... am Samstag treffen sich doch die Endgegner!
Guten Morgen!
Tja, die Tochter ... Humor hat sie ...

Nun, was macht denn einen Endgegner aus? Per Definition kommt der Begriff wohl aus der Spielewelt, wo es am Ende eines Levels oder ganzen Spieles zu einem besonders starken und wiederstandsfähigen Gegner kommt. Ihn muss man besiegen, um ein Level oder ein Spiel zu beenden. Wikipedia sagt hierzu, dass er oft den "Höhepunkt der Herausforderung" darstellt.
„Spielsucht ist ’ne Bitch – und hier ist ihre Endgegnerin.“ Vom Opfer zum Endgegner – das gefällt mir.
In dem Gleichnis wäre das Spiel also die Glücksspielsucht. Doch diese ist nach herrschender medizinischer Meinung nicht heilbar. Genesung können wir aber erlangen. Gerne umschreibe ich es als "die Sucht zum Stillstand" bringen. Hinzu kommt die Beschäftigung mit sich selbst ... Assoziationen ... Veränderungen im Verhalten, Denken und Fühlen, der heiligen Dreifaltigkeit. Gerne separieren wir "die Sucht", neuerdings auch "die Bitch" genannt, um einfacher mit ihr arbeiten zu können. Doch tatsächlich ist sie ein Teil von uns. Sie ist verwoben mit allem möglichen Alltäglichem. Ich rieche ein Pizzabaguette, welches im Ofen gart und denke automatisch an die Zeit zurück, als hier im Ort die erste Spielhalle aufmachte. Dort gab es das Zeug "umsonst", genauso, wie die Getränke. Ich sehe farbiges Licht reflektierende Oberflächen in dunklen Räumen und denke an diese Spielhalle. Plastikpflanzen erinnern mich auch daran.
Das waren jetzt nur ein paar Beispiele, doch da gibt es noch so viel mehr, was ich schlichtweg nie aus meinem Kopf bekommen werde.
Das "Spiel" kann also nie zuende gehen, während meiner Lebenszeit. Doch "Level" können wir sehr wohl bestreiten ... Lebensabschnitte. Diese sind immer mit Veränderungen verbunden. Kindergarten, Schule, Ausbildung, Beruf, Rente ... Single, verliebt, verlobt, verheiratet ... ein Baby bekommen, ihm in seinem Leben alles mitgeben, was man selbst für richtig erachtet, trotz pubertärer Widerstände ... Elternhaus, Mietwohnung, Eigenheim ...
Doch auch bei der Glücksspielsucht gibt es solche Lebensabschnitte. Ganz banal z.B. der aktive Abschnitt und der inaktive. Naja, der "Endgegner" beim Wechsel von inaktiv zu aktiv ist meistens ein Papiertiger. Doch braucht es wirklich anders herum so viel mehr an Aufwand? Ja und nein ist da meine Meinung ...
Gerade beim Austausch in Gruppen merke ich oft, wie die Köpfe qualmen ...

Doch liegt es tatsächlich an den anderen Sichtweisen, die geteilt werden? Oder vielleicht an der Tatsache, dass man diese Sichtweisen eigentlich schon kannte, sie aber nie so recht durchdacht hatte?
Ich denke hier gerne an einen Psychologen zurück, der mal sagte: "Alles, was Ihr braucht, das steckt bereits in Euch! Es muss nur hervorgekramt werden."
Die Glücksspielsucht kann also nur gestoppt werden. Kann ich denn etwas besiegen, was nach dem Kampf trotzdem noch immer da ist? Gegen wen kämpfe ich, wenn die Sucht doch ein verwobener Bestandteil meiner Selbst ist? Wer betreibt den Aufwand? Wer wird verletzt? Wer wird geschwächt?
Muss ich nicht eher meinen inneren Schweinehund überwinden? Meine Lethargie? Prokrastination? Muss ich nicht eher meine Komfortzone verlassen und das Wagnis der Genesung eingehen?
Wenn ich mich auf meinen Gegner konzentriere, kann ich Letzteres nur schwer ,,,
Zu guter Letzt: Wessen Opfer bin ich denn? Wer ist oder sind die Täter? Sind diese vielleicht selbst die Opfer ihrer Umstände?
Was bringt es mir, wenn ich mich als Opfer "fühle"? Sind es dann nicht die Täter, die sich verändern müssen?
Woher kommt dieser Groll jemandem anderen eine "Schuld" zuzuweisen?
Was ist mit jemandem, der den Umgang mit einer bestimmten Situation nie gelernt hat und die Suchtausübung als Bewältigungskonzept nutzt. Ist er dann auch Opfer? Ohne Täter?
Ich finde sowohl den Begriff des Endgegners, als auch den des Opfers einfach unpassend (und weiss natürlich, dass hier eine situationsbedingte Komik im Vordergrund stand).
Ich lerne jeden Tag dazu und wenn es eine Herausforderung zu meistern gilt, dann heißt das nicht automatisch, dass ein neues Level / ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Das kann sein, muss aber nicht.