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Muss jetzt auch mal was loswerden...

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Aware:
Hallo liebe Leute, ich dachte ich melde mich mal bei euch, weil das Interesse ja schon vorhanden war und weil ich einen etwas anderen Weg eingeschlagen bin wie ich eigentlich sollte... Nun ist das ganze auch schon wieder 2 Monate her... Wie ist es seitdem gelaufen? Wie ihr alle wisst, war ich zu dem Zeitpunkt sehr motiviert. Ich habe mich absolut bestärkt von meinen letzten Erfahrungen/Fehlern - Abstinenzphasen und meiner spirituellen Energie gefühlt. Meine Motivation war bei 100% ich wollte es unbedingt schaffen und habe alle möglichen Faktoren berücksichtigt. Ich habe Anfangs streng nach meinen Regeln agiert, habe sie aber auch mal wieder aufgeweicht/komprimiert. Ansich lief es erstmal gut, ich war fast den ganzen April mental stabil, habe Fortschritte gemacht und tatsächlich meinen ersten profitablen Monat im Daytrading erzielt. Dies war ein absolutes Erfolgserlebnis für mich, nachdem ich 11 Monate nur Geld verbrannt habe... Doch der Höhenflug hielt nicht lange an. Das Schicksal wollte mich herausfordern. Es gab eine unnatürlich/überhitze Börsensituation und ich habe FOMO auf Short (fallende Kurse) bekommen. Meine Regel wurde weiter aufgeweicht und irgendwann hab ich sie dann komplett über Bord geworfen. Ich habe immer weiter nachgelegt. Bis mein Risiko wieder unfassbar hoch war... Kein Hedge mehr (Absicherung) und keine normalen Aktien mehr... Komplett auf Short... Ich war nur noch am bangen... Tagelang... Das hat Kraft geraubt. Im Alltag unkonzentriert... Habe schlecht geschlafen... Mich gerädert gefühlt... Die erhoffte Richtung wurde leider nicht eingeschlagen, sondern ging immer weiter in die andere... Die ganzen Gewinne vom April wieder weg... Nun kamen sogar weitere Verluste dazu. Mein Depot hat wieder einen neuen Tiefstand erreicht...  Ich bin wieder in mein altes Muster verfallen. Die Hoffnung, das Mindset und die spirituelle Energie verflogen... (Meditation hat sich natürlich auch nicht mehr stimmig angefühlt). Ich habe wieder die Kontrolle(halbwegs) verloren... Wie konnte das nach alldem nur wieder passieren? Ich wusste es doch eigentlich besser... Ich hab mich einfach wieder total beschissen gefühlt. Einen Tiefpunkt den ich so nicht mehr erleben wollte...  Es war einfach wieder alles zuviel... Zwar bewiesen daß es über einen gewissen Zeitraum klappen kann, aber dann auch gespürt, dass die Spielsucht sehr heimtückisch ist - auch wenn man glaubt diese halbwegs im Griff zu haben ist sie auf einmal wieder volle Kanne da ohne es zu merken... In dieser Phase ist es unglaublich schwierig wieder den inneren Resetbutton zu betätigen. Aber es hat durch "Reflektion" irgendwie funktioniert. Ich war mir wieder absolut klar, dass Substanzerhalt des Portfolios oberste Priorität haben muss! Habe dann auch jede Chance genutzt mein Risiko was ich hatte rauszunehmen. Diese Chancen hatte ich dann auch noch glücklicherweise und man muss sein Ego überwinden und selbst seine Derivate im Minus verkaufen... Psychologisch natürlich eine Herausforderung. Aber