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solche Sorgen....

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Offline Olli

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #15 am: 01 Juli 2025, 21:53:18 »
Hi Kraechen!

Nein, Du hast mich nicht verletzt. Ich bin gerade nur ziemlich im Stress. Arbeite Tag und Nacht, um eine Datenmigration vorzunehmen. Ich werde frühestens morgen erst auf Deinen Beitrag eingehen, denn jetzt bin ich einfach zu groggy ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Olli

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #16 am: Gestern um 08:21:16 »
Guten Morgen!

Da läuft im Hintergrund gerade was im Rahmen der Migration, weshalb ich hier nun gerne antworten möchte:

Zitat
Zu: "Ich wünschte, dass meine Eltern mich ein einziges Mal nicht wieder aufgenommen hätten", frage ich mich, wie die Situation genau war. Hast du gesagt: ja, ich schlafe tatsächlich lieber wieder in meinem Bett- aber fairerweise muss ich auch sagen, ich spiele noch? Und bist wieder eingezogen? Oder warst du tatsächlich in diesen(r) Situation(en) spielfrei (und wolltest das auch bleiben) und bist dann für einen "Neustart" wieder zuhause eingezogen?
Denn- und das nehme ich mal noch eine Weile zum Nachdenken mit: Dann wäre der Rauswurf "unumkehrbar" und die Tür für immer zu. Damit muss ich mich schon anders auseinandersetzten als mit: ich kann dir jetzt nicht weiterhelfen, aber bin für dich da, wenn du von mir wieder mehr brauchst als Geld, Bett und Essen.

Wie ich schon sagte, befand ich mich in einem Konflikt. Auf der einen Seite die Werte und Normen, deren Einhaltung von mir verlangt wurde. So interpretierte ich einen davon als: Spiele nicht am Automaten! Doch es war das Kreuz meiner Erziehung ,,, ein Vater mit narzistischen Zügen, der Regeln aufstellte, aber sich selber nicht dran hielt. Sonntag Mittag wird um 12 Uhr 30 gegessen! Wer war nicht pünktlich? Er ... Kam ich aber mal ein wenig später dazu, dann war die Hölle los. Ich sollte nicht am Automaten spielen ... er tat es aber! Ja, er verheimlichte es sogar vor mir.
Die andere Seite des Konfliktes war das Automatenspiel selbst. Es war bei mir positiv besetzt. Ich empfand es als entspannend, auch wenn ich viel später dann feststellte, dass ich den Stress den Alltags mit Stress im Spiel auszugleichen versucht hatte. Der Automat stellte keine Anforderungen an mich. Er war da, wenn ich ihn brauchte.

Wie gerne hätte ich den Erwartungen meines Vaters genügt. Doch das war ein Ding der Unmöglichkeit. Na klar sagte er mir hier und da, dass er stolz auf mich wäre. Doch wehe, wenn ich nicht spurte, dann wurde alles wieder zurück genommen. Was machte das bloß mit mir? Ich lebte in einer Habachtstellung! Ja bloß nichts falsch machen ...
Also versprach ich alles, als ich wieder aufgenommen wurde. In dem Moment der Gespräche wollte ich auch unbedingt die Erwartungen erfüllen. Doch als dann wieder Ruhe einkehrte, da dieskutierte die Sucht in mir mit mir, bis ich langsam wieder anfing.
Als ich meine Abstinenzentscheidung getroffen hatte und schon 2 Monate spielfrei war, erzählte ich es meinem Vater. Das Ergebnis: Rauswurf! Seit dem letzten Gespräch musste ich ja wieder gespielt haben, um nun "nur" 2 Monate spielfrei gewesen zu sein.
Solche Denkstrukturen pflanzen sich auch in der Familie fort. Einige Jahre später gab es ein Gespräch mit meiner älteren Schwester. Ihr sagte ich, dass ich nun schon 7 Jahre spielfrei sei. Die resignierte Antwort: Wie ... erst?
Ich konnte also nie etwas "richtig" machen. Egal wie gut ich etwas machte, das Haar in der Suppe versaute wieder alles. Erst viel später verstand ich, dass diese Haare gar nicht von mir waren sondern von denen, die es im Mund wiedergefunden hatten.
Ich fragte dort oben bereits, was das alles mit mir gemacht hatte. Mein Selbstwert war im Keller. Er hat mich zur Untätigkeit gebracht. Längst hätte ich mir doch eine Wohnung suchen können. Doch womit sollte ich das bezahlen? Kaution? Einrichtung? Die Miete? Also nahm ich es hin wieder in meine 9 m² zu ziehen und mich auch ausbeuten zu lassen.
Wer kümmerte sich um Haus und Garten, während alle anderen auf der Terrasse saßen und sich die Sonne auf die Bäuche haben scheinen lassen?
Ich kam von der Arbeit nach Hause. Meine Mutter stellte mir den Teller mit Essen auf den Tisch und noch bevor ich den ersten Bissen zum Mund führen konnte: Hier ist noch ein Angebot/Rechnung/Sonstwas, was Du auf dem Computer schreiben sollst. Hier musst Du ... bla...bla...bla ...
Ja, so einige Male war ich auch monatelang spielfrei. Allerdings wusste ich selbst, dass es immer nur Spielpausen waren. Das Markante an einer Pause ist ja, dass sie wie die berüchtigte Wurst, einen Anfang und ein Ende hat. In diesen Zeiten konnte ich mir auch viele schöne Urlaube erlauben rund um den Globus.

