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Frage zum Rückfall
Feller:
Hallo,
heute mal wieder einen Rückfall gehabt, mittlerweile bin ich damit vertraut und lass es über mich ergehen solange es im finanziellen Rahmen ist. Nur heute war etwas wieder etwas mehr und ich bin ziemlich enttäuscht und sauer auf mich selbst.
Und jetzt kommt das spannende:
Jedes Mal wenn ich nicht spiele über mehrere Tage verfalle ich in ein Loch, in eine Leere. Jedes Mal wenn ich kurz Spaß haben sollte oder auf gute Gedanken komme verfalle ich wieder in einen Kreislauf aus Selbstzweifeln und Trauer, selbst wenn ich mal gewinne, kommt das Gefühl nach ein paar Tagen wieder.
Ab dann fühlt sich jeder Tag, so an als würde ich nur dagegen ankämpfen und der Stress wächst bis ich wieder den Druck ablassen kann und spiele. Ich fange an zu zittern und fühle mich krank. Mein Körper schmerzt und ich fühle mich wie gelähmt. Hinzu kommt wie eine Blockade im Gehirn die mich kein echten Spaß empfinden lässt.
Meine Psyche spielt mir ein Streich.
Wie gehe ich gegen solche Symptome vor? alles fühlt sich viel schwieriger und anstrengender an als es eigentlich ist.
Olli:
Guten Morgen und herzlich willkommen Feller!
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da bin ich mal wieder aufgeflogen. Das war keine schöne Situation und ich wünschte mir das, was alle von mir forderten: Aufhören mit dem Spielen! Der Wunsch war sehr stark, doch eigentlich ging es mir nur darum, nicht mehr gegen die Normen zu verstoßen. Dass ich mir selbst nichts leisten konnte, war störend, doch als Spieler arrangierte ich mich damit.
Also fing ich recht schnell wieder an zu spielen. Machte eine kleine Schow des Wiederstandes auf meiner inneren Bühne und ergab mich dann in mein Schicksal, indem ich mir erlaubte einen Rückfall zu erleiden.
Heute behaupte ich von mir, dass ich aber gar keinen Rückfall hatte, seitdem ich mich tatsächlich zur Abstinenz entschieden hatte. Das, was ich eben geschildert hatte, waren nämlich gar keine Rückfälle, es waren immer nur Beendigungen von Spielpausen. Zum damaligen Zeitpunkt wollte ich spielen - nicht aufhören damit. Ja, teils versprach ich sogar beim Outing "nie" mehr zu spielen und wusste intuitiv bereits, dass ich lügte, während mir die Tränen der Scham über die Wangen liefen.
--- Zitat ---heute mal wieder einen Rückfall gehabt, mittlerweile bin ich damit vertraut und lass es über mich ergehen solange es im finanziellen Rahmen ist. Nur heute war etwas wieder etwas mehr und ich bin ziemlich enttäuscht und sauer auf mich selbst.
--- Ende Zitat ---
Nein, nein ... Dich als Opfer hinstellen, das bringt Dich nicht weiter. Du "lässt" das nicht "über Dich ergehen". Du triffst bewusst die Entscheidung zu spielen. Es ist immer leicht, die Sucht in uns für Erklärungen zu trennen vom restlichen Ich. Doch wir sind Eins. Wie oft höre ich immer wieder: Ich war wie ferngesteuert! ... Ne, das stimmt so nicht ... Du hast zu jedem Zeitpunkt die Wahl eine andere Entscheidung zu treffen, als die zum Glücksspiel! Was Du da als Fernsteuerung meinst erkennen zu müssen, ist bereits Dein inneres Belohnungssystem, welches nicht erst wartet, bis sich die Walzen drehen, die Karten verteilt und die Wette platziert ist. Das Ergeben ins Schicksal ist nichts anderes als das Fallen lassen in die Suchtausübung.
