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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Von einer Sucht in die nächste?

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Von einer Sucht in die nächste?
« am: 13 August 2023, 14:39:33 »
Hallo zusammen,
wo fang ich am besten an? Was interessiert euch aus meiner/unserer Vorgeschichte?

Hier mal eine Kurzfassung:
Mein Mann und ich sind seit 10 Jahren zusammen, seit 7 Jahren verheiratet, haben 2 kleine Kinder (2 und fast 4), ein Haus und alles könnte wunderbar sein, wäre da nicht seine Spielsucht.

Rückwirkend betrachtet hatte er wohl schon als wir uns kennen gelernt haben ein Problem mit dem Spielen. Damals hab ich das allerdings leider noch nicht erkannt. Mittlerweile ist es mir klar, dass es eine Sucht ist. Nach vielen, vielen Gesprächen mit ihm sieht er es endlich auch so. Professionelle Hilfe lehnt er allerdings konsequent ab. Er möchte es alleine schaffen.
Als er vor Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat, hat das auch so geklappt. Mit etlichen Anläufen aber letztendlich war er erfolgreich. Dachte ich...

Ich kann ihn nicht zu einer Therapie oder ähnlichem zwingen, also Versuche ich eben so für ihn da zu sein und ihn irgendwie zu unterstützen. Nicht finanziell versteht sich. Das muss er alleine packen. Aber wie kann ich ihm sonst helfen? Oder wie könnte ich ihn doch noch von einer Therapie oder ähnlichem überzeugen?

Anfang des Jahres hat er nach einigem hin und her immerhin mal ein online Programm für Spielsüchtige gemacht und sich daraufhin sperren lassen. Diese Sperre war aber wohl nur, um mich zu besänftigen. In seiner Stamm Spielhalle interessiert das niemanden. Ganz im Gegenteil, da bekommen gesperrte Spieler wohl noch die Codes um an 5 Automaten gleichzeitig spielen zu können...

Leider hatte ich die letzten Monate oft ein ungutes Gefühl. Ständig hab ich gedacht er verheimlicht etwas. Hab ihn allerdings mal wieder vor mir selbst verteidigt und mir eingeredet da wäre nix. Das würde ich mir nur einbilden.
Vor ein paar Tagen bin ich dann zusammengebrochen. Ich hab ihm gesagt, dass ich psychisch am Ende bin und so einfach nicht mehr weiter machen kann. Ständig seine schlechte Laune ertragen zu müssen und zu sehen wie er die Kinder anmotzt. Meine Laune leidet auch sehr darunter und oft schaff ich es doch nicht mehr das alles von den Kindern fern zu halten. Sie bekommen unsere Streitereien mit und kopieren leider einiges... Es folgte ein längeres Gespräch in dem er mir gestanden hat, dass er schon seit Monaten wieder heimlich raucht und vor ein paar Wochen zuletzt im Casino war. Danach kam er an kein Geld mehr.

Wieder kamen Zusicherungen, dass er das Spielen sein lassen will. Er sieht ja selber, dass es dumm ist. Aber nach wie vor will er keine professionelle Hilfe. Das rauchen möchte er allerdings beibehalten, als Stresslöser. Das wäre sonst das Casino bzw eine Kombination aus beidem. Er meinte, dass er nie vor den Kindern rauchen würde wegen der Vorbildfunktion und so. Meinen Einwand, dass die Sucht aber vermutlich irgendwann wieder stärker wird und eben nicht nur eine heimliche Zigarette am späten Abend reicht wollte er nicht hören... Und wie sich mittlerweile gezeigt hat, ist es bereits nicht mehr nur die eine am Abend.

Ich denke rauchen und spielen sind zwei Süchte, die oft zusammen auftreten. In den Spielhallen und Kneipen wird ja gerne nebenher geraucht. Oder zumindest wurde es das bis vor ein paar Jahren. Hat da jemand Erfahrung, kann man überhaupt beides gleichzeitig aufgeben? Oder sollten wir bzw er langsam eins nach dem anderen angehen? Oder muss ich mich mit dem gestinke abfinden, wenn er Spielfrei werden und bleiben soll?

