Glücksspielsucht > Tagebuch

Soviele Rückschläge, soviel Leid - habe ich das verdient?

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margo013:
an RUBBEL:
Ja, tatsächlich kenne ich Fragen dieser Art - doch selbst wenn ich Sie wahrheitsgemäß beantworte, trifft keinerlei Effekt für mich ein. Als wäre es mir komplett egal. Unerträglich für mich.
Ich selbst bin mir leider sehr egal geworden dank der Spielsucht. Einzig der Gedanke an meinen Sohn, den ich über alles Liebe hält mich oft zurück.
Doch selbst wenn ich gestresst bin oder irgendein Gefühl in mir ist, was nicht hätte sein sollen, dann führt mich das direkt an den PC und direkt in ein illegales Onlinecasino in Curacao. Es ist der Wahnsinn.

an WOLFGANG:
Danke, meine Erfahrungen mit Tagebüchern ist leider eher negativ behaftet. Ein Tagebuch hat mich in meinem Selbstvertrauen eher runtergezogen, als aufgeholfen. Zudem habe ich das Problem, wenn ich nur über die Spielsucht schreibe auch wenn mir nicht danach ist, fördert es meine Trigger. Das möchte ich verhindern. Trotzdem freut es mich für dich, dass es dir geholfen hat.

an OLLI:
Danke für den Tipp. Meine Sorge ist ebenfalls, wie auch bei den Tagebüchern, dass diese Konfrotation mit der Spielsucht jeden Tag, mich eher dazuführt immer mich mit dem Thema zu beschäftigen und die Gedankenspirale fängt an über die Spielsucht ihre Runden zu drehen. Das sorgt mich. Am liebsten will ich das Thema komplett verdrägen. Ist das richtig so?
Ich wünsche ich könnte mich selbst so reflektieren wie du es vorgeschlagen hast. Leider habe ich halt wenig Selbstachtung vor mir wegen den Dingen die passiert sind. Das führt eher dazu, dass ich mich mit mir selbst so wenig wie möglich beschäftigen möchte. Ich bin über mich selbst enttäuscht und wütend und lebe daher einfach so in den Tag hinein.
Ich hoffe sehr, diese Phase legt sich schnell. Einzig über eine spielfreie Zeit kommt meine Selbstachtung auch wieder zurück.

Ob ich jemanden habe zum Reden?
Puh, schwieriges Thema.
Theoretisch ja. Meine Frau kennt das Thema, hat mich in der Vergangenheit auch hervorragend unterstützt.
Nur jetzt kommt das Problem:
Sie denkt, ich habe in diesem Jahr nicht gespielt. Mein letzter Rückfall im letzten Jahr hat unsere Ehe stark auf die Probe gestellt und hat viel von meinem Gesicht gekostet (psychisch nicht physisch).
Jetzt mit einem Rückfall zu kommen und dann noch zu beichten, dass ich A eine fünfstellige Summe in diesem Jahr verspielt habe und B ich mehrere Male die Chance hatte diese Verluste mit Gewinn auszahlen zu lassen und dies nicht geschafft habe. Ich sorge mich sehr, dass dies dann zum Ende unserer langen Ehe führt.
Stelle ich also das Risiko dem Nutzen gegenüber, habe ich in diesem Forum womöglich den ähnlichen Nutzeneffekt ohne das Risiko meine Ehe zu verlieren.

Daher würde ich sagen: Nein, ich habe niemanden mit dem ich reden kann.

andreasg:
Hallo Margo,

Dein Posting erinnert mich an eine Panzerschlacht im fernen Kursk, jenseits der heutigen Ukraine. Da baut sich eine Streitmacht die größten, die schwersten, die schrecklichsten Panzer, und diese versinken einfach unbeweglich im Sumpf. Eigentlich hat der Kriegsführende schon die Schlacht vorher dramatisch verloren, eigentlich ist er verloren, aber er bietet nun das allergrößte Geschütz auf, dieses noch zu verhindern, und glaubt letzendlich, den Sieg zu erringen. Die Chronik weist auf die bedingungslose Kapitulation hin, und so in diesem Bilde erscheint auch die Erkenntnis der intensiven Macht der Spielsucht.

Wie schön ist es, ein harmonisches Familienleben zu haben, eine treue Ehefrau, einen prächtigen Sohn, nein, das will Mann auch nicht noch verlieren, nach all dem Kummer und Scherz der durchgezockten Nacht. Aber die Sucht sagt: " wenn Frau und Kind weg sind, kannst du bequem weiterspielen,, du kannst alles verdrängen, mach ruhig weiter so.

