für 7 Jahre für das gesamte Bundesgebiet mit Schweiz und Oesterreich. Angeblich wäre die Sperre nach Ablauf automatisch erloschen. Dem ist nicht so.

Ich hätte mich auch nie wieder bemüht, die Sperre aufzuheben im Internet-Zeitalter, aber ich hatte damals einen Job, wo ich mich auch um ausländische Gäste zu kümmern hatte. U.a. gehen chinesische oder russische Geschäftspartner gerne ins Casino. Ich wollte mich natürlich meinem damaligen Chef nicht anvertrauen und ihm sagen, daß ich spielsüchtig bin und überhaupt nicht ins Casino reinkomme, weil ich eben gesperrt bin. So beantragte ich schriftlich eine Ausnahmegenehmigung, daß ich wenigstens mit den Gästen dort auftreten kann. Ich sollte Fragen zum Familienstand beantworten (Ehemann, Kinder etc) und Mietvertrag, Verdienstbescheinigung, Bankstatements und Abrechnungen evtl. in meinem Besitz befindlicher Kreditkarten vorlegen. Ich habe das nicht gemacht und bleibe auf Lebenszeit gesperrt. Ich bin halt dann einige Male in die Tschechei gefahren und habe dort gezockt.

Im übrigen schließe ich mich der Meinung der anderen Forums-Gäste an - sorry. Du willst/kannst nicht wirklich aufhören. Ich verurteile Dich deswegen keinesfalls. Mir geht es nicht anders und ich hasse mich dafür. Die Quittung für mein Tun erhalte ich in ein paar Wochen, nämlich dann, wenn ich als erste Zockerin in Bayern verurteilt werde wegen "Teilnahme an illegalem Internet-Glücksspiel".

LG - Jacky

*

Offline Ilona

  • *****
  • 3.683
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #7 am: 11 September 2006, 11:49:28 »
Hi Jacky,

zu einer Formulierung deines Postings möchte ich dir gern eine Rückmeldung geben. Du schreibst, dass du dich dafür hasst, dass du nicht wirklich mit dem Glücksspielen aufhören willst/kannst. Mein erster Impuls war, dass ich Mitleid mit dir empfunden habe. Sich selbst zu hassen ist nicht unbedingt das beste Lebensgefühl und schon gar nicht die beste Voraussetzung, um etwas im Leben zu verändern. Denn dazu braucht es ja zunächst mal Verständnis und Einfühlung für sich selbst.
Mein zweiter Impuls ist, dass du dir da eigentlich eine schöne Rechtfertigung gebastelt hast, um nix verändern zu müssen. So nach dem Motto: "Da ist eh nichts zu machen, ich kann das nicht, ich hasse mich dafür, und da ich mich schon hasse kann ich ja gleich so weitermachen....."
Könnte da was dran sein?

Viele Grüße, Ilona


 

Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #8 am: 12 September 2006, 00:54:47 »
Hi Ilona,

nein, ich habe weiß Gott kein Verständnis für mich selbst. Ich schlage mir meinen Schädel am Türrahmen kaputt, in der Hoffnung etwas Hirn hervorzuschütteln. Eine Rechtfertigung ist das nicht - es ist wohl eher die Resignation vor meinem Leben. Was willst Du machen, wenn Du als Kind mit 6 Jahren mit Deinem eigenen Vater bereits in der Kneipe Schafkopf um hohe Geldbeträge gespielt hast - ich bin heute 47 Jahre alt = macht 41 Jahre Zockerei. Ich kenne es nicht anders und habe wohl auch nicht die privaten Voraussetzungen dafür, um damit aufzuhören.

Ich bin in einer Suchtberatung = als hoffnungsloser Fall. Der Berater nimmt sich die Zeit für mich, weil ich für ihn ein äußerst interessanter Ausnahmefall bin bzw. ein Fallbeispiel der nicht alltäglichen Art - wahrscheinlich Borderline - noch dazu eine Frau. Ich habe sogar eine 8stündige Rückführung mitgemacht, in der Hoffnung, daß es was bringt. Ich habe wahrscheinlich über 2 Mio. Euro verzockt. Und genau das ist es, wofür ich mich hasse. Ich habe meine Familie um ein angenehmes Leben mit eigenem Haus, Autos, Reisen, finanzielle Rücklagen usw. betrogen. Mein Mann hat mich mit zig Frauen betrogen u.a. mit meiner Schwägerin; mir blaue Augen geschlagen und mir ein Messer in den Oberschenkel gerammt; meine Kreditkarten verbrannt - ich habe immer wieder einen Weg gefunden.

