Hallo Danny,
Ich habe mich ziemlich lange wirklich komplett abgeschottet. Kein Fernsehen, kein PC, nichtmal ein Smartphone, und das hatte nichtmal unbedingt etwas mit meiner Vergangenheit zu tun. Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, warum.
Aber dementsprechend war ich natürlich gelinde gesagt ziemlich irritiert, als ich das erste Mal wieder Snooker schaute mit der Bandenwerbung, und der OC-Werbung in den Werbepausen.
Wie kann das erlaubt sein? Das sehen doch auch Kinder!
Inzwischen nehme ich es auch bewußt wahr: Werbeplakate in Bahnstationen und Radiospots für die Spielbank, Emails von dubiosen Lotteriegesellschaften, und wenn ich online Nachrichten lese... Banner für Wettseiten inklusive Quoten, bunte Werbe-PopUps von Onlinecasinos direkt unter dem Wetterbericht...
Online habe ich das zum Glück nicht so oft wie andere, aber es reicht, um zu bemerken, daß ein Wandel stattgefunden hatte. Allgegenwärtig und akzeptiert. Spaß für Jedermann.
Im Nachhinein bin ich froh über den Zeitpunkt, an dem ich das bemerkte. Heute mache ich einen Bogen um sowas, ich ignoriere es, ohne mich weiter damit zu beschäftigen. Denn egal, wie meine Reaktion in dem Moment auch ausfallen würde - es würde eine Saite in mir nachklingen... ein ganz klein wenig. Bis sie auf einen Resonanzkörper stößt...
Heute weiß ich das, aber das war beileibe nicht immer so.
Denn wenn es kommt, dann unerwartet... naja... eigentlich nicht, aber ich tendiere nunmal dazu, Warnzeichen und Vorboten zu ignorieren. Ich dachte schon so oft nichtmal mehr dran... über Monate, bis ich mich dann doch wieder dabei erwischte. Ach ja, könnte ich doch bloß... -.-
So richtig 'vorbei' ist es jedenfalls bis heute nicht.
Ich bin schon mehrmals knapp an einem Rückfall vorbeigeschlittert.
Man sollte die Sucht wirklich nicht unterschätzen, sie ist sehr tückisch... und geduldig.
Vorsorge, in welcher Form auch immer, ist also immer besser als Nachsorge. Immer mal wieder in mich reinhorchen, und eventuell mal nachjustieren, wenn ich irgendwo unachtsam oder nachlässig werde, ist essentiell wichtig für mich.
Ich habe das immer schleifenlassen, in manchen Momenten war es mehr Glück als Verstand, daß das nicht schiefgegangen ist.
Es wird mit der Zeit einfacher, den Gedanken wieder beiseitezuschieben, aber man sollte es dennoch niemals vergessen.
"Du könntest ja mal wieder, was macht das schon?" wird nie wieder möglich sein.
Aufkommen wird die Frage aber immer mal wieder, wenn auch immer seltener.
Ich kann Olli da also nur zustimmen: Ich werde nicht eines Tages aufwachen, und 'geheilt' sein. Das macht aber nichts. Ich kenne meine Grenzen, und man kann sehr gut damit leben. Es hat sogar manchmal seine Vorteile.