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relativ gesehen.. gehts mir schlecht

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relativ gesehen.. gehts mir schlecht
« am: 18 Februar 2020, 00:32:01 »
Hallo Leute,

ich bin spielsüchtig und relativ gesehen sind meine Umstände sehr schlimm was das alles betrifft.

Kurz zu meiner Person und Geschichte:

Ich bin 22, bin hier geboren und aufgewachsen. Ich besitze einen Migrationshintergrund und konnte sagen dass ich bis auf Identifikationsprobleme eine halbwegs gute Jugend hatte.
Als ich 17 wurde, fing es mit Alkohol an, obwohl meine Eltern sehr sehr konservativ sind. Einige Wochen später der erste Joint. Und dabei habe ich es nichtmal mit 18 Jahren geschafft ich selbst zu sein. Psychische Probleme begleiten bis heute noch mein Erwachsen werden. Angefangen mit Identifikationsproblemen, über Persönlichkeitskomplexen bis hin zu Psychosen und noch gefühlten Schizophrenien(verfolungswahn). Ich beendte mit 17 Jahren noch zu gleich mein Abitur. Wusste nicht was ich machen wollte und machte mich auf die Suche. Angefangen mit einem FSJ über ein abgebrochenes Erststudium, befinde ich momentan im Zweitstudium der  Wirtsschaftswissenschaften. Und wohlgemerkt ist es auch nicht das, was mach ich glücklich macht. Das Zweitstudium kam auch noch knapp 400 km von zuhause zu Stande. Dachte ich mache mal einen Neuanfang und konzentriere mich auf mein Ich und meine Bildung. Keine Chance. Dann wo ich mir selbst sagte, jetzt machst du einen Neuanfang, wurde alles nur noch schlimmer. Einige viele werden das wohl kennen.

Kommen wir zur Ursache:

Mit 18-19 ungefähr, fing es dann mit den Jungs mal 20€ in n Spielautomaten zu werfen. Schnell wurde klar, dass das nichts für einige meiner Jungs gewesen ist. Und  heute sind wir zu weit von einer großen Gruppe und dran hängen geblieben. Obwohl ich sagen kann dass der Kollege noch so einigermaßen sein Leben im Griff hat.
Als ich dann mit dem Neuanfang begonnen hatte, hatte ich auch noch das Glück von meinen Eltern im ordentlichen Umfang finanziert zu werden.  Miete + knapp 400€ Taschengeld.
Man ist Ersti, lernt neue Leute kennen, geht ordentlich feiern, nebenbei bisschen was für die Uni und und und. Schnell geriet ich dann in einen falschen studentischen Freundeskreis. Alles Kiffer. Es ging so richtig los mit dem Kiffen. 2 Jahre lang, gab es wirklich fast keinen Tag wo nicht geraucht wurde. Schnell wurde man wieder mit seinen psychischen Problemen konfrontiert. Am Anfang gings und dann nach einigen Monaten kamen auch die ersten finanziellen Engpässe dazu. Da dachte man sich dann halt mal waurm nicht wieder. 2 Jahre lang danach jede Woche dann gespielt und nebenbei immer wieder Schulden bei Familie und Freunde. Und das durch Lügen fürs Zocken. Ich schäme mich abgrundtief und heule vor mich teilweise Nächte lang hin. Und es ist heute immer noch der Fall.
Und heute gerade jetzt seid einigen Monaten bin ich mental und emotional so gestresst und instabil, dass ich einfach kein Ende meiner Probleme mehr sehe.
Meine Schulden belaufen sich momentan auf ca knapp 3000€ wegen dem Spielen. Und diese seit einem halben Jahr immer wachsend.
Und das für meine Verhältnisse, meiner Meinung nach absurd. Abhängig von Ein- und Ausgaben. Und es wurde auch schon eine Vollstreckung angekündigt, wenn ich demnächst nichts tu, da ich auch Mietschulden und bei einigen Unternehmen Schulden besitze (eingekauft, Lastschrift widerrufen für Geld um dann zu zocken)

Jetzt der Hacken an der Sache:
Seit einiger Zeit ist mir sogar ein voller Kühlschrank egal.
 