Außerdem fürchte ich, dass auch schon die nächste Sucht in Ansätzen da ist. Handyspiele. Keine bzw soweit ich weiß nur sehr selten Geldeinsätze aber Zeit frisst es ordentlich. Er verbringt täglich mehrere Stunden damit. Bin ich da einfach ein gebranntes Kind und bilde mir was ein oder kann das wirklich sein, dass er einfach anfällig für Süchte aller Art ist?
Und auch hier, wie sollte ich damit umgehen? Ihn machen lassen, solange es kein Geld kostet?

Danke fürs lesen
Tatze

*

Offline Olli

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #1 am: 13 August 2023, 15:42:01 »
Hi Tatze!

Herzlich willkommen!

Was Du hier mit den Handyspielen schilderst, das hat man bisher immer als Suchtverlagerung beschrieben. Von diesem Bild weicht man heutzutage aber ab und bezeichnet Beides als einheitliche "Sucht". Wenn Du nun fragst, ob die Nikotinsucht gleichzeitig mit der Glücksspielsucht angegangen werden sollte, dann kann ich das nur ebenso bestätigen. Was den stoffungebundenen, also den psychischen Part der Sucht angeht ... Suchtdruck kann man nur einmal haben ...

Leider schilderst Du hier wieder das klassische Bild eines Spielers, der sich den Liebsten zuliebe arrangiert, insgeheim aber gar keine Entscheidung zur Abstinenz getroffen hat. Ich darf Dir verraten, dass diese "Phase" bei mir 20 Jahre gedauert hat.
Nun stellt sich die Frage, ob Du so lange warten wirst, bis Dein Mann endlich auch den Schritt in die selbst angestrebte Abstinenz gehen wird?

Du weisst, dass er bei der Entscheidung, ob er zockt, qualmt oder gaming betreibt, immer das letzte Wort haben wird. Das macht Dich selbst hilflos in dem Bestreben, ihm - Dir selbst - und Eurer gesamten Familie - zu helfen.
Wie weit bist Du denn schon gegangen? Hast Du ihm Ultimati gestellt? Hast Du die angedrohten Konsequenzen auch umgesetzt?

Eben weil ich selbst mit Samthandschuhen angepackt worden bin, vertrete ich heute eher die extreme Seite. Ich bin bestimmt ein Dutzend Male aus dem Elternhaus geflogen - ich braucht nur abwarten - und schon wurde ich mit den allerbesten Beteuerungen meinerseits wieder aufgenommen. Nicht lange darauf spielte ich wieder ...
Was wäre aber geschehen mit mir, wenn sie das nicht gemacht hätten? Im Winter habe ich im Auto geschlafen ... und das waren noch andere Winter als heute ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

SuchtkrankerMensch

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #2 am: 14 August 2023, 08:47:11 »
Guten morgen Tatze

Wo ist DEINE Grenze ?

Was meiner Meinung nach mal gar nichts bringt ist es den Kinder den "streit" vor zu enthalten, Kinder sind sehr sensible Wesen, die merken einfach alles.
Ich bin nun kein Soziologe oder Pädagoge oder so was, ich kann hier nur von mir sprechen und ich habe als Kind viel "heile geile welt" GESEHEN obwohl ich SPÜHRTE das Sie längst in Trümmern lag...

Du schreibst ziemlich klar und nüchtern und DAS musst du auch bei deinem Mann umsetzen - bzw. solltest du.

KLAR SACHLICH NÜCHTERN

Zwei Wege: Du akzeptierst Ihn so wie er ist - mit aller Konsequenz ; ODER du triffst eine entscheidung, so hart sie sein mag....

Ich persönlich bin seit über 10 Jahren in "allen möglichen" Therapien - etwas länger verheiratet- und seit über einem Jahr Automaten abstinent.

