Hallo zusammen,

ich bin eine Frau, 30 Jahre alt und bin Sportwetten süchtig. Die Sucht begleitet mich seit ca 5 Jahren. Ich hatte mehrmals Phasen von einem halben bis zu einem Jahr in denen ich glaubte, die Sucht überwunden zu haben, wurde aber immer wieder rückfällig.. zuletzt vor 1 Monat obwohl ich zuvor ziemlich genau 1 Jahr lang nicht gezockt hatte. Ich bin am Ende meiner Kräfte und Nerven, ich schäme mich zu Tode und wäre am liebsten auf der Stelle Tod. Ich fühle mich wie ein nutzloses Stück das keine Selbstachtung mehr hat und eine schlechte Partnerin, Tochter etc. ist. Meine Liebsten wissen von meiner Sucht und versuchen mich immer wieder mental zu unterstützen was die ganze Sache noch härter für mich macht. Sie hätten allen Grund mich zu hassen. Für eine Therapie hatte ich mich nach dem vorletzten Rückfall angemeldet musste aber sehr lange auf einen Platz warten und habe es dann doch sein lassen da ich glaubte, die Sperre bei Oasis genüge.. da lag ich offenbar falsch. Ich habe in den ganzen Jahren bestimmt knapp 25k verzockt und hänge finanziell seit Jahren immer hinterher. Zuletzt waren es innerhalb von 2 Monaten knapp 5k so weit hatte ich es noch nie getrieben bei einem einzigen Rückfall. Ich habe meinen Dispo bis zum letzten Cent ausgeschöpft und habe nun nichts mehr.. mein Partner hat er satt mir jedes Mal finanziell helfen zu müssen und ich schäme mich zutiefst wieder etwas bei meinen Eltern zu leihen. Vermutlich wird die Bank mich diesmal kündigen und ich werde endgültig vor dem Nichts stehen.. Ich weiß nicht was ich mir durch diesen Post erhoffe aber ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich hatte ein so schönes Leben und alles was man benötigt um dankbar und glücklich zu sein und versaue es mir einfach weil ich so dumm und unfähig bin. Ich kann nicht mehr.. 

Ich kann dich zumindest dahingehend beruhigen als dass dir die Bank auf gar keinen Fall kündigen wird nur weil du deinen Dispo komplett ausgeschöpft hast.

Denn das ist einfach nur dein gutes Recht.

Gutem Morgen und herzlich willkommen!

Ich habe meinen Dispo fast 20 Jahre lang komplett ausgechöpft und noch mehr ...
Als ich 5 Jahre spielfrei war, benötigte ich einen Hausbaukredit. "Bei Ihnen kein Problem!" sagte die Bank - und bekam ihn.

mein Partner hat er satt mir jedes Mal finanziell helfen zu müssen und ich schäme mich zutiefst wieder etwas bei meinen Eltern zu leihen.

Eine der 9 Kriterien aus der DSM 5, um Glücksspielsucht zu diagnostizieren, lautet: sich darauf verlassen, dass andere Geld bereitstellen. Im Fachjargon nennt sich dies Bail out - sich freikaufen. Sowohl Dein Partner, als auch Deine Eltern sollten Dir also kein Geld mehr geben, damit Du Dich eben nicht mehr aus der Verantwortung stehlen kannst.
Was passiert denn, wenn sie Dich finanziell unterstützen? Nun, Du verspürst die Konsequenzen Deines Handelns nicht! Na klar wirst Du das Geld zurückzahlen und dafür eine Zeit lang den Gürtel enger schnallen müssen. Doch das ist ja nur die Spitze des Eisberges ... nicht wahr?

Um Sportwetten betätigen zu können, machst Du das entweder stationär oder online. Vermutlich machst Du das eher online? Nun, dazu benötigst Du einen Onlinezugang zu Deinem Konto ... direkt oder indirekt. Wieso verfügst Du also noch über diese Möglichkeiten? Weg damit ...

Ich bin selber immer wieder spielfrei gewesen in all den Jahren der Suchtausübung. Doch innerlich war ich gar nicht bereit etwas, was mir so wichtig erschien, aufzugeben. Also bin ich immer und immer wieder beim Glücksspiel gelandet. Dazu habe ich mir immer Hintertürchen offen gelassen. Still und heimlich habe ich Laböhrchen gemacht. Habe bis tief in die Nacht hinein Lagepläne gezeichnet, damit ich wieder Spielgeld hatte. Und natürlich lief dann immer alles gleich ab. Aus ein wenig spielen wurde der weit überzogene Dispo ...

