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Gefangen in der Spirale

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Gefangen in der Spirale
« am: 25 September 2023, 09:06:25 »
Hallo!
Ich fühle mich wieder gefangen in diesem Teufelskreis, dabei könnte mein Leben so schön sein. Ich habe den Mann meines Lebens vor 11 Jahren gefunden und unsere Ehe stand immer an erster Stelle. Für uns beide. Absolute Priorität haben aber bei uns von Anfang an die Kinder gehabt. Dennoch, schafften wir es, uns selbst treu zu bleiben, an unsere Ehe und Beziehung fest zu glauben, daran zu wachsen und zu arbeiten und zusammen dieses Leben zu meistern. Wir sind 33 und 34 und unsere Kinder sind 13 und 9 Jahre alt. Mein Mann arbeitet Vollzeit und verdient gutes Geld. Ich studiere und arbeite und werde dafür ebenfalls vom Arbeitgeber finanziert. Wir verdienen ausreichend Geld, um ein gutes, solides Leben mit unseren Kindern und unseren Hunden zu leben. Wir lieben uns. Wir lieben unsere Familie. Doch da ist dann noch dieser Dämon, der wie ein Parasit an meinem Mann dranhängt seit 11 Jahren, und er möchte nicht loslassen. Er bedroht unsere Existenz und drängt uns alle in den Ruin. Meinem Mann bleiben von seinem Gehalt gerade Mal 300€ im Monat übrig und wir sind eine 4-Köpfige Familie mit zwei Hunden. Damit kann er nicht ein Mal die Nahrungsmittel zahlen und ganz zu schweigen, ein gesamtes Monat auskommen. Er zahlt die großen Rechnungen, alles andere, die Lebenskosten übernehme ich. Oder, er zahlt die Lebenskosten ohne das mit mir zu besprechen oder mich über die finanzielle Lage zu informieren, weil er darüber nicht kommunizieren kann. Und er schafft es, trotzdem jedes Mal aufs Neue, neue Schulden aufzubauen. Sei es mit seinem Handy oder mit der Kreditkarte. Oder indem er immer wieder neue Kredite bei der Bank aufnimmt, um Schulden „abzubezahlen“. Immer und immer wieder bringt er sich selbst in diese Situation. Und manövriert unsere Beziehung an einen sehr, sehr dunklen Ort. Er schafft neue Probleme an, obwohl unser Leben eh zurzeit im Umbruch ist, mit Pubertät, Studium, wenig Zeit, viel Stress, etc. Mein Mental Load ist voll, seiner sicherlich auch. Aber ich merke, wie etwas passiert und ich immer mehr darüber nachdenke, ihn zu verlassen. Ich hab das Gefühl, ich kann nicht mehr. Ich kann ihm nicht mehr zuhören, immer die gleichen Worte. Immer die gleichen Phasen, immer die gleichen Emotionen. Ich mache das nicht mehr mit. Ich habe keine Kraft mehr um zu kämpfen und trauere unseren schönen Zeiten nach. Wir haben alles versucht, professionelle Unterstützung, Therapie, viele tiefgründige Gespräche, Phasen der Abstinenz, Rückfälle, Erleuchtungen und helle Momente, in denen man sich in Sicherheit fühlt. Ich liebe diesen Mann aber ich weiß nicht mehr, was zum Teufel ich machen soll. Ich weiß, ich habe nur zwei Optionen, arrangieren oder gehen aber ich muss auch an meine Kinder und die Hunde denken. Er ist ein toller Papa und ein wirklich guter, liebenswerter, herziger Mensch. Die Kinder lieben ihn sehr, die Kinder lieben uns als Familie sehr. Sie sind leider auch Leidtragende in dieser Geschichte, ganz egal, wie ich mich entscheide. Ich kann nicht mehr in dieser Illusion leben, lege aber gleichzeitig so viel Hoffnung da hinein, dass er es doch schafft und wir unsere gemeinsamen Träume und Ziele doch noch verwirklichen können. Die Realität ist vielleicht, dass meine Familie als solche keine Zukunft mehr hat. Bitte, was soll ich tun?

Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #1 am: 25 September 2023, 09:45:41 »
Guten Morgen,

Welche Art von Glücksspiel betreibt dein Mann denn, das geht aus dem Post leider nicht hervor.