Als ich meine damalige Frau kennenlernte, war ich 4 Jahre spielfrei. Beim näheren Kennenlernen beitete ich ihr, daß ich spielsüchtig bin, das unter Tränen. Sie hatte Verständnis für mich, und nahm mich so an. 3 Jahre später wollte ich zu einem großen Treffemn für Spielsüchtige Menschen. Sie gab mir gute Worte mit auf dem Weg, weil sie das befürwortete., und Respekt hatte, daß ich mich engagiere. Während meiner Ehe blieb ich stabil spielfrei, aber ich hatte Suchtverlagerungen wie meine Esssucht, nur um mir Distanz vor zuviel Nähe zu holen.
Den Nimbus, in einem Einverständnis mit meiner Partnerin, in einem Ring ohne Bruchstücke geschmiedet zu sein.. ich hatte vermeintlich auch noch die Kontrolle über mich. 6 Jahre später hat mich meine Frau verlassen, ich reichte die einvernehmliche Scheidung ein, und beantragte beim Facharzt eine psychosomatische REHA. Dort, in der Klink konnte ich endlich mein Innerstes zeigen, ich wurde dort völlig umgekrempelt.

Ich kann Dir keinen Glauben schenken, daß Du deine Finanzen für Dich behalten sollst, Nein, der Glaube an die Kraft - der Abstinenz hat Priorität! Ohne diese wird Deine Familie weiter leiden , die Erkenntnis wird fehlen, und die Vergebung findet nicht statt.
Ich persönlich gehöre zu dem Spielsüchtigen, die sich geschworen haben: "noch einen Rückfall, und ich bringe mich um"! Das kann zum Glück nur ein Machwerk der kranken Fantasie sein, aber ohne realistische Taten wird es nicht gelingen.

Es gibt Psychologen, die Eheberatungen anbieten, es gibt Anwälte,, eben Fachleute, denen Mann Vertrauen entgegenbringen kann, das sind konsequente Schritte, den sinnlosen Krieg gegen sich aufzugeben, einfach weil das Leben wichtiger ist.

Nur für Heute

Andreas
 

Rubbel:
Hi nochmal,ganz kurz :)

... was genau spielst Du eigentlich? Und warum in Cur. und illegal?
... und was wäre eine Alternative zum kompletten Ausstieg aus diesem Suchtverhalten?

Gruß
Rubbel

OG-123:
Hey Margo,

ich weiß genau, wie du dich fühlst. Dieses Gefühl, innerlich kaum noch da zu sein, der ewige Kreislauf aus Gewissensbissen und Verlockung, der dich packt, egal wie oft du es dir vornimmst. Ich hatte das gleiche Problem, jahrelang. Für mich war der Glaube an Gott das Einzige, was mich wirklich rausgezogen hat. Ich sage das nicht, um dich zu belehren, sondern weil es mir wirklich geholfen hat, bis heute keinen einzigen Cent mehr zu verspielen.

Du schreibst, deine Frau weiß von deiner Sucht, aber nicht von den Rückfällen dieses Jahr. Du hast Angst, sie zu verlieren, wenn du ehrlich bist? Das verstehe ich vollkommen. Niemand will als der Mann dastehen, der versagt hat und die Kontrolle verloren hat. Aber wenn du ihr die Wahrheit nicht mitteilen möchtest, dann solltest du zumindest der Mann sein, der die Kontrolle übernimmt – die Verantwortung für sich selbst und für eure Familie.

Übernimm Verantwortung. Hol dir die Kontrolle zurück. Denn wer sich selbst nicht kontrolliert, verliert automatisch an Respekt – egal von wem. Und eine Frau, die dich wirklich respektiert und liebt, wird nicht zulassen und lange dulden, dass du dich weiter von der Sucht beherrschen lässt.

Du bist der Mann, der seine Familie schützt und für sie sorgt. Dafür musst du jetzt aufstehen. Nicht irgendwann, nicht morgen – jetzt. Stärke bedeutet nicht, keine Fehler zu machen, sondern zu zeigen, dass du dich nicht weiter unterkriegen lässt. Dass du dir selbst Grenzen setzt und das Steuer übernimmst.

Das Leben wartet nicht, und deine Familie braucht dich – als Mann, der Verantwortung trägt und sich selbst beherrscht.

Du kannst das. Du musst es nur wollen.

Alles Gute!

Olli:
Hi Margo!

Menschenskinder ... hier in Deinem Thread ist ja was los ... ist das nicht schön? So viele Ansichten und so viel zum "sich dran bedienen" ... :)


--- Zitat ---Am liebsten will ich das Thema komplett verdrägen. Ist das richtig so?
--- Ende Zitat ---

Wie ich schon durch die "falschen Glaubenssätze" durchblicken ließ, braucht es die Beschäftigung mit der Thematik!

Im Moment möchtest Du Dir am Liebsten noch nicht mal im Spiegel begegnen, sehe ich das richtig? Nun, wenn Du nichts verändern solltest, dann würde sich auch daran nichts ändern.
Menschen machen Fehler und Menschen nutzen Fehler, um aus ihnen zu lernen. Auch Du darfst Fehler machen. Auch Du darfst aus ihnen lernen. Wenn Du dies aber tust, dann wirst Du auch Dein Verhalten und Denken ändern. Du wirst Dir irgendwann im Spiegel wieder in die Augen blicken können.

