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Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers

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Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« am: 29 Januar 2024, 16:04:08 »
Hallo allerseits,

Ich bin der Michael aus Wien, 50 Jahre alt und bin durch Zufall auf eure Seite gestoßen.
Ich brauche eigentlich keine akute Hilfe und meine Zockerei bereitet mir derzeit auch keine Probleme.
Auf die Frage "was will der Michael eigentlich von uns?" weiß ich daher auch keine richtige Antwort  :)

In den letzten Tagen/Wochen habe ich viel im Forum gestöbert und viele Eurer Spielerkarrieren gelesen.
Meine Spielergeschichte ist in vielen Bereichen anders als bei Euch, es gibt aber auch Paralellen.

Hier mal mein Werdegang als Spieler.
Bitte schon jetzt um Entschuldigung, wenn meine Geschichte zu ausschweifend ist.

Ich bin seit dem Einstieg in die Berufslaufbahn als Sofwareentwickler tätig, lebe sonst bescheiden, und habe daher seit meiner Berufstätigkeit keine finanziellen Probleme gehabt.
Als Jugendlicher konnte ich mit der Zockerei gar nichts anfangen.
Sogar bei Vereinsausflügen in ein Casino habe ich vielleicht max. 20€ verspielt und die meiste Zeit damit verbracht, den Freunden mit einem Bier in der Hand beim Spielen zuzuschauen...
Als IT-Mensch war es dann für mich interessant, in den späten 1990er-Jahren die neuen Einsatzfelder des Internets technisch und inhaltlich zu entdecken.
Nach einiger Zeit kamen dann immer mehr Online-Casinos auf den Markt.
Eher aus technischem Interesse begann ich etwa 1997/1998 mit der Online-Zockerei.
In der Anfangszeit gab es auch mathematisch/statistisch interessante Bonusangebote für Neukunden. Schließlich war es ja am Anfang wichtig, Marktanteile zu erreichen.
Ich spielte nicht allzuoft aber doch regelmäßig. Anfangs einmal im Monat, dann etwa einmal pro Woche und immer mit 200€ Einzahlung (bzw. am Anfang eher 200 USD)
Dabei verfolgte ich immer das selbe Schema. Relativ hohe Einsätze, dafür natürlich bei etwas Pech nur 2 Minuten Spielzeit.
Gespielt habe ich immer nur abends, wenn ich alleine war. Ich war der typische Einsamkeitsspieler.
Anfang der 2000er begann ich dann meine Ein/Ausgaben systematisch zu erfassen. Da war ich dann ganz erschrocken, dass ich doch jedes Monat an die 1000€ verspielte.
Vereinzelt habe ich auch bis zu 5000€ gewonnen. Einmal auch noch mehr - siehe dazu weiter unten.
Im Schnitt waren es etwa 7000€ Verlust jährlich.
Da ich gut verdiene und ich einen sehr bescheidenen Lebensstil hatte, war das kein großes Problem. Es ging eben in die Richtung, dass ich statt 1300€ im Monat nur 300€ beiseitelegen konnte.
Trotzdem war ich jedes Monatsende frustriert, wenn meine Monatsabrechnung wieder einmal 1000€ Spielverluste beinhaltete.
Sicher 10 mal wollte ich die Spielerei komplett beenden, bin dann aber nach spätestens 3 Monaten wieder ins selbe Muster zurück gefallen.
Das ging fast 20 Jahre so.
2014 habe ich dann die Frau für mein Leben gefunden. Nachdem wir dann in eine größere Wohnung gezogen sind, und meine Frau am Anfang auch nicht arbeiten konnte/durfte (sie ist keine EU-Bürgerin), hatte ich jetzt das Problem, dass die Verluste doch dazu führten, dass ich am Monatsende mit einer "roten Null" ausgestiegen bin.

Was ich dann gemacht habe, würde ich auf keinen Fall weiterempfehlen, weil es wohl bei 90% der Menschen nicht funktioniert.