Gruss
Schwarzwaldteufel

 




Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #2 am: 25 September 2023, 10:55:49 »
moin Gana,

was sollst Du tun? -> die Entscheidung kann Dir niemand abnehmen.

Wir haben alles versucht, professionelle Unterstützung, Therapie, viele tiefgründige Gespräche, Phasen der Abstinenz, Rückfälle, Erleuchtungen und helle Momente, in denen man sich in Sicherheit fühlt.

Du hast viel getan; jetzt ist Dein Mann dran. Wenn er nicht an sich arbeitet zieht er Dich mit ins Verderben.
Was Du tun kannst: in Liebe fallen lassen

Die Kinder lieben ihn sehr, die Kinder lieben uns als Familie sehr. Sie sind leider auch Leidtragende in dieser Geschichte, ganz egal, wie ich mich entscheide. Ich kann nicht mehr in dieser Illusion leben, lege aber gleichzeitig so viel Hoffnung da hinein, dass er es doch schafft und wir unsere gemeinsamen Träume und Ziele doch noch verwirklichen können. Die Realität ist vielleicht, dass meine Familie als solche keine Zukunft mehr hat. Bitte, was soll ich tun?

dazu aus meinem Leben: mein Vater hat gesoffen. Bei meine Eltern hatte ich schon lange nix an Familienleben mehr erlebt. Ich hab meine Mutter mal gefragt warum sie nicht gegangen ist, warum sie auf ihr eigenes Leben verzichtet hat. Ihre Antwort: "ich konnte ja nicht, ich musste mich ja um euch kömmern".... glaub mir, eine grössere Hypothek hätte sie mir für mein weiteres Leben nicht mitgeben können.

Ich wünsch Dir viel Kraft

digger
… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

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Offline Rubbel

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #3 am: 25 September 2023, 11:48:55 »
Liebe Gana,

hallo und herzlich willkommen!
Du schriebst:
Zitat
Wir lieben unsere Familie. Doch da ist dann noch dieser Dämon, der wie ein Parasit an meinem Mann dranhängt seit 11 Jahren, und er möchte nicht loslassen.
Wer möchte nicht loslassen? Der Parasit 'Spielsucht' oder Dein Mann?
Es sollte schon Dein Mann loslassen, denn die Sucht kann allein für sich ja nicht existieren. Dein Mann aber schon! :)

Besser fände ich ja, Dein Mann würde sich um Hilfe bemühen - nicht Du ... wobei Du ihn dann natürlich unterstützen kannst, wenn Du willst. Durch das Finanzmanagement z.B. Dazu gehört allerdings seine Offenheit Dir gegenüber.
Aber da Du schreibst, dass Ihr eigentlich eine glückliche Familie seid, wird hier wohl niemand schreiben, dass Ihr Euch trennen solltet.
Wenn Ihr jetzt schnell handelt - eigentlich Dein Mann! - und er sich Hilfe sucht, weil er es will (leider geht das anders nicht), dann habt Ihr sicher noch eine gute Chance. Dein Mann ist hier gefragt mit seinen eigenen ersten Schritten dazu. Sprecht darüber. Er muss Dir schon ehrlich sagen, was er sich wie vorstellt.

(Mir fällt auf, aber damit hast Du nix zu tun(!), dass es oft zur Suchtausübung kommt bei Männern, deren Frauen 1-2 Jahre vorher ein Kind bekommen haben. Ich denke gerade: Vielleicht fühlen die Männer sich in einer Art 'Eifersucht' zurück gesetzt durch das Kind? ... Ist nur ein Gedanke, hier sind aber auch nette Väter, die evtl. was dazu schreiben könnten.)

@ digger:
Hallo :) --- Sei Deiner Mom nicht 'böse' und bezieh' nicht auf Dich, dass sie damals Deinen Vater mit dem Alkoholproblem nicht verlassen hat wegen Euch Kindern.
Du weißt, es waren andere Zeiten! Emanzipation hatte sich noch nicht gefestigt. Frauen waren oft nicht mal ausgebildet, beruflich. Und wenn oder wenn sie auch nur arbeiten wollten, mussten - ich glaube, bis in die 70er, die Ehemänner noch 'erlauben', dass die Frauen mitverdienen. All so'n Kram hat Frauen gehindert, sich zu trennen (war nicht sogar Gewalt in der Ehe durch den Ehemann noch durchaus legitim?)
Ein Glück, dass es so viele starke Frauen gab und gibt, die ihre Rechte erkämpfen!!!

