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Meine Spielsucht
Ahorn:
Meine Spielsucht.
Hallo.
Alles hat Anfang 2023 angefangen. Da bin ich mit einem Kollegen in die Spielbank gefahren. Rückblickend weiß ich, dass ich schon seit der ersten Minute an jenem Tag, irgendwie einen Hang zur Sucht hatte.
In den folgenden Wochen bin ich dann regelmäßig auch alleine ins Casino gefahren und habe Hunderte von Euro in die Automaten gesteckt.
Manchmal bin ich sogar noch in der Spielbank zum Geldautomaten gegangen und habe auch dieses Geld verzockt. Als das erste Mal 1000 Euro an einem Abend draufgegangen sind, habe ich mich bei Oasis sperren lassen.
Die Sperre besteht bis heute.
Allerdings habe ich dann nach einigen Wochen der Abstinenz entsprechende Online Casinos ohne Limits genutzt.
Seit Mitte 2023 bestand mein Alltag nur noch aus Zocken. Ich saß quasi den ganzen Tag vor dem Handy oder dem PC und habe tausende Euro in unzähligen verschiedenen online Casinos verspielt.
Sämtliche Gewinne habe ich innerhalb weniger Tage wieder verloren. Auch höhere Summen, wie beispielsweise 20.000€, waren binnen kürzester Zeit wieder weg.
Meine Verluste liegen daher bei 50-60.000€.
Das sind in etwa 2/3 Drittel meines ursprünglichen "Vermögens".
Meine selbstständige Arbeit habe ich in all der Zeit natürlich auch enorm vernachlässigt und entsprechend deutlich weniger verdient.
Mit dem Spielen aufzuhören, habe ich mir mindestens 50 mal vorgenommen. Doch nach ein paar Tagen wurde ich immer rückfällig und habe da weitergemacht, wo ich aufgehört habe.
Ernstere Schritte, wie beispielsweise eine Therapie oder Ähnliches, habe ich hingegen noch nicht unternommen.
Ich möchte definitiv mit dem Spielen aufhören und mir Hilfe von außen holen.
Mit dem Schreiben dieser Zeilen kommt wieder jenes Gefühl in mir hoch, das mich seit Monaten plagt. Es ist eine Mischung aus Hass auf mich selbst, Verzweiflung und großer Wut:
Wie kann ein Ende 20 jähriger gesunder, junger Mann, der sich alles hart erarbeiten musste und ein sehr glückliches Leben geführt hat, all das innerhalb von weniger als 2 Jahren nahezu komplett an die Wand fahren!?
Wenn ich darüber nachdenke, was ich mit meinem wirklich schönen Leben angestellt habe, bekomme ich ernsthaft Angst vor mir selbst.
Diese Erkenntnis lähmt mich seit Monaten und macht mich einfach nur noch sprach- und fassungslos.
Daraus resultiert, dass ich immer weiterspiele und noch tiefer absinke.
Allerdings habe ich inzwischen auch Schulden bei Bekannten, weil mein restliches Geld zum Großteil angelegt ist.
Die Beträge sind verhältnismäßig aber klein und lassen sich sehr schnell bezahlen, sofern ich natürlich endgültig mit dem Spielen aufhöre und wieder Geld verdiene.
Ich möchte mich keineswegs in die Opferrolle stellen. Mir ist klar, dass nur ich allein für mein Verhalten verantwortlich bin und die kompletten Konsequenzen zu tragen habe.
Ich frage mich aber ernsthaft, wie ich es nach alldem schaffen soll, abstinent zu werden und mein Leben von Grund auf wieder aufbauen kann.
Nachdem ich so oft schon aufhören wollte und immer wieder rückfällig geworden bin.
Es fühlt sich irgendwie so an, als sei das ein Ding der Unmöglichkeit und ich werde von einem Roboter gesteuert, der mich zu Handlungen "zwingt", die gegen jedes rationale Denken sind.
Ich kann es einfach nicht ansatzweise nachvollziehen, geschweige denn verstehen, was ich da angestellt habe und wie ich an diesen Punkt kommen konnte, an dem ich jetzt bin.
Wolke 7:
Hallo Ahorn ,
herzlich Willkommen hier im Forum.
Dein Weg in die Sucht ging sehr schnell. Kannst du dir erklären warum? Hast du schon andere Laster/Süchte?
Alleine damit aufzuhören ist sehr sehr schwierig und klappt selten. Professionelle Hilfe in Form von Therapeuten oder einer stationären Therapie und zusätzlich eine SHG helfen aber davon loszukommen.
