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2 Jahre spielfrei | Was ist anders? Was hat sich geändert?

  • 4 Antworten
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Hallo zusammen!

Da ja die Einträge in den Tagebüchern schnell mal untergehen und es im Forum ja auch ausdrücklich erwünscht ist (Mods: korrigiert mich da bitte), auch mal Einzelaspekte zu beleuchten, dachte ich mir, ich schreibe mal einen extra Eintrag zu dem Status Quo nach nun 2 Jahren Spielabstinenz. Außerdem sitze ich endlich mal an meinem Laptop und kann besser und länger schreiben, als am Handy.

Ich möchte mit euch teilen, was es mit mir gemacht hat, was ich gelernt habe, wie ich mit Triggern umgehe und wie es mir heute geht.

Zu Beginn meiner Spielabstinenz war es nicht leicht, sich von einer langjährigen Gewohnheit zu lösen. Der Anfang war von Unsicherheit und dem Verlangen nach dem gewohnten Trost begleitet, den das Spielen mir zuvor geboten hatte. Doch mit der Zeit begann ich, die positiven Veränderungen in meinem Leben zu spüren. Ich hatte auch Rückfälle, ja. Aber mit jedem Mal wurde mir bewusster, dass ich es wirklich ernst meinen muss. Es gibt bei Abstinenz keine halben Sachen. Entweder ganz oder garnicht!

Eines der wichtigsten Dinge, die ich gelernt habe, ist, wie viel Zeit ich nun für andere Aktivitäten habe. Anstatt Stunden vor dem Bildschirm zu verbringen, habe ich angefangen, meine Zeit produktiver zu nutzen. Ich habe auch effektiver gearbeitet und gelernt, meinen Alltag besser zu strukturieren. Ich habe Sport getrieben und wurde sozial aktiver (naja in meinem Rahmen halt). Diese Aktivitäten haben nicht nur mein Leben bereichert, sondern auch meine Perspektive auf das, was möglich ist, erweitert. Ich würde sagen, ich bin auch demütiger geworden und wertschätzender zu dem, was ich bereits habe. Und ich bin dankbar.

Der Umgang mit Triggern war sicherlich eine der größten Herausforderungen. Momente, die mich früher dazu verleitet hätten, wieder mit dem Spielen anzufangen, sind mir bewusster geworden. Anstatt diesen Triggern nachzugeben, habe ich gelernt, sie zu erkennen und bewusst mit ihnen umzugehen. Das hat mir geholfen, meine Selbstkontrolle zu stärken und alternative Wege zu finden, mit Stress oder Langeweile umzugehen. Meine Strategie: Ich halte kurz inne, gehe in mich und mache mir die selbstzerstörerische Kraft von Glücksspiel bewusst. Ich halte mir die Konsequenzen vor Augen und all das (emotionale) Leid. Dann dauert es meist nur Sekunden und ich bin wieder auf dem hellen Weg.

Heute, nach zwei Jahren Spielabstinenz, fühle ich mich mental und emotional stärker. Mein Selbstwertgefühl hat zugenommen, da ich meine Zeit und Energie in Dinge investiere, die meine persönliche Entwicklung fördern. Ich habe begonnen, auch andere Süchte oder besser schlechte Gewohnheiten zu hinterfragen und zu reflektieren: z.B. meinen Alkoholkonsum, meine Ernährung und auch meine geistige Balance. Ich bin ausgeglichener und weniger gestresst. Ich bin fokussierter geworden. Das kann ich schon von mir behaupten, da ich gut 15 Jahre lang mehr oder weniger gezockt habe und dabei nie oder maximal selten hinterfragt habe, was ich da eigentlich tue.

Was ich noch dazu gewonnen habe ist, dass ich besser im Umgang mit Geld geworden bin. Ich kann planen, ich kann wirtschaften, ich kann finanzieren und habe dabei keine Angst vor morgen. Denn meine Entscheidungen hängen nicht vom Zufall ab! :)

Allgemein habe ich viel mehr Geld zur Verfügung und es schön, was man damit alles sinnvolles machen kann.

Natürlich ist der Weg zur Spielabstinenz individuell und nicht immer geradlinig. Es erfordert Selbstreflexion, Durchhaltevermögen und die Bereitschaft, sich auf positive Veränderungen einzulassen. Dennoch kann ich mit Überzeugung sagen, dass die Entscheidung für die Spielabstinenz eine der besten Entscheidungen meines Lebens war. Zum ersten Mal habe ich mich aktiv einer miserablen Gewohnheit und einer Sucht gestellt. Und ich kann euch sagen: Dieses Gefühl der Stärke und des Sieges ist sehr schön! Es zeigt mir, dass man alles im Leben selbst in der Hand hat.

Wenn du dich in einer ähnlichen Situation befindest, ermutige ich dich, den Mut aufzubringen, Veränderungen vorzunehmen. Es mag vielleicht genau jetzt nicht einfach sein und du steckst gerade voll drin und bist voller Zweifel, aber die Belohnungen in Form von persönlichem Wachstum und Lebensqualität sind es wert.

In diesem Sinne freue ich mich auf weitere Jahre der Entfaltung und Selbstentdeckung.

Ich wünsche euch allen schöne Weihnachtsfeiertage und viel Kraft und Mut


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Offline TAL

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Re: 2 Jahre spielfrei | Was ist anders? Was hat sich geändert?
« Antwort #1 am: 17 Dezember 2023, 12:07:46 »
Ein sehr schöner Beitrag. Absolut zutreffend, du formulierst es auch sehr gut. Das kann ich alles so unterschreiben.

Habe gerade nicht viel Zeit, aber wollte das trotzdem mal kurz 'loswerden'.

Re: 2 Jahre spielfrei | Was ist anders? Was hat sich geändert?
« Antwort #2 am: 18 Dezember 2023, 06:42:05 »
👍👍Du bist mir ca 11 Monate voraus, den Text würde ich ansonsten komplett übernehmen.
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline Olli

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Re: 2 Jahre spielfrei | Was ist anders? Was hat sich geändert?
« Antwort #3 am: 18 Dezember 2023, 07:04:50 »
👍
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: 2 Jahre spielfrei | Was ist anders? Was hat sich geändert?
« Antwort #4 am: 26 Januar 2024, 14:42:52 »
Hallo Anthraiz,

herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Was für ein Erfolg, super! Ich freue mich sehr für dich, sehr gut geschrieben, danke dafür. Ich freue mich jetzt schon sehr darauf dieses Jahr auch mein 2jähriges zu feiern.  :)

Wünsche dir weiterhin viel Erfolg und alles gut im Leben.

Liebe Grüße,
Biest

P.S.: Der Anmeldetag in diesem Forum ist genau der Tag an dem ich es geschafft habe durchzuziehen.

 

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