Ich versuche andauernd Kredite zu nehmen. Bekomme aber keine.
Meine konservativen Eltern wissen von nichts.
Nichts ansatzweise von meiner Person, meiner Gesundheit und meinen Umständen.
Mit meinen Jungs kann ich nicht drüber reden. Weil ich sie belogen hab.
Nebenbei sollte mein Studium jetzt Endspurt nehmen. Doch überlege ich ein Urlaubssemster zu nehmen. Und das bezweifelt, da ich eh schon 2 Semester länger hab und es so 3 länger wären anstatt 2.
Ich bin am Ende und weiß nicht mehr weiter. Und hungern will auch nicht weiß aber nicht wo ich Hilfe für sowas her bekomme.

Ich bin ein reflektierender Mensch der gerne visualisiert. Ich kann sagen. Ich bin süchtig.
Habe auch schon mit meinem Hausarzt geredet als erste Ansprechperson. Er wollte mich in eine Entzugsklinik schicken wegen dem noch Kiffen.
Ich hab mir dann eingeredet, dass ich es auch ohne schaffe und bin dann zu einer Anlaufstelle zur Suchtberatung gegangen. Da gings auch nicht, weil ich noch gekifft habe zu der Zeit. Die einzig positive Nachricht ist, dass ich es mit dem Kiffen schnell geschafft hab aufzuhören, in dem ich mich parallel dazu wieder dem Sport gewandt hab. Fußball ca 3. die Woche. Nichtsdesto trotz ist der Spielautomat Teil meines Alltags geworden und kann sagen, dass ich es immer noch nicht schaffe, aus diesem Teufelskreis raus zu kommen. Und ich bin fest davon überzeugt, es eines Tages zu schaffen.

Momentan bin ich hardcore gestresst und kann nicht schlafen und leide unter Größenwahnkomplexen. Ich komme immer wieder auf die Idee kriminell zu werden. Nur hab ich es bis jetzt zum Glück nicht getan.

Ich schaue in den Spiegel, und denke mir jedesmal was aus mir geworden ist. Eine Schande für meine Familie und für mich. Wenn mann dann auch bedenkt, dass ich auch ein Spätzünder war.

Bitte hilft mir. Was kann ich tun, außer in eine Entzugsklinik zu gehen. Wie schaffe ich es innerhalb kürzester Zeit diese Schulden los zu werden.
Sollte ich mit meinen Eltern reden, obwohl ich angst habe, da sie ja nichtmal so ganz wissen wer ich wirklich bin?


*

Offline Olli

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Re: relativ gesehen.. gehts mir schlecht
« Antwort #1 am: 18 Februar 2020, 07:01:54 »
Guten Morgen!

Herzlich willkommen und lieben Dank für das Teilen Deiner Gedanken.

Zitat
Und ich bin fest davon überzeugt, es eines Tages zu schaffen.

Spinne diesen Gedanken doch mal weiter. Wieso eigentlich erst "eines Tages"?
Wieso nicht "jetzt"? oder "ab heute"?

Wenn Du es in die Zukunft verschiebst, dann wird es zur Gewohnheit,
Gleichzeitig zockst Du aber fleissig weiter.
Bist Du dann nicht eher davon überzeugt weiter dem Glückspiel zu frönen?

Zitat
Ich komme immer wieder auf die Idee kriminell zu werden. Nur hab ich es bis jetzt zum Glück nicht getan.

