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Ich möchte verstehen und helfen

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Ich möchte verstehen und helfen
« am: 07 März 2024, 22:28:08 »
Hi, ich selbst bin nicht spielsüchtig, aber mein Mann. Wie viel er verspielt hat, weiß ich gar nicht, da er nicht einsieht, dass er spielsüchtig ist. Aufgefallen ist es mir erst vor zwei Wochen als ich die Kontoauszüge von unserem Gemeinschaftskonto überprüft habe. Da sind Transaktionen für Sportwetten. Monatlich ca. 1.000 -2.000€. Er hat sich immer um das Konto gekümmert und ich war froh es nicht machen zu müssen. Jetzt mache ich mir Vorwürfe, dass ich es doch hätte früher merken müssen…
Wie kann ich ihm helfen? Wie ihn unterstützen?

Vielleicht hat die ein oder der andere einen Tipp für mich.
Ich danke euch schon einmal!

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #1 am: 07 März 2024, 23:26:45 »
Am besten raus schmeißen. Dem ist nicht mehr zu helfen

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #2 am: 07 März 2024, 23:59:28 »
Hallo Nicole,

1000 € bis 2000 € monatlich zu verzocken ist eine Hausnummer. Kannst du überblicken, wie lange das schon so geht?
Zunächst mal darfst du dir KEINE Vorwürfe machen, denn du zockst nicht und du setzt eure Existenz nicht aufs Spiel. Wenn sie denn in Gefahr ist, aber davon gehe ich bei so hohen Verlusten aus. Wenn du bisher keinen Überblick über die Finanzen hattest und insgesamt bisher noch alles halbwegs funktioniert hat, konntest du davon ja auch gar nichts wissen. Spieler können sehr viel sehr lange geheimhalten. Das weiß ich nur zu gut aus meiner Vergangenheit.
Hast du die Kontoauszüge kontrolliert, weil du einen Verdacht hattest oder ist dir das eher zufällig aufgefallen?

Du stehst an erster Stelle. Es ehrt dich, dass du an ihn denkst, aber du musst zunächst sehen, dass es dir in dieser schwierigen Situation "gut" geht. Wie du das am besten anstellst, dazu werden dir hier sicher bald erfahrenere User bessere Tipps geben können.
Ich an deiner Stelle würde deinen Mann auf jeden Fall zur Rede stellen und mir andererseits einen Termin in einer Beratungsstelle für dich als Angehörige geben lassen. Dann hast du in der Nähe schon mal eine fest installierte Hilfe, auf die du jederzeit zurückgreifen kannst.

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Offline Olli

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Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #3 am: 08 März 2024, 06:41:50 »
Hi Nicole!

Herzlich willkommen!

Atme einmal tief durch und versuche innerlich einen Schritt zurück zu treten. Was fällt Dir da auf an Deiner Situation?

Zunächst einmal hast Du nichts getan, weswegen Du Dir Vorwürfe machen solltest! Dein Mann Hat Dir alle Entscheidungen abgenommen! Ob Du es hättest merken sollen? Woran denn? Dein Mann, und das ist typisch für Glücksspieler, hat eine Fassade aufgebaut und hat Dich bewusst im Unklaren gelassen. Wer weiss, an welchen Stellen er Dich bisher überall belogen hatte? Wie solltest Du da auch nur den Hauch einer Chance gehabt haben, irgend etwas zu erkennen?
Schau, selbst jetzt, wo er aufgeflogen ist, da hat ER kein Problem, so, wie er sich gibt. Das heißt aber im Folgenden nicht, dass das Problem bei Dir liegt.

Nun fragst Du, wie Du ihm helfen kannst ... Laut Deinen Schilderungen will er Deine Hilfe nicht! Er hat scheinbar kein Problem! Doch was liegt da noch im Verborgenen? Hat er bereits Kredite aufgenommen? Kreditkarten bestellt und bis ans Limit ausgelastet? Sind Rechnungen offen? Versteckt er die Post bereits vor Dir?

