hallo zusammen,

ich möchte mich an dieser stelle kurz vorstellen und mir ein wenig last von der seele schreiben.
mein name ist markus, 33 jahre alt und ich bin süchtiger automatenspieler seit 2003. wie bei vielen fing alles harmlos an mit gelegentlichem spiel und wurde schnell sehr massiv.
zwischen 2003 und 2004 habe ich dann ca. 20000 € verspielt. ich bin dann in eine stationäe therapie in einer klinik bei schwerin gegengangen. zwischenzeitlich gab es dann noch meine scheidung. bis ca. 2007 ging dann alles gut. in 2006 habe ich meine jetzige frau kennengelernt. sie hat dann in 2007 auch von meinem problem erfahren. bis ca. ende 2009 gab es unregelmäßige kleine rückfalle. ab okt 2009 wurde es dann wieder extrem und es ging soweit, dass ich firmengelder veruntreut habe und dies hat mich auch meinen job gekostet...natürlich fristlos. ich bin dann anfang februar (nachdem ich alles bei meinem arbeitgeber gestanden hatte) in eine hiesige entzugsklinik um erstmal wieder in die spur zu kommen. ich habe dann auch gleich wieder einen antrag auf eine stationäre gestellt. dieser ist auch schon bewilligt. allerdings sind die wrtezeiten derzeit echt lang (ende des jahres). seit anfang märz bin ich wieder zuhause und besuche wöchentlich eine SHG. leider gab es seit märz auch wieder 4 rückfälle im bereich von 200 €. dies hat meine ehe bis aufs letzte strapaziert. nun soll ich mir ertmal ne unterkunft bei einem freund suchen damit meine frau erstmal luft holen kann (verständlich).
naja...alles nicht so rosig. ich greife nach jedem strohhalm, bekomme diesen scheiß abber nicht in den griff.

also...soviel grob zu meiner geschichte

markus

Hallo Markus,
ich bin Andreas und ich bin Spielsüchtig und bin Heute frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel.
Ich kann Dich gut verstehen und ich bin den Weg gegangen: Erst Selbsthilfegruppe und als ich nach langen, langen und qualvollen 10 Monaten voller Rückfälle spielfrei wurde, kam mein Gefühlschaos zutage und ich wurde in eine Klinik eingewiesen wegen Depressionen. Nach der Therapie weite in die SHG und weitere Jahre später folgten noch weiterführende Therapien in Kliniken für die Behandlung meiner Folgeerkrankungen wie Soziale Ängste und Burn out.
Mir hat die Angst geholfen, in eine Spielhalle gehen zu müssen, auch wenn ich permanent nicht hineingehen will und die Angst, das mein Leben lang aushalten zu müssen. Davor konnte ich kapitulieren und dieses Gefühl unter Tränen in der Gemeinschaft erzählen.
Ich wünsche Dir wirklich Gelassenheit Markus und ein gutes Verhältnis zu Dir selber.
Als ich noch spielte und auch als ich mich vom Glückssiel befreien konnte war ich ohne Beziehung, ohne Freundin. Ich bin manchmal froh, daß ich hier keine weitere Schuld auf mich laden mußte und vielleicht half es mir so, intensiv für mich zu genesen.
Eine Gute Nacht und gute 24 Stunden
Andreas

Hallo Markus,
in Deiner "Sucht"Welt bist Du nicht allein. Die Herausforderung, die Glücksspielsucht anzugehen, ist enorm, aber leider gibt es keinen anderen Weg. Ich kann Dir als ehrenamtlicher Gruppensprecher von Gameover Bielefeld (gameoverweb.de) sagen, dass Der Weg zwar steinig, aber lohnenswert ist. Such den Kontakt zu Deiner SH-Gruppe und sprich über Deine Probleme, Schütze Deine Ausgaben und tue etwas für Dich.
Du musst Dir erst selbst trauen, bevor Deine ehefrau dir wieder vertrauen schenken kann.
Gruss und viel Kraft auf Deinem Weg. Was Du willst, wirst Du schaffen.
Dieter

Hi Markus!

"bekomme diesen Scheiß aber nicht in den Griff"

Wirst Du auch nie ... denn: Du bist süchtig!

Hast Du das für Dich akzeptiert? Du benutzt die Worte selber ...
Was bedeutet dieser Satz für Dich? "Ich bin süchtig!"

Ist Dir das Ausmaß Deiner Sucht wirklich bekannt?
Ich zitiere einmal aus Deinem Post:
"in 2007 auch von meinem problem erfahren"
Siehst Du Deine Sucht wirklich so? Als "Problem"?
Für mich werden Probleme GELÖST.
Sie tauchen auf - sie werden angegangen - sie sind erledigt.
Deine Sucht wird Dich Dein Leben lang begleiten.
Weist Deine Wortwahl da nicht auf eine Verharmlosung der Realität hin?

"bis ca. ende 2009 gab es unregelmäßige kleine rückfalle"
Was sind für Dich kleine Rückfälle?
Gibt es ein "bischen" schwanger?
Wahrheitsgemäß gesprochen: Du hattest Rückfälle!
Frage Dich selbst:
Warst Du wirklich zwischenzeitlich "trocken"?
Oder hattest Du vielleicht nur Spielpausen?

"ab okt 2009 wurde es dann wieder extrem"
Oder anders ausgesprochen:
Du hast Deine Sucht voll ausgelebt.
Die Veruntreuung der Firmengelder war da jedoch nur die Spitze des Eisberges - oder nicht?
Hast Du Deine Frau nicht auch angelogen?
Hast Du ihr nicht vielleicht Geschichten erzählt, wo das Geld geblieben ist?
Wo Du gewesen bist? Warum Du telefonisch nicht erreichbar warst?
Hast Du sie nicht immer wieder, mal mehr, mal weniger - hintergangen?
Ihr Vertrauen mißbraucht? Sie betrogen?

Du hast Deine Frau 2006 kennengelernt und "erst" in 2007 hast Du Dich geoutet.
Böse Frage: Bist Du aufgeflogen?
Hattest Du ihr zwischenzeitlich die "Rückfälle" gestanden? Die folgenden Spielexzesse?

Markus - solange Du Deine Sucht und Deine Taten verharmlost, sie verdrängst - so lange wirst Du auch immer wieder vor den Automaten auftauchen.
Die Wahrheit schmerzt - sie tut richtig weh.
Wer sieht sich selber gerne als Betrüger und Lügner?
Aber es ist wichtig, sich mit den eigenen Fehlern zu konfrontieren.
Es ist wichtig, sie überhaupt erst einmal zu erkennen (deshalb meine zugegebenermaßen oben sehr negativ gehaltenen Worte).

Erst wenn Du soweit bist - mit Ehrlichkeit nach innen und nach aussen - erst dann kannst Du einen Schnitt zwischen Vergangenheit - Gegenwart und Zukunft machen.
Erst dann hast Du eine Chance - Dir selber zu vergeben.

Ich wünsche Dir
Gute 24 h
Olaf