Was ist passiert, als ich rausgeworfen worden bin? Einige Male war meine Schwester just zu der Zeit im Urlaub und ich zog in ihre Wohnung ein. Nach maximal 2 Wochen kam der Anruf und ich packte meine Koffer, um zurückzuziehen. Einmal ging dies aber nicht. Also schlief ich mitten im Winter 2 Wochen im Auto. Ich hatte von einem dienstlichen Raum mit Dusche den Schlüssel, also konnte ich mich dort morgens frisch machen. Nach der Arbeit aber, was sollte ich da machen? Ich machte das, was ich gewohnt war zu tun: Ich ging in die Spielhallen. Hier spielte ich dann nicht mehr an den Geldspielautomaten, sondern es gab damals "Punktegeräte" ohne Auszahlung.

Was wäre passiert, wenn ich komplett rausgeworfen worden wäre? Ich bin damals schon an meine Grenzen gestoßen und war froh, dass ich wieder im warmen Bett schlafen durfte. Meine sauberen Klamotten gingen dem Ende zu. Nun, ich hätte etwas verändern müssen ... aus mir selbst heraus. Eine Wohnung suchen, spielfrei bleiben, um die Kosten dafür bezahlen zu können. Ich hätte Verantwortung übernehmen müssen für mich selbst.

Natürlich hätte ich es mir auch gewünscht, dass die Türen nicht gänzlich verschlossen worden wären bei einem Komplettrausschmiss. Der letzte Satz des Zitates wäre auch mein Wunsch gewesen und betone diesen Denkansatz auch immer den Angehörigen gegenüber. Auf der anderen Seite allerdings läuft der Angehörige hier auch Gefahr vom Spieler manipuliert zu werden. Nicht dass dies mit Absicht und mit Vorsatz geschieht, der Spieler wird ja selbst von seiner Sucht manipuliert.
Trotz alledem ist er die einzige Person, die wirklich sagen kann, ob ein Abstinenzwille vorhanden ist oder nicht. Der Angehörige ist dem hilflos ausgeliefert. Daher können für ihn nur Taten zählen.
Wenn ich also sehe, dass Dein Sohn eine Therapie gemacht hat, gleichzeitig aber gelogen worden ist und Eure Hilfsangebote umgangen wurden, dann ist der junge Mann diesen Weg nur gegangen, um Euch zufrieden zu stellen. Die Therapie war dann eine Unannehmlichkeit, die vorbeigeht - genauso wie eine erzwungene Abstinenz.
Was erhoffst Du Dir von dem gemeinsamen Termin bei der Therapeutin? Geht es hier nicht auch eher um Deine Seelennot?
Du darfst Deinem Sohn sehr gerne sagen: Das ist Deine Sucht, also kümmere Du Dich darum!
Schaue mal, wie Du Dich nun fühlst, da er wieder gespielt hat. War da bei Dir nicht die Enttäuschung groß? Nicht nur über Deinen Sohn, sondern auch ... über Dich selbst? Was hättest Du noch tun können? Was hast Du übersehen? Hättest Du hier und da vielleicht anders regieren sollen? Soll ich nicht doch, entgegen aller Aussagen von Ehemaligen, dem Jungen seine Schulden bezahlen, damit er es einfacher hat? ...
NEIN! Weg mit diesen Gedanken! Es ist seine Sucht! Es ist seine Verantwortung! Belasse sie ihm auch! Egal was Du machst, er ist derjenige, der zum Erfolg oder zum Scheitern führt - nicht Du! Distanziere Dich von seiner Sucht! Achte Du auf Dich!

