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Meine Trennung vom Spieler

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Meine Trennung vom Spieler
« am: 16 September 2023, 15:48:54 »
Hallo Leute,

ich bin sehr dankbar für diese Foren und immer wieder überrascht was für exzellente Beiträge man hier findet, so viele so gut geschriebene Einblicke ins Innenleben anderer, die man sonst niemals hätte erfahren können. Sich hier immer wieder in anderen Beiträgen wiederzufinden ist für mich die größte Hilfe.

Zu mir: Ich habe mich die letzten Wochen endlich mal wieder um meinen Körper und meinen Geist kümmern können, endlich mal wieder einfach Dinge sortiert die liegen geblieben sind und mal wieder Sachen aus Muse getan und Lust gehabt mich um Freundschaften zu kümmern. Kurz: ich habe mich vor ein paar Wochen von meinem suchtkranken Partner getrennt. Neben dem riesigen Trennungsschmerz und großer Zukunftsangst ist aber buchstäblich in mir wieder das Leben aufgeblüht. Ich rieche wieder die Herbstluft, ich sehe wieder Dinge die um mich herum passieren. Kurzum, ich habe meinen taumelnden realitätsfernen Beziehungsrausch durch diese Trennung beendet. Und das ist der Teil über den ich gerne meine Gedanken mitteilen würde.

Es wurde ja schon zu Vielem Vieles geschrieben, aber was mir im Rahmen der Trennung so bewusst geworden ist, lässt sich am besten in einem Bild ausdrücken:

Der Suchkranke rennt in einer Abwärtsspirale seinem Suchtmittel hinterher und der Angehörige rennt in der selben Abwärtsspirale dem Suchtkranken hinterher.

Man ist als Angehöriger selbst süchtig geworden. Und dabei gleichen sich die Erkrankungen so sehr. Mindestens so schwierig und langwierig wie es für die Angehörigen ist sich zu lösen ist es auch für den Suchtkranken. Und ich muss mir eingestehen, auch ich habe die Realität in gleichem Maße verloren wie mein Partner. Wenn ich mir die Angstzustände ansehe, die mich täglich plagten, die Bauchschmerzen, das Unwohlsein, der andauernde Stress, der sich immer tiefer in mein Gesicht geschrieben hat müsste ich bei Lichte betrachtet ganz genau wissen, was zu tun ist. Weggehen. Aber so wie der Spieler dem verlorenen Geld noch mehr Geld hinterherwirft habe ich meiner Enttäuschung noch mehr Hoffnung hinterhergeworfen. Die Währung war schon lange ohne Deckung. Und auch ich habe ein verzerrtes Weltbild entwickelt. Meine Handlungen werden schon lange nicht mehr an dem orientiert, was ist sondern an dem, was ich mir gewünscht hätte, das doch eigentlich sein sollte und ich in meiner Verbitterung nach wie vor doch zumindest als Trostpflaster noch bekommen möchte. Nur wenn ich den Entzug selbst schaffe kann ich mir im Ansatz darüber klar werden, wie schwer das Unterfangen für meinen ehemaligen Partner sein wird. Und ich bin es ihm und mir selbst schuldig wieder in die Realität zurückzukehren.

Ich will noch kurz ein paar Worte darüber verlieren, was hier bei uns so abgegangen ist, wie ich die Situation vollkommen unterschätzt habe und welche Gedanken mir gerade dabei helfen zu gehen. Also mein Partner war in vielerlei Hinsicht süchtig. Am Anfang habe ich vor allem den Alkohol mitbekommen. Da habe ich dann irgendwie auch die Reißleine ziehen können (Alkoholgeruch macht mich so fertig, dass mir das leichter fiel) und er hat daraufhin nach einem zähen, ermüdenden und schädigenden Prozess in dem ich viel zu oft zur Projektionsfläche von Agressionen wurde mit dem Trinken aufgehört. Ich dachte, wow ein Erfolg auf voller Linie. Nur, dass die ganze Sucht nun ins Spielen verlegt wurde, von dem ich damals noch gar keine Ahnung hatte. Die Ausmaße sind einfach nur krass. Aber ich will mehr darüber erzählen wie das Leben dann aussah. Namentlich haben sich immer tageweise unterschiedliche Phasen bei ihm abgelöst. Was im Hintergrund gezockt wurde oder nicht habe ich irgendwann gar nicht mehr gewusst, weil ich meine Energie nicht länger in Überwachungstätigkeit stecken wollte. Aber was bei mir ankam war:

