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Wann habe ich es geschafft?

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Wann habe ich es geschafft?
« am: 27 April 2024, 11:45:42 »
Sehr geehrte Mitglieder,

ich bin neu hier und bin seit 2 Jahren spielfrei und suche nach einer einzigen Antwort.
Aber kurz zu mir:

Ich bin nun 28 Jahre und war ungefähr 7 Jahre spielsüchtig, erst sehr leicht und bis vor 2 Jahren auf ein Maximum.
Habe mir Hilfe gesucht, meine Konten an Familie abgeben und habe alle Schulden aus eigenen Mitteln bezahlt.
Mein Konto hat bis heute mein Vater und er verwaltet das, er hat alle Pins und ich müsste schon sehr krass tricksen, um Zugriff zu erhalten.
Aber das habe ich nicht vor, so länger es hat desto besser.

Nun bin ich 2 Jahre spielfrei und stelle mir so langsam die Frage, wann kann ich mich als "geheilt" bzw. spielfrei sehen.

Ich bin mittlerweile Selbstständig und es wird immer eine größere Herausforderung, die Buchhaltung zu meistern.
Nun möchte ich erst wissen, wann ich mich als clean bezeichnen kann.

Mittlerweile spar ich mir Trinkgelder schon weg und es liegt eine höhere 4 Stellige Summe im Safe die ich mir in 2 Jahren ansparen konnte um mich selbst zu testen.
Die schaue ich mir regelmäßig an und habe nicht das Verlangen es zu verzocken oder andersweitig auszugeben.

Früher hatte ich eher das Verlangen mal fix 2-3 Paysafekarten zukaufen und gleich aufzuladen und zuzocken.

Heute gar kein Verlangen.



Aber bevor ich jemals volle Handlung über mein Konto bekomme, will ich mich 100% sicher sein.
Das ich nicht nach 1 Monat, dass ganze Geld ausgebe.

Habt ihr Tipps, ob es Ärzte oder Psychologen gibt, die einen sagen, das Risiko ist sehr gering rückfällig zu werden?

Vielen Dank für eure Hilfe!

VG
RH300


Re: Wann habe ich es geschafft?
« Antwort #1 am: 27 April 2024, 14:15:42 »

---1 Nun bin ich 2 Jahre spielfrei und stelle mir so langsam die Frage, wann kann ich mich als "geheilt" bzw. spielfrei sehen.

---2 Habt ihr Tipps, ob es Ärzte oder Psychologen gibt, die einen sagen, das Risiko ist sehr gering rückfällig zu werden?


Zu 1 ... "geheilt" sein wirst Du nie.
Es ist eine Sucht die Dich Dein Leben lang begleiten wird, mal mehr und mal weniger.
Selbst das Du Dir jetzt die Gedanken machst und VORHER hier schreibst zeigt wie sehr es Dich beschäftigt, wenn auch diesmal im guten Sinne...

Zu 2...

Ich würde Dir empfehlen mal zu schaun ob es eine Suchtberatung in Deiner Nähe gibt oder Selbsthilfegruppen, dann wirst Du wahrscheinlich schnell merken im Gespräch ob es Dir wirklich keinen Druck mehr bereitet.

Andererseits frag ich mich warum Du das so unbedingt alleine hin bekommen willst, Dir geht es gut, du hast gute Hilfe an der Hand durch deinen Vater und ich denke du hast einfach schiss Rückfällig zu werden wenn wieder ALLES in Deiner Hand liegt, auch das ist ein WARNzeichnen das Du ernst nehmen solltest....


*

Offline Olli

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Re: Wann habe ich es geschafft?
« Antwort #2 am: 27 April 2024, 15:23:52 »
Herzlich willkommen RH!

Welche Art der Hilfe hast Du Dir gesucht? Beschränkte sie sich auf die Familie? Oder hattest Du Dich der Suchthilfe angeschlossen?
Letzteres vermute ich mal nicht, aufgrund Deiner Fragen. Ich finde es sehr wichtig, dass Du das noch nachholst.
Heute abend z.B. ist wieder Webmeeting. :) Schaue mal in meine Signatur, dort steht ein Link. Den klickst Du pünktlich um 19 Uhr an und wartest, bis Du in den Meetingraum geladen wirst.

Wir können Dir hier keine Absolution erteilen, dass Du irgendwann wieder die volle Kontrolle über Deine Finanzen haben wirst. Der, der das alleinig kann ... der bist Du selbst! Im optimalen Fall wird ein "gemeinsames" Geldmanagement eingerichtet, um das Suchtmittel erst einmal außer Griffweite zu haben. Hast Du mit Deinem Vater zusammen die Einnahmen und Ausgaben regelmäßig  gecheckt? Hast Du Buch über die damaligen Verbindlichkeiten geführt? Planst Du heute mit Deinen Finanzen?
Siehst Du auch zu, dass Du Dir hier und da etwas davon gönnst? Glücksspieler horten gerne ihr Suchtmittel. Könnte es sein, dass das gesammelte Bargeld mit dem gleichen Verhalten behandelt wurde?