2013 kam es zum großen Krach mit meinen Eltern. Daraufhin gab es 7 Jahre Sendepause - keinen Kontakt. Damals habe ich gelernt meine Eltern loszulassen. Etwas, was eigentlich schon 28 Jahre früher hätte geschehen sollen. Doch da steckte ich ja noch tief in meiner Sucht. Im Nachgang betrachtet war es das Beste, was mir passieren konnte. Traurig ... aber wahr ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
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Re: solche Sorgen....
« Antwort #17 am: Gestern um 10:34:38 »
Guten Morgen Olli,
danke für deine Antwort und so private und tiefe Einblicke.
Ich bin gerade wieder zuhause, nach dem Gespräch mit der Therapeutin. Dass wir dort zu dritt waren, war ja mein Wunsch. Geht es dabei um mein Seelenheil? Absolut! Es ist ja so, dass uns "der Boden unter den Füßen"  genommen wurde. Und wir gerade versuchen, nicht unterzugehen. Wir wissen: "keine finanzielle Hilfe". Aber nicht, was das konkret bedeutet. Ich hatte gehofft, dass die Therapeutin uns (Eltern) dabei unterstützt, das mit M. herauszufinden. Grenzen zu setzen ja: aber eben nicht in unserer so hilflosen und unwissenden Art.
Das wird aber so nicht gehen. M. hat seine stationäre Therapie ja beendet. Er hat der ambulanten Therapeutin heute gesagt, dass er 4 Wochen vor Therapie Ende wieder angefangen hat zu spielen. Er bekam aus der Klinik die Überweisung in eine weiterführende ambulante Behandlung. Diese ambulante Behandlung sieht 1 mal wöchentlich eine ambulante Gruppentherapie vor und 1 mal monatlich ein Einzeltherapiegespräch. Er war nur 3 x bei der ambulanten Gruppentherapie. (das wussten wir nicht, d. h. ja, er hat sie Ende April/Anfang Mai abgebrochen). Wenn ein Patient 4 Wochen unentschuldigt fehlt, und telefonisch, postalisch und per Mail nicht auf Nachfrage reagiert, wird die Therapie als "abgebrochen" beendet.
Eine neue Therapie würde zunächst erst wieder beantrag werden müssen und aufgrund des Abbruchs ist mit einer Ablehnung zu rechnen. Kein Weg der nicht gangbar wäre- es wird nur mühsamer, (wie alles mit fortschreitender Spielsucht).
Ich war 5 Minuten echt, sagen wir "irritiert" wie klar, die Therapeutin das vorgebracht hat. Auch, dass es um den Schutz der Gruppe geht- und wie sich die Mitglieder fühlen, wenn sie M. in die Gruppe aufgenommen haben, ihm zugehört und vertraut haben- und angelogen wurden. Erklärungslos zu verschwinden ist ein feiger Abschluss. Ich bewundere die Therapeutin für ihre Klarheit. Sie hat ausgesprochen, dass sie im Moment nicht erkennen kann, dass M. etwas ändern will und daher im Moment auch keine Veranlassung sieht, den Antragsweg von vorne mit ihm zu gehen.
Auf dem Parkplatz hat mein Mann geweint. Das macht mir auch klar, wie dringend wir erkennen müssen, dass wir hilflos sind. Das ist wirklich schwer auszuhalten.

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Offline Rubbel

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #18 am: Gestern um 11:30:36 »
Meine Meinung:
M. könnte etwas dankbarer und auch 'demütiger' sein. Es gibt ja eindeutig mehrere Menschen um ihn, die sich sorgen, wobei er sich vor allem sorgt, weiterhin Geld zu haben.
Es geht aber nicht nur um schnödes Geld. Es geht um seine psychische Gesundheit und um ein zufriedenes Leben.
Lasst los, ehrlich. Gebt ihm die 300 Euro nicht, das ist zu viel. Er lernt nur, dass Ihr ihm schon z.V. stellt, was er sich wünscht --
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #19 am: Gestern um 12:10:13 »
Hallo meine Liebe!