Mir war nach den vergangenen 10 Aufhör-Versuchen klar, dass es mir offenbar nicht möglich ist, komplett aufzuhören. Und eigentlich wollte ich auch nicht.
Daher habe ich mein Spielverhalten streng reglmentiert.
Ich transferiere jetzt monatlich 50€ auf mein fiktives Spielkonto (= Spalte in meiner Finanzexcel-Datei).
Zusätzlich habe ich bei außerordentlichen Geldeingängen 20% auf das Spielkonto transferiert. Das sind z.B. Firmenprämien (das passierte aber leider nur ein einziges mal seit 2014) oder ausgezahlte Casino-Gewinne, Dividenden und Gewinne bei Aktienverkäufe.
Wenn dann auf meinem fiktiven Spielkonto >200€ sind, zahle ich 200€ ins Casino ein und spiele damit. Wieder mit relativ hohen Einsätzen, wodurch das nicht lange dauert.
Im Jahr kommen so 800-1000€ Budget zum Spielen zusammen.
Da man ja auch nicht immer verliert, habe bin ich so zwischen 2014 und 2023 auf einen Gesamtverlust von etwa 5.000€ gekommen.
Im Vergleich dazu habe ich zwischen 2000 und 2013 etwa 90.000€ verzockt.
Bis jetzt hatte ich mit dieser Strategie keinen einzigen Rückfall und ich habe auch das Gefühl, dass der Suchtkranke in mir voll befriedigt wird.
Das einzige was ein paar mal vorgekommen ist, ist dass ich mir die die Zockerei schon 2-3 Tage vor dem neuen Monat gegönnt habe. Also dadurch mein Spielkonto kurzzeitig im Minus war.
Ansonsten verspüre ich zwischendurch aber nie ein Verlangen, zu spielen und die Beträge um die es jetzt geht, sind für mich in Ordnung. Es gibt ja auch andere sinnlose Möglichkeiten, sein Geld auszugeben :)
Meine einzige Sorge ist, dass ich doch wieder in das alte Verhalten zurückzufalle.
Wobei mich diese Sorge auch daran hindert, ganz aufzuhören, weil dann meiner Meinung nach die Chance viel größer ist, dass ich wieder stark zu spielen anfange.
(In der IT sagt man da "never change a running system" :) )
Vielleicht noch erwähnenswert: Über meine alten großen Verluste weiß nur ich selbst Bescheid. Da diese Verluste nur mich beschädigt haben, will ich das auch so belassen.
Dass ich jetzt fallweise Spiele, weiß meine Frau schon. Einige Freunde auch. Ich posaune das zwar nicht so groß raus, aber wenn man bei einem Bier auf das Thema Online-Gambling kommt, verleugne ich mein Verhalten auch nicht.

So weit wäre das meine Geschichte.

Nun meine "Selbstanalyse":

Was ich mit euch wohl mit den meisten von Euch gemeinsam habe, sind folgende Sachen,

- relativ hoher Verlust über die Zeit
- spielen hauptsächlich Abends, weil es fad ist
- im Endeffekt die Unmöglichkeit/der Unwillen, komplett aufzuhören
- ich habe überhaupt keine Idee, warum ich das Spielen überhaupt "brauche" / was meiner Seele fehlt
- Suchtanfälligkeit auch auf anderen Gebieten:
  - Manchmal spiele ich Online-Aufbau-Spiele und nach ein paar Wochen/Monaten verwende ich dann jede freie Minute dafür und es ist dann der erste Gedanke am Morgen. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich höre spontan wieder auf damit.
  - Da ich mich auch für die Zivilluftfahrt interessiere, hatte ich in den 2000ern manchmal Phasen, wo ich alle 5 Minuten auf die Seite mit den aktuellen Landungen meines Flughafens schaute und das auch das erste war, an das ich am Morgen gedacht habe.
  - Manchmal kippe ich auch ins alle 10-Minuten-Nachrichten-Lesen rein. Letztmalig am Beginn des Ukraine-Krieges.
  - Diese Sachen kosten aber nichts (bzw. sehr wenig) und das sind immer nur kurze Phasen und ich ärgere mich dann nur über die Zeitverschwendung bzw. darüber dass die Dinge dann plötzlich mehr als die Hälfte meiner Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder ich nicht mehr konzentriert arbeiten kann, weil ich alle 10 Minunuten aufs Handy schaue.


