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Hallo Gast
Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Neu hier

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Neu hier
« am: 09 März 2024, 11:43:32 »
Hallo liebes Forum,
seit langem lese ich immer mal wieder hier im Forum. Ich bin 41 Jahre, weiblich und seit vielen vielen Jahren am spielen. Ich bewundere die, die es geschafft haben, damit aufzuhören. Ich habe etliche Versuche hinter mir, aber bin immer wieder gescheitert. Gestern habe ich wieder investiert und natürlich verloren. Ich habe mich bereits im Oktober über Oasis sperren lassen. Bis Februar war ich Spielfrei und dann kam plötzlich der Suchtteufel und ich habe bei OC eingezahlt. Gestern war ich dann im naheliegenden Ausland im Casino. Es ist so krank alles... ich habe mich so verändert durch das Zocken... früher war ich sportsüchtig. Jeden Tag hart trainiert, viel Anerkennung dadurch bekommen. Das war auch stressig, aber immerhin hat es mir was gegeben. Sport mache ich leider gar keinen mehr, irgendwie fehlt mir die Kraft dazu. Meine Gedanken drehen sich fast nur um Geld. Natürlich habe ich durch das Spielen Schulden gemacht. Nicht wenig, aber ich kann sie alle zahlen. Aber es ist immer so eine Existenzangst parat. Was wenn ich Job verliere, was wenn das Auto kaputt geht usw... habe dadurch auch mit Panikattacken zu tun und zeitweise bin ich deshalb auch oft depressiv. Es fällt so schwer, positiv nach vorn zu schauen. Von meinem Problem weiß nur meine Schwester und eine Freundin. Die Freundin ist selber Spielsüchtig und ebenfalls oft fertig mit den Nerven... ich habe so Schiss daß irgendwann alles auffliegt und meine Eltern davon erfahren. Ich habe einen älteren Bruder, der ich denke, man kann sagen Alkoholiker ist. Er hat meiner Mutter schon so viel Kummer bereitet... ich will sie damit nicht auch noch belasten. Ich habe solche Schuldgefühle und bin eigentlich nur traurig deswegen. Wie kommt man raus aus diesem Teufelskreis? Wie soll man positiv in die Zukunft blicken? Bin seit über einem Jahr in einer Beziehung und auch da habe ich Angst zu enttäuschen. Manchmal würde ich es gerne sagen, aber wie wird es dann? Meine Freundin soll sich nicht fühlen wie meine Betreuerin oder so. Habe Angst, dass würde alles kaputt machen. Spielen macht es natürlich auch, dass ist mir bewusst... trotzdem zieht es mich immer wieder hin zu den Automaten. Ich hoffe, ich schaffe es diesmal, nicht rückfällig zu werden...

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Offline Olli

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Re: Neu hier
« Antwort #1 am: 09 März 2024, 13:01:51 »
Hi und herzlich willkommen!

Und auf dem Boden der Büchse der Pandora fand sich was? ... Die Hoffnung!
Doch in dieser Büchse sind alle Übel der Menschheit eingesperrt und wer die Büchse öffnet, der lässt die Übel wieder auf die Menschheit los.

Du hast sie geöffnet und Dir ist nicht bewusst, was alles die Übel sind. Die siehst den Boden den Büchse an und bist entzückt über das handwerkliche Geschick des Erbauers.
Mache doch mal eine aktuelle Liste, welche Übel sich bereits an Deine Fersen geheftet haben und Dich behindern. Die Hoffnung in dieser Ausprägung gehört hier zu den Ubeln!

Was hilft gegen Versagensgefühle? In Dienen Augen erneut zu versagen ist es doch nicht ... oder? Und trotzdem spielst Du weiter ...
Was macht das Lügen mit Dir? Wie seht butterst Du Dich selbst mittlerweile runter? Wie viel von dem bemerkst Du dabei schon  fast gar nicht mehr?

Im Sport fandest Du Bestätigung. Die findest Du auch im Glücksspiel. Nur bist Du über den Punkt der positiven Bestätigung längst hinaus und empfindest stattdessen negative Bestätigung.

...


Du fragst danach, wie man aus dem Teufelskreis ausbricht. Das ist ganz einfach: Mache nicht das, was Du immer gemacht hast, sondern mache es anders!