Schließe also Deine Hintertürchen. Du hast einen Partner? Nun, dann macht doch ein UND-Konto. Dann kannst Du vorerst nicht alleine über Dein Geld verfügen. Du benötigst immer eine Unterschrift Deines Freundes, wenn Du Geld abholen möchtest. Das geht also nur über Schecks, die EC-Karte ist dann Geschichte.

Es hilft Dir nicht Dich fertig zu machen. Auch das kenne ich. Da kann man sich so schön in seinem eigenen Mist suhlen und findet dann auch schnell wieder Gründe, um weiter zu zocken. Jeder Mensch ist wertvoll - auch Du! Wie wertvoll Du bist, siehst Du an der Unterstützung, die Du bisher erfahren hast - auch wenn sie aus Genesungssicht teils falsch waren.
Du selbst siehst Deinen Wert nicht, weil Du Deiner Sucht hilflos ausgeliefert bist. Diese Hilflosigkeit kann aber ein Ende haben, wenn Du Dich selbst kennenlernen darfst in SHG und/oder in therapeutischen Settings. Davor musst Du nicht, wie ich einst, Angst haben.

Wie heißt es so schön: Alles, was Du brauchst, um zu genesen, ist bereits in Dir. Es muss nur hervorgekramt werden. Dazu gibt es eben mehrere Möglichkeiten. Sich die selbst zu verschließen, wie bereits geschehen, ist wieder ein Hintertürchen, welches geschlossen gehört!

Und nun ... ran an den Speck ... oben rechts auf der Seite ist ein Link, wo Du Hilfsangebote aus der Suchthilfe findest. Du kannst Online-Beratungen kostenlos in Anspruch nehmen, kannst Dir SHGs suchen oder auch Kliniken.
Oben links steht ein Link, wo es zum Samstagsmeeting geht. Folge ihm einfach mal und belese Dich. Wir beißen nicht! Traue Dich einfach ...

Hi Mayu,

willkommen hier im Forum!

Bei Sportwettensucht und 5 Jahren incl. Pausen sind ja die 5000,-- sicher der Durchschnittsbetrag in den Zockphasen, oder?
Und Du hast Familie und Partner in Deiner Nähe, und sie stützen Dich mental? Wie denn? Sagen sie Dir: 'Pass auf!-Das nächste Mal hast Du bestimmt Glück'?
Bei nun mehr oder weniger 5 Jahren mit ordentlich hohen Verlusten, die Dir ja zusetzen, ... meinst Du nicht, dass davon ableitbar ist, dass DU wie jeder dem Glücksspiel verfallene Mensch weiterhin nur verlieren wirst?
Das ist Dir doch sicher klar. Und dass Du Dich um schöne Momente im Leben bestiehlst, weil Du mal wieder so viel Zeit, Nerven, Geld, Hoffnung da hinein gesteckt hast, weißt Du auch. Du belastest Dich selbst - und machst Dich dann dafür noch einmal mehr runter, weil die Knete futsch ist.
Das kann doch so nicht weitergehen, oder was meinst DU? Für mich hört sich das wie 'unersättlich' an. Eigentlich hast Du wirklich alles, was wichtig ist, die Menschen nämlich.
Was Du Dir da 'angelacht' hast an Suchtverhalten, kannst Du auch wieder lassen! Es ist keine Lebensnotwendigkeit, sondern nur ein Irrweg, wirklich NUR!
Je mehr Du es für Dich aufplusterst, desto kleiner wirst Du Dich fühlen, und auch das hast Du sicher schon als Erfahrung 'verbucht' für Dich.
Klar lacht die Glücksspielindustrie über jede und jeden, die/den sie da wieder 'an Land gezogen hat'  als Einnahmequelle ... aber: Willst Du das? Wirklich?
Wohl kaum ...
Du hast, denke ich, jetzt lange und intensiv genug gelitten, um die Zeit anders zu füllen als mit diesem Mist. Mach' das doch mal: Kauf Dir ganz bewusst was Schönes, lade jemanden zum Essen oder Kaffeetrinken ein, geh bummeln, ins Kino, irgendwas. Die Zeit ist mit diesen Inhalten eine viel bessere, eine wertvolle.
Parallel dazu empfehle ich Dir -dringend- eine Selbsthilfegruppe, wenn Du schon die Therapie ausgeschlagen hast (was nun wirklich nicht schlau war), und bleib am Ball ----- neneee ---- *sorry*, bleib dann dabei. Es fehlt Dir ja nicht viel. Du brauchst nur wieder Selbstwert und Boden unter den Füßen und die Einsicht, dass Du ohne Zocken viel, viel besser dran bist. Und das wird Dich stärken ... und irgendwann wirst Du Dich fragen: Wie konnte ich nur auf so'n Mist jemals reinfallen. Das ist doch ne tolle Aussicht!!

Viele Grüße
Rubbel