Liebes Forum,
nun sind 3 Monate seit meinem ersten Post hier vergangen. Ich lese hier immer noch regelmäßig rein und weiß inzwischen mehr über diese Erkrankung als ich je dachte zu wissen...
In meinem ersten Post hatte ich geschrieben, dass ich vor allem mit dem Schlafen Probleme habe (weil mein Freund vor allem nachts gezockt hat). Im Nachhinein kommt mir das ein bisschen absurd vor, weil das Schlafproblem war ja einfach ein Symptom und ein völlig verständliches, so würde ich es im Nachhinein bewerten. Wenn man als Angehörige so mitten drin ist im Strudel, geht aber manchmal etwas die Perspektive flöten und konzentriert sich auf solche "Details" statt auf das Große Ganze.
Unsere Situation ist im Moment so, dass mein Freund spielfrei ist seit über 2 Monaten, in seine Beratungsstelle und SHG geht und dabei ist eine ambulante Reha zu beantragen.
Wir gehen meist immer noch zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett, aber das stört mich viel weniger, weil ich weiß dass er nicht spielt. Trotzdem wache ich manchmal noch mit Herzklopfen auf und der plötzlichen Angst, er könnte aufgestanden sein um zu Zocken. Ich denke das wird noch eine Weile dauern bis das aus meinem Nervensystem wieder draußen ist. Die Angst, es könnte die nächste Spielphase beginnen ist auch noch da, vor allem wen wir darüber sprechen. Manchmal hab ich das Gefühl, er steht dem Ganzen wirklich anders gegenüber. Dann sagt er auch, die schlechte Erinnerungen an die Zeit, als er mit Herzrasen aufgewacht ist, die halbe Nacht durchgezockt hat und unsere Beziehung auf der Kippe stand überwiegen und er denkt vor allem daran, wenn er ans Spielen denkt. Dann gibt es aber auch Momente wie neulich, in denen er sagt, dass der Druck zu Spielen wieder stärker war und auch die Erinnerungen an die schönen Gefühle dabei, wieder da waren. Ich finde es super, dass er das sagen kann, aber was noch nie der Fall war ist, dass er sich mit akutem Spieldruck jemandem anvertraut hat. Das macht er immer mit sich allein aus und will das auch nicht anders. Er meint, er könnte sich einfach nicht anvertrauen wenn er akut Suchtdruck hat.
Was ihn und mich auch belastet, ist dass seine Eltern den Kontakt gerade sehr reduziert haben, seine Mutter ihn auch gar nicht sehen will. Sie hatten schonmal für 2 Jahre den Kontakt abgebrochen. Ich habe weiterhin Kontakt, besuche sie und wir schreiben. Ich kann sie auch verstehen. Gleichzeitig denke ich , dass der Rückhalt der Familie, gerade jetzt wo er aktiv an sich arbeitet, ihm sehr gut tun würde. Zwingen kann man aber natürlich niemanden.
Das Thema Sucht ist im Alltag immer mal wieder Thema, momentan reden wir so 1-2 Mal pro Woche darüber, ansonsten gibt es andere Themen. Manchmal würde ich mich auch gerne mehr anvertrauen, wenn bei mir Ängste hochkommen, dass er wieder spielen könnte, aber ich will ihn nicht belasten damit. Keine Ahnung ob das gut ist oder eher Vermeidung.
Falls ihr Gedanken dazu habt, ich freue mich. Ansonsten schreib ich hier einfach weiter in Abständen, tut mir gut, dass ab und zu zu formulieren und vielleicht hilft es ja jemandem.