Packe Deinen Mann nicht in Watte! Er hatte bisher - und das ist nur zum Teil suchtbedingt - keine Skrupel Dich anzulügen und Eure finanzielle Existenz zu schädigen. Er redet Dir jetzt - bewusst oder unbewusst - Schuldgefühle ein.
Es müssen Gespräche folgen, in denen er Dir alles offenbaren MUSS! Du kannst hier gerne Verständnis zeigen und versuchen die Gefühle außen vor zu lassen. Vorwürfe wären auf jeden Fall aller Gesprächsaussichten Tod.

Rede dabei vor allem von Dir ... Was hast Du für Träume, die er gerade zerstört? Wie sieht Deine Lebensplanung aus? Deine Hoffnungen, Deine Ziele. Was macht die Kenntnis der Glücksspielsucht nun mit Dir und bist Du bereit alles hinzunehmen, wo es doch durchaus möglich ist, die Sucht zum Stillstand zu bringen? Was erwartest Du von ihm in vielerlei Hinsicht? Was tust Du, wenn er sich nicht an Deine Grenzen und Regeln hält, die Du auf gar keinen Fall überschritten sehen möchtest? Welche Konsequenzen bist Du bereit anzudrohen und dann auch unbedingt durchzuziehen?

Schaue mal in meine Signatur ... dort gibt es einen Link zum Samstagsmeeting. Um Punkt 19 Uhr einfach anklicken und teilnehmen. Wir werden wohl auch ohne Dich am Samstag schon eine gemischte Gruppe sein, also Glücksspieler und Angehörige. Traue Dich ruhig ... Du kannst die Kamera ja aus lassen, wenn Du möchtest. Hier darfst Du auch Deine Gefühle raus lassen.

Zitat
Wie du das am besten anstellst, dazu werden dir hier sicher bald erfahrenere User bessere Tipps geben können.
@Niemahrzocken21: Bist Du denn unerfahren? Wenn ich Deinen Beitrag so lese, dann wohl eher nicht. Mache Dich also bitte nicht selbst klein. Je mehr Erfahrungen zusammen kommen, umso besser! Also ... weiter so ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #4 am: 08 März 2024, 07:06:56 »
Vielen lieben Dank euch!!!!
Ja, jeder sagt mir, ich brauche mir keine vorwürfe machen, aber das ist trotzdem schwer für mich.

Hmmm wie kam ich drauf? Eigentlich schon zufällig und eigentlich doch nicht. Vor zwei Jahren hat er sich 3.300€ von unserer Tochter vom Konto genommen. Darauf kam ich, weil ich den Kontoauszug sah. Als ich ihn darauf angesprochen habe, meinte er, er brauchte das Geld für den TÜV und KfZ Reparatur. Fand ich alles andere als gut, hab es aber so stehen lassen.
Vor ca. 3 Monaten wurde seine Kreditkarte gehackt und Geld abgehoben, oder umgebucht, keine Ahnung. Er musste die kreditkartenabrechnung bezahlen und hat sich dafür Geld von seinen Eltern geliehen. Seine Mutter meinte vor ca. 4 Wochen zu mir, warum er das Geld noch nicht zurück bezahlt hat, weil er das Geld doch von der Versicherung zurück erstattet bekam.
Daraufhin hab ich in unsere Kontoauszüge geschaut und das Ausmaß gesehen. Aktuell bin ich dran seit 2018 die Kontoauszüge zu kontrollieren und ihm aufzulisten was er verspielt hat. Gar nicht so einfach und richtige fisselarbeit, aber ich selbst möchte auch sehen was er verspielt hat. Und das ist ja nur das gemeinschaftskonto. Wie viel er mit seinem eigenen Konto im minus ist, weiß ich nicht. Er möchte es mir nicht zeigen. Und begonnen hat es 2020, extrem nach dem Lockdown. Aber er wettet schon länger, nur eben nicht von unserem gemeinsamen Konto.

Nächste Woche habe ich einen Termin bei der Diakonie und ich bin in einem online Programm für Angehörige.
Ja, alle sagten mir bisher: wenn er sich nicht helfen lassen möchte, kannst du ihm nicht helfen.
Ich hoffe trotzdem, dass er durch meine Aufstellung die ich mache, einsichtig wird. Ansonsten sehe ich unsere Ehe tatsächlich als gefährdet an. Ich muss zuallererst nach den beiden Kindern schauen…
« Letzte Änderung: 08 März 2024, 07:10:04 von NicoleH »

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Offline Olli

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Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #5 am: 08 März 2024, 09:03:50 »
Hi!

