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meine Geschichte

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meine Geschichte
« am: 08 April 2024, 06:38:00 »
Hallo zusammen,

Ich bin jetzt 46 und seit 14 Jahren spielsüchtig. Ich bekomme es einfach nicht hin. Zwei stationäre und eine ambulante Langzeittherapie habe ich hinter mir. Seit Anfang 2021 war ich dann spielfrei bis Ende 2023. Anfang 2024 ging es dann von vorne los.

Ich schaffe es gerade nicht meinem Mann erneut davon zu erzählen. Er geht davon aus, dass alles in Ordnung ist und meine Schuldenregulierung läuft. Die lief bisher ja auch. Aber ich habe zehn Gläubiger. Fünf davon haben den Verbleich abgelehnt.

Zwischenzeitlich hatte ich dann etwas zuviel Geld auf dem Konto durch Chargeback. Das war auch die Zeit in der ich nicht gespielt habe. Ich habe mich damit, nicht zu spielen, unglaublich gut gefühlt. Bin Sport nachgegangen und war auch sonst positiv dem Leben gegenüber. Aber jetzt ist das gerade alles wieder anders. Ich kann nicht mehr schlafen und drehe mich auch sonst nur im Kreis. Ich fürchte mich vor der Beichte, weil ich weiß dass ich meinen Mann erneut enttäusche.

Ich bin ein eher introvertierter Mensch. War immer schon verschlossen und habe meine Probleme mit mir ausgemacht. Aber jetzt gerade komme ich damit nicht zurecht. Aber was will ich? Klar, ich will hören dass alles gut wird. Aber geht das wirklich?

Meine finanzielle Situation ist desulat. Die Schulden sind bei knapp 70000 €. Und ich kann definitiv nicht mit Geld umgehen
 Das konnte ich aber noch nie. Schon in meiner Ausbildung habe ich gut verdient. Und wenn andere sich etwas leisten konnten wollte ich das natürlich auch. Und wenn ich dafür einen Kredit aufnehmen musste. Immer teure Markenklamotten damit andere Denken, dass ich etwas bin. Dabei bin ich ein Niemand ohne Selbstwert. Denn wenn ich meinen eigenen Wert kennen würde, müsste ich ihn doch nicht über diese Dinge zur Schau stellen...???...

Viele wirre Worte, aber ich weiß gerade nicht weiter. Durch den Rückfall ist alles schlimmer geworden. Vielen schlimmer. Denn der Betrag für das Chargeback ist weg und ich habe viele Rücklastschriften vorgenommen. Sogar die Tennisstunden für meinen Sohn. Wie egoistisch kann man sein. Aber ich habe sie immer nachgezahlt, sodass diese nicht ruckständig sind. Aber trotzdem. Alles nur um zu spielen. Dieser eine beschissene Gewinn, der alles klärt. Der aber natürlich nicht kommt. Denn alles ist abhängig vom Zufallsgenerator.

Mein Schuldenberater hatte mir in 2021 zu einem Insolvenzverfahren geraten. Aber ich habe da so große Angst vor.
 Ich wohne auf dem Land und hier schauen tatsächlich eine Menge Menschen mindestens ein Mal in der Woche in die online Datenbank Insolvenzbekanntmachungen. Wenn dieser öffentliche Stempel nicht wäre....

Ich weiß gerade nicht weiter. Bin mit meinen düsteren Gedanken alleine im Kopf.



Re: meine Geschichte
« Antwort #1 am: 08 April 2024, 06:42:30 »
Nachtrag: Die Insolvenz kann ich jetzt aber sicherlich eh vergessen. Vermögensverschwendung im ganz großen Stil. Dann die RLS bei PayPal. Das war besonders dumm. Dadurch ist ein neuer Gläubiger dazu gekommen. Ich weiß gerade wirklich nicht weiter. Aber in Selbstmitleid zu zufließen hilft mir auch nicht weiter. Durch Zufall bin ich hier auf Gamban gestoßen. Habe ich gestern installiert. Aber  scheinbar habe ich etwas falsch gemacht. Denn es blockt nicht eine Seite. Nur löschen kann ich es nicht.

