Guten Morgen Frühaufsteher!
Dir diese Videos anzuschauen ist keine gute Idee! Du hast Dir da zwar das Argument des Distanzaufbaus zurecht gelegt, doch tatsächlich passiert genau das Gegenteil. Du sorgst so zur Nähe zum Glücksspiel. Tatsächlich läuft in Deinem Gehirn dann genau das Gleiche ab, als würdest Du selbst spielen. Endorphine werden ausgeschüttet, die Glücklichmacher für den kurzen Moment.
Vor schon drei Jahren nun habe ich das Rauchen dran gegeben. Auch hier wollte ich gerne das Dampfen, natürlich ohne Nikotin, beibehalten, Doch Jörg, der uns drei Gruppenleiterschülern die Raucherentwöhnung angeboten hatte, verneinte das sofort. Mit dem Rauchen und dem Dampfen waren Rituale verbunden, die es zu durchbrechen galt. Eine Entwöhnung funktioniert aber nicht, wenn man weiter das Gleiche macht, wie zuvor.
Bist Du sicher, dass die Gier nach Geld Dich anspornt zu spielen? Du hast doch einen gut bezahlten Job. Für mehr Geld kann man die Zeit in einen Nebenjob stecken. Das summiert sich ganz schön im Laufe der Zeit. Die Erfahrung zeigt Dir ja zudem, dass das mit dem schnellen Geld einfach nicht funktioniert. Das System Glücksspiel funktioniert anders ... die Leute, die das anbieten, verdienen sich die goldene Nase.
Gab es schon mal größere Gewinne? Was geschah dann damit? Wie lange hat es gedauert, bis Du es wieder verspielt hattest? Gewinne sind für einen Süchtigen lediglich der Einsatz fürs nächste Spiel.
Ist der "Gier"-Gedanke da vielleicht nur ein Platzhalter? Eine Variable, die Du belegt hast, damit Du Dir Dein Verhalten legitimierst?
Was würdest Du denn mit einem großen Gewinn machen? Gibt es da konkrete Pläne? Wahrscheinlich nicht ... oder?
Welchen Stellenwert hat Geld denn bei Dir? Gab es da in der Vergangenheit viel oder doch eher wenig? Was verknüpfst Du damit?
Gerade erinnere ich mich an meine Jugend, als ich Zeitungen ausgetragen habe. Ich muss so 16 oder 17 gewesen sein. Eine alte Dame in ihrem Omakittel saß bei schönem Wetter vor ihrer kleinen Wohnung auf einem Stuhl und schaute sich die Menschen im Ort an, die vorbeihuschten. Sie war einst mit meiner Oma befreundet. Hier und da hielt sie mich an und gab mir ein wenig Trinkgeld. 50 Pfennig, auch mal ne Mark.
Eines schönen Tages gab sie mir 2 DM, Sie war voller Freude mir eine Freude zu machen. "Kaufe Dir eine Schachtel Zigaretten!" sprach sie voller Stolz. Ich sagte ihr nicht, dass die Schachtel bereits 4 DM kosteten.
Sie schien nicht viel Geld zu besitzen und trotzdem wollte sie mir eine Freude machen. Sie hatte ihr Ziel erreicht ...
Geld macht nicht glücklich und dieser Spruch bewahrheitet sich immer wieder. Geld beruhigt nur. Damit werden Sicherheiten geschaffen.
Gab es schon mal Zeiten, in denen Du sehr viel Geld verspielt hast und solche, wo Du viel Geld gewonnen hattest? Wenn Du in Deinen Erinnerungen kramst ... welche dieser Erfahrungen war nachhaltiger? Ich meine hier nicht den Triggergedanken, wo wir uns die Welt schön reden und direkt "über Los" gehen. Ich meine die Freude über den Gewinn und die Schuldgefühle nach dem verlust. Die negativen Gedanken haben Dich sicher weitaus mehr beschäftigt, kann das sein? So funktionieren wir nämlich nun mal ...
Das schaffe ich nur durch Disziplin. Die ersten Wochen werden hart, danach wird es zur Gewohnheit. Allerdings müssen grade spielsüchtige stets vorsichtig sein, das weiß ich.
Ich weiss, worauf das hinaus läuft ... "ich schaffe das alleine!". Hier ein wenig Disziplin, da ein Tröpfchen Willen ,,, schwupps und schon wird eine Sucht gewuppt ... Ne, so funktioniert das leider nicht! Das ist wie mit der Hoffnung ... es ist zocken.
In einer Schulung meinte der Therapeut: "Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Realität!" Recht hat er gehabt. Wir leben zwar in einer sozialen Gruppe, wo die Werte und Normen überwiegend gleich sind, doch unsere Realitäten sind einmalig! Sie sind gespickt mit unseren Erfahrungen.
Welche Deiner Erfahrungen oder welche Kombination von Erfahrungen haben Dich so werden lassen, wie Du heute bist? Kannst Du das Insekt sehen, welches auf einem Zweig sitzt und Du als Fisch im Wasser hungrig danach Ausschau hälst? Wir brauchen Input von außen!
Diesen müssen wir verarbeiten und können dann entscheiden, ob wir diesen Input auch für uns selbst gebrauchen können.
Schau Dir Dein Schauen der Videos an ... der Mensch macht zumeist das, was er schon kennt!
Der aus einer anderen Realität sagt Dir dann aber: "Mache es anders!" und bietet Dir seine eigenen Erfahrungen an. Das eröffnet Dir neue Möglichkeiten.
Oben rechts auf der Seite kannst Du mal dem Link folgen: Hilfe bei Glücksspielsucht ...
Dahinter findest Du weitere Links, die Dich zu Hilfsmöglichkeiten führen. Da gibt es Adressen von Selbsthilfegruppen, Kliniken und Beratungsstellen.
Es gibt aber auch niedrigschwellige Angebote, wo Du z.B. einfach mal anonym telefonieren kannst. Oder Du kannst eine anonyme Mail- oder Videoberatung in Anspruch nehmen. Teste Dich enfach mal aus und schaue, was es Dir bringt.
Keiner von uns muss "alleine" genesen ...