ich will halt nicht mehr "zocken" sondern "traden" Hauptsache die KO-Schwelle ist weit genug weg. Ich hatte natürlich auch wahnsinnig Glück, weil nochmal +5-10% bei der volatilen Aktie hätten mich wohl gekillt... Das sehe ich ein. Es ist natürlich trotzdem Ironie des Schicksals, dass die Aktie danach dann doch sehr stark nach unten korrigiert hat und ich nicht mehr so stark in den Shorts investiert war. Dadurch sind mir einige Gewinne durch die Lappen gegangen... Aber ich sehe das als Herausforderung und Schicksal. Es war trotzdem einfach viel zu riskant und ich hatte auch einfach keine Nerven mehr weiterhin tagelang zu bangen... FOMO blendet und ich denke das ist das Problem von den meisten. Wenn die FOMO einmal kickt, dann ist es sehr schwierig sich zurück zu halten... Jedenfalls hoffe ich das ich daraus gelernt habe. Es wurden zwar wieder etliche Regeln gebrochen aber diesmal wenigstens keine roten Linien überschritten. Meine Sparpläne wurden z.B. nicht angefasst (Auch wenn diese im Vergleich zum Hebelbudget äusserst gering sind, gibt es eine kleine mentale Sicherheit zu wissen, dass etwas unabhängig von dem anderen "wächst". Es wird auch kein weiterer Kredit fürs Hebeln aufgenommen, weil mich sonst meine Frau verlassen wird... Deswegen: Trotz weiterer Verluste kann man auch an Erfolgen festhalten. Erster profitabler Monat und die roten Linien haben gehalten, es gab keinen "harten" Kontrollverlust und kein Totalverlust und dann ist da immernoch dieser Funken Hoffnung in mir, der mich hoffentlich nie verlassen wird. Ich muss es einfach schaffen! Auch wenn der Kampf sehr sehr anstrengend ist... Paradoxerweise fühlt man sich aber ansich gut, hoffnungsvoll und energiegeladen, wenn man grüne Zahlen erwirtschaftet und depressiv kraftlos wenn man rote Zahlen hat... So darf es halt als professioneller Trader auch nicht sein... Ich mache unglaublich viel um gegen meine Spielsucht anzugehen. Ich bin da sehr reflektiert, habe mir viel Wissen zu dem Thema angeignet. Ich habe mich mit einem anderen aus diesem Forum zusammen getan, der einen ähnlichen Weg wie ich geht und wir "kontrollieren" uns auch immer gegenseitig mit Anrufen etc. Ich gehe weiterhin zur Diakonie. Reflektiert über die ganzen Sachen reden tut wahnsinnig gut. Ich habe auch mega Glück mit meiner Frau, dass sie mir da vertraut. Auch hier kann ich reden. Ich will natürlich niemanden triggern und ich kann es guten Gewissens keinen empfehlen was ich hier tue. Es ist wahnsinnig anstrengend, so etwas mit "Spielsucht-Problemen" durchzuziehen. Es ist noch härter wie ich es mir anfangs vorgestellt habe und selbst da habe ich es nicht unterschätzt... Man muss absolut mit sich im reinen sein. Man muss viel in sich "reinschauen", man muss lernen alles rauszuwerfen was man da "oben" nicht braucht. Man muss den "Müll" rausschaffen (FOMO, Gier, Kick usw.. Klar sein und im Hier und Jetzt sein! Ich bleibe stark! Egal wie oft ich auf den Boden falle und wie weh es mir tun wird. Ich stehe wieder auf und versuche noch stärker zu sein als jemals zuvor..
Getreu dem Filmzitat: Ein Krieger gibt das was er liebt nicht auf. Er findet die Liebe in dem was er tut..