Viele Grüße,
Rubbel
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #4 am: 25 September 2023, 11:56:52 »
Hi Gana!

Herzlich willkommen!

Zitat
Ich liebe diesen Mann aber ich weiß nicht mehr, was zum Teufel ich machen soll. Ich weiß, ich habe nur zwei Optionen, arrangieren oder gehen

Nö ... ich sehe noch eine Möglichkeit. Sie steht und fällt aber mit Deiner Bereitschaft, Dich darauf einzulassen.

Was mir ja auffällt ... Dein Mann kommt permanent an sein Suchtmittel. Das muss unterbunden werden. Normalerweise würde ich an dieser Stelle anraten, dass Du die Finanzen komplett übernimmst. Ein gemeinsames Geldmanagement hat bei Deinem Mann wohl gerade wenig Sinn. Doch wie Du schreibst, kommt er immer wieder an Geld. Um ihn hier zu beschneiden, kann er sich einen gerichtlich bestellten Betreuer organisieren, der die Finanzen für ihn regelt.
Der kostet nicht viel pro Jahr ...

Googele doch mal danach ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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SuchtkrankerMensch

Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #5 am: 25 September 2023, 12:56:00 »
glaub mir, eine grössere Hypothek hätte sie mir für mein weiteres Leben nicht mitgeben können.


WOW !!!! Tolle Worte die von Herzen kamen, Respekt Digger !

Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #6 am: 25 September 2023, 14:16:52 »
Welche Art von Glücksspiel betreibt dein Mann denn, das geht aus dem Post leider nicht hervor.

Hallo! Zunächst hat er im Casino gespielt, als er es dann in Angriff genommen hat, mit Therapie und Schuldnerberatung wurde er für die Casinos gesperrt und das Spielen verlagerte sich in Onlinespiele, Sportwetten, Handy Apps etc., Zum Teil Handabrechnungen über 600€. Jedes Mal wenn er von mir „erwischt“ wurde, wurden diese dann gelöscht bzw. deinstalliert. Er ist auch immer einsichtig, es tut ihm schrecklich leid und auch ich sehe, dass es ihn quält. Danach kam bisher immer eine Abstinenzphase um dann wieder heimlich rückfällig zu werden. Es ist wie ein Schema, die Phasen wiederholen sich. Abstinenz, Rückfall, Beschwichtigen, Entschuldigungen, Selbsthass, Einsicht, hohe Erwartungen an sich selbst, und an mich,
dass ich es verdränge und dort weitermache, wo wir waren bevor er wieder rückfällig wurde. Bagatellisieren und so tun, als wäre er „geheilt“. Dann verbringt er Wochen damit, das Geld neu zu budgetieren, also sich Dinge einfallen zu lassen, wie er besser seine Schulden managt, etc. Nach einigen Therapien, Kontrollen und Übernahme des Finanzmanagements durch mich, kommen wir an den Punkt, dass ich nicht mehr kontrollieren möchte. Mein Leben ist derzeit mörderisch anstrengend und kostet mich viel Kraft. Ich versuche eine gute Mutter zu sein, für meine Kinder da zu sein, mein Leben zusammenzuhalten und es für die Zukunft zu optimieren indem ich studiere um beruflich weiter zu kommen. Ich versuche alles, um ein sicheres, angenehmes, harmonisches Leben für meine Familie zu erschaffen und zu erhalten und er reißt Löcher ein, und das völlig sehend. Er weiß ganz genau, wohin das führen wird. Er weiß was er unserer Beziehung und mir damit antut, er weiß was eine Trennung mit unserer Familie machen wird. Für die Kinder wird es furchtbar und ich möchte es um jeden Preis vermeiden weil es mir so wertvoll und wichtig ist, ich dachte, das wäre es ihm auch. Aber seine Worte und seine Taten stimmen nicht überein. Es gab so viele Gespräche, professionelle Hilfe, Therapeuten. Nichts davon hat geholfen. Ich bin absolut am Ende und schaffe das alles nicht nochmal. Ich will zurück, zurück in die Zeit, als ich noch nichts davon wusste.