Dass Du Dich kundig machen möchtest, das ist OK. ABER ! ! ! Die Auflistung ist seine Aufgabe! Wenn Du ihm das Ergebnis präsentierst, dann ist das wahrscheinlich sehr negative Ergebnis mit Dir verknüpft! Lasse es ihn selbst machen oder macht es gemeinsam! ER muss sich der Ausmaße bewusst werden!

Bei der Tochter in die Spardose gegriffen ...
Bei den Eltern Geld geliehen und nicht zurückgezahlt ...
Ach, was für ein Pech ... die Kreditkarte wurde betrügerich belastet ...

Anekdote: meine Mutter: "Olaf! Wo kommst Du jetzt erst her?" Ich: "Auf der Autobahn ist ein LKW umgefallen!"

Das gemeinsame Konto belastet ...
Das eigene Konto belastet ...
Kredite aufgenommen?
Kreditkarten en mas bestellt und ausgereizt?
Handyverträge abgeschlossen und Handys verkauft?

Wie Du siehst, ist Dein Mann schon ganz schön in der Sucht drin. Und auch wenn ich da etwas schwarz male, so ist das alles doch im Bereich des Möglichen.

Wie ich lese, habt Ihr zwei Kinder. Somit habt Ihr Verantwortung für diese Menschen. Da funktioniert es nicht zu sagen: "Lasse mich in Ruhe! Du übertreibst!" Darauf musst Du mit klaren Ansagen reagieren! Er wird jedoch ein wenig Zeit brauchen um zu realisieren, dass sich die Zeiten gewandelt haben und das Zocken wie bisher nicht mehr möglich ist. Er muss sich bewusst werden, ob er bereit ist Euch zu verlieren!

Um ihn und auch Euch zu schützen, muss alles auf den Tisch. Da muss er eben durch. Bleibe hartnäckig ... setze ihm eine Frist von ein paar Tagen und setzte ihn dann vor die Tür oder verlasse Du mit Tochter die Wohnung/das Haus.
Rom wurde ja bekanntlich nicht an einem Tag gebaut! Also achte auch darauf, ob und wie viel er einlenkt.

Zitat
Ja, alle sagten mir bisher: wenn er sich nicht helfen lassen möchte, kannst du ihm nicht helfen.
Das ist richtig! Daher musst Du Dir bewusst werden, was Du willst. Nach all dem, was bereits passiert ist, braucht er Unterstützung. So darf er ab sofort keinen Zugriff mehr auf sein Suchtmittel, das Geld, haben! Wenn Du bereit dazu bist, das zu übernehmen, wunderbar ... wenn nicht, dann gibt es ja noch den gerichtlich bestellten Betreuer ... Was wird ihm wohl lieber sein?

Die Glücksspielsucht ist eine Krankheit und sie ist nicht heilbar. Wir können sie aber zum Stillstand bringen! Wir können lernen mit ihr zu leben, ohne der Sucht nachzugeben. Sie ist nur dann eine Last, wenn wir ihr nachgeben!

Edit: "zwei" Kinder hatte ich überlesen ... habe meine Antwort angepasst
« Letzte Änderung: 08 März 2024, 11:41:05 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #6 am: 08 März 2024, 10:50:55 »
@Olli: Danke für den Anstupser. Ich wollte mich auch gar nicht klein machen, aber zum Beispiel deine Erfahrung und deine Ratschläge sind so gebündelt wirklich top. An der Stelle danke dafür. Du hast aber recht, es zählt ja jede Hilfestellung. :)

Liebe Nicole,

Ansonsten sehe ich unsere Ehe tatsächlich als gefährdet an. Ich muss zuallererst nach den beiden Kindern schauen…

