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Die Sucht lässt nicht los...
Verlierer92:
Guten Morgen liebe Community,
lange habe ich mir hier fleißig alle Beiträge durchgelesen und bewundere jeden einzelnen, der es zurück in sein normales Leben geschafft hat. Auch ich träume davon, irgendwann wieder "normal" zu sein, mit klaren Gedanken, die sich nicht nur um das Spielen drehen.
Gerne möchte ich euch meine Geschichte erzählen und hoffe, dass es bei mir auch irgendwann besser wird...
Ich bin 31 Jahre alt und männlich. Meine "Karriere" begann beim Essen eines Döners. Dort stand ein Automat, welcher mich anlächelte. Ich war damals 19 Jahre alt.
Keine Ahnung von der Materie, ich wusste nicht was ich an der Kiste machen sollte - gewann 140 Euro aus 1,50 Euro Wechselgeld vom Döner.
Direkt bin ich zu einer Spielhalle gefahren und habe auch dort nur abgeräumt, nie verloren - bis die Glückssträhne dann vorbei war. Nur noch Verluste, nur noch Ausgaben...
Kredite aufgenommen um die Schulden zu bezahlen - die Beträge lagen bei ca. 2000 Euro. Dann habe ich diese abgezahlt, daraus wurden dann neue Schulden in Höhe von 3500 Euro. Wie blöd man doch sein muss, oder? Man schafft es raus und haut sich wieder rein...
Dann eines Tages der große Gewinn in der Spielhalle - 2800 Euro. Mein letzter Tag in einer Spielothek - seitdem habe ich nie wieder eine Spielothek betreten. Das war ca. 2016!
Ich habe mir nirgendwo Hausverbot gehen lassen. Ich bin einfach nicht mehr hingegangen und habe es tatsächlich geschafft. Warum? Das weiß ich nicht. Eventuell einfach die Angst, erwischt zu werden von irgendjemanden...
Doch dann passierte das, was niemals hätte passieren dürfen. Ich habe die Online Casinos kennengelernt. Ganz gemütlich von Zuhause die Existenz verspielen.
Man muss nicht mehr raus. Man muss mit niemanden reden. Ist doch viel besser, dachte ich mir.
Hier und da registriert. Hier und da gespielt. Aus dem hier und da wurde jeden Tag. Aus dem jeden Tag wurde gefühlt jede Stunde!
Riesen Gewinne erzielt. So viel Geld verdiene ich nicht in einem Jahr! Ausgezahlt habe ich nie wirklich was - ich hätte ja noch mehr Gewinnen können sagte mir mein Kopf. Es dauert nicht mehr lange dann bin ich reich, dachte ich....
Hier gesperrt, dort gesperrt mit der Begründung: Glücksspielsucht - Account kann nie wieder eröffnet werden.
Nun dachte ich, dass es besser wird. Aber das wurde es nicht. Es gibt zu viele Online Casinos, zu viele Seiten bei denen ich nicht gesperrt bin.
Aktuell bin ich fast bei jeder Seite, welche es auf dem Markt bin gesperrt. Unfassbar - einfach überall habe und hatte ich Accounts.
Wie blöd muss ein Mensch denn sein, dachte ich mir - aber es wurde nie besser.
Ich schreie, ich weine und komme nicht weiter. Wünsche mir so sehr mein altes Leben zurück, schaffe es aber nicht. Ich möchte Abends gemütlich vor dem Fernseher sitzen, ohne an das Spielen zu denken. Ich will mein altes Leben zurück!
Mein längste spielfreie Zeit waren gerade einmal max. 3 Monate.
Aktuell läuft eine Klage gegen ein Online Casino. Es geht um ein recht hohen Geldbetrag, den ich dort gelassen habe.
Was genau ist dein Problem, denke ich mir jeden Tag. Jeden Tag schreit mich die Sucht an, dass ich mich an den PC setzen soll. Heute wird ein guter Tag, sagt diese mir.
Jeden Tag, seit Jahren... Ich habe dazu einfach keine Kraft mehr. Jeden Tag ist mir übel. Jeden Tag bin ich so geschwächt von der Sucht. Der Kampf? Dieser ist unfassbar schwierig.
Wer weiß von meinen Problemen? Meine Mutter - mehr nicht.
Ansonsten weiß absolut niemand was in meinem Kopf vorgeht. Ich bin der glückliche, lachende und immer gut gelaunte Mann von nebenan. Alle mögen mich, alle finden mich toll... Unfassbar, oder?