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Offline Olli

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Re: meine Geschichte
« Antwort #2 am: 08 April 2024, 10:59:25 »
Hi Lucky!

Ich habe 20 Jahre lang am Automaten gespielt. Was ist in der Zeit auf mich eingeredet worden. Immer und immer wieder habe ich Versprechungen gegeben, dass ich ab nun abstinent bin. Dabei wollte ich tief in mir drin gar nicht aufhören. Die Anderen sollten mich gefälligst damit in Ruhe lassen, schädigte ich doch nur mich selbst!
Das Glücksspiel war bei mir positiv besetzt, nur wusste ich nicht, was das war.
Bist Du in Deinen Therapien dahinter gekommen? War es wirklich immer nur der mangelnde Selbstwert? Oder war und ist da noch mehr?

Du hast ja durchaus bewiesen, dass Du abstinent leben KANNST! Ist das der Grund, wieso ihr kein Geldmanagement mehr habt?
Wenn Du weißt, dass Du mit Geld nicht umgehen kannst, dann gebe es in die Hände Deines Mannes.

Nun, Du weisst, was nun zu tun ist. Den Kopf in den Sand zu stecken hilft Dir ja nicht. 

Zitat
Ich wohne auf dem Land und hier schauen tatsächlich eine Menge Menschen mindestens ein Mal in der Woche in die online Datenbank Insolvenzbekanntmachungen. Wenn dieser öffentliche Stempel nicht wäre....

Na und? Wen juckt´s? Meinst Du etwa, dass andere Menschen keine Probleme haben?
In meiner Familie hieß es: Spreche bloß nicht über dieses oder jenes ... was sollten denn die Nachbarn denken?
Du, das ist mir doch sowas von Schnuppe, was der Nachbar, dem ich alle paar Tage mal die Tageszeit zurufe, denkt oder nicht. Ich kann das doch sowieso nicht beeinflussen! Und wie Du selbst an Dir siehst, hindert Dich der Gedanke daran das "Richtige" zu tun ... Ist damit dem Nachbarn geholfen? Dir?

Am Samstag ist Webmeeting ... schaue doch vorbei ... 19 Uhr ... bitte pünktlich sein ... der Link ist in meiner Signatur.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: meine Geschichte
« Antwort #3 am: 08 April 2024, 11:18:36 »
Hallo Olli, danke für die ehrlichen Worte. An diesem Punkt, dass es mir egal sein kann was andere denken, bin ich noch nicht angekommen. Aber daran muss ich wohl arbeiten. Seltsamerweise gebe ich anderen auch immer diesen Rat. Nur bei mir selbst findet er keine Anwendung. Das ist ziemlich blöde. Mir ist jetzt erst mal wichtig wieder stabil zu werden.

In den Therapien konnte ich für mich den tatsächlichen Grund nicht erarbeiten. Ich glaube das es einige Gründe gibt. Der größte liegt wohl in der Kindheit begraben. Aber ich hatte gedacht, dass ich das das durch Therapiestunden aufgearbeitet habe. Ich hab überhaupt keine Ahnung was da in mir brodelt.

Ehrlich gesagt, weiß mein Mann noch nichts von der Rückfallphase. Ich habe noch nicht den Mut aufgebracht es ihm zu sagen. Es bricht ihm das Herz. Schön wieder diese Enttäuschung. Aber sobald ich es ihm endlich sagen konnte werde ich ihn bitten das Geldmanagement für mich wieder zu übernehmen. Wir haben das schon einmal gemacht.

Re: meine Geschichte
« Antwort #4 am: 08 April 2024, 11:23:17 »
Den Termin für das online Meeting habe ich direkt in meine Kalender eingetragen. Ich bin auf jeden Fall dabei. Es darf keinen weiteren Rückfall geben und da bin ich über jede Hilfe dankbar!