Sei Dir bewusst ... Dein Sohn handelt nicht als Erster und wohl auch nicht als Letzter so, wie es geschehen ist. Für Euch als Eltern gilt das Gleiche.
Doch ich finde es bemerkenswert, dass Ihr Euch erkundigt und Euch auch der leider oft schonungslosen Realität stellt.
Es mag ja sein, dass Euer Sohn derzeit nicht spielfrei werden will. Doch auch er wird älter und reifer werden und irgendwann das Glücksspiel an den Nagel hängen.
Umso schöner wäre es natürlich, wenn der Schalter eher früher als später umgelegt würde. Helft ihm dabei, indem er sich eine Whnung suchen soll.
Wenn er es zulässt, dann macht ein gemeinsames Geldmanagement, damit er nicht die Miete verprasst. Aber ja, zu "Wohnzwecken" ist nach dem Auszug keine Rückkehr mehr möglich. Das muss ihm bewusst sein. Dieses Sicherheitsnetz existiert dann nicht mehr. Glaube mir, das wird seine Welt auf den Kopf stellen! Zum Zwecke des Redens, des seelisch Aufgefangenwerdens, des Geliebtwerdens ... darf die Tür natürlich offen bleiben ...
Er muss Lernen, dass die positiven Seiten der Abstinenz denen des Glüscksspielens weit voraus sind.

Schickt ihn auf jeden Fall in eine SHG. Was er dann daraus macht, das ist sein Ding.

Hatte ich hier schon das Samstagsmeeting angesprochen? Kommt vorbei ... einzeln oder alleine ... Samstags 19 Uhr ... Bitte vorab den kostenlosen Zoom-Client herunterladen und installieren und dann pünktlich auf den Link in meiner Signatur klicken.
Gute 24 h
Olaf


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Re: solche Sorgen....
« Antwort #20 am: Gestern um 14:15:37 »
Hi Kraechen,

ich kann dir aus persönlicher Erfahrung sagen, wie die „finanzielle Hilfe“ bei mir aussah.

Ich habe meine Mama zwar nie nach Geld gefragt, um es ins Glücksspiel zu versenken, aber ganz unten angekommen habe ich sie um 2500 € gebeten, um meine Steuern zahlen zu können. Es war so weit, dass mein Konto gepfändet werden sollte.
Was ich damit sagen will - das war für mein Verständnis notwendig, um weiterleben zu können. Ich hätte die Summe nicht aufbringen können und mein Konto wäre für zwei Wochen gesperrt. Genau zu dem Zeitpunkt hatte ich einen oder zwei Euro im Portemonnaie.
Ich wünsche deinem Sohn, dass er diese Erkenntnis vorher bekommt und aufhört. Wenn man später arbeitet und höhere Kredite aufnehmen kann, dann ist der untere Totpunkt wahrscheinlich schlimmer und einhergehend mit hohen Kreditschulden (o.ä.).
Geld zum Feiern hätte er selbst haben können. Das würde ich ihm nicht leihen, aber falls es kritische Punkte gibt, dann eventuell schon.

Grüße

Re: solche Sorgen....
« Antwort #21 am: Gestern um 14:19:49 »
Dankeschön! Ich werde am Samstag, den 12.07. pünktlich da sein. Danke, dass ihr eure "Schwarmerfahrung" hier so offen teilt. Ich war eben einkaufen (meine Güte, wie heiß!) und habe eine kleine Kladde mitgebracht. Ich werde M. schreiben. Das fällt mir grundsätzlich leichter, weil ich beim Sprechen dauernd den Faden verliere und nach dem Gespräch feststelle, dass ich etwas ganz wichtiges nicht gesagt habe....
Mein Hoffnung ist, dass das unseren ehrlichen Austausch unterstützen kann, vielleicht fällt es ihm auch leichter seine Emotionen, Ängste und Sorgen aufzuschreiben, als auszusprechen. Und wenn das nicht der Fall ist, hat es vermutlich mir gut getan! :-)
Ich bin immer mal wieder auch in andere Themenbereiche gesprungen- ihr bleibt also meine Adresse, wenn ich das Gefühl habe wahnsinnig zu werden und damit alleine zu sein. Bis bald!