ein Wechsel aus Euphorie (die sich aber immer zu gut angefühlt hat, um wahr zu sein), dann wieder Gönntertum mir gegenüber (wohl meistens, wenn es grad gut lief, dann ist auch immer Geld zu mir geflossen, vielleicht auch aus schlechtem Gewissen, neben den vielen Einsätzen auch mir mal was zuzustecken, da war immer ein Geschmäckle dabei) danach gabs manchmal Phasen der Initiative, mal wieder was mit mir zu unternehmen (wir haben kaum schöne Dinge mit anderen Menschen gemacht, weil er wohl auch aufgrund seines Doppellebens massive Angstzustände hatte in Gesellschaft, unsere Unternehmungen waren aber auch immer an der aller untersten Aufwandsgrenze, mal Schwimmbad mal wandern, nie wirklich viel Energieeinsatz oder persönliche Einbringung..das kam immer von meiner Seite) und danach folgte die Distanzphase (mein Partner war abwesend auf Nachfragen wurde er aggressiv und unterstellte mir meine Nachfragen wären für sein Befinden verantwortlich) meistens kam dann irgendwann der Breakdown, weil aufgrund der Lügen schon noch kaum Nähe zwischen uns möglich war musste er irgendwann damit rausrücken, dass er wieder sein ganzes Gehalt verzockt hatte, dann kam meistens eine kurze Erleuchtungs- und Bekenntnisphase (Beteuerung, sich Hilfe zu suchen, Entschuldigung etc.) nach dieser Phase war dann kurz mal einfach alles normal...wow. Ruhe nach dem Sturm. Dann hat aber meist eine Agressive Phase eingesetzt. Wahrscheinlich wegen der ganzen negativen Gefühle, für die war ich dann verantwortlich, denn ohne mich könnte er sich ja einfach wohl fühlen in seiner Haut. Man hat sich dann wieder irgendwie arrangiert. Aber wegen der aus seiner Sicht berechtigten Verärgerung über mich hat er sich dann wieder ausbedungen spielen zu dürfen und der ganze Zirkus ging von vorne los. Insgesamt ein Wechselbad der Gefühle ohne sonder gleichen.

Jetzt nach der Trennung ist jeder Tag irgendwie ruhig und gleich wie ein klarer Gebirgssee.

Aber ich muss sagen das Verlangen/Craving kommt auch bei mir immer wieder. Wenn ich ein schönes Schmuckstück sehe, das mir von ihm geschenkt wurde oder schon allein und sehr oft beim Gedanken an die vielen schönen Ideen die wir hatten und von denen ich geträumt habe, dass wir sie umsetzen. Und auch einfach wegen der Charakterzüge, die ich an ihm mag. Die Kleinigkeiten. Aber unterm Strich habe ich mich mit Kleinigkeiten und einer riesigen Hoffnungs-illusionsblase in meinem Kopf in einem Teich aus Müll über Wasser gehalten. Und leider hat mein Hirn scheinbar keinen Unterschied gemacht zwischen den nicht realen schönen Vorstellungen und Hoffnungen und der hässlichen Realität. Sodass krankerweise alles wie ein Nullsummenspiel aussah obwohl es der letzte Raubbau an meinen Ressourcen war und ich eigentlich nur selten fröhlich war. Mit andern Leuten war ich viel fröhlicher...ich war ja auch nicht in ständigem Stress, dass eine unnormale Verhaltensänderung kommt, die Leute haben sich gleichbleibend verhalten. Ich hatte keinen ständigen Anpassungsdruck und Duldungsdruck (okay, was ist jetzt schon wieder passiert, wie kann ich mich jetzt verhalten, soll ich meine Meinung dazu sagen oder um des lieben Frieden willens einfach alles inakzeptable über mich ergehen lassen).

Daher versuche ich so wenig wie möglich in die Ambivalenz einzutauchen, zwischen dem was gut war und was schlecht war mit ihm. Denn diese Rechnung kriegt mein Kopf nie richtig hin. Ich habe nach 3 Jahren mit so viel Traurigkeit, Runterschlucken, Beleidigtwerden, Vergessenwerden und so vielen Powerplays, nach Jahren der Lügen in denen er sein Geld aber viel wichtiger auch seine ganze Lebensenergie (!) immer in eine Parallelwelt gesteckt hat an dem Tag, an dem er wieder nicht zum Blauen Kreuz gegangen ist beschlossen, dass ich nicht mehr will und auch nicht mehr kann. Ich habe wirklich meine Hände vor ihm in die Luft gehoben und gesagt ich kann nicht mehr... ich gebe auf ich gehe den Weg nicht weiter. Und zwar ohne Bedingungen einfach nur für mich. Denn wenn er irgendwann ernsthaft gesund werden wollen würde und könnte würde ichs mitbekommen. Dann kann man an meiner Tür klingeln. Und ich würde nicht mehr die Verantwortung übernehmen müssen und ich würds gleich spüren, dass die Sache sauber ist. Denn wenn man ehrlich in sich reinhört spürt mans.