Als Kind trug ich noch keine Brille, die bekam ich erst mit ca. 5 Jahren. Vorher hat man versucht, meine Augenfehlstellung (Schielen) mit konventionellen Mitteln zu beheben. So bekam ich alle 2 Tage mal ein Pflaster auf das rechte, dann wieder auf das linke Auge geklebt. Damals klebten die Teile wie die Hölle und so war es denn auch jedes Mal eine solche, wenn sie wieder runter mussten. Ob es etwas geholfen hatte? Nun, zumindest lief ich nicht mehr gegen die schmale Kante der geöffneten Tür oder lief daneben gegen die Wand.
Was ich mit der Anekdote sagen möchte: Manchmal muss es weh tun, damit es besser wird!
Dieses Wehtun wirst Du schon überstehen und im Anschluss gestärkt daraus hervor gehen.
Vielleicht reicht Dir eine SHG, um an Deine Baustellen heran zu kommen, vielleicht aber brauchst Du dafür therapeutische Unterstützung. Vor Beidem brauchst Du keine Angst haben. Man wird immer aufpassen, dass Du nicht überfordert wirst und Du selbst bist auch in der Pflicht zu sagen: Das geht mir zu nahe ... oder ... Ich brauche einmal eine Pause.


--- Zitat --- Leider habe ich halt wenig Selbstachtung vor mir wegen den Dingen die passiert sind.
--- Ende Zitat ---

STOOOOOOOP! Wir wollen doch mal Eines klarstellen: Du bist nicht Deine Sucht! Du hast Frau und Kind ... Du wirst geliebt und Du würdest auch alles für die beiden geben.
Du hast einen verantwortungsvollen Job (dsas habe ich doch richtig in Erinnerung?), für den es sicherlich so einige Kompetenzen benötigt.
Reduziere Dich also bitte selbst nicht auf Deine Sucht!


--- Zitat ---Ich sorge mich sehr, dass dies dann zum Ende unserer langen Ehe führt.
--- Ende Zitat ---

Es wäre nicht die Offenbarung und damit das Vertrauen, welches Du in Deine Frau setzt, die zum Ende der Ehe führen könnte. Diese Ereignisse liegen in der Zukunft.
Es sind aber die Ereignisse der Vergangenheit, die hier ausschlaggebend sind. Sie sind also bereits geschehen! Im Hier und Jetzt kannst Du daran nichts mehr ändern. Aber Du kannst Dein jetziges Verhalten ändern. Wie ich schon sagte, kannst Du ihr Vertrauen schenken, was sie schon längst verdient gehabt hätte. Sprich: es ihr verschwiegen zu haben war ein Vertrauensbruch, genauso wie es ihr weiter zu verschweigen!
Denke bitte immer daran, dass Ängste katastrophisieren. Die Sucht in Dir versucht ihr Bestes, um sich vor Offenbarungen zu schützen. Stelle Dir vor, was das für eine Qual für die Sucht wäre, wenn Du Deine Frau um Hilfe bitten würdest?! Du würdest befristet keinen Zugriff auf Dein Suchtmittel erhalten. Du gingest in die SHG und sprichst über Deine Sucht - lernst sie als Krankheit zu akzeptieren und hörst auf, Dich so dermaßen gewaltig zu schämen. Die Sucht würde ja zum Schatten ihrer selbst! :)

Neben dem Vertrauensverlust gibt es aber noch mehr, was Deine Frau schmerzen wird. Im Moment entziehst Du ihr ihre Selbstbestimmtheit! Auch diese muss sie zurück erhalten!

Und das Ganze, mein Lieber, das muss relativ zügig geschehen! Je länger Du untätig bleibst, desdo "mehr" hat sie Dir später vorzuwerfen!

Ich kann Dir anbieten, ein gemeinsames Gespräch mit Euch beiden zu führen und Euch Wege aufzuzeigen, wie die Sucht zum Stillstand gebracht werden kann. Dein Frau kann Dich da mannigfach tatkräftig unterstützen, von der Schulter angefangen, an der Du Dein Herz ausschütten kannst, bis zu ihren Füßen, die Dir in den Hintern treten, wenn Du Deine Genesung schleifen lässt. Vielleicht, nein ... sicherlich braucht auch sie ein wenig Input, damit sie lernt, dass Du das alles eben NICHT gemacht hast, um sie und den Nachwuchs zu schädigen.

Manchmal "glaubt" der Süchtige, dass er etwas vorweisen muss, bevor er sich offenbart. Nun, dann fange damit an ... komme ins Webmeeting und mache einen Termin bei einer Suchtberatung. Das klingt doch schon mal nach einem Plan ... oder nicht?


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