Re: solche Sorgen....
« Antwort #22 am: Gestern um 14:48:55 »
@Mr. Nobody, danke für deine Empfehlung- dann schreibe ich mir doch gerade noch etwas von der Seele. Die Frage: inwieweit / in welchem Umfang helfen wir- ist ja die, die meinen Mann und mich tatsächlich am meisten "kirre" macht, weil wir regelrecht Angst haben, etwas falsch zu machen. Ich sehe das inzwischen so (und denke seit Donnerstag Abend intensiv darüber nach):
M. hat letztes Jahr ca. im März die Kontrolle über sein Glücksspiel verloren. Er ist Azubi im Handwerk (verdient also für einen Lehrling gar nicht schlecht) und hat von Ende März bis Mitte Juni Spargel verkauft. Trotzdem war am 18.08. der Punkt erreicht- an dem er seine Auto Reparatur nicht bezahlen konnte- und uns deshalb von seiner Sucht erzählt hat. Seine Schulden beliefen sich "nur" auf 650,-€ (Internet Microkredit) und eben 800,-€ für das Auto (das entspricht auch etwa dem Wert des Wagens). Also "nur" 1.500,-€. Wir lösten den Microkredit ab und bezahlten die Werkstatt. Mein Mann und M. erstellten einen Finanzplan. war im Oktober "schuldenfrei". Weich gefallen.
Dann ab Januar der stationäre Aufenthalt. Und wie schon beschrieben- er ist wirklich von allen Seiten (uns eingeschlossen) dafür gelobt worden, dass er sich der Sucht so proaktiv entgegenstellt. Es gab bis Februar Krankengeld vom Arbeitgeber, dann Übergangsgeld und seit April wieder seinen Azubi-Lohn. Wieder arbeitete er von Anfang April bis zum 22.06. beim Spargelbauern (hat sich auch einzelne Tage dafür Urlaub genommen- sonst eben an den Wochenendtagen).
Gehen wir mal davon aus, er spielt wieder seit Ende Februar/Anfang März. Dieses mal ist der Tag wo nichts mehr ging der 26.06.. Seine Schulden belaufen sich jetzt auf 7.500€. Am 11.07. hat er Abschlussprüfung. Wenn er seinen Arbeitsvertrag ab August bekommt (nein, er hat ihn noch nicht), steht er im Gesellenlohn. Und hätte die Möglichkeit an den Wochenenden dazu zu verdienen. Wir würden (kaufmännisch) sehr sehr gerne diese Kredite und Dispo zu wirklich hohen Zinssätzen ablösen- und ihm sein Geld etwas "günstiger" verkaufen. Aber- ganz ehrlich: ich fühle, dass das nicht richtig ist. Er würde länger brauchen, um seine Schulden bei uns abzuzahlen- aber "hart aufgeprallt" ist das dann wohl auch nicht. Ich tendiere also in der Kreditfrage tatsächlich zu: "Geh zu einer Schuldnerberatung, mach mit Papa einen Finanzplan- und lebe mit dem, was du zur Verfügung hast".
Ich würde tatsächlich eher beim Schützenfest "weich" werden- oder beim Zeltlager, (allerdings nicht mit 300,-€). Oder mal ein Eis essen, oder Kino mit Freunden. Er weiss, dass er sich das "eigentlich" alleine leisten könnte- und wir wissen das auch. Aber wenn er sich dann überwindet zu fragen, würd' ich schon gerne auch "mal" ja sagen dürfen.
Wenn ihr mir hierzu eure Meinung schreibt, würde mir das sehr helfen.

Re: solche Sorgen....
« Antwort #23 am: Gestern um 14:53:56 »
Ach ja, und wenn wir eine Basis finden, die möglich macht, dass er hier wohnen bleibt- und er das will soll er sich am Haushaltsgeld beteiligen. In eigener Wohnung selber Verantwortung übernehmen ist sicher ein guter Plan. Aber selbst hier auf dem Land ist bezahlbarer Wohnraum echt rar. Ich sehe gerade nicht, dass er da kurzfristig die Aussicht / Möglichkeit eines Zimmers hätte.