Und dieser Entschluss aufzuhören (aus dem Spiel auszusteigen, das es ja ist) ist für einen Angehörigen genauso hart wie für jeden anderen Junckie. Und man muss wirklich ertragen, dass man dann einen geliebten Menschen verliert und auch verliert geliebt zu werden (denn das tun die Süchtigen ja auch tatsächlich). Und dabei hilft mir als Fels in der Brandung nur dieses Blaue Kreuz vor mir zu sehen und zu sagen "ich will nicht mehr und ich kann auch nicht mehr". Es ist keine Frage von Liebe sondern eine Frage in welches Spiel ich mich investieren will und solange der andere krank ist geht die meiste eigene Energie ja gar nicht in Ihn sondern wird von seiner Sucht verschluckt, die wie ein Parasit an ihm dranhängt. Sobald ich in andere Überlegungen einsteige, von "ja vielleicht macht ers ja jetzt", "ja aber das war doch schön oder dieses so besonders" reißt es mich wieder rein. Wahrscheinlich wie jeden anderen Süchtigen, der über die positiven Seiten der Sucht oder den großen Gewinn nachdenkt. Und da schließt sich der Kreis, nur wenn mans dann selbst schafft zu gehen, kann man abschätzen, durch welche Mauer der Suchtkranke da eigentlich rennen muss wenn er loskommen will. Und das alles habe ich die ganze Zeit total unterschätzt.

Was ich noch erwähnen wollte. Ich selbst war auch oft bei CoDA und habe viele Bücher gelesen... "Women who love to much", "Verstrickt in die Probleme anderer" und "Sex and Love addicts anonoymous". Richtig gut fand ich auch : anne wilson schaef "im zeitalter der sucht" und alle anderen Bücher der Autorin. Es tut echt weh da rauszukommen. Weil man leider nicht weiterkommt mit Schuldzuweisungen und solchen Dingen sondern leider  sich dem ganzen Schicksalhaften am Leben einfach stellen muss und auch der eigenen Geschichte, wie man da hinkam wo man jetzt steht, und ob man sich eigentlich selbst genug liebt oder immer andere braucht und und und....

Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...bei mir war die Trennung dann nichts so extremes mehr weil ich auch stückweise mein Interesse am Partner verloren habe. In dem Bild von oben gedacht: ich bin nicht mehr so wild hinter ihm her gerannt, sondern einfach mal langsam gelaufen...er ist dann mehr und mehr aus meinem Blickfeld rausgerannt. Und ich hab mehr drüber nachdenken können, ob ich die Spirale nicht lieber wieder rauflaufen mag, zum Tageslicht.

Naja ich wünsch Euch und mir weiterhin viel Glück.

Danke Euch
« Letzte Änderung: 16 September 2023, 17:43:49 von Mausilausi »

Re: Meine Erkenntnisse aus Trennung vom Spieler
« Antwort #1 am: 16 September 2023, 16:20:27 »
Hallo Mausilausi,

ich denke nicht dass Du hier Stammgast sein wirst... verständlicherweise.
Ich finde Du hast den 'Gegenpart' des Suchtkranken sehr gut und deutlich beschrieben und ich kann jede(n) verstehen der nach langem Kampf die Reißleine zieht.
Vielleicht ist das auch für den Partner mittelfristig der richtige Weg wenn er doch merkt was er verloren hat.

Viel Glück für Dich
Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #2 am: 16 September 2023, 16:48:13 »
Danke Roy, das macht Mut :) Ich hoffe, dass ich es weiter schaffe stark zu bleiben....vielleicht bin ich auch schon lange genug wenn auch stiller  :-X Stammgast in diesem Forum und in Alkoholikerforen gewesen und habe meine Lektionen gelernt   8)

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Offline Olli

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Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #3 am: 16 September 2023, 16:55:14 »
Hi!

Nur eine Intention von mir:
Ich denke, dass Du Dir mit der Zeit auch selbst vergeben kannst.
Genieße, was Du Dir jetzt aufgebaut hast! Das macht es leichter.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #4 am: 16 September 2023, 21:53:34 »
Danke lieber Olli! Das ist wine sehr schöne Intention. Jetzt wo ich den Text geschrieben habe merke ich auch dass ich mich odt echt schuldig fühle den anderen jetzt "im Stich" zu lassen... auch wenn der Gedanke ja auch total absurd ist... ich versuche mir das auch gleich mal mit zuvergeben. :)

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Offline Olli

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Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #5 am: 16 September 2023, 22:17:46 »
Hi!

Das kommt hinzu ... aber das meinte ich nicht!
Du bist gerade berauscht/begeistert davon, dass Du den Schritt gewagt hast und auch Erfolg damit hattest. Sicherlich ist die Wut auf den Ex auch im Text enthalten. Doch die Wut auf Dich, die Du doch hättest früher den Schlussstrich ziehen können - die Wut auf Dich, die Du das alles so lange ertragen hast, die meine ich auch in Deinem Text zu lesen.
Weder wir Spieler, noch Du als Angehörige kannst in der Zeit zurückreisen und Dir selbst in den Hintern treten.
Mache Dir bewusst, dass Du auch weiter als Co bei ihm hättest bleiben können. Doch das tatest Du nicht. Du bist aktiv geworden und hast Dich auch trotz heftiger Herzschmerzen FÜR DICH entschieden!

Ich danke Dir für diesen Beitrag, der hoffentlich die anderen Angehörigen hier, die sich bisher noch nicht getraut haben, motiviert auch aktiv zu werden.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Rubbel

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Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #6 am: 16 September 2023, 22:43:11 »
Hallo !!
- und herzlich willkommen!

