Glücksspielsucht > Glücksspielsucht Allgemein
Sehr enttäuscht und wütend auf mich selbst.
Biest88:
Hallo zusammen,
ich hoffe das es allen hier den umständen enstprechend gut geht.
Mein heutiger Post ist ein Hilferuf an mich selbst! Noch kann ich nicht erkennen warum es passiert, aber seit einigen Tagen hat mich ein enormer Drang gepackt Spielen zu wollen.
Auslöser war ein Traum, den ich vor einigen Tagen hatte. In diesem Traum habe ich wieder gespielt und habe mich dabei sehr gut gefühlt. Und mit dieser Emotion und diesem Gefühl bin ich aufgewacht, und seither schwirrt immer wieder in meinem Kopf "ach spiel doch mal wieder". Es juckt mir regelrecht in den Fingern, ABER bisher zum Glück, toi toi toi bin ich noch stark und kann noch widerstehen.
Was mich sehr erschreckt ist, das ich trotz des vollen Bewusstseins, und auch mit dem Wissen wie schlimm es wäre diesen Fehler zu machen, mich dieser Gedanke nicht loslässt.
Wahrscheinlich habe ich emotionale aktuell ein tief und muss jetzt stark bleiben und dies durchstehen. Ich bin nun 22Monate sehr glücklich spielfrei und möchte das auch für den Rest meines Lebens bleiben. Ich werde das schaffen, auch wenn ich ins Wanken geraten bin. Das Forum hier ist dient mir immer als ein Anker, auf das ich gerne zurückgreife. Danke auch dafür :)
Liebe Grüsse and alle und bleibt stark!!! :)
Olli:
Guten Morgen!
Wow ... ist tatsächlich schon wieder so viel Zeit verstrichen? 22 Monate? Wie die Zeit doch vergeht!
Eine Menge Zeit, in der wir beide spielfrei waren.
Nun, ich weiss nicht, ob es Verknüpfungen gibt zwischen den Punkten, die ich nun aufzeige ... vielleicht hilft es Dir trotzdem.
Das Suchtgedächtnis: Wir wissen alle, dass wir einmal "klein" angefangen haben. Das Glücksspiel hat Spaß gemacht, weshalb wir immer mehr Zeit und noch Vieles mehr darin investiert haben. Tatsächlich haben wir uns an das Glücksspiel gewöhnt. Nun versucht unser Gehirn energieeffizient zu arbeiten ... Es speichert Erfahrungen ab, damit nicht jede Situation immer und immer wieder die verschiedensten Stationen in unserem Gehirn durchlaufen muss. Der Ort hierfür ist das Stammhirn. Es unterliegt nicht dem Willen.
Durch die Gewöhnung und die einstige tagtägliche Beschäftigung mit allen möglichen Themen rund um die Suchtausübung, gibt es auch ganz banale Dinge, die mit der Sucht verknüpft sind. Es kann ein Lichtreflex sein, ein Geräusch, eine Textur, ein Geruch ... eine Kombination aus allem und noch viel mehr. Wenn das Suchtgedächtnis auf diese Weise aktiviert wird, heißt das nicht, dass wir unterbewusst spielen möchten. Wir erinnern uns lediglich. Das Dumme beim Suchtgedächtnis ... wir haben es lange trainiert und es braucht tatsächlich ein Vielfaches mehr an Zeit, um es uns wieder abzutrainieren.
Wenn das Suchtgedächtnis aktiviert wird, dann kann ich mich auf eine Diskussion mit meiner Sucht einlassen. Doch, wie wohl jeder weiss, wer versucht zu diskutieren, der verliert. Es finden kognitive Verzerrungen statt. Na klar hat das Glücksspiel mal Spaß gemacht. Doch was ist mit den negativen Auswirkungen? Waren die gar nicht existent? Eigentlich wird doch nur in einer Art Nostalgie geschwelgt.
Träume ... sie sind dafür gemacht, Dinge zu verarbeiten, mit denen wir das im Wachzustand nicht hinbekommen haben. Im Suchtgedächtnis sind auch all unsere Emotionen, die wir beim Glücksspiel erlebt haben, abgelegt. Emotionen sind aber nicht situationsgebunden. Emotion - Situation ist eine n : n Beziehung.
Ging es Dir also z.B. in letzter Zeit schlecht, gut, mittelmäßig ... wie auch immer ... weil es da irgend etwas gab, mit dem Du nicht zurecht gekommen zu sein scheinst? Stress auf der Arbeit? Eine Meinungsverschiedenheit mit irgendwem? Oder wurden Deine Bedürfnisse nicht erfüllt? Hast Du etwas getan, was gegen Deine Werte verstieß?
Im letzten Meeting haben wir uns die klassische Tabelle erarbeitet: Vor- und Nachteile des Glücksspiels / der Abstinenz.