Re: solche Sorgen....
« Antwort #24 am: Gestern um 15:39:42 »
Hi,
Du tendierst ziemlich oft in die richtige Richtung wie zB der Kreditfrage bzgl Hilfe und was für ihn günstiger wäre aber nicht hilft um zwei Sätze später wieder den Baby Kuschelkurs einzuschlagen. ER muss sich darum kümmern, er muss verzichten lernen um immer wieder zu wissen dass er selbst Schuld daran ist.
Weich aufgegangen zu werden bedeutet in nahezu aller Fälle ein sofortiges oder mittelfristiges weiter so.
Als Geselle hat er mehr Geld, mehr Geld bedeutet auch weitaus höhere Kredite zu bekommen. Ich wünsche Deinem Jungen nicht mit 30 Jahren dann mit 75.000 Euro Schulden dazustehen.


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Offline Rubbel

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #25 am: Gestern um 15:56:22 »
Roy hat vollkommen Recht.
Auf der anderen Seite kann ich Deine Gedanken nachvollziehen. Hast Du Dich mal gefragt, warum Du das OKAY zum Weichwerden anstrebst?
Ich vermute, weil er doch Dein Sohn ist, Du nach wie vor willst, dass es ihm an nichts mangelt und weil Du Angst hast, dass er Dir was anderes nicht verzeihen würde und Eure Beziehung leidet. Also Ängste, loszulassen. Die sind verständlich und 'normal'. Aber die Situation ist nicht normal!
SO hilfst Du ihm nicht. Er wird sich darauf verlassen, dass Ihr da seid und seine Schulden tilgt.
Er war beim Zocken und auch bei Kreditaufnahme 'erwachsen', und so muss er auch weiter agieren. Mal erwachsen, mal Kind, das wäre ja sehr schön, denn dann muss niemand Verantwortung übernehmen.

Darf ich mal fragen, was wichtig am Schützenfest ist?? Will er jedem Speis und Trank ausgeben??
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #26 am: Gestern um 15:56:39 »
Hi Kraechen!

Zunächst einmal muss er die Ausbildung fertig machen und dann den Job bekommen. Dann muss er ja auch nicht von heute auf morgen raus. Gebt ihm eine angemessene Frist. Wenn Ihr seht, dass er sich bemüht, es aber nicht klappt, dann verlängert die Frist noch einmal. Ich darf Dir aber auch aus meiner Erfahrung berichten, dass ich meine Erwartungen in eine Wohnung selbst schon so hoch gesetzt habe, dass ich auf dem Wohnungsmarkt nicht fündig geworden bin. Meine Erwartungen wurden erst erfüllt, als ich selbst gebaut habe. :)

Was waren es? 24 %? Wahnsinn ist das ... da kann ich Deinen Wunsch zu helfen schon verstehen.

Bleiben wir aber mal in der Theorie. Nehmen wir also an, er beendet seine Ausbildung erfolgreich. Auch den Job bekommt er. Er findet sogar eine Wohnung.
Was er tatsächlich nachher real an Ausgaben hat, wird er erst sehen, wenn es soweit gekommen ist. Hier muss auf jeden Fall ein Haushaltsbuch her, welches gewissenhaft geführt werden muss. Ob Ihr nun die Schulden übernehmt oder er sie direkt abzahlt, wird wohl in der Höhe kaum einen Unterschied machen - nur in der Laufzeit.
Wir Spieler denken aber nicht wirklich langfristig. Wenn wir das tun würden, dann gäbe es die Krankheit wohl gar nicht. Bei Deinem Sohn wird daher ein Monat wie der andere sein.
Gerne wird dann wieder "der Moment" ausgenutzt um zu spielen, da ja doch alles so schlecht ist und ein Ende nicht in Sicht. Vielleicht könnte ja ein großer Gewinn die Situation verbessern? Wenn ihr ihm helft, was wird er dann denken? Schön, dass sie mir geholfen haben, doch ohne sie wäre ich am Ende ... ohne sie bin ich nichts ...!?
Könnte es sein, dass Eure auf Liebe basierende Hilfsbereitschaft sich bei ihm zu etwas Negativem entwickelt?