Ich lüge jeden Tag. Nicht immer mit Worten, aber ich setze ein falsches Gesicht auf. Das Gesicht eines lachenden, glücklichen und hoffnungsvollen Menschen.
Das zerrt an meinen Kräften, laugt mich aus und macht mich fertig.
Wieviele Schulden habe ich?
Aktuell unter 10k insgesamt hier und da...
Ich bedanke mich bei allen, die meinen Text bis zum Ende gelesen haben. Ich erwarte keine Wunderheilung - denn ich weiß, dass es diese nicht gibt.
Nur habe ich keine Ahnung, wie und wo ich anfangen soll. Ich habe überhaupt keinen Durchblick mehr bei dem, was bei mir passiert.
Vielen lieben Dank und einen schönen Sonntag euch allen!
Gruß
Verlierer
Olli:
Hi und herzlich willkommen!
Ich muss gestehen, ich mag Dich nicht mit Deinem Usernamen anreden. Das würde Dir immer wieder Deine eigene Sichtweise Deiner Person vor Augen führen. Dabei hast Du doch heute einen zaghaften und doch gewagten Schritt gemacht, indem Du Dich hier bei uns vorgestellt hast.
12 Jahre bist Du nun von Deinen Anfängen her an das Glücksspiel gewöhnt. Da schleichen sich viele Rituale ein, die mit dem Glücksspiel verknüpft sind. Du hast auch schon versucht abstinent zu sein. Drei Monate sind doch da kein schlechter Anfang, um Dir zu zeigen, dass Du sehr wohl abstinent sein kannst.
Nun stelle Dir aber einmal vor, was Du erst erreichen kannst, wenn Du mit ein wenig Input von außen Deine Abstinenz stützen kannst? Denn seien wir mal ehrlich ... Deine Worte klangen jetzt nicht danach, dass Du aktiv etwas verändert hättest.
Nun, wenn man immer das Gleiche gemacht hat und jedes mal gescheitert ist, dann bringt es nichts zu hoffen, dass sich etwas verändert, wenn man wieder nur das Gleiche macht. Das Ergebnis wird sich nicht verändern!
Jetzt erst wurde mir wieder von jemandem bestätigt, wie wertvoll Gespräche mit Therapeuten und auch Leidensgenossen sein können. Sie geben Rückhalt, sie helfen beim Verstehen des eigenen Verhaltens, der eigenen Gedanken und damit auch der eigenen Gefühle.
Ich selbst war nie bei einem Therapeuten. Und doch habe ich im Laufe der Jahre einige kennen gelernt und ich durfte mit ihnen arbeiten (im Rahmen von Schulungen etc.) Wenn ich bei mir Probleme feststellen würde, die mich wieder zum Glücksspiel drängen würden, dann wüsste ich, welche Nummern ich anzurufen hätte. Ich habe über meine Erfahrungen mittlerweile gut Vertrauen aufgebaut in das professionelle Hilfesystem.
Ich bitte Dich, mir dieses Vertrauen einfach mal abzukaufen und Dich selbst in die Hände der Suchthilfe zu begeben. Solch ein Forum hier ist ja prima, doch es ersetzt keine Begegnungen in Präsenz. Es ist einfach zu niedrigschwellig.
Ist das aber das, was Du Dir selbst gönnen möchtest? Oder alternativ doch vielleicht das Beste vom Besten?
Mache Dich nicht fertig, wenn Du an Deine Kredite denkst und wie sie entstanden sind. Mache Dir keine Vorwürfe, dass Du die großen Gewinne allesamt wieder verzockt hast. Das alles und noch viel mehr gehört zur Sucht dazu. Bringst Du aber die Sucht zum Stillstand, dann wirst Du bald die Vorteile verspüren, die die negativen Aspekte der Sucht wieder verblassen lassen.
12 Jahre Suchtausübung sind genug, meinst Du nicht?
Als ich mich das erste Mal in die Selbsthilfe begab, da nutzte ich diese als Alibi. "Ich mache ja was ..." konnte ich mir und meinen Angehörigen sagen. Tatsächlich wollte ich aber gar nicht spielfrei werden,
Daher lege ich Dir nahe, Dir noch einmal Gedanken darüber zu machen, was Du tief in Dir drin wirklich willst. Ist es die Abstinenz oder die Suchtausübung? Sollte es die Abstinenz sein, dann gebe wirklich "alles", damit Du dieses Ziel auch erreichst!