Intuitiv hast Du das sicher schon gemacht, da Du ja immer noch spielfrei bist. Nehme Dir bitte mal die Zeit, Dir selbst eine solche Tabelle anzulegen und zu befüllen. Hierbei gilt: Der Weg ist das Ziel!
andreasg:
Guten Morgen,
ich kann das Geteilte nur bekräftigen. Ich hatte lange Zeit simple Träume, die davon handelten, daß ich nur mal eben 2,10 DM verspielen wollte.. Dann bin ich aufgewacht, alles OK, Aber als ich träumte, ich käme aus einer Spielhalle, den ganzen Bluesdes "Verlierer seins" der Nervosität, des Schmerzes, der Erschöpfung, und ich kam raus an die frische Luft, an einen großen Platz, und dem gegenüber war eine Spielhalle, und ich hatte noch 20 DM übrig, und dann das Erwachen. Es war grausam!
Heute weiß ich etwas mehr über die REM - Phasen. Sie tragen die Wesen durch die Nacht, die Seele verarbeitet die Ereignisse des Lebens. Genau darauf müssen wir uns vorbereiten. Für mich ist es wichtig, Abends abzuschalten, nichts dramatisches, beschwerliches, nichts Belastendes zu tun, gerade wenn es um Beziehungen geht, auch der Umgang mit Medien ist wichtig.
Im Frühjahr war ich im Schlaflabor in einem Großklinikum. Die Umstände waren ja schon eine Geschichte wert, weil es eine offenichtliche Störung durch den Pfleger gab. Aber unbeachtet dessen, habe ich ich ein positives Empfinden dafür gewonnen, und schlafe nachts mit einer Maske. Das heißt auch, ich habe keine Alpträume mehr, und ich schlafe die Nacht durch!
Für suchtkranke Menschen ist das nicht die Normalität, aber es ist eine Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Der Kern ist und bleibt:
Es gibt keinen Grund, Spielen zu gehen!
So wünsche ich Dir, daß der Alp vergeht,der Tag fröhlich beginnt, und Du die Entspannung findest, die Dir hilft.
schöne 24 Stunden
Andreas
Biest88:
--- Zitat von: Olli am 10 August 2024, 10:10:31 ---
Nun, ich weiss nicht, ob es Verknüpfungen gibt zwischen den Punkten, die ich nun aufzeige ... vielleicht hilft es Dir trotzdem.
--- Ende Zitat ---
Hallo Olli,
wie immer danke für deine Antwort.
Ich stimme dem zu. Der menschliche Körper ist sehr faszinierend, so geht es auch mit den Muskeln, dieses Erinnern sich auch nach längerer Abstinenz des trainings, es gibt auch das Phänomen die Muskel-Memory, die einen manchmal unbewusst etwas tun lässt rein aus Gewohnheit. Ein kleiner Handgriff, eine Bewegung usw.
Wie du auch sagst, es gibt viele Faktoren die uns an etwas Erinner, Gerüche, Geräusche und dergleichen. So geht es mir z.B. hier mit diesem Forum, deswegen meinte ich in meinem Post das er mir oftmals als Anker dient, weil immer, wenn ich hier bin, Erinnere ich mich an den Moment wo ich meinen ersten Post geschrieben habe. Das war wohl einer der tiefsten Punkte in meinem Leben und diese Erinnerung wird abgerufen und dient mir immer wieder als ein kleiner oder größerer hieb! Immer wenn ich emotional etwas verwirrt bin, komme ich hierher und stöbere durch die diversen Beiträge, und das hilft mir.
Ich vermute das bei mir eine Kombination einiger der Faktoren, die die erwähnt hast Auslöser gewesen sein könnten. Mir geht es aber im Leben nicht schlecht, trotz allem würde ich sagen, dass es mir gut geht. Ich denke das wir nicht jeden Tag gleich stark sind, und an emotional schwächeren Tagen können diese Faktoren überhand gewinnen und dann Auslöser für das sein was ich gerade habe.
Das mit der pro/kontra Tabelle, da hast du wohl recht. Vor einige Tagen habe ich laut zu mir selbst gesprochen und mir selber aufgeführt was das "wieder Spielen" alles für Nachteile hätte und wie ich mich dann fühlen würde.
Danke nochmals. :)
--- Zitat von: andreasg am 10 August 2024, 10:32:39 ---Es war grausam!
Der Kern ist und bleibt:
Es gibt keinen Grund, Spielen zu gehen!
So wünsche ich Dir, daß der Alp vergeht,der Tag fröhlich beginnt, und Du die Entspannung findest, die Dir hilft.
--- Ende Zitat ---
Hallo Andreas,
So denke ich, dass jeder von uns durch diese Erfahrung gehen muss. Übrigens hatte ich damals auch ähnliche Träumen als ich das Rauchen aufgehört habe, was inzwischen 16 Jahre her ist! Aber diese haben mich nie so stark emotional beeinflusst wie jetzt.
Danke, ich wünsche uns allen das der Alptraum vergeht und das wir alle unsere Tage fröhlich beginnen können. :)
Und deine Aussage, es gibt keinen Grund zu spielen, ist wohl die zutreffendste überhaupt.
Danke und Liebe Grüsse.
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