Noch einmal kurz zum bei Euch wohnen bleiben. Das finde ich nicht gut! Ihr lebt dann immer noch im selben Haushalt und er muss, und sei es nur in seiner Gedankenwelt, sich Euren Wünschen beugen/unterwerfen. Da ist er also nicht wirklich selbstständig. Wenn ihr bisher immer gemeinsam gegessen habt, könnt Ihr dieses Ritual ja noch weiter führen ... erst einmal ... Er kann sich ja dann mit einem Obulus beteiligen an den Kosten. Bei Muttern schmeckt es nun mal am Besten ... :) (oder muss ich hier "bei Vatern" sagen?) So könnte er gleich seinen täglichen Ballast abwerfen und ihr könnt das gemeinsame Geldmanagement machen. Zur Info: Dies ist ein temporäres Werkzeug, welches ihm den Suchtdruck nimmt und er gleichzeitg wieder den Umgang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel erlernt.
Gute 24 h
Olaf


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Re: solche Sorgen....
« Antwort #27 am: Gestern um 16:14:30 »
Hallo Kraechen, was ich so rauslese hat bei euch M am wenigsten den Wunsch aus der Sucht rauszukommen.  Ich verstehe gut das ihr ihm helfen wollt, aber der Wille aufzuhören und alles auf die Kette zu bekommen muss ausschließlich von ihm selbst kommen. Ihr zeigt hier zwar jede Menge Einsatz, der allerdings auch wieder nicht seiner ist. Zum Thema Finanzen: Keinesfalls mehr mit Geld helfen. Ihr könnt ihm anbieten sein Online Banking zu übernehmen und ihm Taschengeld geben, aber auch hier nur kleine Beträge, für Zeitraum x. Nicht zu kurz ansetzen. Aber keine Kredite ablösen um ihm die Wucherzinsen zu ersparen, die hat er sich ja selber ausgesucht und warum wollt ihr ihm hier wieder die Konsequenzen ersparen? Wenn er dann Geselle ist, hat er das in einem Jahr abbezahlt, dann muss eben auch mal weihnachts oder Urlaubsgeld für ne Sondertilgung draufgehen. Aber er wird mit jeder Konsequenz die er tragen muss daran erinnert, was er selbst verursacht hat. Er hat die Verantwortung zu tragen, nicht ihr. Ich finde ihr macht es ihm viel zu einfach. Auch finde ich das ihr ihm viel zu sehr vertraut nachdem er euer Vertrauen ja schon gebrochen hat und wieder mal gelogen hat... hier hätt ich ihn schon auch mal spüren lassen das es so nicht geht... Für mich ist jetzt schon ersichtlich das es für ihn noch weitergehen wird. Eine Spielsucht ist nicht in ein paar Monaten verschwunden, es ist ein langer Prozess. Auch verstehe ich deinen Drang nicht ganz, ihn schon wieder belohnen zu wollen in Richtung mal ein Eis oder Geld fürs Fest wo er erst vor einer Woche erneut mit der Sprache rausgerückt hat. Davon seid ihr noch meilenweit weg an sowas zu denken. Nebenbei: wer braucht 300 Euro für ein Schützenfest? Hat er euch erklären können wie er zu dieser irrsinnigen Summe kommt? Es sollte jetzt seine Priorität werden, gesund zu werden, sich selbst nen Ratenplan zu erstellen etc... Therapie ist natürlich immer ein Ansatz, aber kein Allheilmittel, hilft alles nix wenn man es nicht aufrichtig und ernsthaft will. Helfen könnt ihr, indem ihr mit offenen Ohr beiseite steht und ihn seelisch unterstützt. Die restliche Arbeit muss er alleine erledigen, das kann ihm niemand abnehmen. Auch wenns dir schwer fällt, aber er ist nun mal jetzt erwachsen und hat für seine Taten selber Grade zu stehen.

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Offline digger

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #28 am: Gestern um 23:48:30 »
moin Kraechen,

gestern gabs im Fernie eine Sendung über die Walz (37 Grad?) - also Handwerker, die nach Abschluss ihrer Ausbildung 3 Jahre auf eigenen Beinen ihre ersten Berufserfahrungen (und mehr) bekommen. Was für euer Problem wichtig ist: die Jungs und Mädels müssen ohne Händi und ohne Knete 3 Jahre in der Fremde bestehen.
Ich bin mit meinen Überlegungen noch nicht fertig - aber evtl. liesse sich doch da ein Konzept für eure Situation entwickeln....

Lernt M. ein Handwerk? Ist es da möglich auf die Walz zu gehen?

gruß digger
… Freedom's just another word for nothin' left to lose ....

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Offline Rubbel

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Re: solche Sorgen....
« Antwort #29 am: Heute um 00:01:48 »
Gute Idee!
... ich dachte, Walz ist nur für Zimmermänner.

Seit Jahren im Trend ist ... Mechatroniker
--Meist ist Geist geil--

 

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