Zwischenzeitlich hab ich mich mit Gaming "über wasser" gehalten, dann war ich hier SEHR aktiv, mittlerweile hab ich ein "kostenloses" Casino gefunden wo ich mir hier und da ein paar chips kaufe für 2 Euro.
Da ich das komplette Finanzmanagment an meine Frau abgegeben habe (bzw. ich kann nichts ohne sie machen) mache ich nichts heimlich und muss halt fragen weil sie die Pins aufs Handy fürs überweisen bekommt.

Im MOMENT ist es für mich das "kleinere übel", hier und da mal 2 euro, läppert sich ja auch wieder, aber selbst 50 Euro sind besser wie 300 Euro und eskalation.
Der Unterschied zu früher ist, das ich das ziemlich bewusst mache und sehr genau schaue was das so mit mir macht und das wiederum nehme ich mit wenn ich meinen nächsten Suchtberatungstermin habe.



Was auch IMMER ANDERE getan oder versucht haben, NICHTS hat geholfen oder ist an mich rangekommen, bis ich eines Tages SELBST alle Konten geräumt habe, ALLES restlos verzockt hatte was nur ging und DANN zum Arzt bin was mit einer direkten Einweisung endete...

"Also", wo ist DEINE grenze ?


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Offline Olli

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #3 am: 14 August 2023, 09:07:42 »
Hi Tatze!

Zitat
Im MOMENT ist es für mich das "kleinere übel", hier und da mal 2 euro, läppert sich ja auch wieder, aber selbst 50 Euro sind besser wie 300 Euro und eskalation.

Ich muss hier intervenieren! Schlage solch ein Vorgehen bloß nicht Deinem Mann vor! Hier wird sich "arrangiert" mit dem Nachteil, dass die Sucht nicht schlafen gelegt wird - sie wird im Gegenteil wach gehalten und gefüttert!
Wäre Dein Mann Alkoholiker und würde 2 Flaschen Schnaps zum Frühstück kredenzen, dann würdest Du auch nicht sagen: Dann trinke eben einen Kasten Bier! ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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SuchtkrankerMensch

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #4 am: 14 August 2023, 09:13:41 »


Zitat
Im MOMENT ist es für   -------------> mich <--------



!!!

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Offline Olli

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #5 am: 14 August 2023, 09:21:49 »
Ja ... kam aber für mich trotzdem nicht deutlich genug durch! Denn was "für Dich" eine Hilfe zu sein scheint, suggeriert, dass es auch eine Hilfe für ihren Mann sein könnte! Davon rate ich aber vehement ab - was Du auch beherzigen solltest!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #6 am: 14 August 2023, 10:44:34 »
Hier meine bescheidene Kurzfassung.

Bei vielen Krankheiten – als kleines Beispiel – Armbruch/ Beinbruch geht es schnurstracks zum Arzt.
Spielsucht bewerte ich um ein vielfaches schlimmer als oberes Beispiel, allerdings sind die meisten Angehörige - so wie wahrscheinlich auch Du? - keine Ärzte/innen und in den meistens fällen solch einer Krankheit - erschwerend hinzukommend  mit einem Patient der sich selbst heilen will - vollkommen machtlos ausgeliefert.

Zweitens,

wahrscheinlich möchte er es nicht hören, allerdings ist er es der sich dringend in Behandelung begeben sollte und tut er es nicht - außer ein Haufen sinnloses BlaBlaBla von sich zu geben, wird sich die/deine Zukunft mit diesen Mann wahrscheinlich als sehr düster gestalten....

Was kannst/könntest aber trotzdem Du tun?
Zuerst einmal nichts mehr glauben von dem was er sagt - so sehr er es auch beteuert - sondern du solltest ihm nach seinen Taten beurteilen, explizit was seiner Sucht/Krankheit betrifft.
Dich (sehr wichtig!) auf ein Leben ohne ihn einstellen, gemeint mit - dich und deine Kinder in jeglicher Hinsicht von diesen kranken Menschen abgrenzen bzw. unabhängig machen.
Ihm eventuell klar machen das er nicht so viel gewinnen kann, dass es sich gelohnt hat euch zu verlieren...

