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Der Grund warum ich über 30 Jahre Zocker war

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Jörn:
Nun ja, ich denke schon, dass es immer Gründe gibt, warum wir Spieler in die Spielhalle flüchten. Weil wir es so wollen, weil wir in den Moment kein Wertgefühl haben, und uns lieber den sinnlosen zocken hingeben und weiter an unseren Absturz basteln.

Wir sind dann nur „glücklich“ und ruhig, wenn das Portomoney kein Geld mehr aufweißt.

Nach den verlassen der Spielhalle wird kurz gejammert, und weiter geht’s mit den Gedanken, woher das nächste Geld hergeholt wird (die klassische Aufholjagd, ein Kampf, den jeder bewusst verliert).

Stetig steigen die Verluste – Aus Haben wird Soll. Schulden ohne Ende. Unbezahlte Rechnungen stapeln sich. Gerichtsvollzieher schon am Horizont gesichtet, aber egal, einer geht noch, usw.

Mir fiel  auch der Schuppen aus den Augen, als ich an die Quelle meiner selbst gefunden habe, das Ende des Rattenschwanzes, wo ich jahrelang blind reingebissen hatte. Es hatte mir Spaß gemacht mich selbst zu zerstören. Ich wollte nicht mehr den Konflikten und Problemen mich stellen. Es war immer einfacher und bequemer diesen aus den Weg zu gehen, und hoffen, dass sich diese von selbst regelten.


http://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,355.0.html

Marzipine:
Ja irgend wie kann ich das sehr gut nachvollziehen was Jörn geschrieben hat. Allerdings hat es mir keinen Spaß gemacht mich selbst zu zerstören. Ich war mir egal, das war der Punkt. Wenn jemand zu mir gesagt hätte morgen musst Du sterben OK was solls.
Ich mache heute noch einen großen Lernprozess mit mir durch, ganz oft entdecke ich wieder neue Perspektiven für mich und ich bin froh, dass ich am Leben hänge.
LG Martina

Jörn:

--- Zitat von: Marzipine am 16 Oktober 2007, 15:20:29 ---Ja irgend wie kann ich das sehr gut nachvollziehen was Jörn geschrieben hat. Allerdings hat es mir keinen Spaß gemacht mich selbst zu zerstören.

--- Ende Zitat ---

Ob es mir Spaß gemacht hat mir selber ins Fleisch zu schneiden ??! Ich bin zwar Masochistisch veranlagt, aber dass ich das so gehabt haben wollte bestimmt nicht, also bitte !!!

Zu sehr arbeite ich dran, dass das die Spielsucht nur ein Bestandteil meines Leben gewesen ist/war. Ich kann mir nicht vorstellen in 30 Jahren immer noch auf der selben Stelle zu treten, wie heute, weil dann hätte es kein Sinn gehabt damit aufgehört zu haben.   

Mir hat die Spielsucht schon genug Unheil bebracht. Um so sehr sehne ich mich mehr danach, was gewesen war, und nicht welches Leid mir noch bevorsteht....

Ich möchte meine Gegenwart soweit verändern, dass ich mir über meine Zukunft (was morgen ist) keinerlei große Sorgen machen möchte.

howi1111:
Hallo alle zusammen!
Ich bin überwältigt von Eurem Feedback und hätte nie gedacht, dass es auf meinem Beitrag nach nur einem Tag so viele Antworten gäbe.
Ich versuche jetzt alle an mich gestellten Fragen zu beantworten.
Hallo Marlies,
Du hast ja ein zauberhaftes Bildchen. Die Antwort auf Deine Frage liegt im Anfang der Spielsucht begründet. Beim Start Deiner "Spielerlaufbahn" steht das Gewinnen absolut im Vordergrund. Wenn Du das erste Mal zum Beispiel eine hunderter Serie hast, und 120 € aus dem Automaten holst, ist das Adrenalin pur. Meistens ist ein solcher Geldgewinn der Einstieg als Zocker. Diesen Thrill willst Du natürlich immer wieder haben. Ich habe im Laufe meiner Spielsucht mindestens 1.000 solcher Serien gehabt. Glaube mir bitte, dass der Thrill immer mehr abnimmt. Der Weg zur großen Serie ist dann spannender, die 100 Spiele abzuspielen ist nicht mehr aufregend. Teile Deines Gehirns verlangen aber weiterhin nach solchen "Thrills". Auch große Verluste steckst Du nach einer Zeit ohne viel Erregung weg. Diese großen Gefühle erhällst du dann erst wieder, wenn du pleite bist.