Heute Abend ist Webmeeting ... komme vorbei ... der Link steht in meiner Signatur. Oben rechts gibt es einen Link zu Hilfsangeboten. Mache Dich da mal schlau und dann suche Dir mindestens eine der Möglichkeiten aus und NUTZE sie auch!

Bist Du wegen der Depressionen und Panikattacken schon in Behandlung? Wenn nicht, dann wird es Zeit. dass Du Dir da was organisierst. Gebe das also bitte an, wenn Du Dich in eine Beratung begibst!

Deine Mom ... wäre sie nicht stolz auf Dich, wenn Du zugibst Glücksspielsüchtig zu sein UND DAGEGEN VORGEHST!?
Scheinbar macht das Dein Bruder ja nicht ... oder? Keiner sucht sich seine Sucht aus!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Neu hier
« Antwort #2 am: 09 März 2024, 17:34:41 »
Moin liebe Eule,

leider bist Du hier etwas untergegangen….


Du stellst 2 wichtige Fragen:

- wie kommt man raus bzw. wie komme ich raus aus dem Teufelskreis?

Es gibt ihn leider nicht, den Königsweg. Es ist Arbeit!

Da wirst Du sicher noch mehr zu hören, was ich aber gerne von Dir wissen möchte ist: wie lange spielst Du schon und was hast Du bisher gemacht um aus der Sucht rauszukommen. Wie ist das Verhältnis zu Deinem Bruder? Redet ihr über sein Alkoholproblem? Deine spielsüchtige Freundin – will sie auch raus aus der Spielerei? Was sagt Deine Partnerin wenn Du Dich ins nahe Ausland ins Casino absetzt?

- wie soll man/Du/ich positiv in die Zukunft blicken?

Tja, da bist Du nicht alleine. Auch mir fällt es schwer, was Positives zu finden. Allerdings bewirkt das bei mir nicht, dass ich den unwiderstehlichen Drang verspüre, meinen letzten Taler in irgendeinen Automaten zu schmeissen.

Wir müssen was finden wofür wir brennen
 
Gruß Rainer

PS: toll, dass Du Dich uns offenbart hast
… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

Re: Neu hier
« Antwort #3 am: 10 März 2024, 15:48:21 »
Hallo,

da hat es dich ja voll aus dem Leben gerissen. Ich bin noch was jünger aber ich kann einige Punkte gut nachvollziehen.
Dir fehlt die Kraft zum Sport schreibst du. Es fehlt die Motivation, denn die kann Glücksspiel zerstören. Es ist egal, ob du gewinnst oder verlierst. Dein Leben wird dadurch nicht besser, daher völlig sinnlos zu spielen. Man rennt nur vor den eigentlich Problemen weg und verursacht dadurch noch mehr. Dein Kopf will dich austricksen. Für jeden Tag den du schaffst nicht zu zocken, kannst du stolz auf dich sein!

Du musst dein Selbstbewusstsein wieder aufbauen, dein Wert kennen. Dir klarmachen wer du bist und wo du noch hin willst.

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Offline Olli

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Re: Neu hier
« Antwort #4 am: 10 März 2024, 21:47:13 »
Hi Eule!

Du brauchst nicht kämpfen. Die Aggression eines Kampfes richtet sich letztlich doch nur gegen Dich selbst.
Aber Du kannst kapitulieren vor der Sucht ... und dann die Wege gehen, die Du für Deine Genesung benötigst.

Und NEIN! Die Sucht überfällt Dich nicht nach ein paar Wochen aus heiterem Himmel! Sie ist immer da und dieser besagte Moment wird von Dir unbewusst vorbereitet. Nenne es ein Hamsterrad, in dem Du steckst, oder von mir auch eine Abwärtsspirale. Der Punkt ist ... Du bist jederzeit darin ... nicht erst nach Wochen ...