Ich möchte Dich nicht mit dem von Dir gewählten Nickname ansprechen, weil er so gar nicht passt zu Dir. Du bist nämlich nicht 'klein'.
Das ist wohl das 1. Mal, dass ich einen Text einer Angehörigen lese, der so reflektiert ist,
und deshalb hab ich ihn richtig gerne gelesen!
(Ich finde, er könnte ganz oben im Angehörigen-Thread angepinnt werden. Ich möchte das hiermit vorschlagen(,lieber Olli).
Cool, sich selbst so hinterfragt und beobachtet zu haben. Sehr gut!
Bleib dabei. Und siehe: Es geht auch alleine, ganz gut sogar. Und frau muss sich auch nicht wieder auf's gleiche Muster einlassen.
Ich wünsche Dir eine ausgesprochen schöne, gute  Zeit!

Viele Grüße
Rubbel
--Meist ist Geist geil--

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Offline andreasg

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Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #7 am: 16 September 2023, 23:00:21 »
Hallo Mausilausi,

ich bin gerade csehr dankbar für Deinen langen Beitrag und die Einsicht in Deine Gefühle. Das Wesentliche für mich ist, daß Du Dich selbst reflektierst, und nicht mehr im Glauben verweist, Dein Partner müsse sich ändern, damit Du glücklich bist.

Der Satz , den ich jeder Angehörigen aufdrücke: "Angehörige müssen mehr und härter an sich arbeiten, als betroffene Spielsüchtige", ja, den hast Du relativiert, und was mich besonders freut, ihn auf Augenhöhe korregiert.
Ich selber bin Spieler und süchtig, ich stamme aus einer dyfunktionalen Familie, und ich war Angehöriger einer psychitisch kranken Frau. Das lässt mich bis Heute nicht los, denn die Sucht - Erkrankung zieht sich immer wieder durch.

Ich bin bis vor Corona in vielen verschiedenen Meetings gewesen. Innerhalb der Pandemie verschlechterte sich meine Gesundheit, ohne eine Infektion erlitten zu haben. Ich bin viel in Zoom - Meetings etc. unterwegs, und eigentlich nur noch im Spieler - Meeting in Präsenz. CoDA habe ich vor 15 Jahren in der Klinik in Oberstorf kennen gelernt.

Da das Schreiben für mich ein wichtiges Werkzeug ist, schreibe ich manchmal. Gerade wenn ich mich selber nicht mehr verstehe schreibe ich in diesem Forum in mein Tagebuch. Das Bewußtsein, ich bin nicht mehr isoliert, nicht mehr einsam dabei, da ist es, was hilft, nicht meine überzogenen Erwartungen auf Beifall und Aufwertung.

Bitte entschuldige, wenZustimmung zu bauen, sondern ehrliche Antworten zu erhalten. Heute habe ich gelesen," daß radikale Ehrlichkeit ein Muß ist, wenn wir genesen wollen" - unsere Losung "erfordert rigorose Ehrlichkeit"

Wenn ich Deinen Tread zugeschrieben habe, dann entschuldie es bitte, ich hätte ja einfach nur "Danke" schreiben können, es ist so, ich brauche Menschen.

Danke für das Teilen
Andreas
« Letzte Änderung: 16 September 2023, 23:04:01 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #8 am: 17 September 2023, 12:51:47 »
Danke lieber Olli,

jetzt verstehe ich es noch besser. Bei mir ist es immer ganz krass ich fühle mich immer sehr schnell schuldig. So gehts vielleicht auch vielen anderen Angehörigen. Wenn also jemand sagt ich "könne mir vergeben". Ist mein erster Gedanke auch wenn dus ja so nicht gemeint hast: "shit was hab ich jemand anders angetan" und dann fühl ich schnell die Schuld eben nicht bis zum Ende helfen haben zu können. Diese emotionale Lage muss ich dann erst wieder mit rationalen Gedanken konterkarrieren bis das Bild wieder passt und ich keinen falschen Handlungsimpuls bekomme. Also den Raum zwischen Reiz und Reaktion ausdehnen :) Zum Glück hab ich in meinem Leben schon so viel Scheiße durch, dass ich allein aus der Tatsache, dass eine Scheiße rum ist sehr viel Freude ziehen kann. Ich glaub wenn ich nicht diese Eigenschaft hätte...wäre ich schon längst verzweifelt. Danke für das Lob...tatsächlich kann ich mich selbst nicht gut dafür loben, weil - und das spürst du scheinbar mehr aus meinem Text heraus als ich es mir selbst eingestehen kann- ich mich schäme, dass es mir passiert ist auf der anderen Seite und mich schäme, dass ich die Situation nicht mit ihm auflösen konnte. Aber zum Glück habe ich gelernt diese Emotionen die immer als erstes kommen dann auch beiseitestellen zu können. Ich habe mich sehr viel mit Psychologie beschäftigt und sich von seinen eigenen Emotionen distanzierne zu können ist irgendwie der Key. Danke für Deine beiden Nachrichten die haben mich total motiviert. Ich merke auch dass ich echt sehr froh bin über den Schritt die Trennung mit Euch zusammen zu gehen und das mit Euch zu teilen :) Und du hast absolut Recht mit der Verzeihung und Vergebung. Das sagt ja auch Victor Frankl in seiner Logotherapie positiv gemünzt. Egal wie schlimm das ist was einem passiert ist, wenn man es annehmen kann und einen Sinn darin sehen kann, dass es einem passiert ist hat man bessere Chancen für die Zukunft. 