das ist von dir finde ich noch sehr human ausgedrückt. Eure Ehe wird definitiv nicht mehr funktionieren, wenn er sich seiner Sucht nicht bewusst werden will. Das klingt hart, aber so ist es nun mal. Wie jeder Süchtige wird er ganz genau wissen, in was für eine Situation er da geraten ist, aber den Schritt gehen zu wollen das zuzugeben und diesen Zustand wirklich ändern zu wollen, das ist die große Schwierigkeit. Wir Süchtigen machen uns kaputt, wenn wir nicht aufhören, aber wenn man tief im Sumpf ist, ist das Spielen in dem Moment dennoch immer der einfachere Weg. Mit neuen Einsätzen kann man sich wieder betäuben und es geht immer und immer weiter bergab.
Olli hat meiner Meinung nach recht, wenn er schreibt, dass Vorwürfe zu keinem Ergebnis führen werden. Was aber sein muss, ist, dass er sich einem Gespräch stellt, zu allem Stellung nimmt und bereit ist sich helfen zu lassen. Wenn er dazu nicht bereit ist, kannst du wenig erreichen. Hilfestellungen sind extrem wichtig, aber ohne eine Einsicht kann man keinem Süchtigen helfen. Und dann müsstest du ihm, wenn du dich nicht kaputt machen willst, ein Ultimatum stellen und entsprechende Konsequenzen durchziehen.

Ich wünsche dir für die nächsten Tage viel Kraft und drücke die Daumen, dass es zu einem vernünftigen Gespräch kommt.

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Offline Rubbel

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Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #7 am: 08 März 2024, 12:42:31 »
Hallo Nicole, herzlich willkommen und alles Gute zum Frauentag!! :)

Das war sicher schockierend, was ich gelesen habe von Dir! Und Du hast vor allem hier Recht:
Zitat
Ich muss zuallererst nach den beiden Kindern schauen…
Ja, stimmt, nach den Kindern UND NACH DIR!!
Hier ist eine Dokumentation, die Ihr Euch anschauen könnt(et):

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/zocken-ohne-limit-online-gluecksspiel-ausser-kontrolle-100.html

Wichtig ist, dass Du Dich nicht allzu sehr in das Geschehene verwickelst und Dein Kopf soweit wie möglich frei bleibt, Du das also nicht zu Deinen Alltagsgedanken werden lässt. Solltet Ihr Euch (wie Olli alternativ schrieb) für einen Betreuer entscheiden (was ich am besten fände für Euch), dann sollten als erste 'Maßnahme' Eure Tochter die 3.300 € auf ihr (Spar-?)Konto zurückbekommen und seine Eltern ihr Geld. Damit familiär schon mal alles 'glatt' ist.
Zugriff darf er auch nicht mehr haben auf Konten der Kinder! Was mit dem Gemeinschaftskonto 'passiert', das sollte dann der Betreuer austüfteln. Wenn noch keine außerfamiliären Zahlungsaufforderungen aufgelaufen sind, sollten danach die Außenstände getilgt werden.

Also - Du weißt schon seit VOR 2020, dass er zockt/wettet? Und Du hieltest das für harmlos? - So verstehe ich es.
DASS es nicht harmlos (sondern fortschreitend ernst wurde) ist, wusste Dein Mann als Spielender zuerst, und den Verlauf schon hat er Dir verschwiegen und sich mehrere Quellen des Geldzugriffs erschlossen. Das musst Du Dir klar machen - er hat sich einfach an 'fremdem' Geld bedient. Alternativ hätte er Dir auch sagen können, dass er ne Menge verloren hat. Ob er ein schlechtes Gewissen hat? Ich denke zumindest, dass er sich nun schämt vor Dir, sonst hätte er auch sein eigenes Konto offen gelegt. Hast auch DU ein eigenes Konto? Dann sollte das Gemeinschaftskonto vorher wohl am besten aufgelöst werden und Du Buch führen darüber, was demnächst davon abgeht, um da klar abgrenzen zu können.

Er hat die Aufgabe, sich das Lügen ab- und die Offenheit (wieder) anzugewöhnen. Das ist seine Aufgabe für alles Private. Und damit sollte er auch gute Erfahrungen machen. Ihn jetzt wie einen 'Aussätzigen' zu behandeln oder ihm ständig Zweifel entgegen zu bringen, halte ich für kontraproduktiv.
Was meine Ansicht, dass sich ein Betreuer drum kümmern sollte, verstärkt. Warum DU? Dann vermischt sich nur Euer Gefühl füreinander mit seinen Suchtproblemen, das Gefühl, was nun eh schon leidet. Und Du merkst ja, Du willst helfen - Du bist ihm jedoch zu nahe, und dann könnte sich in Dir eine Co-Abhängigkeit entwickeln - und Du leidest, verurteilst, misstraust, kontrollierst ihn, gibst Dich und Deine Wünsche auf, läufst wie ein Hamster im Rad hinter Vorstellungen her, die nicht mehr zu erfüllen sind.