Als ich meine Abstinenzentscheidung getroffen hatte, da war für mich klar, dass ich das auch durchziehe. Ich musste ein wenig gedrängt werden die SHG zu besuchen, doch das war ok. Erst einmal wieder dort, habe ich viel lernen dürfen!
Was denkst Du? Bist Du nun soweit?
Mr. Nobody:
Ich möchte dich auch nicht mit dem Usernamen ansprechen😂
Das ist schon mal der erste Schritt, dich hier zu offenbaren. Gut so.
Wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese, fällt mir ein Sache auf, wo ich Glück im Unglück sehe.
Du sagst, du hast etwa 10.000 € Schulden. Ich hoffe, dass du arbeitstätig bist und die Schulden tilgen kannst. Und vorallem - das ist eine wirklich „überschaubare“ Summe. Jetzt geht es darum, nicht noch tiefer zu fallen und die Wende zu schaffen.
Ich zahle monatlich 1400€, um meine Schulden zu tilgen (Gott, was eine Summe) und die Summe der Schulden ist weitaus höher (ungefähr das 5-fache von dir)
Wenn mein Berg so niedrig sein wird wie deiner, werde ich Freudensprünge machen. Sieh das als Ansporn, diesen Fehler in deinem Leben zu korrigieren und bald wieder normal leben zu können.
Grüße
Verlierer92:
Edit Olli: Vollzitat entfernt
Hallo Olli,
vielen lieben Dank für deine Antwort und auch deine netten Worte.
Die Frage ist ja auch, wie fange ich an und wo fange ich an?
Was soll ich tun? Wann versteht mein Kopf, dass es falsch ist zu spielen?
Wann verstehe ich endlich, dass das Spielen mich zerstört?
Ich möchte mich vor dem Spielen ekeln. Nicht mehr auf den Gedanken kommen einzuzahlen. Ich weiß das es schlecht ist, tue es aber trotzdem...Warum?
Diese Logik hinter dieser Sucht möchte ich einfach zu verstehen versuchen...
--- Zitat von: RoHi1234 am 10 März 2024, 13:59:58 ---Ich möchte dich auch nicht mit dem Usernamen ansprechen😂
Das ist schon mal der erste Schritt, dich hier zu offenbaren. Gut so.
Wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese, fällt mir ein Sache auf, wo ich Glück im Unglück sehe.
Du sagst, du hast etwa 10.000 € Schulden. Ich hoffe, dass du arbeitstätig bist und die Schulden tilgen kannst. Und vorallem - das ist eine wirklich „überschaubare“ Summe. Jetzt geht es darum, nicht noch tiefer zu fallen und die Wende zu schaffen.
Ich zahle monatlich 1400€, um meine Schulden zu tilgen (Gott, was eine Summe) und die Summe der Schulden ist weitaus höher (ungefähr das 5-fache von dir)
Wenn mein Berg so niedrig sein wird wie deiner, werde ich Freudensprünge machen. Sieh das als Ansporn, diesen Fehler in deinem Leben zu korrigieren und bald wieder normal leben zu können.
Grüße
--- Ende Zitat ---
Hi RoHi,
auch dir vielen Dank für deine Antwort und der netten Worte.
Ich bin arbeitstätig, unbefristet. Okay, im Vergleich zu dir habe ich wenig(er) Schulden, jedoch belastet mich dies vermutlich genauso wie es dich belastet.
Jeden Tag denke ich an Geld und das belastet mich sehr.
Mein Problem ist auch, dass ich an verschiedenen Stellen Schulden habe und ich glaube das macht die Rückzahlungen so kompliziert.
Derzeit spiele ich auch mit dem Gedanken zur Bank zu gehen und 10 000 Euro aufzunehmen, einen Kredit damit zu zahlen und alle anderen Sachen die offen sind, damit ich nur noch an einer Stelle zurückzahlen muss.
Rubbel:
Hallo auch von mir, lieber Verzögernder :)
Ich hab's gerade gelesen, und auch dies:
Zitat
Die Frage ist ja auch, wie fange ich an und wo fange ich an?
Was soll ich tun? Wann versteht mein Kopf, dass es falsch ist zu spielen?
Wann verstehe ich endlich, dass das Spielen mich zerstört?