Edit Olli: Zitatfunktion korrigiert
« Letzte Änderung: 25 September 2023, 14:59:17 von Olli »

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Offline Olli

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #7 am: 25 September 2023, 15:17:38 »
Hi Gana!

Was Du hier schilderst, dass bezeichne ich als Tänzchen. Er achtet auf Deine Bewegungen und Du auf seine. Allerdings führt er und er tanzt immer bis an die Kante des Abgrundes. So, als hätte er Spaß daran mit Dir hinunter zu springen. Machen möchte er das nicht. Doch alleine die Vorstellung und die Nähe zum Abgrund geben ihm den Kick, den er so sucht. Du als die vermeindlich rationale in der Beziehung, übernimmst kurz vor oder an der Kante die Führung und bringst Euch wieder raus aus der Gefahr. Doch dann gibst Du die Führung wieder ab.

Nun frage ich Dich: Wieso sollte er das einstellen? Du übergibst ihm ja wieder die Führung?! Ist das für ihn nicht eine Zustimmung so weiter zu machen wie bisher?
Er ist sich Deiner sicher und er ist sich sicher, dass er weiter seine Sucht ausüben kann. Wohin ihn und Euch das bringt, das ist ihm egal, weil: Es hat ja noch immer gut gegangen!

Nun sollst Du natürlich nicht der Tanzlehrer sein oder Dich wie ein Elternteil aufführen oder fühlen. Du musst Dir aber im Interesse Deiner selbst und dem der Kinder einmal klar werden, was Du wirklich für Dein Leben willst! Welche Ziele hattest Du mit Deinem Mann? Kannst Du sie erreichen, wenn er spielt? ...
Was ist mit den Suchtstrukturen? Gibt er sie an die Kinder weiter?
Welche Hoffnungen hattest Du?
Tausende solcher Fragen müssten nun aufblitzen bei Dir ...

Was die Auswirkungen seiner Sucht auf die Familie betrifft, ist Dein Mann kein gleichberechtigter Partner in der Beziehung. Alles, was damit zu tun hat, muss in Deinen Händen liegen. Wie ich schon sagte, brauchst Du das Geldmanagement nicht mit ihm zu machen, hier würde ich den gerichtlich bestellten Betreuer von ihm verlangen!

So weiter zu machen wie bisher ist keine Option, daran gehst Du und auch die Kinder kaputt.
Zu gehen ist der schwierigste Part ... emotional, existenziell, vom Aufwand her betrachtet.
Doch die Option knallharter Grenzen und ebenso harter Konsequenzen ist die dritte Möglichkeit.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #8 am: 25 September 2023, 20:49:09 »
Liebe Gana,

es tut mir sehr leid, dass Du in so einer schlimmen Lage bist. Es ist nervenaufreibend bis ins letzte... zwischen Himmel und Hölle. Versuche innerlich Distanz zu gewinnen. Du kannst nur für Dich handeln und nicht für Deinen Mann. So wie es sich anhört bist du schon sehr lange in dieser aufreibenden Situation. Mach Dir klar, dass Du ihn nicht retten kannst. Und schaue dann so sachlich wie möglich an was vor sich geht. Setz Dir vielleicht eine zeitliche Grenze, bis zu der er selbst Initiative ergreifen muss. Dann, wenn Deine gesetzten Grenzen nicht eingehalten werden würde ich raten die Situation zu verlassen. Man vergisst Menschen viel schneller als man denkt. Die schlechte Energie hat eine unglaubliche Bindungswirkung, sobald du denn Bannkreis verlässt wirst du merken, dass der Bann nur so stark ist, wenn man sehr nah dran ist. Pass gut auf dich auf und erlaube Dir, innere Distanz für eine gute realistische Entscheidung einzunehmen. Wenn ein süchtiger echt gesund werden will, dann muss sehr viel passieren. Wenn nichts passiert ist davon auszugehen, dass es noch sehr lange so weitergeht. Chronischer Stress ist sehr schlecht für die Gesundheit. Und Deine Kinder brauchen eine gesunde Mama mehr als, dass du auch noch krank wirst. Fang an Dich auf dich zu konzentrieren und Grenzen zu setzen, dann werden die Antworten selbst kommen. Werden deine Limits eingehalten: bleiben. Werden sie es nicht: Gehen. Oder es ist die einfach so einfach zu schade so zu leben und deine Limits sind eigentlich schon tausend mal gebrochen worden: gehn. Zurücknehmen kann man jemanden immer noch, also lieber wenns schlecht ist einmal zu oft gehen. Eigentlich würde ich sagen... im zweifel immer gehen.