Ja, geh' in eine Angehörigengruppe!! Das ist sicher gut. Allerdings: Zieh Dir nicht die schlimmsten Szenarien anderer Angehöriger so sehr rein und versuch vor allem, Dich ein wenig abgegrenzt zu fragen, was für Dich und für Euch Möglichkeiten sind oder werden. Dass Du über die Sucht selbst und die Hintergründe und die Progression weißt, ist erst mal am wichtigsten.

Alles Gute Dir, Euch, Eurer Familie,
und viele Grüße, Rubbel
« Letzte Änderung: 08 März 2024, 13:05:36 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #8 am: 08 März 2024, 23:43:19 »
Vielen lieben Dank euch!

Das wir die Aufstellung zusammen machen, ist eine sehr gute Idee. Wenn er sie alleine machen würde, müsste ich es trotzdem selbst machen, um zu sehen, was er verbirgt.

Ist es denn so, dass wenn man auf die sucht angesprochen wird, es leugnet? Tut mir leid, ich kenn mich zu wenig damit aus. Ich rauche. Wenn also jemand zu mir sagt: „du bist süchtig nach Zigaretten.“, muss ich sagen: „Ja stimmt.“
Warum leugnet man es? Ich kann mir bei den Summen nicht vorstellen, dass er noch denkt: ach das bisschen Wetten am Wochenende. Ich hab’s im Griff.

Also tatsächlich haben wir heute Abend kurz sprechen können. Da die Kinder noch um uns waren, halt nicht ausführlich. Er hat sich von mir getrennt.
Einerseits bin ich richtig erleichtert, andererseits tun mir unsere Kinder leid. Ich wollte nie, dass es scheidungskinder werden. (Na gut, welche Eltern wünschen sich das schon?)
Mich nervt gerade eher der Stress der mit so einer Trennung einhergeht. Ich habe ihm gesagt, er soll sich dazu Gedanken machen, wie er es sich jetzt also vorstellt. Verkaufen wir das Haus? Daraufhin meinte er dann: das wäre unser Ruin. Versteh ich nicht…

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #9 am: 08 März 2024, 23:58:10 »
Dankeschön ☺️

Ja er hat jedes Wochenende diese Tottoscheine (oder wie heißen die?) ausgefüllt. Das hielt ich tatsächlich für harmlos. Und er spielte online Poker. Hielt ich auch für harmlos.

Ja, jeder von uns hat sein eigenes Konto und eben das gemeinsame wovon der Kredit für das Haus abgeht, Versicherungen, Internet, essen, etc.
Für dieses Konto ist er gesperrt. Er gab mir seine bankkarte und hat ein Formular unterschrieben, dass er keinen online Zugriff mehr darauf hat.
Da er der gesetzliche Vertreter der Kinder ist, kann ich die kinderkonten nicht für ihn sperren lassen. Ich habe das Geld nun auf mein Sparbuch umbuchen lassen.

Bei dem angehörigenprogramm hab ich gar keinen Kontakt zu anderen Angehörigen. Deshalb schreib ich hier. Ich habe dort eine Beraterin, die mir mut zuspricht und darauf achtet, dass es mir in der Situation gut geht. Sie sagte mir auch, dass ich zur Bank soll und ihn sperren lassen soll. Tut gut sie zu haben und an euren Erfahrungen bin ich auch sehr froh! Vielen lieben Dank euch!!! Auch für eure Offenheit!

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #10 am: 09 März 2024, 01:46:05 »
Puh, dass er sich von dir trennen möchte kommt jetzt etwas unerwartet. Du sagst, dass dich der Stress nervt, der dann damit verbunden ist. Verstehe ich deine Aussage richtig, dass du ohnehin keine Gefühle mehr für ihn hattest und es eigentlich "nur" noch um die Kinder ging?

Aus seiner Sicht, wenn das drum herum bisher noch gepasst hat, wäre so eine Reaktion von ihm absoluter Trotz. Im Sinne von "Wenn du mir hier so einen Stress machst, dann trenne ich mich eben. Dann kann ich in Ruhe weiter spielen.." Ob es so ist kann ich nicht beurteilen, aber es wäre typisch. Die Sucht verschiebt die Prioritäten komplett.

Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es bei mir Klick gemacht hat und ich absolut am Boden war, habe ich es anderen gegenüber geleugnet. Man hat für alles eine Erklärung und lügt wie gedruckt.
Wie ich schon schrieb weiß man das selbst natürlich, man denkt schließlich an kaum noch etwas anderes und richtet alles nach der Sucht aus. Und da liegt auch das Problem. Die Gedanken und Gefühle sind manipuliert. Man sieht keinen Ausgang mehr und füttert die Sucht immer weiter, oft mit der absurden Begründung, die Probleme durch das Spielen wieder in den Griff zu bekommen.
« Letzte Änderung: 09 März 2024, 01:47:59 von niemehrzocken21 »

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Offline Olli

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Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #11 am: 09 März 2024, 10:13:44 »
Hi Nicole!

Zitat
Ist es denn so, dass wenn man auf die sucht angesprochen wird, es leugnet?

Sagte ich nicht schon, dass Du ihn nicht in Watte packen solltest? :) Nenne es ruhig beim Namen: Er lügt und betrügt!

Und ja, dies gehört leider mit zum Krankheitsbild. Scham und Schuld sind ein großes Problem, um sich Hilfe zu gönnen.
Beide zeigen aber auch, dass wir Glücksspieler sehr wohl erkennen, und wenn es noch nicht mal bewusst geschieht, dass wir gegen Regeln und Normen - und damit auch gegen unsere Werte - verstoßen!

Die Verstöße geschehen über eine längere Zeit und wir nutzen kognitive Verzerrungen, um das Verhalten uns selbst gegenüber zu rechtfertigen. Kurzum ... wir besch..en uns selbst ...
Wenn nun die Kluft zwischen Realität und Lügenkonstrukt zu groß wird, dann kann es sehr wohl sein, dass bei einem Aufflug schnell einmal die Rede von Trennung ist. Damit wird das Lügenkonstrukt und auch die Sucht geschützt. Ob das bei Euch so ist, wird sich wohl erst noch zeigen.

Nun liegt noch etwas im Argen ... die Familie muss informiert werden ... Hier geht es nicht darum, ihm in den Rücken zu fallen, sich zu rächen oder sonstige Ausreden, die ihm einfallen werden. Es geht alleine um den Schutz der Familie.
Setze ihm eine Frist, bis wann er sich dort outen soll und wenn nicht, dann mache Du es ruhig. Du brauchst da kein schlechtes Gewissen zu haben.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #12 am: 09 März 2024, 10:30:11 »
Hi Nicole,
der Herr ist ja übel drauf. Leichtes Gespräch mit Rücksicht auf die Kinder und aus der Hüfte heraus die Trennung....
Mal das wichtigste, ihr habt ein Haus und vermutlich beide für Kredite unterschrieben? Für dich gibt's jetzt nur eines und zwar die Rettung was dich und die Kinder angeht. Geld von den Kids abgehoben und verzockt? Das ist für mich ja schon innerfamiliäre Kriminalität. Ich hatte auch einmal soviel verzockt dass ich keine Miete zahlen konnte. Wir haben das dann von meiner Tochter Sparbuch abgehoben und zwei Monate später war es ausgeglichen. Das war für mich persönlich übel und mir ging's nicht gut diese Zeit. Kredite liefen grundsätzlich alle nur auf mich da ich zumindest die Grundintelligenz hatte im wirst Case die Familie aussen vor zu lassen.

Und ich war ganz übel drauf was das spielen angeht. Ich begreife es nach 16 Monaten Spielfreiheit immer noch nicht wie ich so alles verdrängen konnte. Du musst alles dafür tun dass die Co Abhängigkeit euch drei nicht in die Tiefe reißt. Spieler sind nicht nur da pathologische sondern vor allem auch beim lügen. Wenn es Einsicht in sein Konto verweigert ist die berühmte Kacke vermutlich richtig am dampfen. Trennen von Null auf hundert trotz zweier Kinder zeigt wie die Prioritäten gelagert sind. Auch sollte meinetwegen bei euch schon länger etwas nicht funktionieren ist das in vielen Fällen zumindest eine kleine Bremse und ein Argument sich mit dem auseinander zu setzen.

