Glücksspielsucht > Tagebuch
mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten
NW:
Cooler tread, kannte ich noch garnicht.
Heute Abend, oder Wochenende mal komplett lesen, scheinst ein interessanter mensch zu sein :)
markus_anton:
Hallo Suchtel,
ich lese mich hier im Forum gerade nach und nach ein und bin dabei über deinen thread gestolpert, der mich nicht mehr losließ. Schließe mich "NW" an, scheinst ein interessanter Mensch zu sein. Besonders gefallen hat mir die Beobachtung, dass dir im Brandfall wohl am ehesten der Ersatzschlüssel für die Wohnung des Freundes wichtig gewesen wäre. Das ist erstens irgendwie witzig, zeugt zweitens von einer gehörigen Portion Selbstreflexion darüber, was im Leben wesentlich ist, und ist drittens wirklich das Gegenteil dessen, was geschätzt 95 Prozent der Menschen empfinden würden, wenn es bei ihnen brennt. Inklusive mir, gebe ich gerne zu (Briefe, Fotos, allgemein Erinnerungen).
Du schreibst dann weiter unten: "Aber entscheidend ist dann eigentlich, wie ich das alles in mir wahrnehme, wie ich es evtl. werte (oft auch erstmal unterbewusst durch festgefahrene Denkmuster etc.), wie ich damit umgehe und was ich im Endeffekt dann fühle. Und ich will lernen, dass das, was bleibt, am Ende viel häufiger eine positive Gelassenheit ist und ein Gefühl von im Reinen sein - einerseits mit mir selbst, aber auch mit der Umgebung, wie auch immer sie sein mag." Ich wollte dir für diesen Gedanken Danke sagen, weil er mich sehr angesprochen hat und ich ihn für sehr reif halte.
Für deine Beziehung wünsche ich euch alles Gute!
Vielleicht liest man mal voneinander,
alles Gute für dich,
Markus
Rubbel:
Hallo Suchtel,
habe gerade viel von Dir gelesen - und ich fand das so eindrücklich, offen und auch mutig, dass ich fragen möchte.
Wie geht's Dir heute - 3,5 Jahre nach Deinem letzten Post?
Viele Grüße
Rubbel
Suchtel:
Ich bin seit einigen Monaten/Jahren nicht mehr viel mehr am PC/Laptop und bin durch Zufall jetzt mal wieder am alten Laptop und beim Durchstöbern der Lesezeichen auch auf meinen Thread in diesem Forum hier gestoßen.
Und das bringt mich dazu mal wieder innezuhalten und rückzublicken was alles passiert seit 2020..
Meine erste wirkliche Beziehung ging nach 2,3 Jahren zu Ende, weil ich betrogen wurde. Die Trauer hielt nicht lang und ich bin ziemlich schnell in einer Beziehung Gelandet, diesmal mit Partnerin mit 2 Kindern. Und es läuft tatsächlich seit 3 Jahren wirklich gut und wir wohnen zusammen, vielleicht kommt irgendwann noch ein gemeinsames Kind.
Das Glückspiel und allen voran die Sportwetten haben mich die Jahre weiter begleitet. Nachdem die Ex die Kontoführung übernommen hatte, ging das nach dem Beziehungsende übergangsweise an meinen besten Freund und dann mal wieder an mich selbst. Wodurch ich die stabilisierte finanzielle Lage natürlich wieder ruiniert habe, bis ich das Konto nach ein paar Monaten der neuen Partnerin anvertraut habe. Seit dem läuft es da ganz gut. Wir sind zusammen dieses Jahr in eine neue Wohnung in einer neuen Stadt in neuem Bundesland gezogen, wo ich wieder einen ganz guten Job gefunden habe.
Mit 2 Kindern im Grundschulalter ist es manchmal etwas schwierig in der Schule und mit neuen Freunden etc., aber insgesamt haben wir ein gutes Leben bei dem man sich nicht nicht beklagen kann.
