Liebe Freiheitsliebe,
ich habe in einer deiner Nachrichten das Stichwort gefunden "Angst die im Nacken sitzt" das Gefühl kann ich sehr gut nachvollziehen. Man weiss nie, wo man genau steht und ob die Geschichte im nächsten Moment eine überraschende gute Wendung nimmt oder schon eine Enttäuschung vorprogrammiert ist. Ich habe mich ja im September von meinem Partner endgültig getrennt. Das war aber nicht meine erste Reaktion, davor gab es eine lange Zeit des hin und hergerissen seins und ich hätte es auch theoretisch für möglich gehalten, dass er gesund wird. In diesem hin und her des Abwägens steckst du gerade wahrscheinlich innerlich sehr tief drinnen und es kostet dich viel Kraft. Schau also darauf, dass du dich nicht zu tief hineinverstrickst in seine Entwicklungsprozesse. Nicht mal er selbst weiss wahrscheinlich, ob und wann und wie sein Durchbruch kommt. Schau auf Deine Ressourcen und geh nicht jede Welle mit, nimm ab und zu etwas Distanz ein. So wie ich es erlebt habe und so wie man es am ehesten von Süchtigen selbst hört (dabei haben mir auch Beiträge aus anderen Suchtforen geholfen, denn es ist ja immer dasselbe) naja solange kein wille da ist "trocken" zu sein wird das ganze Leben noch an der Sucht ausgerichtet. Ich habe begonnen mir zu sagen, dass ich merken würde wenn mein Partner echt mit dem gesund werden begonnen hätte. Ich habe mal eine schöne Definition für Gesund werden gehört: wenn man anfängt die Energie, die man in die Krankheit gesteckt hat reinsteckt um gesund zu werden, die Krankheit zu verstehen und von ihr wegzugehen. Ich denke dann könnte man auch aufrichtig mit dem anderen über sein Gesundwerden sprechen und es dürfte bei dem Thema keine Kämpfe und keine Tabus mehr geben. Bei meinem Ex habe ich das Gefühl auch heute nicht. Auch wenn er sehr lichte Momente hat schützt er seine Sucht und seine Suchtverlagerungen immer wieder.
Du bist also mit jemand zusammen der wohl noch sehr krank ist. Wann für dich die Krankheit zu belastend wird und welchen "Preis" du für die Liebe zahlen magst das musst du selbst entscheiden und schauen ab wann es zu "teuer" wird. Finanzier nur nicht alles mit Hoffnung
Auch ein kranker Mensch kann toll sein und ich möchte vieles nicht missen, das ich mit meinem Ex erlebt habe. Er ist ein wundervolles Wesen. Aber bei mir wars so weit, dass ich mich dann ganz in ihn reingeopfert hätte. Und dagegen habe ich mich entschieden. Ich werde ihn für immer lieben aber wohl nie wieder mit ihm leben.
Mach dir klar, dass es nicht direkt in deinen Händen liegt, wann er gesund werden wird. Das ist ein innerer Prozess der ihm selbst wahrscheinlich nicht bewusst ist.
Es ist sehr traurig und tragisch sich in einen kranken Menschen verliebt zu haben. Es ist ein richtiges Dilemma. Schütze Deine Energien, diese Verantwortung hast du für dich selbst und dabei kann einem leider ein kranker Partner nicht behilflich sein.
Wenn du dich selbst so gut wie möglich stark hältst wirst du die Dinge auf Dauer klar sehen können und bis zum richtigen Punkt bleiben und aber auf jeden Fall auch noch Kraft haben um zu gehen.
Liebe Grüsse und verzweifel nicht, mach dir klar, dass die Welt und auch eure Liebe tatsächlich viel grösser ist als die Frage, ob ihr zusammen lebt, oder nicht. Das hilft vielleicht ab und zu wieder loslassen zu können. Denn kontrollieren wirst du ihn nicht können, wenn er selbst die Kontrolle abgibt und keine Verantwortung übernimmt.
Mausilausi