Sofern er Taten folgen lässt ( Selbsthilfegruppe besucht, Ambulante oder Stationäre Therapie) also alles dafür tut um seine Krankheit in den Griff zu bekommen, dann kannst/darfst du ihn dabei natürlich unterstützen....

Zudem würde ich dir raten (mal abgesehen von diesem Forum) dich Aug in Aug über diese Krankheit in einer z.B. Selbsthilfegruppe für Angehörige auszutauschen.
Letzteres kann ich dir Empfehlen weil diese Krankheit – gerade was Angehörige betrifft – vollkommen unterschätzt wird, zudem eine nicht unerhebliche Gefahr besteht das du/ihr in seinem Abwärtsstrudel mitgerissen wird.     

Dir an dieser Stelle alles erdenklich Gute Tatze   

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #7 am: 14 August 2023, 23:46:20 »
Hi zusammen,
danke für eure Antworten.

Das mit "nur ein bisschen" haben wir schon durch. Das hat nicht funktioniert. Weder beim Rauchen noch beim Spielen. Es wurde doch immer wieder mehr. Daher scheidet diese Möglichkeit sowieso aus.

Klar und nüchtern schreiben fällt mir deutlich leichter als so zu reden... Beim schreiben hat man doch deutlich mehr Zeit zum Nachdenken ;-)

Ich hatte schon vermutet, dass man besser beides auf einmal angehen sollte. Also quasi eher den Stress selbst bekämpfen als einzeln seine "Stresslöser".
Er sagt schon öfter, dass er zur Zeit auf dem Zahnfleisch geht und eben alles so stressig ist. Wer hätte es gedacht, das Erwachsenen-Leben mit Job, Eigenheim und zwei kleinen Kindern ist eben kein Zuckerschlecken... Aber anstatt mich dabei zu unterstützen hab ich eher noch ein drittes Kleinkind, um das ich mich kümmern muss.

Ein Vorteil, den das Leben mit den Kleinen mit sich bringt: ich weiß, dass ich angedrohte Konsequenzen auch umsetzen muss. Sonst nehmen sie mich nicht mehr sonderlich ernst.
Ich weiß aber ehrlich gesagt noch nicht, was ich für Konsequenzen androhen will bzw welche ich auch bereit wäre umzusetzen. Daher hab ich ihm bisher keine genannt.
Ich hatte ihn nur um absolute Ehrlichkeit gebeten. Dass es bei der Suchtbekämpfung zu Rückfällen kommen kann war mir klar und kannte ich ja schon von seinen Versuchen mit dem Rauchen aufzuhören damals. Da hatten wir es auch schon von der Ehrlichkeit. Wenn er ehrlich von einem Rückfall erzählt kann ich viel besser damit umgehen, als mit diesen Heimlichkeiten. Als er mir jetzt erzählt hat, dass er wieder raucht und spielt war ich echt geschockt. Und enttäuscht. Nicht so sehr über die Rückfälle selbst, sondern über die Tatsache, dass er sie mir Monate lang verschwiegen hat. Und über mich selbst, dass ich es eigentlich geahnt wenn nicht sogar gewusst habe, aber ihn nicht direkt drauf angesprochen sondern es wieder verdrängt habe.
Seiner Meinung nach ist verschweigen aber auch nicht so schlimm wie lügen. Und er hätte mich ja nicht angelogen deswegen, er hat es eben nur verschwiegen...

Dass er selbst doch noch nicht wirklich die Entscheidung getroffen hat aufzuhören vermute ich leider auch. Er hat mir gesagt, dass er damals nur mit dem Rauchen aufgehört hat, weil ich das wollte (ich hatte ihn vor die Wahl gestellt rauchen oder Kinder kriegen). Und auch das Spielen lässt er nur (bzw will er lassen) weil ich das so will. Er meinte grundsätzlich ist es ja was gutes und er ist mir dankbar, dass ich ihn davon weg holen will, aber alleine wäre er wohl keins der beiden Themen angegangen. Im nächsten Satz hat er aber quasi auch mir indirekt die Schuld gegeben, dass er wieder angefangen hat. Weil wir uns heftig gestritten hatten...