Und trotzdem bin ich sicher, dass ich mit Kontozugriff nicht durchhalten würde und momentan ist es wieder eine ungesunde Morgenroutine Freebets und Freespins bei den Anbietern mitzunehmen und falls Gewinnen dabei rumkommen sie zu verwetten. Eingezahlt habe ich seit Monaten bzw, Jahren nichts, aber komplett spielfrei bin ich damit auf keinen Fall und das einzige was mich stabil davon abhält ist das abgeben des Onlinebankings und meine Scham je vor Ort in ein Casino oder ein Wettbüro zu gehen.
Aber es funktioniert soweit ja alles. Aber trotz Gesundheit, Familie, Job, Wohnung, usw. ist da aber momentan nicht die 100% Lebenszufriedenheit... Das Hamsterrad aus Arbeiten, Essen, Schlafen und dazwischen Hausaufgaben mit Kindern wird nur von freien Tagen, Wochenende, Urlaub etc. so richtig durchbrochen.
Der Alltag ist nicht schlimm oder eintönig wie ich es früher phasenweise empfunden habe, aber das ganze große Lebensglück und die richtige Freiheit ist es auch noch nicht... Ob das alles nur am Geld liegt und ich mit Millionen auf dem Konto und eigenem Haus/Wohnung bzw. allgemein "ausgesorgt haben" den Weg dahin finden könnte mit Job kündigen und Frührente o.Ä. weiß ich auch nicht. Vielleicht, aber ist momentan auch nicht realistisch erreichbar.
Die Natur gibt immer ein gutes Gefühl und ich bin gerne draußen, ob alleine oder mit Familly, allein aber seit der Familie natürlich eher nicht mehr so viel. Eine Zeit lang habe ich regelmäßig meditieren angefangen, das tat gut, aber habe ich nicht durchgezogen. Vielleicht versuche ich das mal wieder, und wenn es nur 10 Minuten am Tag sind. Aber Sauna mache ich regelmäßig etwa alle 2 Wochen, das tut mir gut. Vereinssport ist durch den Umzug weggefallen und der neue Job ist fast nur noch sitzend, da hatte ich davor wenigstens ab und zu etwas Bewegung - das fehlt, weil ich immer noch gerne esse...
Das ist alles so schnell passiert in den letzten Jahren bzw. ich habe es passieren lassen ohne besonders viel bewusst zu denken, steuern oder gefühlt überhaupt mitzubekommen... Ein paar Sachen möchte ich im Alltag ändern und werde ich versuchen anzugehen, genauso wie vielleicht doch eine ganz grobe Richtung mit Partnerin und Familie abzustimmen, wo eine Zukunft irgendwann mal hingehen könnte. Während der Schulzeit der Kindern wird sich aber eher nichts vom Wohnort mehr ändern. Wobei ein kleiner Traum eine Auszeit mit einem Sabbatical und einem Jahr reisen ist...
Keine großen Sorgen, keine Angst vor dem Morgen, aber auch nicht die richtig Riesenlust in den Tag zu starten, der Antrieb ist eher die Routine...
Wolfgang:
Hallo Suchtel,
ich habe mir jetzt dein gesamtes Tagebuch reingezogen. Und ich bereue keine einzige Sekunde dieser Zeit. In vielem erkenne ich mich hier wieder und ich freue mich riesig für dich.
Ja, das Leben ist manchmal langweilig und man fragt sich, ob das wohl alles gewesen ist. Aber es ist unser Leben, mit allem was dazugehört.
Für die eindrucksvolle Art die Dinge zu benennen wie sie nun mal sind, danke ich dir.
Auch wenn ich mir nur über das gelesene ein Bild über dich machen kann. Ich finde, du bist ein wunderbarer Mensch. Mit all seinen Stärken und Schwächen, Wünschen und Träumen.
Bitte spiele niemals wieder!!!
Liebe Grüße
Wolfgang
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