Was ich bei mir überhaupt nicht feststellen kann, ist:

- ich hatte nie das Problem, viel Zeit zu verschwenden. Selten waren es mehr als 10 Minuten pro Abend. Wahrscheinlich ist dadurch auch die geringe Menge an Glückshormonaussendungen der Grund, dass ich das leichter steuern kann. Daher hatte ich auch nie Probleme in der Arbeit, im Freundeskreis oder in meiner Ehe.
- meine Verluste waren nie vom Gehaltseingang abhängig. Wenn, dann habe ich sogar tendenziell eher am Monatsende gespielt..
- ich hatte in der ganzen Zeit kein einziges Mal einen Totalaussetzer mit einem astronomisch hohen Verlust an einem Abend. Mehr gespielt habe ich, als ich einmalig 40.000€ gewonnen habe, das Casino aber ein Auszahlungslimit von 5000€ pro Monate hatte. Da habe ich dann nur 10000€ ausgezahlt und die anderen 30.000€ in 3 Monaten verloren. Aber auch da habe ich pro Abend nie mehr als 10 Minuten gespielt.
- Grundsätzlich haben sich meine Einsätze nie erhöht, weil meine Art zu spielen immer gleich ist. (Inflationsbedingt eigentlich sogar verniedrigt).
- Zocken an der Börse ist für mich komplett uninteressant. Ich besitze zwar Aktien und ETF-Fonds. Ein paar Bitcoins habe ich auch. Das kommt aber eher aus meinem Interesse für neue Technik und die kaufe/verkaufe ich auch nicht täglich. Derivate/Optionen/... haben mich nie interessiert. Die Börse ist für mich tatsächlich nur eine Geldanlage. Ich schaue auch nur 1x täglich in mein Depot - und das auch nur, damit ich meine freakige Finanzaufstellung aktualisieren kann, um zu wissen, wann ich in Pension gehen kann :) )
- ich hatte nie den Gedanken, Verluste zurückgewinnen zu wollen.
- zumindest seit ich die Spielerei reguliert habe, ärgere ich mich auch nie über Verluste, weil die ja schon im Finanzplan "budgetiert" sind. Beim Spielen an sich ärgere ich mich auch nur selten. Eigentlich nur dann, wenn nach 10 Automatenspins ohne einen Cent Auszahlung die 200€ innerhalb von 2 Minuten futsch sind.


Ich hoffe, das war zum Einstieg nicht zu viel Text auf einmal.

Mich würde interessieren ob mein Spielerlebenslauf tatsächlich so ungewöhnlich ist, wie ich selbst denke, und ob meine Selbsteinschätzung aus eurer Sicht halbwegs schlüssig ist?
Außerdem würde mich eure Meinung über meinen Umgang mit meiner Sucht interessieren. Ist der grob fahrlässig, oder ist der in Ordnung, wenn er funktioniert?
Dass ich meine Sucht damit nicht bekämpfe, sondern mich mit ihr arrangiere, ist mir klar. Die Frage ist halt ob man Sie wirklich mit aller Gewalt bekämpfen soll oder ob man glücklicher ist, wenn man mit dem Laster lebt, vor allem wenn man es so unter Kontrolle hat, dass es nicht weh tut.

Abschließend und nochmals will ich sagen, dass ich meine Strategie auf keinen Fall jemand Anderen empfehle.
Außerdem will auch auf gar keinen Fall das Thema Spielsucht verniedlichen.
Wenn meine Vorstellung zu sehr diesen Eindruck erwägt, bin ich auch nicht böse wenn mein Posting gelöscht wird, mein Account gelöscht wird oder zumindest die Reaktion darauf negativ ausfällt.
Gerade weil aber in diesem Forum viele Menschen schreiben, die in gewisse Weise mir ähnlich sind, würde mich einfach interessieren, wie eure Meinung ist.

schöne Grüße aus dem sonnigen Wien,

Michael


*

Offline Olli

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Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #1 am: 29 Januar 2024, 16:24:19 »
Hi Michael!

Herzlich willkommen!

Von wegen ... einfach so löschen ... :)

Aber ich gebe Dir einfach mal Deine Worte zurück:

Zitat
Dass ich meine Sucht damit nicht bekämpfe, sondern mich mit ihr arrangiere, ist mir klar. Die Frage ist halt ob man Sie wirklich mit aller Gewalt bekämpfen soll oder ob man glücklicher ist, wenn man mit dem Laster lebt, vor allem wenn man es so unter Kontrolle hat, dass es nicht weh tut.