Die Prognose scheint sehr schlecht zu sein bei deinem Mann, wenn man sich die Vergangenheit ansieht. Wenn ich deinen Text lese habe ich auch das Gefühl du weisst schon tief drinnen was zu tun ist. Vielleicht ist die Frage schon: Wie?


Liebe Grüsse
Mausilausi
« Letzte Änderung: 25 September 2023, 20:53:50 von Mausilausi »

Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #9 am: 26 September 2023, 11:09:16 »
Danke für eure Antworten. Es hat wirklich gut getan, darüber zu schreiben und Rückmeldungen zu erhalten. Das vermittelt mir das Gefühl, nicht alleine in dieser Situation zu sein. Ich spreche nicht oft über dieses Problem, weil ich es gerne verdränge und das Bild meines Mannes in der Öffentlichkeit „bewahre“. Weil ich gerne in meiner Illusion lebe, in der sich dieses Leben etwas weniger hart und anstrengend anfühlt. Es tut mir so unfassbar leid, dass wir es bisher nicht geschafft haben, das Spielen endlich aus unserem Leben fern zu halten und dass wir erneut an diesem Punkt in unserer Beziehung sind. Er tut mir so unfassbar leid, weil ich weiß, dass er so viel mehr ist als diese Sucht. Ihn definieren so viele gute Eigenschaften, dass ich oftmals das Gefühl habe, ich spreche/denke über eine ganz andere Person. Seine Taten bezogen auf die Sucht sind schrecklich, aber seine Taten in unserer Ehe, die Werte die er unseren Kindern beibringt, die Liebe und die Wertschätzung die er uns allen entgegenbringt und seine Worte, sein gesamter Charakter - das ist ein völlig anderer Mensch. Das ist auch der Grund, warum es mir so schwer fällt, die Entscheidung zu treffen, ihn zu verlassen. Manchmal denke ich, ich bin völlig verrückt. Ich würde einer Freundin, wenn sie mir darüber erzählt, sofort dazu raten, sich zu trennen. Ich selbst, schaffe es einfach nicht weil ich zu sehr daran hänge, an dem wir,  an seinen guten Seiten, an unserem Familienleben, an unserem Alltag, generell an allem, woran wir so hart gearbeitet haben. Aber ich weiß einfach nicht mehr, wie ich es retten soll. Wenn ich ihn frage, meint er, er beweist es mir, dass er es schafft. Das hat er viel zu oft versprochen. Er meint, ich soll ihm noch eine Chance geben, er würde jegliche Bedingungen eingehen und alles tun, was ich verlange. Was genau soll ich verlangen? Wie oft habe ich das gleiche verlangt? Er weiß, dass ich mir wünsche, er würde uns nie wieder in diese Situation bringen. Aber die Garantie werde ich wohl niemals erhalten. Ich installiere ihm jetzt die Kindersicherung aufs Handy. Damit kann er keine Zahlungen mehr tätigen und gewisse Seiten nicht mehr aufrufen. Sobald sein Konto ausgeglichen ist, kann er es auflösen und eines mit mir haben, eines, auf das er keinen Zugang hat. Das mit dem gesetzlichen Betreuer für die finanziellen Angelegenheiten habe ich ihm auch vorgeschlagen. Da ist er auch dabei, ich muss mich nur noch tiefergehend damit befassen, wenn ich aus meinem tiefen Loch wieder rauskriechen kann. Eine weitere Therapie schließe ich aus. Das hatten wir zu oft. Das hat leider wenig bis nichts gebracht. Die nächste Therapie brauche ich für mich, um dieses Desaster zu verarbeiten. Er kriegt noch eine Chance um entweder zu beweisen, dass er es schafft - oder um mir endgültig die Augen zu öffnen, indem er es wieder verkackt. Das wird seine letzte Chance sein. Das wird unsere letzte Chance sein. Mehr kann ich nicht mehr geben. Ich hoffe, es funktioniert.