Bei dem Handy Thema hatte ich ihm schon vorgeschlagen, Handy-freie Zeiten einzuplanen. Mehr Zeit für die Familie. Vor allem für die Kinder. Das hat er aber nur belächelt.

Sowas tut einfach sehr weh. Einerseits zu hören, dass er was tun will und andererseits dieses null handeln zu sehen...

Da er aber weiterhin beteuert, nicht mehr spielen zu wollen hab ich jetzt die Finanzen übernommen. Ich hab seine EC-Karte, er bekommt nur wenn es absolut notwendig ist Bargeld und er soll mir eine Übersicht über seine Schulden machen. Ich will davon keine begleichen, aber ich wüsste einfach gerne wo genau wir stehen. Wie schlimm er uns schon in die Sch**** geritten hat.
Manchmal denk ich mir "du übertreibst, so schlimm ist es gar nicht" und dann seh ich auf seinen Kontoauszügen, dass er schon morgens vor der Arbeit im Casino Geld abgehoben hat und könnte ausrasten... Dann erzählt er mir wieder, dass er länger arbeiten muss und deswegen keine Zeit hat, um mit den Kindern zu spielen oder mich zu entlasten...

Ich will versuchen, nochmal ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Vielleicht geht er ja wenigstens mal persönlich zu einem Beratungstermin oder so...
Allerdings versteh ich auch die Scham, mit jemandem darüber zu reden. Es ist mir auch extrem schwer gefallen, jemand davon zu erzählen. Und ich hab ja eigentlich gar nichts falsch gemacht... Aber es hat gut getan. Irgendwie hat sich mit jedem mal drüber reden die Last auf meinen Schultern ein Stück leichter angefühlt. Es war bisher keine Selbsthilfegruppe oder ähnliches, sondern nur im Freundes und Familienkreis aber es hat auch geholfen. Ob ich es irgendwo in eine Selbsthilfegruppe schaffe muss ich mal schauen. Wir wohnen eher ländlich, unser Auto hat mein Mann und ich hab eh die Kinder den ganzen Tag bei mir. Mal sehen, was und vor allem wann und wo es hier in der Nähe Angebote gibt.

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SuchtkrankerMensch

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #8 am: 15 August 2023, 07:29:11 »
Seiner Meinung nach ist verschweigen aber auch nicht so schlimm wie lügen. Und er hätte mich ja nicht angelogen deswegen, er hat es eben nur verschwiegen...

Ja, Lügen und Verschweigen - auch da scheiden sich die Geister  ::)

Ich trenn das auch total, verschweigen ist für mich kein Lügen, in die Halle zu gehen ohne was zu sagen, verschweigen.
Gefragt werden warst du in der Halle ? NEIN - KLARES lügen...

Nachdem ich in letzter Zeit viel nachgedacht habe über mein "werdegang" ist mir aufgefallen das meine Sperre auch eher auf "drängen" dritter zu Stande kam, was zwar für spielhallen hilfreich war aber in jeder x-beliebigen Kneipe konnte ich weiterzocken, was ich dann ja auch tat desöfteren.

Was ich mitlerweile intressanterweise nicht mehr lesen kann ist dieser Spruch - Rückfälle gehören dazu - DAS suggeriert mir mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...

Davon mal abgesehen, das Du daran schuld sein sollst das er zocken war, ich denke wie ich dich einschätze da stehst du drüber und Du weisst das das quatsch ist.