Was könnten wir Dir schreiben, damit Deine vorgefasste Meinung sich ändert? Schwarz und Weiss sind hier im Forum schlecht, um Texte farblich zu markieren. Habe daher Rot und Grün gewählt ... ;)



Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #2 am: 29 Januar 2024, 18:32:48 »

Hallo,

Was könnten wir Dir schreiben, damit Deine vorgefasste Meinung sich ändert? Schwarz und Weiss sind hier im Forum schlecht, um Texte farblich zu markieren. Habe daher Rot und Grün gewählt ... ;)

Hallo Olli,

die Frage, wie ich man meine vorgefasste Meinung ändern kann, habe ich mir auch schon gestellt.
Ich fürchte das ist derzeit eher schwierig.
Es ist momentan so, dass mir das maßvolle Spielen schlicht Freude bereitet.
Zum einen das Spielen selber. Zum Anderen vor allem auch die Tatsache, dass ich maßvoll damit umgehen kann.
Vereinfacht gesagt, empfinde ich es derzeit einfach nicht als Zwang / Sucht, sondern eher als sporadisches Hobby.
Wenn das Verhalten in der Anfangszeit meiner "Karriere" nicht da wäre, würde ich mich wohl selber auch nicht als süchtig bezeichnen, sondern als Gelegenheitsspieler.

Vielleicht kann man das mit der kleinen Minderheit von Rauchern vergleichen, die tatsächlich den Umstieg vom Kettenraucher zum 3-Zigaretten-Pro-Tag-Genußraucher schaffen.
Mit dem Gedanken, dass dieser maßvolle Konsum nicht allzu schädlich ist, schmeckt denen die Zigarette jetzt auch besser als je zuvor, und der Wille zum ganz aufhören verschwindet.

Vielleicht ist es aber auch tatsächlich möglich, in seltenen Fällen eine Sucht los zu werden, ohne auf Dauer abstinent zu sein.
Schließlich betreibe ich das in der jetzigen Form schon seit 9 Jahren. Und "schummeln"/schönreden geht bei mir nicht, weil ich jeden Cent der von meinem Konto weg geht akribisch aufzeichne.

Das ganze ist ein schwieriges Thema. Vielleicht bin ich auch einfach nur ein unüblicher Fall, der für eine Doktorarbeit eines Psychologie Studenten herhalten könnte :)

Edit Olli: Zitatfunktion korrigiert
« Letzte Änderung: 29 Januar 2024, 18:38:33 von Olli »

Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #3 am: 30 Januar 2024, 09:42:00 »
Hallo StrangeGambler

Du hast eine sehr interessante Sichtweise auf das Spielen.
Wie ich herauslesen konnte, bist du finanziell gut aufgestellt und budgetierst alles.

Jedoch finde ich das schon fast "brutal", wie du einfach mal so einen Verlust von 90'000€ wegsteckst.
Wie ich deinem Text entnehmen konnte, fehlt es dir momentan an nichts, du hast keine Schulden aufgebaut und hast dein Leben im Griff.
Ich denke das ist auch der Grund, warum dir diese 90'000€ nicht weh tun.

Jedoch möchte ich betonen, dass ein Verlust in dieser Höhe nicht normal ist!
Erzählst du das jemanden der NICHT regelmässig spielt, würde er dich ganz komisch anschauen und dich fragen: Geht's noch?
Stell dir einmal vor, was du mit dem Geld hättest anstellen können? Du hast 1-2 Jahresgehälter den Casino geschenkt. 

Ich würde dir vorschlagen diese 200€ in etwas anderes zu investieren, dann kannst du ja schon vielleicht etwas früher in Rente als es dir deine App anzeigt ;)
Ich rede hier aber nicht vom "Investieren und Warten", sondern in etwas investieren das du vielleicht selbst aufbauen kannst.
Dies würde dich vielleicht auch ganz vom Spielen wegbringen.

Alles Gute!


Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #4 am: 31 Januar 2024, 11:00:01 »
Hallo StrangeGambler

Jedoch finde ich das schon fast "brutal", wie du einfach mal so einen Verlust von 90'000€ wegsteckst.
Wie ich deinem Text entnehmen konnte, fehlt es dir momentan an nichts, du hast keine Schulden aufgebaut und hast dein Leben im Griff.
Ich denke das ist auch der Grund, warum dir diese 90'000€ nicht weh tun.