Ich möchte mich vor dem Spielen ekeln. Nicht mehr auf den Gedanken kommen einzuzahlen. Ich weiß das es schlecht ist, tue es aber trotzdem...Warum?
Diese Logik hinter dieser Sucht möchte ich einfach zu verstehen versuchen...
[/i]
--- Zitat ---ZU: Die Frage ist ja auch, wie fange ich an und wo fange ich an?
--- Ende Zitat ---
Du hast eine W-Frage vergessen, nämlich: WANN
--- Zitat ---ZU: Was soll ich tun? Wann versteht mein Kopf, dass es falsch ist zu spielen?
--- Ende Zitat ---
Du - Dein Kopf - hat längst verstanden, dass es falsch ist zu spielen. Das zeigen Dir die Konsequenzen (Schulden u. das ewige Dran-Denken z.B., aber auch, dass Du Dich hier angemeldet hast). Es geht nur noch darum, ob und wann Du bereit bist, das umzusetzen, das spielfreie Leben. Nun - was kannst Du alternativ tun? Mal die Dir nahe stehenden Menschen zum Essen, ins Kino oder sonst wohin einladen? Gucken, wie es ist, die ehemalige 'Zockerzeit' mit Menschen zu verbringen? Oder Dir was Schönes kaufen, gönnen ... Wenn Du mal 'überschlägst', was Du monatlich so aufs Spiel gesetzt hast und davon die Hälfte nur für was Schönes ausgibst, ist das schon ein guter Start. Die andere Hälfte kannst Du sparen, um Deine Schulden frühzeitig abzuzahlen.
--- Zitat ---ZU: Wann verstehe ich endlich, dass das Spielen mich zerstört?
--- Ende Zitat ---
Hast Du schon, sonst würdest die Frage nicht so formulieren - Du merkst es nur noch nicht schmerzhaft genug, und da fragt frauman sich: Willst Du es unbedingt auf die Spitze treiben? Du bist hier angemeldet und hast Ansprechpartner. Du kannst hier endlos viel lesen über verzweifelte Ratsuchende. Reicht das nicht? ... Vielleicht nicht ... vielleicht denkst DU auch, bei Dir läuft es anders, und Du kannst die nötigen Konsequenzen (das Einstellen des süchtigen Spielens) noch ein wenig aufschieben?
Es ist allerdings so: Selbst wenn (und hoffentlich nicht!) Du demnächst 'gewinnst', ist das ganz schnell wieder weg. Ein Gewinn würde in Deinem Kopf auslösen: 'Na bitte! - ist ja doch richtig gewesen, es weiterhin zu probieren.' D.h. Dein Kopf - Dein Suchthirn - hat Bestätigung. Also nehmen wir an, Du gewinnst 12.000. Du wirst ca. 5000 - 7000 an Schulden tilgen (weil alles zu tilgen ja so schade wäre, denn das ist doch Spielgeld, denn es wird doch wieder passieren und Du noch mal und noch mehr gewinnen), und danach verzockst Du also das und leihst Dir wieder Geld. Und so geht das weiter ...
Also mein Rat: Lies hier. Lies die schlimmsten Verläufe. Lies Angehörigen-Threads, und zwar bevor oder sobald Du wieder überlegst, ob Zocken doch noch mal was Gutes für Dich bringen könnte.
Alles daraus Resultierende liegt an Dir. Wir sind keine Kontrolleure, nur ehemalige aktive Spieler und z.T. auch noch aktive, und wir können Dir nur Rat geben.
Zitat
Zum Schluss noch hierzu:
--- Zitat --- Ich möchte mich vor dem Spielen ekeln. Nicht mehr auf den Gedanken kommen einzuzahlen. Ich weiß das es schlecht ist, tue es aber trotzdem...Warum?
Diese Logik hinter dieser Sucht möchte ich einfach zu verstehen versuchen...
--- Ende Zitat ---
Es muss nicht Ekel sein, es kann auch Desinteresse z.B. sein, weil Du jetzt genügend Erfahrung damit gemacht hast ... oder was anderes.
Dass Du zockst, obwohl Du weißt, dass es Dir nicht gut tut - das haben wir alle wohl mal überlegt - und auch das ist wohl unterschiedlich.
DU brauchst DEINEN Weg, und den findest Du auch, wenn Du willst ... also: SOBALD Du willst :)
LG, Rubbel
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