Mit dem rauchen und zocken gleichzeitig aufhören seh ich auch anders. Ich kann mich noch sehr gut erinnern wie ich das erste mal in der Psychatrie war mit nem großen Eimer tabak (ich wusste ja nicht wie lange ich bleibe und hab gestopft zu der zeit) und einer der Ärzte fragte mich was denn wäre wenn er mir den nun weg nehmen würde und nahm den Eimer von dem Tisch. Ich sprang auf riß ihm den eimer aus den Händen und umklammerte den eimer wie n kleines kind was er mir wegnehmen will.

HINTER der Sucht (und hier unterscheide ICH übrigens auch zwischen stofflich und nicht stofflich) kann soooooo viel stecken da kommt man meiner Meinung nach mit etwas oberflächen brandbekämpfung nicht weit. Sicherlich gibt es hier Ausnahmen das es Personen gibt die einfach mal auf den Knopf drücken und dann ist vorbei, was ich nicht glaube aber soll es geben...

Ich wünsche DIR ganz viel Kraft das durchzustehen, egal wo euer weg euch hinführt



 

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Offline Olli

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #9 am: 15 August 2023, 10:02:21 »
Hi Tatze!

Den Unterschied Lügen und Verschweigen machen, wie Du im Beitrag über mir siehst, viele aktive Spieler. Ich hatte mit Ralf erst kürzlich darüber gesprochen, dass es eben keinen Unterschied macht - für den Nichtspieler!
Der Spieler konstruiert sich dieses Konstrukt, um vor sich selbst das Gesicht nicht zu verlieren. Dabei ist es doch ganz einfach.
Eine Lüge ist eine bewusst gemachte falsche Tatsachenbehauptung, zum Zwecke der Täuschung und zur Erlangung eines Vorteils. Wenn nun jemand "verschweigt", dann ist das eine absolut bewusst gemachte Handlung, die eben nur nonverbal funktioniert. Die Täuschung ist da und der Vorteil auch.
Mich würde ja mal brennend interessieren, wie der Spieler reagiert, wenn man ihm etwas verscheigt und ihn dann vor vollendete Tatsachen stellt. Fiktives Beispiel: Jana, Ralfs Frau, geht hinter seinem Rücken zum Scheidungsanwalt. Sie hat die letzten Jahre Buch geführt, wie oft Ralf ihr etwas verschwiegen hat. Dies wird Ralf in der Scheidung negativ ausgelegt und er wird zwar nicht gezwungen sein Unterhalt zu zahlen, doch er muss die gemeinsame Wohnung velassen und künftig einen Mindestabstand von 200 m zu seiner Frau einhalten. Was würde Ralf wohl denken? "Die Gute hatte jedes Recht mir das zu verschweigen!" ? ? ?
Mit Verschweigen decke ich bloß den Scheiß, den ich selbst fabriziert habe - für die Vergangenheit und für die Zukunft. Gleichzeitig weiss ich ganz genau, dass ich gegen die Werte meiner sozialen Gruppe verstoße, denn sonst brauchte ich die Unterscheidung ja nicht.

Liebe Tatze! Landbewohner sind gern gesehene Teilnehmer der Samstagsgruppe: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php/topic,4941.msg44268.html#msg44268
Schaue doch mal vorbei! :)

Zitat
Ich weiß aber ehrlich gesagt noch nicht, was ich für Konsequenzen androhen will bzw welche ich auch bereit wäre umzusetzen. Daher hab ich ihm bisher keine genannt.

Ja, weil Du genau weisst, was Du Dir für ihn wünschst Was aber wünschst Du Dir? Worauf beruht das? Was für Sorgen und Ängste hast Du? Was für Hoffnungen? Welche Ziele für DEIN Leben? Welche für das Deiner Kinder?
Kannst Du das alles mit einem aktiven Spieler erreichen?

Weisst Du, was viele Angehörige sagen? Ach hätte er doch eine Geliebte, damit könnte ich besser umgehen.
Das Glücksspiel ist aber seine Geliebte. Wenn Du es radikal zusammenschrumpfst, dann zieht er seine Geliebte Euch vor!
Ich weiss, dass diese Worte alles andere als angenehm sind und schicke direkt einmal hinterher: DAS KANN SICH WIEDER ÄNDERN!
Das ändert sich aber nicht, indem Du ihn als weiteres Kind ansiehst und aufpasst, dass er Deine Grenzen nicht überschreitet. Wie ein kleines Kind kann er dann nämlich nicht anders, als es immer wieder zu versuchen.