Servus OG-123,

Danke für deinen Kommentar.
Nun - die 90.000 haben schon weh getan. Das liegt aber schon 10 Jahre zurück, und da ist gedanklich schon etwas "Gras darüber gewachsen".
Sie tun noch immer weh, wenn ich täglich meinen Finanzstatus aktualisiere und daran denken muss, dass ich ohne diesen Verlust mindestens 1 Jahr früher in Pension gehen könnte.
Das mit dem Nicht-Wehtun bezieht sich auf mein jetziges Verhalten. Jetzt geht es um etwa 50-100€ pro Monat.

Ich habe jetzt gestern und vorgestern Abend wieder einige Stunden hier im Forum gelesen. Vielleicht bahnt sich da ja eine neue Sucht an :)
Vor allem die Einträge im "Angehörigen"-Forum sind sehr berührend.
Ähnlich wie die Negativwerbungen auf den Zigarettenpackungen sollte eigentlich jeder neue Spieler bei der Anmeldung verpflichtend diese Schicksale studieren müssen.

Durch das Lesen Eurer Beiträge bekomme ich selber immer mehr den Eindruck dass ich *heute* nicht spielsüchtig bin und es vielleicht auch gar nie war. Oder nur ganz wenig - wenn es sowas überhaupt gibt. Oder eine Art von Spielsucht hatte, die gänzlich anders als der Durchschnitt ist.
Ich denke mein hoher Verlust ist eher ein Resultat meiner damaligen Jugend, Naivität, Dummheit und dass ich damals einfach kein Ziel im Leben hatte. Vor allem finanziell nicht. Es war mir tatsächlich fast egal, mal so 1000€ im Monat zu verspielen, weil ich einfach genug Geld verdiente. Und wenn ich dann 2-3 Monate nicht spielte lag es wohl weniger am Aufhören-Wollen als daran, dass ich keine Spaß daran hatte. Oder auch weniger Abende, wo ich alleine daheim war. Und betrunken oder mit einem Kater spielen interessierte mich nie.

Nach meinem "System" kann ich erst wieder am 1. April 200€ verspielen. Ich habe bis dahin Zeit zum Nachdenken und nach alldem was ich hier gelesen habe und wohl noch lesen werde, werde ich diese 200€ nicht einem Casino in den Rachen werfen, sondern was vernünftigeres damit machen. Vielleicht einer Supermarkt-Kassiererin als verspätete Corona-Prämie geben. Weil die waren in der schwierigen Pandemiezeit für mich die wahren Helden während die Glückspielmafia vermutlich noch höhere Gewinne machte als zu normalen Zeiten.....

ich wünsche euch allen einen schönen, spielfreien Tag,

Michael


*

Offline Olli

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Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #5 am: 31 Januar 2024, 13:02:59 »
Hi!

Eigentlich passiert das bei mir gaaaaanz selten. Ich könnte sooooooo viel hier schreiben, doch ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob es sich derzeit bei Dir lohnt?! Ich frage mich, wen Du mehr veräppelst ... uns hier, oder Dich selbst? Vielleicht bist Du aber ja auch der Eine, bei dem die anerkannten Regeln der Medizin nicht greifen und Du hast mit Deinen Thesen absolut Recht?
Hoffnung macht mir allerdings, dass Du hier fleissig liest und Dir die Beiträge auch nicht am Allerwertesten vorbei gehen.
Vielleicht schaffst Du es ja, Dein Vorhaben umzusetzen?

Im Moment mag ich Dich nur vor Dir selbst warnen. Du hast Dich, wie ich es immer nenne, mit dem Glücksspiel arrangiert. Du hast Dir hier eine Komfortzone eingerichtet, bei der es scheinbar keine negativen Begleiterscheinungen der Sucht gibt. Daher rühren wohl die Gedanken nie spielsüchtig gewesen zu sein.