Wichtig ist es auch Familie, Partner oder Freunde mit ins Boot zu holen ,um mit jemandem reden zu können. Hast du schon mit jemandem darüber gesprochen?
Ist es als Selbstständiger möglich ,dass Onlinebanking zu sperren? Kannst ja trotzdem alles am Bankautomaten machen ,aber so ist es nicht mehr so einfach Geld einzufahren und sofort zu zocken. Du musst dir so viele Hürden wie möglich einbauen.
LG Wolke
Olli:
Hallo und herzlich willkommen!
Ach ja, es ist schon ein Kreuz mit der Selbstverdammnis ... 20 Jahre habe ich in der Sucht verbracht und habe gesehen, was "die Anderen" so alles mit ihrem Leben angefangen haben. Doch ich, ich saß immer und immer wieder in der Halle für das kleine Quentchen klimperndes Glück.
Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich dieses Leben nicht mehr wollte. Und was musste ich dafür tun? Eigentlich nur meine Kompetenzen nutzen.
Das, was schon da war und in anderen Bereichen auch genutzt wurde.
Ich wäre wohl nicht hier, wenn es nicht funktioniert hätte. Wieso sollst Du das nicht auch können? Weil Du Dir schon tausendfach gesagt hast, dass Du aufhörst und es denn dann doch nicht getan hast? Hast Du Dir da denn schon Unterstützung gesucht? Ist das hier heute nicht schon eine Veränderung?
Gebe Dir eine Chance ...
Schau, eine Deiner Kompetenzen ist doch das Durchhaltevernögen ... oder nicht? An das Gesparte gehen ... kein Problem. Zu sehen, dass das 1. Drittel verspielt ist ... wen juckt´s? Nun ist das 2. Drittel auch weg ... da ist noch Platz, um bei Feunden und Bekannten Schulden zu machen.
Was, wenn Du nun Dein Durchhaltevermögen in Deine Abstinenz investierst?
"Wenn Du wissen willst, wer Du bist, dann musst Du schauen, wer Du warst!" (Zitat aus Star Trek, Deep Space 9)
Was ist mit Neugier? Willst Du nicht herausfinden, wieso Du gehandelt hast, wie Du eben gehandelt hast? Risikobereitschaft? Dich eventuell verletzlich machen und "wunde Punkte" in Dir aufzusuchen?
Aufrichtigkeit? Dir selbst gegenüber und den Menschen, die Du liebst?
Es gab einmal eine Zeit, da betrachtete ich mich als "das unendeckte Land". Eigentlich stammt auch dies aus einem Star Trek Film und gemeint war die Zeit. Als Vermesser dachte ich aber gleich an weiße Flecken auf der Landkarte, die es zu entdecken galt.
Ahorn:
Vielen Dank für eure Antworten.
Nach mehrtägiger Abstinenz und einem erneuten Rückfall am Wochenende, bin ich nun seit 2 Tagen spielfrei.
Das ist zwar jetzt gefühlt der 100. Anlauf, dieses Mal fühlt es sich aber deutlich anders an.
Ich habe Casino-Blocker auf meinen Endgeräten installiert, Kontakt zu einer Suchtberatung aufgenommen und mir den einfachen Zugang zu Geld erschwert.
Ebenso habe ich den Verlauf meiner Spielsucht, die Auswirkungen und sämtliche Nachteile für mich persönlich schriftlich festgehalten.
Das hilft mir, die Hintergründe und mein Suchtverhalten besser zu verstehen bzw. von außen zu betrachten.
Die daraus gezogenen Rückschlüsse bestärken mich in meinem Vorhaben, der Spielsucht ein für allemal den Kampf anzusagen.
Olli:
Hi!
Schön, dass Du Dich meldest. Vielleicht wäre "früher" da vielleicht besser? Wie wäre es spätestens ab dem Moment, wo die Spielgedanken loslegen und Dich quälen?
--- Zitat ---Nach mehrtägiger Abstinenz und einem erneuten Rückfall am Wochenende, bin ich nun seit 2 Tagen spielfrei.
--- Ende Zitat ---
Weisst Du, wer von uns kennt nicht diese Art, sich die Welt schön zu reden ... :) Vielleicht kennst Du es aber ja auch einfach noch nicht ...
Wenn spielfreien Tagen immer wieder Rückfälle folgen, dann reden wir nicht von Abstinenz, sondern von Spielpausen.
Egal ... Du hast ja schon wieder ein paar Hürden aufgebaut und Dich mit Dir selbst befasst. Mache da einfach weiter ... der Rest kommt automatisch ...
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