ER MUSS ES WOLLEN! Er muss es von ganzem Herzen wollen! Er muss einen Termin in der Beratungsstelle machen oder in die SHG gehen!

Doch wie bekommst Du ihn dorthin? Nun, so brutal es auch immer wieder klingt und ist - Du musst ihm die sprichwörtliche Pistole auf die Brust setzen! Hopp oder top - entscheide Dich!
Denn im Moment ist er Dir sicher. Im Moment kann er doch machen, was er möchte ... wie Du Dich fühlst, das ist ihm in seinen suchtgesteuerten Gedanken egal. Seit Monaten zockt er wieder ... "Böser Bube! Ich verwalte nun Dein Geld!"
Sorry ... das ist keine Konsequenz, das ist Zeitschinden! Er will ja immer noch spielen und er wird einfach abwarten, bis sich die Möglichkeit ergibt wieder zu zocken - oder die Zeit ihm hilft zu erkennen, wann Du die Zügel lockerer lässt.
Ich habe das durch, meine Liebe ... mit mir selbst ...

Die von Dir eingeleiteten Schritte im Rahmen eines Geldmanagements sind prima. Doch das setzt nun mal voraus, dass Dein Mann mitarbeitet und abstinent sein will. Helfe ihm dabei eine "rationale und emotionale" Entscheidung zu treffen - für Euch!
Wir Spieler sind nämlich auch Menschen. Dein Mann ist in dem Stadium, in dem er sich seiner Sucht ausgeliefert fühlt. Was er nicht weiss - wir sind mehr als unsere Sucht! Wir können etwas dagegen tun. Wir können vor allen Dingen an uns arbeiten, damit die positive Funktion, die es bei uns inne hat, verschwindet.

Und Du? Willst Du ewig so weiter machen? Ihm und seinen Launen und Entscheidungen ausgeliefert sein? Möchtest Du verantwortlich gemacht werden für seine Entscheidungen? Möchtest Du, um dem zu entgehen, Streitereien vermeiden --- möchtest Du kuschen vor ihm? Ist das die Beziehung, die Du Dir vorgestellt hast?

Du bist nicht hier im Forum um Deinem Mann zu helfen! Du bist hier um Dir selbst zu helfen!

Zum Schluss noch mal etwas an Ralf:
Zitat
Was ich mitlerweile intressanterweise nicht mehr lesen kann ist dieser Spruch - Rückfälle gehören dazu - DAS suggeriert mir mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...

Rückfälle gehören zum Genesungsweg dazu! So heißt der Satz richtig!
Der ist nun mal wissenschaftlich belegt. Die wichtigen Worte fehlten bei Dir! Wer sich auf den Genesungsweg begibt, der strebt die Abstinenz an. Trotzdem kann es gerade am Anfang - aber auch nach etlichen Jahren - zu einem Rückfall kommen. Wenn ich mich auf dem Genesungsweg befinde, dann bearbeite ich diesen Rückfall für mich - ziehe meine Schlüsse und vielleicht sogar Lehren daraus. Die können mir in meinem Abstinenzbestreben weiter helfen!

Zitat
DAS suggeriert mir mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...

Eigentlich sollte hier die Betonung anders gesetzt werden. Meinst Du nicht? Denn dann müssten bei Dir die Alarmglocken läuten:

Zitat
Das suggeriert MIR mittlerweile " Hach is doch gar nicht so schlimm, gehört doch dazu"...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Ilona

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #10 am: 15 August 2023, 13:26:46 »
Hallo zusammen,

ich habe mal im Lexikon der Psychologie nachgeschaut, wie LÜGE genau definiert ist. Es ist sehr eindeutig: Falschbekundung und Verschweigen!