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #9 am: 17 September 2023, 13:02:31 »
Liebe Rubbel,

danke für die Nachricht und das Kompliment :). Was den Namen angeht hast Du den Finger ziemlich in die Wunde gelegt. Auch mein Ex (der schon eine sehr gute Intuition hatte und einen starken Gerechtigkeitssinn) hat es immer abgelehnt, wie ich von meiner Mutter klein gemacht wurde. Den Namen hat nämlich sie mir gegeben. Sicherlich wars auch ein Kosename und es war auch liebevoll aber du hast da was Wahres angesprochen. Leider musste ich mich mein Leben lang klein machen und schwächer zeigen als ich bin, weil ich sonst keinen Platz an der Seite meiner Mutter gefunden hätte. Den ich dann aber leider eh nicht -trotz aller Bemühungen- bekommen habe  :D Um so froher bin ich, dass manche sehen, dass eigentlich jemand anders hinter der Maus, Mäusschen, Mausi oder wie auch immer steckt. Danke Dir!
Ja es stimmt es geht auch alleine, die Schallmauer muss man dann immer wieder durchbrechen, weil von der anderen Seite her denkt man oft es geht nicht mehr ohne... Ich bin mal echt gespannt wie meine Partnerwahl weitergeht. Denn es fängt ja schon bei der Auswahl an (und ich habe mir zumeist irgendwelche "Patienten" gesucht). Ich hoffe, dass ich da auch meine Muster durchbrechen kann.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende noch
Mausilausi   ::)
« Letzte Änderung: 17 September 2023, 13:05:57 von Mausilausi »

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #10 am: 17 September 2023, 13:36:05 »
Hallo AndreasG,

danke für Deine Antwort. Fühl Dich nie schlecht dafür, wie viel oder wenig Du schreibst. Ich wollte auch erst unter meinen Text so was schreiben wie "Sorry Leute, dass es so lang geworden ist"... aber ist doch scheissegal, ich hab einfach alles geschrieben was ich schreiben wollte und das ist doch das schöne an so einem Forum, ich weiß gar nicht ob dieser Kasten hier eine Zeichenbegrenzung hat  ;D

Naja zu deinem Text: Ich habe natürlich auch immer zunächst gedacht der andere müsse sich verändern (oder ich müsse den anderen verändern) und dann wäre alles gut. Erstens musste ich dann erkennen, dass ein Leben lang alle an meinem suchtkranken Ex gezogen haben und er daher unter anderem auch total den Faden verloren hat wer er selber ist und was er will. Dann habe ich auch festgestellt, dass Erkenntnis in ihn hereinpressen zu wollen 10x so anstrengend ist wie abzuwarten dass eigene Erkenntnis kommt. Und das hat er auch immer betont. Er will den Weg selber gehn, sonst ist es nicht seiner. Natürlich wars dann hart erkennen zu müssen, dass er ihn halt jetzt nicht geht. Aber da hat mir immer eine Erkenntnis aus der  Psychologie weitergeholfen, nämlich dass man sich darauf verlassen kann, dass alle psychologischen Prozesse (und das ist ja auch der Weg zur Suchtfreiheit) immer zum frühest möglichen Zeitpunkt ablaufen, zu dem sie ablaufen können. Es ist also irgendwie wie mit Wasser, es sucht sich immer den kürzesten Weg. Und solange jemand noch nicht bereit ist (warum auch immer), loszulegen ist das der lebendige Beweis, dass er eben noch nicht bereit ist und auch nicht kann.  Wenn es ihm schon möglich wäre würde er es tun. Denn unterm Strich ist ja auch Sucht ein Selbstrettungsversuch der Seele... es ist eben alles auch ein natürliches Feld. Und solange die Waagschale der Sucht überwiegt und die vermeintlichen Vorteile überwiegen oder was auch immer...es geht dann halt nicht. Man kann ja auch einen Blinden nicht sehend machen. Und süchtige haben ja so krasse kognitive Verzerrungen, dass sie teils fast wie blind sind. So viel zum Aspekt er müsse sich ändern ... er kann halt grad nicht.