Auch Dir noch einmal ... komme am Samstag ins Meeting ... 19 Uhr ... bitte pünktlich sein. Standardmäßig wird Deine Kamera ausgeschaltet sein und nur Du entscheidest, ob Du sie einschaltest oder nicht. Den Zoom-Link findest Du in meiner Signatur oder in dem Thread, der oben links auf der Seite verlinkt ist.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Neu hier
« Antwort #5 am: 10 März 2024, 22:49:07 »
Einen wunderschönen Abend wünsche ich,

das Thema, daß mich gerade bewegt, ist wirklich die Freundin, die zuhört, und mir Antworten gibt, die mir oft unbequem vorkommen, aber eine Wahrheit in sich tragen.
Es kann sein, da eine Freundin, ein Freund etwas hat, was du nicht hast. Vielleicht ist dieser Mensch bereit. Ivh nehme gerne den Faden auf: Bruder trinkt, der kann nicht zuhören, solange seine Ohren an der Flasche kleben, die beste Freundin, kenn sie das Spielen, die fürchterlichen Auswirkungen der Spielsucht?

Eine (ehemalige) Freundin von mir stammt aus einer Alkoholikerfamilie. Der Vater neigte im Rausch zu Aggressionen, er warf z.B. im Suff mit Geschirr um sich. Diese Frau ist Beziehungs - und Essgestört. Ihre ältere Schwester, die das gelebte Familienoberhaupt war, ist spielsüchtig geworden. Ich darf nichts vom Hergang schreiben, aber die Liebe der Geschwister ist durch die Ausübung der Spielsucht zugrunde gegangen.  Die Spielerin hatte einmal eine Selbsthilfegruppe für Spielerinnen ins Leben gerufen. Ob diese Gruppe noch existiert, ich weiß es nicht, ich bin ja Spieler und ich bin mehrfach süchtig. Aber der Tenor ist, daß Frauen wohl anders spielen, also eine Solidaritätsgemeinschaft unter spielenden Frauen ist gefragt.

Hat Dir das von Olli empfohlene Zoom - Meeting zugesagt? Kannst Du Dich dort erkennen, und  hat es Dein Interesse an Genesung geweckt? Ich würde mich darüber freuen.
Ich bin ja auch (ehemaliger) Automatenspieler, die Aussage: "wenn du ein Spielproblem hast, dann wirf doch kein Geld in die Automaten" brigt genau so viel, wie dem Bruder die Flasche zu entziehen, gar nichts. Beide Süchte sind nach meiner Erfahrung nach Familiensüchte, also auch so in meiner Ursprungsfamilie.

Wir haben einen Guten Grund, mit unserem alten Groll, mit der Angst, mich Scham - und Schuldgefühlen aufzuhören,
Heute fange ich einfach neu wieder an.

schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Re: Neu hier
« Antwort #6 am: 11 März 2024, 08:18:39 »
Bist du lesbisch oder wie?

Re: Neu hier
« Antwort #7 am: 11 März 2024, 08:39:48 »
Was hat das mit ihrem Problem zu tun?
Das einzige was dadurch problematisch werden könnte ist, dass Frauen als Partner wesentlich schneller ein Gefühl entwickeln das irgendetwas nicht stimmt und Lügen viel eher als Männer erkennen. Deshalb mein Rat an die Eule es ihr so schnell wie möglich zu beichten und um Hilfe zu bitten. Sei es bzgl Finanzen die zusammen eine Zeitlang überwacht werden als auch Beratungsstellen zu besuchen. Bekommt sie es nach langer Zeit raus ist die Beziehung im Eimer.
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline Olli

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Re: Neu hier
« Antwort #8 am: 11 März 2024, 09:33:43 »
Guten Morgen!

Zitat
Bist du lesbisch oder wie?

Das ging doch schon aus dem Startbeitrag hervor. Wieso fragst Du nach "oder wie"?

@Eule

Der Ablauf des Webmeetings ist simpel ... Jeder stellt sich kurz vor ... dann frage ich, ob jemand ein Thema mitgebracht hat. Zumeist ist das so. Wenn nicht, dann mache ich einen Vorschlag.
Ist die Gruppe klein, dann sprechen wir, als wenn wir bei einem von uns im Wohnzimmer sitzen würden. Sind es mehr, dann arbeiten wir mit Wortmeldungen und ich weise sie dann der Reihe nach zu.
Es gelten die allgemeinen Benimmregeln und wir bewerten nicht, bzw. verurteilen nicht.
In einer Diskussionsrunde werden auch vertiefende Fragen gestellt. Wenn jemandem etwas zu nahe geht, dann darf er oder sie das ruhig sagen. Wenn gewollt, wechseln wir das Thema.
Die Gruppe ist ein geschützter Raum und alles, was dort gesprochen wird, bleibt auch genau dort.