Die Frage stellt sich nur: Wieso "musstest" Du denn dann bisher unbedingt spielen? Geld ist auch nicht alles, was da gesetzt und verloren wird.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

*

Offline Rubbel

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Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #6 am: 31 Januar 2024, 13:30:04 »
Hallo und willkommen hier,

eigentlich wollte ich Dir auch gar nichts schreiben ... jetzt waren Deine Beiträge durch Ollis Antwort noch mal oben in den letzten Beiträgen, und damit bekommst Du doch noch ein paar Zeilen - damit ich das 'erledigt habe' :)) .... Nix für ungut ...
Ich hab mal wahllos was herausgegriffen, dies hier:
Zitat
Hallo Olli,

die Frage, wie ich man meine vorgefasste Meinung ändern kann, habe ich mir auch schon gestellt.
Ich fürchte das ist derzeit eher schwierig.
Es ist momentan so, dass mir das maßvolle Spielen schlicht Freude bereitet.
Zum einen das Spielen selber. Zum Anderen vor allem auch die Tatsache, dass ich maßvoll damit umgehen kann.
Vereinfacht gesagt, empfinde ich es derzeit einfach nicht als Zwang / Sucht, sondern eher als sporadisches Hobby.
Wenn das Verhalten in der Anfangszeit meiner "Karriere" nicht da wäre, würde ich mich wohl selber auch nicht als süchtig bezeichnen, sondern als Gelegenheitsspieler.

Ganz vorneweg: Warum hast Du Dich denn hier angemeldet? Durch Zufall bist Du auf diese Seite gestoßen? Was hast Du in der Suchmaschine eingegeben?
Nun, ich will Deiner Antwort, auch wenn sie sich nur in Deinem Kopf abbildet, nicht rhetorisch vorgreifen.
Mich irritiert, dass Du hier eine Grundsatzdiskussion samt Verteidigung Deiner Sichtweise und herangeführten Argumentationen führst.
Das passt alles nicht so richtig zusammen.
Und dafür schreibst Du hier nahezu 'Romane' der Rechtfertigung. Fällt Dir das denn gar nicht auf?
Mich an Deiner Stelle würde es an die Frage heranführen: 'Will ich mir selbst was vormachen? Will ich einen Grundsatz in diesem Forum, nämlich die gegenseitige Fürsorge von/für Spieler/n, aushebeln? Also: feixe ich mir einen und hab sonst nix zu tun?  Oder brauche ich Bestätigung, ja, vielleicht sogar Bewunderung mit einem angeführten 'Alleinstellungsmerkmal'?
Leider finde ich das bisher nicht allzu interessant, zumal Du Dich ja auch herauswindest bzw. kein Türchen öffnest, als dass ich noch weiter schreiben wollte.

Gruß, Rubbel
« Letzte Änderung: 31 Januar 2024, 13:34:20 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #7 am: 31 Januar 2024, 15:27:14 »
Hallo Olli, Rubbel und alle anderen,

wer nicht meine ganze Abhandlung lesen will. Das wichtigste steht ganz am Schluss.

Euch veräpple ich sicher nicht (zumindest nicht mit Absicht).
Bei mir selber bin ich mir nicht sicher :)

Gefunden habe ich dieses Forum, als ich eine Doku über Spielsucht und die Mechaniken die dazu führen, gesehen habe.
Dann hat Google bei der Suche nach "Spielsucht Forum" sofort dieses Forum ausgespuckt.
Nachdem ich einiges gelesen habe, reifte der Entschluss, auch etwas zu schreiben, ohne zu wissen was ich eigentlich will.

Ihr habt recht, solche Diskussionen sollte ich hier eigentlich nicht anstoßen.
Wäre wohl so, wie wenn ich in einem Forum der "anonymen Alkoholiker" stolz rausposaune,  dass ich nur 1-2x im Monat betrunken bin und die Forenmitglieder frage, ob dass für sie ein gangbarer Weg ist.
Und ewig darüber diskutieren ob man nach 5 Bier betrunken ist oder nur leicht beschwippst, wird dort wohl auch nicht gerne gesehen.
Hier wie dort würde mir keiner helfen können und ich würde schlimmstenfalls noch jemand dazu bringen, es mir gleichzutun und wieder in die Sucht zu verfallen.
Bitte um Entschuldigung dafür.