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Offline Olli

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Re: meine Geschichte
« Antwort #5 am: 08 April 2024, 11:41:28 »
Hi Lucky!

Sehr schön ... :)

Zitat
Seltsamerweise gebe ich anderen auch immer diesen Rat. Nur bei mir selbst findet er keine Anwendung. Das ist ziemlich blöde.

Das erinnerte mich gerade an: Ich war immer für Andere da. Dabei habe ich mich selbst vergessen. Habe mich verbogen, um nu ja ein wenig Anerkennung oder auch einfach nur keine Kritik zu ernten. Im Gegenzug habe ich mir mein Spielen erlaubt ...
DAS war auch ziemlich blöde ... ;)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: meine Geschichte
« Antwort #6 am: 08 April 2024, 11:55:16 »
Wie hast du für dich herausgefunden was genau die Ursache für die Suchterkrankungen war?

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Offline Olli

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Re: meine Geschichte
« Antwort #7 am: 08 April 2024, 13:12:24 »
Da ich damals zu beschissen war, um mich in eine Beratungsstelle oder direkt zum Therapeuten zu begeben ("Ich brauche niemanden, der mir sagt, wie Sch...e ich bin!" - das mal als kleiner Einwurf zum Thema Selbstwert ... ), war das bei mir ein langer Prozess. Zunächst begab ich mich in eine SHG, die ich ca. ein dreiviertel Jahr später wieder verließ, da wir immer wieder von vorne anfingen. Die Teilnehmer fluktuierten permanent. Dann fand ich das grüne Forum und jemanden, der mich ein wenig unter seine Fittiche nahm. Mehrere Foren kreuzten meinen Weg und 2010 lud mich Ilona zur Jahrestagung des FAGS ein. "Geldmanagement aus therapeutischer Sicht" war mein allererster Workshop, von dem ich mehr als begeistert war. In den folgenden Jahren folgten noch viele solcher Workshops, auch bei der Landeskoordinierungsstelle Glücksspielsucht NRW. Es gab auch noch andere Veranstalter ... Zuletzt hatte ich die Gruppenleiterschulung unter Leitung und Aufsicht des FAGS besucht.
In diesem langen Prozess gab es dann auch sieben Jahre, in denen ich keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern hatte. Auf der einen Seite mehr als traurig, tat mir diese Trennung sehr wohl gut. Der Prozess geht immer noch weiter ... doch das ist nicht schlimm ... Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel!


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: meine Geschichte
« Antwort #8 am: 08 April 2024, 15:55:27 »
Danke dir für die vielen Denkanstöße. Ich habe mich bei Check dein Spiel angemeldet, da habe ich am Mittwoch einen Termin. Aber auch vor Ort versuche ich etwas. Leider ist mein Therapeut von früher in Rente. Aber ich sollte es auch mit einem anderen Therapeuten hinbekommen.

Und ich freue mich auf Samstag. Bin gespannt, wie das bei euch abläuft.

Aber ich muss irgendwie Ruhe in meine Gedanken bekommen. Da hilft dann hoffentlich der Therapeut. Jetzt hoffe ich fast darauf, dass ich mir mit dem Verhalten der letzten Woche nicht die Inso, die ich eigentlich nie wollte, verbaut habe. Aber auch dafür benötigte ich absolute Stabilität. Sonst bringt das alles ja nichts.

Ein geordnetes Leben ist eine wunderbare Aussicht.

Re: meine Geschichte
« Antwort #9 am: 08 April 2024, 18:58:09 »
Die Gedanken kreisen. Ich überlege, ob ich mir Geld von meinem Mann leihen sollte. Das will ich aber nicht. Einzig und alleine für die Tennisstunden meines Sohnes. Ich habe mir das ganz alleine eingebrockt. Ich hätte mich immer wieder gegen das Spielen entscheiden können, habe es aber nicht hinbekommen. Es hat mich immer wieder in seinen Bann gezogen. Dabei hat man ja nicht mal mehr richtig Spaß dabei.

