Hi Colon!
So, nun war ich eine Weile weg, weil ich nochmal einen Rückfall hatte und danach brauchte ich etwas Zeit um hier wieder schreiben zu können.
Rückfälle gehören zum Genesungsweg dazu! Gerade darüber zu sprechen, bringt Dich weiter! Solltest Du also einen weiteren Rückfall haben, so scheue Dich nicht hier zu schreiben! Du musst das nicht alleine mit Dir ausmachen! Dafür gibt es doch diese Gruppe!
Es war trotz aller Vorsätze und trotz des Auseinandersetzens mit dem Thema und mit mir selbst nicht genug, es hat mich aus heiterem Himmel überkommen und ich habe nochmal gespielt.
Nein! Ein Rückfall kommt niemals aus "heiterem Himmel"! Es braucht dazu eine Ereignisfolge, die letztlich zu dem Rückfall führt. Es ist also für Dich interessant mal zu reflektieren, was da los war. Wieso hast Du z.B. jetzt erst Deinen Online-Zugang zu Deinem Geld beschränkt? Welche Gedanken hattest Du zu dem Thema und was führte zu der Entscheidung es gerade nicht zu tun?
Dann sage ich immer, dass wir jederzeit bei uns selbst intervenieren können und so z.B. auch den bereits vorbereiteten Rückfall, selbst wenn er schon da ist, stoppen können. Letztlich hast Du ihn ja gestoppt. Doch wieso gab es den Sinneswandel? Wieso genau zu diesem Zeitpunkt?
Siehst Du, es gibt so viele Fragen, die es da zu beantworten gibt ... da ist es gut, wenn Du dies mit der Gruppe teilst und dann auch Fragen erhälst, an die Du selbst bisher nicht gedacht hattest.
Positiv zu vermerken ist:
- Ich habe nicht nach Schlupflöchern gesucht.
Medaillen haben immer zwei Seiten ...
Ja ... es ist prima, dass Du nicht aktiv danach gesucht hast. Auf der anderen Seite könntest Du ja zusammen mit einer Vertrauensperson genau danach suchen und die Schlupflöcher dann verschließen! Im Moment sind sie es ja eben nicht!
Es fühlt sich soweit auch sehr gut an, das ist seit langem der längste spielfreie Zeitraum und das schöne ist, dass die Gedanken daran seltener werden, das Spielen ist im Hinterkopf weniger präsent.
Bleibe bitte vorsichtig! So richtig verfestigt sich die Abstinenz erst nach grob einem Jahr. Auch die Gedanken werden weit darüber hinaus wieder kommen! Im Oberstübchen sind einfach zu viele Verknüpfungen mit Sinneseindrücken und Emotionen da (Suchtgedächtnis), das braucht einfach seine Zeit und ganz weg werden sie wohl nie gehen. Dein Umgang damit wird sich aber verändern!
Soderle ... mir gefällt aber sehr gut, dass Du Deine Abstinenz wieder aufbauen konntest! Das ist nicht selbstverständlich!
Ich war etwas hoffnungslos, weil ich es mit der eigenen Willenskraft nicht geschafft habe.
Glücksspieler sind zumeist gerade sehr willensstark! Blöderweise schwankt er schon mal wie ein Fähnchen im Winde. Abstinenz - Suchtausübung - ...
Glaube also bitte nicht, Du seist willensschwach. Es braucht eben mehr als nur einen Willen. Du brauchst z.B. die Akzeptanz, dass Du spielsüchtig bist. Du brauchst den Mut für Veränderungen. Diese müssen auch erst einmal herbei geführt werden. Du brauchst die Fähigkeit zu reflektieren, was Dir gut tut und was Dir schadet. Glaubenssätze und auch ganze Glaubenssysteme müssen überarbeitet werden und es müssen neue Überzeugungen erschaffen werden. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt ... und ja, der Wille gehört auch in die Zutatenliste Deines Dir eigenen Abstinenz-Rezeptes!