Und außerdem hat mal ein anderer Ex zu mir gesagt, es gehören immer zwei dazu. Und diese Lebensweisheit ist mir immer im Kopf hängen geblieben. Und ich habe dann schon voll die Bauchschmerzen nur beim Gedanken dran bekommen, dass ich auch an dieser Situation mit meinem suchtkranken Freund einen Anteil habe. (Sicherlich keinen Anteil an seiner Sucht, denn die war schon vor mir da) Ich dachte dann immer ja, aber bei einem Suchtpartner stimmt diese Lebensweisheit nicht. Aber am Ende konnte ich das nieee ganz deutlich hinargumnetieren. Also musste ich es aufgeben und bin bei der These geblieben dass ich 50 % zur Situation beisteuere. Das fanden viele Leute krass und meinten ich bin ja gesund. Und ich habe immer gesagt, nein ich bin genauso krank sonst hätte ich so einen Partner gar nicht angezogen und es ist offenbar die Lektion an der ich mich abarbeite. Ich habe meinen eigenen Grund warum ich das erlebe und meinen eigenen Anteil, warum ich so jemanden "brauche"...vielleicht weil ich mich nur wertvoll fühle, wenn ich jemanden "rette" und ich mich bei einem gesunden Menschen nicht wohlfühle, weil ich es nicht kenne ?! ..und in diese Richtung geht ja auch insgesamt CoDa, dass wir aufgeben müssen zwanghaft zu denken, Macht über andere zu haben und sie verändern zu wollen. Warum suchen wir uns selbst Situationen, die uns unterm Stich fertig machen und nicht befriedigen?! In meinem Fall: weil ich mich unwohl fühle wenns mir gut geht und ich stark bin, weil ich Liebe damit verwechsele zusammen zu leiden...

So viel nur zu dem ersten Teil Deiner Nachricht. Es tut mir sehr Leid zu lesen, dass es Dir offenbar oft nicht so gut geht und Du mächtig am kämpfen bist. Ich kann gut fühlen, was Du beschreibst. Ich bin auch aus so einem Stall und es lässt mich auch teils nicht los... weil ich alles so falsch gelernt habe was Beziehungen angeht und auch die Beziehung zu mir selbst. Mir scheint, als ob Du zu viel alleine bist und eigentlich viel mehr Leben und Menschen um Dich herum bräuchtest. Du scheinst in Dir drinnen sehr traurig zu sein. Das tut mir leid. Hast Du eine gute Therapie? Ich habe eine sehr gute erste Therapie gehabt und dachte ich muss lange nicht mehr in Therapie..dann ist viel große Scheiße passiert und ich habe jetzt wieder eine sehr gute Therapie. Nach jeder Stunde gehts mir sehr viel besser. Außerdem kann ich nur empfehlen mit dem Körper zu arbeiten.. ich gehe sehr viel ins Fitness und in die Berge. Im Körper sind ja auch alle Erinnerungen eingeschrieben und man kann in Ihn viele positive Gefühle einschreiben...vor allem wenn man mit dem Denken nicht weiterkommt...und so wie es klingt kannst du Dein Problem über nachdenken alleine nicht lösen. Wieder so ein dummer schlauer Spruch: manchmal muss man das Problem auf einer anderen Ebene lösen, als auf der, auf der es entstanden ist...

Wenn ich manchmal zu lange allein daheim bin fühle ich mich wie der einsamste Mensch auf der Welt, obwohl ich viele Freunde habe. Wenn ich dann auch nur zum Bäcker raus gehe und der "Hallo" zu mir sagt, ist alles wieder da und ich fühl mich gar nicht mehr allein... eigentlich ist ja immer das ganze Leben da und man ist mit allen und allem verbunden. Nur man kann es oft nicht spüren.

Gut, dass Du das schreiben für Dich entdeckt hast. Mach einfach weiter so :)

Ich wünsch Dir alles Gute und dass Du den gordischen Knoten lösen kannst...aber ganz wird man ihn vielleicht nie lösen...jeden Tag ein paar neue schöne Dinge ein bisschen mehr Leichtigkeit.

Liebe Grüße
Mausilausi
« Letzte Änderung: 17 September 2023, 13:41:50 von Mausilausi »

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Offline Rubbel

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Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #11 am: 17 September 2023, 13:45:09 »
Hallo,

gut, dass Du hier aus Deinen Erinnerungen erklärt hast:
Zitat
Leider musste ich mich mein Leben lang klein machen und schwächer zeigen als ich bin, weil ich sonst keinen Platz an der Seite meiner Mutter gefunden hätte. Den ich dann aber leider eh nicht -trotz aller Bemühungen- bekommen habe
Du hättest demnach ja tun können, was Du wolltest ... also kannst Du das auch 'verwerfen', ersatzlos streichen.

Hu-hu hierzu:
Zitat
Ich bin mal echt gespannt wie meine Partnerwahl weitergeht. Denn es fängt ja schon bei der Auswahl an (und ich habe mir zumeist irgendwelche "Patienten" gesucht). Ich hoffe, dass ich da auch meine Muster durchbrechen kann.
Tja - was soll ich sagen? Ich hab beides aktiv durch - Abhängigkeit und Co-Abhängigkeit, und was Du hier schreibst, kenne ich auch zur Genüge. Ich hatte auch das Gefühl, auf meiner Stirn stehen zu haben: 'Patienten bitte zu mir. Ich nehme die Aufgabe gerne an und versuche, alle Wunden zu heilen.'
Auf der anderen Seite habe ich potentielle Partner, die hätten Partner sein können, verletzt und vor den Kopf gestoßen, was mir heute wirklich leid tut.
Ich hätte wohl die Aufgabe an sich vermisst?
Mittlerweile habe ich keine Ambitionen mehr, eine Partnerschaft einzugehen, also eine Liebesbeziehung. Es ist nämlich genau dieser Knackpunkt, den Du beschreibst: Die Auswahl. Leider passiert die nicht auf rationaler Ebene, im Gegenteil: Eine Prüfung über den Verstand ist nach meiner Erfahrung immer 'unzureichend'. Die Ebene von Anziehung spiegelt meist die Erfahrungen und nicht die Erwartungen oder Wünsche. Es ist geradezu eine 'Lebensaufgabe', das zu durchkreuzen. Weil es Signale sind, die angesprochen werden. Die liegen sehr viel tiefer als sprachlicher Austausch und Einverständniserklärungen.
(Und da wird projiziert, was das Zeug hält.  ;D )
Ich könnte mir vorstellen, dass eine 'Pause' nach dieser heftigen Beziehung, die Dir ganz frisch die eine oder andere Erkenntnis über Dich  selbst gebracht hat, erst mal ganz gut täte: Sacken lassen, Orientieren, Entspannen, Gucken, wie es sich anfühlt, allein gut zurechtzukommen... Na - weißt Du alles selbst :)