Das gemeinsame Geldmanagement dient dazu, dass Du wieder den Bezug zum gesetzlichen Zahlungsmittel aufbaust, bzw. reaktivierst. Dabei ist solch ein Geldmanagement immer befristet. Du sollst und musst ja auch irgendwann wieder in diesem Punkt auf eigenen Beinen stehen.

Was ich gerade weniger gut finde ist diese Art von Selbsttest, den Du da veranstaltest. Weiß Dein Vater davon? Irgendwer?

Du musst Dir auf der einen Seite nicht beweisen, dass Du im Spiel die Kontrolle verlierst. Dazu gibt es Beweise aus 7 Jahren. Also bleibt noch der Beweis, dass Du wieder bereit bist die Finanzkontrolle zu übernehmen. Es ist so banal, Du wärest sicher selbst noch drauf gekommen ... anstatt hü oder hott ... lockert das Geldmanagement ein wenig. Und nach einer gewissen Zeit noch einmal lockern, bis Du wieder komplett "die Macht" hast. Währenddessen beobachtest Du Dich selbst. Tauchen Gedanken ans Glücksspiel auf? Redet Dir Dein Verstand auf einmal Sätze ein wie: "Ich habe es schon einmal geschafft davon los zu kommen ... da kann ich mal versuchen ..." Es reicht aber auch, wenn Deine Gefühle sich melden und Du Dich entweder unwohl fühlst oder Dich verdächtig enthusiastisch anfühlst. Wenn so etwas kommt, dann drehe die Daumenschrauben wieder etwas fester, bis Du Dich erneut sicher fühlst.  Bespreche das immer mit Deinem Vater und auch in Deiner SHG.

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Wann habe ich es geschafft?
« Antwort #3 am: 27 April 2024, 15:40:11 »
Hi RH300,

willkommen im Forum!

Wie N8G schon geschrieben hat wirst Du niemals geheilt sein, jedoch kannst Du mit Disziplin den ja schon zwei Jahre andauernden Weg fortführen. Kein seriöser Arzt oder Psychologe wird dir Absolution für geheilt erteilen. Du hast Deine Schulden eigens getilgt und Dir etwas aufgebaut. Respekt! Auch deinen Vater als Kontrollinstrument einzusetzen ist gut.
Aber der Teufel sitzt auch bei dir nach wie vor im Kopf und wartet auf eine Gelegenheit wieder zum Einsatz zu kommen. Ich persönlich fühle mich momentan auch befreit aber auch ich bin stets auf der Hut. Was passiert bei einem Schicksalsschlag oder wenn die Selbstständigkeit nicht mehr funktioniert? Wenn Existenzängste auftreten? Genau das sind die Momente die wir nicht einschätzen können und hier brauchen wir Frustbewältigung oder Ablenkung. Deshalb immer auf der Hut und vorbereitet sein. Eine SHG oder auch hier und im privaten Bereich Ansprechpartner die schnell da sind.

Grüße Roy
Ich bin kein Anwalt sondern gebe nur meine eigene Meinung wieder

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Offline Wolke 7

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Re: Wann habe ich es geschafft?
« Antwort #4 am: 28 April 2024, 00:15:41 »
Hallo RH ,

willkommen hier im Forum.

Niemand kann dir sagen ,wie du dich fühlst ,wie du deine Sucht im Griff hast oder nicht. Höre auf dein Gefühl, achte immer auf dich .....
Ich merke es,wenn ich über längere Zeit Stress habe, dann kommt der Suchtdruck zurück und da muss ich schnell handeln ,aber natürlich auch den Stress reduzieren .Geht nicht immer ,das Leben grätscht einem oft dazwischen, aber dann habe ich Freunde zum Reden. Und das ist wichtig,eigentlich das Wichtigste !! Freunde sagen dir auch direkt auf den Kopf zu ,was sie denken und ob sie Veränderungen an dir bemerkt haben.

Traust du dir selber nicht ? Du hast schon sehr sehr viel geschafft und kannst Stolz auf dich sein. Du hast schon sehr viel Richtig gemacht. Trau deinem Gefühl dir gegenüber und nicht fremden Menschen.  Du kennst dich am Besten und bist immer mit dir zusammen. 

Alles Gute .

LG Wolke





 

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