Olli:
Guten Morgen!

Uhhhaaaaa ... so viel Rechtfertigung des eigenen Suchtverhaltens habe ich schon lange nicht mehr über mich ergehen lassen.

Ich mache es kurz: Irgendwann wird Deine Frau die Nase voll haben und ihre "Shorts" packen. Du wirst sie nicht wiedersehen. Allerdings wird Dich das gar nicht treffen, denn Deine Geliebte bleibt ja weiter bei Dir. Du musst da nur fokussiert sein und Dein Tradingwissen abrufen - so verdrängst Du den Verlust.

Auf der einen Seite ist es ja prima, dass Du Dich wieder meldest, doch es macht unwahrscheinlich traurig zu sehen, wie Du Deine Lebenszeit weiter Deiner Sucht widmest. Umso mehr noch, dass Du hier einen Zockerkumpanen gefunden zu haben scheinst, und ihr Euch nun gegenseitig anstachelt.

Der Mensch hat das Bedürfnis sich und sein Leben selbstbestimmt bestreiten zu dürfen. Doch sind Deine Handlungen denn wirklich selbstbestimmt, wenn die Sucht Dich im Griff hat? Aus eigener Erfahrung sage ich Dir: Nein, sie sind es nicht!

Nun, der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht ...

Roy1234:
Ich wollte eigentlich heute gaaanz früh das gleiche schreiben wie Olli. So ist's und so wird es kommen.
Um auf Crazy's Post einzugehen, nein einem Spielsüchtigen ist es nicht möglich kontrollieret zu handeln. Und das was Du machst ist nichts anderes als zocken. Wie Automaten füttern oder die Wette auf nächstes Tor aufgeben.
Und professionell schon gar nicht. Auch der Reflex Gewinne zu reinvestieren ist der gleiche.
Es ist nicht der Gewinn der zieht sondern die Hormone die Glücksgefühle auslösen bei der Aufgabe des Trades und das verfolgen der Schwankungen. Ich habe auch getradet. Das war der Ursprung meines Absturzes.
Und Du bist Kilometer entfernt von Einsicht und Realismus. Ich hoffe Du versenkst nicht mehr als nur dein Leben.

Trotzdem alles Gute!

andreasg:
Hallo Aware,

da hast Du so viel Geld hineingesteckt, und noch viel meht Zeit, um das Trading zu kontrollieren. Ind das blöde FOMO hat Dir einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Du schaust auf einen Monat, der positiv in der Bilanz des Tradings verlief. Ein Monat - und die anderen?
Das, was Du beschreibst ist ja sehr nervenaufreibend. Ich frage mich gerade, wie viel Kaffee braucht der Mensch, um solches zu egalisiereMit dem Spielen aufhören, das heißt auch, einmal eine Pause machen, sich die Zeit nehmen, einfach einmal zu entspannen. Das ist so einfach, so erquickend, erst aber die Einsicht gewinnen, daß das System nicht funktioniert. FOMO ist dabei vielleicht ein Wegweiser für Dich?

Mein Gedanke, als ich Deinen Post gelesen habe: "was macht der Mensch denn sonst noch, außer Traiding"? , also die Frage, wie meisterst Du Dein Leben, mit den harten, mit den schönen Seiten, mit der Einsamkeit, und in erfüllten Beziehungen, ,auch mit Dir und Deinem Körper. .
Das ist es, was ich in den Postings immer am interessantesten finde.

schöne 24 Stunden
Andreas

Ilona:
„ Zwar bewiesen daß es über einen gewissen Zeitraum klappen kann, aber dann auch gespürt, dass die Spielsucht sehr heimtückisch ist - auch wenn man glaubt diese halbwegs im Griff zu haben ist sie auf einmal wieder volle Kanne da ohne es zu merken... “

Danke für deinen Erfahrungsbericht. Was muss eigentlich noch passieren, bis du mal akzeptierst, dass du nicht alles kontrollieren kannst, dass du nicht alles im Griff hast.
Für mich liest sich das so, als würdest du dir das Leben aktuell sehr schwer machen. Warum eigentlich? Wie wäre es mit einem Experiment? Du hast jetzt zwei Monate damit verbracht, zu versuchen etwas zu kontrollieren, was man nicht wirklich kontrollieren kann. Jetzt könntest du doch mal probieren, wie sich zwei Monate Abstinenz im Vergleich anfühlen?
Alles Gute
Ilona

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