Noch letzte Worte zum Thema Sucht und "anerkannte Thesen der Medizin":
Ich denke, mein Spielverhalten ist schon in einem wesentlichen Punkt anders, als üblich.
Ich spiele mit im Vergleich zur Einzahlung sehr hohen Einsätzen. Dadurch dauert mein Spiel nicht lange.
Daher bekommt mein Gehirn auch wesentlich weniger Glücksmomente, meistens sogar keinen einzigen.
Wenn jemand ganzen Abend 10.000 Slot-Spins macht, bekommt er hunderte davon.
Ob es bei mir Sucht oder nicht ist letzten Endes wohl eine Frage der Spezifikation des Wortes.
Die WHO-Definition für "Spielsucht" trifft meiner Meinung nach nicht zu.
Das ist aber auch komplett egal egal.

Das hier wird auch mein letzter längere Post sein.
Wenn darauf noch jemand antworten will, werde ich vielleicht noch wenige Sätze verlieren. Aber ich denke, die Positionen sind ohnehin abgesteckt.


Jetzt noch das zweitwichtigste:
Auch wenn vielleicht der Eindruck entstanden ist.
Ich wollte hier keinen veräppeln und auch keine Grundsatzdiskussionen über das Spielen an sich führen.
Ich denke, dass ich einfach das falsche Forum gewählt habe und besser in einem allgemeinen Medizin / Psychiatrie-Forum aufgehoben wäre.

Aber das wichtigste zum Schluß:
Ich bin normalerweise kein Mann für Schnellschüsse.
Aber durch die kurze Diskussion mit euch und vor allem das Lesen der vielen Leidensgeschichten habe ich beschloßen, per sofort mit der Spielerei aufzuhören.
Nicht unbedingt wegen mir selber.
Ich will aber nicht des kurzen Spaßes willen Organisationen sponsoren, die hauptsächlich von der Selbstzerstörung ihrer Kunden leben.
Da meines Wissens Spenden an deutsche Vereine hierzulande nicht steuerabzugsberechtigt sind, werde ich meine ersten erparten 200€ an www.spielsuchthilfe.at spenden.

Hab mir einen Kalendereintrag gesetzt und werde jeden Quartals-1. kurz schreiben ob es was neues über den vielleicht ungewöhnlichen Spieler gibt....


schöne Grüße,

Michael

*

Offline Rubbel

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  • 727
Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #8 am: 31 Januar 2024, 16:16:32 »
*Gedanke* ...
Ich frag' mich gerade, ob es sprachlich betrachtet möglich ist zu sagen, dass jemand seine Überheblichkeit vor sich herträgt.
Im Volksmund spricht man vor allem von Hochmut, der vor dem Fall kommt.
Aber Sprache ist ja wandelbar, nicht statisch und immer in Veränderung und Erneuerung. Dann geht das mit 'Überheblichkeit vor sich her tragen' schon ...
--Meist ist Geist geil--

Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #9 am: 04 Februar 2024, 16:39:36 »
Kurz gesagt, du zockst "kontrolliert". Okay, was genau willst du dann hier?

Das erschliesst sich mir nicht, folgende Varianten sind möglich:

Variante 1: Du weisst dass es ein rutschiger Pfad ist, dir zuviel Zeit und Energie einnimmst. Wenn du dir diese Gedanken nicht machen würdest, warum in diesem Forum anmelden und einen Roman schreiben
Variante 2: Keine Ahnung, was ist dein Ziel?

Variante 3: Du willst es uns Zocker zeigen, die alles verloren haben "wie man es richtig" macht. Okay, kann man, muss man nicht und was ich dann von dir halten würde dürfte klar sein.

Ich denke du bist bei Variante 1. Du gehst sehr locker mit deinen Verlusten um, die du ja mental und real kompensieren konntest. Wirst du das beim nächsten Pechsträhne auch noch so machen, und weiter geld reinbuttern mit dem Gedanken "es regelt sich schon"? Ich habe mal ein Interview gehört von einen Ex-Zocker der gesagt hat, jede Strategie kann erfolgreich sein. Bis sie es nicht mehr ist und du alles und mehr verlierst. Ich wünsche dir das nicht.

Also, du mathe-genie: Wie verhält sich die wahrscheinlichkeit deiner kontrolle bei einer gewinnchance von <100% ? Je länger es gut geht, desto mehr spitzt sich die Wahrscheinlichkeit zu, dass diese 0.1% Verlustchance bei dir zuschlägt. Und du dann nachdoppelst und nachdoppelst. 

Leider ist es so, das Casino gewinnt immer. Dreh dich um und hör auf, solange du noch erhobenen Hauptes kannst.