Sucht spricht die Gefühle an. Dazu gehört das Davor, das Mittendrin und auch das Danach. Wenn Du also enttäuscht von Dir bist und dazu noch sauer auf Dich, dann gehört das eigentlich noch mit zum "Spiel". Doch hake hier einmal nach ... wieso bist Du das eigentlich? Verstößt auch Du "nur" gegen Regeln und Normen? Oder ist da etwas in Dir, was absolut aufrichtig nicht mehr spielen möchte? Etwas, was erkennt, dass Du Dich selbst zerstörst - Dir schadest auf verschiedensten Ebenen?
Arbeite Dir das doch mal heraus ... Mache Dir Tabellen und Listen ... erst gestern im Meeting schlug ich vor eine dialektische Erörterung zu machen. Also ... eine These aufstellen, eine Einleitung schaffen mit eigenen Erfahrungen, gleich viele pro- und contra-Argumente finden und zu guter Letzt ein Resume ziehen. Je nach These kann das schon umfangreich werden. Doch es ist kein Wettbewerb der Thesen. Es geht schlicht darum, dass Du Dich mit Deiner Thematik auseinandersetzt und Dich ihr nicht einfach hingibst.
--- Zitat ---Und jetzt kommt das spannende:
Jedes Mal wenn ich nicht spiele über mehrere Tage verfalle ich in ein Loch, in eine Leere. Jedes Mal wenn ich kurz Spaß haben sollte oder auf gute Gedanken komme verfalle ich wieder in einen Kreislauf aus Selbstzweifeln und Trauer, selbst wenn ich mal gewinne, kommt das Gefühl nach ein paar Tagen wieder.
--- Ende Zitat ---
Nein, das ist nicht spannend ... das ist Sucht! "Selbst wenn Du gewinnst" ... schreibst Du. Als wäre es das Natürlichste auf der Welt! Als gehörte es als etwas Lebenswichtiges dazu ... wie Luft, wie Nahrung ...
Das Glücksspiel ist ein demeritorisches Gut. Es schädigt die Gesellschaft und es schädigt massiv den Einzelnen.
Es ist für unsereins etwas, was eine Lücke ausfüllt. Es kompensiert etwas, was wir z.B. nie gelernt haben.
Nun, ich bin kein Therapeut und ich schreibe Dir, was mir gerade so in den Sinn kommt. Vielleicht entstammt Deine Leere in Dir ja auch einem anderen Grund? Finde es heraus! Und scheue Dich auch nicht in eine Beratungsstelle zu gehen oder in eine reale SHG. Nimm alles mit, was Dich weiter bringen könnte!
Nächsten Samstag ist wieder Webmeeting. Oben links auf der Seite findest Du einen Link zu mehr Informationen und auch dem Link zum Zoom-Meeting.
Rubbel:
Hi Feller,
--- Zitat ---heute mal wieder einen Rückfall gehabt, mittlerweile bin ich damit vertraut und lass es über mich ergehen solange es im finanziellen Rahmen ist. Nur heute war etwas wieder etwas mehr und ich bin ziemlich enttäuscht und sauer auf mich selbst.
Und jetzt kommt das spannende:
Jedes Mal wenn ich nicht spiele über mehrere Tage verfalle ich in ein Loch, in eine Leere. Jedes Mal wenn ich kurz Spaß haben sollte oder auf gute Gedanken komme verfalle ich wieder in einen Kreislauf aus Selbstzweifeln und Trauer, selbst wenn ich mal gewinne, kommt das Gefühl nach ein paar Tagen wieder.
--- Ende Zitat ---
Kurzum: Du gehst alle paar Tage zocken. Wenn Du 'nur wenig verlierst' ist das okay. Wenn Du mehr verlierst als im Durchschnitt, gefällt Dir das nicht.
WAS gefällt Dir denn daran nicht? Warum enttäuscht es Dich, wenn Du mehr als sonst verlierst? Ist doch normal, oder?