Hallo Martina!
Wie Du schreibst, hast auch Du glaube ich Deine Sucht entgültig überwunden. Bleibe bitte auf diesem Weg. Jetzt zu Deiner Frage: Ich war bis vor 5 Jahren ein sogenanntes Muttersöhnchen, und lebte auch mit 45 Jahren noch mit ihr zusammen. In den ersten 25 Jahren meines Zocker Daseins hatte ich somit viel Geld zur freien Verfügung. In dieser zeit wäre ich niemals bereit gewesen damit aufzuhören. Wenn das Geld knapp wurde, habe ich halt meinen Dispo erhöhen lassen, oder alles in einen Kredit umgewandelt. Ich habe in einem Betrieb mit über 4000 Mitarbeitern gearbeitet, der schon 75 Jahre bestand, denkt man da, diese Firma könnte einmal in Konkurs gehen? Aber genau das geschah im Jahre 2002.
Auch danach habe ich gezockt, allerdings nicht mehr in dem Umfang, weil einfach kein Geld vorhanden war. Dann habe ich nachgedacht. Zu den richtigen Schlüssen bin ich aber auch nicht gekommen. Vermutlich ist es sehr schwer sich einzugestehen, dass man spielt, um sein Geld möglichst schnell zu verlieren.

Hallo Andreas!
Vielen Dank für Deine netten Zeilen. Ich lebe zwar alleine, habe aber 10 echte Freunde/innen die auch in meiner harten Zeit nicht weggebrochen sind. Abgesehen davon fühlte ich mich immer als glücklicher Mensch trotz des Zockens. Ich habe durch meinen Schach- und Bridgeverein noch viele andere Bekannte mit denen ich mich in der Woche treffe. Von Allein sein kann also keine Rede sein. Ich habe nach vier Terminen mit der psychologischen Beratung Schluss gemacht, weil ich zu diesem Zeitpunkt meinen Grund herausgefunden habe. Jetzt wäre es zeitverschwändung dort hin zu gehen, da ich weiss, dass ich nicht mehr zocken werde. Inzwischen habe ich ja auch mal ganz andere positive Erlebnisse gehabt. Zum Beispiel kann ich mir jetzt bei einem Spielenachmittag im Lokal Getränke, und was zu Essen leisten, oder ich lade jemanden zu einem Kinobesuch ein etc.

Hallo Jörn!
Du hast wahre Worte gelassen ausgesprochen, Ich glaube das kann ich einfach so stehen lassen.

Ich habe jetzt einen zweiten Beitrag ins Forum gestellt, bei dem Ihr mit dazu beitragen könnt. Bitte lest Euch das in Ruhe einmal durch
Herzliche Grüße
Holger


Marzipine:
Jörn sorry, aber ich habe Dich nur zitiert:
 

--- Zitat von: Jörn am 16 Oktober 2007, 14:25:27 ---Nun ja, ich denke schon, dass es immer Gründe gibt, warum wir Spieler in die Spielhalle flüchten. Weil wir es so wollen, weil wir in den Moment kein Wertgefühl haben, und uns lieber den sinnlosen zocken hingeben und weiter an unseren Absturz basteln.

Wir sind dann nur „glücklich“ und ruhig, wenn das Portomoney kein Geld mehr aufweißt.

Nach den verlassen der Spielhalle wird kurz gejammert, und weiter geht’s mit den Gedanken, woher das nächste Geld hergeholt wird (die klassische Aufholjagd, ein Kampf, den jeder bewusst verliert).

Stetig steigen die Verluste – Aus Haben wird Soll. Schulden ohne Ende. Unbezahlte Rechnungen stapeln sich. Gerichtsvollzieher schon am Horizont gesichtet, aber egal, einer geht noch, usw.

Mir fiel  auch der Schuppen aus den Augen, als ich an die Quelle meiner selbst gefunden habe, das Ende des Rattenschwanzes, wo ich jahrelang blind reingebissen hatte. Es hatte mir Spaß gemacht mich selbst zu zerstören. Ich wollte nicht mehr den Konflikten und Problemen mich stellen. Es war immer einfacher und bequemer diesen aus den Weg zu gehen, und hoffen, dass sich diese von selbst regelten.


http://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,355.0.html

--- Ende Zitat ---
Es hatte mir Spaß gemacht mich selbst zu zerstören.





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