Stationär kann ich leider nicht gehen, da ich drei minderjährige, schulpflichtige Kinder habe und keine Oma, die für mich einspringen kann. Die Sitzungen in der Suchtberatung nehme ich gerne wahr und rede mir alle meine Sorgen von der Seele, aber ich müßte eben in die Klinik. Außerdem habe ich zwei Geschäfte, die ich ja auch leiten muß und ich stehe in der Öffentlichkeit - ich kann nicht zu den Anonymen gehen. Irgendeiner kennt mich und plaudert - das geht nicht in einer Kleinstadt.

Tja so gesehen, hast Du wohl recht - ich habe eine Rechtfertigung dafür, daß ich nicht den Mumm habe, Nägel mit Köpfen zu machen.

LG - Jacky

 

*

Offline Ilona

  • *****
  • 3.683
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #9 am: 12 September 2006, 16:52:20 »
Liebe Jacky,

auch wenn es dir nicht gefällt: So aussichtslos finde ich deinen Fall nicht. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass du es schaffen kannst vom Spielen wegzukommen. Wetten!


Du hast drei Kinder, leitest nebenbei ein Geschäft, lebst so unauffällig, dass deine Probleme nicht bekannt sind. Du hast soviel Power, du schaffst es auch, dich von deiner Sucht zu lösen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass du es willst. Und wenn du dann die Entscheidung getroffen hast, dann findest du auch Lösungen für die Probleme, die dir im Moment (scheinbar) im Wege stehen.

Nur ein Beispiel: Es gibt Kliniken, die auch Kinder mit aufnehmen.

Oder ein anderes Beispiel: Man kann schon (in einer Therapie) lernen, sich selbst zu mögen. Wenn man's dann kann, hört man allmählich auf Sachen zu machen, die einem nicht gut tun. Und das Glücksspielen scheint dir bisher nicht sehr gut getan zu haben.

Was hältst du von diesen Gedanken?

Liebe Grüße, Ilona
« Letzte Änderung: 14 September 2006, 15:31:58 von Ilona »
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

*

Offline Mike

  • ****
  • 193
  • Es ist nie zu spät.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #10 am: 12 September 2006, 17:17:53 »
Hi Jacky,

wieso hast Du kein Verständnis für dich? Für mich erklärt sich vieles aufgrund Deiner Geschichte von selbst. Und genau da ist die Ursache verborgen. Nicht das es keinen Aufwand bedeutet etwas zu ändern, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Meine eigenen Erfahrungen haben mir das eindrucksvoll bestätigt. Ich kann Dir nur sagen, ändere etwas an Dir u. es wird sich auch etwas um Dich herum ändern.

Ilona hat Dir einige Ansatzpunkte, man könnte fast glauben Sie kennt sich da aus-grins*, geliefert.

Fakt ist doch, wenn ich Dich richtig verstanden habe, Du fühlst Dich so nicht wohl u. möchtest so auch nicht weitermachen. Du wirst viele Gründe finden, warum es so schwer ist etwas zu ändern. Es gibt aber auch genügend Gründe warum Du etwas ändern solltest,oder?

Wenn Du glaubst nichts zu ändern wäre der einfacher Weg, dann muß ich Dich enttäuschen. Das erscheint Dir nur im ersten Moment u. vielleicht auch noch ein paar Monate o. Jahre so. Aber glaube mir, die Endrechnung wird jedem präsentiert.

Stell Dir doch mal vor, wenn Du willst, Deine Argumente werden Dir irgendwann einmal von einem Deiner Kinder vorgehalten. Oder eines Deiner Kinder kommt in eine ähnliche Situation. Würdest Du Ihm dann raten einfach so weiter zu machen?

Es liegt an Dir, ob Du Deine Stärken in Zukunft "sinnvoll" einsetzt.

Ich wünsche Dir u. Deinen Kindern eine gute Zukunft u. eine weise Entscheidung.

Liebe Grüsse

Mike

Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #11 am: 13 September 2006, 00:41:03 »
Hallo Ilona und Mike !

Danke für Euere Zeit und Kommentare zu meinem Fall.