Ich hoffe dass sich mein Schuldenberater bald bei mir meldet. Die ein oder andere Mahnung werde ich auch nicht verhindern können.


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Offline Olli

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Re: meine Geschichte
« Antwort #10 am: 08 April 2024, 20:09:54 »
Hi!

Du versuchst Dich mit dem Leihen des Geldes aus der Verantwortung zu stehlen ...

Sohnemann wird enttäuscht sein, wird es aber überleben!

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Offline Wolke 7

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Re: meine Geschichte
« Antwort #11 am: 08 April 2024, 20:55:44 »
Hallo Lucky,

darf ich fragen ,welche Therapie du gemacht hast?

Hast du mittlerweile denn mit deinem Mann gesprochen? Würde er nicht nachfragen, wenn du dir plötzlich Geld von ihm leihen würdest?

LG Wolke

Re: meine Geschichte
« Antwort #12 am: 08 April 2024, 21:18:23 »
Hallo Wolke 7, ich habe zwei stationäre Therapien (5 Wochen) gegen die Spielsucht gemacht. Und eine ambulante bei mir Zuhause vor Ort.

Geld könnte ich mir nur leihen nachdem ich mit ihm gesprochen habe. Aber mit den Tennisstunden bin ich nicht im Rückstand. Und das soll auch so bleiben. Ich will mich nicht aus der Verantwortung stehlen.


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Offline Wolke 7

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Re: meine Geschichte
« Antwort #13 am: 08 April 2024, 21:40:27 »
Hallo Lucky,

in den Spielsuchtkliniken besprechen die natürlich auch alles und da hast du bestimmt auch eine Verhaltenstherapie gemacht oder? Unerwünschte Gewohnheiten und Verhaltensweisen werden wieder abtrainiert.

Ich habe mir eine Verhaltenstherapeutin gesucht ,die auch genau meine Problemfelder mit mir erarbeiten konnte. In die Vergangenheit ging es da auch schon mal oder über andere aktuelle Sachen auf der Arbeit. Aber auch der neue Umgang mit Geld.
Ich bekam Hausaufgaben auf,es gab auch Rollenspiele,Seitenwechsel usw.
Du kannst dir ohne Überweisung einen Therapeuten suchen und dort anfragen. Ich würde dazu raten,es hilft ungemein sich selbst und sein Verhalten kennenzulernen.

Hattest du kurz vor dem Rückfall nicht die Idee einige Skills anzuwenden? Da wirst du doch sicherlich einiges drüber in der Therapie gelernt haben....Suchtdruck kommt,
schnell Skills anwenden,klaren Kopf bekommen und dann mit dem Partner reden,eventuell Geldmanagement abgeben.....so hättest du vielleicht deine letzten Rückfall verhindern können.

Ja,rede unbedingt mit deinem Mann.

LG Wolke

Re: meine Geschichte
« Antwort #14 am: 09 April 2024, 05:10:06 »
Jetzt habe ich die ganze Nacht nachgedacht und komme nicht weiter. Ein Teil von mir fühlt sich hier angegriffen und will wieder einfach nur davon laufen. Das ist wohl der größere Anteil. Aber warum ist das so. Das weglaufen würde mir nicht helfen.

Wolke 7, ehrlich gesagt könnte ich aus den stationären Therapien nicht viel für mich mitnehmen. Der Aufenthalt war schwierig. In der ersten war ich noch nicht so weit, und in der zweiten war ein Mitpatienten so dermaßen auf mich fixiert, dass es Grenzen überschritten hat. Aber anstatt des Problem anzugehen, habe ich dicht gemacht. Ich hätte mit Therapeuten oder der Klinikleitung sprechen können. Aber nichts dergleichen habe ich getan. Somit habe ich auch keine skills für mich entwickelt.

 

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