Was allerdings wichtig ist: Du hast an nichts Schuld! Und Dein Ex auch nicht. Ihr konntet Euch selbst und gegenseitig nur geben, was Ihr hattet. Das habt Ihr getan und versucht, zusammenzufinden. Das hat für beide nicht gepasst. Und da ist es folgerichtig, Euch zu trennen und zu entlasten. Jede/r hat daraus für sich gelernt. Diese nüchterne Betrachtung wünsche ich Dir. Vielleicht könnt Ihr einander Vertraute, Freunde, werden, irgendwann. Muss aber auch nicht sein.

Viele Grüße
Rubbel
--Meist ist Geist geil--

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #12 am: 17 September 2023, 14:59:47 »
Liebe Rubbel,

danke für die Antwort, sehr interessant.

1. ja stimmt, das kann ich langsam mal verwerfen. Aber das ist ja die ganze Geschichte davon, sich selbst am eigenen Schopf aus der Misere zu ziehen... ganz schön schwierig. Aber wohl am wichtigsten dafür zu verstehen, woher es kommt...und da kommen wir schon zu

2. Die Muster zu durchbrechen ist echt crazy shit.. aber ich ich glaube z.B. auch eine Suchtbeziehung zu beenden hilft schon.. ich weiß nicht wer alles an sowas glaubt oder wie ihr die Welt seht aber ich habe das Gefühl, auch so ein "Exempel" zu statuieren strahlt aus. Jedes mal wenn man Nein sagt zu etwas strahlt das auch aus auf die potentiellen Anfragen anderer Menschen...das wird auch alles ins kollektive Unterbewusste (nenn ichs jetzt einfach mal) eingespeist. Wie du es ja sehr schön sagst "Signale, die angesprochen werden, die viel tiefer liegen als sprachlicher Austausch und Erklärungen".

Das ist vielleicht auf der Ebene der Schwingungen ...

Und wie du auch sehr gut sagtst, ja die Rollen wechseln.. mal ist man selbst das Opfer mal der Täter ....Täter-Opfer-Dreieck... ich habe auch schon viele andere arme liebe Jungs die vielleicht ein bisschen Coabhängig waren vor den Kopf gestoßen....


Ich versuchs mal mit der Pause, trotz des vielen Leids habe ich mal über einen längeren Zeitraum erfahren wies ist, geliebt zu werden und meine Liebesakkus sind ein bisschen voll... die waren nämlich mein Leben lang chronisch leer und jeder Hanswurst konnte so dann eine Versuchung sein... endlich mal von jemandem lieb gehabt zu werden... vielleicht gelingt mir jetzt mal die Pause. Aber es ist immer schwierig, weil sobald ich dann wieder voller Energie bin natürlich die Attraktivität steigt, dann auszustrahlen, niemanden kennenlernen zu wollen ist immer schwierig. Mal sehen.
Vielleicht hilft es auch sich mehr Grenzen zu setzen. Dann muss man nicht gleich die ganz großen Fragen klären. Z.b. wars bei meinem Ex so, dass ich einige Zeit vor unserer Trennung leider ins Krankenhaus musste und sogar während des Krankenhaus Aufenhalts hat sich alles nur um Ihn gedreht. Er hatte mir zuvor aus eigenem Willen seine Bankkarten gegeben damit er nicht weiterzocken kann. Ich wurde dann im Krankenhaus beschimpft als ich gesagt habe, dass wenn ich sie ihm jetzt (auf sein Verlangen) wiedergebe, ich sie bitte aber auch nicht kurz später wieder haben möchte, weil das für mich keinen Sinn macht. Daraufhin wurde ich mit Infusionen in nem hundeelenden Zustand i Krankenhaus als egoistisch und vieles mehr beschimpft und er ist einfach abgedampft. Mir gings danach wieder gesundheitlich viel schlechter... da habe ich gemerkt, dass er gerade nicht mal in der Lage ist Rücksicht auf mich zu nehmen, wenn ich sehr krank bin... und das war dann so eine unterste Grenze...
Vielleicht sollte man sich Limits setzten, was man nicht ertragen will auf einem bisschen höheren Level... das kann auch helfen.