Ich denke, daß ich wohl noch nicht bereit bin, etwas zu ändern, weil auch viel Angst und viel Geld eine Rolle spielt. Außerdem - bitte - wie soll das gehen, wenn Kinder in eine Klinik mit aufgenommen werden? Sie müssen hier in die Schule gehen und ihr gewohntes Umfeld, Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung haben. Die kleine Tochter möchte nächstes Jahr auf das Gymnasium gehen und ich möchte ihr bei dem geforderten Notendurchschnitt 2,33 beistehen und sie unterstützen.

Ja, ich habe leider schon beobachtet, daß genau diese kleine Tochter bereits mit meinem Bruder um Geld Mau-Mau spielt. Ich war totat entsetzt. Deshalb Mike: Neeeeiiiin, ich darf auf keinen Fall dulden, daß ihr dasselbe passiert wie mir. Natürlich gehe ich dagegen an. Und ich bin 1000%ig sicher, daß meine Kinder keine Ahnung haben, was mit der Mutter los ist. Ich spiele nachts, wenn sie schlafen und sie wissen definitv nichts.

Ein weiterer Punkt ist meine geschäftliche Existenz. Wer soll denn die Geschäfte führen, wenn ich längere Zeit in der Klinik bin? Mein Therapeut hat mir gesagt, daß es mit Sicherheit nicht geduldet wird, daß andauernd das Handy klingelt, um evtl. Entscheidungen / Anweisungen anzufragen.

Wenn ich etwas ändern möchte, dann kostet das unheimlich viel Kraft, die ich derzeit nicht habe. Ein weiterer Faktor ist Geld, was ich im Moment noch einigermaßen im Griff habe, aber ich kann niemanden auszahlen. Die Kraft, die ich habe, gehört einzig und allein meinen Kindern. Hier mache ich einen guten Job und schon allein deshalb kann ich nicht in die Klinik gehen. Ich bräuchte eine Person, die Mama, Papa, Oma, Kummerkastentante, beste Freundin ist - die gibt es nicht. Ich kann meine Kiddies nicht 4 oder 6 Monate alleine lassen. Mitnehmen lehne ich kategorisch ab. Die Mama ist die Anlaufstelle für alle große und kleine Sorgen; und außerdem handelt es sich um eine voll coole Mama, auf die man sehr stolz ist.

Eventuell klärt sich alles von selbst, wenn mich der Richter bei meiner bevorstehenden Verhandlung zu einer stationären Therapie verdonnert. Aber wahrscheinlich weiß niemand besser als ihr selbst, daß eine erzwungene Therapie nicht den Erfolg bringt als eine freiwillige. Mein Kopf wäre ja nicht bei der Sache! Ich wäre mental zuhause und würde mir Sorgen machen. Wie soll ich mich auf mich konzentrieren?

Ich habe einfach zuviele Verpflichtungen und Aufgaben zu erfüllen, die eine evtl. 6monatige Abwesenheit unmöglich machen. Nur zur Info, die Kinder sind 15, 9 und 7. Ich kann und will sie nicht alleine lassen! Meine Mutter hat mich verlassen als ich 10 Jahre alt war. No way, daß ich dasselbe tue. Niemals.

LG - Blondie

*

Offline Harry

  • ****
  • 169
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #12 am: 13 September 2006, 15:32:33 »
Hallo Jacky,
wenn du meinst dass es nichts bringt wenn man zu einer Therapie gwezwungen wird, dann muss ich hier wiedersprechen. Ich hatte vor 24 Jahren die Alternative Knast oder Entziehungskur (so nannte man das damals). Nach 4 1/2 Monaten dann ist mir klargeworden dass irgendwas mit mir nicht stimmt. and die letzten 6 Wochen haben dann gereicht das ich bis heute trocken bin. Das war die Geschichte Alkohol. Bei der Zockerei bezahlt mir niemand die Therapie also muss ich da alleine zurecht kommen. Zumindest weiss ich was Sucht ist, und eines weiss ich auch, hät ich die stationäre Therapie damals nicht gemacht würtd ich heut noch saufen.
Alles was du anführst sind nichts anderes als Erklärungen warum du weiterspielen musst. Ich habe auch Mio verspielt and dann irgendwann Insolvenz beantragen müssen. Wenn du wirklich deinen Kindern und dir helfen willst, dann ab in die Therapie, es wird sich schon alles regeln irgendwie. Wenn du das tust lässt du deine Kinder auf gar keinen Fall im Stich. Im Stich lässt du sie wenn du weiterzockst und dich zu Grunde richtest.
Bei mir hat sich zum Glück trotzdem noch mal alles zum Guten gewandelt, ich renn heute nicht mehr dem Geld hinterher, und führe eine sehr glückliche Ehe.
Bei mir kann ja auch die ganze Zockerei nichts bringen, ich habe mein Glück aufgebraucht als ich meine Frau Heidi gefunden habe.