Schaue Dich mal in dem Thread zum Webmeeting um. Dort stehen noch einige mehr Regeln, doch eigentlich sind die selbstverständlich.

Natürlich braucht es ein wenig Mut, sich das erste Mal in ein solches Meeting einzuwählen. Du wirst aber sofort erkennen, dass wir vollkommen offen reden können. Niemand muss sich für seine Handlungen oder seine Gefühle schämen.




Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Colon

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Re: Neu hier
« Antwort #9 am: 13 März 2024, 11:29:07 »
Hallo liebe Eule, ich habe auch sehr viel darüber nachgedacht, wo überall psychologische Ursachen liegen könnten, Familie, Jugend, usw..
Das werde ich auch weiter tun, ich merke nur, ich muss aufpassen, mich da nicht total drin zu verlieren, ich finde da schon einiges, aber es ist schwer, es genauer einzugrenzen.
Bei mir war es aber nun so, dass ich erstmal einen wirklichen Riegel vorschieben musste um endlich mal länger spielfrei zu werden und mich
während dieser Zeit nun auch mehr um die Ursachen kümmern kann bzw. um andere Maßnahmen.
War bei mir auch so, dass ich oft mal Pausen hatte und dann immer kurze Spielphasen. Das begünstigt leider die Selbstlüge, Spielpausen als Abstinenz schönzureden.

Nunja, will nicht dein Tagebuch weiter mit Dingen über mich vollschreiben, das fiel mir aber direkt zu deinen Schilderungen ein. Alles Gute und die besten Wünsche.

Re: Neu hier
« Antwort #10 am: 14 März 2024, 08:07:23 »

, wann das nächste mal bei mir wieder dieser üble Suchtdruck kommt, aber das nächste mal werde ich nicht nachgeben. Ich bereite mich darauf vor, denn er wird kommen. Euch allen eine gute, ruhige Nacht und heilsame Gedanken.

Das nächste mal nicht nachgeben. Erlaube mir dazu etwas hinzufügen. Wichtig ist, dass du dir Hürden einbaust! Aus meiner (dürftigen) Erfahrung möchte ich dir raten, dir zu überlegen wie du Schwierigkeiten und Hürden einbauen kannst. Viele Süchtige (auch alkohol und anderes) überschätzen ihren festen Willen, den festen Vorsatz nicht mehr zu spielen, nicht mehr alkohol zu trinken usw. ISt doch ganz einfach: Nicht ins Casino fahren. Einfach nicht einzahlen. Einfach keine Alk Flasche mehr kaufen. Einfach amazon nicht öffnen und einkaufen usw. Wenn das so einfach wäre, dann wäre Sucht keine anerkannte Krankheit. Im Tal der Verzweiflung ist der Entschluss schnell gefasst, wenn die zeit aber voranschreitet und die erinnerungen verblassen und der Druck stärker wird, fält der innere Widerstand zusammen.

Das soll dich nicht entmutigen, aber wachsam machen. Den ersten Schritt hast du gemacht, dich hier zu melden und einzusehen, dass du ein Problem hast, nicht? Mach jetzt die nächsten Schritte und überleg dir, wie du Hürden einbauen kannst. Bei mir hat funktioniert, dass meine Belege kontrolliert werden. Ich hatte jederzeit Kreditkarten bei mir, aber   sämtliche buchungen wurden kontrolliert vom partner. Hatte den Vorteil dass wir 2 falsche Kreditkarten-Abüge entdeckten:) Bargeld hatte ich lange Zeit gar nicht mehr dabei, genau um Paysafecard-käufe zu verhindern.  Ich hatte natürlich immer wieder den Druck, aber jedesmal wenn ich auf der einzahlungsseite war und die Zahlungsdetails einfüllte habe ich gestockt, ich wusste ich werde rechenschaft ablegen müssen. Will ich das? Antwort war jedesmal Nein, diese Hürder hatte es aber gebraucht sonst hätte ich eingezahlt.

Was kannst du tun, neben den Empfehlungen für Beratung, Austausch?

Wünsche dir viel Erfolg und stärke. Schreib doch im forum wenn du ein tief hast oder nicht weiter weisst vor der einzahlung. Das hilft.

 

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