Also, um mal das Positive hervor zu holen: Du weisst, was richtig und was falsch ist!
Daher warst Du auch bereits bei Deinem Hausarzt und warst auch bei der Suchtberatung.
Nur lief es eben da nicht so einfach, wie Du es Dir ausgemalt hattest.
Nun schreibst Du selbst, dass Du das Kiffen eingestellt hast und es Dir sogar relativ einfach gelungen ist.
Du hast also das einst gigantische Hindernis, welches Dir bei der Suchtberatung im Wege war, tatsächlich ausgeräumt.

Zitat
Was kann ich tun, außer in eine Entzugsklinik zu gehen.

Weisst Du, wie ich in Deinem Beitrag sehe, kannst Du Hürden in Deinem Leben überwältigen.
Du selbst, als "reflektierter Mensch", hast bei Dir einige psychische Probleme erkannt.
Inwieweit sie tatsächlich existieren, kann nur ein Profi beurteilen.
Vielleicht sind sie nur ein Resultat Deines Lebenswandels und vielleicht auch Deiner Erziehung ("konservative Eltern").
Den Migrationshintergrund lasse ich da außen vor, da er mir persönlich völlig schnurze ist.
Oder hast Du ein Problem damit? Hast Du hier negative Erfahrungen gemacht?
Oder gab es kulturelle Eigenarten, die Dich, der Du ja scheinbar hier aufgewachsen bist, keine Wurzeln haben schlagen lassen?

Im Moment sehe ich für Dich nur eine Möglichkeit aus Deinem Gedankenkarussel heraus zu kommen.
Ein Tapetenwechsel mit psychologischer/therapeutischer Anleitung.
Also wäre der Weg erneut zur Suchtberatung nun angebracht.
Ob es dann tatsächlich zu einer stationären Therapie kommt, wird sich in den Gesprächen mit Dir zeigen.
Sei Dir bewusst, dass da absolut gar nichts gegen Deinen Willen geht.
Du bestimmst, welche Richtung eingeschlagen wird.
Sollte die Therapie von Nöten sein, dann nichts wie hin. So wie jetzt kann es ja nicht bleiben - oder?

Ich selbst habe immer gesagt, mir könne keiner helfen. So habe ich noch weitere 20 Jahre meines Lebens damit verbracht zu zocken.
Ist das das, was Du möchtest?
Oder möchtest Du lieber Dein Leben genießen? Unbeschwert? Frei von Selbstzweifeln und -vorwürfen?
Frei von dem Zwang durch die Sucht gefesselt zu sein?

Denke in kleinen Schritten - gehe wieder zur Suchtberatung und schaue dann, was passiert.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: relativ gesehen.. gehts mir schlecht
« Antwort #2 am: 18 Februar 2020, 10:55:18 »
Hey,
ergänzend zu dem was Olaf geschrieben hat ist mein Rat, dich mitzuteilen. Deinen Eltern, deinen Freunden....

Gleichzeitig darfst du auf keinen Fall finanzielle Hilfe annehmen (außer um Lebensmittel zu kaufen).

Es spricht die nervöse Unruhe aus Dir: "wie werde ich am schnellsten die Schulden los" - gleichzeitig hast du probiert weitere Kredit zu bekommen.
Alle freien Mittel wirst du in deinem jetzigen Zustand ins Spiel investieren.
Wäre dir das Ganze einige Jahre später mit einem guten Einkommen passiert, hättest du jetzt 50.000 € Schulden.
So hast du gute Chancen mit einem finanziell blauen Auge davonzukommen.
Das wichtigste sind aber nicht die Schulden, sondern die Abstinenz und deine Gesundheit.

Nimm weiterhin auch professionelle Hilfe.

Ich wünsche dir Kraft

Re: relativ gesehen.. gehts mir schlecht
« Antwort #3 am: 18 Februar 2020, 23:04:47 »
Vielen Lieben Dank für die Antworten.

Ich werde mit meinem Bruder darüber reden. Hab mir eine Überweisung zum Psychologen noch geholt.
Ich hoffe es wird nie schlimmer als das jetzt.

 

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