LG Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #13 am: 09 März 2024, 11:04:03 »
Hi Nicole,
hier wurden schon gute Dinge gesagt. Ich wollte nur kurz etwas zu dem Thema Sucht zugeben sagen.
Ich gebe zu, dass ich rauche - 10 Euro am Tag ofer eventuell hält die Schachtel auch zwei Tage.
Ich gebe zu, dass ich spielsüchtig bin - ich habe 3000 Euro in 2 Stunden verzockt. Mein Dispo ist am Anschlag und ich habe 2 Kreditkarten ausgereizt und versuche immer noch, Geld aufzutreiben.
Rauchen ist nicht gesund, aber ist einfacher zuzugeben als spielsüchtig zu sein.
Auch wenn man den Alltag noch halbwegs meistert, kann der Eisberg unter der Oberfläche schon sehr, sehr tief und erdrückend sein.

Re: Ich möchte verstehen und helfen
« Antwort #14 am: 09 März 2024, 16:42:30 »
Danke euch für eure Offenheit!!!

Ja stimmt, es ist einfacher zuzugeben zu rauchen, als zuzugeben, dass man spielsüchtig ist. Es ist in der Gesellschaft einfach noch nicht akzeptiert bzw. wird es von der Gesellschaft als Krankheit gesehen. Dazu kommt wahrscheinlich noch, dass es Männern leider immer noch schwerer fällt, Hilfe in Anspruch zu nehmen, als es bei Frauen der Fall ist. Dieses: „du bist ein Mann, du darfst keine schwäche zeigen, du musst stark sein!“, nervt mich!

Als ich ihn vor 2 Wochen auf seine Spielsucht angesprochen habe, meinte er schon: das kannst du mir nicht auch noch nehmen! Du schneidest mir die Eier ab! Ich trenne mich von dir!

Ich hab es da so stehen lassen, weil ich ihn ja auch kenne und dachte: das hat er jetzt halt so gesagt, weil ich ihn in die Ecke getrieben habe und sein Spiel aufgeflogen ist.
Gestern hat er die Trennung dann aber bestätigt. Und was soll ich sagen, vielleicht ist es tatsächlich besser so.

Ich möchte ihm einerseits wirklich gerne helfen, andererseits habe ich verstanden, dass er es nicht möchte. Also bleibt mir momentan „nur“ nach meinen Kindern zu schauen und ja, nach mir.

Heute lief den ganzen Mittag wieder Fußball im TV. Gerade ist er richtig schlecht gelaunt mit den Kindern zu seinem Bruder gegangen. Ich vermute, dass seine Spielscheine kaputt sind und er wieder verloren hat…
Ich möchte diese Wochenenden nicht mehr. Ich möchte nicht mehr Fußball im TV kucken müssen und ständig denken: wieviel hat er gesetzt? Ich möchte nicht mehr seine schlechte Laune ertragen müssen, seine Wutausbrüche. Ich bin momentan psychisch wirklich am Limit und ich kann mit ihm nicht mehr zusammen sein.
Wie es also weiter geht, muss ich schauen.

Ihr merkt vielleicht, auch bei mir ist es ein auf und ab der Gefühle… Herz und Verstand sind gerade richtig verstritten und können sich nicht einigen.

Vielleicht muss es aber zur Trennung kommen, da ich als Mama, Hausfrau und Arbeitnehmerin wirklich gefordert bin. Meine Mama ist herzkrank und benötigt ebenfalls meine Unterstützung. Und wenn er sich nicht helfen lassen möchte, habe ich in meinem Leben aktuell keinen Platz für ihn.

Ja das Haus gehört uns beiden jeweils zur Hälfte. Kann er denn Kredite aufnehmen, das Haus als Sicherheit angeben, ohne dass ich davon weiß?
Weiß das einer von euch? Seine Aussage: „wenn wir das Haus verkaufen sind wir ruiniert“, lässt mir keine Ruhe. Ich seh es nämlich so: wir verkaufen das Haus und davon werden die Restschulden bei der Bank beglichen und ich schätze, dass dann sogar noch etwas übrig bleibt. Versteh ich also nicht.


 

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