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Offline Eddy

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #10 am: 26 September 2023, 12:16:18 »
Hallo,

Ich bin überwiegend nur stiller Leser gewesen und auch selbst betroffen. Meine Frage, Ist er wenigstens in Oasis-gesperrt? Das war zumindest für mich wie ne Befreiung und man bekommt den Kopf langsam frei(seit 3 Wochen jetzt). Hoffe, dass Ihr es durch diese schwierige Zeit schafft


Gruß
« Letzte Änderung: 26 September 2023, 12:38:52 von Eddy »

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Offline Olli

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #11 am: 26 September 2023, 13:10:52 »
Hi Gana, meine Liebe!

Ich werde Dir jetzt mal ein weng den Kopf waschen und hoffe, dass ich Dir damit eine Unterstützung sein kann.

Zitat
Weil ich gerne in meiner Illusion lebe

Das macht Dein Mann auch! Er zockt ... mit Geld ... mit Dir ...

Zitat
und das Bild meines Mannes in der Öffentlichkeit „bewahre“

Nun, dann täuschst Du also andere über den Zustand Deines Mannes und Deiner Beziehung.
Das macht Dein Mann auch. Er täuscht vor allem Dich ... immer und immer wieder ...

Zitat
Er tut mir so unfassbar leid
Dann betüddel ihn doch weiter! Der Arme! Er ist doch so ein braver und warmherziger Mensch, wenn er Deine Gefühle mit Füßen tritt.
Er ist so einfühlsam, wenn er seine Kreditkarte bis ans Limit ausreizt. Sein Lächeln bezirpst nicht nur Dich, sondern auch den Bankberater, der ihm einen neuen Kredit geben soll.
Wenn Du Dich nicht langsam mal vom SUCHTVERHALTEN Deines Mannes distanzierst, wird Deine Drohung ihn zu verlassen, doch nur warme Luft bleiben.

Du unterstützt Deinen Mann in seinem Suchtverhalten!

Zitat
dass wir es bisher nicht geschafft haben, das Spielen endlich aus unserem Leben fern zu halten

Nein, nicht WIR! Das ist seine Aufgabe! Um es noch deutlich zu sagen: Du hast damit absolut gar nichts zu tun! Er ist verantwortlich - nicht Du!
Du siehst doch was passiert, wenn Du so denkst. Du bekommst immer und immer wieder einen vor den Latz geknallt. DU fühlst Dich dann schuldig! DU findest das Leben hart und unfair! - Meinst Du wirklich, dass es Deinem Mann genauso ergeht?

Du hast vollkommen Recht, wenn Du sagst, dass wir Spieler weitaus mehr sind, als unsere Sucht. Die Sucht besteht aber eben nicht nur aus der Suchtausübung selbst. Du kannst nicht Deinen Terminkalender nehmen und sagen:
7:30 - 8:30 - liebenswerte Person
8:30 - 17:30 - verantwortungsvolle Person
17:30 - 21:00 - was für ein Arsch ...
...

Viele Angehörige höre ich immer wieder sagen: Er ist doch so lieb, wenn bloß die Sucht nicht wäre .. Oder sie wünschen sich, dass er doch lieber eine Geliebte haben sollte.
Die Sucht - das Suchtverhalten - greift in alle Lebensbereiche ein. Den Süchtigen und den nicht Süchtigen zu trennen wird gerne zur Motivation eingesetzt - für Erklärungen - für alles Mögliche ... doch real kannst Du sie nicht trennen. Er ist ein und dieselbe Person. Und wenn ich den 2. Satz nehme, dann ist der Vergleich mit der Geliebten so was von passend.
Deinem Mann gehst Du und der Nachwuchs am Arsch vorbei ... wenn ich das mal so ausdrücken darf. Er zieht das Glückspiel Euch eindeutig vor!
Er bescheißt Dich, lügt, hintergeht Dich ... um hier und da mal Rotz und Wasser zu heulen - worauf sich doch nichts verändert - er also weiterzocken kann.
Spieler sind anpassungsfähig ... wir arrangieren uns ...