Lüge [engl. lie, deception, fabrication], [RF, SOZ], absichtliche wahrheitswidrige Darstellung, die gegeben wird, als ob es eine wahrheitsgemäße Darstellung wäre, und ohne das Einverständnis des Berichtsempfängers zum Getäuschtwerden. Ihre Formen sind: Falschbekundung und Verschweigen.

Lexikon der Psychologie
https://dorsch.hogrefe.com/stichwort/luege
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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SuchtkrankerMensch

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #11 am: 15 August 2023, 16:32:03 »
Mal abgesehen davon das ich und meine Frau hier wieder in einen anderen Poast gezogen werden finde ich das sehr intressant, denn wenn das die Definition ist dann muss ich ganz ehrllich ziemlich lachen, hm oder weinen, bin mir grad nicht sicher.

Da jeder Mensch irgendwas verheimlicht ist ja dann per Definition Jeder Mensch ein Lügner...?

Nichtsdestotrotz bleib ich bei meiner Meinung, eine FALSCHaussage ist eine Lüge; aber danke für Deine Mühe Ilona, wirklich intressant.

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Offline Ilona

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #12 am: 15 August 2023, 16:41:04 »
… nicht nur interessant. Alles andere macht keinen Sinn. Wie soll man auf all die Fragen kommen?
- Hast du heute die Arbeit geschwänzt?
- Hast du was aus der Firmenkasse geklaut?
- Hattest du einen Unfall und bist einfach abgehauen?
- Hattest du heute Spieldruck?
- Warst du bei der Selbsthilfegruppe?

Das grenzt an ein Verhör und ist unter erwachsenen Menschen einfach nicht „üblich“ und wäre arg übergriffig.

Wenn wichtiges was ist, sagt man es. Eigentlich ganz einfach.
LG Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Olli

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Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #13 am: 15 August 2023, 17:05:42 »
Zitat
Mal abgesehen davon das ich und meine Frau hier wieder in einen anderen Poast gezogen werden

Nein Ralf! DU hast Dich hier wieder eingebracht, um zu provozieren! Du weisst, wie man nach einer Definition suchen kann im Netz. Das hatte ich schon für Dich getan und Dir den Unterschied erläutert - nun sogar Ilona auch noch. Für Dich gelten aber keine Regeln - für Dich gelten keine Definitionen. DU machst Dir die Welt so, wie Du sie haben möchtest - und das ohne Rücksicht auf Verluste! Du wusstest, dass ich hier auf Deine Ausführungen reagieren musste, damit bei Tatze kein falscher Eindruck entsteht.
Stelle Dich nicht immer als Opfer dar, solange Du der Täter bist!
Werde verdammt noch mal erwachsen und übernimm Verantwortung! Du zockst! Ist Dir das nicht klar? Du zockst mit Menschen!

Entschuldige bitte, Tatze ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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SuchtkrankerMensch

Re: Von einer Sucht in die nächste?
« Antwort #14 am: 15 August 2023, 17:24:15 »

Nein Ralf! DU hast Dich hier wieder eingebracht, um zu provozieren!

Olli langsam reicht es ! Was unterstellst du mir permanent ?

Ich habe völlig normal auf einen Beitrag geantwortet und darauf wurde auch vollkommen normal geantwortet !

Du hättest dein Beispiel genauso gut mit Tatze und Ihrem Mann definieren können aber nein tust du nicht und dann unterstellst DU MIR ich will nur provozieren ?

Und weshalb bitte schön sollte ich nach einer Definition suchen ? Ich bin ein selbstständig denkender Mensch und alles andere als dumm, ICH finde nunmal das verschweigen kein Lügen ist und wie gesagt, geht man nach der psychologischen definiton dann ist JEDER mensch ein Lügner... DAS finde ich INTRESSANT was verdammt hat das mit provozieren zu tun ???

Und wieder in einem fremden Poast nur weil ich MEINE Meinung schreibe die Dir wiedermal nicht passt was zur Hölle kann ICH dafür ?!

 

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