Hallo Ilona!
Vielen Dank für deine Antwort! Den "ich mach das für dich"- Fehler habe ich schon durch. Das war so ziemlich meine erste Reaktion, als er mir vor einem Jahr oder so gesagt hat, dass er spielt. Ich habe gleich voll auf "da muss man doch was dagegen tun" geschaltet und zwei Tage lang in der Gegend rumgesucht und mit allen möglichen Leuten telefoniert, von Therapie bis Schuldnerberatung. Er hat sich das alles angehört und danke gesagt, es war aber schnell klar, dass er nicht vorhat das, was ich rausgefunden habe, zu nutzen. Das war für mich ziemlich schwer, denn was kann man groß tun, wenn jemand eben nicht will? Ich habe ihn dann noch zu der einen Beratungsstelle geschleppt, er ist mir zuliebe mitgegangen. Zuerst war er auch froh darüber- hat er jedenfalls gesagt. Aber das war vermutlich die nette Version, damit ich zufrieden bin, denn er hat keinen Folgetermin ausgemacht und irgendwann gesagt, die Leute seien ihm zu "alternativ" gewesen. Und gegen Selbsthilfegruppen hat er Vorurteile. In die Richtung, dass da lauter Leute mit Jesuslatschen und Strickpullover sitzen und das eben so "Ich bin der Martin, ne"- mäßig ist. Naja, ganz vorurteilsfrei war ich in dem Punkt auch nicht, aber
ich war im Sommer drei Monate in der Psychotherapie, und gerade von den Gesprächsgruppen habe ich unheimlich profitiert. Nur kann er es halt nie ausprobieren, wenn er sich nicht mal darauf einlässt.
Vielleicht ist auch viel Getue dabei und der wahre Grund ein ganz anderer. Er hat sowieso Probleme, unter fremden Menschen zu sein und geht überhaupt nicht gerne raus. Dann ist die Vorstellung, in einem Raum mit lauter Unbekannten zu sitzen und von solchen Problemen zu reden, sicher doppelt so schlimm.
Dieses "ich schaffe das auch alleine, ich bin doch nicht blöde", das Mike beschrieben hat, kommt von ihm auch ab und zu. Ich habe außerdem das Gefühl, er redet sich das alles schön, so nach dem Motto "naja, ganz aufgeben muss ich es ja nicht gleich, ich reduziere es und dann kann ich ja ab und zu mal nur so aus Spaß für ganz wenig Geld...". In einer Therapie würden sie ihm ziemlich deutlich sagen, dass das eine Lüge ist, was er ja auch weiß. Aber vielleicht lässt es sich dann schlechter ignorieren?
"Ja, aber..."- Haltung gefällt mir jedenfalls gut. Das ist ein wertvoller Gedanke für mich. Sonst käme ich mir vor, als lasse ich ihn einfach fallen, nur weil es mal ein Problem gibt.
Es tut wirklich gut, das mal loszuwerden. Für dich ist das vermutlich ziemlich nervig, weil es ja irgendwie immer die gleichen Probleme sind, aber mir hilft es sehr. Vielen Dank für´s "Zuhören"!!!!
Was mich noch interessieren würde: Gibt es Gemeinsamkeiten im Leben von Spielern, die mit dazu führen, dass jemand gerade anfängt zu spielen und nicht meinetwegen heroinsüchtig wird oder sonstwas? Warum gerade das, meine ich. Und weißt du etwas darüber, ob das auch "von selbst" wieder aufhören kann (die große Hoffnung meines Freundes)? Das kann ich mir halt nicht vorstellen. Ich würde denken, entweder "schläft" es dann nur, oder man hat mittlerweile eine Ersatzdroge gefunden. Aber ich weiß da ja auch nicht besonders viel drüber.
Vielen Dank nochmal, dass ich das hier schreiben kann! Ich hoffe, dir und allen anderen geht es gut und ihr habt einen richtig schönen Abend!
Viele liebe Grüße, Christina