Du musst ihm seine Verantwortung überlassen! Dafür musst Du endlich die Verantwortung für Dich und die Kinder übernehmen! Wache auf! Wenn Du Deine Einstellung nicht änderst, dann machst Du Dich mitschuldig!

Mache klare Ansagen: Dies ist Deine letzte Chance! Entweder Du wirst abstinent und machst alles um es auch zu bleiben - oder die Kinder und ich sind weg! Du verlierst uns!
Es gibt keine Entschuldigungen - es gibt keine Ausnahmen! Wenn Du noch mal spielst, dann ist Sense!

Meine Liebe ... vielleicht musst Du diesen Schritt auch tatsächlich erst gehen, damit er sein Verhalten ändert. Was danach kommt, das weiss kein Mensch. Manchmal aber hilft es.

Zu den ach so guten Werten, die Dein Mann vermittelt ... was sind die wert, wenn er selbst dagegen permanent verstößt? Meinst Du nicht, dass die Kinder das nicht auch mitbekommen und in ihrem Herzen den Schluss ziehen, dass diese Werte vielleicht doch nicht so dolle sind? Wenn der Papa dagegen verstoßen darf ... wieso darf ich das dann nicht auch?

Och menno ... ich bin doch Vermessungstechniker und kein Friseur ...


« Letzte Änderung: 26 September 2023, 14:28:03 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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Offline Rubbel

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #12 am: 26 September 2023, 13:40:33 »
Hallo Gana,

ich gebe Olli in fast allem, was er schrieb, Recht ... nur hier:
Zitat
Du musst ihm seine Verantwortung überlassen! Dafür musst Du endlich die Verantwortung für Dich und die Kinder übernehmen! Wache auf! Wenn Du Deine Einstellung nicht änderst, dann machst Du Dich mitschuldig!

weniger, weil natürlich Ihr beide für die Kinder Verantwortung tragt, nicht nur die Mütter ... bin allerdings sicher, dass Olli hier nur etwas schnell geschrieben hat. Alle Last kann und darf hier nicht auf Dir liegen!
Und das würde ich Dir dringend empfehlen, auch Deinem Mann ergänzend zu sagen!
Ihr habt Kinder, die zusehen. Alles sehen sie, auch wenn sie gedanklich nicht viel und schon gar nicht differenziert formulieren können. Es prägt sie aber: die mal (gespielte?) Harmonie, abwechselnd mit Wut, Trauer, Erschöpfung und Enttäuschung - sie nehmen das alles auf.
Durch äußere Einflüsse wie bei Krankheits-/Todesfällen in enger Familienbeziehung können sie sich das noch zusammenreimen, aber nicht im Alltag. Noch nicht.
Aber Ihr prägt die Kinder, das ist sicher. Und die Lippenbekenntnisse ihres Vaters und die nicht mehr vertrauende Mutter ... das fühlen sie.
Und auch das muss Euch und hier vor allem Deinem Mann klar werden: Er ist nicht mehr alleine, auch nicht nur in einer Liebesbeziehung, in der er die Partnerin immer mal wieder verunsichern kann, sondern da sind auch heranreifende, ganz junge Menschen leidtragend.
Habt Ihr eigentlich einen Ehevertrag?