--- Zitat ---Ab dann fühlt sich jeder Tag, so an als würde ich nur dagegen ankämpfen und der Stress wächst bis ich wieder den Druck ablassen kann und spiele. Ich fange an zu zittern und fühle mich krank. Mein Körper schmerzt und ich fühle mich wie gelähmt. Hinzu kommt wie eine Blockade im Gehirn die mich kein echten Spaß empfinden lässt.
--- Ende Zitat ---
Joa ... d.h. also: Wenn Du nicht alle paar Tage zockst, geht's Dir nicht gut. So what ...
Und nun?
--- Zitat ---Wie gehe ich gegen solche Symptome vor? alles fühlt sich viel schwieriger und anstrengender an als es eigentlich ist.
--- Ende Zitat ---
So, wie ich Deinen Text verstehe,möchtest Du mindestens alle paar Tage weiterhin zocken und für den Fall, dass Du mehr verlierst als Du Dir vorgenommen hast, möchtest Du gerne eine Strategie entwickeln, wie Du's machst, dass Du dann keine Selbstzweifel bekommst oder traurig wirst.
Tja. Da kann Dir wohl hier niemand helfen, oder? Vielleicht mehr Geld verdienen und die Einsätze erhöhen ... um bei Verlust dann noch was in petto zu haben?
Ich versteh' nicht so wirklich, was Du willst. Dein Post war morgens gegen 3 Uhr. Heißt das, Du gehst in Spielhallen? Naja, eigentlich auch egal, wo Du zockst. Du kannst ja vielleicht noch mal was schreiben hier, wenn Du magst - und wenn Du ein bisschen besser erklären kannst, was Du willst. Und dann vielleicht auch schreiben, was Du sonst so machst in Deiner Freizeit. Oder bist Du zwischen den Zockertagen dann zur Erholung allein zu Hause?
Gruß, Rubbel
Anthrazit80:
Das Problem ist, dass du die Rückfälle mit einkalkulierst. Du lässt sie zu. Und danach begibst du dich in die Opferrolle.
Ich kenne dieses Gefühl der Enttäuschung, dass man sich dann selbst betrogen hat und seine Vorsätze verworfen hat.
Du musst dich entscheiden und zwar endgültig. Jede Lücke, die du irgendwo offenlässt, wird diese Sucht nutzen, um in dich hereinzuströmen.
andreasg:
HalloFeller,
HerzlichWillkommenauchvonmir.
Der süchtige Spieler hat im Unterbewußtsein das Verlangen zu Verlieren. Be imir war dasj edenfalls so,ich war ja derVersager, derCooler. Ich konnte nur noch in dieTraumwelt des Spielers einsteigen, wenn ic hmir dessen gewahrwurde.Selbst,wenn ich einmal mit (gewonnenem) Geld dieSpielstätte verlassen hatte, und der Gedanke kam, ich köpnnte ja nun Hose oder Schuhe kaufen, kam die Traurigkeit wieder in mir auf. Warum konnte ich nicht wie normal, Kleidung von meinem Gehalt kaufen? Die Antwort war in der Spielhalle: erst wenn ich dort die Probe bestand, mich als "Gewinner" zu fühlen, durfte ich für mich sorgen. Als Cooler war ich ein Verlierer, Heute ist jeder spielfreie Tag für mich ein gewonnener Tag.
In der Selbsthilfegruppe konnte ich endlich auch über meine Rückfälle sprechen, mir diese bewußt machen, und erkennen, daß das, was für gesunde Menschen einfach ist, (sich einzukleiden), ist für mich rasend kompliziert gewesen. Ich lebte ja in der unerreichbaren Gier nach Anerkennung, die ich halt auf das Glücksspiel setzte.
Aus diesem Grunde steht bei mir das Schreiben meines Haushaltsbuchs (Excel - Tabelle) als eine wichtige tragende Tätigkeit an, die mir jeden Tag neu Struktur vermittelt.
schöne 24 Stunden
Andreas
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