Investiere deine Zeit, Energie und Geld in etwas besseres, Naturschutz, Tierschutz, Hilf den Hungernden usw.
Du gibst Geld einem Casino, du bist so gewöhnlich wie wir alle. Nix ungewöhnlich. 

*

Offline Rubbel

  • *****
  • 727
Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #10 am: 04 Februar 2024, 16:59:47 »
Zitat
Also, du mathe-genie: Wie verhält sich die wahrscheinlichkeit deiner kontrolle ...

Sorry ... wenn ich ehrlich bin: An dieser Stelle musste ich lachen.

Ich bitte um Verzeihung :)

LG, R
--Meist ist Geist geil--

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.902
Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #11 am: 04 Februar 2024, 17:24:36 »
Das war wohl eher innerlich, das Lachen ... Ich hatte Dich nicht gehört ...

Allerdings musste ich ein Tränchen verkneifen, als ich den Link sah, an den der TE gespendet hat. Wir hier sind im FAGS-Forum und WIR haben oben rechts einen eigenen Spendenbutton ...  :'(
Der fühlt sich immer so alleine und möchte einfach nur mal gedrückt werden ...  ??? Ist das denn zu viel verlangt?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #12 am: 04 Februar 2024, 17:44:07 »
 8)

so, nun muss ich mal wieder was loswerden:

auch ich hab mich gefragt, was soll der „ungewöhnlichste Spieler“ hier im Forum. Mir sind da Varianten eingefallen, die vielleicht nicht so nett sind. Deshalb hab ich meine Klappe gehalten.

Zunächst hab ich gedacht, dass hier jemand die Möglichkeiten der KI vorführen möchte. Auch ich hab mal mit chatgpt gespielt und war erstaunt, was da für tolle Texte rauskamen. Aber dann hab ich diese Möglichkeit verworfen. Ich glaube nicht, dass jemand hier im Forum so hinterfotzig sein kann uns so nen bot unterzujubeln.

Dann fiel mir ein, dass ich mal im Fernie (oder joutube) einen Beitrag zum Glückspiel mit Herrn Gauselmann gesehen hab. Auf die Frage des Moderators ob er kein Problem damit hätte dass sein Geschäft auf den Süchten seiner Kunden beruht meinte er sinngemäss, dass er keine süchtigen Kunden hätte. Seine Kunden geniessen die Kurzweil / den Nervenkitzel durch Glückspiel.

Strangegambler Michael, vielleicht solltest Du Kontakt zu den Funktionären der Glückspielindustrie aufnehmen und Dich als „Vorzeigespieler“ bewerben. Wenn Du die negativen Sätze in Deine Texten abmilderst hättest Du m.M. nach gute Chancen auf nen neuen job. Lass Dir Dein Tun gut bezahlen….

Gruß Rainer
… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

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Offline TAL

  • *****
  • 544
Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #13 am: 04 Februar 2024, 17:44:34 »
Seltsamer Beitrag.
Ist es nicht letztlich völlig egal, an wen gespendet wird, solange es der Suchthilfe zugutekommt?
Oder ist das irgendwie ein Wettbewerb?

Zum 'seltsamsten Spieler aller Zeiten' sage ich besser nichts.

-edit-
Das bezog sich auf Olli. Der Beitrag von digger stand da noch nicht.
« Letzte Änderung: 04 Februar 2024, 17:47:54 von TAL »

*

Offline Rubbel

  • *****
  • 727
Re: Vorstellung eines vielleicht ungewöhnlichen Spielers
« Antwort #14 am: 04 Februar 2024, 17:56:50 »
Hey ... :)
ist es nicht richtig schön, dass wir uns hier mal wieder versammeln?
Von Dir, DIGGER, und Dir, TAL hab ich so lange nix mehr gelesen - und jetzt? - freu' ich mich voll :)))
@TAL: Ich war mal 'drüben' ... auf welchem Konzert warst Du denn? Und - war's empfehlenswert? :)
DIGGER: Hey, hallo! Ich hoffe, es geht Dir gut :) Als Jobvermittler/Headhunter bist Du ja AUCH geeignet!

Ja, dann ...
viele Grüße Euch,
Rubbel
« Letzte Änderung: 04 Februar 2024, 17:59:50 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

 

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