Gruß
Rubbel
--Meist ist Geist geil--

Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #13 am: 26 September 2023, 14:34:22 »
Hallo, ich versuche euch zu antworten:
Ja, Oasis ist er gesperrt aber er findet leider andere Wege um das Geld zu „spielen“. Wenn es kein Glücksspiel als solches ist, sind es irgendwelche Handyspiele, egal welcher Art, für die er 100e von Euros ausgibt. Oder zwielichtige Glücksspiel Seiten, wo er innerhalb von einer Stunde 2000€ ausgibt. Das ist einfach unberechenbar. Er spielt zunächst mit Geld, das er auf dem Bankkonto hat, bis er alles ausschöpft - dann weicht er aus auf die Kreditkarte, auf die Handyrechnung, auf PayPal, CashindieTäsch etc. Dann gleicht er alles aus, holt sich Geld von der Bank oder von anderen Anbietern, die schnelles Geld/Kredite versprechen. Durch sein hohes Einkommen, kriegt er überall Geld auf Knopfdruck. Die Anbieter wissen ja nicht, dass er so hohe Schulden hat und sein Einkommen dafür dahin fließt. Sie wissen nicht, dass er in Ratenzahlungen erstickt und bald tatsächlich nur noch dafür arbeiten geht. Sie wissen nicht, dass er dieses Leben mindestens die nächsten 10 Jahre so leben muss, bis er seine Schulden ausgezahlt hat. Er hat auch schon Mal unser Familienauto verpfändet. Er hat immer wieder das hart Ersparte und unsere finanziellen Pölster für die Kinder verspielt. Manchmal, damit das nicht auffällt dass er kein Geld hat, holt er sich den nächsten Kredit, zahlt einen Teil der Schulden, den Rest gibt er so zum Leben aus, spielt, gaukelt allen ein sorgenloses Leben vor, um dann wieder völlig bankrott zu sein und sich das nächste einfallen zu lassen. Ohne jegliche Kommunikation mit mir darüber. Er arbeitet in der Finanzbranche, hat mit Geld jeden Tag zu tun. Er hat auch einen juristischen Background und kennt alle möglichen Schlupflöcher. Ich komme ja nicht mal mehr mit, was da alles vor sich geht. Wie bereits gesagt, mein Leben/unser Leben beinhaltet so viel an Aufwand, Aufgaben, Stress, Präsenz für die Kinder, Hunde, Arbeiten, Familienleben aufrecht erhalten, Termine, lernen und nichts vergessen, dass ich einfach nicht ständig alles im Blick behalten kann. Das versuche ich ja bei den Kindern um ihnen ein gutes  Leben zu bieten, er ist nicht mein weiteres Kind. Er ist ein erwachsener Mann, den ich brauche, damit das alles gut funktioniert. Ich werde ihn dennoch diesmal wie ein Kind behandeln, ich übernehme ein letztes Mal die Verantwortung und die Kontrolle und werde mein Möglichstes tun, um wieder alles zu flicken. Mein Prinzip ist ja, immer zu versuchen, wertvolle Dinge zunächst zu reparieren, und nicht einfach wegzuwerfen. Ich bin überzeugt davon, dass das was wir haben, es wert war/ist. Aber nicht, wenn ich dabei zu Grunde gehe und meine Kinder darunter leiden. Früher oder später werden sie es ebenso mitbekommen. Früher oder später haben wir alle dafür die Rechnung zu zahlen. Wenn er es diesmal nicht schafft, war ich das letzte Mal in diesem Kampf an seiner Seite. Auch, um es mir selbst zu beweisen, dass ich nicht kampflos aufgegeben habe, dass ich es nochmal versucht habe. Aber ab dann geht jeder seine Wege, trotz aller Konsequenzen.
Das Weinen und die Trauer müssen aufhören, ab heute versuche ich wieder stark zu sein.
Danke für Eure Worte, vieles hat mich zum Nachdenken angeregt, diese Illusion muss aufhören und ich muss der Realität ins Auge sehen.

@Rubbel: nein, es gibt keinen Ehevertrag
« Letzte Änderung: 27 September 2023, 06:29:47 von Olli »

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Offline Rubbel

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Re: Gefangen in der Spirale
« Antwort #14 am: 26 September 2023, 18:50:25 »
Hi Gana,

Du schriebst:
Zitat
@Rubbel: nein, es gibt keinen Ehevertrag

Glaubst Du, dass das auf Dauer gut und richtig ist?
Guck doch schon mal in die 'Düsseldorfer Tabelle', was er bei seinem Einkommen an Unterhalt zahlen müsste ... allein für die Kinder schon.

Und wenn Du Dich auf den Weg der Konsequenz begibst, dann kauf ihm nichts mehr ein: Kein Deo, keine Rasierschaum, keine -apparte oder -wasser und auch nicht sein Lieblings-Duschgel, Tabakwaren, Lieblingskaffee/-tee oder sonst irgendwas. Und sag' ihm auf Nachfrage, dass dazu nicht genug Geld da ist.
« Letzte Änderung: 26 September 2023, 18:56:21 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

 

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