Liebe Grüße
Harry

*

Offline muc

  • *
  • 4
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #13 am: 13 September 2006, 15:49:21 »
 ;) Hi,
also ich denke mir man muss sich vielleicht auch klar darüber sein, das die Vergangenheit nicht wieder gut zu machen ist. Man kann es drehen und wenden wie man will, die Vergangenheit ist vorbei und nicht zu ändern. Die Konsequenzen muss man jetzt tragen. Das einzige was man an der Zockerei ändern kann ist das Heute. Heute gehe ich nicht hin. Die Gegenwart und die Probleme die ich heute habe kann ich ändern, auch kann ich mich ja bewußt entscheiden, da mich niemand zwingt. Vielleich hilft es dir ein Buch zu lesen.
" 7 Wege zur Effektivität " Der Titel klingt komisch, das Buch ist aber spitze, es half mir mich bewußt für mein Verhalten heute zu entscheiden. Ich habe auch lange der Vergangenheit und dem verlorenen Geld hinterhergeweint. Gestern war ich bei einem Anwalt und habe mich entschieden die Dinge zu ändern die  ich heute beinflussen kann. Ich verklage die Spielbank. Meinen Verlust habe ich innerlich abgeschrieben unter Lebenserfahrung und heute bringt mich niemand in die Nähe eines Glücksspiels. Mehr kann ich nicht machen, da ich nur heute lebe. Morgen schau ich weiter mit dem selben Vorsatz. Und seitdem  gehts mir wesentlich besser. Natürlich schäme ich mich für mein Verhalten aber schlimmer ist es immer weiter zu machen, den dann kann nichts sich ändern und der Berg wird noch größer. Für mich waren meine Kinder die Kraft jetzt aufzuhören und den Kreislauf zu durchbrechen. Das Leben ist zu wertvoll um s in einen dämlichen Plastikkasten zu stecken.

*

Offline Ilona

  • *****
  • 3.683
    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Spielsperrvertrag
« Antwort #14 am: 14 September 2006, 13:12:16 »
Hi Jacky,

bin momentan etwas gestresst, daher nur ganz kurz: Eine stationäre Therapie bei Glücksspielsucht dauert 6-12 Wochen. Nicht länger.

Meine Info, dass es Kliniken gibt, die auch Kinder aufnehmen sollte nicht unbedingt für dich eine Empfehlung sein, dass du deine Kinder mitnimmst. Ich wollte eine Perspektive für lösungsorientierte Ansätze bieten. es schien mir so, dass du darauf fixiert bist, was alles nicht geht. Manchmal erleichtert es ein Problem schon, wenn man den Blickwinkel ändert.

Und zu den Kindern: du bist sooo überzeugt, dass die nix von deinem Problem mitkriegen. Wenn du dich da mal nicht vertust. Kinder haben so feine Sensoren. Für Stimmungen, für atmosphärische Veränderungen, Gefühlschwankungen, gereizte Stimmung, gebrochene Versprechen, Geldknappheit etc. Sie können vielleicht nicht mit Bestimmtheit sagen, was für ein Problem die Eltern haben, sie wissen aber, dass da ein Problem ist. Das Fatale an der Situation ist, dass Kinder in so einer Situation insgeheim dazu tendieren, sich selbst als Verursacher bzw. Schuldige dieses diffusen  Problems zu sehen. Das wiederum führt dazu, dass die Kinder versuchen zur Lösung dieses "Konflikts" beizutragen, womit sie natürlich heillos überfordert sind. 

Unsere Angehörigengruppe hatte mal einige Kinder in die Gruppe eingeladen. Es war ein sehr bewegender Abend. die Kinder haben aus ihrer Sicht geschildert, wie sie die allmähliche Suchtentwicklung des jeweiligen Elternteils erlebt haben. Die Eltern waren natürlich auch davon auisgegangen, dass die Kinder nichts mitgekriegt hatten, weil die Glücksspielsucht ja so schön unauffällig ist. Pustekuchen! Die  Kinder hatten ganz viel mitgekriegt.

Soviel auf die Schnelle

Liebe Grüße, Ilona
« Letzte Änderung: 14 September 2006, 13:55:32 von Ilona »
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

 

Wir danken dem AOK Bundesverband für die Finanzierung des technischen Updates dieses Forums