Ja die sachliche Sichtweise ist die einzig ratsame... man würde sich ja auch nicht über den Baum ärgern, wenn einem ein Ast auf den Kopf fällt.. eigentlich ist das mit Menschen dasselbe. Und Schuld ist ja eh nur eine Erfindung :) 8)

3. Falls überhaupt noch jemand hier unten mitliest und falls es von Interesse ist... wollt ich irgendwie noch loswerden, dass ich Spielsucht schon ziemlich hart finde. Jede Sucht hat ihr eigenes Gesicht ich will da nicht sagen was schlimmer ist. Aber als mein Freund noch gesoffen hat, da hab ichs riechen können und es gab ein äußeres sichtbares Ereignis (sich Betrinken) und Ergebnis (Suff). Ich konnte immer direkt reagieren. Bei der Spielsucht hängt man ja total im Ungefähren. Man weiß nie was grad abgeht. Und diese nicht stoffgebundene Sucht hat nach meinem Gefühl noch einen viel größeren Einfluss auf die Präsenz des Menschen. Eigentlich war mein Freund permanent wie von der Realität abgeschnitten. Und zwar nicht "nur" durch den Gedanken an den nächsten Suff sondern durch echte Gedankengeflechte, die echt seine ganze geistige Kapazität und Anwesenheit in fast jeden Moment erfasst haben. Ich dachte zunächst nur, dass das irgendwie mit seiner Sozialphobie zusammenhängt, aber inzwischen denke ich mehr, dass er eigentlich fast immer im Kopf bei irgendwelchen Spielen, Quoten, Transfers und Wettzetteln war..... diese Doppelbödigkeit, die keinerlei zeitliche oder räumliche Trennung hatte finde ich echt krass. Alles ist überformt. Da ich sehr viel Gefühle auch an mir selbst spüre, die andere haben konnte ich das auch am eigenen Leib spüren, diese permanente Bodenlosigkeit. Das war echter Horror. Ich finde es gibt bei der Spielsucht fast gar keine Grenze zwischen Konsum und Nichtkonsum, irgendwie ist es immer da. Das wollt ich gern mal beschreiben.

LG
Mausilausi

« Letzte Änderung: 17 September 2023, 15:08:57 von Mausilausi »

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #13 am: 17 September 2023, 16:00:40 »
Ich stimme mit Rubbel überein und bitte darum dass dieses Teil oben angeheftet wird.
Das hilft sicher nicht nur den Co's sondern ist auch für Süchtige mehr als interessant.

Mir stellt sich die Frage auch aus Sicht des Süchtigen ob es überhaupt mit Partner/in funktioniert so man nicht halbwegs über dem Berg ist.
Ich kann zB niemanden verdenken der über eine lange Zeit den Mist mitgemacht hat dass es in gewissen Abständen zu Vorwürfen kommt.
Die wiederum können natürlich Trigger auslösen was suboptimal ist. Ich tauche hier immer mehr in die Tiefen der Psychologie dieses Themas ab und hinterfrage vieles. Das sind Dinge die ich gar nicht wahrgenommen habe als ich noch voll drauf war. Beängstigend...

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

*

SuchtkrankerMensch

Re: Meine Trennung vom Spieler
« Antwort #14 am: 17 September 2023, 22:29:27 »
Hallo Mausilausi,

solltest Du das Bedürfniss haben dein Lausi zu entfernen (bei dem was ich gelesen habe könnte das ja sein), du kannst jederzeit Deinen Nick der hier angezeigt wird in Deinen Einstellungen ändern  ;)



Und ich wollte noch allen zurufen, die noch in so einer Lage sind, dass alles für mich leichter geworden ist, als ich erstmal nur für mich in der Beziehung meine Verhaltensmuster zu ändern begonnen habe...keine Rettungsversuche mehr, keine Standpauken mehr, keine Überwachungsmaßnahmen, durchhalten im Powerplay, bei Fehlverhalten auf Distanz bleiben etc. Ich habe dann so schon stückweise meinen Raum zurückerobert ...


Diese Aussage finde ich sehr interessant und mich würde mal intressieren ob Du so bereits mit dem Bewusstsein gehandelt hast Dich trennen zu wollen oder ob zu dem Zeitpunkt Deine Entscheidung schon fest stand.
Hätte er "mitgezogen" auf Deinem neuem Weg hätte es eine Chance gegeben oder war es für Dich "abgeschlossen" ?

Grundsätzlich bin ich der Meinung das diese Schlagwörter ebend auch einem süchtigen bedeutend besser helfen können als ebend ausgeführte Fremdkontrolle, Druck und Zwang.

Das wiederum ist allerdings auch wieder abhängig von Person und Situation, ich finde man kann ebend nicht absolut pauschal sagen was nun richtig ist oder nicht.

Edit Olli: Kontrollversuch entfernt

Edit: ... !!! - Farbe von Schwarz in Rot geändert

« Letzte Änderung: 20 September 2023, 14:14:58 von Wirbelwind 2.0 »

 

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